Ökonomen streiten über Verteilungsfrage
Seite 650 von 7960 Neuester Beitrag: 22.08.25 01:07 | ||||
Eröffnet am: | 05.11.12 08:09 | von: permanent | Anzahl Beiträge: | 199.991 |
Neuester Beitrag: | 22.08.25 01:07 | von: Fillorkill | Leser gesamt: | 42.092.797 |
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Eine prozyklische Krisenpolitik, die also mitten in einer Recession ein radikales Sparen beginnt, verschlimmert beides - das Deficit und die Recession. Am Ende, wenn die Gesamtersparnis auf 0 gesunken ist, gibt es dann auf deutlich tieferer Basis als nötig die 'traumhaften Wachstumsraten'. Bekannt als Basiseffekt, aber nur dann, wenn es gut läuft...
Krisen haben immer Gründe, außerhalb aber immer auch innerhalb des Landes. Mit ewigem Aufpäppeln der vorhandenen, oft morschen Strukturen (Planwirtschaft!) ist eine Gesundung nur schwer möglich.
P.S.: Wenn Arbeitslose nicht auswandern und diese durch Staatsverschuldung am Leben gehalten werden, erhöht das das BIP. Betrachtet man also nur das BIP schlägt sich die Abwanderung nicht positiv nieder. Will man den potentiellen Wohlstand eines Landes betrachten, sollte man das BIP/Kopf anschauen. Nur verzweifelt die Gesamtzahl anzuschauen führt wie in Japan zu einer falschen Analyse und damit auch zu falschen Aktionen.
Der Staat muss im Krisenfall zahlen und dafür Neuverschuldung (im Extremfall bis QE) betreiben, bei Sonnenschein kassieren und Verschuldung unter Maastricht drücken. Dazu muss er wohl auch überschüssige Sozialversicherungsbeiträge verwenden, er spart dafür Zinszahlungen. Der Staat ist als gesellschaftliche Versicherung auch eine Sozialversicherung. Also in guten Zeiten über Beiträge und Entschuldung hinaus kein Feld privater Vermögensanlage, sondern das Gegenteil.
Man kann natürlich auch Krisen produzieren, die keine Überbrückung mehr zulassen: Griechenland, das von bereits hoch verschuldet immer noch von staatlichen Renten und Privilegien leben wollte, Spanien, das am Turmbau zu Babel mit Banken und Bauwirtschaft scheitert, Japan, das gewaltige Exportüberschüsse kreditgehebelt in Bodenpreise und Mieten aus reinem Gold verwandelte, und damit auch hohe Löhne regelrecht massakrierte.
Die USA haben ihr Neuverschuldungspzential inkl. QE nun voll ausgeschöpft und laufen wohl eher den PIIGS-Status an, als dass sie einen Schuldenabbau ohne sozialen Kahlschlag erreichen.
Eine Schwierigkeit wird immer sein, die staatliche Neuverschuldung antizyklisch zu senken, weil irgendwie immer Krise ist, Steuern und Abgaben angeblich immer zu hoch sind.. Andererseits scheint die Krisenhäufigkeit zuzunehmen, und der allgemeine Glaube an großen privaten Reichtum zu schwinden, so dass ein Bewusstsein für den Bedarf großer Puffer und reeller Verhältnisse besteht.
und dem Verhältnis von Politik zu Eliten. (via BT)
«China hat noch zwei Jahre Zeit»
Michael Pettis, Finanzprofessor an der Universität Peking, erklärt im Interview mit FuW, weshalb Präsident Xi schnell seine Macht konsolidieren muss und wieso es keine Finanzkrise geben wird
fuw
www.ariva.de/forum/...SA-Baeren-Thread-283343?page=4432#jumppos110808
Dass sinkende Preise verkaufsfördernd wirken, galt jedenfalls in der Vor-Voodoo-Ära als unumstößliches Grundprinzip der freien Marktwirtschaft. Der oben verlinkte Artikel deutet darauf hin, dass Zentralbanker mit QE die freie Marktwirtschaft abschaffen und sie durch eine bürokratische Planwirtschaft ersetzen wollen. Das ist nicht mal "links" oder "fortschrittlich", sondern einfach nur dilettantisch. Und Leute wie Lagarde, die ökonomisch nicht durchblicken, plappern den Stuss einfach nach.
Herkömmliche Zinspolitik besteht darin, die Zinsen je nach Konjunkturlage zu erhöhen oder zu senken. Der Mittelwert der Leitzinsen liegt dabei in etwa in der Größenordnung des Wirtschaftswachstums, das in der Vor-Lehman-Zeit bei ca. 3 % p.a. lag. Daher kommt auch, wie Malko oben anmerkt, die Festlegung der Neuverschuldungsgrenze gemäß Maastricht von 3 % p.a.
Tatsache ist jedoch, dass die Zentralbanken mit ihrem Latein am Ende sind, wenn sie die Leitzinsen bereits auf Null gesenkt haben. Das ist in USA nun schon seit über 5 Jahren der Fall. Bei Nullzinsen könnten Zentralbanker nur noch abwarten. Sie könnten ihren Laden auch dichtmachen.
Eher noch wären negative Leitzinsen, wie sie jetzt von der EZB angedacht werden, eine Fortsetzung herkömmlicher Geldpolitik. Der Staat ist daran gewöhnt, die Bürger bei der Inflation dahingehend zu übervorteilen, dass die tatsächliche Inflation höher ist als die offiziell ausgewiesene, was den Geldwert langsam dezimiert - zumindest wenn man auf seine Ersparnisse nur Spar- oder Festgeldzinsen kassiert. Im Schnitt hat es in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg 15 Jahre gebraucht, um den Geldwert zu halbieren. Wir sehen es gut am Euro, der vor rund 15 Jahren mit ca. 1 zu 2 zur DM eingeführt wurde. Heute sind die Preise in Euro in etwa so, wie sie vor 15 Jahren in DM waren.
Wenn es wegen nachhaltiger Post-Krisen-Stagnation "Low Deflation" gibt, die man kaum mehr weiter runterlügen kann, könnte sich der Staat seinen gewohnten "Zehnten" dadurch holen, dass er negative Sparzinsen festlegt. Der Endeffekt für den Sparer wäre der gleiche wie früher, nur der Beschiss würde offenkundiger. Außerdem könnten sich Sparer der Negativzinsung entziehen, indem sie zu Hause Bargeld bunkern. Bank-runs stünden ins Haus.
Daher wird der Gewohnheits-Beschiss lieber über die Gelddruck-Schiene abgewickelt. QE-Gelddrucken ist natürlich keinesfalls neutral (wie Zentralbanker und ihr "Fans" hier behaupten), sonst würde es überhaupt nicht gemacht. QE ist vielmehr der Modus Vivendi, mit dem sich der Staat auch in einer nachhaltigen Post-Krisen-Stagnation seinen Zehnten zuzuschustert, ohne durch Negativzinsen Bank-Runs zu provozieren.
Alles andere, was an QE-"Effekten" noch oben drauf kommt, ist Artefakt und weitgehend von den Zockerbanken orchestriert (z. B. fortlaufend steigende Aktienkurse). Die steigenden Aktienkurse dienen den Zentralbank-Strategen als "Beweis", dass QE "funktioniert" - obwohl realwirtschaftlich herzlich wenig dabei rauskommt. (Bernanke hat wiederholt auf Aktienanstiege im Russell-2000 hingewiesen und dies als "Erfolg" von QE bezeichnet).
Die "Wachstums"-Impulse, soweit vorhanden, kamen aber im Wesentlichen aus der langjährigen Nullzinspolitik, welche den Pleite-Banken die sukzessive Entschuldung (sie hatten nach Lehman oft negatives EK) via Staatsanleihen-Carrytrades ermöglichte. Außerdem ermöglichte ZIRP den Firmen, zu unglaublich günstigen Konditionen Kredite über Junkbond-Emissionen, also am Markt, aufzunehmen.
Nullzinspolitik ist jedoch - das sollte man im Auge behalten - die Extremvariante herkömmlicher Geldpolitik. QE als Zubrot ist verzichtbar, wenn der Staat auf seinen gewohnten "Zehnten" verzichten würde, was er aber offenbar nicht will oder kann. Die Behauptung, QE sei "alternativlos", ist in dem Sinne als eigennützige Staatspropaganda (auch auf EU-Ebene) zu bewerten. Sie beißt sich mit Bekenntnissen zur freien Marktwirtschaft. Dass QE wegen Low Deflation zwingend notwendig sei, wie jetzt auch Lagarde weiszumachen versucht ( Link in # 232), ist ein Ammenmärchen.
Negative Einlagenzinsen sind stark umstritten und die überwiegende Mehrheit glaubt, dass sie nicht so wie gewünscht funktionieren. Die einfache Reaktion auf eine derartige Strategie - die Einlagen gehen erheblich zurück.
Das bedeutet, die Banken hinterlegen nichts mehr bei der Zentralbank über Nacht. Da alle Banken betroffen sind, kann man die Negativeffekte einfach an die Kunden weiter reichen. Das bedeutet, Kredite werden nicht einfacher vergeben, sie werden nur teurer. Dazu gibt es auch vereinzelte praktische Beweise. Ob Kredite nachgefragt oder gegeben werden liegt auch am Zins, aber der Zins ist nicht die alleinige maßgebliche Größe. Man kann von keiner Bank verlangen, dass sie Pleitefirmen weiter finanziert und man kann von keiner Firma erwarten, dass sie investiert ohne Chance diese Investitionen wieder zu erwirtschaften. Wenn also der die geldpolitische Steuerung am Ende ist, sollte einem spätestens klar werden, dass man an den notwendigen strukturellen Reformen nicht vorbei kommt. Dazu zählen auch Sozialleistungen, die man auf mittlere Sicht nicht in der Lage ist zu erwirtschaften und eventuell auch nie war. Es gibt eben einen Unterschied zwischen einem kurzen heftigen Einbruch und einer sehr lang andauernden Krankheit.
Für die privaten Einlagen gilt ähnliches. Man sucht sich eben andere Unterbringungsmöglichkeiten, die in einem derartigen Falle auch schnell am Markt angeboten würden.
Man kann eben eine Strategie, die eventuell anfänglich etliche Wirkungen zeigt, nicht unendlich linear verlängern. Schon jetzt ist das Geld im Verhältnis der realen Inflation viel zu billig und schädigt zusätzlich in erster Linie die Finanzbranche (zu geringe Marge) und zwar dort die Bereiche die wenig zocken.
Allerdings kann man nicht erwarten, dass irgendeine Notenbank auf dieser Erde eine Politik gegen die Fed ausführen könnte. In letzter Konsequenz gibt die Fed (US-$-Raum) die Marschrichtung vor und alle Satelliten müssen im Prinzip folgen. Die EZB (Euro-Raum) ist der 2. Brummi, aber erheblich schwächer als die Fed. Die Fed hat inzwischen erkannt, dass ihre monetären Spielchen kaum noch etwas bringen - auch im Sinne der Umverteilung - und kann jetzt andere, bedingt durch die Androhung steigender Zinsen, zwingen sich mit potentiellen Kursverlusten im Finanzsektor auseinanderzusetzen. Nicht grundlos beschäftigt sich auch jetzt die Bundesbank mit QE.
Mit dem Zündeln im Osten haben die USA Europa und im besonderen Deutschland wieder auf Linie gebracht. Mit der Finanzpolitik werden sie auch dafür sorgen, dass Deutschland die Vergemeinschaftung der Schulden in einem wesentlich größeren Ausmaße akzeptieren muss und damit der Spielraum für die US-Finanzwelt stark ansteigt. Und damit man alles im Griff behält, bespitzelt man fleißig die Schlafzimmer der "Freunde"
Aus diesen Fängen können wir uns nur Schritt für Schritt befreien. Alleine sind wir dazu zu schwach. Und deshalb brauchen wir unsere Partner in der Eurozone. Mit denen zusammen wird es eine mühsamer Weg sein (laufende Einflussnahme von außen), ohne die wird es unmöglich sein. Die einfachen Positionen von manchen gegen die EU und die Eurozone stärken im wesentlich das Geschehen was diese nicht wollen. Wir müssen uns schon der Aufgabe eines mühseligen ewigen Optimierungsprozesses in Europa unterziehen, alleine können wir in Wirklichkeit noch weniger erreichen. Auch bezüglich der Vergemeinschaftung von Schulden ist nicht die Mitgliedschaft in einem Club maßgebend. Die Fakten können einen zwingen oder auch nicht. Für die Ukraine werden wir jetzt, neben vielen anderen Kosten, auch Gazprom noch das Gas für dieses Land bezahlen müssen.
The S&P 500 And U.S. Economic Index Continue Decoupling
SPY • Yesterday, 6:07 PM • J.J. McGrath • Comment!
Summary
- Both SPY and my U.S. Economic Index moved higher last month, even as the SPY-USEI correlation coefficient moved lower.
- SPY climbed to an all-time monthly closing high share price, as it advanced on an adjusted basis to $187.01 from $185.47, a gain of $1.54, or 0.83 percent.
- Founded primarily on Institute for Supply Management data, the USEI also expanded, to 53.18 from 51.80, an increase of 1.38 points, or 2.65 percent.
- However, the SPY-USEI correlation coefficient dipped to 0.61 in March from 0.62 in February, a continuation of its long-term slide.
- This decoupling of SPY and the USEI reflects a rupture between the equity market and the economy, one likely to be unsustainable.
In diesem Sinne einen schönen Samstag.
ave
Leute, die auf das Geunke von AL (www.rallyboykott.de) gehört haben und seit 5 Jahren die angebliche Bearmarket--Rally shorten, was das Zeug hält, mögen jetzt pleite sein. Allerdings war und ist dieser Typus niemals in der Lage, eine Umkehr des übergeordneten Trends zu bewirken. Dazu braucht es bekanntlich Bullen, die die Seite wechseln. Neben den AZ'lern, die bereits alle flat oder short sind, sind das zB Insider, die massiv auf die Verkaufsseite gewechselt sind und diverse Hedgefunds..
Es ist eben sehr schwierig für Spekulanten mit einem längeren Anlagehorizont wieder den Einstieg zu schaffen. Dazu braucht es schon sehr deutliche und große Abstürze oder sie verlieren die Geduld und steigen dann doch zu früh wieder ein. Eine mentale unschöne Lage die es zu verhindern gilt.
MMn ist der Ausstieg nach einem deutlichen Absturz (deutlich über 20%) oder bei sehr starken "externen" Indikatoren (dazu zählt ein altes Allzeithoch eindeutig nicht) sinnvoll. In dem ersten Fall hat man zwar seinen "Gewinn" deutlich reduziert und bei dem anderen Fall ist man eventuell etwas zu früh draußen. Die garantierte optimale Gewinnabschöpfung ist nun mal nur mit viel Glück möglich und dieses Glück ist selten. Gier führt in den Abgrund. Man muss eben bereit sein kleine Brötchen zu backen und dann gibt es von Zeit zu Zeit mit Glück ein größeres Brot.
Die Ukraine gehört bis jetzt nicht zu den starken externen Indikatoren. Der Westen hat sich verzockt und schleicht jetzt unter mühsamer Gesichtswahrung zurück. Keiner wird wegen der Ukraine in den Krieg ziehen oder sich selber umbringen.
Skeptiker sind in der Lage Szenarien realistisch einzuschätzen, Pessimisten sind jedoch verblendet und finden überall negative Stimmungen und Verschwörungen.
Short ist keine Strategie zur Vermögensbildung. Short Derivate taugen allenfalls zur Absicherung von Positionen (im Depot oder auch für Produzenten) aber auch dann ist es nur eine simple Versicherung die wie alle Versicherungen Geld kosten und so auch Rendite fressen.
Shortspekulationen können gut Gewinn bringen wie auch der Kauf eines Lottoticket Gewinn bringen kann.
Damit will ich nicht ausschließen, dass es einige wirklich begnadete Spieler gibt die ein Gefühl für das System haben. Das sind aber nicht die Spieler die du so schön mit "Ralleyboykott" auflistest. Diese Spieler verspielen ihr Kleingeld.
ave
ESM-Chef warnt Athen vor zu hohen Kapitalmarktkosten
Griechenland will zurück an den Finanzmarkt. Dass das Land die Märkte testen wolle, sei natürlich, sagt ESM-Chef Klaus Regling. Doch er warnt Griechenland davor, den Investoren zu hohe Rendite zahlen. Mehr…
Vorsicht, Deutschland!
Deutschland geht es gut. Die Reformen der letzten Jahre haben sich ausgezahlt. Doch wir handeln uns selbst neuen Ärger ein.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/...nce-indicators-12881680.html
05.04.2014 · Beinahe hätte die BASF 400 Millionen Euro extra für die Energiewende zahlen müssen. Doch plötzlich ist davon keine Rede mehr. Sigmar Gabriel hat sich dem Druck der Strom-Selbsterzeuger gebeugt.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/...wie-lobby-geht-12881702.html
Wohlfühl-Deutschland möchte alles so wie früher. Wer sein Leben lang gearbeitet hat, soll künftig schon mit 63 Jahren die volle Rente beziehen. So hat es die Bundesregierung beschlossen. Das Rentenpaket soll am 1. Juli 2014 in Kraft treten. Die vor einigen Jahren eingeführte stufenweise Verlängerung der Arbeitszeit bis 67 wird zurückgedreht.
Das von diesem Beschluss ausgehende Signal führt in die falsche Richtung. Der Blick auf den so genannten „Altersabhängigkeitsquotienten“ verdeutlicht das Problem. Diese Ratio bezeichnet das Verhältnis der Altersgruppe der Rentner (65plus Jahre) zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (20-64 Jahre). Da die geburtenstarken Jahrgänge im Verlauf der kommenden 10 bis 15 Jahre in Rente gehen, steigt der Altersabhängigkeitsquotient an.
http://www.wellenreiter-invest.de/...&utm_content=Mailing_5868936
Auch in der Krim-Krise. 50-60% aller Deutschen und Foristen möchten das Deutschland zwischen dem Westen und Russland eine Position in der Mitte [Anmerkung zap: zwischen den Stühlen] wahrnimmt.
Die Rente mit 63 ist da also nur ein weiteres Symptom. Die Ursache liegt ganz woanders, es ist die Angst vor dem Verlust des persönlichen bescheidenen Wohlstandes, der privaten Idylle und des Friedens im Kleinen, kurz: Der Leichtigkeit des Seins.
Willkommen im Land der Dichter und Denker. Man möchte ergänzen: Im Land der Träumer und Gartenzwerge. Denn leider funktioniert die Welt nicht mehr so einfach wie es sich der Biedermeyer erhofft und in den letzten Jahrzehnten gewohnt war. Wir waren von Freunden umgeben und selbst die Finanzkrise haben wir dank Mutti problemlos umsegelt.
Die Zeiten haben sich nun geändert, wir werden wieder für unseren Frieden und unser Glück hart arbeiten müssen. Hoffen wir dass es gelingen möge.
Die Frage ist allerdings wie man angemessen reagiert auch unter den angespannten Haushaltslagen in Europa. Es ist nicht schwer voherzusagen, dass die NATO-Staaten in Bälde ihre Verteidigungshaushalte werden aufstocken müssen. Natürlich nicht in dem immensen Umfang wie im kalten Krieg, denn Russland ist auf konventionellem Gebiet relativ schwach, aber immerhin spürbar. Was das - und das Herunterfahren der wirtschafltichen Beziehungen zu Russland - für die Wirtschaft in Europa bedeutet kann man sich ausmalen.
Russland zündelt am gemeinsamen Europa, es bringt anhand der Ukraine völkisches Denken, Rache, große Ideologie, falsche Geschichte, Zerlegung von Nationen und militärische Optionen wieder ins Spiel. Was linke und rechte Kotzbrocken natürlich begeistert feiern, das ist ihre Welt, genau mit diesen Mitteln wollen sie die ihnen unerträglich friedlichen Verhältnisse im Westen sprengen.
Allerdings werden sie entdecken müssen, dass Russland herunterkochen und kooperieren wird, denn ein imperiales Auftreten in Europa schweißt ansonsten Europa und die USA zusammen und ruiniert Russlands innere und äußere Perspektiven. In den Netzwerken der globalen Großregionen spielt Russland nämlich ansonsten kaum mehr eine Rolle.
Angela Merkels rote Koalition
Kommentar Von Michael Bröcker, Rheinische Post
Die CDU-Chefin hatte alle Macht. Mit 42 Prozent als Gewinnerin aus der Bundestagswahl in die große Koalition eingezogen, hätte die Kanzlerin ihre politischen Prioritäten Gesetz werden lassen können: Finanzielle Stabilität in den öffentlichen Kassen, Investitionen in Bildung und Forschung, gesellschaftliche Reformen. Was passiert seit 110 Tagen? Investitionen in die Vergangenheit. In einem unheilvollen Pakt mit dem SPD-Gewerkschaftsflügel spendiert die CDU älteren Müttern und Frührentnern rund 200 Milliarden Euro bis 2030. Der teure Kompromiss bei der Energiereform belässt den Ländern ihre Öko-Orchideen und kostet Firmen und Verbraucher Milliarden. Das kann man alles irgendwie begründen. Wettbewerbsfähiger wird der Standort Deutschland so aber nicht.
Was Angela Merkel sonntags anmahnt, kassiert ihr Kabinett mittwochs. Daran ändert auch der Aufstand der Anständigen in der Union beim Thema Rente nichts. Merkel wird das Rebelliönchen vom Parteitag am vergangenen Wochenende rechtzeitig einkassieren. Und die SPD wird weiter regieren. Angela Merkels rote Koalition - wenn die wirtschaftliche Lage mal wieder schlechter wird, dürften die Folgen dieser Politik sichtbar werden. Zu spät?