Antizykliker-Thread - v2.0
Soweit ich das überblicken kann handelt es sich bei der 'radikallinken' Syriza tatsächlich um linke Sozialdemokraten, die ihren Aufstieg in erster Linie den enttäuschten PASOK-Wählern zu verdanken haben, nachdem die jeden moralischen Kredit verspielt hatte. Die Beton-Kommunisten, die es ja auch noch gibt, verweigern sich hingegen hier kategorisch. Per saldo wird es für die Griechen darauf ankommen, dass überhaupt eine handlungsfähige Regierung mit hinreichnd breiter Legitimation zustande kommt, egal wer die Nase vorn hat...
Fill
Offensichtlich haben sich alle gr. Partien vom Wahlschock erholt und versprechen nun dasselbe: Nachverhandlungen. Wobei die Linken noch einen Schritt weiter gehen und den Sparpakt kündigen wollen - sowie im Euro bleiben. Die Drohung, ansonsten aus dem Euo auszutreten und ganz Europa abstürzen zu lassen klingt recht unglaubwürdig, denn das wäre Selbstmord. Ohne das Ziel - die Zerstörung Europas - zu erreichen. Denn Europa ist längst vorbereitet.
Die Chancen der Rechten sind damit gestiegen denn nun hat der Wähler die Wahl zwischen realistisch klingendem und unrealistisch kingendem Käse. Käse ist beides aber das erfährt der Wähler erst nach der Wahl. NAch den Umfragen ist jedenfalls alles offen.
Damit ergeben sich mE drei Möglichkeiten.
1) ND und die Realos gewinnen = EU verhandelt etwas nach um deren Gesicht zu wahren. Als Dank für den guten Willen. Ansonsten bleibt alles beim alten.
2) Die Linken gewinnen = Etwas mehr Krawall, etwas mehr (?) Nachverhandlung, aber letztlich läuft's auf das dasselbe hinaus
3) Wieder ein Patt = worst case für die Börsen.
Dementsprechend können wir davon ausgehen, dass die sich in Bälde entweder in Personal- oder Sachdebatten selbst zerlegen werden. Der worst case einer Protestpartei ist die Regierungsbeteiligung - weil dann deren Dilletantismus ans Licht kommt.
http://www.handelsblatt.com/meinung/gastbeitraege/...ist/6751868.html
Dein Fill
(zum Glaubenund zum Zocken und für ne Runde in Lummerland reichts ja vielleicht trotzdem, nichts für ungut)
Am besten lässt man solche Leute ihren Wachturm verkaufen (an wen auch immer) und ansonsten ihre Wege gehen. Versuchen sie einen vollzulabern, sagt man höflich "kein Interesse" und schließt die Wohnungstür. Diskussionen sind zwecklos und Zeitverschwendung. sie bewirken - im Gegenteil - dass der Bekehrungseifer erst recht entzündet wird.
Armitage ist ein netter Mensch, insofern hilft nur ignore.
Ok, als Antizykliker ist das schwer zu verstehen, wie jemand unreflektiert den Mainstream übernehmen kann. Doch das Forum ist voll mit solchen Leuten. Schau in den BT, das Goldforum, den QV, die Aktienthreads. Man muss sich einfach abfinden, dass 95-99% der Weltbevölkerung keine eigenen Ideen entwicklen können.
Das ist ja auch unsere Geschäftsgrundlage hier im Thread und der Grund warum es hier so leer ist. Querdenker sind einsam und das muss auch so sein.
Fill
Ich bins auch unendlich leid, dass der griechische Schlendrian uns Investoren so auf den Sack gehen muss.
Man kann nur hoffen, dass heute Nägel mit Köpfen gemacht werden- ergo die Griechen stramm links wählen.
Nach einem Urknall und Rauswurf könnte sich der Markt wieder den Fundamendaldaten zuwenden.
Aber ich befürchte, das rumgeeier und Siechtum in Euroland geht weiter, da die Griechen weiter am Euro- Tropf hängen wollen....
Die Zeiten haben sich eben geändert. Zur Zeit meiner Börsensozialisation in den 80ern und 90ern waren die mainstreamigen Schwachmaten auf der Bullenseite zu finden. Heute ist es für die minderbemittelten bzw. Anfänger schick, kapitalismuskritisch, eurokritisch und was auch immer, kurz Bär zu sein. Denn da kann man vermeintlich nicht viel falsch machen und befindet sich in gefühlt angenehmer Gesellschaft. All die gehypten Analysten sind ja auch Bären.
Dass die Börsen im Frühjahr alle fast ATHs erreichten steht auf einem anderen Blatt. Denn - so die Überlegung - was nicht ist wird noch kommen. Und schließlich wirkt die Schwerkraft nach unten und nicht nach oben, das lernt man schon als Baby. So einfach kann Börse sein, wenn man es sich einfach macht und anderen das Denken überläßt.
Ein äusserst bullisches Zeichen.
Werden heute Nägel mit Köpfen gemacht, kann nach kurzer Randale wieder mit 7000 gerechnet werden.
Es sind auf jeden Fall spannende Zeiten für Investoren....
Also: Falls die Griechen nicht nach der kapitalistischen, deflationären merkelschen Pfeife tanzen - was nach dem EM-Sieg über Rußland durchaus in einem verzweifelten Anfall von Nationalstolz passieren kann - dann werde ich froh sein, mich ohne Netz im Ausland zu befinden. Falls das Gegenteil passiert werde ich mich nach meiner Rückkehr freuen.
Einen Vorgeschmack dessen, was am Montag blüht wird man heute abend am Euro ablesen können. Erste Hochrechnungen kommen ab 19.30 Uhr rein.
Allerdings könnte es eine gewisse Mentalität von sich selbst als Profis definierenden Marktteilnehmern geben, grundsätzlich short zu gehen. Mein erstes echtes Depot hatte ich beim PM der Deutschen Bank. Meine Broker waren, mitten in einem moderaten Bullmarket, zu meiner Verblüffung immer short. Meine zugegebnermassen glücklichen Gewinne auf der Longseite wurden von ihnen als naiv belächelt. ..
Fill
Sicher gehört es zum Selbstverständnis eines Profis, beide Seiten zu spielen. Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden. Wenn jedoch das Milchmädchen flat oder gar short ist - wie zur Zeit - und das in einem klaren Bullenmarkt, dann seh ich als Bulle nur eines: Dollar in meinen Augen und zwar auf Jahre hinaus. Der Bullenmarkt ist erst am Ende, wenn die letzte Oma long ist.
Gold ist übrigens dafür ein gutes Beispiel, hier ging der Zyklus vom Hassobjekt (300 Dollar) zum Oma-Investment (ab 1000 Dollar). Natürlich läßt sich daraus kein exaktes Timing erschließen, nur soviel: Solange keine Oma investiert ist, darf man mit gutem Gefühl und gutem Schlaf long sein.
Insofern macht es zur Zeit durchaus Sinn, Aktienbulle zu sein. Denn die meisten kapieren nicht, dass Börse nichts mit Logik zu tun hat. Meistens geht es rauf, wenn alles logisch für runter spricht.
Nominal (für den Derivatespekulanten entscheidend) steht die z.B. der Dow ganz gut, inflationsbereinigt (für den Aktienanleger entscheidend) läuft er seit 2000 im Bärenmarkt und steht schlimm da. Daraus kann man erhebliches nominelles oder reales Potential nach oben wie nach unten ableiten, das sieht wie eine reine Glaubensfrage aus.
Tatsächlich ist interessant, dass der Dow trotz der gewaltigen monetarisierten Staatsverschuldung und allgemeinen Subvention der gesamten Gesellschaft durch den Staat real so schlecht steht. Und die Frage stellt sich doch sofort, wie lange diese Subvention nötig ist oder durchzuhalten ist, und was sie eigentlich in Wirtschaft und Gesellschaft mit der Zeit anrichtet. Nach allem, was ich verstehe, nichts Gutes.
Mag sein, dass sich die Dinge anders entwickeln als ich vermute. Bisher vergleiche ich die gegenwärtige US-Krise in vielerlei Hinsicht mit den 70er Jahren, auch wenn die Unterschiede (China statt Japan, West-u. Osteuropa) erheblich sind. Dann wäre in den kommenden Jahren noch großes reales Abwärtspotential in den Märkten, das je nach Inflation nominal stark durchschlagen könnte.
Auch in Eurozone lässt sich mMn die Krise nicht einfach auflösen, die Lösung wird wohl über Rezession, Reform und Industrialisierung in der Peripherie und einen gewissen Boom im Zentrum laufen, was natürlich zu Spannungen führt, obwohl das nur eine Umkehrung der Verhältnisse zuvor ist. Man wird sich trotzdem immer wieder "sehr spät" auf einen gewissen Ausgleich einigen. Das hier propagierte US-Modell des souveränen Zentralstaats und der großen Subventionierung/Staatsverschuldung ist für Europa aber weder umsetzbar noch erstrebenswert.
es ist mir nicht ganz klar, worauf Dein letztes Post hinaus will. Aber Gedankensplitter gehören ja durchaus auch zum niedrigschwelligen Dskursangebot. Daher auch meine '...'
Die Performance eines Anlegers ist doch erstmal abhängig von Wahl der Anlageklasse, des Instruments, des Ein - und Ausstiegs usf. Es mag zwar theoretisch jemand geben, der stets das Hoch kauft und stets das Tief verkauft, doch die Verantwortung für die dann bescheidene Rendite liegt sicher nicht bei den Märkten...
Die Darstellung eines (übergeordneten) Bärenmarktes im Dow seit 2000 bedingt, dass Du das Zeitfenster derart grosszügig auslegst, dass es keine sinnvolle Kriterien zur Beurteilung der gegenwärtigen Marktphase und damit keine sinnvolle Indikation fürs Trading mehr stellen kann...
Potential nach oben oder unten gibt es doch immer an der Börse. Genauso findet sich für beide Optionen stets ein gutes Argument...
Gemessen an Diagnosen, Prognosen, an der veröffentlichen Stimmung bis hinunter zum Stammtisch steht der Dow doch wie eine 1. Genau an dieser anmassenden 'Frechheit' arbeitet sich doch der Bärenkäfig schon seit vielen Jahren ziemlich vergeblich ab...
Der politschen Praxis in den US kannst Du die Antwort auf deine Frage entnehmen, wie lange die Subventionierung des Kapitalmarktes und der notleidender Industriesektoren fortgesetzt werden kann: Eben genauso lange, wie dies für notwendig befunden wird ! Was Du ebenso dieser Praxis entnehmen kannst ist, dass all die sonst - auch gern fanatisch - gepflegte ideologische Rhetorik von jetzt auf gleich über Bord geworfen wird, wenn's und weil's auf pragmatische Lösungen ankommt. Genau dieser Pragmatismus, abgerundet durch einen Europäern naiv anmutenden grundsätzlichen Optimismus, hat die US historisch zu der Stärke geführt, die sie heute global einzigartig macht. Die den US von vor allem deutschen VWL'ern, die aufgeregt mit ihrem (amerikanischen) Lehrbuch wedeln, prognostizierten Untergangsszenarien spiegeln tatsächlich nur die amerikanische Macht - die sie als 'ungehörig' empfinden...
Ganz grundsätzlich greift jeder bürgerliche Staat in seine Märkte ein und manchmal erzeugt er diese sogar erst 'per Beschluss'. Staatliche Intervention sind das normalste von der Welt, denn sie erhalten die Geschäftsgrundlage, mit der alle beteiligten Subjekte kalkulieren. Dabei steht grundsätzlich die gesamte Palette an Optionen zur Verfügung - vom Geld nachdrucken bis hin zur Verstaatlichung. Wie weit diese Optionen zur Anwendungen kommen können ist jedoch allein eine Machtfrage...
Auch in Europa läuft nichts nach Plan. Vielmehr erzwingen die Märkte mit ihrem punktuellen, aber eskalierendem Vertrauensentzug die politische Union und die gesamteuropäische Haftung für die weitere Kreditaufnahme. Im Vollzug als reaktives Krisenmanagement, dass sich tapsend step bei step vorwärts bewegt - und nicht als 'grosser Entwurf'. Die befestigte Insel der Wohlhabenden, von der HW Sinn und andere träumen, ist dagegen bereits ausgepreist...
Fill