Alstom
kaufen oder traden sollte, stelle ich heute einen interessanten Aufsatz
zu diesem Thema ein; eine nette Lektüre, nicht nur zur Sommerzeit.
Der Artikel stammt vom selben Jochen Steffens (Investor's Daily), von
dem ich auch gestern schon einen Artikel eingestellt habe. (#946):
Die Schwierigkeit, große Gewinne zu machen
Zu einem ganz anderen Thema: Als ich mit der Börse anfing, habe ich in
einem Buch gelesen, dass es drei große Entwicklungsschritte auf dem Weg
zu einem erfolgreichen Investor gibt. Ich gebe diese einmal aus der
Erinnerung wieder:
Große Verluste vermeiden
Den ersten Entwicklungsschritt werden die meisten von Ihnen kennen: Keine
ausufernden Verluste machen. Zu den zu erlernenden Fertigkeiten gehören:
Stopkurs setzen, Selbstdisziplin üben, nicht oben als letzter in eine Über-
treibung einzusteigen, also gute Einstiegssignale erkennen. Doch viel wich-
tiger ist es, am eigenen Leibe die Erfahrung gemacht zu haben, welch´ un-
glaubliche Schmerzen Verluste bereiten können, die immer größer und größer
werden. So unschön diese Erfahrung auch sein mag, sie ist ein MUSS. Denn
nur die Erinnerung an diese Schmerzen kann ein Investor dazu bringen, gegen
seine aktuelle Überzeugung Positionen im Minus zu verkaufen. Nur diese Erin-
nerung bewahrt uns alle vor törichten Verlusten und falschen Hoffnungen.
Kleine Gewinne machen
Der zweite Entwicklungsschritt, der schon wesentlich schwieriger ist, ist kleine
Gewinne zu machen. Dazu zählen Gewinnmitnahmen, bessere Einstiegspunkte,
antizyklisches Handeln und Erfahrung in Charttechnik und/oder Fundamental-
analyse. So bleiben dann irgendwann unter dem Strich mehr Gewinne als Verluste.
Aus vielen kleinen Gewinnen werden dann bald nette kleine Summen auf dem
Konto, die Spaß machen.
Große Gewinne realisieren
Ich erinnere mich noch sehr genau. Was ich damals überhaupt nicht verstanden
habe, war die Aussage, dass all diese Entwicklungsschritte geradezu lächerlich
seien, im Vergleich zu der größten Schwierigkeit an den Börsen überhaupt, näm-
lich große Gewinne zu machen. Ich bitte Sie, was soll daran schwierig sein,
große Gewinne zu machen?
Ich weiß nicht, wie viele von Ihnen diese Erfahrung gemacht haben, aber es stimmt natürlich. Wenn die ersten Position eine richtig hohe Summe generiert (und ich
rede nicht von den Zeiten um das Jahr 2000, das war eine andere Situation, eine Massenhysterie, die meisten der Anleger, die damals große Summen verdienten,
hatte die ersten beiden Schritte ausgelassen und mussten diese natürlich
nachholen).
Sie sehen also, dass eine Position einen wirklich großen Gewinn gemacht hat,
eigentlich wollen Sie noch mehr, aber die Börse steigt, sie fällt. Jeden Tag, wenn
sie fällt, fragen Sie sich, soll ich verkaufen, war das das Hoch. Sie wissen, so
lange die Position im Markt liegt, ist sie all den Gefahren, die sie in den ersten beiden Entwicklungsschritten kennen gelernt haben, ausgeliefert. Sicher, Sie können Teilgewinne mitnehmen, das ist auch vernünftig. Aber die richtig großen Gewinne
machen Sie nur, wenn Sie voll investiert bleiben. Ich hätte damals nie gedacht, was
das für eine Qual sein kann, dass es mehr quälen kann, mehr Schlaf rauben kann,
als die Schmerzen der Verluste.
Denn was wäre, wenn ein Anschlag, eine Krieg oder das Unvorhersehbare all diese
Gewinne wieder in sich zusammenschrumpfen lassen würde. Sie wissen dabei, wenn
Sie jetzt verkaufen, haben Sie schon den größten Gewinn Ihres Lebens realisiert.
Doch wenn Sie noch etwas warten, dann könnte daraus eine noch viel beachtlichere,
vielleicht sogar entscheidende Summe werden.
Der richtige Ausstiegszeitpunkt
Es ist tatsächlich so, die allergrößte Schwierigkeit bleibt: Den richtigen Ausstiegszeitpunkt zu finden. Viel schwieriger als einen Einstiegszeitpunkt, einen
guten Stopkurs festzusetzen oder kleine Gewinne mitzunehmen. Teilgewinne mit-
nehmen ist, wie gesagt, eine Lösung, allerdings nur für die Psyche. Einen Stop nachziehen, wird oft, zu oft dazu führen, dass Sie viel zu früh "unglücklich" ausgestoppt werden (wobei, was heißt unglücklich, wenn ein Gewinn übrig bleibt).
Aber ich rede hier nun einmal von den "richtig" großen Gewinnen.
So erlebe ich es immer wieder, bei vielen meiner Kollegen und sicherlich auch
manches Mal bei mir selbst, dass sie viel zu früh aussteigen. Gerade die aktu-
ellen Daxbewegungen haben viele in Erwartung einer Konsolidierung aus dem Markt getrieben. - Zu recht? Das wird sich erst zeigen.
Glauben Sie mir, sehr große Gewinne, sind "die Hölle auf Erden", solange sie nicht realisiert sind. Die Erleichterung, so einen Gewinn dann endlich zu realisieren,
endlich zu sichern, ist ein unvorstellbar befreiendes Gefühl. Es ist wie sieben
Wochen Urlaub an einem einsamen Südseestrand in einem Luxushotel auf einmal.
Die beste Verlustbegrenzung ist IMHO, im vermuteten Hoch (wer weiß schon, wann es wirklich kommt) auszusteigen und gar nicht erst abzuwarten, bis der Markt nach unten dreht und deine (mentalen) Stopps triggert. Natürlich reicht ein Bauchgefühl allein für eine solche Ausstiegsentscheidung nicht aus. Ich habe hier wiederholt lang und breit (noch einmal Entschuldigung, allerseits!) die fundamentalen Gründe von Öl bis Zinsen aufgeführt, die mich zurzeit von Aktien-Investitionen Abstand nehmen lassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es demnächst wieder bergab geht, erscheint mir zurzeit weitaus größer als die einer Fortsetzung der Hausse.
Wenn ich Aktien besitze, frage ich mich immer: Würdest du jetzt, zu genau diesem Zeitpunkt, die Aktie wieder neu kaufen? Diese Frage kann ich zurzeit bei nahezu allen Aktien nur mit Nein beantworten. Folglich hab ich keine. Und wenn der Markt nun halt trotzdem weiter steigt (Wall of Worry), bin ich halt der Dumme. Aber ich werde mit Sicherheit nicht ÄRMER.
Ist das Ende gekommen? Tut sich ein schwarzer Schlund auf?
Müssen wir jetzt büßen für unsere zügellose Gier?
Hätten wir nur...wären wir bloß - Gnade!
Mir schlottern die Knie...
P.S.: Heute Abend geh ich Weißbier trinken; in den Biergarten,
mit den alten Kastanienbäumen und den altmodischen roten Klapp-
stühlen. Und dann proste ich Bernie zu..
Und freue mich über einen weiteren schönen, ertragreichen Tag.
Weiter so!
Wenn das so weiter geht (jeden Tag 100 Punkte weniger), ist der DOW in 99 Tagen bei Null.
Aber ich glaube, ehrlich gesagt, dass die "technische Korrektur" nur bis DOW 5000 geht ;-)) ACHTUNG SATIRE!
DOW: -130 = -1,5 %
Minus 1,5 % heißt, dass ALLEIN HEUTE ein Viertel der 6 %, die der DOW seit April zugelegt hatte, in Shortseller-Taschen verschwunden ist.
JETZT, bei -150 sind es -1,5 %
Das fällt so schnell, da komm ich gar nicht mit den Zahlen mit.
Vielleicht noch dies zur Erläuterung:
Mir persönlich hat's gewaltig gestunken, daß Du uns als geistreicher,
witziger und treffsicherer Analytiker und Autor abhanden gekomen warst.
Stattdessen hast Du Dich immer mehr aufs Rempeln, Pöbeln und auf Zwi-
schenrufe von der Ausseite verlegt. Das hat keinem was gebracht.
Ich wäre froh, wenn sich das wieder ändern würde und Du wieder zu alter
Form zurückfindest.
Der ganzen Aufgeregtheit von wegen Euphorie, gefahr vom Öl usw. bedarf
es auch gar nicht. Niemand hier -ich schon gar nicht- ist für diese Gefah-
ren blind. Wir alle wissen, daß der Tanz schnell vorbei sein kann.
Ich habe sämtliche Antennen und Schnurrhaare ausfgefahren um möglichst
frühzeitig zu erkennen, wenn wirkliche Gefahr aufzieht. Daß voraussicht-
lich ein Sommerloch kommt, vermutlich auch ein Rückschlag - habe ich be-
rücksichtigt.
Aber es ist jedermanns/fraus gutes Recht zu tanzen, solange die Musik
spielt. Die Frage ist immer die, wer mehr rausgeholt hat: derjenige, der
sehr frühzeitig rausgegangen ist (bzw. erst gar nicht reingegangen ist),
oder derjenige, der mitging und beim Ausstieg ein paar Prozentpunkte ver-
geigte.
Tatsache ist (nur für mich ganz persönlich), daß dieses Jahr - besonders
der Mai und der Juni- außerordentlich erfolgreich waren und daß ich mich
um eine Riesenstange Geld gebracht hätte, wäre ich abstinent (geblieben).
In diesem Sinne - schönes Wochenende!
Aber daran, dass ich hier gepöbelt haben soll, kann ich mich nicht erinnern. Ich war vielleicht manchmal zynisch und sarkastisch, hab aber, glaube ich, nie gepöbelt - selbst dann nicht, wenn ich selber dumm angemacht worden bin. Sachargumente scheinen mir eh die schärferen Waffen.
Unterdessen fallen die Kurse hier und in New York wegen des hohen Ölpreises und zig anderer Gründe munter weiter. Bin schon ganz froh, nicht mit zu leiden - was aber nicht heißen soll, dass ich kein Mitleid hätte!
Der Alstom-Chart sieht nun immer mehr nach Doppel-Topp bei 0,85 E aus.
kommt, glaube ich nicht. Aber es dürfte (zumindest einstweilen) sicher
lähmend wirken.
Beachtenswert war ja seither die relative Stabilität - trotz ständig
steigender Ölpreise.
Abzuwarten bleibt auch, wie sich die Sondersituation in Europa (Platzen
der Eurokratie mit völliger Neuorientierung) und die in Deutschland
(Platzen der R/G Alternativwelt)auswirken werden. Daß sie sich herausra-
gend positiv auswirken werden, steht für mich außer Frage.
In Deutschland sind die Aktien immer noch derart billig, daß der Ölpreis
schon auf 80,- oder 100,- USD steigen müßte um z.B. den Dax wieder in
"normale" Gefilde zurück zu holen. Ob die Börse dies korrekt abbildet, ist
die andere Frage.
Rein vorsorglich habe ich heute meine größte Position (nicht ALSTOM!)
beim Stand von 141% Gewinn glattgestellt. Nicht aus Angst, sondern weil
ich die 140% gern widerholen möchte, mit demselben Papier.
Sollte die Börse nachhaltig zu schwächeln beginnen, werde ich weitere
Positionen auflösen. Sakrosankt sollte einem nichts sein. Es sei denn, man
hat nichts begriffen.
Schau Dir mal den Chart an. Bin anfangs des Jahres eingestiegen, als
keiner mehr die Papiere haben wollte.
Jetzt wollen sie alle haben, jedes Revolverblatt schreibt über die
Story der wundersamen Geldvemehrung: Time, to say Good bye...
Am Freitag war's soweit.
Zeit, exekutiert worden.
Gleich zu Handelsbeginn heute früh ist die Aktie voll eingebrochen.
Händler sprachen von Massenpanik.
Das Ende vom Lied war/ist, daß ALSTOM praktisch genauso steht,
wie gestern.
Nur daß jeder von uns eben nur noch ein Vierzigstel hat.
Was soll's - dafür ist das Wetter schön.
Doch Halt!
Bevor ich's vergeß:
Das Ganze ist natürlich nur ein Späßlein. Ein Schuß ins Sommerloch
sozusagen...;-)
Industries have been shortlisted for a contract to supply a tram fleet for a
line linking Toulouse with Blagnac in southern France, Toulouse transportation
authorities said.
The contract to provide the rolling stock for the 11-kilometre line, which is
due to come into service by 2009, will be awarded at the end of 2005 or in 2006,
they said.
No financial details were reported.
newsdesk@afxnews.com
jms/jsa
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Mannheim. Mehr als 400 Mitarbeiter des Mannheimer Alstom-Werkes sind heute zu einem Protestmarsch zum Mannheimer Arbeitsgericht aufgebrochen. Das Gericht befasst sich nach Angaben des Betriebsrates mit einer Klage der Unternehmensleitung gegen die Arbeitnehmervertreter. Laut Betriebsrat will die Alstom-Leitung die Rechtswidrigkeit einer fünftägigen Betriebsversammlung im April feststellen lassen. Bei der Versammlung war es um den geplanten Abbau von 900 der 2000 Stellen im Mannheimer Alstom-Werk gegangen. (dpa)
dpa – 29.6.2005
Streit um Alstom-Betriebsversammlung wird gerichtlich entschieden
Mannheim (ddp). Die Frage nach der Rechtmäßigkeit einer fünftägigen Betriebsversammlung im Mannheimer Werk des Alstom-Konzerns soll gerichtlich entschieden werden. Ein Gütetermin am Mittwoch beim Arbeitsgericht Mannheim sei gescheitert, sagte der Betriebsratsvorsitzende Udo Belz in Mannheim. Das Gericht habe nun für 30. September eine Verhandlung anberaumt.
Der Betriebsrat hatte vom 25. bis 29. April vor dem Hintergrund des geplanten Stellenabbaus bei Alstom Power in Mannheim eine Betriebsversammlung abgehalten. Die Unternehmensleitung will nach Betriebsratsangaben per Gerichtsbeschluss feststellen lassen, dass die Versammlung rechtswidrig war. Der Betriebsrat vertritt dagegen die Auffassung, dass sich Betriebsversammlungen «bei schwer wiegenden Themen» auch über mehrere Tage erstrecken können. Es habe 80 Wortmeldungen gegeben, die selbst in fünf Tagen nicht abgearbeitet werden konnten.
Am Mittwochvormittag legten unterdessen aus Anlass des Gütetermins zahlreiche Beschäftigte erneut vorübergehend die Arbeit nieder, um an einer Demonstration teilzunehmen. Belz zufolge schlossen sich dem Protestaufruf rund 600 Mitarbeiter an.
Der französische Mischkonzern Alstom plant, in Mannheim rund 900 der insgesamt 2000 Stellen zu streichen. Nach Angaben des Betriebsratsvorsitzenden beginnen am Donnerstag auf der Ebene von Arbeitsgruppen Verhandlungen zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern. Der Betriebsrat strebe eine Auslastung des Mannheimer Werks über eine Umverteilung von Aufträgen an, um so die Arbeitsplätze zu sichern.
ddp.vwd/two/mwo
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Der Vorstandsvorsitzende des französischen Industriekonzerns Alstom S.A. (ISIN FR0000120198/ WKN 914815), Patrick Kron, will weitere Arbeitsplätze in Deutschland abbauen. Dieses berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Mittwoch vorab aus ihrer Donnerstagausgabe.
Wie Kron in einem Interview mit der "FAZ" sagte, sind am Standort Mannheim neben den bisher vereinbarten 520 Arbeitsplätzen weitere 450 Stellen überflüssig. Hierüber werde zurzeit mit den Gewerkschaften verhandelt. Insgesamt soll Alstom bis März 2008 die operative Rendite von gegenwärtig 4 Prozent auf 7 bis 8 Prozent steigern.
Kron sucht, wie er in dem Interview sagte, industrielle Partnerschaften vor allem in wachstumsstarken Schwellenländern. Die EU-Kommission hat solche Partnerschaften im vergangenen Jahr als Gegenleistung für die Genehmigung umfangreicher Staatshilfen für Alstom gefordert. Mit seinen Aussagen schloss Kron Verbindungen zu europäischen Unternehmen wie Siemens oder Areva, über die immer wieder spekuliert wird, aus.
Die Alstom-Aktie schloss am Mittwoch bei 0,84 Euro (+1,20 Prozent).
Wertpapiere des Artikels:
ALSTOM SA
wie bewertet ihr das ??????????ß
Alstom-Präsident Patrick Kron über die Sanierung des französischen Konzerns, Hilfen des Staates und die Zukunft des Standortes Mannheim
Patrick Kron, 51 Jahre alt, mußte gleich nach seinem Einstieg als Chef von Alstom 2002 um das Überleben des Unternehmens kämpfen. Zuvor war der Absolvent französischer Eliteschulden Chef des Metallverarbeiters Imerys sowie an führender Stelle bei Pechiney tätig.
FRAGE: Monsieur Kron, Sie haben kürzlich verbesserte Ergebnisse präsentiert. Ist Alstom über den Berg?
ANTWORT: Nach einer katastrophalen Lage im März 2003 ist die Situation heute ermutigend. An drei Fronten haben wir bedeutende Fortschritte erzielt: Erstens ist das Vertrauen der Kunden wieder da, und zweitens haben wir unsere operative Leistungsfähigkeit verbessert. Das zeigt sich darin, daß sich unsere operative Umsatzrendite von 1,2 auf 4 Prozent mehr als verdreifacht hat. Die Gründe dafür sind eine bessere, eine disziplinierte Ausführung der Verträge sowie eine erhebliche Kostenverringerung. Drittens hat sich unsere finanzielle Lage verbessert, weil unsere Schulden um mehr als die Hälfte gesunken sind. Dazu trug unser besserer Cash-flow bei sowie eine Umschuldung, die den Zeitplan der Tilgungen in ein Gleichgewicht brachte.
FRAGE: Das Engagement des französischen Staates, der heute Ihr größter Aktionär ist, war natürlich auch sehr hilfreich. Finden Sie das ordnungspolitisch in Ordnung?
ANTWORT: Zunächst einmal haben die Aktionäre und die Banken einen deutlich größeren Beitrag geleistet. Der Staat kam damals zu dem Schluß, daß Alstom ein grundsätzlich lebensfähiges Unternehmen ist, das einen Unfall hatte - die Übernahme der großen Gasturbinen von ABB. Wenn sein Engagement ein industrielles und soziales Unglück ersten Ranges in Europa verhindert hat, so halte ich dies als Unternehmer für eine gute Entscheidung. Der französische Staat hat sich verpflichtet, bis spätestens Juli 2008 seine Anteile wieder abzugeben. Ich habe mir das Ziel gesetzt, daß er dies mit einem Gewinn tun kann.
FRAGE: Wenn ein Konkurrent die gleiche Hilfe bekäme, was würden Sie unternehmen?
ANTWORT: Ich würde mir ansehen, ob es eine Verzerrung des Wettbewerbs gäbe. Bei uns war dies nicht der Fall, denn der Staat ist zu Marktbedingungen als Aktionär eingestiegen und hat Kredite gegeben. Es gab keine Vorzugskonditionen.
FRAGE: Doch wenn sich der Staat nicht engagiert hätte, wäre Alstom nicht gerettet worden.
ANTWORT: Gut, wenn Sie als Maßstab nehmen, daß Alstom ohne die Staatshilfe tot wäre, dann ist das vielleicht eine mögliche Bewertung. Doch weil der Staat sich bei weitem nicht so stark engagierte wie die Aktionäre und die Banken und er außerdem keine Vorzugskonditionen erhielt, sehe ich die Wettbewerbsverzerrung nicht.
FRAGE: Sie haben vor gut zwei Jahren ein umfangreiches Restrukturierungsprogramm vorgelegt. Reicht der bisher angekündigte Kostenabbau aus?
ANTWORT: Wir haben uns vor zwei Jahren auf einen Arbeitsplatzabbau von 15 Prozent der weltweiten Belegschaft festgelegt. Das sind rund 11500 Personen. 8000 davon haben das Unternehmen bereits verlassen. Dieses Programm soll zu Kosteneinsparungen von 500 Millionen Euro im Jahr führen. Zusätzlich sind die Ergebnisse aus Einsparungen bei der Verbesserung unserer industriellen Abläufe, bei der Qualitätssicherung sowie bei der Optimierung der Zulieferungen zunehmend spürbar. Oberstes Ziel ist die Rückkehr in die Gewinnzone bis März 2006. Dafür brauchen wir eine operative Umsatzrendite von 6 Prozent. Im weiteren Verlauf müssen wir aber noch besser werden. Daher habe ich das Ziel angekündigt, bis März 2008 die Marge auf 7 bis 8 Prozent zu erhöhen.
FRAGE: Reicht für 7 bis 8 Prozent Umsatzrendite der Arbeitsplatzabbau von 11500 Stellen aus?
ANTWORT: Es gibt zwei Themen: Das eine sind die 2003 festgelegten Ziele des Arbeitsplatzabbaus für Einsparungen von 500 Millionen Euro im Jahr. Muß man darüber hinaus in der Zukunft die eine oder andere Einheit restrukturieren? Vielleicht. Jedes Unternehmen muß anpassungsfähig bleiben. Aber dies würde sich natürlich nicht in der gleichen Größenordnung abspielen wie in den vergangenen Jahren. Die 7 bis 8 Prozent Umsatzrendite indes werden wir durch Wachstum und durch höhere Gewinnmargen bei unseren Aufträgen erreichen. Wir arbeiten jetzt gerade noch alte Bestellungen ab, die für uns zu teuer waren. Heute nehmen wir nur noch Aufträge mit zufriedenstellender Rendite und besser kontrollierten Risiken an.
FRAGE: Wie viele Unternehmen Ihrer Branche versuchen Sie vom starken Wachstum in Schwellenländern wie China zu profitieren. Welche Strategie aber haben Sie für Europa?
ANTWORT: Die Hälfte unseres Geschäftes stammt aus Europa, das zusammen mit Nordamerika ein wichtiger Pfeiler für uns bleibt, besonders auf dem Feld der Ausrüstung sowie des Service nach dem Verkauf. Im Vordergrund steht hier für uns die Optimierung von Kraftwerksanlagen und Transportsystemen, etwa für mehr Umweltschutz. In den Schwellenländern geht es dagegen vor allem um die Erweiterung von Energiekapazitäten und die Schaffung neuer Transportnetze. Die Entwicklung in Asien in einen Gegensatz zum Rest der Welt zu stellen, wäre jedoch äußerst falsch. Im vergangenen Geschäftsjahr stammte ein Zehntel unserer weltweiten Aufträge aus China. Dies beschäftigt nicht nur unsere Mitarbeiter in China, sondern auch in Europa. Rund ein Drittel der Produktion in Europa geht in den Export.
FRAGE: Die Gewerkschaften in Deutschland werfen Ihnen vor, keine Strategie für Europa zu haben.
ANTWORT: Ich empfehle den Blick auf die Fakten: Nicht nur stammen 50 Prozent unseres Umsatzes aus Europa, auch finden fast drei Viertel unserer industriellen Produktion in Europa statt. Europa ist nicht nur unser mit Abstand wichtigster Markt, er ist auch die Basis unserer Exporte. Zudem gibt es in etlichen europäischen Ländern einen Bedarf an neuen Kapazitäten.
FRAGE: Wird das auch so bleiben?
ANTWORT: Das entscheide nicht ich, sondern der Kunde. Vielleicht wird Asien schneller wachsen als Europa, aber ich glaube, daß die Nachfrage nach Energie- und Transportkapazitäten auch in Europa weiter zunehmen wird.
FRAGE: Aber Ihr Arbeitsplatzabbau findet vor allem in Europa statt, nicht zuletzt in Deutschland.
ANTWORT: Es ist richtig, daß rund 80 Prozent der Stellenreduzierung auf Europa entfällt, denn dort müssen wir uns der Nachfrage anpassen. Wenn unsere Kapazitäten nicht ausgelastet sind, können wir nicht wettbewerbsfähig sein. In Deutschland führen wir derzeit eine Restrukturierung durch, die vor allem den Standort Mannheim betrifft. Zunächst einmal ist Deutschland für uns ein äußerst wichtiger Markt und Standort. Nach Frankreich ist Deutschland für Alstom das zweitwichtigste Land hinsichtlich der Anzahl der Beschäftigten. Rund zehn Prozent unserer Produktionskapazität befinden sich dort. Deutschland exportiert ungefähr ein Drittel seiner Produktion. In Mannheim gibt es jedoch so wie an anderen Standorten Überkapazitäten. Sie rühren erstens daraus, daß dort ein bestimmter Typ von mittelgroßen Generatoren hergestellt wird, mit rund 300 Megawatt Leistung, während die Nachfrage sich immver mehr Richtung größere Generatoren entwickelt. Wir sind in diesem Segment daher nicht ausreichend wettbewerbsfähig. Diese Linie können wir also nicht aufrechterhalten. Zweitens ist Mannheim in der jüngeren Vergangenheit stark von der Nachfrage nach erneuerten Teilen für die von ABB übernommenen großen Gasturbinen beansprucht worden. Dieses Problem mit den Turbinen GT24/26 haben wir nun jedoch abgearbeitet, es müssen also keine Komponenten mehr ausgetauscht werden. Daher gibt es Überkapazitäten. In Mannheim könnten davon 450 Personen betroffen sein. Wie wir die notwendige Anpassung vollziehen, besprechen wir derzeit mit den Gewerkschaften.
FRAGE: Die Gewerkschaften sagen, daß sie eine Beschäftigungsgarantie bis 2007 haben.
ANTWORT: Im November 2003 wurde der Abbau von 520 Stellen vereinbart. Darüber hinaus soll es laut dieser Abmachung keine Entlassungen bis Juni 2007 geben. Die Vereinbarung sieht jedoch auch vor, daß bei zusätzlichen Anpassungsproblemen ein Dialog mit den Gewerkschaften über die Frage stattfinden soll, wie man mit diesen Problemen umgeht. In dieser Situation befinden wir uns jetzt.
FRAGE: Sie wollen also die 450 Stellen noch vor Juli 2007 abbauen?
ANTWORT: Wir wollen mit den Gewerkschaften darüber sprechen, wie wir so schnell wie möglich das Problem in den Griff bekommen. Aber wir haben versprochen, bis zu diesem Datum niemand zu entlassen. Daher prüfen wir mehrere Möglichkeiten mit den Gewerkschaften. Wenn wir es nicht morgen machen können, dann machen wir es eben später. Doch wenn man ein Problem hat, ist es meiner Meinung nach besser, es früher als später zu lösen.
FRAGE: In Deutschland hat man das Gefühl, trotz eines bedeutenden Beitrags zum Konzernergebnis mit harter Restrukturierung bestraft zu werden. Es heißt, Deutschland habe ein dreistelliges Millionenergebnis erreicht und würde 1 Milliarde Euro in den Cashpool des Konzerns beisteuern. Wie groß ist der Beitrag aus Deutschland?
ANTWORT: Wir sitzen alle im gleichen Boot, und das Ziel lautet, dieses Boot wieder nach vorne zu bringen. Ich betrachte nicht die Ergebnisse aufgeteilt nach einzelnen Ländern. Wenn es dem ganzen Konzern gutgeht, dann ist das eine gute Nachricht für unsere Mannschaft in Deutschland so wie anderswo auch. Zudem darf man nicht nur die aktuellen Ergebnisse ansehen, sondern muß auch die Perspektiven betrachten. Für Deutschland habe ich zwei Beispiele für Probleme genannt, die wir lösen müssen.
FRAGE: Bleibt der Standort Mannheim erhalten?
ANTWORT: Wenn die Restrukturierung erfolgreich verläuft - absolut. Seine Zukunft hängt wie anderswo auch von seiner Wettbewerbsfähigkeit ab. Wir wissen, daß die Anpassung schmerzhaft ist - in Mannheim so wie anderswo. Der sozialen Konsequenzen sind wir uns bewußt. Doch je schneller wir die Probleme lösen, desto besser für den Standort.
FRAGE: Standardfrage zu Ihrer Unabhängigkeit: Führen Sie Gespräche mit Siemens oder Areva über eine Annäherung? Die Gerüchte darüber wollen trotz Ihrer Dementis nicht abreißen.
ANTWORT: Ich kann dazu nur immer wieder sagen: Wir führen keine strategischen Diskussionen dieser Art mit einem französischen, einem deutschen oder einem anderen Unternehmen.
FRAGE: Die EU-Kommission hat für die Akzeptanz der Staatshilfe von Ihnen den Aufbau industrieller Partnerschaften verlangt. Meint Brüssel damit nicht Partnerschaften in Europa, denn die Kommission will europäische Champions?
ANTWORT: Alstom ist ein europäischer Champion. Um unsere Zukunft langfristig zu sichern, müssen wir von den wachstumsstarken Märkten profitieren. Das heißt, daß wir Partnerschaften suchen werden, die uns erlauben, an diesem Wachstum teilzuhaben. Wir haben ein Drittel unseres Portfolios verkauft und eine Fabrik nach der anderen restrukturiert. Doch das reicht nicht. Bald müssen wir uns auf renditestarkes Wachstum orientieren. Die Partnerschaften dafür sind ein Mittel. Die Kommission konnte dafür keine präzisen Definitionen vorschreiben, denn wir mußten eine möglichst große Handlungsfähigkeit behalten.
Das Gespräch führte Christian Schubert
Text: F.A.Z., 30.06.2005, Nr. 149 / Seite 16
Die Vorgaben der EU sind eindeutig und Alstom wird denk ich nicht daran vorbei kommen diese Vorgaben einzuhalten. Wird wohl nur eine Frage der Zeit sein.