Schafft Arcandor nochmals 0,70 ?
Seite 41 von 343 Neuester Beitrag: 25.04.21 00:16 | ||||
Eröffnet am: | 20.11.09 15:41 | von: Biggemann | Anzahl Beiträge: | 9.572 |
Neuester Beitrag: | 25.04.21 00:16 | von: Gabrieleozak. | Leser gesamt: | 1.004.566 |
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Es scheint aúch so zu sein, dass der Görg nach dem Desaster mit Quelle sich nicht mehr so weit aus dem Fenster raus hängt.
WARUM NICHT? Weil Arcandor nur ein Börsenmantel ist, die operatives Geschäft aufgegeben hat, aber nicht aufgelöst – D.h. ARO ist eine Zombieaktie ohne Wert.
Wer etwas anderes behauptet, der lügt wie gedruckt. Wenn das aber falsch ist, dann kann mir bitte jemand sagen, hat ARO noch Vermögen(ASSETS)?????
Danke im vorraus.
Arcandor-Insolvenz kostet die Stadt viel Geld
Gießen (mö). Die Stadt Gießen gehört zu den Geschädigten der Insolvenz der Arcandor AG, zu der die Warenhaus-Kette Karstadt mit ihrer großen Filiale im Seltersweg gehört. Entsprechende Informationen aus Kreisen der Stadtverordnetenfraktionen, die die AZ am Mittwoch erreichten, wurden vom Magistrat auf Anfrage bestätigt.
»Ja, wir haben einen Schaden erlitten und gehören zu den Gläubigern«, sagte Stadtsprecherin Claudia Boje. Angaben zum Umfang der Verluste und der Art des Schadens machte Boje mit Rücksicht auf das Steuergeheimnis nicht. Dem Vernehmen nach geht es um Gewerbesteuer-Nachzahlungen in Millionenhöhe.
Wie zu erfahren war, musste die Stadtkämmerei bereits eine Wertberichtigung in Höhe von knapp einer Million Euro vornehmen, dies für einen Drei-Jahres-Zeitraum zu Beginn des letzten Jahrzehnts. Daher wird für die Folgejahre mit weiteren Verlusten gerechnet.
Dass die endgültige Festsetzung der Höhe der Gewerbesteuerzahlungen von den Finanzämtern Jahre später vorgenommen wird, ist normal und hat mit der Gewerbesteuer-Systematik zu tun; eine derartige Verzögerung indes ist ungewöhnlich. Womöglich hängt dies damit zusammen, dass lange Zeit keine Betriebsprüfungen durchgeführt wurden.
Generell wird Gewerbesteuer von den Betrieben auf Grundlage von Schätzungen im Voraus gezahlt und später genau ermittelt. Dies erklärt, warum es immer wieder zu Nach- oder Rückzahlungen von oder an die Unternehmen zu Gunsten oder zu Lasten der Kommunen kommt. Die Stadt Gießen durfte sich in den letzten Jahren zum Beispiel über Nachzahlungen in Millionenhöhe freuen. Die Praxis der Vorauszahlung bedeutet somit auch, dass die Wertberichtigung für den laufenden Haushalt keine Folgen hat.
Fest gerechnet haben mit diesen Einnahmen dürfte der Magistrat ohnehin nicht, hatte es seitens der jeweiligen Stadtkämmerer doch seit vielen Jahren wiederholt geheißen, dass der Einzelhandel kaum noch Gewerbesteuer zahle. Der frühere Oberbürgermeister Manfred Mutz hatte den gesamten jährlichen Gewerbesteuer-Ertrag des Selterswegs einmal mit einer runden Million angegeben. Insofern wären die Arcandor-Nachzahlungen für den Stadtsäckel ein unverhofftes Zubrot gewesen; wie gewonnen, so zerronnen.
Klar ist: Die Stadt Gießen gehört durch den Verlust zu den rund 50 000 Gläubigern der Arcandor AG, wobei auf Karstadt allein 33 500 Gläubiger, darunter die Beschäftigten, entfallen. Die Gesamtforderungen an Arcandor belaufen sich nach Medienberichten auf über 19 Milliarden Euro, davon rund die Hälfte vom Finanzamt. Mit Auszahlungen sei nur »im Promillebereich« zu rechnen, teilte der Insolvenzverwalter im vergangenen November mit.
Kampf um K-Stadt
Beschäftigte von Karstadt Kaiserslautern führen ihren Laden weiter
Karstadt macht seine Filiale in Kaiserslautern dicht, und die Mitarbeiter führen den Laden als »K-Stadt« auf eigene Faust profitabel weiter. Die Blamage wäre perfekt – nicht nur für die Bosse in Essen, sondern auch für die Insolvenzverwaltung, deren Aufgabe es doch eigentlich ist, die gewinnträchtigen Teile des bankrotten Arcandor-Konzerns zukunftssicher zu machen. Was aber, wenn sich nachträglich herausstellt, daß die Abwicklung eine Fehlentscheidung war? Hermann Heinrich, Betriebsratsvorsitzender bei Karstadt Kaiserslautern, ist jedenfalls sicher, daß die Bestrebungen, den Standort in Belegschaftsregie und unter Ausschluß von Privatinvestoren zu retten (jW berichtete), den Firmenlenkern mißfallen. »Die wollen sich von uns nicht vorführen lassen und deshalb unsere Pläne durchkreuzen«, betonte er am Mittwoch gegenüber junge Welt.
Heinrich hat auch einen Kronzeugen für seine Version parat: den langjährigen Filialleiter Michael Sauter. Der war vor einer Woche ohne Vorankündigung von seiner Arbeit »freigestellt« worden. Das hätten ihm nach Heinrichs Schilderung »zwei Herren aus der Essener Zentrale mitgeteilt, die hier plötzlich auftauchten und verlangten, daß er bis zum Abend seinen Schreibtisch räumt«. Der Betriebsratschef ist gemeinsam mit Sauter die treibende Kraft hinter »K-Stadt«, das inzwischen auch über die Grenzen von Rheinland-Pfalz hinaus Beachtung findet. »Die stört das gewaltig, daß wir soviel Aufmerksamkeit erregen. Die haben Angst, daß wir was auf die Beine stellen, das tatsächlich funktioniert«, meinte Heinrich.
Die Gegenseite bestreitet das freilich: Es bestehe »keinerlei Zusammenhang« zwischen der Suspendierung des Geschäftsführers und dessen Vorhaben, das Haus weiterzubetreiben, erklärte Thomas Schulz, Sprecher der Insolvenzverwaltung, auf jW-Anfrage. So als täte man dem Geschaßten sogar einen Gefallen, setzte Schulz nach: »Jetzt kann sich Herr Sauter ausschließlich um sein Projekt kümmern.« Als Grund für die Maßnahme führte der Sprecher den »Wechsel der Geschäftsleitungen in mehreren Filialen zum 1. Februar« an. Man gebe Leuten eine Chance, »die bei Karstadt noch Karriere machen wollen«.
Auch das ist wohl nur die halbe Wahrheit: Bei Karstadt Kaiserslautern ist seit Dienstag mit Heinz-Josef Löbbert ein Mann am Ruder, der sich schon bei der Abwicklung der Hertie-Filiale in Rheine im vergangenen Sommer »bewährt« hat. »Der Mann war bis zuletzt arbeitslos und wurde wegen seiner großen Schließungserfahrung extra reaktiviert«, weiß Heinrich. »Der ist nur geholt worden, um den Laden zügig leerzuräumen«, der Ruf sozialer Kompetenz hafte dem Herrn nicht an. Hertie war selbst einmal Teil des Firmengeflechts, das heute Arcandor heißt, und im Jahr 2005 über Nacht an eine britische Investmentgruppe veräußert worden, die das Unternehmen schließlich in den Bankrott trieb.
Betriebsratschef Heinrich gibt sich derweil zuversichtlich, daß die Entmachtung Sauters »kein Rückschlag bei der Realisierung unserer Pläne« bedeute. Die Gespräche mit potentiellen Investoren liefen, bei den Verhandlungen mit dem Immobilienfonds über den Verkauf oder die Vermietung des Gebäudes wäre bald mit einem Ergebnis zu rechnen. Gleichwohl hat der Vorgang die Belegschaft in helle Aufregung versetzt. Bei einer Betriebsversammlung am zurückliegenden Freitag seien die Mitarbeiter auf »Krawall gebürstet« gewesen. Seither mache man nur noch »Dienst nach Vorschrift, das ist eine Frage der Würde«. Aber auf keinen Fall wolle man der Zentrale durch offene Rebellion einen Vorwand liefern, die Leute rauszuwerfen, so Heinrich.
Der 29jährige Martin Nawa arbeitet seit 1997 bei Karstadt Kaiserslautern, zunächst als Auszubildender, danach in Festanstellung. Im jW-Gespräch beschrieb er die Stimmung unter den Mitarbeitern nach Sauters Entmachtung als gedrückt. »Unser Kapitän ist von Bord gejagt worden« und weiter: »Da liegen die Leute schon am Boden und dann hauen die von oben noch mal drauf.« Zuspruch erhielt die Belegschaft sogar vom rheinland-pfälzischen Regierungschef Kurt Beck (SPD). Er sprach von einem Schlag ins Gesicht der Mitarbeiter und einem Zeichen unglaublicher Ignoranz gegenüber deren Zukunft.