Wien. Konsumanbieter in Europa zu sein war bisher kein Zuckerschlecken. Aber seit der Verschärfung der Eurokrise und starken Umsatzrückgängen im südeuropäischen Raum ist der Wettbewerb zu einer sehr starken Herausforderung geworden. Ein Global Player wie Metro hat deshalb auch früh begonnen, sich in Wachstumsmärkten wie Asien zu engagieren. Allerdings ist diese Strategie langfristig ausgelegt, kurzfristige starke Schwankungen auf den heimischen Kernmärkten vermag die Diversifizierung noch nicht auszugleichen. Nicht zuletzt deshalb wird Metro gerade einmal wieder neu ausgerichtet.
Quartalszahlen bescheiden
Der seit Januar 2012 amtierende neue Metro-Chef Olaf Koch musste im Juli gleich einen Gang zurückschalten, denn die Zahlen des zweiten Quartals waren in der Tat bescheiden. Beim Umsatz ergab sich im Vergleich zum Vorjahresquartal ein Plus von gerade einmal 0,7 Prozent auf 15,85 Milliarden €. Im Hinblick auf den Gewinn ist dann noch weniger Optimismus angesagt: Der sackte nämlich um 3,7 Prozent auf 569 Millionen ab. Der Cashflow lief gar um fast 30 Prozent auf minus 451 Millionen weiter nach unten.
Keine guten Zeiten also für Konsumwerte; dabei hatte sich die Börse doch einiges vom neuen Vorstandschef erhofft. Nachdem Metro die Wirtschaftskrise von 2009 mit einem eindrucksvollen Comeback im Jahr 2010 endgültig hinter sich gelassen zu haben schien, offenbarte 2011 den Mangel an strategisch aufeinander abgestimmten Konzepten. Die Marge bei den Cash-und-Carry-Geschäften ist leidlich, weder mit den Galeria Kaufhof-Häusern noch mit den Lebensmittelsupermärkten Real kommt der Konzern vom Fleck. Dass dies allein an der „Konsumverweigerung" im Hauptmarkt Deutschland liegt, ist eine allzu leichte Ausrede.
Vielmehr gestaltet sich einfach der Umbauprozess schwieriger als gedacht. Über Jahre gewachsene Strukturen lassen sich kaum in kurzer Zeit verändern. Die Expansion gen Asien und der Erfolg der Saturn-Media-Markt-Gruppe zeigen Ansätze auf, wie auch im Kerngeschäft der Warenhäuser und Lebensmittelsupermärkte Geld zu verdienen wäre.
„Shape" soll die Wende bringen
Vor allem im Führungszirkel von Real will Koch spürbare Veränderungen herbeiführen, denn dort hat er das größte Ertragsproblem für Metro ausgemacht. Neben Effizienzsteigerungen will der neue Manager aber auch die strategische Expansion des Konzerns vorantreiben, um die Abhängigkeit vom wachstumsschwachen Europa weiter zu verringern. Allerdings muss Koch behutsam vorgehen, denn noch sitzt er nicht fest genug im Sattel.
Zudem stellt eine Restrukturierung im derzeitigen Umfeld noch eine besondere Herausforderung dar. Klar ist aber, dass das Effizienz- und Wertsteigerungsprogramm „Shape" zu grundsätzlich positiven Veränderungen im Konzern führen wird. Je nach konjunktureller Lage dürfte es jedoch noch mindestens bis 2014 oder 2015 dauern, bis die Früchte des Umbaus zu ernten sind.
DAX-Abstieg droht
In diesem Zusammenhang zeigt sich auch eine andere Gefahr für die Aktie, denn nach den jüngsten Kennzahlen könnte das Papier aus dem DAX fallen - nicht unbedingt das, was man sich bei Metro wünscht, aber selbst mit kapitalstärkenden Maßnahmen wohl kaum zu verhindern. Das muss mittelfristig aber nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen sein. Olaf Koch lässt sich zumindest wenig von dieser Möglichkeit beeindrucken und nicht wenige Beispiele geben ihm recht. Aufstiegsaspirant Continental aus dem MDAX beispielsweise war einer der letzten DAX-Absteiger - die Zeiten können sich also auch schnell wieder ändern.
Charttechnisch sieht es zumindest kurzfristig noch kritisch aus. Die Unterstützung bei 20 € wurde jüngst erfolgreich getestet und könnte im September nochmals im Fokus stehen. Sieht man aber auf den 16-Jahres-Chart, so dürfte schon jetzt eine günstige Gelegenheit zu einem langfristigen Kauf sein. Die Höchstkurse von 77 € wird die Metro-Aktie zwar nicht so schnell wiedersehen, aber 40 € zu Ende des Jahres 2013 sind drin.