AT&S - Wachstumsweg zu 80 Euro
Abgesehen davon, dass ich der Ansicht bin, man sollte Aktien kaufen und auch verkaufen können. Man sollte aber nicht etwas verkaufen dürfen, das man gar nicht besitzt. However, da hab ich eh schon darüber geschrieben. ABER: freue mich über den von Dir eingestellten Artikel - und dass bei ARM einige gewaltig auf die Nase gefallen sind ! Möge das auch bei AT&S passieren....
3,52% Shortquote ist wohl die höchste, die AT&S jemals hatte.
Das sind 1,367 Mio Aktien.
Der übliche Tagesumsatz liegt bei 6o bis etwa 200 Tsd Aktien. An dem Tag, wo die Umsatzwarnung raus kam, waren es 400 Tsd.
Um die Leerverkäufer aus der Aktie raus zu bekommen, müsste wohl vorrangig das Damoklesschwert der KE vom Unternehmen genommen werden oder aber man gibt dem Markt das Signal, dass es für die Altaktionäre kein Bezugsrecht geben wird, denn darauf dürften die Leerverkäufer setzen.
Ich denke, es wäre hochgradig ungeschickt, wenn man die KE jetzt bei diesen Kursen durchpeitscht.
Wenn im 2. Halbjahr die Wende kommt, dann wird der Kurs zwangsläufig anspringen. Es sieht ja jetzt bereits so aus, dass bei 21 Euro ein tragfähiger Boden gefunden wurde. Trotz der zuletzt schlechten Nachrichten und der weiteren Leerverkäufe konnte die Marke nicht durchbrochen werden.
Ich denke, es wäre jetzt taktisch klug, auf Zeit zu spielen.
Bis zur HV, die ja gewöhnlich im Juli statt findet, sind es nur mehr ein paar Monate. Dort könnte sich der Vorstand ein endgültiges Mandat für die Maßnahme (KE) holen.
Man kann die Verhandlungen ja weiter laufen lassen, um im Bedarfsfall möglichst schnell eine Lösung zu haben.
Im Übrigen sind auch viele Aktionäre auf der Long Seite gegenüber den Arbeitsplätzen und den damit verbundenen Schicksalen gleichgültig eingestellt, zB wenn sie einen Abbau von Arbeitsplätzen von über 15.000 auf unter 14.000 zur Effizienzsteigerung gutheißen.
Beide Seiten haben also ihre Berechtigung, solange sie nicht Sachen dazudichten.
Sollte der Verkauf tatsächlich erfolgen, könnte das der Aktie bereits einen schönen Schub verleihen.
In erster Linie ist jetzt also Taktik angesagt, um den Kurs nach oben zu bringen. Das Geschäft wird man ohnehin kaum beeinflussen können.
Du denkst also, dass die Triebfeder für das Aufdecken der Betrugsfälle, das dahinter stehende Geschäft war, oder?
Das ist wohl möglich, ein gewöhnlicher Aufdeckerjournalist hätte womöglich nicht die finanziellen Möglichkeiten um das aufzudecken.
Das mit den Arbeitsplätzen ist so eine Sache. Ich denke nicht, dass man einem Entscheider (oder einem Aktionär, der dies einfordert) zurecht vorwerfen kann, Arbeitsplätze zu streichen. Es geht ja vielfach nicht um Gewinnmaximierung sondern oft um das blanke Überleben eines Unternehmens, zumindest aber darum Konkurrenzfähig zu bleiben. Diese Konkurrenzfähigkeit ist nun mal entscheidend im Wirtschaftsleben.
Ich meine ja auch, dass man es dem Aktionär nicht vorwerfen darf. Aber genauso wenig dem Shortseller.
Was die Gründe des einzelnen Short-Seller sind, wissen wir nicht genau. Bei Marble gehe ich davon aus, dass es die bevorstehende KE ist. Der zeitliche Zusammenhang mit dem Leak ist einfach zu groß, um etwas anderes zu sehen.
Wenn ich mir etwa den jüngsten Handelsblatt-Artikel ansehe, wo die Shortquoten aufgelistet sind, ist das eigentlich ein Sammelsurium an Unternehmen mit strukturellen Problemen in irgendeiner Form (Pfandbriefbank, Siemens Energy, Hellofresh, SMA Solar). Bei keinem der genannten Unternehmen sind die Shortseller Schuld am Problem.
Es gibt für mich null Mehrwert durch dieses zusätzliche Instrument, der nicht durch die bestehenden Instrumente (Optionen und Zertifikate und andere Derivate) bereits gedeckt wäre. Einfach ein Abzock-Instrument für große Player. Und wenn es wirkliche Krisenzeiten gibt - wie bei Corona - werden diese Instrumente auch ausgesetzt, das wird ja einen Grund haben. Der Grund besteht in der zerstörerischen Wirkung, die dies nicht nur auf ein Unternehmen, sondern auch auf eine gesamte Volkswirtschaft hätte. Ich finde, man kann ohne irgendeinen Verlust sehr gut darauf verzichten und unterstütze alle Initiativen (die es von kritischer Seite) gibt für die Abschaffung dieses zynischen Machtinstruments.
Außerdem sorgt es für effizientere Märkte, wenn man eine Gegenseite einnehmen kann. Und ja, es hat einen guten Grund, das bei diversen systemkritischen Instituten zeitweise aussetzen kann.
Zu guter Letzt ist es auch ein Gradmesser, der für mehr Transparenz sorgen kann. Spannen wir den Bogen zu unserer AT&S. Wenn die eine Kapitalerhöhung durchziehen und alle "unvoreingenommenen" Analysten an der Wildwestbörse Wien Kaufen schreien, hat es durchaus etwas für sich, wenn sich eine Gegenseite Gehör verschaffen und aufzeigen kann, dass das kein Selbstläufer ist.
All die gennanten Gründe gegen das Shortselling stellen meines Erachtens auf den Missbrauch des Instrumentes ab. Den gibt es aber auf der long-Seite genauso.
Zur Einnahme der Gegenseite gibt es viele andere Instrumente, da braucht man kein "Ausborgen" von Aktien mit sämtlichen sich dabei ergebenden Manipulationsmöglichkeiten. Meistens werden in Zusammenhang mit Short-Aktien auch gezielt Gerüchte gestreut, was strafrechtlich meist sehr schwer verfolgbar ist. Bei den normalen Instrumenten, fällt das nicht so ins Gewicht, bei den Shortsellern potenzieren sich dann die Probleme für eine Firma. Und wenn ein Missbrauch schwerer wiegt als bei normalen Instrumenten, ist halt ein solches Instrument per se auch problematischer, denn so ein Missbrauch wird immer wieder vorkommen. Manchmal ist auch kein Missbrauch erforderlich, vieles spielt sich ja in einer rechtlichen Grauzone ab. Wie gesagt, es hat schon einen Grund, warum in Krisenzeiten gerade dieses Instrument unterbunden wird. Man weiß, dass man damit im schlimmsten Fall eine an sich funktionierende Volkswirtschaft an die Wand fahren könnte.
Wird etwa das Kreditportfolio der Pfandbriefbank schlechter, wenn ihre Aktien leerverkauft werden? Oder verkauft Hellofresh deshalb weniger Essen?
Dann müsste es ja auch einem großen Fonds verboten werden, seine Aktien schnell auf den Markt zu werfen, weil durch den plötzlichen Kursrutsch das Unternehmen in Bedrängnis gerät.
Im Prinzip publiziert jeder Shortseller seine Erkenntnisse, sofern er wirklich der Meinung ist, dass es wirklich um Betrug geht. Er hat ja auch großes Interesse daran, das zu tun, weil es seinen Gewinn maximiert.