Die Klimaritter, eine antikapitalistische Revolte


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Neuester Beitrag: 27.12.22 12:49
Eröffnet am:01.05.16 00:56von: lumpensamm.Anzahl Beiträge:4.948
Neuester Beitrag:27.12.22 12:49von: hello_againLeser gesamt:920.291
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71550 Postings, 6017 Tage FillorkillEin 12C Isotop bleibt ein 12C Isotop

 
  
    #2351
2
29.12.19 11:55
Ich räum gern ein, auf der Isotopenebene nicht wirklich mitreden zu können. Möchte aber zu bedenken geben, dass von sich erwärmenden Weltmeeren aufsteigendes 'natürliches' CO keinen logischen Widerspruch zur behaupteten anthropogenen Kausalität darstellt, insofern dieser Vorgang ja seinerseits Funktion der anthropogenen globalen Erwärmung sein soll. Man könnte also von sich multiplizierenden Effekten reden. Ein ähnliches Szenario wird ja auch beispielsweise für auftauende Permafrostböden beschrieben.

Zu deiner Culture Hauptthese: Die gibt es ja abgewandelt auch als Erklärungsmuster für den Aufstieg der right wing identity politics, die als reaktive Funktion dem antirassistischen Furor der Linken in die Schuhe geschoben wird. Dasselbe Muster wiederholt sich dann im Klimadiskurs, wobei hier der klimabesorgte Furor Ziehvater einer 'jetzt erst recht Carbon' Mentalität sein soll, die sich mit notwendig autoritären Methoden ihrer Haut wehren wolle.

Die Erzählung von der grossen antikapitalistischen Revolte, die sich hinter dem Klimafuror verbergen soll, malt ja gerne das angesichts der realen Machtverhältnisse recht bizarre Bild einer arg- und wehrlosen Industrie, die von FfF Kids und ihren Paten in den Medien regelrecht belagert werde. Daran ist die erdichtete Umkehrung der Machtverhältnisse so falsch, wie die Unterschlagung der eskalierenden Konkurrenz zwischen grünen postfordischen und carbonischen fordischen Industrien zumindest anrüchig ist. Einer Konkurrenz, die übrigens auch innerhalb fordischer Industrie selbst eskaliert, dein Arbeitgeber ist da ein gutes Beispiel.

Die Macht, den kulturellen Diskurs der Gesellschaft dominieren zu können, erhält sowohl der linke Antirassismus wie der grüne Klima-Alarm also nicht durch eine raffinierte Verschwörungspolitik, sondern erst durch mächtige Verbündete aus der industriellen Reproduktion, die bereits aus Eigeninteresse auf attraktive kulturelle Begleiterzählungen Wert legen. Bevor es diese Verbündeten gab, war Antirassismus und Klima entweder ein Witz oder wurde einfach gewaltsam ('Wackersdorf') erstickt.  

Um die Erzählung von der antikapitalistischen Revolte damit umzuschreiben: Es sind die sich an Carbon kettenden autoritären Maschinenstürmer, die den Kapitalismus lieber vor die Hunde gehen lassen wollen, um ihre auf Abruf stehende kulturelle Begleiterzählung über den Tag retten zu können als sich der kapitalismuseigenen Tendenz zur Globalisierung, zur Diversität, zur grünen Reproduktion zu ergeben. Ob sie die Macht dazu haben werden, entscheidet sich in der innerkapitalistischen Konkurrenz, nicht auf der 'Textoberfläche' von Medien, sozialen Manifestationen und Strassenhappenings. Es sieht da allerdings nicht gut für sie aus, davon zeugt gerade IHR Furor.

71550 Postings, 6017 Tage Fillorkillhier mal ein aktuelles Daimler Advertising

 
  
    #2352
2
29.12.19 12:24
...Stuttgart – Die E-Mobility Group Daimler Trucks & Buses lanciert für Lkw-Kunden ein ganzheit­liches Ökosystem für den bestmöglichen Einstieg in die elektrische Transportlogistik. ..Als Pionier der Elektro­mobilität sind unsere batterieelektrischen Lkw bereits weltweit im intensiven Praxiseinsatz. Dank des engen Austauschs mit unseren Kunden haben wir früh verstanden, dass wir weit über das E-Fahrzeug hinausdenken müssen. Deshalb bieten wir zu unseren Fahrzeugen ein auf das Einsatzprofil und die Bedarfe der Kunden maßgeschneidertes Ökosystem an, inklusive Beratung und Ladeinfrastruktur-Lösungen. Damit wollen wir unseren Kunden den optimalen Einstieg in die E-Mobilität ermöglichen...

https://media.daimler.com/marsMediaSite/de/...50c0luZGV4PTU!&rs=2

Wer glaubt, die machen das, weil Greta und ihre Paten Druck ausgeübt haben, der hat sie nicht mehr alle. Tatsächlich ist es genau umgekehrt. Greta wird in der Presse herumgereicht, um den stattfindenden Technologiewandel mit einer gewissen religiösen Überhöhung unter die Kundschaft zu bringen. Vor 20 Jahren hingegen hätte ausserhalb des grünen Milieus niemand von ihr Notiz genommen.  

10665 Postings, 7487 Tage lumpensammlerKann leider momentan

 
  
    #2353
1
30.12.19 12:34
Wenig beitragen, weil ich mit Kind und Kegel beim Skifahren bin. Klimawandel hin oder her, Wetter und Schnee sind spitzenmäßig. Sonnige Grüße und vorsorglich nen guten Rutsch an alle.  

10665 Postings, 7487 Tage lumpensammlerder hat sie nicht mehr alle

 
  
    #2354
1
30.12.19 16:54
Nein, wegen Greta bestimmt  nicht. Wegen den Co2 Strafsteuern aber ganz sicher. So erfüllt man die Flottenemissionen, ob die Maßnahme nun sinnvoll ist oder nicht. Fragt man an den entsch. Stellen nach, kommt unisono dieselbe Antwort: Quatsch, sinnlos, aber keine Lust Milliarden nach Brüssel zu überweisen. Ein offizielles Statement in dieser Form wird man aber vergeblich suchen. Da schwärmt man lieber von der Ökowelt. Itˋs the culture, stupid!

Ich kenne sogar ein Projekt, wo Fahrzeuge entwickelt und quasi verschenkt werden, weil sie vollkommen nutzlos sind. Aber die Entwicklung und das Verschenken ist günstiger als die Co2 Strafe. Die Frage ist tatsächlich, wer sie nicht mehr alle hat.  

10665 Postings, 7487 Tage lumpensammlerBon appétit, WDR

 
  
    #2355
1
31.12.19 16:02
Hab mich mal durchgeklickt. Das Video ist an mir vorbeigegangen. Es ist selten dämlich und, wenn als Satire gedacht, schwer erkennbar, in welche Richtung. Da ist zunächst einmal die thematisch ungünstige Vorlage der Motorrad fahrenden Oma. Denn das ist ja schon surreal. Mit der platten Beleidigung als Umweltsau pappt man der Oma nur eine Böhmermannsche Diskriminierung auf die Stirn, die nur in entsprechenden Adressaten als witzig empfunden wird. Dieser intellektuell türschwellenhohe Witz wird auch durch das angebliche Outing mit dem Greta Zitat am Ende nicht als solcher entlarvt.

Ich nehme den Machern gerne ab, dass sie ein satirisches Motiv hatten, nur ging die gänzlich witzfreie Beleidigung krachend daneben. Wenn man es nicht kann, sollte man es einfach lassen. Insofern konsequent, es zu löschen. Mehr muss man dazu nicht sagen. Bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten sind eben überwiegend Unterbelichtete am Werkeln. Dass man gerade dort, wo der größte Müll über die Umweltpolitik verbreitet wird, die AFD-nahe Kundschaft im satirischen Visier hatte, lässt sich nicht einmal ansatzweise erahnen. Das Gegenteil ist wohl eher der Fall, aber wie gesagt, nicht einmal das gelang ...

10665 Postings, 7487 Tage lumpensammlerPostfordisch, Kultur etc

 
  
    #2356
3
01.01.20 23:35
Es gibt weder einen carbonischen Teufel, noch einen grünen postfordischen Engel. Noch viel weniger existiert eine Konkurrenz zwischen den Antipoden. Es gibt Kapitalismus und Sozialismus, die einhergehen mit Freiheit bzw. Zwang. Korruption ist beiden eigen. Das sind die Schwarz-/Weiß-Chrakterisierungen. Die Realität ist natürlich grau, in allen Schattierungen.

Der so betitelte carbonische Maschinenstürmer, der dem Kapitalismus durch seine Globalisierungskritik die Grundlage entziehen wolle, ist ein ständiger Begleiter jeglicher Entwicklung aller Epochen. Er steht heute bei uns im Rampenlicht, weil er die letzte Bastion ist, die zu stürmen der edle, postfordische Kommunismus noch nicht in der Lage war. Abgesehen davon ist das Märchen des schwachen, globalisierten (antirassistischen) und auf Nachhaltigkeit (postfordischen) ausgerichteten Kapitalismus eine komplette Fiktion. Weder operiert diese Bewegung nachhaltig, noch ist sie mit den Staatsmilliarden und deren Gesetzgebung im Kreuz schwach und noch viel weniger ist sie antirassistisch. Letzteres betreffend tauscht sie die vom angeblich rechten Maschinenstürmer geschmähten Muslims recht flexibel gegen Männer, Juden, Alte, Amerikaner und sonstige Widerständler der links-grünen Ideologie aus. Ein übrigens historisch durchaus wohl bekanntes Verhalten linker Machtstrukturen. Der links-grüne Postfordismus diskriminiert, obwohl (oder besser gerade weil) globalistisch aufgestellt ideologisch konträre Gruppen und ist damit unterm Strich schlimmer als der durch die paar carbonischen Maschinenstürmer temporär vertretene Kapitalismus, dem politische oder moralische Klassifizierungen  schnurz sind.

Eine Konkurrenz zwischen den beiden Systemen kann es gar nicht geben, weil das eine die Macht hat, das andere zu kontrollieren und diese Macht auch nutzt, wenn es tatsächlich eng wird. Es ist sogar so, dass in über 90% der Fälle empirisch erfolgsbedingt beide Systeme kongruent kapitalistisch sind. Nur wenn der Kapitalismus seine Früchte bis in die letzte Ecke der Gesellschaft getragen hat, kommt der kulturelle Clash zum Tragen. Dann nämlich stürmen plötzlich Besorgte, gefühlt Unterdrückte und geglaubt Zukurzgekommene aus allen Ritzen auf den Sieger und verlangen Gleichheit, Buße und Mäßigung. Dieses Narrativ fruchtet nur im Überfluss. Der geforderte Reset und das Überboardwerfen aller Tools, die den bisherigen Erfolg erst ermöglichten, wird anfangs noch milde belächelt, greift aber sukzessive in der erfolgsverwöhnten Gesellschaft. Zumal die Kritiker über 1-2 Generationen hinweg die Netzwerke und Schaltstellen des Machtgefüges erobern, der produktive Rest ist ja mit Wohlstandsmehrung beschäftigt.

Erst die Richtlinien, Gesetze, legitimiert durch die von Kommunikationssatelliten wie NGOs oder supranationale Organisationen gestreuten fiktiven Bedrohungen erzeugen das Regularium zur tatsächlichen Machtausübung. Es ist jedoch der letzte Schritt einer langen Kette scheinbar zufälliger Verknüpfungen, die in einer Kulturrevolution das erste Glied stellt. Die 68er haben den aktuellen Zyklus vor 50 Jahren losgetreten und den Übergang vom Patriarchat zum Matriarchat beschleunigt, mit allen Vor- und Nachteilen. Die einzige Frage ist, ob der seit Jahrtausenden existierende, tendenziell totalitäre und menschenfeindliche Malthusianismus an diese linke Revolution angedockt hat, oder umgekehrt. Es ist tatsächlich schwer zu sagen, aber ich glaube, links hat da teils unbewusst ganz rechts angedockt.

Mich wundert auch immer wieder, dass die vorgehaltene Hand heute immer tiefer sinkt, wenn es um das Eingeständnis geht, dass wir zu viele auf dem Planeten wären, obwohl faktisch und logisch nichts für diese Behauptung spricht. Trotzdem sind sich plötzlich alle, von ganz links bis ganz rechts, ganz einig und dem moralischen Tabu dieses impliziten Riesengenozids werden zusehends die Mauern geschliffen. Gerne auch mit vorgeschobener Liberalität und Moral. Einzig ein paar carbonische Maschinenstürmer halten ab und zu dagegen und behaupten, dass das nicht sein müsse, wenn man den kreativen Menschen nur machen ließe. Diese Rufe verhallen aber ungehört, weil weiter von der Macht entfernt als der carbonische Maschinenstürmer kann man heute gar nicht sein. Kultur und Gesetz stehen gegen ihn. Die Wirtschaft/Industrie hatte trotz all der Kohle noch nie viel zu melden und hat es auch heute nicht. Sie war und ist notgedrungen opportunistisch, d.h. sie gehorcht und baut Traumschlösser.

Die Erzählung der notorisch paranoiden Moraljünger, dass alles, was sie an ihrer Weltenrettung, egal ob diese nun klima-,  migrations, übervölkerungs- oder gerechtigkeitsbezogen ist, hindere, ein reaktionäres Pack wäre, ist das heißeste Indiz, dass es A: eben nur eine Erzählung ist und B: die Bewegung mit Menschlichkeit, Demokratie, Rechtsstaat & Co. nicht die Bohne zu tun haben wollen. Genau das wird auch ihren Untergang einläuten, sobald der zunehmende Furor, den sie ausüben, die Masse empfindlich zu treffen beginnt. Und das ist jetzt. Die einzige Alternative zum Untergang  ist wie so oft hier beschworen die Radikalisiserung.

Greta  und Co. sind nur Statisten, max. aber Pegelgeber für den Grad der Realitätsflucht und damit der Zyklusreife, mit der die Bewegung zunehmend zu kämpfen hat.

71550 Postings, 6017 Tage Fillorkilluff...

 
  
    #2357
02.01.20 13:28

71550 Postings, 6017 Tage Fillorkillich greif mal in deine Culture Cycle Theorie rein,

 
  
    #2358
6
03.01.20 17:37
wobei die Frage nach den effektiven Treibern kultureller Evolution noch offen bleiben muss. Die - meist dystopischen - Cycle Theorien beziehen ihren Nährwert jedenfalls regelmässig aus der Korrelation, nicht aus Kausalität. Die nomadisierenden Barbaren haben das Imperium überrannt ?  'Also' war es kulturell übersättigt, zu korrumpiert, zu divers, zu 'globalistisch', zusammengefasst bereits erledigt und für den Untergang vormarkiert. Dies nur als Denkhinweis.

'Der links-grüne Postfordismus diskriminiert, obwohl (oder besser gerade weil) globalistisch aufgestellt ideologisch konträre Gruppen'

Die Dampfmaschine 'diskriminiert' den Handarbeiter und seinen Arbeitgeber, der Ottomotor den Betreiber von Pferdedroschken und die postfordischen Produzenten der digitalen Infrastruktur all jene, die an dieser beispielsweise aufgrund eines fortgeschrittenen Alters nicht mehr teilnehmen können oder wollen. Das alte Mütterchen mit dem Reisigbündel auf dem Rücken, das alles was es brauchte im Lädchen an der Strassenecke bekam, wird mit der Auskunft 'nur noch online' sogar regelrecht aus dem sozialen Leben exkludiert. Diese Diskriminierung und Exklusion ist jedoch eine unvermeidbare Funktion der technologischen Veränderung, es ist bzw wäre Aufgabe des allgemeinen Garanten, Staat und gesellschaftlichen Institutionen, ihre Folgen zu mildern.

Daneben entsteht Diskriminierung dann, wenn eine politische Konkurrenz mit physischer Gewalt - oder ihrer glaubhaften Androhung - ausgetragen und entschieden wird. Am Ende des amerikanischen Bürgerkrieges waren Sklavenhalter diskriminiert, am Ende des WK 2 die deutschen Nazis und am Ende der DDR die SED-Parteisoldaten. Allen hatte man ganz ohne anzufragen einen ideologischen und kulturellen Überbau verpasst, den sie nie bestellt hatten. Die Kulturreaktionäre rekrutieren sich aus diesen beiden Milieus und stellen in beiden Fällen die sog Modernisierungsverlierer.

'Dieses (postfordische) Narrativ fruchtet nur im Überfluss'

Die Beobachtung teile ich. Wenn man so will ist das postfordische Narrativ ein Luxusphänomen, insofern die inhärente Systemkrise nicht mehr vom Kampf ums Sein im Angesicht knapper Ressourcen, sondern einem notorischen Überschuss an Kapital und Waren gesteuert wird, dem die zahlungsfähige Nachfrage längst abhanden gekommen ist. Dies setzt quasi automatisch sowohl die Verteilungsfrage auf die Tagesordnung als auch die Suche nach 'Menschheitsprojekten', die hinreichend dimensioniert sind, um die gigantischen Kapitalüberschüsse absorbieren zu können.

Der Green New Deal ist dieses Projekt, der 'fully automated luxury communism' sein zukünftges Gesellschaftsmodell. Es beschreibt nichts als die Weise, in der sich Kapitalismus selbst wird weiter reproduzieren können. Die barbarische Alternative dazu, die Kulturreaktionäre und Maschinenstürmer anbieten, besteht in der Sache darin, den drückenden Kapitalüberschuss durch von Protektionismus, Handelskriegen und echten Kriegen nach innen wie nach aussen getriggerten Krisen soweit zu schreddern, dass Wachstum schon aufgrund der geschrumpften Kapitalbasis wieder möglich wird. Ist erstmal alles kaputt gemacht, kennt das Wachstum keine Grenzen mehr, der deutsche Wiederaufbau 45 ff stellt dafür gern den Kronzeugen.

'Die einzige Frage ist, ob der seit Jahrtausenden existierende, tendenziell totalitäre und menschenfeindliche Malthusianismus an diese linke Revolution angedockt hat, oder umgekehrt'.

Wenn du mal in die völkischen Vulgärversionen von 'Klimaskepsis' spicken würdest, könntest du recht schnell eine ideologische Konstante entdecken: Das Märchen von der Überbevölkerung. Soviel Ökofaschismus haben die Kritiker des 'Ökofaschismus' allemal drauf. Gemeint sind damit aber immer die Paupers aus Schwarzafrika, die 'zuviele' seien, nie man selbst. Mit diesem menschenfeindlichen Märchen und seinen Verästelungen in die nationalsozialistische Biopolitik kamen bereits die Grünen in die Welt, die sich immer noch schwer damit tun, diese Altlast abzustossen. In der Figur 'des Menschen als Klimarisiko Nr 1' lebt es fort.

Aber warum ist das überhaupt ein Märchen ? Armut war schon zu Malthus Zeiten eine Funktion von Distribution und ist dies heute umso mehr. Der gigantische Überschuss an Waren und Kapital würde es längst erlauben, auch die Paupers satt zu machen. Dieser Überschuss stösst mittlerweile an einen Punkt, an dem er sich nicht mehr weiter reproduzieren wird können ohne das auch tatsächlich zu tun. Weiter s.o.  
 

10665 Postings, 7487 Tage lumpensammlerCulture Cycle, Green New Deal, Dampfmaschine & Co.

 
  
    #2359
1
07.01.20 12:59
Dein Denkhinweis mit den dystopischen Wenden, die korrelationsbedingt zu einer Theorie verwoben werden, ist prinzipiell richtig. Ich konstruiere die Theorie jedoch nicht invers, sondern interpretiere die empirische Entwicklung. Eine Dystopie muss dabei nicht zwingend das Ende eines Zyklus darstellen. Es gibt sicher - vielleicht sogar überwiegend - Zykluswenden, denen langsam einfach die Luft entwich, oder die von neuen Entwicklungen einfach überrollt wurden. Die Korrelation mit dystopischen Kulminationen ist natürlich manchmal hilfreich, aber wie gesagt nicht zwingend. Bei meiner Zyklustheorie steht eigentlich die Regelungstechnik zusammen mit der empirischen Beobachtung von Merkmalen (Achtung: Korrelation!) Pate.

Dabei gibt es große, langsame Zyklen (Antike, Mittelalter, Neuzeit), die von mittleren, noch leicht wahrnehmbaren Zyklen (Renaissance, Humanismus, Aufklärung, Moderne) und kurzen, teils heftigen Zyklen (Realismus, oder der aktuelle postmoderne Konservationszyklus) überlagert werden. Nicht an jedem Ende dieser Zyklen steht eine Dystopie. Was man jedoch den mittleren und kurzen Zyklen entnehmen kann, ist der beständige Stabwechsel zwischen den beiden Teilen menschlichen Bewusstseins: Emotion und Vernunft. Selbst wenn sie manchmal Hand in Hand gehen und es mehrere Zyklen braucht, um einen Schwenk zu vollziehen, ist der Wettbewerb zwischen ihnen erkennbar.

Eine weitere Beobachtung ist die wachsende Frequenz und die wachsende Amplitude der Zyklen im 19. und vor allem 20. Jahrhundert. Das schreibe ich dem Störimpuls ausgelöst durch den Hebel des Intellekts, der Energie und des damit verbundenen Wohlstands zu. Die dadurch wachsende Mobilität und Kommunikation hat die Menschen in ihrer kulturellen Anpassungsfähigkeit wohl etwas überfordert, weshalb das Pendel extrem in beide Richtungen ausschlug. Zunächst die identitäre, nationalistische Abgrenzungsreaktion auf die nicht aufzuhaltende Globalisierung, dann die kurze Beruhigung mit Wohlstand und Demokratie und heute die Gegenoffensive mit Konservation in Verbindung mit globaler, sozialistischer Kontrolle. Wenn die Emotion in der nationalistischen Dystopie mit Füßen getreten wurde, dann tut man das heute mit der Vernunft. Und das trotz allen Wissens und trotz aller Kommunikationsmittel, die uns zur Verfügung stehen. Es ist deshalb aus regelungstechnischer Sicht nicht unwahrscheinlich, dass die Kombination aus Malthusianismus und gedemütigtem Sozialismus nach dem Schreckgespenst des (kapitalistischen) Nationalismus, eine neue Dystopie heraufbeschwört.

Die Frage ist nun, ob das gesellschaftliche Regelsystem stark genug ist, dem Fortschrittsimpuls des 19./20. Jahrhunderts eine Sprungantwort entgegenzustellen, die die gesellschaftliche Entwicklung in "normal fluktuierende" Bahnen zurückregelt. Die pessimistische Sicht darauf wäre, dass das Regelsystem außer Kontrolle gerät und zum Phasenverstärker wird. Dann stünden uns neue dark ages bevor. Die optimistische Sicht ist, dass Vernunft, Freiheits- und Eigeninteressen dem grotesken Treiben irgendwann ein Ende setzen und eine neue Ära einläuten.

Bei solchen Übergängen geht es nicht um die Diskriminierung von Verlierern durch neue Technologien, das ist bei jedem Fortschritt so, sondern um die Diskriminierung durch Ideologien, indem z.B. dem ideologischen Feind das Schild eines Verlierers umgehängt wird. Du verwechselst hier Technologie und Ideologie. Das eine regelt sich selbst, das andere wird per Diffamierung und Zwang geregelt. Die bisherigen technologischen Disruptionen erfolgten alle auf Basis der Technologie und ihres Nutzens selbst. Pferdemist, Pferdepflege und Kutsche wurden vom darüber hinaus schnelleren Auto überholt. Der Kapitalismus hat die Technologie aufgrund ihrer Vorteile zur Blüte geführt. Das E-Auto ist nur eine Abwandlung davon. Der ökologische und private Nutzen eines E-Mobils im Vergleich zum Verbrenner steht in keinem Verhältnis zum Aufwand für die Erreichung des kleinen Nutzens. Der Erfolg ist deshalb kapitalistischer Harakiri und wird ausschließlich durch staatlichen Zwang bzw. diskreditierende Regulierung erzielt. Insofern hat die e-mobility allenfalls eine temporäre Nischenfunktion. Der nächste disruptive Sprung in der Mobilität ist deshalb vermutlich nicht im Antrieb sondern im Medium zu suchen. Die Straße wird irgendwann überflüssig. Gut möglich, dass man dabei auf E-Antriebe zurückgreift, aber weniger, weil das die Umwelt als die Steuerungstechnik befehlen würde. Ähnlich wird es der Energieerzeugung gehen. Die heutige Diskreditierung des Karbons wird physikalisch bedingt nicht in Windmühlen und Sonnensegeln enden sondern zwangsläufig in der Kernenergie. Das ist vollkommen klar, auch wenn Wind und Sonne noch so sehr anbeten mag. Deren Energie reicht einfach nicht für eine wachsende Bevölkerung mit global steigenden Ansprüchen, bzw. hätte dystopische Folgen für die Umwelt, weshalb man ja gerade auf die ideologische Transformation, sprich zahlenmäßige und konsumptive Begrenzung der Gesellschaft setzt.

Dieser "Green New Deal" ist ein über fiktive Katastropehn inszeniertes Konzept von Ideologen, die nicht das Gemeinwohl der Menschen sondern das Wohl und die Macht ihres Standes im Blick hat. Genau deshalb wird er am Ende scheitern. Die Erzählung, dass die Paupers längst durch unseren Überschuss zu sättigen seien, greift auch nicht. Kapitalismus war von jeher von Überfluss gekennzeichnet. Die nackten Daten bestätigen auch, dass die Zahl der Paupers seit der globalen Entfaltung des Kapitalismus beständig und rapide abgenommen hat - trotz des Überflusses. Eine Erfolgsgeschichte, die dem dadurch gedemütigten Sozialismus nun gar nicht passt. Also muss die alte Kamelle der begrenzten Ressourcen und der verletzten Gaia herhalten, um dem ideologischen Feind den Garaus zu machen. Das wird nicht gut gehen, wenn die Leute begreifen, dass all das reine Fiktion ist und wenn sie lernen, dass die Menschen - wie Vernadsky im Gegenstz zu Darwin und Malthus tatsächlich schon vor 100 Jahren prognostiziert hat - mit ihrer Kreativität eine eigene geologische Größe darstellen. In dem Maß, wie wir wachsen, werden wir auch den natürlichen Reproduktionskreislauf antreiben. Den Paupers hilft der Green New Deal übrigens noch weniger als der Kapitalismus. Denn sie sind es, die als Erst ins Gras beißen werden, allen sozialistischen Unkenrufen zum Trotz.

Vernadskys Sicht hat sich mehr als eindrucksvoll bestätigt. Ein revisionistischer und malthusianisch geprägter Green New Deal hat dagegen bisher nichts als dystopische Aussichten gepaart mit falschen Prognosen produziert. Er brächte der Welt und dem Menschen keinen Nutzen und wird deshalb max. als Fehltritt in die Historie eingehen. Einzig unsere Kultur, die im Innersten noch den Gottglauben trägt und dem Menschen dessen Werk nicht zutraut, obwohl er längst begonnen hat, es zu tun, steht dem noch im Wege.

10665 Postings, 7487 Tage lumpensammlerWas Faktencheck heute bedeutet

 
  
    #2360
1
08.01.20 17:33
Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Faktencheck bedeutet heute, die eigene Ahnungslosigkeit durch ungeprüftes Abschreiben von anderen Veröffentlichungen, die die eigne Meinung decken, zu kaschieren.

Im konkreten Fall bemüht sich die DPA, den Eike-Unfug vom vernachlässigbaren, menschgemachten Anteil an der CO2-Konzentration zu widerlegen. In einem Punkt hat die DPA mit ihrer abgeschriebenen Analyse Recht, aber auch nur zu 50%. Der Rest ist reine Phantasie und selbst die zitierten Quellen nennen veraltete Werte des IPCC, die zudem (wie heute auch noch) vollkommen aus der Luft gegriffen sind. Eine vollkommen irre Diskussion, die die Realität noch nicht einmal am Rande streift.

https://www.presseportal.de/pm/133833/4477143

Richtig:
1. EIKE bezieht sich mit dem angeblichen Anteil Deutschlands auf die gesamte Atmosphäre und nicht auf das CO2. Die Zahl ist deshalb um 3 Größenordnungen zu niedrig.

Falsch:
1. Löslichkeit der Meere, Respiration der Pflanzen und Böden emittieren hauptsächlich natürliches CO2. Die von der DPA zuerst genannte Quelle der Vulkane spielen eine vernachlässigbare Rolle.
2. Dann weist die DPA darauf hin, dass die Werte von Eike veraltet wären, denn tatsächlich läge der natürliche Anteil der CO2-Konzentration in der Luft bei 97% statt 96%. Tatsächlich sind es weder 96% noch 97% sondern 95%.
3. Und tatsächlich beziehen sich diese 95% nicht auf die CO2-Konzentration in der Luft, sondern auf die natürlichen Emissionen pro Jahr. Laut IPCC betragen diese ca. 200 GtC/Jahr (ca. 110 Land, 90 Ozean).  Wir emittieren lt. der gleichen Quelle ca. 10 GtC/a, was 5% der natürlichen Emissionen entspricht. Der menschliche Anteil steigt also statt, wie die dpa es suggeriert, zu fallen. Die dpa merkt also weder, dass sie grundsätzlich falsch liegt, noch dass man sich mit der falschen Korrektur eines falschen Bezugs auch noch ins eigene Bein schießt. Zu Unwissenheit gesellt sich Dummheit. Statt 0,00047% liegt also der deutsche Anteil bei 0,1% der natürlichen Emissionen. Was will man mit dieser lächerlichen Korrektur überhaupt bewirken? Wenn wir uns um 50% "verbessern", sparen wir 0,05% der natürlichen Emissionen ein? Und wenn wir laut Leopoldina-Studie 7 Billionen Euro in die Hand nehmen, können wir sogar 0,1% der natürlichen Emissionen einsparen. Will uns die dpa das näherbringen? Oder noch besser: wieso findet die dpa bei ihrem Faktencheck nicht heraus, dass selbst diese 200 GtC/a eine reine pi-mal-Daumen-Schätzung sind. Es könnten auch 400 oder nur 100 sein. Man kann die Welt nicht so genau vermessen und kennt noch nicht einmal alle Prozesse, die zu einer näherungsweisen Berechnung der nicht mmessbaren Parameter herangezogen werden können. Trotzdem schätzt man auf die Nachkommastelle genau! Deshalb variieren die Angaben auch mit jedem IPCC Bericht dramatisch, aber das Resultat bleibt immer dasselbe: die Zunahme in der Atmosphäre, die nur Pegelstandsanzeiger des Meeres ist, das selbst mit immer mehr aufströmendem Tiefen-CO2 zu kämpfen hat, ist anthropogenen Ursprungs. Glasklar, das braucht man nicht recherchieren, das weiß doch jeder, oder!
4. Die Natur füge laut dpa der Atmosphäre kein CO2 hinzu. Auch das ist falsch. Im Wechsel zwischen Eiszeiten und Interglazialen ändert sich die CO2-Konzentration in der Luft laut gemeinhin ausschließlich akzeptierter Eisbohrkerndaten aus der Antarktis nach 1985 um fast 100 ppm. Laut grönländischen und älteren Antarktis-Eisbohrkerndaten sowie Stomata- und Foraminifera-Proxywerten variierte auch die Natur den CO2-Gehalt der Atmosphäre gehörig und kurzfristig zwischen 160 ppm und >400 ppm. Was davon richtig ist, ist noch längst nicht ausgemacht, auch wenn der wissenschaftliche Konsens ausschließlich mit den akzeptierten Antarktisdaten rechnet. Aber selbst darauf bezogen ist die dpa-Aussage falsch. Laut Ozeanographen stiege die CO2 Konzentration in der Luft um 100%, wenn die biologischen Pumpen im Meer den Dienst quittierten. Was wenn diese Pumpen in ihrer Leistung variieren, ohne dass der Mensch eingreift? Sie reagieren z.B. empfindlich auf Eiseneintrag durch Staubtransport. Durch mehr Pflanzen vermindert sich der Staub und die C-Pumpe im Meer verliert an Leistung.  Strömt dann auch kein natürliches CO2 in die Atmsphäre? Wie erklärt man sich den Gehalt von einigen tausenden ppm vor Millionen von Jahren? Unerkannte prähistorische Diesel-Dinosaurier?
5. Dann behauptet die dpa, dass das Klimasystem schon auf geringe Mengen CO2 hochsensibel reagiere. Das ist weder konkret noch in irgendeiner Form belegt, weshalb auch die Quelle dazu fehlt. Theoretisch belegt (nicht empirisch) sind nach wie vor die 1,16 Grad pro CO2 Verdoppelung ohne Feedbacks. Ob gerade die Erwärmung der letzten Jahre damit zu tun hat und welchen Anteil evtl. wir daran haben, steht faktisch(!!!) vollkommen in den Sternen. Ebenso wie die Konsequenzen dieser Erwärmung, die sich faktisch (!!!) partout nicht als außergewöhnlich oder gar katastrophal erweisen wollen. Selbst wenn man den IPCC Konsens statt eines nicht existenten, rechnerischen oder empirischen Nachweises bemühen will, kommt man auf einen menschlichen Anteil von größer 50% an der Erwärmung seit 1950. Da aber faktisch (!!!) die Katastrophen zu dieser Erwärmung fehlen, fragt man sich, was daran schlecht sein soll. Was also will der dpa Faktencheck mit dieser frei erfundenen Aussage eines hypersensiblen Klimasystems ohne Fakten suggerieren?

1:5 ist für einen Faktenchecker ein ziemlich erbärmliches Ergebnis. Aber Erbärmlich ist heute die neue Norm. Man geht eben mit der Zeit. Wer gibt für so eine Information Geld aus? Der Typ, der das zusammensucht, abschreibt und ergänzt, wird ja schließlich bezahlt. Von ihm schreiben wieder andere ab und erfinden bestimmt noch das ein oder andere dazu. Am Ende wundert man sich, wie es kommt, dass durch die wöchentliche Fahrt von Omma zum Supermarkt lila Schweine auf dem Wohnzimmerteppich geschlachtet werden und wir auch noch horrend dafür zahlen sollen. Irgendwo gab's doch da so ne Studie ...

4934 Postings, 9095 Tage n1608@Filliorkill wenn Du #2358 selber geschrieben hast

 
  
    #2361
3
08.01.20 17:57
kann ich nur sagen, Respekt wer es selber gemacht hat. Ich denke Du bist Philosoph oder zumindest ein Habilitierter. Ich breche diesen Luhmannschen Erguss mal auf die Kernaussagen herunter.

Wer gegen die aktuelle technologische Entwicklung ist (selbst wenn sie Auswüchse wie in China "Sozialsystem"hat) ist selber Schuld, weil rückständig und alt und wird zurück bleiben wie der Droschkenfahrer. Da magst Du Recht haben, wobei ich nicht in dieser ach so tollen "fortschrittlichen und transparenten" Welt leben möchte. Man sollte sie einhegen, wo immer möglich.

Eine Überbevölkerung oder gar eine Bevölkerungsexplosion in Afrika und dam Nahen Osten gibt es nicht. Ob nun eine Frau im Sudan 10 Kinder oder in D nur eines bekommt, macht letztlich keinen Unterschied. Ist natürlich völliger Quatsch und das weißt Du auch.  

58425 Postings, 5136 Tage boersalinoSchön wäre ein Bewertungsfeld "HOCHINTERESSANT"

 
  
    #2362
3
08.01.20 18:11
für #2358.

Freilich möchte ich es dem suggestiven Stil beinahe anlasten, meine Vorbehalte zu überrennen, noch bevor ich sie in Ruhe zuendedenken konnte.
Aber mal ganz nebenbei, lieber Fillorkill: Solch eine Stringenz ohne unterstützende Interpunktion ist dann doch manchmal etwas hakig - hat aber den didaktischen Vorteil, dass man einige Passagen mehrfach lesen muss :-))  

10665 Postings, 7487 Tage lumpensammlerDer entkernte Rechtsstaat vs. Vertrauen

 
  
    #2363
1
13.01.20 12:57
Es gibt viele Bereiche, in denen sich die Politik vollkommen skrupellos und unter öffentlichem Beifall vom Rechtsstaat verabschiedet. Die Begründung in jedem Fall lautet: Ein dringendes gesellschaftliches Problem - egal  ob das die Rettung von Menschenleben im Mittelmeer oder die Planetenzerstörung durch SUVs sind, zwinge sie dazu. Die im Prinzip emotional nachvollziehbaren Entscheidungen haben aber gleich zwei Haken. Erstens: Die Bergündung ist in vielen Fällen sachlich konstruiert und zweitens, selbst wenn sie sachlich richtig wäre, steht dem ein Gesetz im Wege, das genau aus diesen Gründen existiert und genau deshalb nicht per ordre Mufti einfach ausgehebelt werden kann, weil es gerade unpassend wäre.

Diese Willkür setzt das Vertrauen der Bürgr in den Staat und damit die Demokratie gehörig unter Druck. Wenn sich nicht einmal die konstituierenden Kräfte mehr an Spielregeln halten wollen, wieso sollten es dann die Bürger tun? Jüngstes Beispiel ist die EZB. Mit der neuen Chefin, Lagarde, will sie nun auch Klimapolitik machen. Seit wann zählen politische Maßnahmen überhaupt zu den Aufgaben einer Zentralbank? Und wenn sie es täten, wer garantierte, dass der Wähler auch einen direkten Einfluss darauf hätte? Letzten Endes ist das die lapidare Ankündigung, auf den Willen der Bürger zu pfeifen. Wenn die durch zuviele demokratische  und haushalterische Regeln gefangene Politik etwas nicht machen kann, hat das gute Gründe. Diese Fangnetze mit dem Umweg über eine demokratisch vollkommen legitimationsfreie, aber dafür finanziell mit überdimensionierten Hosentaschen ausgestattete Zentralbank zu ran.

Dieses demokratische Husarenstück fügt sich nahtlos zum europäischen Green Deal der neuen EU-Chefin, von der Leyen, die (ungewählt!) für die angeblich dringend notwendige Weltenrettung ganz tief in die Taschen der Bürger greifen will. Wenn man so will, kann man das weiter auf die nationale Ebene herunterbrechen und monieren, dass der deutsche Staat Gesetze und Regelungen erlässt, die ihm indirekt mehr Geld einbringen, dem Bürger aber direkt mehr Geld entziehen, ohne dass dies eine Steuererhöhung wäre. Das EEG ist z.B. so ein Gesetz, das den Bürger mit verdeckten Mehrkosten über den Strompreis belastet, eine bestimmte Industrie, die ohne dieses Geld nicht überlebensfähig wäre und das vorgegebene Ziel einer nachhaltigen Stromversorgung noch nicht einmal theoretisch zu erfüllen imstande ist, subventioniert, ohne dass man es Subvention nennen kann und gleichzeitig über die Umsatzsteuer auf all diese Umlagen die öffentlichen Kassen füllt.

Nebenbei bemerkt: Lagarde kündigte auch an, dass sie sich noch mehr für die Frauen einsetzen wolle. Das ist natürlich bitter nötig, denn in der EU sind die drei mächtigsten Posten von alten weißen Alphatieren besetzt:
1. Der rechtspopulistische Engelhard Merkel regiert schon seit 15 Jahren den mächtigsten Mitgliedsstaat
2. Der frühere Verteidigungsminister und ebenso rechtspopulistische Urs von der Leyen ist gerade erst unter fragwürdigen Umständen Chef der EU-Kommission geworden und will nur eine lächerliche Billion Euro für die Weltenrettung ausgeben
3. Selbst die EZB wird vom rechtspopulistischen und ebenso früheren Verteidigungsminister Christophe Lagarde dirigiert.

Zoomt man sich etwas aus dem Tagesgeschehen heraus, erkennt man schon ziemlich gut, dass dem Zeitgeist Demokratie und Rechtsstaat zunehmend auf die Nerven gehen. Man will so ungestört wie möglich sein Ding drehen. Man weiß schließlich immer, was richtig ist und man braucht verdammt nochmal die Kohle und die Toleranz der anderen dazu. Wenn die sie aber freiwillig nicht rausrücken wollen, dann ist man doch gezwungen, andere Saiten aufzuziehen. Klar ist es nicht hilfreich, die Mehrheit dieser Kritiker und Wegezollverweigerer als planetenkillende Nazimonster auszugrenzen, aber wie sonst soll man denn eine Gut-/Böseeinteilung vornehmen, damit es auch der größte Simpel kapiert?

Weil die Botschaft sowie die Einteilung so simpel ist und die Macht also plötzlich das Gute ist, sitzen natürlich sehr viele im selben Bott. Wer will schließlich gerne ein planetenkillendes Nazimonster sein? Ein Politiker sowieso nicht, NGOs naturgemäß auch nicht. Und weil der Zeitgeist nicht nur gut fürs Marketing ist, sondern die Macht auch zunehmend über Wohl und Wehe der Wirtschaft bestimmt, sitzen immer mehr Vorstandsvorsitzende großer Aktiengesellschaften im Boot. Heutzutage macht man in dieser Etage mehr in Politk als in Unternehmertum. Das muss so sein, denn es folgt ja alles dem guten Zweck - und der ist eindeutig nicht wirtschaftlicher, sondern politischer Natur. Da muss man schon mal Farbe bekennen, Kapitalismus ist schließlich sowas von last century. Geld und Spielregeln kommen vom Staat, wenn nötig nur 100% kontrolliert digital, basta!

Aber keine Sorge, wer jetzt meint, das nähme alles kein gutes Ende, weil das Vertrauen in Staat, Wirtschaft und Währung dramatisch leiden würde, der kennt Bibi, Pippi und Lara nicht. Wenn alle Stricke reißen, macht Bibi kurz Hex! Hex!, Pippi hebt ihr Pferd hoch und Lara ballert wild um sich. Danach ist alles wieder gut. So werden es auch Angela, Ursula und Christine machen. Das Dingens mit Demokratie, Rechtsstaat und Wirtschaft ist doch nur was für doofe Normalsterbliche.

Dieses System der installierten Superheldinnen funktioniert aber nur solange, wie sie ihren Zauber ungestört versprühen können, weshalb es unter allen Umständen zu verhindern ist, dass irgendein anderer als eine neue Superheldin diese Matrix verbiegt. Dazu gibt es Lautsprecher (Medien, (N)GOs) an jeder Ecke des Imperiums. Die verkünden tagein, tagaus das Böse, das uns drohe, wenn es einmal mit den Superheldinnen vorbei wäre. Man stelle sich nur einmal vor, was ein schwarzer Ritter mit diesem uneingeschränkten Möglichkeiten alles verbrechen würde. Um diesen Eingriff zu verhindern, brauchen Superheldinnen ein Lebensrecht auf Macht und bestimmen ihre eigene Nachfolgerin. Wer etwas von ihnen will, muss ihnen huldigen. Wer ihnen ans Leder will, wird öffentlich geteert und gefedert. Nur dann ist die Welt nachhaltig gesichert. Das ist eine historisch und global gesehen vollkommen neue Art von Regierung - zumindest wenn man die Historie auf wenige Jahrzehnte und den Globus auf ein paar westliche Länder begrenzt.

10665 Postings, 7487 Tage lumpensammlerEs brennt

 
  
    #2364
2
14.01.20 13:42

In Deutschland geht die Welt in Australien unter

Aktuell weinen sie wieder, die deutschen Wissenschaftler und die deutschen Journalisten. Australien brennt, und zwar ganz anders. Traditionell als Erster schoss unser Vorzeigeklimawissenschaftler, Stefan Rahmstorf, bereits for 8 Wochen im Spiegel aus allen Klimarohren, um den australischen Buschfeuern eine Klageschrift gegen das Menschlein anzuhängen. Sein Kollege aus der regenerativen Ecke, Prof. Dr. Quaschning, assistiert auf Twitter mit einer fundierten Rechnung, dass 10 Millionen australische Tiere aufs deutsche Konto gehen. Mal sehen, was dahinter steckt.

Eine ganz triviale Vorbemerkung: Ein naives Kerlchen wie ich stellt sich da zunächst einmal vor, dass Bäume noch nicht selbst beschließen können, einfach loszuzubrennen. D.h. Waldbrände müssen prinzipiell entzündet werden. Die Zündtemperaturen von Holz liegen so um die 300°C. Das schafft ein Rahmstorff'scher Klimawandel (noch) nicht so ganz, selbst in Australien mit bis zu 50°C nicht. D.h. hier hat - Blitzschlag einmal außen vor gelassen - offensichtlich jemand Hand angelegt. Dieser Hinweis unterbleibt bei den Wissenschaftlern und den Medien nahezu komplett. Im Gegenteil, der Spiegel leugnet diese physikalische Notwendigkeit kategorisch und unterstellt denjenigen, die Brandstiftung (fahrlässig und absichtlich) als Ursache nennen, dass sie einer Verschwörungstheorie anhingen und dass sie im Falle der Veröffentlichung ihrer Theorie "rechte Bots" seien. Das ist Realitätsverweigerung gepaart mit Propaganda und Verschwörung in Reinstform. Vielleicht hat die Dame, Julia Merlot, auch nur zu tief ins gleichnamige Glas geschaut, oder sie ist ein Relotius-Bot, wer weiß. In anderen Medien (z.B. BBC) und in der Kriminalitätsstatistik ist die Brandstiftung jedoch unwiderlegbar die Hauptursache fürs Feuer. 

Aber es kann natürlich sein, dass der Klimawandel den entzündeten Waldbrand heftiger werden lässt. Also schauen wir einmal nach. Wir fangen noch einmal mit dem Spiegel an, der Rahmstorf den ersten Klimapflock einschlagen lässt. Der fackelt auch nicht lange und nennt einige wissenschaftliche Quellen, die den Klimawandel als Ursache nennen, darunter den letzten IPCC Bericht und eine seiner eigenen Artikel bei Scilogs. Ansonsten behauptet er, dass ausbleibender Regen (Dürre) und höhere Temperaturen die Taktgeber sind. Also der reihe nach. Der von ihm verlinkte IPCC Bericht findet im Gegensatz zu seiner Behauptung keinen faktischen Anhaltspunkt für mehr Brände, aber er erwähnt Computermodelle, die das prognostizieren. Dummerweise ist es nun so, dass eine Prognose nicht unbedingt als wissenschftlicher Beweis gelten kann. Observationen hingegen können solche Hypothesen wie die, auf denen Klimamodelle überwiegend beruhen, widerlegen. Und da sieht es schlecht aus für seine Behauptungen. Trotz steigender Temperaturen, stellt man global keine Zunahme, sondern sogar eine leichte Abnahme von Bränden fest (s. Anhang). Das sagen zumindest die Wissenschaftler, die sich damit befassen. Auch mit seiner zweiten Behautung (Dürre) liegt er zwar kurzfristig richtig, aber auch langfristig steigt der Niederschlag in Australien sogar. Und beim wesentlich größeren australischen Buschfeuer in den Siebzigern war es sogar kälter und feuchter als aktuell. D.h. die aktuelle Trockenheit kann man empirisch schlecht dem Klimawandel anlasten und beide Faktoren sind nicht als Ursache für außerordentliche Feuer nachgewiesen. Der Rest seines Beitrags ist politische Diffamierung und hat mit Wissenschaft noch weniger zzu tun als seine falschen Behauptungen oben. Wahrscheinlich ging es ihm und dem Spiegel auch nur darum.

Prof. Quaschning hält sich vermutlich deshalb auch gar nicht lange mit Ursachen auf. Für ihn ist es beweislos klar, dass wir die Übeltäter sind, er präsentiert auch gleich die Rechnung für uns. 2% der Emissionen gehen auf unser Konto, also auch 2% der 500 Millionen Tiere, sprich 10 Mio. Nun hat er die 500 Mio. hoffentlich selbst gezählt, aber lassen wir das und glauben wir ihm die Zahl. Wie Publico zwar fast richtig anmerkt, gehen ja nach offizieller Lesart der Klimawissenschaft, mom. nur 4% der jährlichen CO2 Emissionen aufs menschliche Konto, von denen dann die 2%ige Tierschuld für Deutschland errechnet werden solte. Nun ja, so einfach ist es leider nicht. Was an der CO2-Steigerung in der Atmosphäre tats. aufs anthropogene Konto geht, weiß heute niemand. Man kann es nur schätzen. Der Wert dürfte irgendwo zwischen 5% und 95% liegen. Ich schätze ihn auf unter 33%, aber gehen wir in die Mitte und sagen 50%. Bleiben tatsächlich zw. 5 Mio. (+/- 4,5 Mio.). Nun ja, diese 5 Mio. reduzieren sich aber dann schlagartig auf Null, wenn man den Klimawandel wegen fehlender empirischer Belege als Ursache ausschließt (s.o.). Die platte Aussage von 10 Mio. ist also weder richtig gerechnet noch hat sie überhaupt etwas mit uns zu tun. Irgendwie... unwissenschaftlich für einen Wissenschaftler.

In Wirklichkeit ist es der gefühlsduselige Brandschutz, den uns die Umweltliebe emotional befiehlt. Dadurch verbrennt kontinuierlich zu wenig Wald. Dieser Brennstoff sammelt sich über die Zeit an, bis er eben in einem Großfeuer abbrennt. Das bestätigt der Brandwissenschaftler Packham, der aber von den Medien nur missliebig bis gar nicht zitiert wird. Die Zeitung ABC hatte nach Ausbruch des Brandes sogar ein altes Interview mit ihm gelöscht, damit sie die heutige Rahmstorf-Propaganda, dass die jetzige australische Regierung am Brand Schuld sei, verbreiten konnte. Auch der Spiegel hatte Packham schon einmal zitiert, allerdings 1983, als das Thema Klimawandel noch kein politisches war.

Noch kurz zur Zeit: Das Ding ist nicht ganz so abgrundtief schlecht wie das der Kollegin Merlot vom Spiegel. Aber die Zeit-Autorin lässt trotzdem keinen Fettnapf aus, um ein komplett falsches Bild von der Realität zu zeichnen. Wieder werden falsche Computermodelle der zukunft als beweis für die gegenwart zitiert. Demnach soll es in Australien um 5° wärmer werden. Das sagen Computermodelle, die noch nicht einmal den Kohlenstofftransport im Meer auch nur ansatzweise richtig berechnen können, geschweige denn alle anderen Parameter des Klimas, noch dazu für ein spezifisches Land über einen zeitraum von 70 Jahren. Dann behauptet sie, dass das alles ohne einen El Nino geschah, was auch falsch ist. tatsächlich haben wir seit Monaten einen zwar im Vgl. zu 2015 schwachen aber doch ausprägten El Nino. Und natürlich hat auch da die Regierung mit ihrer Kohlepolitik Schuld.

Wenn also Wissenschaftler das Gegenteil von dem tun, was man ihnen gemeinhin zuschreibt, also Objektivität und eine überprüfbare, logische Analyse auf Basis gesicherten Wissens plus Angabe der Unsicherheiten bei ungesichertem Wissen, dann hat diese Wissenschaft zwangskäufig verspielt. Sie ist nicht mehr das , was sie sein soll, sondern nur ein verlängerter politischer Arm. Bei der Presse, die noch weniger an Standards gebunden ist wie die Wissenschaft, ist es noch schlimmer. Sie ist mittlerweile auf einem Niveau gelandet, das ebenerdig mit einem Irrenhaus oder einer Sonderschule dahinsiecht. Recht viel tiefer geht es nicht mehr.

Quellen:

[1] Van der Werf et al., 2017, Global fire emissions estimates during 1997–2016
     https://doi.org/10.5194/essd-9-697-2017

[2] Doerr et al., 2016, Global trends in wildfire and its impacts:perceptions versus realities in a changing world
    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/...420/pdf/rstb20150345.pdf

[3] Are Australian Bushfires Worsening From Human-Caused Climate Change?
    https://www.drroyspencer.com/2020/01/...-human-caused-climate-change/

[4] Diesmal brennt es anders, Zeit online
    https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2020-01/...-ausnahmezustand-braende

[5] Regierung will die Klimakrise totschweigen, Stefan Rahmstorf, Der Spiegel
    https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/...er-nichts-a-1296269.htm

[6] In der Hölle gibt es keine Einsicht, FAZ
   https://www.faz.net/aktuell/wissen/...ht-in-der-hoelle-16568655.htmll

[7] Twitterbeitrag, Prof. Dr. Quaschning
   https://twitter.com/VQuaschning/status/1215159910482219008

[8] Australia bushfires: Firefighter accused of arson in 'ultimate betrayal', BBC
   https://www.bbc.com/news/world-australia-50568026

[9] SBS and the case of the missing bushfire story, Spectator
   https://www.spectator.com.au/2019/11/sbs-missing-bushfire-story

[10] das Elend der deutschen Buschfeuer-Berichterstattung, Publico
   https://www.publicomag.com/2020/01/...n-buschfeuer-berichterstattung/

[11] Was gegen die Brandstifter-These spricht, Der Spiegel Faktencheck 
   https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/...-4f54-81ff-7751512ae2b4

[12] Scientist David Packham on what’s really causing the bushfires, Spectator
   https://www.2gb.com/podcast/...on-whats-really-causing-the-bushfires/


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71550 Postings, 6017 Tage Fillorkilllangfristig steigt der Niederschlag in Australien

 
  
    #2365
3
14.01.20 16:19
In manchen Gegenden regnet es aufgrund der Meereserwärmung mehr oder sehr viel mehr, wenn der Wind stimmt. Dort wo es brennt sieht es hingegen so aus:

Total rainfall for New South Wales was the lowest on record, at 55% below average; well below the previous driest year of 1944   http://www.bom.gov.au/climate/current/annual/nsw/summary.shtml

17333 Postings, 7204 Tage harcoonIn guter Gesellschaft

 
  
    #2366
14.01.20 16:44
Dass man den Wald aufräumen muss, hat ja auch schon der POTUS gefordert. Sehr beruhigend für alle Ignoranten, dass jemand die wahren Ursachen herausgefunden hat.

Bei so viel Polemik spürt man regelrecht die Verzweiflung.  

14559 Postings, 6676 Tage Nurmalso#2366 Da redet der Blinde von der Sonne

 
  
    #2367
2
14.01.20 17:15

Hier ein Interview mit dem erfahrensten australischen Wissenschaftler zum Thema. Er hat sein Lebender Erforschung der Buschfeuer gewidmet:

"As former State Fire Chiefs call for a summit on bushfires, expert and scientist David Packham explains that it has nothing to do with climate change and everything to do with fuel-loads."
Das vollständige Interview hier.

In Deutschland, wo sich die Mainstreammedien scheinbar der Volksverblödung verschrieben haben, mus man schon Tichys Einblick lesen, um seriöse Informationen zu bekommen.

 

10665 Postings, 7487 Tage lumpensammlerDer FAZ widme ich einen eigenen Beitrag

 
  
    #2368
1
14.01.20 17:22

Ergänzung zu #2364

Der Berufsklimaalarmist in Diensten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Joachim Müller-Jung, beklagt sich da zwar ununterbrochen, dass die australische Politik und die anderer Länder die Wissenschaft mit Füßen trete und führt eben diese, also die Wissenschaft, als Beweisführer seiner Behauptung des klimagemachten Buschbrandes in Australien ins Feld. Er tut all dies, ohne wirklich einen wissenschaftlichen Beweis zu nennen. Das ist in der Tat eine Leistung und lässt entweder an seiner kognitiven Kompetenz oder an seinem Motiv zweifeln.

Hier die Analyse des Beitrags mit dem Titel In der Hölle gibt es keine Einsicht

Der provozierte Vertrauensbruch zwischen bestimmten politischen Akteuren und der etablierten Wissenschaft hat inzwischen alle Merkmale eines Horrorfilms. Höllenqualen eingeschlossen. Verrat auch.

Alleine der bildgewaltige Titel droht das kommende Armageddon und das Fegefeuer für die Sünder gegen die Klimagebote an, ohne auch nur eine Information geliefert zu haben. Entsprechend abrupt ist der Einstieg. Ohne viel Federlesens wird ein Vertrauensbruch zwischen bestimmten politischen Akteuren (wir wissen natürlich, welche Seite er meint) und der "etablierten Wissenschaft" konstatiert. Diese spezifische Politik, die er nicht zu nennen bereit ist, bricht also seiner Meinung nach unzulässig mit der "etablierten Wissenschaft", die ebenso unbeschrieben bleibt, obwohl wir wissen, dass es der alarmistische Arm der Wissenschaft mit den Protagonisten Rahmstorf, Schellnhuber, Mann, Schmidt, etc. ist. Etabliert hat sich dieser Teil der Wissenschaft eigentlich nur in den Medien, Parteizentralen und Redaktionen der Wissenschaftsjournale. Ansonsten hat er nicht viel beizutragen. Die Wissenschaft an sich ist viel zu gewaltig und veröffentlicht nach wie vor jährlich zigtausende Studien, die zwar aufs Klima bezogen überwiegend das Glaubensbekenntnis zitieren und das Schweigegelübde erfüllen müssen, um veröffentlicht zu werden und Staatsknete einzusammeln, aber ansonsten findet man zunehmend und mittlerweile überwiegend Erkenntnisse, die dem Katastrophennarrativ der "etablierten Wissenschaft" nach Strich und Faden widersprechen. Wenn nun eine politische Partei mit dieser "etablierten Wissenschaft" bricht, ist es die reinste Form von Support für das wissenschaftliche Prinzip. Für Müller-Jung jedoch stößt man dadurch illoyal das Tor zur Hölle auf. Das mag sein, allerdings nur und absolut zurecht für die "etablierte Wissenschaft". Die restliche Wissenschaft kennt weder Konsens noch Loyalität.

Der australische Höllenfürst, Premier Scott Morrison, der sich auch bei fast fünfzig Grad in Sydney immer noch nicht unwohl zu fühlen scheint in seiner Haut, zündelt weiter in seiner Hauptrolle als Kohlelobbyist und bagatellisiert die katastrophalen Buschfeuer im Süden des Kontinents als „natürliche Vorgänge“. Die Feuerwehrleute sind aufgebracht, die Luft verpestet, Abermillionen Tiere – viele nirgendwo sonst auf der Welt heimisch – qualvoll verendet.

Der australische Premier Scott Morrison ist nach Müller-Jungs Einschätzung ein Teufel. Selbst fünfzig Grad stoppen ihn zum Glück nicht, etwas gegen die wegen der regenerativen Energien steigenden Energiepreise und die Stromausfälle in Australien zu unternehmen. Ein wichtiger Grund, wieso er überhaupt gewählt wurde. Da musste die Mehrheit der Australier wohl des Teufels sein, um das zu tun. Sollte er sich jetzt (wie Merkel anno 2011) wegen der 50 Grad hinstellen und das Gegenteil dessen tun, was er den Wählern versprochen hat? Nein, ein Teufel steht zu seinem Wort. Dass das Buschfeuer der Brandstiftung und sein Ausmaß dem jahrelangen, esoterischen Unterdrücken von Waldbränden zuzuschreiben ist, macht es ursächlich tatsächlich anthropogen, nur hat es nichts mit der Kohle- sondern mit der von der Sach- in die Gefühlsebene abgedriftete Umweltpolitik zu tun. Da hilft auch kein Hinweis auf die Millionen von verendeten Tieren, wenn nicht der australische Premier, sondern eher seine Vorgänger die Übeltäter waren.

Das letzte bisschen Rationalität und Loyalität gegenüber der Klimaforschung geht damit buchstäblich in den Flammen vor Sydney auf, wie sich an der Publikationsgeschichte der eigenen – nämlich der australischen – Geoforschung zeigen lässt. Im Jahr 2009 hatte bereits ein von der nationalen Wissenschaftsorganisation CSIRO geleitetes Konsortium eine vorläufige, wenn auch umfassende Bestandsaufnahme mit angeschlossener Prognose auf Basis der aktuellen Klimamodelle zu den Feuerrisiken im Land vorgelegt.

Das Fazit damals lautete: „Die Klimaprojektionen zeigen, dass der größte Teil des Südens Australiens wärmer und trockener wird. Die Modelle legen den Schluss nahe, dass bis 2020 die Tage mit extremer Brandgefahr im Südosten um fünf bis 65 Prozent gegenüber heute erhöht sein dürften.“ Schwarze Prophetie, Alarmismus?Voll ins Schwarze getroffen, trifft es wohl besser.

Nun ja, wenn man so konditioniert ist wie Müller-Jung, mag man das glauben. Tatsächlich war 2019 das trockenste Jahr in Australien seit 1900, aber es war nur unerheblich trockener als 1903 und der Trend ist nach wie vor deutlich nach oben gerichtet und nicht nach unten, wie CSIRO oder Müller-Jung nahelegen. 2019 war also nur ein Zufallstreffer. Daneben wüteten die Waldbrände nicht nur im Süden, wie MJ anführt, sondern mit der Ausnahme eines kleinen Hotspots nördl. von Melbourne, gleichmäßig verteilt entlang der kompletten Ostküste bis hoch in den Norden. Von wegen voll ins Schwarze getroffen. Alarmismus und Prophetie liegen da schon wesentlich näher. Rationaler als die jetzige australische Regierung kann man deshalb gar nicht handeln.

Die Realität heute jedenfalls, im Jahr der Abrechnung, müsste dem gewählten Politiker, der seine Macht eigentlich nur geliehen hat, um zuvörderst die Würde, Gesundheit und nicht zuletzt die Umwelt seiner Bürger zu schützen, die Schamesröte ins Gesicht treiben. Doch Morrison zieht es offensichtlich vor, sich die im Kohlebad vergoldeten Finger nicht mit seriöser wissenschaftlicher Literatur zu verbrennen.

Puh. Für was müsste er sich denn schämen? Gerade mal ein paar Monate im Amt und schon wird abgerechnet. Da kann er maximal für seinen Plan in Schameshaft genommen werden, nicht für seine Taten. Und da sieht es recht gut aus für ihn. Er versucht die negativen Auswirkungen der regenerativen Rally zu lindern und die pseudowissenschaftliche Katastrophenpropaganda aus dem politischen Diskurs zu verbannen. Selbst wenn er dem Irrglauben Müller-Jungs folgen und dem Karbon von jetzt auf gleich komplett entsagen würde, würde er maximal australische Arbeitsplätze gefährden, an der globalen Emission von Kohlenstoff und an der fälschlicherweise unterstellten Ursache für Waldbrände änderten seine Aktionen nicht die Bohne. Australiens Anteil an den globalen Emissionen liegen weit unter einem Prozent.

Gewiss, das passt zu dem Verhalten der Regierung von Canberra auf dem jüngsten Klimagipfel in Madrid, es passt auch ins Bild der antiwissenschaftlichen Schwelbrände in anderen Großnationen, doch die fortgesetzte Ignoranz ändert nichts daran, dass so auch die eigenen Wertmaßstäbe westlicher, aufgeklärter Gesellschaften auf dem Scheiterhaufen einer Erdpolitik geopfert werden.

Diese "Ignoranz", von der Müller-Jung hier schwadroniert, ist bitter nötig. Der alarmistische Teil der Wissenschaft war noch nie weiter vom Mittel entfernt wie heute. Den Diskurs auf die Meinung dieser Extremisten zu reduzieren, ist eine besonders deutsche Spezialität. Die Tendenz ist zwar auch in anderen Ländern da, insbesondere die Fokussierung auf den Treibhauseffekt statt auf die sträflich vernachlässigte und undurchdringbare Biogeochemie, aber das kategorische Ausschließen jeglicher gemäßigten Position wird nirgends so rigoros wie hieruzulande betrieben. Ideologie- oder Obrigkeitshörigkeit scheint ein spezifisch deutsches Merkmal zu sein. Ausdieser Perspektive muss man auch MJ's Kritik an der Erdpolitik sehen. Die Erde ist im Mittel betrachtet relativ uninteressiert am propagierten Weltuntergang durch das Lebenselixier CO2. Alleine Deutschland bildet sich ein, hier, ohne auch nur ansatzweise das Thema zu durchblicken, mehr zu wissen als andere und denen dann auch noch auf der Basis eigener Unwissenheit moralische Vorschriften zu machen. Na ja, wir kennen's nicht anders vom Michel. Hoffentlich denken das auch die anderen. Nebenbei bemerkt hat der ganze und vor allem deutsche Klimadiskurs nicht das Leiseste mit Aufklärung und westlichen Werten zu tun. Im Gegenteil, er könnte gar nicht weiter davon entfernt sein.

Es ist ja schön, dass sich die FAZ auch eine andere Position leistet. Das bedeutet aber nicht, dass man seine Recherchepflicht so schonungslos auf dem Scheiterhaufen einer Weltuntergangsideologie verbrennen muss. Ein gewisses Fundament sollte trotzdem da sein. Das fehlt hier komplett. Die Leserreaktionen zeigen auch eindeutig, was die Kundschaft von diesen Eiferern hält. Heutzutage ist der Laie durchschnittlich besser informiert als der Journalist. Auch kein gutes Zeichen. Ob diese ideologische Realitätsverweigerung den Lesern auf lange Sicht schmeckt, oder sie lieber auf alternative Informationsquellen ausweichen, ist eine Frage, die man sich bei der FAZ einmal stellen sollte, zumal der deutsche Blätterwald sowieso im Klimaalarmismus ertrinkt. Da ist das Mitmachen alles andere als ein Zeichen von Meinungspluralität.

Der Spiegel, die SZ und die Zeit haben sich wie die öffentlich-rechtlichen Sender schon von der sachlichen Berichterstattung verabschiedet. Die FAZ hatte wenigstens noch einige lichte Momente. Will sie das Vertrauen der Leser erhalten, muss sie den Mut haben, gegen den Zeitgeist anzuschreiben. Tut sie es nicht, wird sie mit der Ideologie und den anderen untergehen oder zum Kreis der Hofberichterstatter aufsteigen, je nachdem, wie das Rennen ausgeht.

Angehängte Grafik:
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42940 Postings, 8624 Tage Dr.UdoBroemmeDie Touristikbranche in S-H sagt danke

 
  
    #2369
1
14.01.20 17:26
Man überlegt schon die ertragreiche Hauptsaison um einige Wochen zu verlängern, wenn die Wassertemperatur von Nord- und Ostsee weiter steigen.

10665 Postings, 7487 Tage lumpensammler#2365

 
  
    #2370
1
14.01.20 17:39
Yepp Fill, siehe Grafik in #2368. Das ist Wetter und da kann es schon mal ein extremes Jahr geben. Der Trend geht jedoch eindeutig aufwärts. Auf jeden Fall entgegen der These zunehmender Trockenheit. Warme Luft nimmt eben mehr Feuchtgkeit auf, was zu mehr Niederschlag führt. Natürlich kann sich das jährlich ändern. Man erinnere sich an den Dust bowl in den USA in den 30ern. Damals herrschte extreme Trockenheit und sogar global war die Variabilität in den Temperaturen wesentlich höher als heute. War das damals auch schon der menschgemachte Klimawandel? Ist der heutige, steigende australische Niederschlag entgegen der Klimathese trotzdem Klimawandel oder wegen seiner zunehmenden Variabilität doch Klimawandel? Ganz klar ist es ein Wandel, wahrscheinlich so wie immer schon. Ob er überwiegend von uns gemacht ist, ist unwahrscheinlich und ob wir ihn überhaupt sinnvoll beeinflussen können, ohne uns ins Bein zu schießen, steht in den Sternen.

10665 Postings, 7487 Tage lumpensammler#2366

 
  
    #2371
14.01.20 17:41
Zur Kenntnis genommen und in die gedanklich runde Ablage befördert.

14559 Postings, 6676 Tage NurmalsoDie australischen Feuerwehren sagen die Wahrheit

 
  
    #2372
3
14.01.20 18:45

"Es ist lächerlich, dem Klimawandel die Schuld zu geben, wenn wir wissen, dass es in Australien weitaus schlimmere Buschbrände gegeben hat, die bis in die frühen Tage der europäischen Besiedlung zurückreichen, einschließlich des Schwarzen Sonnabends in Victoria 2009, der NSW Waldbrände 1994, des Aschemittwochs in Victoria 1983, der Blue Mountains NSW 1968 und des Schwarzen Donnerstags Hobart 1967 und Schwarzen Freitags Victoria 1939, sagte Peter Cannon, Präsident des VFFA.


Der VFFA ist verärgert über die Äußerungen der grünen Lobbygruppen, dass die Bekämpfung des Klimawandels wichtiger sei als die vorgeschriebene Verbrennung von Unterholz, um das Buschbrandrisiko zu verringern. Die eigentliche Schuld liegt bei den Grünen und ihrer Ideologie, da sie sich weiterhin gegen unsere Bemühungen zur Gefahrenreduzierung in den kühleren Monaten stellen und diese untergraben und verhindern, dass private Landbesitzer ihr Land roden, um das Buschfeuerrisiko zu verringern.

Quelle

 

10665 Postings, 7487 Tage lumpensammlerHenne oder Ei

 
  
    #2373
1
14.01.20 21:45
Die Auflagen sinken, weil soviel Mist verbreitet wird, oder sie verbreiten soviel Mist, weil sie den Sinkflug über das Weltuntergangsnarrativ stoppen wollen. Letzten Endes egal, Mist bleibt Mist, egal wieso er dort ist.
Angehängte Grafik:
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10665 Postings, 7487 Tage lumpensammlerDas waren die Auflagen an Tageszeitungen in D

 
  
    #2374
1
14.01.20 21:45

2262 Postings, 5364 Tage 38downhillaber lumpensammler, deiner ganzen

 
  
    #2375
1
14.01.20 22:13
elaborierten rhetorik zum trotz, gibt´s doch messdaten, die eine einigermassen eindeutige sprache sprechen. zum beispiel wird der co2-anteil an der luft ja gemessen und ist nun innerhalb von 200 jahren von 280 (?) auf 410 (?) ppm gestiegen. und mensch kann rechnen und sich ausrechnen, dass er - seit er auf die idee gekommken ist öl, gas und kohle aus dem erduntergrund zu verbrennen - so und so viel co2 in eben diese luft geblasen hat. EIN TEIL des seither in die luft geblasenen co2 scheint da geblieben zu sein. und wäre damit eine recht naheliegende erklärung für den GEMESSENEN relativen anstieg des co2 in der luft. soweit dáccord ?  

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