Deutsche Post
Zur Erinnerung: Ich hatte in 2015 eine Performance von etwa 9,5%, wenn ich nur meinen Aktienbestand betrachte (ohne Anleihen/Cash).
Ich hatte bereits angemerkt, dass ich mit Entsetzen festgestellt habe, dass ich bei über 16% Performance gelandet wäre, wenn ich den Depotstand Anfang 2015 einfach unverändert gelassen hätte, mich also das ganze Jahr 2015 mit anderen Dingen beschäftigt und nicht an der Börse gehandelt hätte (Anmerkung am Rande: Als ich das meiner Frau mitgeteilt habe, hat die eine Krise bekommen in Anbetracht der 2015 in die Börsenaktivitäten investierten Zeit...)
Doch zurück zum Thema und zwar zu der Frage, ob ich aus diesem Umstand etwas lernen kann und zukünftig anders agieren sollte.
Unten seht ihr den Stand der Werte in meinem Depot von Anfang 2015 sowie den Stand dieser Werte Ende 2015. Es sind nur die Werte dargestellt, die Anfang 2015 im Depot waren. Es sind 2015 einige Werte dazugekommen (welche die Depotrendite nach unten gezogen haben), aber die möchte ich heute nicht diskutieren.
Der Wert 16,15% ist der gewichtete Durchschnitt, wäre also die Performance des Depots gewesen, wenn ich nicht gehandelt hätte. Dividenden sind berücksichtigt.
Leider fehlt in der Tabelle die Information über die Größe der verschiedenen Positionen, deswegen hier als Liste:
Berkshire 19%
Post 17%
Leroy 15%
Frosta 11%
FIAT 10%
GDF 8%
EBRO Foods 5%
ORIOR 3,5%
Der Rest ist (fast) marginal.
Man sieht also, dass das Depot weder insgesamt nennenswert diversifiziert ist (die 3 größten Werte betrugen 51%) und dass es zusätzlich noch einen großen Schwerpunkt auf Nahrungsmittel gelegt hat (Leroy, Frosta, Ebro und Orior, zusammen 35%). Und zudem noch auf kleine Werte mit teilweise hoher Volatilität. Und zusätzlich FIAT....
Erstaunlich, dass dieses Depot es in 2015 auf über 16% gebracht hätte, obwohl die beiden größten Werte (und damit 36% des Depots!) leicht im Minus waren. Und zusätzlich noch ein mittelgroßer Wert (GDF) deutlich im Minus.
Es gibt dafür 2 einfache Gründe: Erstens ist der Zock mit FIAT Chrysler gut aufgegangen und zweitens habe alle 4 Lebensmittelaktien eine sehr bis extrem gute Performance hingelegt. Eigentlich anders herum, wenn man die Relevanz berücksichtigt. Die Lebensmittelaktien, i.b. Frosta waren die großen Gewinnbringer.
Was waren nun meine Handlungen, die zur deutlichen Verschlechterung der Performance geführt haben?
1. Verkauf von ORIOR (für 50) als der Franken zum Euro deutlich aufgewertet hatte. Ich hatte Angst, dass die Schweizer Lebensmittelindustrie davon hart getroffen wird. Das war eine Fehleinschätzung. ORIOR stand Ende 2015 10% höher und hat in der Zwischenzeit noch 2 Dividende gezahlt.
2. Verkauf von über 50% der Frosta-Position (bei 32 und 35), weil ich der Meinung war, dass der hohe US-Dollar sich auf den Gewinn und damit den Kurs von Frosta niederschlagen wird. Und wollte dann wieder günstiger einsteigen. Fehleinschätzung. Frosta stand Ende 2015 bei über 40 und hat in der Zwischenzeit noch 1,36 Dividende gezahlt.
3. Verkauf von FIAT bei 11,60 zum Höhepunkt der VW-Krise, weil ich dachte, dass der Skandal sich auf andere Autohersteller ausdehnen würde, was FIAT das Genick gebrochen hätte. Fehleinschätzung. FIAT Chrysler stand Ende 2015 bei 12,90.
Ich habe zwar auch 3 Positionen (Lenovo, GdF und SAFT) deutlich höher verkauft als sie am Jahresende standen, das ändert aber nichts daran, dass ich drei Mal bei größeren Positionen (s.o.) deutlich daneben lag und unter dem Strich viel Rendite verschenkt habe.
Im besonderen ärgert mich die Frosta-Position, weil ich von dem Unternehmen überzeugt bin und mir nur dachte, dass ich günstiger wieder einsteigen könnte. Und das hat 100% NICHT funktioniert.
Ich denke , dass ich daraus lernen sollte, geduldiger zu sein und bei den Unternehmen, von denen ich überzeugt bin, die Gewinne laufen zu lassen.
Dies trifft übrigens explizit nicht auf die FIAT-Position zu: Das war eine Zocker-Position und trotzdem hätte ich sie länger halten sollen.
Leider habe ich kurz vor Weihnachten die obige Regel erneut verletzt und die Hälfte meines Leroy-Bestand verkauft (bei Höchstkurs von 35,50). Ich möchte auch diese Position natürlich gerne billiger zurückkaufen, hoffentlich endet das nicht wie bei Frosta...
Gute Nacht.
Das sehe ich mit der Diversifikation wie gesagt genauso. Volle Streuung bedeutet nahezu keine Möglichkeit den Markt zu schlagen (Der Trade Off: ohne ein gewisses Maß an Vola kaum Alpha). Da das jedoch mein Ansporn ist, muss ich ebenfalls starke Schwerpunkte setzen und ich würde auch nie nur aufgrund von Diversifikation eine Branche zukaufen, von der ich nicht überzeugt bin. Wie gesagt geht es um ein Mindestmaß. 1 Wert wäre mir zu wenig, 3 auch, aber einige Branchen, die für mich äußerst attraktiv wirken, sehe ich schon, diese sind aber an einer Hand abzählbar und so bin ich durchaus auch mit Schwerpunkten in der Lage - über Unternehmen innerhalb der Branchen und geographisch - die Vola zu senken OHNE mich zu verzetteln. Der Vergleich mit dem Dax ist derzeit auch nicht sehr konservativ, wenn man bedenkt, dass die Vola des Dax 2015 sehr hoch war. Der Diversifikationseffekt nimmt ja mit der Anzahl der Position deutlich ab, auch mit deinem Portfolio solltest du schon einen starken Effekt mitgenommen haben.
Beta ist nicht gleich Vola. Volatilität ist die Schwankung um den Erwartungswert (z. B. Tagesrenditen) ohne Zusammenhang zur Benchmark (z. B. Dax). Beta ist ein Maß für das systematische Risiko (das nicht wegdiversifizierbar ist, also gar nicht). Ein Beta von 2 gegenüber dem Dax bedeutet, dass die Aktie tendenziell um 2 % steigt oder fällt, wenn der Dax um 1 % steigt oder fällt. 0,5 wäre dann gedämpft, also der Dax fällt um 1 % und die Aktie würde statistisch um 0,5 % fallen. Niedrige Betafaktoren führen damit auch zu gedämpften Portfolioeinbrüchen bei Crashs, andererseits steigen die Aktien langsamer in Haussen. Wie gesagt: das ist statistisch und trifft nicht immer zu und verändert sich auch. Es beschreibt auch nicht die Stärke (Korrelation) des statistischen Zusammenhangs, sondern nur die Richtung, sagt aber mit der Größenordnung trotzdem viel aus. Die erwartete Rendite bei Aktien mit hohem Beta ist grundsätzlich höher, weil mehr Risiko = mehr erwartete Rendite bedeutet, die Vola benutzt man wie gesagt hier nicht, weil sie durch Diversifikation reduzierbar ist und damit weniger über das Risiko aussagt. High Beta verliert bei Krisen extrem, hat dafür weniger Chancen. High Vola bei Aktien muss aggregiert auf Portfolioebene nicht viel Risiko bedeuten, wenn sie wenig voneinander abhängen und sich so der Risiko rausdiversifiziert.
Zur Performancemessung (risikoadjustiert/im Vergleich, die reine Rendite ist keine Performance) benutzt man daher sehr oft Kennzahlen, die auf dem Betafaktor aufsetzen. Den Betafaktor kann man im Portfolio einfach verdurchschnitten, Werte unter 1 sind defensiver als die Benchmark, Werte darüber aggressiver.
Mehr Chancen natürlich! Schon spät :/
Ich halte so etwas für eine akademische Übung, die eigentlich nichts bringt, weil es sch...egal ist, wie das Portfolio schwankt, solange die durchschnittliche Rendite passt.
Das ist Deine Sicht der Dinge und die akzeptiere ich auch.
Ich finde aber ein weniger schwankendes Portfolio angenehmer, als eines das wild hin und her schwankt - Stichwort risikoadjustierte Rendite (siehe Timos Beitrag).
Jeder normal denkende Mensch würde wenn er die Wahl hätte Portfolio a (8% Rendite, 5% Vola) oder b (8% Rendite, 25% Vola) zu nehmen, das Portfolio a nehmen.
Ich möchte aber hier im Postforum darauf hinweisen, dass es nicht nur wirtschaftliche Gründe für Kurse gibt, die gerade in Krisenzeiten, die viele Verharmloser nicht als Krise wahrnehmen, die Börsen beeinflussen.
Fließt das Kapital erst durch gesellschaftliche Umstände veranlast aus dem Euroraum ab, so wird es schwer das wieder umzukehren. Denn dann kommen auch unterschwellige Vorurteile mit ins Spiel, die besonders uns Deutsche viel teurer zu stehen kommen werden als Millionen von Flüchtlingen.
Guten Morgen
Der Chartlord
Beim DAX sehe ich eigentlich auch nicht, dass der noch viel tiefer fallen moechte.
Und die Post unter 25 finde ich eine auesserst unschoene Angelegenheit.
@CL: Wie kommste darauf, dass 100Cent Dividende winken koennten. Das sollte doch eigentlich kaum tiefere Kurse bei der Post zulassen als 25.
pauli
Die Geschäfte laufen wie angekündigt und erwartet, die Umsätze steigen, nur die Ausgaben waren 545 Mio. höher.
Aber das waren einmalige Ausgaben in 2015, die 2016 nicht noch einmal anstehen. Dann aber sind die Zahlen so wie 2014 bekannt gegeben wurden. Die Entwicklung der Strategie 2020 hat nur einen Dämpfer für das Jahr 2015 bekommen, der aber durch die Geschäftslage für die nachfolgenden Jahre unbeachtlich sein wird. Das ist die erwartete Steigerung, die eigentlich auch schon 2015 erfolgt ist, nur eben mit den zusätzlichen Ausgaben.
Dadurch verschiebt sich die Dividendenerhöhung auf die Zeit nach der Belastung aber bleibt dann in voller Höhe erhalten. Tendenziell ist die Entwicklung trotz der schwachen Frachtsparte aber noch besser als 2014 erwartet wurde. Dazu zählt insbesondere die Entwicklung von Zalando sowie die offensive Expansion des PeP-Bereichs in die anderen europäischen Länder.
Dagegen ist die große Portoerhöhung zumindest entsprehend schon so antizipiert worden.
Kurse unter 25 sind natürlich noch möglich, aber man sieht schon heute am dritten Handelstag 2016, dass die Post mit angezogender Handbremse nicht so schnell fällt wie der Dax. Noch halte ich Daxwerte von unter 10 000 für schwer möglich, weil eben auch der Wechselkurs nach unten geht, was die Aktien normal nach oben treiben sollte, nur momentan ist der Fall damit höchstens gebremst.
Alles Gute
Der Chartlord
"Jeder normal denkende Mensch würde wenn er die Wahl hätte Portfolio a (8% Rendite, 5% Vola) oder b (8% Rendite, 25% Vola) zu nehmen, das Portfolio a nehmen."
Genau. Das lässt sich auch ganz einfach daran sehen, dass Aktien beispielsweise langfristig höhere Renditen erbringen als sichere Anleihen. Der Markt verlangt für Risiko einen Bewertungsabschlag, das führt langfristig dazu, dass riskante Wertpapiere daher im Schnitt höhere Renditen einfahren. Andersherum führt wenig Risiko zu einem Bewertungszuschlag, bei Aktien haben wenig riskante Werte daher oft ein sehr hohes KGV (erwartetes Wachstum ist natürlich der 2. Parameter).
Der Markt kann hier auch bei der Einschätzung daneben liegen, das ist natürlich klar, also Aktien mit niedrigem Risiko können plötzlich auch über Jahrzehnte absolute Top Performer sein. Der Markt ist sicherlich nicht effizient (sonst bräuchten wir auch nichts analysieren). Dazu verändert sich auch die Einschätzung des Risikos im Zeitablauf. Das beste Beispiel ist wohl Altria/Philip Morris. Das wahrgenommene Risiko war über Jahrzehnte sehr hoch, die Bewertung niedrig, das Wachstum viel höher als erwartet, die Anleger haben über Jahrzehnte 20 % Rendite pro Jahr eingefahren (Buybacks bei niedrigen KGVs + Wachstum). Heute allerdings stets Altria bei einem KGV von etwa 22 und das Risiko wird als relativ niedrig eingestuft.
Auch bei Bewertungen mit dem Ziel unterbewertete Aktien zu finden - z. B. Fondsmanager machen das so und Buffet wird das wohl auch des öfteren machen - wird das Risiko (Kapitalkosten) berücksichtigt -> Discounted Cash Flow Verfahren
Der Erfolg von Anlagen sollte daher IMMER das eingegangene Risiko berücksichtigen, sonst macht man sich etwas vor. Die Frage ist nur, wie man das Risiko berücksichtigt und da gibt es eben mehrere Ansätze, die auch genutzt werden. Alle haben ihre Schwächen irgendwo, die Modelle sind allesamt ein Stück weit scheingenau (Nachkommastellen etc). Es geht mehr um eine Schätzung des Risikos, als eine exakte Angabe, aber die ist definitiv wichtig bei:
1) dem Bewusstsein des eigenen Risikos im Portfolio (Sicht nach vorne)
2) der Messung des vergangenen Anlageerfolgs (Betrachtung von Rendite und Risiko = Performance)
Das aber auch obwohl der Dax inzwischen fast 8% tiefer liegt und die Post bei 25 rumkrebst. Das sind somit jetzt über 40% Kurserwartung also eine weitere Höherstufung, wenn man es aus dem Blickwinkel des verminderten Dax betrachtet.
Der Ölpreis liegt jetzt unter 35 Dollar und kein Ende der Talfahrt in Sicht. Aber das wird sich ab jetzt auch nicht mehr ändern, weil die große Koalition eine systematische Förderung der Elektroautos anstrebt, was den Ölproduzenten den Angstschweis ins Gesicht treibt. Das Ende des Benzinverbrauchs rückt damit ein weiteres Stückchen näher. Gleichzeitig richtet sich ein großer Teil der Gesellschaft auf einen dauerhaften niedrigeren Energieskostenanteil an den Ausgaben ein.
Alles Gute
Der Chartlord
unter 24,00 (vielleicht am Freitag dieser Woche?), kaufe ich dann nach.
Alles Gute für uns "Postler". Die Zeiten werden auch wieder besser für uns.
Tschüs
bevor wir von risikoadjustiertem Portfolio reden, müssen wir den Begriff Risiko definieren.
Charlie Munger, Buffetts Kompagnon, hat es einmal so (oder so ähnlich) ausgedrückt: 'risk is, when you don't know, what you are doing'. Das drückt viel wahres aus.
Buffett selbst hat Risiko als den möglichen dauerhaften Verlust von Kapital definiert. Auch das ist m.E. korrekt. Im umkehrschluss ist ein möglicher temporärer kursabfall kein Risiko, wenn der Verlust nicht realisiert wird.
Wie würdet ihr denn das Risiko einer Investition definieren?
Die Verwendung einer historischen kursschwankung als Maß für das Risiko einer Investition ist m.e. gaga. Sorry.
Als gegenbeispiele fallen mir bsp.weise die Versorger ein. Rwe und e.on (früher veba) hatten früher sicher niedrige volatilitäten und betas. Wie die sich in den letzten 5 Jahren entwickelt haben, brauche ich euch nicht erzählen. Eine Investition in diese Papiere hatte offensichtlich ein sehr erhebliches Risiko. Es gibt sicherlich unendlich viele solcher Beispiele.
Zum Abschluss noch eine Antwort auf scotts rhetorische Frage: ja, bei gleicher rendite ist das weniger volatile Portfolio vorzuziehen. Bei einer um 0,1% höheren Rendite nehme ich aber das volatilere!
Vorweg: gerade Buffett hat übringens risikoadjustiert nach Vola die beste Performance von 1976 bis 2013, also langfristig, überhaupt hingelegt. Das wurde anhand der Sharpe Ratio gemessen. Sein Portfolio war also so ausgelegt, dass er bei niedriger Vola eine hohe Rendite erzielte. Er schlug so den Markt und alle untersuchten Fonds.
"Im umkehrschluss ist ein möglicher temporärer kursabfall kein Risiko, wenn der Verlust nicht realisiert wird."
Es ist ein Opportunitätsverlust und damit ein Verlust. Antizyklisch und langfristig kann man natürlich trotzdem investieren (ebenfalls mein Ansatz), das schließt sich nicht aus und genau das sieht man bei Buffett -> langfristiger Ansatz, hohe Sharpe Ratio.
Der Gedanke, dass Rendite und Risiko zusammenbetrachtet werden müssen, kommt meiner Meinung nach vor der Überlegung, wie man das Risiko darstellt. Der Gedanke ergibt sich eben schnell aus der Tatsache, dass der Markt für Risiko Preisabschläge verlangt und durchsetzt und damit die Rendite bei höherem Risiko ebenfalls höher liegt (im Schnitt).
Dass es Strukturbrüche gibt (Eon) habe ich doch bereits vorweg genommen und daher auch angefügt, dass meiner Meinung nach eine nach vorne gerichtete qualitative Einschätzung eben gegen schwarze Schwäne sinnvoll ist und die quantitative Einschätzung begleiten sollte. EON ist klar ein riskanter Wert. Diese Erkenntnis hat sich nicht sofort am Markt durchgesetzt, der Markt war also nicht effizient, viele gierten sicher auch den Dividenden hinterher (dazu übringens sehr interessant der Fall Kinder Morgan Energy in den USA, absurd im Nachhinein).
"Bei einer um 0,1% höheren Rendite nehme ich aber das volatilere! "
Aber nur, wenn du vorher weißt, dass es höher sein wird und dann hast du kein Risiko auf den Endzeitpunkt bezogen. Dann hast du sichere Schwankungen zwischen 2 Zeitpunkten und das gibt es in der Realität nicht. Entscheidungen werden ex ante gefällt. Und wie gesagt: es ist empirisch belegt, dass Investoren für Sicherheit Rendite aufgeben und für Risiko Rendite verlangen. Wenn ich hohe Risiken eingehe, dann will ich auch höhere Renditen erzielen, wenn ich am Ende 0,1 % besser war als die Bundesanleihe, dann bin ich enttäuscht und hätte wohl mit gleichem Risiko am Aktienmarkt anderswo mehr Rendite erzielt.
"Die Verwendung einer historischen kursschwankung als Maß für das Risiko einer Investition ist m.e. gaga. Sorry."
Es stellt eine Approximation dar und zwar eine, die relativ gut funktioniert (siehe auch Buffetts Sharpe Ratio) oder anders gesagt: das beste, was man nun mal hat. Dazu kann man wie gesagt qualitative Ergänzungen vornehmen. Aber die vergangene Vola bzw. das vergangene Beta sind eine gute "Hausnummer". Die Gefahr ist, wenn man hier modellblind wird, aber die Gefahr sehe ich in diesem Forum nicht. Dazu ist die Portfoliobetrachtung auch noch genauer als die Einzelwertbetrachtung. Ein Portfolio (auch bei nur z. B. 7 Werten) mit einem historischen Beta von 2 ist zu >99 % riskanter als ein Portfolio mit einem Beta von 1.
"Wie würdet ihr denn das Risiko einer Investition definieren?"
Mathematisch/formal wäre es zwar die Schwankung um den Erwartungswert (schließt positive Abweichungen ab). Selbst würde ich sagen:
Die negative Abweichung von meinen Erwartungen, wobei die Erwartungen wiederum vom Risiko abhängen (und meiner Analyse und dem Glauben, den Markt so schlagen zu können). Der Opportunitätsverlust ist hierbei eingeschlossen.
Wie gesagt nutze ich als Approximation des Risikos primär den Betafaktor (und der wiederrum approximativ mit vergangenen Kursen ermittelt) zusammen mit einer eigenen qualitativen Einschätzung. Die Schwächen sind mir bewusst, die Stärken aber ebenfalls und bessere Alternativen sehe ich nicht.
Du hast nicht auf mich gehört. Wie oft habe ich geschrieben:
Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen.
und:
Für einen Trader gibt es täglich 3 Handlungsalternativen:
1. Kaufen
2. Verkaufen
3. Nichts tun
Und die sind gleichgewichtet, wobei ich jetzt mal behaupte, daß das "Nichts tun" sogar am schwersten ist. (und du sagst ja, hätte ich weniger getan, wäre.....(und deine Frau kann zurecht mal meckern:-)
Also das Leben geht weiter. Und wir sind alle am Üben. Und können uns unterstützen.
Ich geh jetzt ins Klavierkonzert ins Altenheim nebenan.....
Ciao,ciao
Theodor
... aber zwischendurch geht es eben auch mal runter. Da Warren Buffet schon so oft heute zitiert wurde, noch einen oben drauf von ihm:
"Wer an der Börse zwischenzeitliche Verluste von bis zu 50% nervlich nicht verkraften kann, sollte lieber die Finger von Aktien lassen"
Dem kann ich mich nur anschließen und solange die Börse eine Talfahrt hinlegt freue ich mich eben über die hohen Dividenden meiner Aktien in Relation zu deren Einstandskursen. Irgendeine Seite des Glases ist meist doch halbvoll und eben nicht nur das Glas ganz leer ;-)
In dem Sinne gute Nerven und lasst euch (langfristig) nicht verrückt machen :-)
Zitat:
"Wer an der Börse zwischenzeitliche Verluste von bis zu 50% nervlich nicht verkraften kann, sollte lieber die Finger von Aktien lassen"
Sorry, aber das musst du mir erst mal beweisen, dass du dein Vermögen um 50% in die Tiefe rauschen lassen kannst, ohne nicht irgendwann doch die Nerven zu verlieren. Was meinst du wohl, wie du dich fühlst, wenn du die Post auf einmal wieder für 13 Euro kaufen könntest; und wenn du dann noch Cash an der Seitenlinie hast, stellt sich dann die Frage, ob du emotional überhaupt noch in der Lage bist, in der düstersten Stimmung, die dann auch medial herrschen wird und auf den enormen Buchverlusten, auf denen du dann hockst, noch Aktien nachzukaufen.
Was soll so toll an einer Strategie sein, mit der man sein Invest erst mal 50% ins Minus rauschen lässt, damit es anschliessend 100% Performance braucht, um wieder auf Null zu kommen.
Das sind für mich sehr fragwürdige Parolen zur Beruhigung der Nerven. In meinen Augen ist "Hopium" (Mischung aus Angst und Opium) ein sehr fragwürdiger Ansatz, der in eine emotionale Psychofalle und letztlich zur Handlungsblockade führt. Wer ist schon ein Warren Buffet mit milliardenschwerem Cash-Säckel, aus dem er im Crash heraus dankend die Hand aufhalten kann ?
Übrigens hat der wirklich hervorragende Charttechniker Michael Baumann vorgestern die wichtigen Kursmarken der Deutschen Post genannt, auf die es jetzt ankommt; da ist jetzt abhängig vom Gesamtmarkt vieles möglich....
http://www.godmode-trader.de/analyse/...schluck-aus-der-pulle,4457059
Ich selbst hab die vor kurzem gekauften Post-Aktien am letzten Handelstag des Jahres mit bescheidenem Gewinn wieder verkauft und bin insgesamt mit 50% Cash ins Neue Jahr gestartet. Mein Gefühl über einen holprigen Börsenstart hat mich tatsächlich bisher nicht getrogen......
Es ging munger um eine plakative Darstellung und ich kann das sehr gut nachvollziehen, was er damit gemeint hat. Da brauche ich nur in die Foren zu schauen, wie viele Anleger (oder soll ich sagen Spekulanten?) schon das nervenflattern kriegen, wenn der Kurs ein paar Prozent nachgibt. Diese Leute sind nicht für die Börse geeignet.
Ich halte trotzdem nichts davon, der volatilität oder dem Beta eine erhebliche Bedeutung bei der Portfolio-Zusammenstellung zuzumessen. Ich habe auf jeden Fall mir noch nie einen Beta-Wert einer Aktie angeschaut und noch weniger eine Anlageentscheidung basierend auf einem Beta-Wert getroffen. Klar, ich mache das vielleicht teilweise intuitiv, da ich bsp.weise bei berkshire die Absicherung nach unten schätze, die wohl auch zu einer geringeren Schwankungsbreite führt. Aber eine Aktie deswegen zu kaufen oder nicht zu kaufen, weil sie ein bestimmtes Beta hat, dass würde ich nie machen.
Ich gebe sogar zu, dass ich bei manchen Aktien die irrwitzigen Schwankungen zu schätzen gelernt habe, weil man mit ihnen gut traden kann.
Eine Frage hätte ich noch: du definierst Performance als Rendite + risiko. Wie ist das zu verstehen?
Noch ein Wort zu meiner Darstellung: Ich wollte niemanden dazu animieren, sich mit meinen Werten zu beschäftigen, mir ging es eher darum, offen über mein verhalten an der Börse zu berichten, um auch andere dazu zu animieren, sich ihr eigenes verhalten kritisch anzuschauen und darüber zu berichten.
Es sind bei mir im Portfolio 2015 etliche Werte neu dazugekommen, die meisten sind noch im minus: IBM, corning, omv, telefonica, basf. Überzeugt bin ich von IBM, Corning und Basf. Die anderen beiden habe ich gekauft, weil ich denke, dass die Mobilfunk-Nutzung durch das automatisierte fahren explodieren wird. Und omv ist meine Öl-Position für einen wann auch immer anstehenden rebound. So ganz überzeugt bin ich von den beiden nicht, besonders nicht von telefonica. Im mobilfunkbereich gibt es aber irgendwie nur Schrott...( Ich weiß, du hast die dt. Telekom :-) ).
Jochen Steffens aktueller Marktkommentar von heute:
https://www.stockstreet.de/boerse-intern/...lpreis-belastet-den-markt
Siehe Sharpe Ratio.
(Rendite - risikoloser Zins) / Standardabweichung.
Somit ist die höhere Rendite nicht automatisch die bessere Performance. Das hängt eben von der Schwankungsbreite/Vola des Portfolios ab.
Diese Einschätzung teilt eben nichg jeder, so wie du. Ich schon. :)
2. Gestern bin ich von München nach Landshut gefahren und dabei den postbus überholt. Ich hatte aufgrund des Geschwindigkeitsunterschieds :-) natürlich keine Zeit für eine umfassende Prüfung, aber ich habe auf jeden Fall keinen einzigen Fahrgast wahrgenommen. Kann natürlich sein, dass der laderaum mit eiligen Sendungen gefüllt war (Weißwürste oder so), die die Fahrt trotzdem irrsinnig profitabel gemacht haben. Spaß beiseite: Auch wenn Chartlord nicht müde wird, das Gegenteil zu behaupten, glaube ich nicht an eine profitable bussparte und diese sollte kein Grund für eine Investition in die post sein.
Bei dir mache ich mir da auch keine Sorgen, was die Portfoliozusammenstellung und die Risikoeinschätzung angeht :)
In vielen anderen Fällen sehe ich aber z. B. folgendes: unerfahrene Anleger kaufen irgendwelche Aktien, streuen auch nicht, kommen mit dem Argument "ach, die dt. Bank gibts auch noch in 100 Jahren, die gehen nicht pleite, zur Not warte ich etwas bis zum Verkauf" und reden sich so das Risiko runter, bzw. haben keinerlei Ahnung, wie das Risiko einzuschätzen ist. Dann schlägt es aber zu, die Zinsen fallen, Rechtskosten zerlegen die Gewinne und das Unternehmen verliert nachhaltig an Wert, nicht nur verübergehend. Die Person flucht plötzlich "Alles Verbrecher, Aktien fasse ich nie wieder an" und verkauft mit 70 % Verlust. Hätte die Person ein wenig Ahnung über Risikokennzahlen und Zusammenhänge gehabt, wäre das nicht passiert. Sie hätte ein Portfolio bauen können, hätte einige Schranken eingebaut: z. B. Vola unter 20 %, Beta unter 1, hätte mit der Vola auch einen Value at Risk (statistischer max. Verlust, der zu X % nicht überschritten wird) berechnen können, wäre damit deutlich weniger riskant gefahren und wüßte auch grob, auf was sie sich eingelassen hat. Dann vielleicht noch etwas Cost-Average und der Frust bleibt erspart. Den Value at Risk benutzen z. B. auch Banken, um zu ermitteln, wie viel Eigenkapitel/Eigenmittel sie vorhalten sollten, das Konzept über die Vola wird also auch breit genutzt.
Die meisten Privatanleger fahren allerdings völlig blind (keine Risikoeinschätzung) und laufen dem Dax auch noch massiv hinterher, weil sie teuer kaufen und billig verkaufen und dann nie mehr kaufen, naja das ist ein anderes Thema.
Aber wie gesagt: ich glaube du bist auch was Analysen geht so sehr mit den Unternehmen und dem Anlegen ansich vertraut, dass das nicht notwendig ist. Als Zusatzinfo vielleicht aber nicht uninteressant.
Zur Performance:
Rendite und Risiko kann man quantifizieren, dann lassen sich aus beiden Werten Kennzahlen ausrechnen, die man mit anderen Marktakteuren oder dem Markt selbst vergleichen kann. Davon gibt es einige. Die erwähnte Sharpe Ratio, mit der Buffett bewertet wurde, ist ein Beispiel. Sie sieht so aus:
(Eigene Rendite - risikofreier Zins) / eigene Vola
Das ist wohl die einfachste Kennzahl. Es gibt noch andere. Alpha schaue ich mir persönlich gerne an. Z. B. die Investorencommunity Seekingalpha.com hat die Kennzahl sogar im Namen und Unternehmensbewertungen (DCF) haben meist zum Ziel ein positives Alpha zu generieren. Alpha baut beispielsweise auf dem Beta, der Marktrendite und der eigenen Rendite auf (und dem risikofreien Zins).