Westwing -- Neuer Thread
Kann ich nach wie vor nicht ganz nachvollziehen, was die Aktivität in einem Forum mit der Psychologie der Aktie zu tun haben soll. Wenn es hundert User wären, dann hätte das vielleicht ne gewisse Relevanz, aber die immer gleichen 10 User hier, die den Thread 30-50 mal am Tag aufrufen?
Für mich war der Aktivitätsgrad immer ein guter Indikator über die Präsenz und Nervosität der Anleger/Spekulanten. Ist natürlich nur ein kurzfristiges Phänomen und hat keine Auswirkungen auf die langfristige Entwicklung der Aktie.
Westwing verdient in dem frühen Stadium seines Geschäfts bereits ordentlich Geld was WW klar von anderen E-Commerce Unternehmen abhebt. Westwing ist zudem in einem Segment was noch stärkeren Nachholbedarf hat als beispielsweise Mode, Bücher etc.
Klamotten und Schuhe werden schon seit Jahren/Jahrzehnt online gekauft, aber das Thema Möbel und Living ist da doch noch recht neu in meinen Augen. Ja Corona hat unser aller Einkaufsverhalten verändert. Bei vielen Menschen wird "online" langhaltig bleiben.
Wer Schuhe kauft wagt sich beim nächsten Mal vielleicht auch an Zubehör und Accessoires für die Wohnung. Das klappt gut also warum nicht gleich einen neuen Schrank, Bett und Co.dort bequem kaufen und liefern lassen.
Da hat man immer noch die Qual der Wahl aus diversen Anbietern. Hier hebt sich in meinen Augen WW aber teilweise klar von den Mitbewerbern ab. Es gibt auch bei weitem nicht so viele direkte Konkurrenten wie beispielsweise im Fashion-Bereich.
Gerade die jüngere Generation hat WW da perfekt im Blick. Egal ob sie in manchen Fällen erst die Kunden von Morgen sind oder direkt Westwing nicht nur followen sondern auch bereits kaufen. Da wächst was - das zieht man auch an den Follower Zahlen welche hier öfter gepostet werden.
Aber auch die Kundschaft fernab von Instagram und Co. fühlt sich von den Produkten und dem Shopauftritt wohl angetan sonst wären solche Wachstumszahlen nicht zustande gekommen.
Für mich könnte der Name bzw. die Marke Westwing der Nike Swoosh im Bereich Home/Living werden. Das wird natürlich dauern aber Westwing bindet jetzt schon Kunden die vermutlich noch weit weg sind von ihrer ersten eigenen Wohnung. Trotzdem werden die Follower mit tollen Inspirationen bereits "gebunden". Die teils namhaften Influencer sind da genau der richtige Ansatz.
Für mich steht die gesamte "Möbelbranche" noch am Anfang der Digitalisierung oder dem Vertrieb über das Internet.
Die aktuellen Kurse sind in meinen Augen abstrus günstig und nicht marktgerecht. Aber das habe ich nach der jüngsten Zahlenvorlage auch bereits bei 40 Euro gedacht. Es gibt in meinen Augen nur wenige Unternehmen mit einem ähnlichen CRV wie WW bei den aktuellen Kursen. Natürlich immer mit einem Invest-Horizont über mehrere Jahre gedacht. So blind kann "der Markt" in meinen Augen nicht dauerhaft sein.
Und wieso sollte man eine günstige Aktie nicht kaufen? Dass in günstigen Aktien mehr User investiert sind, halte ich auch für logisch. Auch wenn rulez09 das mit der günstigen Bewertung aus mir nicht ganz klaren Gründen anders sieht. Vielleicht kann er ja mal sagen, was bei finanzen.ent ganz konkert zu Umsatz, Ebitda, Ebt und Überschuss steht, plus Wachstumsraten und den entsprechenden Kennzahlen. Dann wüsste ich, über was wir reden bzw. er redet.
Wir haben jetzt sogar für das laufende Jahr ein EV/Umsatz von 1,15 und EV/Ebitda von 12. Inwiefern das nicht günstig ist, hängt letztlich davon ab, welche Wachstumsraten man für die kommenden Jahre unterstellt. Wenn man natürlich sagt, man wächst die nächsten Jahre nur 0-5% p.a., dann ist man vermutlich bei 35 € fair bewertet. Aber bei zweistelligen Wachstumsraten (der Vorstand prognostiziert durchschnittlich etwa 18%) ist die Bewertung sicherlich sehr günstig, weil sich Cashflow entsprechend erhöht bei leichzeitig sinkendem EV. Wenn wir mal von 850 Mio Umsatz und 11% AEbitda-Marge im Jahr 2024 ausgehen, reden wir von etwa 70-75 Mio FreeCashflow. Da der Cashbestand dann schon auf rund 250 Mio € steigt, reden wir aktuell von einem EV/FCF von 7,0 fürs Jahr 2024. Das ist in heutigen Zeiten geradezu lächerlich. Ein US-Unternehmen dieses Typs würde wohl 3-4 mal so hoch getaxt werden.
Kürzlich hat hier jemand einen Podcast mit Stefan Smalla verlinkt. Hab ich mir heute endlich mal angehört. Obwohl schon im Februar 2021 veröffentlicht, sind die Inhalte glaube ich immer noch aktuell.
Ein paar interessante Aspekte:
- Westwing lässt sich beschreiben als Medienunternehmen mit angeschlossenem Möbelgeschäft. Über den Newsletter, die eigenen Social-Kanäle und Influencer schafft man teilweise eine Reichweite von 30 Mio Nutzern pro Kampagne. Man betreibt 3 eigene Filmstudios und beschäftigt weit über 100 Leute bei den Content-Erstellung
- Die Teams, die sich um Instagram, Youtube & Tiktok etc. kümmern, werden intern nicht am generierten Umsatz gemessen sondern lediglich an der Reichweite auf der jeweiligen Plattform. Man betreibt also eher Brandbuilding als direkte Produktwerbung. Mit anderen Worten: Man glaubt fest daran, dass sich guter Content langfristig auszahlt. Und lässt den Creatives sehr viel Spielraum.
- Marken nutzen Westwing nicht nur zum Verkauf sondern auch um von der Reichweite zu profitieren. D.h. bevor eine Marke im Shopping-Club einen Deal bekommt, wird auch über die mediale Reichweite verhandelt und die Marken bezahlen einen WKZ (Werbekostenzuschuss).
- Man probiert ständig neue Formate und Plattformen aus (Snapchat ausprobiert und verworfen, Live-Shopping gerade im Aufbau). Wenn man lediglich am Status Quo festhalten würde, ließen sich schätzungsweise 30% der [Verwaltungs-]Kosten einsparen.
- Und ja: Smalla spricht immer von "die Kundin". Und ich hab da kein gegendertes Binnen-I rausgehört :-)
Wahrscheinlich ist es aktuell so, dass der Kapitalmarkt das Konzept von Westwing immer noch nicht verstanden hat...
Hier nochmal der Youtube-Link: https://www.youtube.com/watch?v=p55BpXXQktc
Das kommt natürlich nur im EMail-Verkehr oder in Präsentationen (oder dem Video oben mit Smalla) zur Sprache, weshalb es der breite Markt nicht wirklich mitbekommt, aber ändert nix an den Fakten.
Natürlich haben wir aktuell die Situation, dass man 2021 die Kapazitäten und das Marketing (temporär sogar in TV Werbung) erhöht, was aktuell mal ein paar Quartale wieder zu einstelligen Margen führt, aber ich gehe schwer davon aus, dass man ab Q4/2022 wieder zweistellige Margen sehen wird und dann ab Gesamtjahr 2023 auch wieder eine AEBitda-Marge von 11-12% ausweist. Potenzial bis 15-17% Marge ist in jedem Fall durch die Skalierung längerfristig gegeben, zumindest wenn man halt die anvisierten 18% Wachstum p.a. schafft. Auch diese Wachstumsrate könnte übergansweise natürlich in 2022 etwas niedriger ausfallen, wei wir noch den Effekt der ersten 3-4 starken Monate des Jahres 2021 haben, aber ab Mitte 2022 gehe ich wieder von höherem Wachstum aus.
Bei den meisten Kennzahlen unterschieden sie sich garnicht mal so stark von meinen Schätzungen. Allerdings scheint man dort mit höheren ZInszahlungen und immer mit fast 30% Steuerquote zu kalkulieren, was die niedrigen EPS Zahlen erklärt.
Ist mir nicht ganz klar, da Westwing ja noch 204 Mio Verlustvorträge Ende 2020 hatte. Das sollte noch 4-5 Jahre reichen, um zumindest in Teilbereichen nur die Mindeststeuer zu zahlen. Ich habe jedenfalls 2023/24 mit jeweils 15% Steuerquote kalkuliert.
Ich hab mir gerade mal die Mühe gemacht, die Traffic-Quellen laut Similarweb für vier verschiedene Home&Living-Websites in DE auszuwerten (Stand August 2021).
Die Balken in der oberen Tabelle sind jeweils auf die Werte je Spalte normiert, so sieht man recht gut die Unterschiede in den Zeilen.
Erkenntnisse:
- Der direkte Traffic (durch Eingabe der URL bzw. durch Vorschlag der URL in der Browserzeile) ist bei allen vier recht hoch, bei den beiden Westwing-Seiten allerdings einen Ticken höher.
- Im Kanal "Referral / Verlinkung" ist besonders interessant, wenn man sich jeweils die größte Quelle ansieht. Westwing und Westwingnow verlinken sich gegenseitig und stellen wechselweise die größte Referral-Traffic-Quelle dar. Bei Home24 und Wayfair ist jeweils moebel.de die größte Referral-Quelle. Dabei handelt es sich im Prinzip um bezahlten Traffic (ich meine, dass moebel24 pro Click bezahlt wird). Wayfair und Home24 machen sich hier gegenseitig Konkurrenz.
- Bei der bezahlten Websuche bestätigt sich die Vermutung, dass Westwing und Westwingnow deutlich weniger Traffic durch Google-Werbung generiert als die Konkurrenz. Ein deutlich höherer Anteil entfällt dazu auf die Suche nach der eigenen Marke (günstigere Klickpreise)
- Bei der organischen Suche haben die beiden Westwing-Plattformen einen höheren Anteil als die Konkurrenz, vermutlich darauf zurückzuführen, dass dort öfter nach der Marke gesucht wird. Dies bestätigt m.E. das erfolgreichere Brand-Building.
- Bei den Social-Media-Kanälen ist Westwing die einzige Plattform mit Instagram unter den Top3-Kanälen.Westwingnow hat insgesamt den höchsten Traffic-Anteil aus Social-Quellen, hier scheint Youtube sehr stark zu sein. Hier spiegelt sich das Geschäftsmodell der verschiedenen Unternehmen wieder: Youtube & Pinterest spielen ihre Stärke bei einem Dauersortiment aus, Instagram dagegen eher bei kurzfristigen Shopping-Aktionen.
- Der Westwing-Newsletter scheint das Westwing-Marketing-Instrument schlechthin zu sein. Nix neues, aber schön das nochmal im Vergleich zu sehen.
Fazit: Man sieht hier sehr schön, dass sich die Content-Stärke von Westwing ausspielt und man weniger auf bezahlte Kanäle angewiesen ist. Der Clou: Content lässt sich viel günstiger skalieren als Google-Werbung. Die Fixkosten zur Content-Erstellung sind erst mal hoch, aber ab einem gewissen Punkt rechnet sich das. Und im Gegensatz zur Google-Werbung (die ggf. sogar überproportional steigt) hat man die Steuerung der Kosten komplett in der eigenen Hand.
Ob man das nun verfehlen nennt ...
Aber klar gehe ich immer etwas konservativer an meine Investents. Kennst du doch schon vor Hellofresh, dass ich im Grunde meist 10% zu gering schätze. In der jetztigen Phase so mehr oder weniger gegen Ende der Coronaeffekte finde ich das auch ganz vernünftig.
ps: was man nicht vergessen sollte ist, dass ich da nur rein organisches Wachstum bewerte. Kann ja durchaus sein, dass man eine Übernahme stemmt, und dann über 1 Mrd € in 2025 kommt. Die kann ich aber nicht einfliessen lassen oder müsste dann bei EV hochgehen, da weniger Cash.
genau das meinte ich viele schauen halt aufs EPS/ KGV
Mal davon abgesehen, dass bei finanzen.net mit einer Steuerquote von 30% kalkuliert wird. Das wirkliche KGV würde also selbst bei den finanzen.net Schätzungen eher bei 21-22 liegen, wenn man mit sinnvollerer Steuerquote von 15% rechnet. Damit ist man etwa so bewertet wie der breite Markt, und das als Wachstumswert mit gewissem Alleinstellungsmerkmal in seiner Subbranche.
Und dann kommt noch dazu, dass man bei finanzen.net zwar nur mit 32 Mio Nettogewinn rechnet, aber mit fast 45 Mio FreeCashflow, und das bei dann wohl über 200 Mio Nettocash, so dass sich selbst bei finanzen.net ein EV/FCF von nur 12-13 fürs Jahr 2023 ergibt. Ich nenne das extrem günstug für ein Unternehmen in einem Wachstumsbereich, erst recht von der Qualität und Nische Westwings.
Umsatzwachstum: 550-570 Mio
AEbitda: 50 Mio
Aber wir dürfen gespannt sein :-)
https://www.ardmediathek.de/video/...LTQ1OTEtODYxOS1hODE2NWRkOWQ1Y2Y/
Immer, wenn sich bei mir eine "Egaleinstellung" bildet, ob andere noch verkaufen oder nicht und ich denke, die die verkaufen, werden sich bald sehr ärgern, dann lag ich mittelfristig noch nie daneben.
Gut, kein allgemein gültiger Indikator :)
Irgendwann dteht sich das Blatt und so ein Zeitpunkt könnte der gestrige Tag gewesen sein.....Mit dem kurzen andippen im Beteich des letzten Verlaufstiefs.
Sollte sich ein Doppelboden gebildet habe oder bilden könnte nun die Aufholjagt von der Westwing Aktie beginnen.....
Zeitpunkt: 24.09.21 14:38
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