AT&S - Wachstumsweg zu 80 Euro

Die Aktie liegt bei relativ geringen Umsätzen heute wieder recht deutlich im Minus? Gibt es irgendwelche Neuigkeiten auf die das zurückzuführen wäre oder ergreifen einige Investoren kurz vor der Hauptversammlung die Gelegenheit Kassa zu machen?

Auffällig korrelierend auch die Schwäche von Intel heute.
Die nächsten Tage werden Aufschluss darüber geben, ob ein Ausbruch nach oben gelingen kann.

All jenen Aktionären, die morgen an der Hauptversammlung teilnehmen, wünsche ich eine informative Veranstaltung.  

Habe die Vorstandsberichte online verfolgt. Die erneute Kursschwäche heute passt nicht zu meinem Eindruck der Veranstaltung. Für mich klang alles überzeugend und nachvollziehbar. Zu konkreten Auswirkungen des Sparprogramms wurde zwar noch nichts gesagt, aber die neue CFO klang sehr positiv. Wir werden hierzu jedoch erst zu den Q1-Zahlen im August etwas erfahren. Auch die Ausführungen zum Bereich Forschung und zu zukünftigen Produkten bestätigten meine aktuelle Einschätzung zu den AT&S. Die Aktie bleibt weiterhin sehr hoch gewichtet im Depot mit Tendenz zum weiteren Aufstocken.  

Das Chartbild hat ja tatsächlich in den letzten Tagen schon sehr positiv ausgeschaut, aber jetzt geht es - bei immerhin niedrigen oder moderaten Umsätzen (was ja eher auf keine wirklich bedeutenden Vorkommnisse schließen lässt) - wieder ziemlich stark bergab.

Das allgemeine Marktumfeld hat sich halt wieder etwas eingetrübt. Die am meisten angekündigte Rezession aller Zeiten könnte tatsächlich eintreten, die quasi Ankündigungen der Fed die Zinsen noch mindestens 2 x zu erhöhen, dürften auch nicht gerade beruhigend auf den Kurs wirken.

Ich nehme aber an, dass der Hauptgrund des derzeitigen Schwächelns bei dem wieder aufgeflammten Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China, insbesondere im Chip-Sektor liegt.
Wie schätzt ihr die Erklärungen der letzten Tage in Bezug auf die Auswirkungen auf AT&S ein?  

Könnte es sein, dass der US /China Konflikt aktuell die Branche verunsichert ? China will die seltenen Erden "rationieren" als Reaktion auf US Sanktionen. Das könnte die Branche sensibilisieren - und das trifft dann zumindest imKurs auch AT  

Dieses USA/China "Säbelrasseln" drückt gerade die ganze Börse  

Ich bin mir nicht sicher, ob es so eine gute Idee der USA ist, so offen den direkten Handelskonflikt mit China zu suchen. Besser wäre es wohl, weitere Anreize zu bieten, damit US-Firmen und andere westliche Firmen den Standort China langsam verlassen ohne sich dabei ins eigene Fleisch zu schneiden. Die Standortwahl Malaysia von AT&S ist meiner Ansicht nach goldrichtig. Leider ist man bis auf weiteres noch an China gebunden, aber hier sollte man Mittel und Wege eines langsamen, geordneten Rückzugs finden. Corona und der Krieg in der Ukraine haben ganz deutlich die Risiken des Standortes China als autoritärer Global Player vor Augen geführt.

Auch die Fed-Politik ist momentan durchaus zweifelhaft: Offenbar soll mit aller Gewalt eine Rezession erzwungen werden, die bei so einer gewaltigen Zinsanhebung in kürzester Zeit lehrbuchmäßig schon längst hätte eintreten müssen.  Für mich liegt der unausgesprochene Hintergedanke darin, dass man durch den Nebeneffekt von günstigen Rohstoffpreisen Russland in die Knie zwingen möchte, womit die Fed zum verlängerten Arm der Russland-Politik würde, was man natürlich nie so zugeben wird. Man kann nur hoffen, dass die gewünschten Effekte eintreten und die ungewünschten dann noch zu beherrschen sein werden. Ich bin mir da halt nicht so sicher.  

Die geografische Diversifizierung in der Produktion (also Kulim) ist sicherlich eine richtige Entscheidung. Ein wenig Sorge habe ich, dass dann auch noch weitere (neue) Standorte in den USA oder der EU folgen (müssen). Da sollte mal eine Periode folgen, wo man etwas die bisherigen Investitionskosten abbaut und vielleicht - wenn möglich - ein paar Euros für kommende Investitionen auf der hohen Kante angesammelt hat. Wär zumindest schön.

Rückzug aus China: Egal ob rasch oder langsam, ich würde das nicht für gut finden. Aus folgenden Gründen:

Zweitens natürlich, weil man die Investitionskosten erst mal zurückverdienen sollte. Aber ERSTENS denke ich nach wie vor, dass die gesamte wirtschaftliche Einflusssphäre Chinas (das ist China selbst, aber weit darüber hinaus große Teile des asiatischen Raumes, nun wohl auch auf Jahrzehnte Russland und nicht zuletzt der so ziemlich ganze afrikanische Kontinent) gewaltig ist - mit gewaltig vielen Konsumenten. Und abgesehen von der absoluten Zahl an Konsumenten, ist da auch noch zusätzlich der "Aufholbedarf" an flächendeckender Sättigung mit technologischen Gütern erheblich größer, als in den USA oder der EU. DIESE Wirtschaftsräume werden wohl verstärkt von China beliefert werden - und da meine ich Produkte "made in China".

Technologieführerschaft: Naja, klar sind die USA voran. Aber ich möchte meinen, dass es naiv wäre zu glauben, chinesische oder russische (oder indische) Entwickler wären "technische Analphabeten". Gerade die Rundumschläge der USA beweisen, dass man China mit allen Mitteln (also auch mit Handelsbeschränkungen, der einstmals so für den freien Welthandel eintretenden Nation) auf Distanz halten möchte - weil es ohne dem offensichtlich keinen Abstand mehr gäbe.....

Abschließend: Chinesische Unternehmer sind zwischenzeitlich in allen möglichen westlichen Unternehmen investiert. Wie will man die da wieder rausbekommen ? China steht mit beiden Beinen in der westlichen Wirtschaft - und haben sich dabei in vielen Bereichen nicht anders "kollegial" verhalten, als die Amerikaner im letzten Jahrhundert gegenüber Europa beispielsweise. Heißt für einen "neutralen Wirtschafts-Össterreicher" wir haben nun nicchtnur einen großen Bruder in den USA, sondern auch eine große Schwester in China (und gendermäßig umgekehrt....)

Mein Fazit: Ein Rückzug aus China wäre, glaube ich, nicht gut. Es ist das richtige Standbein im richtigen Land. Malaysien als zweites Standbein ist ebenfalls vernünftig. Und vermutlich wird auch das europäische / USA Beinchen wachsen müssen. Eine grenzwertig kritische Situation für AT&S - aber wenn das gut geht, ein großer Sprung in eine Zukunft, wo man in "beiden Welten" und somit am ganzen Weltmarkt gut aufgestellt ist. NICHT GUT gut für Dividenden - aber gut für das Unternehmen und die Dividenden meiner Urur-Enkelkinder (unseres einstweilen noch kinderlosen Kindes) .... Bleibt die Frage, ob ich mich freuen oder weinen soll....  

Ich möchte euch meinen Eindruck von der HV schildern:

Ganz allgemein kann man sagen, dass die Veranstaltung wieder sehr professionell abgehalten wurde. Ich war ja schon öfters bei der AT&S HV. Auffallend war, dass die Anzahl der Teilnehmer höher war, als in den Jahren vor Corona. Der Großteil der Aktionäre war 50+. Junge Aktionäre kann man offenbar wenig für eine solche Veranstaltung begeistern.

Das Pult der Vorsitzenden hat mittlerweile eine schöne Dimension. Jeder der Vorstände hat über seinen Aufsichtsbereich gesprochen. Wie ich finde, professionell und teilweise informativ. Erstmalig war auch der CTO Peter Griehsnig zu hören.  Mir hat seine spezielle Ausdrucksweise gefallen. Nachdem ich stark auf die Zukunftsthemen reflektiere war auch der Inhalt sehr interessant. Auch Frau Preining hat einen guten Eindruck hinterlassen.

Zum Inhaltlichen:

Natürlich dürfen bei den HVs keine Neuigkeiten gebracht werden. Alte Prognosen wurden also bestätigt, sowohl die Jahres- als auch die Mittelfristguidance.
Im Werk Kulim ist der Bau für den AMD-Teil (wurde nicht offiziell so gesagt, kann aber nur gemeint sein)  bereits fertig. Maschinen werden bereits angeliefert. Ende nächsten Jahres wird die Volumensproduktion beginnen - bis dahin wird vorbereitet - zertifiziert etc.
Mit Intel hat man vereinbart, den Bau fertig zu stellen. Sollte sich die Lage also bessern, kann hier jederzeit begonnen werden (Meine Sicht dazu).
Auch in Leoben soll Ende nächsten Jahres die Volumensproduktion starten.
Besonders hervorgehoben wurde, dass man nun 4 neue Kunden gewonnen hat. Man sieht sich hier am Beginn der Zusammenarbeit. Heraus kam wieder, dass Substrate sehr spezifisch auf den Kunden zugeschnitten sind und damit auch nicht am Spotmarkt verfügbar sind.

Teil 2 folgt in den nächsten Tagen.....
 

Bezüglich Junge Menschen auf HVs.
Welcher Junge Mensch hat Geld & ist intelektull Reif für Aktien in Europa & hat unter der Woche Zeit für eine HV.
Ich fühlte mich bei der Voest Alpine HV am Mittwoch jung (bin um die 40).
 

... alles relativ, lieber Michael. Dass Du Dich jung fühltest ist ganz in Ordnung, weil Du's ja auch bist. Was Dir hier jemand schreibt, der den 64er hinter sich hat. Ich schätze, das Börsenleben interessiert wohl nicht alle Jugendliche - aber die angehenden Bänker*innen schon.  

jung bezogen auf die Voest HV
 

Hallo ich bin 25 und war 22 wie ich in AT  

Hallo ich bin 25 und war 22 wie ich in ATS eingestiegen bin. Bei der HV war ich nicht weils mich ned zaht hat.
Aber es fangen bzw. haben schon viele junge Menschen die ich kenne Aktien. Und einige wegen mir auch ATS.

Danke cicero33 für die tolle Zusammenfassung.  

BRAVO !  

Der 2. Teil meines HV-Berichtes sollte Inhaltliches der Vortragenden widerspiegeln.

Ich möchte allerdings nichts wiederholen, was ohnehin im Rahmen der digitalen Übertragung öffentlich zugänglich war.
Die nachfolgende Präsentationsunterlage bildete die Grundlage für die Vorträge und ist somit auch öffentlich einsehbar.

https://ats.net/download/...me=ATS_Hauptversammlung_2023_20230706.pdf

Zusammenfassend kann man folgendes sagen:

AT&S wird seinen Weg weiter gehen. Die Miniaturisierung und Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran. AT&S ist (einer der) Technologieführer in der Branche. Die Anzahl der Patente erreicht jährlich neue Höchststände.
AT&S will sich schrittweise dem Bereich Advanced Packaging-Bereich annähern -  dort will man letztlich hin.
Peter Griehsnig hat es in seinem Vortrag auch gebracht: Über Jahrzehnte hindurch wurden Chips immer kleiner. Mittlerweile ist dies kaum noch möglich, bzw. nur mit sehr hohen Kosten verbunden. Der Trend geht also in Richtung der Verpackung der Chips also dem Advanced Packaging. Der Bereich  erfordert aber auch eine Umorientierung im Unternehmen zumal AT&S aus dem Produktions/Dienstleistungs-Bereich kommt. Bei AP geht es mehr um Lösungsorientierung bzw. Produktentwicklung. Hier könnte man in Richtung einer Partnerschaft oder kleinen Acquisition gehen. Unklar ist man sich noch, bei welchen Applikationen man hier Fuß fassen will - im Raum stehen die Bereiche Power Electronic bzw. Hochfrequenztechnik (Stichwort Leiterplatten mit Lufteinschlüssen für den 6-G Mobilfunk).

Die Zusammenarbeit mit den neu gewonnenen Kunden wird zunehmend ausgebaut werden. Vorstellbar ist es, dass es so wie bei Intel läuft. Auch hier gab es vorerst nur eine Partnerschaft im kleinen Rahmen. Zunehmend traute man AT&S mehr zu und die Beziehung wurde vertieft und zog immer komplexere Aufträge nach sich.

Zu den Abstimmungen bei den einzelnen Tagesordnungspunkten muss man Punkt 10 besonders erwähnen.
Hier gab es die mit Abstand größte Anzahl an Nein-Stimmen unter den Kleinaktionären. Aus den Abstimmungsergebnissen geht das jetzt aufgrund der riesigen Dominanz der Großaktionäre leider überhaupt nicht hervor. Ich würde aber sagen, dass etwa dreiviertel der Kleinaktionäre diese Satzungsänderung abgelehnt haben. Diese öffnet der AT&S AG Tür und Tor für die zukünftige Abhaltung einer rein elektronischen HV. Man kann hier nur an die Unternehmensführung appellieren, dieses klare Votum unter den Kleinaktionären zu berücksichtigen.
Für mich ist es nach wie vor unverständlich, dass der Gesetzesentwurf - der das alles erst ermöglichen soll - aus einem grünen Ministerium kommt. Bislang hat man eigentlich immer der ÖVP eine Nähe zu den großen Unternehmen zugesprochen.


 

Kann mir hier jemand sagen, ob Werk 2 in Kulim Intel vorbehalten bleiben muss? Ob es Verträge zwischen Intel und AT&S diesbezüglich gibt.

Ich halte es nicht für unwahrscheinlich, dass Nvidia bei AT&S um freie Kapazitäten anfragt. Könnte man Werk 2 für Nvidia überhaupt verwenden?
 

https://aktien-portal.at/...erenberg-bleibt-bei-%22Sell%22-Empfehlung  

Wie interpretiert ihr diese Analyse? Der Typ ist unfassbar hartnäckig und scheint es auf AT&S richtig abgesehen zu haben....
 

Ist halt die Frage wie er auf "Die Prognose für den Ertrag je Aktie 2023/24 lautet auf minus 0,37 Euro. " kommt.

Sollte er damit aber Recht behalten, dann würde ich mich aber schon Fragen was für Quellen er hat und würde mich an Ihn halten. ;-)

Jedenfalls hätte ich nichts dagegen, wenn es noch ein Jahr zw. 24 und 33 herumdümpelt.  

Vor einem Jahr lag Berenberg ja goldrichtig. Andererseits: Man weiß nie, inwieweit Aktionäre nicht bereits die Zukunft antizipieren. Auffällig ist jedenfalls, dass Berenberg noch nie eine positive Analyse für AT&S verfasst hat und vor einigen Jahren auch richtig peinlich daneben lag.

Aber ja, es wäre interessant wie Froberg zu seinen Ergebnissen kommt, aber das wird ja unter Verschluss gehalten. Ich halte das für ein Übel, dass man über ein Unternehmen den Daumen hebt oder senkt, aber seine eigenen Grundlagen für die Analysen dabei nie preisgibt...  

Ja, @Cicero, das ist eine sehr, sehr gute Frage.

Ich fürchte halt, dass es keine Einblicke in Verträge geben wird. Aber wenn ich Nvidia wäre, würde ich es bei AT@S versuchen...  

Es ist schon immer wieder faszinierend, wie 2 Analysten, die sich sicher in ihrem Fach gut auskennen und aus denselben Quellen schöpfen müssten, in einem relativ kurzen Zeitraum zu so divergierenden Analysen kommen können: Kursziel 24 Euro vs. 100 Euro....  

EV/Ebitda: 9,8
EPS: - 0,37

Marketsreener:
EV/Ebitda: 7,08 (Schätzung von 4 Analysten)
EPS: 2,4 (2 Analysten)
Berenberg geht also von einer erheblich schlechteren operativen Entwicklung aus. Am 1.8. werden wir vielleicht schon eine Tendenz bekommen, ob B. eher Recht behalten wird oder die Mehrzahl der Analysten.  

Hat jemand Einblick, was aus dem für Intel und damit auch für AT&S so wichtigem Sapphire Rapids geworden ist? Nach den Meldungen, dass es sehr gut angenommen worden sein soll, nie wieder Konkretes dazu gehört...  

Wäre spannend - leider aber nicht nachvollziehbar - zu beobachten, wer besser liegt: Berenberg, oder die fallweise über Jahrhunderte gleichbleibenden AT&S Kursziele von Raiffeisen oder aber das Orakel von Delphi.  Wenngleich im antiken Delphi wenigstens geschickt formuliert wurde, kann man sich in den gegenwärtigen Orakelsprüchen OHNE BEWEIS, eigentlich nicht einmal mehr spannende Rätsel erhoffen. Also finde ich die Einschätzung der künftigen Entwicklung von AT&S, wie sie in den Postings vieler Forumsteilnehmer*innen und des geschätzten Forumvaters einerseits - und in den  Veröffentlichungen durch Hr. Gerstenmayer & Kolleg*innen andererseits hervorkommen, erheblich interessanter, informativer und zugleich realistischer.

Finde, dass "professionelle Analysten" fähig sein sollten, Ihre Ergebnisse nachvollziehbar zu untermauern - und, das soll hier nicht verloren gehen - manche tun das auch. Der Rest ist sowieso eine Frage des Blicks in die Zukunft, für den niemand eine Garantie hat.

Also sagen wir mal: Ich gehe davon aus, dass AT&S in den nächsten 12 Monaten einen Kurs von € 24 - € 51,753 erreichen kann. Weil die Zukunftserwartungen der gesamten Branche (je nach Entwicklung der Weltwirtschaft, des Fortschrittes der Inflation, China / USA KLimas und nicht zuletzt der Energiefragen) das sehr glaubwürdig erwarten lassen.....  Ob ich dafür wohl das Honorar eines Berenberg Analysten beanspruchen könnte ..... :o)