Ökonomen streiten über Verteilungsfrage


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Neuester Beitrag: 06.10.24 19:10
Eröffnet am:04.11.12 14:16von: permanentAnzahl Beiträge:194.954
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80400 Postings, 7458 Tage Anti LemmingDaiphong # 944

 
  
    #5951
9
27.03.13 09:20
Eine "Inflation von unten" für D. würde bedeuten, dass die Löhne deutlich steigen, obwohl die Wirtschaft nur schwach wächst. Das ist "nicht normal" (bzw. marktgerecht). Denn wenn die Wirtschaft nur schwach wächst, steigt gewöhnlich die Arbeitslosigkeit, weil Menschen, die in einer Firma wegen der (technisch bedingten) Produktitivätsgewinne "überflüssig" werden, nicht mehr anderweitig in der Firma beschäftigt werden können.

Wächst die Wirtschaft hingegen stark organisch, dann können diese "Überflüssigen" in anderen Bereichen in der Firma eingesetzt werden, weil die Firma ja mit der Gesamtwirtschaft (und oft überproportional) expandiert.

Bei schwacher Wirtschaft steigt somit aus den o.g. strukturellen Gründen zwangsläufig die Sockelarbeitslosigkeit. Das Problem dabei ist: Je mehr Menschen Arbeit suchen, desto stärker SINKEN die Löhne, weil das Überangebot an Arbeitskräften den Firmen ermöglicht, Leute auch für weniger Ged zu bekommen. (Dies ist eine wichtige Teilursache für den Reallohnabbau der letzten Jahre.)

Eine "Inflation von unten" wäre daher, ähnlich wie das Gelddrucken der Zentralbanken, eine Form der Marktmanipulation: Man bietet Angestellten mehr Geld, OBWOHL die (Real-)Löhne infolge der steigenden Sockelarbeitslosigkeit "eigentlich" sinken müssten.

Dies geht dann zwangsläufig zu Lasten der Firmen, deren Gewinnmargen auf diese Weise beschnitten werden (= höhere Lohnkosten bei stagnierendem Umsatz). Kein Wunder, dass "die Industrie" und andere Merkel-Klientel eine solche "Lösung" nicht will.

Überhaupt stellt sich die Frage, warum nach dem "Daiphong-Modell" am deutschen Arbeitsmarkt Marktmanipulation (= künstliche Lohnerhöhung ohne steigende Arbeitskraftnachfrage) nötig sein soll, nur um indirekt den PIIGS bessere Absatzmöglichkeiten (Warenexporte + mehr Tourismus) zu ermöglichen. Ist das nicht eine weitere monetäre Notkonstruktion, um die "Fehlgeburt Euro" künstlich weiter am Leben zu halten?

Gäbe es noch die alten Vor-Euro-Währungen, so wäre die "Lösung" der aktuellen Krise eine Inflationierung der PIIGS-Währungen (man sie . z. B. in Italien bei der Lire deutlich). Die PIIGS-Ökonomien sind damals auf diese Weise trotz unzureichender Produktivität wettbewerbsfähig geblieben (z. B. italienischer Wein wurde dann in DM gerechnet billiger, was die Nachfrage danach erhöht). Die PIIGS-Währungsabwertung ist daher eine marktgerechte (und vom Markt "eingeforderte") Reaktion auf die niedrige(re) Produktivität in den PIIGS.

Wegen des Euros sind solche Abwertungen nun aber nicht mehr möglich. Die Produktivität in den PIIGS ist dennoch viel langsamer gewachsen als bei uns. Es bieten sich zwei Auswege:

1. Die Löhne in den PIIGS müssten sinken (als Ersatz für die früheren Währungsabwertungen). Dies ist die Merkel'sche "Austeritäts-Lösung". Sie ist jedoch, wie man sieht, politisch kaum (und nur mit dem hohen Preis der "Germanophobie") durchsetzbar. Denn damit wird "Anspruchsdenken" in den PIIGS verletzt. So wähnen etwa viele Spanier, ihre Wirtschaft sei in den letzten Jahren "wegen des Euro fundamental stärker" geworden, so dass das Anziehen des dortigen Lohn-Niveaus "berechtigt" und "kollektiv erarbeitet" wäre. Tatsache jedoch ist, dass die Ursache für die höheren Löhne das kreditfinanzierte Blasenwachstum im spanischen Hausmarkt war. Wenn die Hausnachfrage wegbricht, brechen logischerweise (wegen des Überangebots an Bauarbeitern) auch die Löhne ein. Eigentlich "normal", aber eben nicht mit obigem Anspruchsdenken vereinbar.

2. Die Löhne in Deutschland bzw. "im Norden" müssten steigen. (= Daiphong-Lösung). Dies ist aber aus den o. g. Gründen weit weniger marktgerecht als ein Sinken der Löhne in den PIIGS: Das Sinken der Löhne in den PIIGS ist eine "gesunde" Marktreaktion auf sinkende (Bauarbeiter-)Nachfrage. Hingegen wär das Steigen der Löhne in D. bei stagnierender Wirtschaft "artifiziell". Der Markt gibt das eigentlich nicht her. Man kann daher mMn sagen, dass die Lohn-Inflationierung in D. (Daiphong)
letztlich nur eine weichgespülte Variante des Draghi-Gelddruckens (= Zentralbank-Inflationierung) ist.
Sie lässt sich lediglich politisch (in SPD-Kreisen ;-)) besser verkaufen. In beiden Fällen wird aber gegen den Markt gehandelt.

Zusammenfassend kann man sagen, das sowohl die Zentralbank-Inflationierung als auch die (Nord-)Lohn-Inflationierung Krücken-Konstruktionen sind, um die "Fehlgeburt Euro" noch ein wenig weiter über die Runden zu retten. Ginge es nach dem freien Markt, wäre der Euro schon längst tot.

3. Eine wesentlich tragfähigere Lösung wäre, den Euro abzuschaffen und den PIIGS die Wiedereinführung ihrer Landeswährungen - samt deren Inflationierung - zu ermöglichen. Dies hätte einen Reallohn-Abbau in den PIIGS zur Folge. Das ist letztlich das Gleiche wie oben (1). Politisch jedoch ist es leichter umsetzbar - und es verletzt auch weniger das dortige Anspruchsdenken. Die Spanier müssten sich dann eingestehen, mit ihrer wenig produktiven (außer Hausblasen) Wirtschaft kollektiv gescheitert zu sein. Sie ist jedenfalls nicht stark genug für die Anbindung an eine Hartwährung.  Die neue Pesete samt deren Wertverfall wäre dann das "Aushängeschild" der niedrigeren spanischen Produktivität. Mithin eine komplett marktkonforme Lösung. Die schwächer werdende Pesete würde dann aber zugleich einen Ausgleich durch stärkere Exporte schaffen - was Austeritäts-Lohnkürzungen NICHT zur Folge haben.

Es ist für einen Spanier letztlich egal, ob deutsche Waren für ihn teurer werden, weil er weniger Lohn in Euro erhält (= 1) oder ob er den (anfangs nominal) gleichen Lohn in einer immer stärker inflationierenden Pesete erhält (= 3).

Eines von beiden ist jedoch ein Muss. Dass in D. die Löhne steigen, obwohl die Wirtschaft nicht wächst, ist hingegen KEIN Muss.  

23301 Postings, 6655 Tage Malko07Ich glaube nicht, dass

 
  
    #5952
5
27.03.13 09:48
man mit Spielchen wie Inflation dort und Deflation hier oder umgekehrt zu stabileren Verhältnissen zurück kehren kann. Auch alle monetären Spielchen sind nicht zielführend. Planwirtschaft funktioniert nicht, auch wenn sie von angeblich großen Ökonomen ausgerufen wird.

In der Eurozone führt nur ein Weg zu mehr Stabilität. Die einzelnen Staaten dürfen wertmäßig nicht mehr einführen wie sie ausführen. Dabei ist nicht nur der Warenhandel gemeint. Auch Dienstleistungen, wie z.B. Tourismus, spielen eine erhebliche Rolle und sind zu berücksichtigen. Ebenso Subventionen und Beiträge. Die klassische Leistungsbilanz dagegen ist, mindestens so lange die Märkte nicht in Ordnung sind, erstmal uninteressant. Dass jeder nach seinen Möglichkeiten lebt ist eigentlich normal und alles andere ist unvernünftig.

Ob wir bei uns einen Mindestlohn einführen und auch andere Perversitäten am Arbeitsmarkt zurückführen ist dabei unwichtig und wird nicht zwangsweise zu einer Stärkung der Peripherie in der Eurozone führen. Dazu müssen die notwendigen Aufgaben dort erledigt werden. Bei uns sind diese Korrekturen notwendig weil wir uns es leisten können und wir nicht den Aufbau einer Primitivwirtschaft fördern sollten. Auch bei der Entwicklung unserer schwachen Regionen brauchen wir Geduld und einen langen Atem. Also auch kein Grund dort das Geld haufenweise zu verbrennen.  

23301 Postings, 6655 Tage Malko07Russlands großer Bluff

 
  
    #5953
2
27.03.13 10:24
Finanzkrise in Zypern - Russlands großer Bluff - Wirtschaft - Süddeutsche.de
Russland hat die mächtige Rolle genossen, die dem Land im Fall Zypern attestiert wurde. Tatsächlich will Moskaus einen stabilen Euro.
 

23301 Postings, 6655 Tage Malko07Ob nun der Arbeitsmarkt, der Warenhandel,

 
  
    #5954
7
27.03.13 10:34
der Kapitalmarkt oder die Währungen manipuliert werden - es ist und bleiben planwirtschaftliche Eingriffe, deren Endergebnis meist zweifelhaft ist.

Manche glauben das würde nicht für Währungen gelten. Das sind Typen welche die alleinige Lösung im Export sehen und die notwendigen Importe übersehen. Die Währung ist im Prinzip unerheblich solange man nach seinen Möglichkeiten lebt und nicht auf Verschuldung ausweicht.

Das heutige Leben ist etwas komplizierter als vor 200 Jahren und fast jede Volkswirtschaft ist heute von erheblichen Importen, besonders auf dem Gebiet der Rohstoffe, abhängig. Autarke Regionen gibt es praktisch nicht mehr. Und da ist es schon verwunderlich, was manche so widersprüchlich schreiben. Zum einen wird mit Recht darauf hingewiesen, dass die Rohstoffspekulaion die andere Wirtschaft abwürgt aber plötzlich hat eine Rohstoffpreisexplosion über Währungsabwertung keine Folgen mehr. Was soll man zu einer derartigen Logik sagen?

In letzter Konsequenz ist es unheimlich schwierig die Auswirkungen bei einer veränderten Umwelt zu errechnen. Aus Propagandagründen wird dabei meist nur ein einzelner Aspekt betrachtet und die Katastrophe oder das Paradies prophezeit. In der Vergangenheit sind derartige Prognosen noch nie eingetroffen.

Es ist auch einen Illusion zu glauben, nur die Währung fesselt einen aneinander und ansonsten wäre man "frei". Ich erinnere nur an die Anfangszeit von Mitterand, der noch verrückter als Hollande abgehoben hatte und deshalb Frankreich von unserer Bundesbank, entgegen ihrem Regelwerk, massiv aufgefangen werden musste. Und das bei unterschiedlichen Währungen.  

80400 Postings, 7458 Tage Anti LemmingDie Planwirtschaft kam mit der Euro-Einführung

 
  
    #5955
6
27.03.13 11:30
Bereits damals wurde "von oben herab beschlossen" (Kennzeichen jeder Planwirtschaft), in Ländern mit sehr unterschiedlicher Wirtschaftskraft eine gemeinsame Währung einzuführen. Dies ging nur in der anfänglichen Bläh-Phase gut: In den PIIGS gab es bis 2008 einen mehrjährigen "Konsum-Boom auf Kredit" - nicht zuletzt wegen der verglichen mit alten Zeiten sehr viel niedrigeren Zinsen. In dieser Boom-Periode schienen die - die ohnehin losen - Maastricht-Kriterien als Kontrollinstrumente noch auszureichen.

Heute jedoch rächt sich bitter, dass "von oben" das Großexperiment einer Gemeinschaftswährung ohne gemeinsame Wirtschaftsregierung auf den Plan gerufen wurde.

Die Eurokommision, die EZB und der IWF versuchen in diese Bresche zu springen. Doch damit erhalten wir nur weitere abstrakte "bürokratische Popanze". Alle Rettungsbemühungen inkl. ESM/Gemeinschaftshaftung sind letztlich planwirtschaftlichliche Markteingriffe, mit denen der schwerwiegende Grundfehler der Euro-Einführung ohne gemeinsame Wirtschaftsregierung nachträglich ausgebügelt werden soll. Die Bürokraten greifen dabei zu immer abenteuerlichen (und marktferneren) Konstruktionen.

All diesen "Rettungskonzepten" ist gemein, dass sie sich gegen den freien Markt stemmen - mit der Behauptung, der Markt würde "die wahren Sachverhalte" verzerren und "sich irren" (z. B. wenn Zinsen in den PIIGS steigen). Also müssen planende Bürokraten dies mit "Maßnahmen richten". Paradoxerweise aber haben die gleichen Bürokraten eine immense Angst vor "dem Markt". Sie versuchen ihn mit immer großzügigeren Dreingaben "gnädig" zu stimmen..

So erhalten wir die große EU-Kolchose, über deren Schicksal die "Richter" von Goldman wachen.

Und diese "Richter" handeln dabei fast ausschließlich im Eigeninteresse:
www.ariva.de/forum/...SA-Baeren-Thread-283343?page=4169#jumppos104228  

70940 Postings, 5965 Tage Fillorkill'Löhne'

 
  
    #5956
8
27.03.13 11:38
Ganz ohne einen qualitiven Effekt auf die Salden hier wie dort zu erwarten gibt es gute Gründe, das Lohnniveau nach unten zu limitieren:

1. Moralisch - Menschen müssen von ihrer Arbeit leben können. Und zwar entsprechend der soziokulurellen Standards von heute...

2. Ökonomisch - nicht wettbewerbsfähige Unternehmen, die nur aufgrund sittenwidriger Löhne sprich verdeckter Subvention am Markt überleben, schädigen andere, die potentiell wettbewerbsfähig sind. ..

3. Makro - je höher das Lohnniveau, desto stärker der Zwang zur technischen Rationalisierung. Deutschlands Vorsprung resultiert aus diesem Zwang...

4. Psychologisch - soziale Akzeptanz des Kapitalismus bei denen, die unten bleiben. Ungarn zeigt, was kommen kann, wenn dieses scheinbar vernachlässigbare Moment nicht im Griff ist...

 

2696 Postings, 6355 Tage Ischariot MD#944 daiphong

 
  
    #5957
6
27.03.13 11:53
... hat sich damit natürlich auch bei Ischariot unbeliebt gemacht bzw. gehalten(?), als dem selbsternannten Vertreter der wertkonservativen Leistungselite *hüstel, ahem, kopfkratz*.

Was daiphong schreibt hab ich zuletzt von Verdi-Typen bei den UmFairTeilungs-Kampagnen gehört, mit der Tröte auf der Platte natürlich weniger eloquent ausgedrückt als von spin doctor daiphong.

Übersetzen wir sein posting in die Sprache der Straße:

"Weil jedes Land den größtmöglichen Güterertrag erzielt"
"Abbau von Staatsschulden und Vermögen (Omas Sparbuch)"

>> spricht alles für sich, Zypern mit anderen Mitteln, Enteignung der Sparer und Altersvorsorger, Spitzensteuersatz rauf, Vermögensabgabe, Vermögenssteuer, drastische Erhöhung der Erbschaftssteuer, das ganze Giftarsenal der DGB-Ideologie

"Differenz muss künstlich erzeugt werden durch Mindestlöhne und dadurch von unten her steigende Löhne insgesamt, auch im Staat"
"Inflationierung des Zentrums von unten her"

>> Schluck aus der Pulle JETZT, 6 Prozent (mindestens 350 EUR) mehr für verdi-Mitglieder !!!

"Abbau von dann nicht mehr konkurrenzfähiger Industrie (...) wäre beabsichtigt"

>>> reihenweise Pleiten im Mittelstand / im produzierenden Gewerbe, aber das hat den öffentlichen Dienst noch nie gestört, Kluncker läßt grüßen aus der Gruft ...

"Politikwechsel"
>>> ausnahmsweise d'accord  ;o)

2696 Postings, 6355 Tage Ischariot MDWeil jedes Land den größtmöglichen Güterertrag erz

 
  
    #5958
27.03.13 12:03
... war ein c&p-Fehler, ich meinte
"Deutschland und Umgebung muss nun gegenüber der Peripherie deutlich stärker inflationieren"

70940 Postings, 5965 Tage FillorkillDas kausale Problem ...

 
  
    #5959
8
27.03.13 12:11

der Piigs ist ihre eingeschränkte bis nicht mehr vorhandene Kreditfähigkeit und nicht etwa die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit. Die Rückabwicklung der Housing- und Kreditblase in diesen Ländern legt offen,dass relativ zur Produktivität zuviel an Kredit gezogen wurde. Die - durch das Krisenmomentum erzwungene - Therapie besteht folgerichtig darin, diesen Kredit einerseits (zukünftig) zu garantieren, andererseits als conditio sine qua non sowohl  zurückzufahren als auch effektiv zu beaufsichtigen. ..

2696 Postings, 6355 Tage Ischariot MDBofinger Bankenversteher

 
  
    #5960
1
27.03.13 12:19
http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/...ale-Signalwirkung-2340168

Der """Wirtschaftsweise""" Peter Bofinger hat scharfe Kritik am Rettungspaket für Zypern geübt (...) Bofinger kritisierte auch Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem, bla bla (...)  
Einlagen bei Banken müssten zu hundert Prozent sicher sein. Sonst funktioniere das Bankensystem nicht (...)

>>> der Mann hat noch nicht ansatzweise verstanden, wie die Krise entstanden ist, warum die Goldmänner Gouldmänner sind und wie Risiken und Verantwortung zu verteilen sind

80400 Postings, 7458 Tage Anti Lemming# 959

 
  
    #5961
3
27.03.13 12:59
Wer wettbewerbsfähig ist, IST immer auch kreditfähig bzw. kreditwürdig.

Du stellst die Kausalitäten auf den Kopf.  

70940 Postings, 5965 Tage FillorkillBörse aktuell

 
  
    #5962
2
27.03.13 13:06

Wir sehen erneut eine eng limitierte und eher punktuelle Korrektur, deren Bestätigung durch den Ami bislang ausbleibt. Entscheidende Sentimentindikatoren bewegen sich von bearish zu noch bearisher, was die Umkehr des übergeordneten Trends sehr unwahrscheinlich macht. Fallendes Sentiment bei bislang leicht positivem Move in den US-Börsen ohne echtes Momentum signalisiert auch hier eine sekundäre Korrektur...

Mein Fazit: Long halten. Noch keine Shorts..

 

Angehängte Grafik:
obsgshort.gif (verkleinert auf 85%) vergrößern
obsgshort.gif

23301 Postings, 6655 Tage Malko07Wir haben weder eine deutsche noch

 
  
    #5963
10
27.03.13 13:10
eine europäische Regulierung für die Abwicklung von Banken - es wird angeblich daran gearbeitet, zu sehen ist nichts.

Im Rahmen der Zypernkrise stellte man überraschend fest, dass die betroffenen Banken ja auch Auslandsniederlassungen haben. Man hat dann schnell noch den größten Teil davon verkauft um nicht in zu große rechtliche Probleme zu kommen. Leider hat man einige Auslandsniederlassungen übersehen, welche jetzt rechtliche Probleme machen könnten.

Wenn man nämlich vor dem klassischen Konkurs der Mutter, in den die Töchter automatisch reingezogen würden, abwickeln will, steht man vor einem Problem. Und wenn eine Tochter die Gruppe runterreißt wird es noch lustiger.

Wir haben z.B. keine Möglichkeit sicher festzustellen in welchem Land die Mutter der Gruppe z.B. beheimatet ist. Wo gehört z.B. die Allianz als europäisches Unternehmen hin?

Konsequenterweise müsste mit allen Gruppenmitglieder innerhalb der Eurozone/EU gleich umgesprungen werden. Wenn es also zu einer Beteiligung von Einlagen kommt, müsste das über die Grenze wirken. So hat sich bekanntermaßen eine niederländische Gruppe stark verzockt und versucht mit staatlicher Hilfe den Scheibenhaufen aufzuräumen. Sollte sie über den Jordan gehen, was ist dann mit ihrer großen deutschen Tochter? Müssten dann nicht auch deren Einlagen beteiligt werden? Und wenn man Finanzkonzerne immer einem Staat zuordnet, wie wird dann im Falle eines Falles die Allianz abgewickelt?

Immerhin erahnte unser "superschlaues" Bafin die Problematik und schränkte ausländischen Töchter den starken Liquiditätsabfluss zu ihren Müttern ein. Prinzipell kann man heute aber immer noch die Probleme exportieren, auch von der Mutter zur Tochter.

Bin neugierig wie man diese rechtliche Probleme lösen will. Es wird auf jeden Fall großes Geschrei geben. Etliche deutsche Politiker schreien schon jetzt. Ihnen geht langsam auf, dass man nicht nach Gutdünken national oder europäisch wird handeln können. Betrifft Anleihen, Einlagen, Sicherungsfonds ...  

70940 Postings, 5965 Tage Fillorkill'Wer wettbewerbsfähig ist, IST immer ..

 
  
    #5964
3
27.03.13 13:22
auch kreditfähig'. Waren die Piigs vor 5 Jahren wettbewerbsfähig ? Sind die mit Abstand grössten Schuldner der Welt, deren Kredit weggeht wie geschnitten Brot, wettbewerbsfähig ? Ganz offensichtlich gibt es Kausalfaktoren, die mit der Wettbewerbsfähigkeit nicht korrelieren...

Das Vermögen des einen bilanziert sich im Kredit des anderen und umgekehrt. Ein guter Ausgangspunkt, um sich die Kreditfunktion des Geldes klarzumachen..

3329 Postings, 5697 Tage Armitage#5955 - nachgefragt

 
  
    #5965
3
27.03.13 14:58
Folgenden Satz hört man immer wieder - und stumpf nickt man - ja genau, das kann gar nicht funktionieren - wird sind ja keine USA:

"Heute jedoch rächt sich bitter, dass "von oben" das Großexperiment einer Gemeinschaftswährung ohne gemeinsame Wirtschaftsregierung auf den Plan gerufen wurde."

Doch ich frage mich, warum man in Europa eine Wirtschaftsregierung denn braucht - wenn sich jedes Land an halbwegs vernünftige Spielregeln hält und einen ausgeglichenen Haushalt fährt bzw. das Schließen einer ggf. vorhandenen Lücke selbst stemmt, dann kann doch jedes Land machen, was es will?

70940 Postings, 5965 Tage FillorkillArmi, Adam Smith sagt dazu unmissverständlich:

 
  
    #5966
27.03.13 15:14
'It is not by augmenting the capital of the country, but by rendering a greater part of that capital active and productive than would otherwise be so, that the most judicious operations of banking can increase the industry of the country.'

Setzen !

3329 Postings, 5697 Tage Armitage@Fil - #5956

 
  
    #5967
2
27.03.13 15:17
Deine Argumente sind ja ehrbar - aber der Lohn ist Preis für den Faktor Arbeit.
Bei Arbeitslosigkeit ist die Arbeit halt zu teuer.

Die Steigerung der Löhne führt somit c.p. fast immer zu einem Sinken der Beschäftigung (in unterschiedlicher Elastizität). Das passt ja auch, weil Gewerkschaften keinen volkswirtschaftlichen Nutzen verfolgen, sondern nur die Vertretung ihrer Mitglieder, den "Arbeithabenden".

Und in einer vernetzten Volkswirtschaft  führt ein relativ günstigerer Faktor Arbeit zur Erhöhung der Beschäftigung über einem steigenden Export.
Angehängte Grafik:
lohnstueckkosten.jpg (verkleinert auf 95%) vergrößern
lohnstueckkosten.jpg

5913 Postings, 5545 Tage learnerFill, theoretisch stimmt deine Argumentation.

 
  
    #5968
2
27.03.13 15:47
Durch die Art der Zypernrettung haben wir jedoch einen Trigger für die Shortseite bekommen. Keine Ahnung wie weit das wirklich nach Unten gehen kann.

Bezüglich des Euro ist das Sentiment sicher wieder im extremen Bereich angekommen, was zur Vorsicht mahnen sollte. aber auch dort bräuchte es einen Trigger in die Long-Richtung, den ich nirgends sehe. Wo ist eigentlich Dragi?

743 Postings, 4392 Tage PerimeterHSH Nordbank - Der kleine Bailout zwischendurch...

 
  
    #5969
1
27.03.13 15:52
Durch die Zypern-Krise fast unbemerkt - HSH Nordbank schon
wieder praktisch pleite (habe den Hinweis aus Zerohedge):
HSH Nordbank - News von DIE WELT
HSH Nordbank im Themenspecial. Auf Welt Online finden Sie Nachrichten, Bilder, Videos und Informationen zu HSH Nordbank.
 

23301 Postings, 6655 Tage Malko07So einfach ist es mMn nicht

 
  
    #5970
5
27.03.13 15:54
mehr mit dem Faktor Arbeit. Zu billige Arbeitskräfte führen zu faulen Industrien, die dann plötzlich vom Markt gefegt werden. Dann ist nichts mehr mit dem Export, dann herrscht Massenarbeitslosigkeit. Und dann darf man auch nicht vergessen, dass in vielen Bereichen die Arbeitskosten oft den geringsten Anteil darstellen. Dann wird es plötzlich wichtiger ausreichend qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen, eine leistungsfähige Umgebung zwecks Arbeitsteilung und ausreichend Kapital zum Investieren zu haben.

Und mit Statistik kann man den größten Unsinn treiben, auch wenn sie in bunte Bilder gegossen werden. So liegen unsere Lohnkosten bei neuesten Untersuchungen z.B. niedriger als in Frankreich. Die Kosten der starken Regionen bei uns, welche der Motor des Exportes beim Maschinen- und Automobilbau sind, liegen allerdings wesentlich höher als in Frankreich, auch wesentlich höher als im Großraum Paris.

Nimmt man die Bundesrepublik auseinander, sieht man, je höher die Lohnkosten umso stärker ist die Nachfrage nach Arbeitskräften. Dagegen herrscht in Gebieten mit wesentlich niedrigeren Kosten eine deutliche Arbeitslosigkeit.

Das bedeutet nicht, dass es reicht die Löhne zu erhöhen damit die Wirtschaft floriert. Es zeigt nur dass es heute oft auf ganz andere Aspekte als auf die Höhe der Löhne  ankommt.

Ich weiß, dass Lohnkosten etwas anderes ist als Lohnstückkosten sind, tendenziell gelten aber obige Aussagen weiter. So ist z.B. unsere Automobilindustrie heute stark im Hochpreissegment vertreten, die französische treibt sich dagegen primär im Mittelsegment rum. Die potentiellen Kunden des Hochpreissegment trauen sich noch zu kaufen, die Kunden des Mittelpreissegmentes sind zu großen Teilen deprimiert. Ob man das über die Lohnstückkosten ändern kann?  

4213 Postings, 5803 Tage DreiklangVerteilungskampf um Kaufkraft ist die Hauptsache

 
  
    #5971
6
27.03.13 16:09
In einer Zeit, in der Wertschöpfung prinzipiell begrenzt ist  und immer teurer wird, ist nicht mehr das Ringen um die Wertschöpfung selbst, sondern die Verteilung der mit der Wertschöpfung generierten Kaufkraft in den Vordergrund getreten. Und nur noch das hält die Eurozone zusammen.

Ein Land wie Spanien würde bei Austritt aus dem Euro sofort auf einen Stand unter den eines Schwellenlandes herabsinken. Gleiches gilt für Portugal, Griechenland und das südliche Italien. Niemand in diesen Ländern rechnet ernsthaft damit, bei Verlassen der  EZ wesentlich bessere Exportchancen z.B. nach Dtl. zu erhalten. Wenn Dtl. vermehrt importiert, dann wird ein Großteil dieser Importe von außerhalb der EMU bezogen werden. Der dt. Binnenkonsum ist zwar zu niedrig, aber der in Konsequenz erzielte Handelsüberschuss ist zu 100% verplant als Gegenleistung für den Import von Knappheitsgütern in die gesamte Eurozone.

Wenn Dtl. seinen Binnenkonsum nachhaltig steigern will, so wäre dies mit einer (auch strukturellen) Umorientierung der Exportindustrie auf Wertschöpfung für den heimischen Markt verbunden. Die Binnenkaufkraft käme vermehrt durch Wertschöpfung für den Binnenmarkt zustande - und könnte damit großes Nachholpotenzial umsetzen. Daran hat die Exportindustrie aber kein Interesse. Ebenso kein  Interesse daran hat die EZ insgesamt, denn was als Export nicht mehr erbracht wird, fehlt nachher allen.  

Die Konsequenz wird daher sein: Nach Möglichkeit Vollbeschäftigung in D. bei nominal steigenden Löhnen; der Bezug von Gütern wird über Wertmarken geregelt. (Zum Beispiel Begrenzung des Lebensmittelkonsums auf 2000 kcal / Tag (Lebensmittelmarken), für die Volksgesundheit wäre das übrigens durchaus von Vorteil...)

Ich übertreibe jetzt etwas, aber ich möchte das Prinzip klarmachen. Zudem es bisher nicht einmal in D. einen echten Überschuss an Arbeit gibt und das Sozialsystem auch bei nur geringfügiger Verschlechterung des Arbeitsmarktes sofort wieder in den roten Zahlen wäre mit entsprechenden Folgen für den Bundeshaushalt.

Man kann das Eurosystem unter diesen Umständen nur als Wahnsinn bezeichnen. So war es natürlich nicht gedacht; der Euro sollte den Südstaaten günstig Kapital zu günstigen Zinsen bereitstellen. Diese Erwartung hatte er zunächst vollständig erfüllt, doch die Weichen Dickschiffe haben diesen Gewinn komplett verfrühstückt und sich  nichtansatzweise um Refinanzierung bemüht - das war so nicht gedacht, doch der Schaden ist da und dieses anfängliche, enorme Kapital ist weg  (und kommt mit keiner Maßnahme der EZB jemals zurück.).

Doch auch für Dtl. schwindet unter diesen Umständen die Kapitalbasis. Der Zusammenbruch kommt spätestens mit einem T.O.T- Crash ( Wertmarken) oder aber durch eine Solvenzkrise des dt. Staates ( wenn die Kapitalmärkte realisieren, dass Dtl. nicht mehr die Werthaltigkeit der Draghi-Presse bereitstellen kann). Momentan merken wir die ausbleichende Kapitalbasis" nur" an verrottenden Schulen, Straßen etc. Das ist aber erst der Anfang.

Aufgrund der Marktverzerrung und des enormen Kapitaltransfers in der EZ wird verschleiert, dass z.B. ein Land wie die Ukraine inzwischen  besser aufgestellt ist  als die Weichen Dickschiffe, obwohl die Ukraine als das  "Armenhaus Europas" gilt.  

3329 Postings, 5697 Tage ArmitageDoch...

 
  
    #5972
2
27.03.13 16:16
Doch ich denke, dass es in der der ersten Anäherung richtig ist, was ich geschrieben habe - und sei es aufgrund des "ceteris paribus".

Die Punkte, die Du weiter ausgeführt hast, stimmen natürlich - aber dann haben wir das das "ceteris paribus" bereits verlassen.

Zur Statistik denke, ich, dass Deine Argumentation nicht sauber ist:
Wenn Du Deutschland schon in einen leistungsfähigen "Süden" und einen etwas schwächeren "Norden" (der Norden ist der Osten des Westens - das am Rande) teilst, mußt du das auch für z.B. Italien machen, so dass Du methodisch unsauber nicht einen Teil Deutschlands mit ganz Italien vergleichst.

70940 Postings, 5965 Tage Fillorkill# 65 'Wirtschaftsregierung'

 
  
    #5973
27.03.13 16:29
Deren Ausbleiben als Geburtsfehler des Euro zu monieren und gleichzeitig mit dem völkischen Stammtisch aus Niederbayern bezüglich des unbeholfenen Krisenmanagements erregt 'Planwirtschaft' zu skandieren beisst sich gelinde gesagt...

Davon abgesehen, benötigt die Behauptung des Euro auch bei Gegenwind eine gemeinsame Garantie des Staatskredits. Nichts anders wurde durch das (aktuell nur rein medial wieder aufflackernde) Krisenmomentum ans Tageslicht gebracht. Diese Garantie bedingt neben einem Procedere für Worst Case Szenarien eine Anpassung von Konvergencekriterien und natürlich eine zentrale Beaufsichtigung des Staatskredits. Niemand kann mehr machen, was er will, sofern und solange er diesen gemeinschaftlich garantierten Kredit in Anspruch nehmen will...

23301 Postings, 6655 Tage Malko07Verrottete Infrastruktur

 
  
    #5974
9
27.03.13 16:36
und kaputte Straßen bei uns haben nun  mal überhaupt nichts mit dem Euro zu tun. Sie sind primär das Ergebnis einer wahnsinnigen Anstrengung im Rahmen der Wiedervereinigung und diese Anstrengung dauert an. Dagegen kann man Transfers innerhalb der Eurozone vergessen. Es sind eben Spätfolgen des 2. Weltkrieges, ein gutes Beispiel wo einen einen blinden Nationalismus hintreiben kann.  

4213 Postings, 5803 Tage Dreiklang#5974 Nicht der Euro ist an kaputten

 
  
    #5975
3
27.03.13 16:46
Autobahnbrücken schuld, sondern die schwindende Kapitalbasis ist Ausdruck eben dieser Missstände. (Bitte doch genau zitieren).

Wenn z.B. in Nordbayern Autobahnbrücken seit 16 Jahren Geschwindigkeitsbegrenzungen haben, weil sie teilweise baufällig sind, dann ist dies nach früheren Maßstäben erstaunlich. Immerhin eine dieser Brücken ist jetzt instandgesetzt, wobei die Reparatur auch erstaunliche 6 Jahre in Anspruch nahm (eine andere Brücke, die sog. Grenzwaldbrücke in der Rhön,  wird bereits seit fast 7 Jahren "repariert").  

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