Lebenstraum Weltumradlung


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Neuester Beitrag: 21.09.16 23:03
Eröffnet am:07.04.13 21:19von: weltumradlerAnzahl Beiträge:2.406
Neuester Beitrag:21.09.16 23:03von: CatalinaLeser gesamt:374.565
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6713 Postings, 5416 Tage weltumradler396. Tag, 0 km (24.500 km) Do. 05.04.2001

 
  
    #601
5
25.12.13 15:46
Gegen 13.00 sitze ich in Prabat in einem Restaurant, trinke gemütlich ein Bintangbier und beäuge das das trübe, regnerische Wetter. Heute Morgen hatte es gegen 7.00 ebenfalls geregnet und so war ich froh, dass ich heute einen weiteren Ruhetag hatte. Hier am Lake Toba schlafe ich bestens, und somit sind diese Tage wirkliche Relaxtag. Um den Tag gemütlich angehen zu lassen brühte ich mir erst einmal einen Pott Kaffee, um gegen 8.00 Richtung Tomok loszulaufen.

Auf der 4km langen Asphaltstraße hatte ich teilweise eine schöne Aussicht auf die Halbinsel Tuk Tuk. Zum Frühstück gab es Reis mit Schweinefleisch und währenddessen sprach ich mit dem gut englisch sprechenden Restaurantbesitzer ganz offen über das Heiraten. Wenn ich es wolle wäre es kein Problem auf dieser Insel die "passende" Lebenshälfte zu finden. Ich könne zurück nach Deutschland gehen, dort arbeiten um Geld zu verdienen, und nach ca. 1 1/2 Jahren wenn die Papiere rechtens wären damit beginnen, eine Familie zu gründen..... Auf Tuk Tuk selbst hätte fast jede Familie einen europäischen, amerikanischen oder australischen Schwiegersohn / -tochter. Diese würden den Familien ein wenig Geld zukommen lassen, sodass sich diese ein Haus haben bauen können. Mit weiteren Touristen verdienen diese sich dann ihren Lebensunterhalt.

Die Schattenseiten des Tourismus habe ich dann auf dem Weg zur Hauptattraktion des Dorfes, den megalithischen Gräbern der Sidibatur Könige (vermutlich 18. Jahrhundert) kennengelernt. Zahlreiche Souvenirshops säumten den Weg, jeder wollte mit mir ein paar Rupies verdienen und so entschloss ich mich zur Umkehr, ohne die Gräber überhaupt besichtigt zu haben.

Mit der Fähre ging es dann abermals nach Parabat, und auf dem Weg dorthin dachte ich seit langer Zeit erstmals wieder über meine Zukunft nach, die Zukunft nach meiner Weltumradlung. Erstmals stelle ich mein Leben in der Heimat in Frage, und könnte mir schon vorstellen hier meinen Lebensabend zu verbringen. Ernsthafte Absichten hierzu habe ich zwar nicht, aber die Vorstellung ist dar. Als Einnahmequellen könnten ausländische Angeltouristen dienen, welche über verschiedene Agenturen dieses Paradies entdecken könnten. Wahrscheinlich wäre die Anreise hierher zu umständlich, es ist ja auch nur eine Vision......

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler397. Tag, 108 km (24.608 km) Fr. 06.04.2001

 
  
    #602
5
25.12.13 16:31
Je mehr ich mich dem Äquator nähere, desto kürzer werden die Tage, diese spürt man doch deutlich. Auch habe ich das Gefühl, dass der Übergang von Tag zur Nacht und umgekehrt wesentlich schneller vonstatten geht, ja es scheint so, als ob die Sonne abstürzen würde.

Um 6.10 bin ich aufgestanden, und da ich gestern bereits so gut wie alles zusammengepackt hatte, war ich um 6.30 schon abfahrbereit. Ich fuhr zum Hauptanlegeplatz von Tuk Tuk und pünktlich gegen 7.00 ging es abermals mit der Fähre nach Parapat. Dort angekommen ließ ich es erst einmal locker angehen und gönnte mir zur Stärkung 2 Kaffees. Dieser schmeckt mir hier in Indonesien besonders gut, er ist rabenschwarz, zuckersüß jedoch nicht zu stark.

Ich erkundigte mich nochmals nach dem Streckenprofil und wusste, dass dieser Tag kein einfacher werden würde. Gut war, dass ich praktisch 3 Ruhetage hatte und somit mein Akku relativ voll war.

Fahrerisch war es dann doch wesentlich einfacher, wie ich es mir zuvor vorgestellt hatte. Einfach deshalb, weil es praktisch nur 2 Anstiege von jeweils ca. 15km gab und mir somit das befürchtete bergauf/bergab erspart blieb. Lieber ein Anstieg von 15km als 15 mit einer Länge von einem km......, lässt sich einfacher treten.

Trotz vieler Berge muss ich sagen, dass ich mir das Biken hier auf Sumatra anstrengender vorgestellt hatte. Ich bin zwar erst 430km auf dieser Insel gefahren, vielleicht kommen die Hämmer ja noch. Das Radeln selbst macht sehr viel spaß, da zum einen die Landschaft sehr abwechslungsreich ist und zum anderen der Verkehr geringer als befürchtet.

Fast die ganze Strecke über für ich durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet, von Monokulturen wie in Thailand und Malaysia war jedoch nichts zu sehen. Der Reis kann hier wohl das ganze Jahr über geerntet werden, und so habe ich viele Felder in unterschiedlichen Entwicklungsstadie sehen können. Diese Grün, im Hintergrund der Lake Toba mit der Insel Samosir sorgten mal wieder für ein fantastisches Landschaftsbild. Des Öfteren musste ich anhalten um den Anblick zu genießen. Da störte es auch wenig, dass es ab und zu recht finster aussah, doch zu regnen begann es nicht.

Das einzige was mich heute wirklich nervte war jene Situation, als mich ein Mann anspuckte. Ich stieg sofort in die Eisen, kehrte um doch im Gegensatz zu den Pakistanis flüchtete dieser nicht. Er machte nur die Handbewegung der, der Kehle durchschneiden, doch das war es dann auch schon. Ich fluchte was das Zeug hielt und fuhr weiter. Passanten, die dies gesehen hatten meinten dann nur, dass dieser Mann verrückt sei. Ich tröstete mich mit der Feststellung, dass dieser Mann sich hier in Indonesienwenigstens frei bewegen kann, während er bei uns wohl in Verwahrsam genommen werden würde.

Es ist jetzt 17.00 und soeben hat es wieder angefangen zu regnen. Trotz des vielen Regen hier auf Sumatra herrschen eigentlich ideale Radlerbedingungen. Aufgrund des fast ständig bedeckten Himmels kann die Sonne nicht so ihre kraft entfalten, kommt sie mal durch ja dann brutzelt es gewaltig.

Gestern habe ich mich noch mit einer in Chile geborenen Schwedin unterhalten. Sie ist bereits seit 2 Monaten auf Tuk Tuk und wurde im zarten Alter von 3 Monaten von einer schwedischen Familie adoptiert. Obwohl sie ihre schwedische Mutter liebt, ist es ihr größter Wunsch ihre leiblich mal in Chile zu sehen. Auf meine Frage ob sie denn nicht glaube, dass sie ihr damit womöglich ein schlechtes Gewissen machen würde, meinte sie nur, dass sie sich nicht zu erkennen geben wolle. Wir unterhielten uns dann ein wenig über Chile, und meine nicht zu erklärende Sehnsucht zu Südamerika begann sich wieder zu melden. Es ist ein Drang der mich dahinzieht und ich weiß nicht weshalb.

Morgen möchte ich nun versuchen, das 108km entfernte Padangsidempuan zu erreichen. heute hat übrigens mein 14. Tourmonat begonnen, mal sehen wie viele noch folgen werden.

Gruß Weltumradler

 

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler398. Tag, 112 km (24.720 km) Sa. 07.04.2001

 
  
    #603
4
25.12.13 17:24
Es ist jetzt 19.00, draußen fängt es mal wieder an zu regnen, und einer meiner anstrengendsten Tourtage neigt sich dem Ende entgegen.

Nach erneut schlafreicher Nacht war es gut, dass ich heute Morgen bereits 20 Minuten vor 7.00 losgefahren bin. Wie so oft in letzter Zeit verfuhr ich mich aufgrund einer Falschaussage eines locals, doch bemerkte ich den Irrtum bereits nach 3-4km. Ich war auf dem Weg nach Sibolga und wunderte mich über den starken LKW Verkehr. Diese Route bedeutet einen ca. 40km längeren Umweg und nach dem heutigen Tag weiß ich auch, weshalb die Fahrer diesen in Kauf nehmen......

Im morgendlichen Nebel fuhr ich los, und abermals war der Hauch meines Atems zu sehen. Hier auf Sumatra sind die Fahrtemperaturen für tropische Verhältnisse fast ideal.

Nach etwas mehr als einer Stunde machte ich bereits meine erste Pause da ich dachte, dass es heute ein easy way werden würde. Es gab mal wieder 2 Kaffee zum Frühstück, zum essen hatten die Leute in diesem Ort jedoch nichts. Ich unterhielt mal wieder ca. 10 Indonesier und gespannt hörten sie meinen Erzählungen zu. Von ihnen erfuhr, dass die Strecke bin ins 25km entfernte Sarulla recht einfach sein sollte, doch danach müsste es für die nächsten 35km fast ausschließlich bergauf gehen.

Ich verabschiedete mich von den Leuten und da sich der Nebel mittlerweile aufgelöst hatte, fuhr ich bei schönstem fast wolkenlosen Himmel weiter. Heute durchfuhr ich doch einige kleinere Ortschaften, auch wohnten mehr Indonesier entlang der Straße als die Tage zuvor.

Bis Sarulla kam ich recht flott voran, und das Fahren auf dieser schmalen, einspurigen äußerst kurvenreiche Straße machte enorm viel spaß. Es war ein abwechslungsreiches Biken und je weiter ich Richtung Süden Vordrang, desto mehr Moscheen ersetzten die zuvor gesehen Kirchen.

Das Fahren hinauf nach Sipirok verlangte dann alles nur erdenkliche von mir ab. So ca. 30km vor Passhöhe ging gar nichts mehr, wie hoch dieser war kann ich gar nicht sagen. Seit langer Zeit verfiel ich mal wieder in einen sogenannten Hungerast und zitterte am ganzen Körper. Für ca. 30 Minuten war ich nicht ansprechbar, und die Leute starrten mich nur an. Ich war so was von kaputt und stützte meinen Kopf mit den Händen während diese halt auf meinen Knien suchten. Ich hatte den ganzen Tag über überhaupt nichts gegessen, das war ein großer Fehler. Bei dieser Pause trank ich sage und schreibe 3l Wasser, dazu zwei Dosen Coke und aß etliche Süßes. Mit der Zeit ging es mir dann wieder besser und nach gut 1 Stunde Pause fühlte ich mich wieder stark genug weiterzufahren.

Während der Pause konnte ich noch mit ansehen, wie ein vollbeladener Bus seine Passagiere aussteigen lies, um einen halsbrecherischen Anstieg auf Schotter zu meistern. vermutlich musste er sein Gewicht entsprechend reduzieren. Ein Schild zuvor wies auf die entsprechenden Gefahren hin. Dieser Anstieg so kurz vor Passhöhe ist wohl auch der Grund, weshalb die LKW`s den 40km längeren Umweg nach Sibolga in Kauf nehmen.

Nach dem Erreichen von Siporok folgten zwar noch einige kleiner Anstiege, doch größtenteils ging es bergab. Gegen 16.00 erreichte ich Padangsidempuan und nach weiteren 60 Minuten Hotelsuche wurde ich für 30`fündig.... Obwohl es hier doch einige Hotels gibt scheint dies hier der Einheitspreis zu sein, zumindest für Ausländer.

Ich bin echt gespannt wie ich mich morgen fühle......

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler399. Tag, 110 km (24.830 km) So. 08.04.2001

 
  
    #604
4
25.12.13 20:18
Was habe ich denn gestern nur falsch gemacht?! Erstmals seit ich auf Sumatra bin habe ich schlecht geschlafen, äußerst schlecht sogar, und bis auf ein paar "Dösminütchen" habe ich bis 3.00 kein Auge zugemacht, danach träumte ich im Halbschlaf weiter. Dies erklärt auch, weshalb ich bereits um 5.50 aufgestanden bin um eine halbe Stunde später abfahrtbereit zu sein.

Erneut war es heute morgen nebelig trüb, und recht bald zeigte sich, dass es ein schöner Tag werden würde. Ich vermute fast, dass der Lake Toba mit seinen 1.700 km2 großen Oberfläche der Grund für die morgendliche Nebelbildung ist. Es sieht fast so aus, als ob das Wetter hier beständiger wär, auch wenn es jetzt schon wieder regnet - eben beständig.

Gut am heutigen Tag war die Tatsache, dass es zu Beginn leicht bergab ging und mich somit habe gut einrollen lassen können. Von den Strapazen des gestrigen Tages spürte ich so gut wie nichts, dies hat mich dann doch ein wenig überrascht.

Die erste 75km waren recht einfach, und das radeln in dieser immergrünen Landschaft machte erneut spaß. Eigentlich die ganze Strecke über leben die Leute an der Straße, und so dominierte die Landwirtschaft erneut. Neben sehr vielen kleinen Reisfelder sah ich heute auch viele Palmen. Der blaue Himmel war teilweise mir weißen Schäfchenwolken bedeckt, dass mich solche Stimmungsbilder in einen Fahrrausch versetzen können brauch ich wohl nicht mehr zu schreiben.

Bei meinem ersten Stopp, so nach ca. 25km gab`s 7 Bananen, 8 frittierte Bananenstücke sowie 2 Kaffee. Vom gestrigen Tagesverlauf war ich ja gewarnt, und ich wollte auf keinen Fall ein zweites mal so einbrechen. Zwar sollte die Strecke heute easy sein, doch war es immerhin mein 3. Fahrtag in Folge, und das auf Sumatra.

Der Islam scheint nun das Christentum verdrängt zu haben, so max. 5 Kirchen konnte ich heute sehen demgegenüber standen zahlreiche Moscheen, auch die Horas rufe der Batak Leute waren nicht mehr zu hören. Ich schätze, dass mich so ca. 20% der Leute entlang der Straße grüßen. Wieviele das an einem Fahrtag sind weiß ich nicht, und je nach Gemütslage sprich Verfassung freue ich mich darüber oder bin einfach nur genervt.

Was auch auffällt ist die Tatsache, dass mich die Erwachsenen mindestens genauso oft grüßen wie die Kinder. Hörte ich früher ein Horas so werde ich wie in Pakistan und dem Iran mit Mister begrüßt, den Kindern scheint das Wort Turis am besten zu gefallen. Ob damit Touristen gemeint sind weiß ich nicht, viele sind hier jedenfalls nicht unterwegs.

Die letzten 35km waren dann wieder anspruchsvoller und beim Anstieg wurde ich fast ausschließlich mit Miss begrüßt..... - da wurde wohl nicht ganz so in der Schule aufgepasst. Dieser Abschnit war dann wieder vom Regenwald geprägt, jedoch nicht entlang der Straße.

Kotanopan liegt schön in einem Tal eingebettet, und die Leute hier sind derzeit mit der Reisernte beschäftigt. Geschrotet wird der Reis, indem der ganze Halm auf ein ca. 2m hoch angelegtes Dreieck gelegt wird, die Frauen dann darauf herumlaufen, und aufgrund eines Gitterrostes lediglich die Reiskörner herunterfallen.

Das Hotelzimmer konnte von 30`auf 20`Rupien gedrückt werden, Bier konnte ich leider keines auftreiben, dies liegt wohl am islamisch geprägten Teil der Insel.

Bis Bukittinggi sind es noch ca. 180km und sollte ich den morgigen Tag heil überstehen, müsste die doch in 2 Fahrtagen zu machen sein.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler400. Tag, 99 km (24.929 km) Mo. 09.04.2001

 
  
    #605
3
26.12.13 10:07
Heute morgen bin ich abermals gegen 6.00 aufgestanden und da es leicht regnete, überlegte ich mir ernsthaft noch einen weiteren Tag hier in Kotanopan zu bleiben. Der Grund hierfür waren nicht die paar Tropfen, sondern vielmehr der Bammel vor dem heutigen Teilstück.

Auf der Karte sahen die ersten 45km nach Rao doch recht hügelig aus, und auf die Aussagen der Einheimischen ist einfach kein verlass. Sie kennen weder die Möglichkeiten von Black Beauty, ebenso wenig meinen Fitnesszustand und es sind höfliche Leute. Ein Lächeln haben sie immer im Gesicht, ein nein scheint in ihrem Wortschatz nicht zu existieren, und meistens ist es einfach nur Unwissenheit wie fast im gesamten asiatischen Raum. Da sie aber höflich sind geben sie eine Auskunft, auch wenn diese eine falsche ist. Dort wo es für mich ein easy way ist, ist für die meisten bereits Endstation.

Auf den ersten 22km ging es dann auch fast ausschließlich bergauf, doch den 2. oder 3. Gang musste ich so gut wie nie benutzen. Die Straße schlängelte sich entlang eines Bachlaufes, und es machte abermals enormen spaß zu radeln. Die Landschaft hier auf Sumatra ist einfach genial und dieses Tal besonders. Selbst die kleinsten "ebenen" Flächen werden für den Reisanbau genutzt, doch wirkt die nie langweilig weil die Landschaft einfach zu abwechslungsreich ist.

Nachdem die "Passhöhe" erklommen wurde, folgte für kurze Zeit ein Teilstück durch tropischen Regenwald. Sofort vernahm ich wieder einige Laute des Waldes, auch Affengebrüll war zu hören. Die folgende Abfahrt war ein wahrer Genuss.

Nach 35km gab es erst einmal wieder einen Kaffee und etwas zu essen und die Leute meinten, dass das heutige Teilstück bis Lubuksikaping einfach wäre, sie sollten recht behalten. Bereits gegen 13.00 erreichte ich den Ort, so früh wie schon lange nicht mehr.

Für 15`Rupie bin ich in einem Hotel untergekommen und werde jetzt wohl einen kleinen Stadtbummel machen. Alles sieht hier besonders gepflegt aus, auch sind viele Verwaltungsgebäude zu sehen. Lubuksikaping kann wohl nicht als typisch indonesische Stadt betrachtet werden.

Noch ca. 10km trennen mich vom Äquator, und somit habe ich morgen gleich 2 Jubiläen zu feiern, nachdem ich heute meinen 400. Tourtag hatte. Seit Tour beginn bin ich somit gute 63 Km Pro Tag gefahren, incl. der Ruhetage, immerhin eine Strecke von Freiburg nach Basel......

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler401. Tag, 76 km (25.005 km) Di. 10.04.2001

 
  
    #606
3
26.12.13 10:40
Es ist jetzt 15.30 und ich sitze in Bukkitinggi in einem Restaurant und trinke ein Bier mit Kola. Ich fühle mich nicht sonderlich fit, doch ist dieser Zustand wohl den fehlenden Schlaf zuzuschreiben. Die heutige Nacht war abermals recht schlaflos, es dürften so höchstens 5 Stunden gewesen sein. Gegen 20.00 kamen noch Gäste ins Hotel und diese waren recht laut. Vielleicht lag es aber auch an dem Vollmond, der mir heute morgen zublinzelte.

Eventuell lag es aber auch an den zumeist anspruchsvollen Fahrtagen seit Pradag, und mein Körper verlangt einfach eine Pause. 505km innerhalb 5 Fahrtagen und dies in dieser hügeligen Landschaft scheinen nicht spurlos an mir vorüberzugehen.

Hier in Bukkitinggi möchte ich relaxen, mich wirklich erholen und insgesamt 3 Nächte verbringen. Damit dies auch gelingt übernachte ich für 20`Rupie in einem recht teuren Hotel, billigere mit 10`bzw. 15`haben mir nicht zugesagt.

Heute morgen war ich dann wieder recht früh, und zwar gegen 6.20 abfahrbereit. Bereits nach 15km war ich am Äquator, sah einige Hotels und Geschäfte mit dem entsprechenden Hinweis, ohne jedoch eine exakte Grenzmarkierung an der Straße erkennen zu können. Es gab mit Sicherheit eine, doch war ich ehrlich gesagt zu faul nach dieser zu suchen.

In Bonjol gab es dann den üblichen Morgenkaffee, und von nun an ging es für fast 50km größtenteils bergauf. Ich schätze, dass es für max. 10 oder evtl. 15km eben oder gar wieder bergab ging. Die Steigungen waren jedoch nicht so steil, sodass ich etwas größere Gänge treten konnte. Bukkitinggi selbst liegt gerade einmal auf 900 m Höhe.

die heute durchfahrenen Waldgebiete empfand ich als gar nicht so interessant, irgendwie fehlten mir die landwirtschaftlich genutzten Flächen. Natürlich gab es auch diese, nicht jedoch in der Anzahl der Vortage.

Kurz vor Bukkitinggi fuhr ich dann meinen 25.000ten Km, und die letzten 1.000 waren wirklich sehr schön. Bin echt gespannt wo ich meinen 50.000ten km verbringen werde - wer weiß ob ich überhaupt so weit komme.....

Aufgrund des schönen Wetters der letzten Tage hat sich mein Hitzeausschlag wieder bemerkbar gemacht. Dort wo er sich bisher noch nicht bemerkbar gemacht hatte beginnt es jetzt leicht zu jucken, viele gibt es jetzt ja nicht mehr. Bisher ist es jedoch bei weitem nicht so schlimm, wie es bisher schon war.

Bevor es jetzt wieder zu regnen beginnt werde ich noch einen Stadtbummel machen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler402. Tag, 0 km (25.005 km) Mi. 11.04.2001

 
  
    #607
2
29.12.13 17:11
Am heutigen Tag war ich eigentlich nur passiv tätig, sprich ich habe lediglich die Indonesien Zusammenfassung geschrieben. Ich bin jetzt wieder auf dem laufenden, allerdings hat das ganze immerhin 5 h in Anspruch genommen. Während dieser Zeit saß ich in einem Cafe und trank 2 Kaffee, 2 Cokes sowie einen Orangensaft.

Zum Glück habe ich die Nacht über endlich mal wieder schlafen können, auch wenn ich bis Mitternacht wach war, und hatte somit am Morgen einen klaren Kopf. Ich weiß wirklich nicht woran es liegt, dass ich derzeit so schlecht schlafe, war jedoch froh erst gegen 7.00 wach zu werden.

Heute Nachmittag bekam ich dann noch ein Fotoalbum einer Reiseagentur zu sehen, welches mit Bildern von Eingeborenen auf der Insel Siberut zeigte. Für 150 US$ kann man dort einen mehrtägigen Dschungeltrack buchen und bekommt hierfür mit Sicherheit "spektakuläres" geboten. Die Abenteuerlust begann in mir gewaltig zu brodeln doch erschien mir zum einen eine 10 Tagestour zu lang, zum anderen bin ich nicht mit allem einverstanden womit mit Touristen Geld verdient wird. Meiner Meinung nach soll man die Leute mit ihren Jahrtausend alten Traditionen doch lieber in Ruhe lassen, als sie wie Freiwild den Paparazzi vor die Kamera zu scheuchen.

Ich bin wirklich froh, dass diese Touren immer nur Montags starten, denn so komme ich schon nicht in die Versuchung....., denn reizen würde es mich ja schon.

Übermorgen bin ich aller Voraussicht nach ja in Padang, und vielleicht mache ich mich dort nochmals schlau. Jetzt werde ich mich auf alle Fälle erst einmal in das Nachtleben von Bukittinggi stürzen und noch ein oder zwei Bierchen schlürfen.....

Gruss Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler403. Tag, 0 km (25.005 km) Do. 12.04.2001

 
  
    #608
3
29.12.13 17:34
Nachdem es jetzt draußen mal wieder angefangen hat zu regnen, schreibe ich bereits jetzt um 14.00 Tagebuch, denn all zu viel wird heute wohl auch nicht mehr passieren.

Heute Nacht habe ich dann besonders gut geschlafen, ob`s an den Bierchen lag?!, und mit dementsprechend klaren Kopf habe ich als erstes den Eltern ein E-Mail geschrieben. Ich möchte mich so oft es geht bei ihnen melden denn sie machen sich bestimmt ein wenig sorgen um mein Wohlbefinden. Mit ca. 4 DM pro Stunde sind die Preise noch einigermaßen akzeptabel, doch ist die Geschwindigkeit der Anlagen recht langsam, sodass ich auf das Lesen der BZ verzichtet habe.

Danach habe ich Marianne und Jasmin eine Karte geschrieben. An Tagen, an denen ich nicht radle liebe ich es einfach nichts zu tun. So habe ich es auch heute gemacht, bin am Vormittag hauptsächlich in einem Cafe gesessen und habe von dort aus den Einheimischen in ihrem Alltagstrott zugeschaut.

Irgendwann bin ich dann auf die Idee gekommen zum Friseur zu gehen, und habe mir dort neben den Haaren auch den Bart stutzen lassen. Ich musste an die alten Western denken und hoffte nur, dass beim Rasieren des Bartes die Klinge meine Kehle unversehrt lassen würde....

Nach Dogubayazit, Tansen in Nepal war es nun mein dritter Kahlschlag seit Tourbeginn, der nächste erfolgt ja vielleicht im Elternhaus bei Tanja.

Wenn ich doch nur halb so gut schreiben wie erzählen könnte, ja dann wäre die Veröffentlichung eines Buches wohl kein Problem. Meinen Erzählungen sowie Gedankengänge lauschte heute ein 22 jähriger Hotelier aus meiner Unterkunft. Ich glaube nicht, dass all die Leute nur aus Höflichkeit meinen Erzählungen lauschen, teilweise wirken sie begeistert.

Wahrscheinlich werde ich einen Großteil meiner Reise erst dann richtig verarbeiten können, wenn ich wieder zu Hause im Alltagstrott bin. Vieles wirkt mittlerweile verständlich, vieles vergeht viel zu schnell ohne es richtig verarbeitet zu haben. Aus heutiger Sicht möchte ich noch mindestens 2 Jahren on tour sein.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler404. Tag, 91 km (25.096 km) Fr. 13.04.2001

 
  
    #609
3
29.12.13 18:00
Heute, am Freitag den 13 habe ich mit Padang wieder absolutes Flachland erreicht, und die Hitze hier unten drückt doch gewaltig. Es fängt wieder an stärker zu jucken, und die roten Punkte an meinen Armen beginnen sich schon wieder fleißig auszubreiten. Das radeln in den angenehmen Höhen der Berge ist nun vorbei, und die nächsten 2-3 Wochen werden bestimmt noch einmal happig werden.

Ebenfalls negativ ist die Tatsache, dass es hier unten wohl wieder wesentlich mehr Moskitios geben wird als in den Bergen. Ich hoffe nur, dass ich auch das letzte Teilstück Asiens malariafrei durchfahren werde.

So, jetzt habe ich genug negatives geschrieben und möchte nun vom Tagesgeschehen berichten.

Eigentlich wollte ich mich heute ja gegen 6.30 wecken lassen, dies war jedoch nicht nötig, da ich eine halbe Stunde zuvor bereits wach war. Ich packte meine Sache, wollte kurz danach meinem "Wecker" bescheid geben, dass ich bereits abfahrbereit war, doch döste dieser seelenruhig vor sich hin. Ich lies ihn daraufhin weiterschlafen, und da ich meine Zeche bereits am Vorabend gezahlt hatte fuhr ich drauf los.

Bis Padang Pajang ging es auf den ersten 15km nochmals bergauf und nachdem ich diese Hürde gemeistert hatte, hatte ich den erwarteten easy way. So knappe 1.000 Höhenmeter ging es nun hinab nach Padang, wobei es auf den ersten 20km recht steil war. Wäre ich andersrum gefahren, so wäre ich mit Sicherheit mächtig ins Schwitzen gekommen. Auf der schnellen Abfahrt hatte ich teilweise herrlich Ausblicke in die Ebene, musste jedoch aufgrund des starken Verkehrs ständig auf der Hut sein sodass das ganze nicht genossen werden konnte.

In Padang angekommen bestaunte ich meine rußverschmierten Beine....., na ja, der heutige Tagesabschnitt war bestimmt nicht gesund.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler405. Tag, 74 km (25.170 km) Sa. 14.04.2001

 
  
    #610
3
29.12.13 18:41
Obwohl heute bestes Radlerwetter vorlag habe ich es recht ruhig angehen lassen, sprich ich bin gerade einmal 70km gefahren. Einige hätten es schon noch mehr werden können, doch habe ich hier in Painan ein schönes Hotel gefunden und es kann sein, dass dies das letzte bis Bengkula ist. Wie viele km es bis dorthin sind konnte mir keiner so genau sagen, ich schätze dies Entfernung so auf ca. 400km. Ab morgen werde ich mich in touristisch unerschlossenes Land begeben, und dementsprechend weniger komfortabel werden auch die Bedingungen sein.

Nachdem der Planet heute mal wieder unerbitterlich "gestrahlt" hatte, wollte ich den Komfort dieses Hotels unbedingt in Anspruch nehmen. Das heutige hat sogar einen gut funktionierenden Ventilator im Raum, immerhin der bisher 2. hier auf Sumatra. Gestern hatte ich zwar auch einen, doch war dieser so klein, dass er kaum für Kühlung gesorgt hat. Auf den Bergen in ca. 1.000m Höhe waren die Temperaturen doch um einiges angenehmer, sodass man keine zusätzliche Kühlung benötigt hat.

Bereits wenige Minuten nach meinem Start gegen 6.40 kam ich bereits mächtig ins Schwitzen. Solange ich fahre geht es ja noch, da der Fahrtwind doch ein wenig Kühlung mit sich bringt, in dem Moment wo ich anhalte öffnen sich jedoch alle Poren und der Schweiß fließt in strömen.

Obwohl es heute morgen wolkenlos war, hat es über Nacht so gut wie nicht abgekühlt. Die herrliche Küstenlandschaft entschädigt dann wieder für all diese Mühen. Die zahlreichen Hügel reichen oftmals bis zum Meer und sind größtenteils mit tropischen, ursprünglichem Regenwald bewachsen. Zwei dieser Hügel habe ich erklimmen müssen (ca. 10km), der rest war relativ einfaches Treten. Größtenteils konnte ich mit dem großen Ritzel fahren, und allmählich werde ich optimistischer Jakarta aus eigener Muskelkraft erreichen zu können.

Am Strand bzw. entlang der Küste gibt es zwar jede Menge idealer Zeltmöglichkeiten, doch werde ich es vorziehen in kleineren Ortschaften zu übernachten.

Die schönste Aussicht des heutigen Tages hatte ich wie so oft von einer Brücke aus. Einmal konnte ich beobachten wie zwei Männer in einem Eimer "bewaffnet" tauchten, um den Sand vom Untergrund zu Tage zu befördern. Dieser wird dann in ein bereitstehendes Boot gekippt. Das Boot war fast bis zum Rand mit Sand gefüllt, welch Knochenarbeit zu meinen Radlertätigkeiten dachte ich mir.....

Für mich ist es dann doch erstaunlich, dass dieses Gebiet hier nicht touristisch genutzt wird - zum Glück. Von der Straße aus konnte ich etliche kleinere Inseln sehen, welche mit Sicherheit unbewohnt sind aber idyllisch daliegen, wieder mal Augenschmaus pur. Vielleicht sind die touristisch erschlossenen Strandgebiete ja noch schöner, vermutlich auf alle Fälle leichter zu erreichen.

Nachdem ich mir gegen 13.00 2 Kaffee`s gegönnt hatte ging ich noch zum Strand von Painan und sah u.a. etliche Fischerboote auf dem Trockenen. Die Leute saßen im Schatten ihrer Häuser, Kinder ließen Drachen steigen und ich lauschte dem Spiel der Wellen.

Hier hat sich die Anrede gegenüber meiner Person abermals geändert. Neben vereinzelten Mister Rufen werde ich meistens einfach nur mit FRIEND angesprochen......

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler406. Tag, 73 km (25.243 km) So. 15.04.2001

 
  
    #611
4
29.12.13 19:19
Auch heute habe ich mal wieder keine Bäume ausgerissen, sprich ich bin nicht sonderlich lange im Sattel gesessen. Schuld daran war abermals ein Hotel in Balaiselasa welches zwar nicht schön, dafür mit 10`Rupie jedoch äußerst preiswert ist. Das Zimmer ist eine absolute Moskitofalle und so habe ich erstmals mein Zelt auf einem Hotelbett aufgebaut, mein eigenes Moskitonetz konnte ich nirgends anbringen. nachdem ich dem Hotelier mitgeteilt hatte, dass ich hier schlafen würde zündete dieser von sich aus erst einmal 2 Moskitocoils an. Die Viecher flogen zwar aufgeschreckt umher, doch den Weg ins Freie fanden sie trotz offener Tür nicht - ein Fenster hatte das Zimmer leider nicht......

Ich hoffe nur, dass ich heute Nacht mit geschlossener Zelttür einigermaßen schlafen kann, doch wenn es zu heiß wird, wird diese wohl geöffnet werden müssen.

Bevor ich dann mein Domizil bezogen habe, habe ich noch bei den Eltern angerufen. Bereits nach der ersten Chemotherapie sind bei Mutti fast alle Haare rausgeflogen. Dass dies so schnell passieren würde hätte ich nicht gedacht. Die Perücke scheint ihr gut zu gefallen, die Leute schätzen sie um 10 Jahre jünger.... In den 7 Minuten haben wir relativ wenig geredet, außerdem war es ein hektisches Gespräch. Nächstes mal werde ich aus Jakarta aus anrufen, und dann werde ich mir mehr Zeit nehmen.

Der heutige Tag ähnelte doch sehr dem gestrigen und abermals bin ich entlang schönster Küstenabschnitte gefahren. Allein heute habe ich 12 Fotos geschossen, das Ablichten eines ganzen Filmes wäre kein Problem gewesen. Wenn ich doch nur mehr Mut hätte Einheimische zu fotografieren...., doch kämen diese sich vielleicht wie im Zoo vor.....

Interessante Motive waren heute z.B. die Kokosnusspflücker. Im Teamwork arbeiten so ein Mann und ein Pavian zusammen. Der Pavian wird an einer langen Leine gebunden auf eine Palme geschickt, und pflückt eine Kokosnuss nach der anderen ab. So habe ich dem Dompteur eine Kokosnuss abgekauft doch als dieser 10`Rupie wollte wurde ich jedoch ein wenig stinkig. Welch ein Wucher dachte ich, zahlte 5`Rupie und ließ die Kokosnuss ohne die Milch getrunken zu haben unbenutzt zurück. Bezogen auf die Einkommen der Leute wären selbst 2`Rupie wohl noch zu viel gewesen.

Fischer saßen am Straßenrand und flickten ihre ca. 100m langen Treibnetze. Was mir besonders gefallen hat war die Tatsache, dass die Leute hierbei sichtlich gut gelaunt waren.

Auf den ersten 20km war es heute recht hügelig, danach wurde es eben. Zudem hatte ich leichten Rückenwind, sodass ich recht gut vorankam.

Bereits gegen 11.45 erreicht ich den Ort und wollte eigentlich wirklich weiterfahren. Morgen möchte ich nun das ca. 150km entfernte Mukomuko erreichen, und nach drei lockeren Fahrtagen darf ruhig auch mal wieder mehr geschwitzt werden. Falls die Kräfte nicht reichen soll es auf halber Strecke in Tapan ebenfalls eine Unterkunftsmöglichkeit geben. Diese Auskunft habe ich von 2 Männern erhalten, mal sehen was sie wert sind.

Auf alle Fälle habe ich jetzt erst einmal mächtig Hunger und werde essen gehen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler407. Tag, 132 km (25.375 km) Mo. 16.04.2001

 
  
    #612
5
04.01.14 18:49
jetzt gegen 17.15 sitze ich doch recht müde in einem Restaurant hier in Mukomuko und möchte das Tagesgeschehen niederschreiben. Meine geschätzten 150km waren falsch, doch die geradelten 132km haben mir auch gereicht. Bis Bengkulo sind es jetzt noch 268km und hoffe dies in 3 Fahrtagen zurücklegen zu können. Vermutlich wäre es auch in 2 Tagen machbar, doch das ständige "Speedfahren" auf dem großen Ritzel kostet doch mächtig Kraft.

Gestern Abend hat es noch gut geregnet, und nach schlafreicher Nacht bin ich heute morgen bereits gegen 6.15 abfahrbereit gewesen. Die Strecke selbst gefiel mir nicht so gut wie die gestrige, vermutlich fehlten mir die Ausblicke auf die Küste. Diese sah ich heute kein einziges mal, da der Streckenverlauf zwischen "Sumpf- / bzw. Überschwemmungsgebiete" und im Gebirge verlief. Das Wetter war den ganzen Tag über schön und ich glaube, dass es im Landesinneren evtl. mehr regnet als hier an der Küste. Heute morgen war es fast wolkenlos und ich glaube, dass ich den 3.806 m hohen Kerinci gesehen habe, welches der höchste Berg Sumatra ist.

Im Laufe des Tages machte ich insgesamt 3 Stopps, wobei ich bei jedem interessante Gesprächspartner hatte. Die Pausen kann ich hier schon genießen, auch wenn ich sofort umlagert werde. Es ist ein angenehmes, keine aufdringliches Verhalten das die Leute an den Tag legen.

Die Herzen der Leute könnte man vermutlich schnell erobern, Voraussetzung hierzu wäre jedoch das Sprechen ihrer Sprache. Das einzige was ein wenig nervt sind die teilweise extrem laute Zurufe vom Straßenrand aus. Beim besten Willen kann ich nicht jeden Zuruf erwidern, und dann empfinden manche dies vielleicht als unhöflich oder sind gar beleidigt.

Bis auf ca. 20km, von 85 - 105, war das Streckenprofil relativ flach, dennoch gab es einige kurze, extrem heftige Anstiege. Diese fahre ich dann meistens im Stehen, um nicht auf das kleinste Ritzel zu müssen, welches ich ja so lange wie möglich schonen möchte.

Laut Karte hatte ich mir den Ort Mukomuko doch größer vorgestellt. Es sind lediglich einzelne Häuser, welche entlang der Hauptstraße verteilt sind. Mal sehen, ob ich irgendwo noch ein Bier auftreiben kann, denn nachdem lüstert es mich jetzt.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler408. Tag, 100 km (25.475 km) Di. 17.04.2001

 
  
    #613
5
04.01.14 19:28
Um 16.20 sitze ich in Ipoh in einem Restaurant und gönne mir eine scheußlich nach Erdbeere schmeckende Fanta. Erneut starren mich 6 Leute an was ich denn so mache, aber wenn ich mich ständig auf Gespräche einlasse kommen die Tagebucheintragungen zu kurz.

Der heutige Tag hat es abermals ganz schön in sich gehabt. Von den exakt 100 gefahrenen km war es auf den ersten 20-25km eben, danach ging es ständig bergauf, bergab. Auf einen km hatte ich des Öfteren 2 oder gar 3 Abfahrten, welche mich über 50 km/h hinaufkatapultierten, auf der anderen Seite ging es dann dafür entsprechend steil bergauf. Wie viele km ich heute insgesamt aus dem Sattel gefahren bin weiß ich nicht, es waren jedenfalls etliche.

Die Streckenführung selbst folgte entlang etlicher, kleinerer Ölbaumplantagen. Leider müssen für diese Plantagen die urwaldähnlichen Wälder weichen, soviel Kahlschlag wie heute habe ich noch nicht gesehen. Die Plantagen selbst sehen noch recht neu aus, die Bäume stehen bei weitem nicht so hoch wie die in Malaysia oder Thailand. Ich befürchte fast, dass es hier in 10-15 Jahren genauso trostlos, eintönig ausschauen wird.

Die Leute haben ja auch fast keine Alternativen und würde ich hier leben, würde ich vermutlich genauso handeln. Es war schon fast ein trauriger Anblick, eine Horde von Affen entlang eines ca. 100m breiten Waldgürtel zwischen Plantagen und Meer zu sehen.

Den ganzen Tag über fuhr ich fast ausschließlich in der Sonne und dies hatte zur Folge, dass sich der Hitzeausschlag nun über die gesamte Bauchseite ausgebreitet hat. Jetzt bewölkt es sich gerade wieder und ich glaube schon, dass es heute noch regnen wird.

Das Hotel hier in Ipoh liegt schön auf einem der endlosen Hügel, und von dort oben aus habe ich einen schönen Blick auf die Umgebung.

bis Lais sind es jetzt noch 120km und bis dorthin soll es noch genauso hügelig sein wie zuletzt. Eigentlich wollte ich morgen dorthin fahren, doch in Ketahun soll es auch ein Hotel geben, Der Rest bis nach Bengkulo soll dann eben sein.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler409. Tag, 70 km (25.545 km) Mi. 18.04.2001

 
  
    #614
6
04.01.14 20:15
Kurz nach 13.00 sitze ich frisch gestylt so ca. 4km vor Ketahun in einem Hotel, und bin unmittelbar in der Nähe von der Beach. Dies ist auch der Grund dafür, weshalb ich erst überhaupt nicht in den Ort gefahren bin, obwohl es dort ebenfalls ein Hotel geben soll. Hier ist es schön ruhig, mit 20`ist der Preis akzeptabel, mein Zimmer hat sogar einen Ventilator und zudem gibt es Bier mit Eis..... - Radlerherz was willst du mehr?!..

Nachdem ich nun von mehreren Leuten gehört hatte, dass es in Lais kein Hotel geben soll, wäre ich sowieso nicht weiter als Ketahun geradelt. Vielleicht ist es ja auch das Hotel, was die Leute gemeint hatten. Hier an der Küste ist es doch auffallend, dass die meisten Hotels eher außerhalb der Ortschaften liegen. Mir selbst bekommt der "Ruhetag" sichtlich gut, doch dafür sind es morgen nach Bengkulo fast 100km. Sollte mir die Stadt gefallen werden ich voraussichtlich zwei, mindestens jedoch einen Ruhetag einlegen. Wenn ich morgen radeln wird dies dann immerhin schon der 7. Fahrtag in Folge sein, und die zurückgelegten 640km waren größtenteils recht anspruchsvoll.

Nach erneut schlafreicher Nacht war ich heute Morgen abermals kurz nach 6.00 abfahrbereit. derzeit komme ich doch recht früh auf das Rad, vermutlich ist das der Respekt vor der Hitze bzw. der Schwüle. Spätestens gegen 19.00 liege ich dann bereits in der Falle, schlafe häufig jedoch erst gegen 22.00 ein.

Obwohl der heutige Tag bestimmt nicht einfach war, habe ich ihn mir ehrlich gesagt stressiger vorgestellt. Am frühen morgen verspürte ich zwar eine gewisse Müdigkeit aufgrund der Anstrengungen des Vortages, doch zum Glück fehlten heute die giftigen Anstiege. Zwar ging es auch heute fast ständig bergauf, bergab doch wusste ich dies bereits im Vorfeld, und konnte mich so entsprechend mental darauf vorbereiten.

Frischen Kahlschlag habe ich heute keinen gesehen, allerdings gab es auch so gut wie nichts mehr, was noch kahlzuschlagen wäre..... Die Bäume der Ölbaumpflanze stehen höher, und sind somit älter. Im Gegensatz zu gestern habe ich heute auch etliche Kautschukplantagen gesehen, und viele Leute waren damit beschäftigt die Bäume zu melken.

das sicherlich interessanteste am heutige Tag war eine tote?!... Schlange am Straßenrand. Ob das Reptil tatsächlich tot war weiß ich nicht zu 100%, denn es verharrte in dieser typisch geschlängelten Position. Ich hielt an um es zu fotografieren, zeitgleich stoppten 2 Mopedfahrer die sich mit mir unterhalten wollten. Ich deutete auf die ca. 1,20m große, schwarze Schlange und der Fahrer meinte lappedarisch, dass es das beste wäre, das Tier tot zu fahren. Natürlich war ich damit nicht einverstanden, doch meinte der Fahrer, dass der Biss dieser Schlange tödlich wäre.

Er ließ sich von mir nicht beirren, fuhr drauf los doch erwischte die Schlange beim ersten Versuch nicht, vermutlich war sie doch schon tot. Beim 2. Versuch klappte es dann und sie war platt wie eine Flunder..... Ich verweigerte das Gespräch mit den Mopedfahrern und fuhr drauf los.

meinen einzigen Stopp hatte ich heute nach 36km in Pasarseblat, wo ich mich insgesamt eine Stunde lang aufhielt.

Gruß weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler410. Tag, 96 km (25.641 km) Do. 19.04.2001

 
  
    #615
5
13.01.14 17:58
Mit dem Erreichen von Bengkulo, habe ich heute bereits mein vorletztes Ziel hier auf Sumatra erreicht / Indonesien erreicht, somit eigentlich auch in Südostasien. Letzte Station wird dann ja bekanntlich Jakarta sein.

Der erste Eindruck hat mich nicht gerade vom Hocker gerissen, und so werde ich vermutlich lediglich einen Relaxtag hier verbringen. Mal sehen, vielleicht entscheide ich mich morgen ja doch noch für einen längeren Aufenthalt.

heute Nacht habe ich mal wieder recht schlecht geschlafen und vermutlich lag es daran, dass ich noch nach 17.00 zwei Kaffee getrunken habe. Ich befürchtete dies eigentlich schon, doch schmeckt mir der indonesische Kaffee besonders gut und schlau war ich bestimmt auch noch nie...... Ich selbst war einfach in einer guten Stimmung, der Grund hierfür war wohl der nahende Sonnenuntergang. Es war einer von der besonders schönen Sorte und schuld daran war/ist die Umgebung. Die Wellen des Meeres sind hier sehr aktiv, und lassen die Steilküste sehr zerklüftet ausschauen. Die rote Erde bzw. rote Gestein, die weiße Gischt dazu das herrliche Abendrot waren einfach schön anzusehen. Die Wellen erreichen hier doch beachtliche Höhen und dies ist wohl auch der Grund, weshalb die Einheimischen lieber im nahegelegenen Fluß baden gehen. Bei dieser Stimmung durfte das Bier natürlich nicht fehlen.

Nach ca. 1 Stunde Fahrzeit fing es an zu regnen, und bei einer netten Familie fand ich Unterschlupf. Obwohl wir uns eigentlich nicht haben unterhalten können war es ein angenehmer Aufenthalt. Ich erzählte etwas auf Englisch doch konnte mir keiner folgen. Nach ca. 40 Minuten wurde es auch schon wieder heller und ich fuhr weiter. Es folgten weitere herrliche Ausblicke auf die Steilküste bis mich ein weiterer Schauer stoppte, dies sollte jedoch für heute der letzte gewesen sein.

Nachdem ich den Ort Lais passiert hatte fiel mir auf, dass hier doch etliche Leute mit der Herstellung von Lehm Backsteinen beschäftigt sind. Der Rohstoff für die Steine ist die rote Erde, eine solche Herstellung hatte ich bisher noch nicht gesehen.

Die letzten 50km nach Bengkulo waren recht einfach zu fahren, sodass ich den Ort bereits gegen 13.15 erreichte. Für 20`bin ich in einem einfachen Hotel untergekommen, morgen werde ich mir die Stadt ansehen.

Am Nachmittag habe ich noch die BZ gelesen, doch gibt es nichts nennenswertes zu berichten.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler411. Tag, 0 km (25.641 km) Fr. 20.04.2001

 
  
    #616
5
13.01.14 18:30
Kurz nach 15.00 habe ich mir seit längerer Zeit mal wieder einen Kaffee aufgesetzt, hoffentlich trinke ich diesen nicht wieder zu spät.....

Trotz lautem Hotel konnte ich nach 22.00 gut schlafen, und bin heute morgen recht früh Richtung Zentrum losgelaufen. Weit kam ich nicht, denn bevor ich dieses erreichte machte ich einen 2 stündigen Stopp im Internetcafe. Ich schrieb ein ausführliche Mail an die Eltern und las abermals die BZ. Heute unterzieht sich Mutti ihrer 2. Chemo und in letzter Zeit sind meine Gedanken doch oft bei ihr bzw. den Daheimgebliebenen.

Zur Zeit fehlt mir ein wenig die nötige Motivation, und an Ruhetagen wie heute komme ich doch ein wenig ins Grübeln, ob es überhaupt Sinn macht weiter zu fahren. Schuld daran ist wohl hauptsächlich das tropische, schwülwarme Klima bei dem ich am Liebsten nichts machen würde..... Es macht einfach keinen spaß schweißtreibend bzw. triefend durch die Gegend zu laufen. Abgesehen von Bangkok und Kuala Lumpur habe ich auch keine interessanten Städte bzw. Sehenswürdigkeiten mehr gesehen. Das was nach wie vor spaß macht ist das Radeln und die Begegnungen mit den Einheimischen, welche mich motivieren weiter zu machen. Das genießen der Ruhetage wir mit fallender Schwüle bzw. Luftfeuchtigkeit wohl wieder auch steigen.

Überrascht war ich dann doch, dass ich hier im Ort gleich mehrere Bäckereien entdecken konnte. In einer von diesen frühstückte ich und es gab lecker schmeckende Schokocroissants. Danach sah ich mir noch ein wenig das Treiben der Leute an und setzte mich hierzu auf den Bürgersteig. Auf den Besuch des Marktes verzichtete ich dann aufgrund der Temperaturen.

900`Rupie habe ich heute nochmals abgehoben wozu ich insgesamt 3 Buchungsvorgänge benötigte. Dies war nötig da es einfach zu viel war und ich hoffe nur, dass die Sparkasse nicht dreimal Gebühren erhebt. Das Geld müsste mir nun sicher bis Jakarta reichen, auch hoffe ich, dass ich morgen weiterfahren kann. Im Moment gibt es hier in Bengkula mal wieder Stromausfall, der kühlende Ventilator hat seinen Dienst aufgegeben, und sofort fange ich wieder an zu triefen. gegen 16.00 soll die Stadt wieder mit dem Netz verbunden sein.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler412. Tag, 62 km (25.703 km) Sa. 21.04.2001

 
  
    #617
5
18.01.14 18:15
Gestern Abend war ich noch bis 20.30 auf Achse, und habe in den Restaurant vom 1. Abend ein interessantes Gespräch mit dem chin. Besitzer gehabt. Er hatte 2 Töchter und einen einen Sohn und wollte mich evtl. mit der Ältesten "verkuppeln". Dies war jedoch nicht das interessante an dem Gespräch, sondern vielmehr erzählte er mir von den Problemen des Landes. Ihm selbst schien es jedoch gut zu gehen, denn immerhin besitzt er angeblich 3 Autos sowie dieses 140m2 große Restaurant, welches 20.000 US$ gekostet haben soll. Ich hörte so von den Krawallen gegen Indonesier chinesischer Einwanderer, die sich auszubreiten scheinen. Die Chinesen sind eine Minderheit, welche im Gegensatz zu den meisten recht viel Geld besitzen. Wie überall auf dieser Welt gibt es Neider, und diese scheinen hier in Indonesien immer gewalttätiger zu werden. So ist es in letzter Zeit schon häufiger vorgekommen, dass die Häuser bzw. Geschäfte der Chinesen in Brand gesetzt wurden.

Vor 2 Tagen wurde einem Freund von ihm das neue Moped gestohlen. Er nahm einen Anhalter auf der Straße mit, und dieser drohte ihm während der Fahrt mit einem Messer. Der Fahrer musste wohl oder übel dem Kriminellen das Moped überlassen. Wie die meisten Asiaten schwärmte auch er von Deutschland. Ich jedoch versuchte ihm klar zu machen, dass dort auch nicht alles golden ist was glänzt......

Er gab mir zahlreiche Informationen für die geplante Streckenführung und unsere Unterhaltung tat mir sichtlich gut. Wie schon fast befürchtet habe ich nicht sonderlich gut geschlafen, bin wohl erst kurz nach Mitternacht eingeschlafen, um dann gegen 6.20 aufzustehen. Dies war jedoch nicht so schlimm, da ich heute ja nicht all zulange unterwegs sein wollte.

Bei der Stadtausfahrt habe ich mich dann wieder einmal aufgrund einer Falschaussage verfahren, mit 5-6km hielt sich dieser Umweg jedoch in Grenzen. Noch immer rege ich mich hierüber auf, obwohl ich es doch langsam wissen müsste. Die Asiaten sind höfliche Leute, geben einem immer ein Antwort auf Fragen wie die Wegbeschreibung auch wenn sie diese eigentlich nicht kennen.

Über Nacht hatte es fast ausschließlich geregnet, und somit war der Himmel heute ständig bewölkt.

Die erste Hälfte des heutigen Abschnittes war recht einfach, und bevor es richtig zur Sache ging frühstückte ich erst einmal in einem Straßencafe. Der 18-20km lange Anstieg war jedoch nicht all zu schwierig und konnte immerhin noch im dritten Gang bewältigt werden. Das schönste an diesem Anstieg war mal wieder die schöne Streckenführung. Die Straße schlängelte sich dem Hang hinauf und je höher ich kam, desto lichter wurde der Dschungel. Die mir bereits vertrauten Tierlaute sorgten für die entsprechende musikalische Unterhaltung.

Die letzten 10km nach Kepahiang ging es wieder bergab, sodass ich mich derzeit wohl zwischen 400-500 Hm befinde.

Morgen möchte ich nun bis Pagaralam fahren, und nach Aussage des Chinesen sollen es bis dorthin 120km sein. Ich selbst befürchte fast, dass es einige km mehr sind während man mir hier im Ort eine Distanz von 80km nannte...... Ob 80km oder 120km sind als Radfahrer halt dann doch schon ein Unterschied.

Warum frage ich auch so blöd?........

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler413. Tag, 106 km (25.809 km) So. 22.04.2001

 
  
    #618
5
18.01.14 19:04
So langsam aber sicher glaube ich, dass sich Asien mir gegenüber noch einmal von seiner schönsten Seite zeigen möchte. Vorgestern schrieb ich noch etwas von eventuellen Motivationsproblemen, nach zwei tollen Fahrtagen sowie Hotelübernachtungen scheint dies jedoch "Schnee von gestern" gewesen zu sein. Meine Entscheidung, auf Sumatra Richtung Jakarta zu radeln stellt sich als glückliche heraus, auch wenn ich nicht weiß, was mich im Süden Malaysia bzw. Singapur erwartet hätte.

Gestern Nachmittag z.B. bin ich noch ein wenig in Kepahiang herumgelaufen, und "stolperte" über den ortsansässigen Fußballplatz. da war ordentlich was los, und die Zuschauerzahl schätzte ich auf 3.000 bis 4.000. In Deutschland wäre der Platz wohl für unbespielbar erklärt worden, hier auf Sumatra störten die Pfützen keinen. Das Feld selbst glich mehr einer Buckelpiste als einer Ebenen. Schön mit anzusehen war auch jener Spieler, welcher lediglich einen Fußballschuh trug, den anderen hatte er vielleicht seinem Freund geliehen?!.....

Als mich die Leute mich dann erspähten wurde ich sogleich von mindestens 100 Zuschauern umzingelt, und das eigentlich Fußballspiel geriet zur Nebensache. diese Szene verdeutlichte mir mal wieder, dass sich in diese Gegend wohl nur wenige Touristen verirren. Der Rummel um meine Person wurde mir dann jedoch recht schnell zu viel, sodass ich mich wieder in mein Hotel verzog.

Im Hotel angekommen waren die Leute gerade dabei wilde Tauben einzufangen, die Versuche schlugen jedoch fehl. Man legte eine Nylonschlinge aus, fütterte die Tauben welche keine Scheu kannten, mit Mais. Die Zweibeiner tappten mit ihren Füßen auf den Schlingen bzw. teilweise in deren und die Jungs versuchten mit raschen Zuziehen einen dieser Vögel zu fangen. heute wurde zwar keiner dieser Zweibeiner gefangen, in der Vergangenheit hatten die Jungs jedoch bestimmt schon Erfolg gehabt. Die so gefangenen Tauben landen dann mit Sicherheit in dem Kochtopf.

Diese zwei Erlebnisse ließen mich dann glücklich einschlafen, auch lauschte ich noch für ca. einer Stunde jenem Moslem, der von der nahegelegenen Moschee sang oder predigte -  wie schnell man sich doch an gewisse Gepflogenheiten gewöhnt.

Geschlafen habe ich dann recht gut und war heute morgen gegen 6.15 abfahrbereit. Was war das dann nur für eine herrliche frische am Morgen, im Gegensatz zum vielleicht 600m tiefer gelegenen Küstenabschnitt. Die fahrt nach Paragalan war dann doch einfacher als ursprünglich gedacht, auch war sie mit 106km wesentlich kürzer als vermutet. Die erste Hälfte ging es fast ausschließlich bergab, danach hielt sich der Anstieg in Grenzen sodass ich mich jetzt wieder auf ähnlicher Höhe wie Kepahiang befinde. Die Straße war zwar teilweise mit Schlaglöcher durchsetzt, doch konnte ich diese als Radfahrer gut umfahren.

Die Straßen auf Sumatra sehen eigentlich so aus, als ob sie alle gleichzeitig asphaltiert worden wären. Die mit der zeit auftretenden Mängel werden so gut wie nicht repariert, sind dies die Zeichen der wirtschaftlichen Krise bzw. der bau des wirtschaftlichen Aufschwungs? Bisher habe ich keine einzige Baustelle auf Sumatra ausfindig machen können bzw. bin an einer vorbei gekommen.

Die Landschaft heute wurde u.a. durch einige Ortschaften geprägt, wo die Leute damit beschäftigt waren Kaffeebohnen entlang der Straße zu trocknen. Die Leute leben hier wieder in Dörfern, einzelne Straßen entlang der Straße sind nicht zu sehen. Es ist mit Sicherheit das größte Kaffeeanbaugebiet, welches ich bisher durchfahren habe.

Schuld daran ist wohl die kühle Lage, sowie der 3.159m hohe Berg Dempo. Am Fuße dieses Vulkans liegt auch Paragalam.

So ca, 4km vor dem Ort bin ich für 20`Rupie in einer riesigen Hotelanlage untergekommen. Angeblich soll es in dem Ort keine Hotels geben, sonst wäre ich lieber dort hingefahren. Die Anlage selbst ist schon schön, die Preise dementsprechend gesalzen. Eine Cola kostet 4`ein Bier gar 14`, sodass die Preise in etwa doppelt so teuer sind als normal.

Morgen geht es nun voraussichtlich über Lahat nach Muaraenin und von dort aus sind es dann noch knappe 500km auf Sumatra.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler414. Tag, 109 km (25.918 km) Mo. 23.04.2001

 
  
    #619
4
18.01.14 19:45
Kurz vor 15.00 gönne ich mir eine Coke, und sitze hierbei in Muaraenim in einem Restaurant. hier unten herrschen wieder tropische Bedingungen, und so vermisse ich doch ein wenig die Kühle des Barisan Gebirges.

Gespannt bin ich auch wie ich heute Nacht schlafen werde, denn in meinem Hotelzimmer gibt es keinen Ventilator. Das etwa 2DM teurere Doppelzimmer hatte einen..... - hoffentlich war ich mal wieder nicht zu knausrig.

Nach abermals schlafreicher Nacht ging es heute erneut um 6.15 los, und auf den ersten 20km größtenteils bergauf. Die Landschaft selbst empfand ich nicht mehr ganz so schön wie gestern, es gab weniger Dörfer welche ich passierte und der absolute Blickfang war der gut 3.000m hohe Vulkan Dempo, der am heutigen Tag gänzlich wolkenfrei war.

Nach Erklimmen der Passhöhe erfolgte eine 15-20km lange Abfahrt, auf der ich es habe ordentlich laufen lassen können, so 30-40km/h dürfte ich im Schnitt so drauf gehabt haben.

die schönen Holzhäuser der letzten Tage weichen immer mehr "gekachelten", sichtlich teureren Häusern. Obwohl ich auch heute etliche Kaffeeplantagen sehen konnte waren keine Leute mit dem Trocknen der Bohnen beschäftigt, dies liegt wohl am klimatischen Unterschied.

Nach gut 2h reiner Fahrzeit frühstückte ich heute mal wieder Reis mit Chicken. Die Hähnchen hängen mir bald zum Halse heraus und so freue ich mich doch schon auf die kulinarische Abwechslung in Australien, ja so ein Rindersteak würde mir auch hier in den Tropen gut tun. Zum Dessert gab es eine gezuckerte Papaya, das war fein.

Nach ca. 65km erreichte ich Lahat und befand mich somit wieder auf dem Sumatra Highway, der die ganze Insel durchläuft, und zwar von Banda Aceh (Norden) bis Bakauhuni (Süden). Die ganze Strecke misst stolze 2.600km.

Dass ich von nun an wieder mehr Verkehr habe (Busse) war klar, doch dass die Straße in einem schlechteren Zustand ist als die 1.000km zuvor stört mich doch sehr.

Bis Bakauhuni sind es jetzt noch ca. 500km und von dort aus möchte ich mit der Fähre nach Jawa (Merak) übersetzen. Ich werde versuchen in 4 Fahrtagen Bakahuni zu erreichen und in zwei weiteren Jakarta. Somit wäre ich an Tinis Geburtstag in der Hauptstadt Indonesiens, das sind meine nächsten Ziele. Dies kann ich jedoch nur erreichen, wenn alles optimal verläuft. Mal sehen, ob ich morgen das 120km entfernte Baturaja erreichen werde.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler415. Tag, 109 km (26.027 km) Di. 24.04.2001

 
  
    #620
4
18.01.14 20:28
Schon wieder bin ich 4 Tage on the road, wie schnell doch die Zeit vergeht. Was mich nach wie vor nervt ist die Tatsache, dass die km Angaben auf meiner Indonesien karte nicht stimmen, typisch deutsch eben.... heute waren es wieder ca. 10km welche ich weniger fahren musste, und dies lag bestimmt nicht an meinem Tacho.

Kurz nach 6.00 ging es heute morgen wieder los, und während der ersten 55km ging es fast ständig leicht bergauf. Der Streckenverlauf folgte meist einem Fluss, so wie ich es liebe. Nach 2h Fahrzeit (33km) machte ich meine Pause, und frühstückte dieses mal Reis mit Vegetables mit 3 Spiegeleiern. Während dieser Pause sah ich einen Radler vorbeifahren, den ersten seit ich auf Sumatra bin...... Ich rief ihm ein lautes hello entgegen, er schaute zu dem Restaurant und fuhr weiter. Ich dachte nur, bestimmt ein Europäer......

Nach gut 1h Pause ging es weiter und ca. 3-4km später sah ich Todd den Radler, einen Norweger in einem anderen Restaurant sitzen. Ich fiel an, und da er ebenfalls seine Pause beendet hatte fuhren wir gemeinsam weiter bis hier nach Baturaja.

Todd selbst ist 51 Jahre alt, seit Juli 2000 unterwegs und hat bisher so ca. 20.000km in den Beinen. Er selbst ist Lehrer und hat sich für ein Jahr beurlauben lassen, ist auf dem Weg nach Bali und möchte von dort aus nach Darwin fliegen.

So gelassen wie er unterwegs ist wünschte ich mir auch manchmal zu sein. Er grüßt eigentlich jeden den er sieht, jeden der uns überholt oder uns entgegenkommt, einfach jeden......

Morgen werden wir nun gemeinsam ins knapp 130km entfernte Bukitkenuning fahren und dabei wird sich herausstellen, ob wir eventuell gemeinsam bis Jakarta radeln. Ich persönlich denke, dass dies nicht der Fall sein wird, da wir doch einen zu unterschiedlichen Speed fahren.

Landschaftlich war es heute nicht so interessant, doch vielleicht konzentrierte ich mich auch zu sehr auf den neuen Gesprächspartner Todd bzw. den Schlaglöcher der Straße.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler416. Tag, 122 km (26.149 km) Mi. 25.04.2001

 
  
    #621
3
19.01.14 08:45
Stolze 8h08min. saß ich heute im Sattel, lange her, dass ich so lange an einem Tag geradelt bin. Erneut muss ich feststellen, dass ich fitter bin als ein anderer Cyclist, und dieses mal ist es eben Trond.

Ich möchte bestimmt keine Rennen veranstalten, doch in der 2. Tageshälfte waren wir für meinen Geschmack schon langsam unterwegs. Trond möchte zwar ebenso wie ich Jakarta am Sonntag erreichen, dennoch werden wir uns vermutlich bereits morgen wieder trennen. Er selbst möchte am letzten Fahrtag ca. 100km radeln, ich hingegen möchte nicht erst am Nachmittag in der Hauptstadt eintreffen. Die Hotelsuche in einer Großstadt ist meist mit gewissen Anstrengungen verbunden, da mein Budget ja doch recht klein ist. Für morgen habe ich einige km mehr geplant als Trond, der sich ca. 90km vorgenommen hat.

Es klingt schon ein wenig blöde, aber vermutlich möchte ich meine letzten Asien Fahrtage vielleicht doch lieber alleine verbringen, von denen gibt es ja gerade einmal noch vier.

Hauptgrund jedoch ist vermutlich, dass mir sein Auftreten gegenüber den Indonesier nicht gefällt. Meiner Meinung nach versucht er zu sehr die europäischen Gepflogenheiten hier zu leben. So zum Beispiel lässt er Fleisch zurückgehen, das er nicht mehr essen kann, verlangt z.B. bei einer neuen Coke ein neues Glas obwohl die Cokes in den 0,33l Flaschen serviert werden, lässt sich anscheinend Bettwäsche immer neu beziehen, sucht immer eine ganz bestimmte Art von Keksen u.s.w...... - wieder einmal scheint es äußerst schwer zu sein zwei biker oder soll ich doch lieber schreiben Individualisten unter einen Hut zu bringen.

Fahrerisch hatte der Tag nicht all zu viel zu bieten, nein er war gar langweilig. Der Verkehr nimmt nun erwartungsgemäß Richtung Bandang Lampung zu, wobei die Autofahrer doch recht rücksichtsvoll sind.

Vom Streckenprofil her gab es heute morgen einige kleinere ups and downs zu meistern und wir fuhren oft auf offener Fläche. Trond meinte, dass es hier ähnlich wie in Irland aussehen würde, später folgten dann einige größere Kautschukplantagen.

Gestartet sind wir bereits gegen 6.00 und nach 2h Fahrzeit machten wir unsere erste Pause. Die letzte Pause so ca. 15km vor dem Ort Bukitkemunig wollte ich aufgrund dunkler ausschauender Wolken nicht machen, blieb nicht stur und prompt wurden wir nass.

Hier scheint es wieder einige Moskitos mehr zu nehmen, sodass ich für heute Nacht wieder einmal mein Moskitonetz über das Bett aufgespannt haben. Der große Nachteil ist jedoch, dass die Luft weniger zirkuliert. Das Zimmer hat mal wieder keinen Ventilator, sodass ich heute wohl mit offener Tür schlafen werde.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler417. Tag, 140 km (26.289 km) Do. 26.04.2001

 
  
    #622
3
19.01.14 09:17
Nachdem ich es heute habe ganz schön laufen lassen, bin ich Jakarta doch einen großen Schritt näher gekommen. Obwohl ich nicht gut geschlafen habe war ich heute morgen einigermaßen fit, so gute 3h müßte ich im Tiefschlaf verbracht haben. Gegen 2.00 kam dann eine Gruppe Indonesier in das Hotel und sie benahmen sich völlig daneben, sprich sie waren recht laut.

Nachdem mein erster noch höflicher Versuch für Ruhe zu sorgen fehlschlug wurde auch ich laut, nein ich bekam gar einen Tobsuchtsanfall..... Zuerst lachten die Männer noch doch nach ca. 30 Minuten trat Ruhe ein. Nach diesem Vorfall war ich jedoch so aufgewühlt, dass ich nicht mehr richtig einschlafen und nur noch dösen konnte.

Heute Morgen war ich abermals um 6.00 abfahrbereit und da Trond ebenfalls um diese Zeit losfahren wollte starteten wir gemeinsam.

Bis ins 40km entfernte Kotabumi fuhren wir zusammen, und nach dem gemeinsamen frühstück trennten sich unsere Wege bereits wieder. Ich war echt überrascht wie flott wir beide heute Morgen unterwegs waren, alleine wäre ich auch nicht schneller gefahren. Genauso überrascht war ich jedoch über die Tatsache, als Trond sich nach dem Frühstück dafür entschloss, alleine weiter zu fahren. Sein heutiges Tagesziel lautet Banduraya, ich wollte noch ca. 50km mehr bis Natar fahren.

Die Strecke selbst war alles andere wie schön, absolut flach und so habe ich es ordentlich laufen lassen können. Aufgrund des zunehmenden Verkehrs machte das Radeln auch keinen spaß mehr. Ich musste mich so auf den Verkehr konzentrieren, dass für die Landschaft kaum Zeit blieb.

Gegen 12.15 erreichte ich Baduraya und aß hier zu Mittag. Für kurze Zeit überlegte ich mir hier doch zu übernachten, irgendwie zog es mich aber weiter Richtung Jakarta. Vermutlich möchte ich jedoch so schnell wie möglich den Verkehr bzw. die Straßenverhältnisse hinter mir lassen.

Morgen werde ich nun nach Bakauhuni fahren, und sollte es mir zeitlich reichen, dann werde ich auch noch die Fähre nach Jawa (Merak) nehmen. Sollte ich morgen bereits auf Jawa sein, ja dann werde ich vermutlich bereits am Samstag in Jakarta ankommen - so langsam kenne ich mich doch.....

Für meine vermutlich letzte Sumatra Nacht habe ich mich mit 2 Bieren (Bintang) eingedeckt und werde mir dieses Schlafmittel wohl jetzt auf dem Zimmer einverleiben. Ursprünglich wollte ich ja in Natar übernachten, doch waren dort die Hotels 40-50`Rupie teurer als hier und befinde mich kurz vor Tanjung Karang.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler418. Tag, 96 km (26.385 km) Fr. 27.04.2001

 
  
    #623
4
22.01.14 19:25
Das was ich gestern befürchtet hatte, ist nun tatsächlich eingetreten, was denn nur?....

Es ist jetzt 17.15 und ich sitze frisch geduscht auf meinem Bett in Merak, bin somit bereits auf Java und nicht mehr in Sumatra. Alleine bin ich auch nicht unterwegs, denn auf dem Weg zur Fähre traf ich Trond wieder und haben beschlossen, gemeinsam nach Jakarta zu radeln. Nach so vielen einsamen Kilometern beiderseits haben es 2 Alphatiere geschafft, wohl gegenseitig über ihre Schatten zu springen und Kompromisse einzugehen, auch wenn es nur für einen Fahrtag ist.

Doch nun erst einmal zum Tagesgeschehen. reges Treiben im Hotel hat dafür gesorgt, dass ich abermals nicht gut schlafen konnte. Dieses mal waren es nicht laute Männer, die mich nicht einschlafen ließen, sondern einfach nur ständiges Gewusel auf den Gängen. So wunderte es mich nicht, dass ich bereits gegen 5.45 startklar war, vielleicht war es ja auch nur eine gewisse Aufregung die Insel zu verlassen.
Draußen war es noch recht dunkel, und so musste ich mich in den ersten Minuten stark auf den Straßenbelag konzentrieren um die vorhandenen Schlaglöcher rechtzeitig zu erkennen.

Auf den ersten 7-8km ging es fast ständig bergab und schnell erreichte ich den auf Meereshöhe gelegenen Ort Bandar Lampung. Danach folgte ein flacher Küstenabschnit um bei Tanakar eine ca. 200 m hohe Rampe zu erklimmen. Bei dem schweißtreibenden Anstieg versüßten schöne Ausblicke auf die Küste die Schwerstarbeit. Am Straßenrand befanden sich etliche Obst-Verkaufsstände.

Nach gut 60km erreichte ich mit Kalianda mein ursprünglich geplantes Tagesziel. In einem Hotel sah ich mir zwar ein Zimmer an, irgendwie sagte mir dieses nicht zu und zudem war es mit 11.00 noch sehr früh. Ich entschloss mich zur Weiterfahrt und wurde vermutlich von Jakarta und somit auch Australien förmlich angezogen.

Bevor es weiterging gönnte ich mir erst noch 2 Cokes. Der Hotelier meinte dann, dass mein Freund bereits weg sei wobei ich ihm mitteilte, dass ich alleine unterwegs wäre. Auf einer weiteren Passhöhe drückte mir ein Mopedfahrer einen Zettel in die Hand und auf diesem hatte Trond geschrieben, dass er die Passhöhe bereits gegen 12.00 erklommen hatte und er noch heute mit der Fähre nach Java übersetzen würde.

Ich selbst erklomm die Passhöhe ca. 15 Minuten später und auf dem Schiff trafen wir uns wieder.....

Die Überfahrt nach Java dauerte insgesamt 2,5h und die See war äußerst ruhig. In Merak sind wir beide dann für jeweils 20`Rupie in einem etwas heruntergekommenen Hotel untergekommen. Die Zimmer waren jedoch sauber und vermutlich war es ein Bordell.....

Der Ort selbst macht auf mich einen äußerst armseligen Eindruck. Ein evtl. Drogenabhängiger schlief auf dem Boden vor dem Hotel, aß Abfälle und verrichtete die Toilette auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Eine höchsten 18 jährige Mutter mit 2 Kindern meinte zu mir, ob ich denn nichts mit einer 11 oder 13 jährigen wolle.........

Nach dem Essen liefen Trond und ich noch durch die engen Gassen des Ortes und landeten direkt vor einer Mülldeponie wo Leute nach Habseligkeiten suchten.

Obwohl ich gerade einmal einige Stunden auf Jawa bin meine ich schon erhebliche Unterschiede zu Sumatra ausmachen zu können.

Gruss Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler419. Tag, 122 km (26.507 km) Sa. 28.04.2001

 
  
    #624
2
22.01.14 19:55
Heute am 28.04.2001, meinem 419. Tourtag, habe ich es tatsächlich geschafft, mit Jakarta meine letzte Station im asiatischen Raum zu erreichen. Auf diesen Moment bin ich doch mächtig stolz, zumal das Radeln auf Sumatra mit lediglich 2 funktionierenden Ritzel teilweise mehr als anstrengend war.

Insgesamt war ich dann doch ca. 4 Wochen länger als ursprünglich "geplant" unterwegs, welch schreckliches Wort, dafür sind es dann auch etliche km mehr geworden. Bei einem direkten Weg von Freiburg nach Jakarta wären es wohl nur ca. 16-18.000 km geworden, durch einige herrliche Zusatzschleifen wurden es eben mehr.

Wie schon fast vermutet hat mich die heutige Landschaft nicht begeistern können. Dies war auch nicht so schlimm, denn die ganze Aufmerksamkeit galt dem Erreichen von Jakarta. Dass es auf dieser vielbefahrenen Straße keine Schönheitspreise zu gewinnen gibt war auch klar. Trotz allem war es durch die vielen Ortschaften, Reisfelder sowie Industrieanlagen noch einigermaßen abwechslungsreich. Dadurch, dass es hier fast immer eben war sah ich auch mehr Reisfelder als auf Sumatra.

Je mehr wir uns Jakarta näherten, desto sentimentaler wurde ich. Ich hatte mich in den letzten Stunden mehr mit der Vergangenheit sprich Asien, als mit der Straße, dem Verkehr oder Trond beschäftigt. Ich wusste, dass heute mein letzter Fahrtag auf dem Programm stand, und dementsprechend gut gelaunt ging ich die ganze Sache an. Gutgelaunt deshalb weil ich denke, dass das Klima in Australien wesentlich einfacher zu beradeln sein wird wie hier in den letzten 3 Monaten. Meiner Haut sprich meinem Ausschlag wird der Temperatursturz sicherlich gut tun.

Natürlich freue ich mich auch schon riesig auf die Weiten Australiens, dem Zelten im sogenannten Outback. Ich bin keineswegs traurig jetzt Asien zu verlassen, auch wenn den Abschied aufgrund der freundlichen Leute mir doch ein wenig schwer fällt.... - und trotzdem is it time to go.........

Heute morgen sind wir kurz vor 6.00 losgefahren und haben Jakarta gegen 16.00 erreicht. Für 20`sind wir in einem schönen Guesthouse untergekommen und ich habe für 5 Nächte gebucht. Morgen werde ich wohl einige E-Mails schreiben, ansonsten werde ich faulenzen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler420. Tag, 0 km (26.507 km) So. 29.04.2001

 
  
    #625
3
26.01.14 09:17
Das was ich mir gestern vorgenommen habe, nämlich faulenzen und nichts tun, ist mir heute gelungen.

Natürlich war ich heute nicht nur passiv, sondern habe die meiste Zeit mit der Zusammenfassung des Indonesienberichtes verbracht. Hierzu bin ich, wie so oft in der Vergangenheit auch, in einen Mc. Donald gegangen, die voll akklimatisierten Räume entschädigen für das Essen..... So umgerechnete 6DM habe ich dort liegen lassen, es gab einen Little mac sowie zahlreiche Cokes und Ice creams.

Zuletzt hatte ich dann noch ein interessantes Gespräch mit einem wohlhabenden Indonesier über die europäische bzw. asiatische Kultur. Nach gut 4 Stunden verließ ich den Mac und machte mich auf den Weg eine "Wartel" (Telefondienststelle) aufzusuchen. Ich wollte Tini alles Gute zum Geburtstag wünschen und evtl. wollte die ganze Familie in Ruhe frühstücken und nahm einfach nicht ab, oder sie waren komplett außerhalb der Wohnung. Danah probierte ich es noch bei den Eltern doch auch hier war niemand zu erreichen. Ich werde es vermutlich später noch einmal probieren da ich weiß, dass sie sich über jedes Lebenszeichen sehr freuen.

Die Preise für das Telefonieren sind mal wieder recht unterschiedlich. Sie schwanken so zwischen 9,7`bis 15`Rupie pro Minute. Jede Telefonzentrale berechnet wohl jene Marge, welche sie für angemessen hält.

Danach habe ich noch ein ausführliches Email geschrieben und werde später bei einem kühlen Bier wohl noch einige Postkarten schreiben.

Gestern Abend trank ich derer gar drei und hatte hierbei ein interessantes Gespräch mit einem freiberuflichen Reiseleiter, der u.a. für den Loose Verlag über Indonesien berichtet.

Morgen möchte ich mir nun das Visa für Australien besorgen und evtl. auch gleich den Flug nach Perth buchen. Dies wird mit Sicherheit eine ähnliche Rennerei wie in Medan werden, bei der ich mächtig ins Schwitzen kommen werde. Hoffe nur, dass alles so problemlos verläuft wie vermutet.

Das was ich bisher gesehen habe war teurer als in Medan und dort sagte man mir, dass alles in Jakarta wesentlich günstiger wäre.......

Abwarten und Tee trinken.

Gruß Weltumradler  

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