Lebenstraum Weltumradlung


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Neuester Beitrag: 21.09.16 23:03
Eröffnet am:07.04.13 21:19von: weltumradlerAnzahl Beiträge:2.406
Neuester Beitrag:21.09.16 23:03von: CatalinaLeser gesamt:374.541
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6713 Postings, 5416 Tage weltumradler286. Tag, 106km (17.893km) Sa. 16.12.2000

 
  
    #451
4
06.09.13 21:00
Mann oh Mann, der heutige Tag hat es ganz schön in sich gehabt, in vielerlei Hinsicht. Knappe 8h reine Fahrzeit war ich unterwegs und brachte es auf einen Schnitt von 13,5km/h. Ich glaube schon, dass der heutige Tag die Königsetappe des Nord-West Circles war. Da die nächste Etappe nach Tuam Ciao ebenfalls anstrengend sein soll, habe ich mich für einen weiteren Ruhetag hier in Lai Chau entschlossen. Dies hat allerdings zur Folge, dass ich nun fast keinen Freiraum für weitere Relaxtage habe, denn ich möchte an "Heiligabend" eigentlich wieder in Hanoi sein.

Wie in letzter Zeit eigentlich immer bin ich auch heute gegen 6.00 aufgestanden um eine 3/4h später abfahrbereit zu sein. Zwar schaute der Himmel recht dunkel aus, doch dies war ich in den letzten Tagen ja schon gewohnt. Sicherheitshalber richtete ich mich und das Gepäck auf einen Regentag ein, doch das Wetter hielt, gegen Mittag kam sogar gelegentlich die Sonne zum Vorschein.

Zu Beginn des heutigen Tages wusste ich mal wieder nicht wie viele km es nach Lai Chau wären, ich schätzte die Entfernung auf 100km.

Nach ca. 5km kam ich abermals wieder auf Schotter bzw. roter Lehmboden und diese Straßenverhältnisse blieben mir bis zum Zielort treu. Es gab zwar keine km langen Anstiege mehr, doch das ständige bergauf, bergab zehrte doch sehr an den Kräften.

Den längsten Anstieg hatte ich gleich zu Beginn und schätze diesen so auf 4-5km, danach folgte eine ca. 20km lange Abfahrt. Aufgrund der Straßenverhältnisse musste ich aufgrund des nassen Untergrundes besonders beim Lehmboden auf der Hut sein, und mich abermals stark konzentrieren. Auf diesem Teilstück "flüchteten" dann mehrfach die Frauen vor mir und versteckten sich, vereinzelt auch die Kinder. Sie tarnten sich dabei so gut, dass ich sie überhaupt nicht sehen konnte. Dieses Verhalten ist mir ein Rätsel, oder waren es doch die vielen kriege der Vergangenheit?!, und zeigt mir eindeutig, in welch abgeschiedener Gegend ich mich derzeit befinde. ich bin mir ziemlich sicher, dass sich nicht viele Touristen in diese Gegend verirren. Wenn doch dann fahren sie mit den Bussen nach Sa Pa und haben keinerlei Möglichkeiten solche Geschehnisse zu erleben.

Nach 32km erreichte ich den Ort Pa Tam, und hier machte ich meine einzige Rast am heutigen Tag. Zu essen gab`s einige Mandarinen sowie etwas Süßes. Ach ja, getrunken habe ich auch noch etwas und zwar eine Coke oder besser gesagt eine Cola. bei einem Stand wollte man für das Zuckerwasser 5.000 Dong von mir, 2m weiter gerade einmal die Hälfte.....

Kurz nach der Pause sah ich das erste mal ein Hinweisschild nach Lai Chau, und dieses zeigte mir die Entfernung von 74km an. Von nun an wusste ich, dass es ein ganz schön langer Tag werden würde, denn ich kalkulierte mit einem Schnitt von ca. 12km/h. Die Abfahrten fahre ich äußerst Materialschonend und somit ist ein schnelleres Vorankommen nicht möglich.

Die Strecke nach Lai Chau war dann mal wieder vom Allerfeinsten und das erste mal in Vietnam konnte ich größere zusammenhängende, wohl ursprüngliche Waldgebiete sehen. Leider konnte ich des öfteren auch Kahlschlag beobachten und ich bin mir sicher, dass sich die Einheimischen hierüber groß keine Gedanken. Verübeln kann man es ihnen nicht, hier wäre die Regierung gefordert. Neben der Holzindustrie ist der Export von Opium eines der wichtigsten Einnahmequellen der Gegend. Laut meines LP wird die Ware nach China, Thailand sowie in den Westen verkauft......

Ich folgte nun fast ausschließlich dem Fluss Song Da und bei den Ortsdurchfahrten wurde ich teilweise frenetisch begrüßt. Schade dass in diesen Dörfern kein Hotel war, denn sonst hätte ich wohl in einem übernachtet. Vielleicht wäre ich ja auch bei Einheimischen untergekommen, doch aufgrund der Verständigungsprobleme wollte ich dies dann auch nicht.

Nachdem ich Lai Chau erreicht hatte gönnte ich mir erst einmal ein Bier, und suchte mir dann für 50.000 Dong ein einfaches Hotel.

Gruß Weltumradler

http://vietnamsurprise.com/wp-content/uploads/...i-chau-vietnam-1.jpg
http://www.hpgrumpe.de/viet_nam/bilder_norden/vietnam_1992_00762.jpg
http://farm9.staticflickr.com/8358/8344374145_b8fd2cb0c0_z.jpg
http://www.tsttourist.com/UserFiles/Image/Lai%20Chau/lai%20chau.jpg  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler287. Tag, 0km (17.893km) So. 17.12.2000

 
  
    #452
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06.09.13 21:47
Es ist jetzt 9.30 und da wir heute Sonntag habe gönne ich mir das erste mal in meinem Leben einen Frühschoppen und trinke ein Bier. Das Bier schmeckt recht gut, hat 3,8% und ist zudem billig.

Den Ruhetag heute habe ich richtig getimet. Meine Beine fühlen sich recht platt an und ein radeln hätte bestimmt keine Freude bereitet, oder wäre recht anstrengend geworden. Schade ist nur, dass das Wetter zwar bewölkt ist, diese stehen jedoch hoch und ich hätte vermutlich eine gute Sicht gehabt. Laut dem frz. Bikerpärchen soll das Teilstück von Lai Chau nach Tuan Giao der schönste Teil des circles sein.

heute morgen bin ich dann gegen 8.00 losgezogen und habe mir den Markt im Ort angesehen. Es gab dort allerlei Köstlichkeiten zu kaufen doch stärkte ich mich lediglich mit einem Kaffee.

Nicht all zu weit von hier, im 100km entfernten Dien Bien Phu, hat wohl die entscheidende Schlacht im 8 jährigen franco-Viet Minh Krieg (1946-1954) stattgefunden. Am 6. Mai 1954 überrannten die Vieth Minh die frz. Bunker und Schützengräben. Alle 13.000 Franzosen wurden entweder getötet oder festgenommen, die Zahl der getöteten Vietnamesen wird auf 25.000 Soldaten geschätzt. Der Angriff erfolgte nach einer 57 tägigen Belagerung der Stadt.

Anfang des Jahres wurde die Stadt, das Tal von den Franzosen eingenommen um den Vietnamesen den Zugang zu Laos, liegt gerade einmal 16km entfernt, zu verhindern. Obwohl die Franzosen eigentlich die "besseren" Waffen hatten, hatten sie nie eine richtige Siegchance. Ho soll einmal zu den Franzosen gesagt haben:" selbst wenn ihr 10 von uns tötet, und wir nur einen von euch werden wir diesen Krieg gewinnen....". Während des gesamten Franco-Viet Minh Krieges starben insgesamt 35.000 Franzosen, 48.000 wurden verletzt. Die Zahl der gefallenen Vietnamesen war um ein vielfaches höher.....

2 1/2 Monate später wurde die Genfer Konferenz unterzeichnet und das Land wurde in Nord- und Südvietnam geteilt. Man beschloss den Ben Hai River als Grenzfluss und während der nächsten 300 Tage hatten die leute freien Durchgang.

Es ist jetzt kurz nach 17.00 und soeben habe ich in einem Hotelrestaurant, dem einzigen in diesem Ort, Reis mit Vegetables bestellt. das essen kostet hier doch fast das 3fache wie auf der Straße, weshalb ich auch das günstigste bestellt habe.

Heute Mittag habe ich noch ein wenig im Vietnam LP geschmökert und danach abermals meine Kette gereinigt. Die Schotter- und Lehmpisten der letzten Tage haben doch deutliche Spuren hinterlassen. Seit Ankunft in Hanoi ist der Himmel heute Abend das erste mal wolkenlos und so genieße ich sichtlich die kühlen Abendstunden.

ich hoffe nur, dass es morgen genauso ist.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler55. Wissenswertes - Indochinakrieg

 
  
    #453
4
06.09.13 21:57
oder auch franco - Vieth Minh Krieg genannt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Indochinakrieg

und danach folgten weitere kriege gegen die amerikaner bzw. später der roten Khmer......
und davor gab es noch den gegen china.

gruss weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler288. Tag, 95km (17.988km) Mo. 18.12.2000

 
  
    #454
4
07.09.13 08:56
Ursprünglich dachte ich ja, dass ich bereits vorgestern meine Königsetappe hier auf der Nordwest Schleife hatte, wie man sich doch täuschen kann. Die heutige Etappe war eine der schwierigsten überhaupt und wäre im untrainierten Zustand nicht zu bewältigen gewesen. Obwohl die Straßenverhältnisse wirklich gut und ich zudem noch einen Ruhetag hatte, brachte ich es heute gerade einmal auf einen Schnitt von 12km pro Stunde.

So anstrengend die Etappe auch war, genauso schön habe ich das Umfeld empfunden. Vermutlich hatte ich heute meinen schönsten Vietnamtag mit etlichen Highlights.

Angefangen hat es heute morgen mit einem richtig steilen Anstieg, sodass der Rentnergang des Öfteren benutzt werden musste. Dieser dauerte so knappe 15km und wurde mit einem Schnitt von mageren 7 km/h bewältigt. Im Himalaya war ich auch nicht langsamer unterwegs..... Das schöne, ja geradezu phantastische war, dass ich währenddessen wie Phönix aus der Asche aus dem Nebel emporstieg. Es war das erste mal, seit der Olympbesteigung, dass ich über den Wolken/Nebel war.

Oben angekommen staunten die Leute dann doch etwas ungläubig über den grazy german. Für mich persönlich war es ein sehr emotionales Feeling, endlich mal wieder die Sonnenstrahlen auf seiner Haut zu spüren, und unten die verhangenen Berghänge zu sehen.

Die Berge waren zu Beginn des Tages recht häufig bewaldet, später wurden sie niedriger und kahler. All zu gerne hätte ich gewusst, wann der Kahlschlag stattfand. War dieses Gebiet vor den Kriegen bewaldet, so wäre ein auffinden der Vietnamesen wohl schier unmöglich gewesen.

Bei jeder Anhöhe bzw. Tal waren Siedlungen und die Ortsdurchfahrten erinnerten mich sehr an die Tour de France bzw. deren fanatischen Anhänger. Die Freude über eine Abwechslung des Alltages wenn ich hier erscheine lässt sich nur schwer beschreiben. Bei den zahlreichen Anstiegen kommt es dann schon oft vor, dass einem 10-30 Kinder hinterher rennen ohne zu betteln. Nach wie vor flüchten allerdings auch Leute vor mir, vielleicht aus Erfahrung der vielen Kriege in der Vergangenheit.

Insgesamt machte ich heute gerade einmal 2 Pausen, die Fotopausen ausgeschlossen. Ich hatte mir ernsthaft überlegt jetzt doch mal in einem der Dörfer zu übernachten doch über was sollten wir uns unterhalten. Was wäre wenn...., die Leute mich als Ami oder Franzose outen würden? Auch musste ich ständig an meine Eltern denken, die ernsthaft Ende der 60er Jahre daran dachten einen Vietnamesen zu adoptieren... - trotz Großfamilie mit 5 Geschwistern....

Das schöne bei diesen Ortsdurchfahrten waren dann auch deren fantastische Lage. Überall standen die zahlreichen Reisfelder unter Wasser, und die Leute waren mit der Saat beschäftigt. Die Wasserbüffel suhlten sich im Schlamm, Entenfamilien schwammen in den künstlich "Teichen" umher und teilweise wurden auch die Dämme repariert.

Tuam Giao liegt auch in einem Tal und bevor ich das Zentrum erreicht fuhr ich etliche km entlang der zahlreichen Reisfelder. Der größte Damm bildete dann die Straße, welche die Felder voneinander trennte. Hier im Ort bin ich dann für 70`Dong untergekommen, nachdem man zuerst 100 verlangte.

Gruß Weltumradler

Bilder, die mir Vietnam so ans Herz legten.

http://farm4.staticflickr.com/3244/2291292866_5dd151f328_z.jpg?zz=1
http://farm3.staticflickr.com/2255/2290500697_d1d757738c_z.jpg?zz=1
http://farm2.staticflickr.com/1227/5145454726_8ca03321f4_z.jpg
http://www.visualphotos.com/photo/1x7873292/...vietnam_V58-691596.jpg
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6713 Postings, 5416 Tage weltumradler289. Tag, 85km (18.073km) Di. 19.12.2000

 
  
    #455
4
07.09.13 10:16
Der heutige Tag hatte es abermals in sich, und laut eines frz. Motorradfahrer sollte sich dies auch bis Hanoi nicht mehr ändern. Beim Start in Hanoi hätte ich nicht gedacht, dass das Streckenprofil so anspruchsvoll sei.

Auf den ersten 6-7km fuhr ich mal wieder im Nebel entlang der Reisfelder des Tales, und danach folgte ein 12km langer Anstieg, der es in sich hatte. Natürlich spürte ich die Anstrengungen des Vortages und mehrmals zeigten Hinweisschilder eine Steigung von 10-12% an. Dies hatte zur Folge, dass ich größtenteils den kleinsten Gang benutzen musste, teilweise gar aus dem Sattel stieg um für kurze Zeit im Wiegeschritt zu treten, eine Sache die mir nicht sonderlich liegt. Teilweise war es so steil, dass ich das Körpergewicht über den Lenker verlagern musste damit das Vorderrad nicht abhob. Der Nebel war schnell verflogen, die Anstrengungen blieben.

Die Landschaft selbst war so gut wie baumlos, Reisfelder existierten an diesen Steilhängen nicht. Es gab weniger Orte als in den Tagen zuvor, auch hatten die Einwohner ihre "Schüchternheit" gegenüber meiner Person abgelegt. Bei diesem Anstieg führte die Straße auf den höchsten Punkt des Gebietes.

Oben angekommen sah ich unzählige grüne Hügel, ein wirr/warr der Natur. Danach ging es logischerweise bergab und auf relativ gutem Asphalt konnte ich es ordentlich laufen lassen. Relativ bald merkte ich, dass die km Angaben meines LP nicht stimmten. Anstatt der beschrieben 70km von Tuan Giao nach Son La waren es dann doch stolze 15km mehr. Für einen Radler wie mich bedeuteten diese "unkorrekten" Angaben immerhin einen Mehraufwand von ca. 1 Stunde Fahrzeit.

In Thuan Chau bzw. einigen km davor machte ich Pause und aß in einem Comphu zu Mittag. Es gab Reis mit Vegetables und pork, dem Standardessen hier in Vietnam. Ich war zu diesem Zeitpunkt richtig platt und benötigte die Pause dringendst.

Danach wurde das Fahren zum Glück einfacher und gegen 15.00 erreichte ich den Zielort Son La. Dieser sieht doch wesentlich moderner, touristischer aus als die vorherigen und so war ich dann doch überrascht, dass ich für 50`Dong in einem Hotel untergekommen bin, und dies gleich beim ersten Versuch.

Bisher lag mein Tagesbudget hier in Vietnam bei ca. 25 DM pro Tag, eigentlich hatte ich mit mehr gerechnet. Das teuerste sind die Hotels, wobei die Standards auch wesentlich besser sind als die in Zentralasien. Ein wirklich gutes, schmackhaftes Essen kostet zwischen 2-3 DM.

Die nächsten beide Tage müsste es eigentlich lockerer werden, da jeweils nur 60km geplant sind. Bis Hanoi sind es noch 320km und sollte ich in den nächsten 4 Tagen durchfahren müsste ich die Hauptstadt am 23. erreichen können.

Gruß Weltumradler

http://sapapathfinder.com/images/image/maps/Dien_Bien_-_Son_La.jpg
http://vietstyleholiday.com/wp-content/uploads/2012/02/Son-la.jpg
http://www.livevietnam.co.uk/images/...-vietnam/original/Son-La-2.jpg  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler290. Tag, 65km (18.138km) Mi. 20.12.2000

 
  
    #456
3
07.09.13 13:24
Kurz vor 14.00 sitze ich in Yen Chau in einer Straßenkneipe und trinke ein Bia Hoi. Dieses Bier wird in äußerst schmutzigen 1,2l Plastikflaschen abgefüllt, hat einen Alkoholanteil von 2-3% und schmeckt recht gut. Die Bottle kostet ca. 1 DM und ist somit eines der billigsten Getränke.

Wie ich den heutigen Tag so einstufen soll weiß ich nicht so recht, allerdings ist er ja auch noch nicht vorüber. Fahrerisch war er bei weitem nicht so anstrengend wie die Tage zuvor, sodass ich mich recht gut erholen konnte. Die Landschaft war zwar nicht mehr ganz so spektakulär, würde sie dennoch als schön bezeichnen. es gab eigentlich keinen richtigen Anstieg zu bewältigen, sodass ich das schlimmste wohl hinter mir haben müsste. Die Auskunft der Franzosen trifft wohl nicht zu, denn sie konnten ja nicht wissen was für ein Streckenprofil ich im Nordwesten zu bewältigen hatte. Es ging zwar auch heute fast ständig bergauf, bergab doch konnte fast alles im mittleren Ritzel befahren werden. Dennoch fühlte ich mich schlapp was vermutlich auf die anstrengenden Vortage zurückzuführen ist.

Meinen ersten Stopp legte ich gleich zu beginn ein und zwar am Ortsende von Son La. Dort gönnte ich mir 4 in Fett gebratenen süße Gebäcke. Das schöne am Radeln ist halt schon, dass man keineswegs auf die Kalorien achten muss und eigentlich immer das Essen kann wozu man gerade Lust hat.

Auf halber Strecke gönnte ich mir dann 2 große Kaffees in My Son. Dort unterhielt ich mich längere Zeit mit einem aus Hanoi stammenden Tabak Einkäufer. Er war mit dem Motorrad unterwegs und ich meinte nur, dass ich keinerlei Tabakplantagen gesehen hätte. Er klärte mich dann auf und meinte, dass die Felder weiter im Landesinneren seien, fernab von der Hauptstraße 6.

Der District Yen Chau ist laut meines LP vor allem für seine Bananen, Mangos und Äpfel berühmt. In dem Ort bin ich dann auch für 50`Dong untergekommen und dann ist es passiert....... Was?!.., na meine Lenkertasche ist auf einem Pfosten stehend aus einer Höhe von ca. 1m auf dem Boden gefallen. Ich öffnete sofort die Fototasche und sah etliche Risse in meinem UV Filter. Dieser lässt sich nicht mehr abschrauben und ich weiß nicht, ob die Folgen des Sturzes hierfür verantwortlich ist. Auch kann ich derzeit nicht feststellen, ob etwas an der Kamera beschädigt wurde. Ich hoffe nur, meinen eingelegten Dia Film in Hanoi entwickeln lassen zu können um zu erkennen, ob der Foto noch funktioniert. Wäre schon übel, wenn ich jetzt bereits meine 2 Kamera geschrottet hätte. Die Tasche ist übrigens erst nach ca. 30 Sekunden gefallen.......

Gruß Weltumradler  

5298 Postings, 5270 Tage cyphyteGlückwunsch

 
  
    #457
07.09.13 13:26

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler291. Tag, 55km (18.193km) D0. 21.12.2000

 
  
    #458
3
07.09.13 16:14
Der heutige Tag war zwar nicht anstregend, allerdings auch kein ride with one hand in the pocket. So ca. 50km ging es bergauf, wobei es 8km ganz schön in sich hatten. Der Rest konnte mit dem mittleren Ritzel bewältigt werden. Erschwerend kam jedoch hinzu, dass ich größtenteils Gegenwind hatte.

Als ich heute morgen losfuhr blickte ich äußerst skeptisch gen Himmel, und sah recht dunkel ausschauende Wolken. aufgrund des auffrischenden Windes hoffte ich dennoch, dass das Wetter halten würde. Es hielt, und jetzt kurz vor 14.00 scheint sogar die Sonne.

Aufgrund des kühlen Morgens gönnte ich mir bereits bei der Ortsausfahrt eine Nudelsuppe, welches hier im Norden des Landes zu meinem "Standardfrühstück" geworden ist. Es ersetzte so zusagen die 4 Eier Omletts welche es in Zentralasien gab. Kurz darauf stieß ich auf den Fluss Nam ???, dessen Ufern ich die ganze Zeit über folgte. Da das Gefälle nicht allzu steil war haben die Leute oft Staudämme gebaut, so wie ich dies früher an unserem Dorfbach bzw. Dreisam gemacht habe. Das Wasser wurde jeweils auf eine Höhe von ca. 1m gestaut, und zahlreiche Kabel waren zu diesen gelegt. Das andere Ende der Kabel befanden sich jeweils bei den zahlreichen Hütten. Ich könnte mir vorstellen, dass die Leute mit den vorhandenen Laufrädern Strom erzeugen.

Gemäß meines 95er LP soll in dieser Gegend der beste Tee Vietnams angebaut werden, entsprechende Plantagen hatte ich jedoch nicht gesehen. Das meiste was ich ausmachen konnte waren Bananenstauden.

Die Leute hier, so ca. 200km vor Hanoi, sind nicht mehr ganz so euphorisch mir gegenüber. ich werde nur noch "lediglich" mit einem Hallo bzw. lächeln begrüßt.

Der Nordwest circle neigt sich nun dem Ende entgegen, und falls ich die Hauptstadt tatsächlich bereits in 2 Tagen erreichen sollte stehen mir noch 2 anstrengende Radlertage bevor. Wie weit ich morgen fahren werde weiß ich noch nicht, möglichst weit jedenfalls. Ich mache dies von meiner körperlichen Verfassung sowie dem Streckenprofil abhängig. Eigentlich wollte ich Hoa Binh erreichen was stolze 110-120km sein dürften. Eigentlich müsste es jedoch größtenteils bergab gehen, lassen wir uns doch überraschen denn ich kann es ja eh nicht ändern.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler292. Tag, 123m (18.316km) Fr. 22.12.2000

 
  
    #459
4
08.09.13 09:35
Nach 7,5h Treterei trennen mich jetzt gerade noch 80km von Hanoi und danach habe ich den ersten Teil meines Vietnam Aufenthaltes hinter mir gebracht.

Gestern Nachmittag habe ich noch die 2. Halbzeit eines Fußballspieles in Moc Chau angesehen. So 2.000 - 3.000 Zuschauer dürften anwesend gewesen sein und von Taktik war wenig zu sehen, es ähnelte mehr einem kick and rush. Zwei Sachen sind mir dann doch aufgefallen. Zum einen spielten einige der Balltreter barfuß, einer hatte gar nur einen!!! Schuh an und das Spiel wurde live übertragen und vom Stadionsprecher entsprechend laut kommentiert. Meine Anwesenheit erweckte teilweise mehr Aufmerksamkeit als das Spiel und so versammelte sich eine Zuschauertraube um meine Person obwohl ich gar kein Tor geschossen hatte.... Andere Länder, andere Sitten halt wie so oft seit Tourbeginn.

Am Abend wurde ich erstmals von einem Hotelier geweckt. Er wollte eigentlich nur meinen Pass den er der Polizei vorlegen musste. Am anderen morgen fuhr ich dann gegen 6.45 los, natürlich mit meinem Pass.

Heute morgen war es dann mal wieder recht frisch und ich überlegte einige Zeit ob ich mit meinen Strapsen und Windjacke losradeln sollte oder nicht. Nach Moc Chau ging es für einige km steil bergauf, sodass ich nicht frieren musste. Obwohl ich jederzeit den Hauch meines Atems sehen konnte zog ich die kurze Variante vor.

Nach ca. 20km gab`s den ersten Stopp und zum Frühstück gönnte ich mir 8 Bananen sowie 2 süße Stückchen. Es folgte ein weiterer ca. 6km langer Anstieg doch danach ging es größtenteils bergab, sodass ich heute immerhin auf einen Schnitt von über 16km/h kam. Schade war, dass ich heute größtenteils im Hochnebel fuhr und ich somit keine guten Sichtverhältnisse hatte.

Zu Mittag gab`s dann eine riesen Portion Reis mit 2 Spießen, das ganze kostete umgerechnet 1,50 DM. Was danach folgte war ein äußerst schöner Streckenabschnitt. Ich näherte mich Vietnams größten Stausee, dem Song Da, und wollte eigentlich im Ort Da Bac übernachten. Im einzigen Guesthouse vor Ort wollte man 40`Dong, später 30`für ein Bett in einem Dorm, hatte jedoch das Gefühl, dass man mich dort abzocken wollte. So entschloss ich mich für die weiterfahrt und sah unterwegs etliche "Felsberge", den See konnte ich von der Straße aus nicht erkennen.

Ich fuhr nun 25km weiter nach Hoa Binh und bin dort im einzigen Hotel für stolze 70`Dong in einem Dreibettzimmer untergekommen. Es ist ein einfaches Hotel und der Waschraum = Toilette liegt außerhalb. Für ein normales Zimmer, höchstwahrscheinlich äußerst luxeriös wollte man stolze 18 US$. Morgen hoffe ich nun Hanoi zu erreichen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler293. Tag, 75km (18.391km) sa. 23.12.2000

 
  
    #460
5
10.09.13 17:30
Nach exakt 1.050km habe ich Hanoi gegen 13.30 erreicht und bin glücklich den northwest circle erfolgreich gemeistert zu haben. glücklich deshalb, weil es wesentlich anstrengender war als ich gedacht hatte. Wieviel Schweiß geflossen ist weiß ich nicht, einige Becher voll werden es wohl gewesen sein. Die Anstrengungen wurden jedoch mit äußerst freundlichen Leuten sowie schöner Landschaft, sofern sichtbar, belohnt.

Der heutige Tag begann jedoch nicht sonderlich gut, denn ich wollte heute morgen unbedingt meinen defekten UV Filter abschrauben. Mit der mitgeführten Rohrzange war ich wohl ein wenig zu grobmotorig und habe mein Objektiv beschädigt. Der Filter muss sich beim Sturz so beschädigt haben, dass er sich von Hand nicht mehr lösen lässt. Aufgrund meiner unangemessenen Gewalt sprang das Glas des Filters aus der Umrandung.

Vermutlich muss ich mich nun nach einem neuen Objektiv umschauen, da dies wohl nicht mehr einwandfrei arbeitet. Fotografieren kann ich derzeit jedoch noch, es ist aber äußerst umständlich und Schnappschüsse wohl nicht mehr möglich. Ich hoffe nur, dass die Kamera aufgrund des Sturzes noch einwandfrei arbeitet.

Das Radeln selbst war heute absolut easy und je mehr ich mich Hanoi näherte, desto stärker wurde der Verkehr. Es ist schon verrückt wie viele Mofa-/Mopedfahrer hier unterwegs sind.....
http://bilder4.n-tv.de/img/incoming/origs685999/.../hanoi-verkehr.jpg
http://faszination-suedostasien.de/wp-content/.../hanoi_Verkehr_3.jpg

Ich selbst bin nun im gleichen Hotel wie zu Beginn meines Vietnamaufenthaltes untergekommen und der Preis konnte von 84`auf 70`Dong gedrückt werden.

Am Mittag habe ich dann seit langer Zeit mal wieder ein Internetcafe aufgesucht und E-Mails von Frederic, Eric, Jürgen, Julia, Tini und Dietrich gelesen. Mich selbst hat es schon gefreut, dass außer den Familienangehörigen und Freunden auch Bekannte, welche ich erst während meiner Tour kennengelernt habe sich nach meinem Wohl erkundigt haben. Nach all der Euphorie gab es doch eine schlechte Nachricht, das Päckchen welches ich von Calcutta aus versendet habe ist noch nicht angekommen....... an die Eltern habe ich dann noch ein ausführliches E-Mail geschrieben.

Beim Aufsuchen des Hotels wurde ich von 2 Motorradfahren auf der Straße angesprochen, welche mich bei meinem Circle gesehen haben. Sie selbst hielten es für fast unmöglich, welche Strecke ich den letzten Wochen zurückgelegt hatte. Auch teilten sie mir mit, dass sie sich noch Tage nach meiner Sichtung über den grazy german unterhalten hatten.... - welch Ehre dachte ich mir.

Heute Abend habe ich mich dann noch mit einem 69 jährigen, ehemaligen Journalisten unterhalten. Er liebt Beethoven über alles, baut gerade sein 2. Haus für gerade einmal 50`US$ und war von meiner Reise ebenfalls begeistert.

Für mich selbst ist das radeln mittlerweile ja zum Alltag geworden, so wie z.b. die tägliche Arbeit in den Reisfeldern. Diese Erlebnisse machen mir dann jedoch deutlich, welch verrücktes Unternehmen ich derzeit lebe.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler294. Tag, 0km (18.391km) Sa. 24.12.2000

 
  
    #461
5
10.09.13 18:13
Jetzt um 14.00 sitze ich am lieb gewonnen Kiem Lake und genieße den herrlichen Tag. Die Temperaturen sind um 20 Grad und es weht ein laues Lüftchen. Soeben habe ich Jutta und Thomas eine Karte schreiben, möchte jetzt noch ein wenig Tagebuch schreiben und später ins Internetcafe gehen, um die Badische Zeitung zu lesen. Heute Morgen habe ich dann nochmals Irina eine Mail geschrieben. Thomas hatte mir auch ein ausführliches Mail geschrieben und dies hatte mich dann doch gefreut.

Danach war ich mal wieder ausschließlich mit der Kamera beschäftigt. Ich fand eine Reparaturwerkstatt die mir den Foto bzw. das Objektiv für 10 US$ reparieren wollte. Nachdem das Objektiv abgenommen wurde klappte der Spiegel meiner Spiegelreflex hoch und der Mann meinte, dass die nicht mehr reparabel wäre. Wut stieg in mir empor und im inneren spekulierte ich mit dem Kauf einer 2. Kamera. Mindestens 2h hielt ich mich in diesem Shop auf und liebäugelte mit einem Kauf eine Canon AE1, doch ist mir der Preis von 250 US$ doch zu teuer. Das Zoom reicht von 35-135 oder 28-200.

Kurz darauf fand ich eine 2. Werkstatt und der Mann meinte, dass ich das Objektiv bereits in einer Stunde abholen könnte. Für 120`Dong wollte er es mir reparieren.......

Meine in Quetta (Pakistan) gekaufte Yashika lässt sich hier in Vietnam anscheinend kaum verkaufen, und so wollte ich auf keinen Fall 2 Apparate mit mir rumschleppen. Den eingelegten DIA Film habe ich auch zum Entwickeln gegeben und bin auf das Ergebnis gespannt. Ich wollte wissen ob die Innereien, sprich die Elektronik den Sturz unbeschadet überstandet hat und habe so noch schnell ein paar Bilder geschossen.

Kurz nach 19.00 sitze ich alleine in einem Künstercafe und trinke ein Hanoi Bier. Das mit der Reparatur der Kamera hat geklappt, doch bin ich mit dem Ergebnis des entwickelten Filmes nicht zufrieden. Es war ein ASA 200er Film und etliche Bilder sind doch überbelichtet. Die schlechtesten Ergebnisse erzielte ich mit dem defekten UV Filter. Ich habe jetzt einen 100er ASA Film eingelegt und werde diesen in Ho Chi Minh (Saigon) entwickeln lassen.

In Bangkok werde ich mich auf alle Fälle nach einem neuen Zoom Ausschau halten, evtl. doch nochmals eine neue Kamera kaufen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler295. Tag, 0km (18.391km) Mo. 25.12.2000

 
  
    #462
5
11.09.13 18:12
Mit 11.00 ist es zwar noch recht früh am Tag doch gönne ich mir einen Kaffee am Kiem See. Dieser See hat es mir doch sehr angetan und hier kann ich so richtig gelassen die Seele baumeln lassen. Den heutigen Tag habe ich dann auch fast ausschließlich mit der Visaverlängerung verbracht.

Das Hotel wollte ja bekanntlich 26 US$ für die Verlängerung, recht viel wie ich dachte. Ich "mietete" mir einen motorisierten Mopedfahrer, diese ersetzen hier die Rikschafahrer, und fuhr mit ihm zum Immigration Office. Diese wiederum verwiesen mich an eine travel agency, welche wiederum mit der Regierung zusammen arbeitet. Die Visa Verlängerung kostet mich jetzt "nur" 25 US$ und wenn ich dies gewusst hätte, hätte ich mir die ganze Arbeit auch sparen können. Man Garantierte mir jedoch eine 30 Tageverlängerung und diese soll ich am Mittwoch abholen können.

Dass Vietnam nicht christlich orientiert ist erkennt man an der Tatsache, dass am 1. Weihnachtsfeiertag keine rechte Stimmung aufkommen mochte, auch hatte ich kaum Heimweh da so gut wie nichts an Weihnachten erinnerte - 1992/93 war dies in Neuseeland anders.

Bevor ich heute morgen gestartet bin hatte ich mir dann nochmals die Dias angeschaut und dieses mal fand ich das Resultat dann doch nicht ganz soooo schlecht wie bei der ersten Betrachtung. Oftmals waren einfach auch die Lichtverhältnisse nicht gut und ich als Amateur hatte einfach keine Chance.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler296. Tag, 0km (18.391km) Di. 26.12.2000

 
  
    #463
4
11.09.13 18:41
Kurz nach 8.00 sitze ich bereits in meinem Stammcafe und schlürfe einen Kaffee....

Gestern Mittag/Abend bin ich dann doch ganz schön versumpft. Ich traf den holländischen Reiseleiter wieder, er zeigte mir einen Platz wo das bia hoi gerade einmal 1.500 Dong kostete, und so schlürften wir eines nach dem anderen aus einem 0,3l Becher. Da der Alkoholgehalt gerade einmal ca. 3% beträgt konnte ich auch noch nach dem geschätzten 10. gerade heimlaufen. Wir saßen am Straßenrand auf kleinen Plastikstühlen, so wie es die Kinder teilweise bei uns im Garten haben. Ich genieße diese Situation wenn ich aus dem Getümmel heraus das Einheimische Alltagsleben beobachten kann.

Er selbst ist nun insgesamt 11 Jahre auf Achse und verbringt ca. 1-2 Monate pro Jahr in Holland, die restliche Zeit über verbringt er im asiatischen Raum. Er machte mir eigentlich Mut für das schreiben eines Buches doch ich weiß nicht so recht. Es gibt einfach zu viele die unterwegs sind und viele von ihnen liebäugeln mit "Kohlemachen" nach der Tour. Sei es einfach nur ein Buch oder gar eine Dia Show, meine bisher erlebten Stories fand er mehr als interessant.

Ich habe bisher jetzt ja schon viele Weltenbummler, Aussteiger getroffen und bei Gesprächen mit Ihnen merkte ich schnell, dass mich die meisten über die Art meiner Fortbewegung beneiden. Es ist ja auch ein fantastisches Gefühl nicht zu schnell vom Fleck zu kommen, die Naturgewalten zu spüren und mit den Einheimischen somit auch gut in Kontakt zu kommen. Langsam aber sicher wird mir erst bewusst, dass ich was ganz besonderes vor habe - just around the world.....

Dass ich des Radelns immer noch nicht müde bin merke ich auch an der Tatsache, dass es bereits jetzt schon wieder in den Beinen bzw. der Wade kribbelt sprich ich würde am liebsten weiterfahren, und zwar Richtung Süden mit dem großen Ziel des Mekong.

Bevor ich die Bierchen schlürfen ging habe ich noch die Northwest Zusammenfassung geschrieben, sodass ich jetzt wieder auf dem laufenden bin, ansonsten habe ich nicht allzu viel getan. Ich habe noch einige Mails geschrieben, zwei Stunden zu Mittag geschlafen und für morgen Abend ein Ticket für water puppet gekauft. Water puppet ist für alle Touris ein Muss hier in Hanoi und ich bin echt gespannt ob es mir gefallen wird.

Gestern hatte mich dann noch meine Managerin zwei mal versucht telefonisch zu erreichen, doch da ich unterwegs war misslang dies. In der Nacht, kurz nach 22.00 klingelte es abermals doch bis ich den Hörer in der Hand hatte wurde bereits wieder aufgelegt.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler297. Tag, 0km (18.391km) Mi. 27.12.2000

 
  
    #464
5
11.09.13 19:59
Auch heute habe ich groß nichts unternommen und so ist es schon gut, dass ich ab morgen wieder on the road bin. Das mit dem versendeten Päckchen lässt mir immer noch keine Ruhe, und sollte es tatsächlich verloren gegangen sein, wäre dieser Verlust so gut wie nicht bezahlbar. Ich hoffe, ja bete zu Gott, dass es doch noch eintreffen wird.

Wenn ich bedenke, dass ich bei Verlust kein einziges Dia von Indien bzw. Nepal hätte...... So bin ich dann doch ein wenig aufgewühlt heute Nachmittag nochmals ins Internetcafe gegangen um zu sehen ob das Päckchen mittlerweile doch angekommen sei. Gestern hatte mich Tini dann doch bei dem 6. Versuch erreicht, und wir hatten uns lange unterhalten - das Päckchen war allerdings nicht da. Die meiste Zeit war eigentlich ich am reden. Irgendwie ist es schon verrückt wenn ich überlege, was ich in den letzten Monaten alles erleben durfte - und die Daheimgebliebenen? Tini wollte mir hauptsächlich ein schönes Weihnachtsfest wünschen, auch wenn es mir hier in Hanoi nicht danach ist.

Heute Mittag bin ich dann zur travel agency gegangen und konnte mir für die vereinbarten 25 US$ meine Visaverlängerung abholen. Ich kann nun offiziell bis zum 05. Februar 2001 in Vietnam bleiben, doch werde ich es voraussichtlich Ende Januar Richtung Kambodscha verlassen.

Heute Abend habe ich mir dann mit dem water puppet etwas typisch vietnamesisches angesehen. Es handelt sich hierbei um eine 1.000 jährige Tradition, bei der in einem Theater Puppen mit Hilfe von langen Stangen, welche unter Wasser geführt werden, bewegt/geführt werden. Das Stück zeigte typische Szenen aus dem vietnamesischen Alltag, es wurde viel gelacht doch habe ich so gut wie nichts verstanden.

Gruß Welumradler

Bilder von water puppet
http://media-cdn.tripadvisor.com/media/photo-s/01/...ppet-theatre.jpg
http://medien.merian.de/bilder/2011-11/image-186967-pano_1.jpg
http://www.geo.de/reisen/community/bild/regular/197534/Holzpuppen.jpg
http://www.nr-19.com/PICS/2008_Vietnam/Bilder/VN_035.JPG
http://ostenlundahl.bloggsida.se/files/2011/01/IMG_5080.jpg

und strassencafe
http://www.vietnam-movie.com/bilder/hanoi/1-Hanoi.Still004.jpg  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler298. Tag, 97km (18.488km) D0. 28.12.2000

 
  
    #465
5
13.09.13 15:45
Nach 5!!! Ruhetagen hatte mich die Straße wieder, und es war ein absolut easy ride with one hand in the pocket. Bereits gegen 6.30 bin ich losgefahren und fühlte mich relativ fit. Wie durch auf ein Wunder fand ich die richtige Straße durch Hanoi ohne mich auch nur ein einziges mal zu verfahren. Kein Hinweisschild weit und breit, auch konnten, wollten? mir die Einheimischen nicht helfen.

Der einzige Ortshinweis war eine Ortschaft, welche nicht auf meiner Karte eingezeichnet war. Die Entfernung dorthin wurde mit knappen 50km angegeben. Erst nachdem mir ein Taxifahrer die richtige Richtung bestätigte war ich einigermaßen zufrieden.

Zu Beginn des Tages war der Verkehr erwartungsgemäß heftig, noch nervt er mich jedoch nicht. Wie ich auf das ständige Hupen der überholenden Autos, Mofas in einigen Tagen reagieren werde weiß ich jedoch nicht, bestimmt nicht erfreut......

Das Radeln selbst empfand ich heute als recht eintönig und befürchte fast, dass sich hieran in den nächsten Tagen nicht viel ändern wird. Dank eines starken Rückenwindes und trotz der Stadtdurchfahrt von Hanoi brachte ich es auf einen flotten Schnitt von über 20km/h. Daran erkennt man schon wie einfach das Streckenprofil heute war.

Mit dem Wetter hatte ich auch Glück. Obwohl es insgesamt dreimal angefangen hat zu tröpfeln wurde ich kein einziges mal nass. Nachdem es das erste mal angefangen hatte gönnte ich mir seit langer Zeit mal wieder eine Coke und stärkte mich in einem Comphu gleich mit 2 Nudelsuppen.

Nach 40 min. Pause fuhr ich weiter und bin dann eigentlich bis Ninh Binh durchgefahren. Das einzige was mir landschaftlich heute aufgefallen ist war die Tatsache, dass die Leute hier mit dem setzen der Reisfelder beginnen. Die Häuser an Straßenrand haben oftmals einen künstlich angelegten Teich in dem Fische gezüchtet werden. Auch hier gibt es überall überflutete Landstriche und ich bin wirklich gespannt, bestimmt nicht scharf darauf, ab wann es mit den Moskitos losgeht. Bis auf dem Campingplatz in Islamabad hatte ich eigentlich noch keine richtige Probleme mit den Plagegeistern.

Ach ja, mein liebes kleines Schwesterlein Mary hat heute ja noch Geburtstag und ich möchte ihr auf diesem Wege Happy Birthday sagen..., ein Anruf war mir einfach zu teuer.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler299. Tag, 102km (18.590km) Fr. 29.12.2000

 
  
    #466
5
13.09.13 17:35
Gestern Nachmittag sind noch 2 weibliche und ein männlicher Biker im Hotel aufgetaucht, und wollen ihren 3 wöchigen Vietnam Aufenthalt dazu nutzen, um von Hanoi nach Saigon zu radeln. Ich selbst ging ein wenig in mich und dachte nur, dass es wohl auch für sie schöne gewesen wäre den Nordwesten zu beradeln.

Mit dem Hotelier habe ich mich dann auch noch über die vielen wirklich schönen Häuser hier in Ninh Binh unterhalten. Des Rätsels Lösung ist eigentlich einfach. Die Hauptstraße wird durch den Ort 4 spurig ausgebaut und jene Anwohner, welche den Planierraupen haben weichen müssen, wurden hierfür entsprechend fürstlich vom Staat entlohnt. Die Gelder waren wohl so üppig, dass sie sich moderne Häuser haben leisten können. Geschlafen habe ich nach 2 Bia Hoi gut...

Heute morgen war ich bereits kurz vor 7.00 startklar und durch eine dünne Wolkendecke erschien ab und zu das Morgenrot. Obwohl ich gestern wirklich einen easy ride hatte spürte ich meine Beine, vielleicht war die 5 tägige Pause einfach zu lang?.

Das Radeln selbst hat dann doch mehr spaß gemacht als gestern. Zum einen empfand ich den Verkehr nicht mehr ganz so stark, zum anderen war das Fahren abwechslungsreicher. Ab und zu gab es ein paar Kurven, zweimal musste ich gar schalten und "Anstiege" in Angriff nehmen. Das Wetter war schön und ebenfalls der Anblick die Leute bei ihrer Kollektivarbeit dem des Reissetzen zuzusehen. Dabei konnte ich auch beobachten, dass die Setzlingen in speziellen Beeten zuvor gezogen wurden. sehr viele Leute sah ich heute auf den Reisfeldern, im Süden des Landes wird vermutlich das ganze Jahr über geerntet.

Die Straße, der Highway No.1 ist in einem äußerst guten Zustand, und ab und zu muss ich eine Mautstelle passieren doch hatte ich als Radler bisher immer freies Geleit.

Hier in Tinh Gia bin ich dann im einzigen Hotel für 60`Dong untergekommen. Der sprach einige Sätze in Deutsch, da er Anfang der 90er Jahre einige Jahre in Leipzig gearbeitet hatte. Die ist mir hier in Vietnam schon aufgefallen, dass Anfang der 90er Jahre einige Leute in Ostdeutschland gearbeitet hatten. es hat wohl noch mit den sozialistischen Verbindungen der damaligen Zeit zu tun.

gespannt bin ich nur, was ich nachher bzw. morgen früh wirklich bezahlen muss. Als ich vorhin zahlen wollte, wollte eine Frau plötzlich 80`Dong.

Gruß Weltumradler

 

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler300. Tag, 88km (18.678km) Sa. 30.12.2000

 
  
    #467
5
13.09.13 21:12
Mit dem 300. Tourtag habe ich heute doch ein kleines Jubiläum zu feiern, und der Jahrestag nähert sich unaufhörlich. Zu Startbeginn konnte mir nun wirklich keiner sagen, dass ich wirklich so lange unterwegs sein würde. Nach 150 Tourtagen hatte ich stolze 10.995km zurückgelegt, in der 2. Hälfte waren es gerade einmal 7.683km und habe bei allem sehr viel erlebt. Ich brauche kein Prophet zu sein denke aber, dass ich in den nächsten 150 Tagen wieder deutlich mehr strampeln werde.

Der heutige Tag hatte eigentlich gar nicht so gut angefangen. Gestern Abend noch gegen 21.00 Uhr, ich hatte schon geschlafen, gab es eine kleine Diskussion über den Preis der Übernachtung. Ich gab dem Mann jedoch zu verstehen, dass ich nicht bereit wäre mehr als die zuvor ausgehandelten 60`Dong zu zahlen. Dieser Betrag wurde von mir dann auch heute morgen bezahlt.

Nach 2 Tassen Tee fuhr ich auf nasser Fahrbahn los und bemerkte nach 4km, dass ich meinen Helm vergessen hatte. Diesen trug ich ja zu beginn der Tour täglich, jetzt trage ich ihn eigentlich nur wenn ich muss, in Australien soll z.B. Helmpflicht bestehen, oder auf gefährlichen Teilstücken wie Abfahrten bzw. mit starken Autoverkehr. Ich radelte zurück und musste zudem feststellen, dass mein Tacho nichts mehr anzeigte.....

Den Helm erhielt ich ohne Probleme, der Tacho hat einen Wackler und für die Zukunft weiß ich bescheid.

Das Radeln selbst wird von Tag zu Tag besser bzw. interessanter. Dies liegt u.a. am abflauenden Verkehr, zum anderen an der abwechslungsreicher werdenden Landschaft. So fuhr ich heute natürlich wieder entlang frisch gesetzter Reisanbaugebiete, überfluteter Reisfelder und sah zudem die größten Maisfelder Asiens, gem. meines LP. Die Anzahl der Maiskolben pro Pflanze lässt sich jedoch nicht mit denen in Europa bzw. Deutschland vergleichen. Der ertrag pro Hektar wird bei uns mit Sicherheit wesentlich höher sein.

Hier in Vinh bin ich abermals für 60`Dong in einem Khach untergekommen. Vielleicht wäre ja noch ein günstigerer Preis drin gewesen, da ich diesen lediglich um 10`drücken konnte.

Gegenüber den 95er Jahren hat sich anscheinend doch einiges geändert denn so gut wie jedes Hotel darf jetzt Reisende aufnehmen. Somit wird das Land doch günstiger als erwartet denn auch im kommunistischen Vietnam bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis. Auf alle Fälle sind die Preise so, dass ich mir jeden Tag ein Hotel leisten kann und ich somit die morgendlichen Aufbrecharbeiten mit dem Zelt erspare. In den letzten Wochen wäre dies eigentlich immer nass gewesen. Ich bin nun echt gespannt, ob sich die Preise im kapitalistischen Süden des Landes gewaltig ändern.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler301. Tag, 112km (18.790km) So. 31.12.2000

 
  
    #468
5
13.09.13 21:53
Kurz nach 14.00 sitze ich in Ky Anh in einem Cafe und trinke Kaffee. Eigentlich wollte ich zur Feier des Tages, dem des 31.12. ja bereits ein Hoi An trinken doch gibt es hier keines.

Luxus pur in Form eines schönen Hotels wollte ich mir heute ebenfalls leisten und wo schlafe ich?!, in dem wohl schäbigsten Khach San (Hotel) seit ich in Vietnam bin. Diese Übernachtungsmöglichkeit kostet mich gerade einmal 30`Dong, der mit Abstand billigsten Unterkunft seit ich in Vietnam bin. Allerdings muss ich auch sagen, dass dieses Hotel hier Pakistanniveau hat und ich schon hoffe morgen wieder etwas komfortableres zu finden. Seit Hanoi bewege ich mich derzeit deutlich unter 10 US$ pro Tag, das tut meinem Reisebeutel richtig gut.....

Heute morgen bin ich gegen 6.00 aufgestanden und draußen wehte eine recht frische Briese. Das schöne war, dass ich auf den ersten 25km erneut starken Rückenwind hatte, sodass ich heute fast wieder 20km/h schnell war. Allerdings war es auch recht stark bewölkt und des Öfteren schaute ich besorgt gen Himmel.

Laut meines LP ist die Gegend hier für schlechtes Wetter bekannt. Im Sommer soll es sehr heiß und trocken sein, im Winter hingegen nass und kalt. Das Gebiet wird außerdem regelmäßig von verheerenden Taifunen heimgesucht und die Einheimischen sagen, dass er hier geboren wurde und ab und zu heimkommt um die Vietnamesen zu besuchen....

Als ich dann losgefahren bin zeigte mein Tacho bereits 6km an. Es soll ja Nachtwandler geben doch von Nachtradlern hatte ich noch nichts gehört..... Diesen Fehler habe ich schon des Öfteren bemerkt und vermutlich hängt es mit dem Wackler am Kabel zusammen. Zählen tut er jedoch einwandfrei, denn mit den Straßenmarkieren stimmen die angezeigten Entfernungen überein und habe keinerlei Abweichungen.

Dort wo Reis angebaut wird waren heute wieder hunderte von Leuten mit dem Reissetzen beschäftigt. Nirgendwo habe ich so viele Leute gleichzeitig auf Feldern arbeiten sehen wie hier - eben im Kollektiv. für mich ist es immer wieder beeindruckend mit welcher Energie diese Leute den ganzen Tag über im knöcheltiefen Schlamm stehen, und das in gebückter Haltung. die Leute bezeichnen mich ja überall als strong man, doch wenn ich mir deren Haltung ansehen und das gleiche tun würde, würde ich wohl bereits zur Mittagspause platt sein. Wie gesagt, es ist halt alles eine Art der Übung bzw. Gewohnheit. Dort wo nichts angebaut wurde war es hügelig, und teilweise sah ich auf diesen gar Wälder.

ich bin nun hier in Ky Anh und der heutige Abend wird wohl recht trostlos werden da hier in diesem ort natürlich keine Touristen sind. Da Vietnam hauptsächlich buddhistisch geprägt ist gibt es hier eine andere "Zeitrechnung", und so werde ich in das Neue Jahr wohl hineinschlafen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler302. Tag, 96km (18.886km) Mo. 01.01.2001

 
  
    #469
5
14.09.13 07:26
So schlecht wie heute Nacht habe ich schon lange nicht mehr geschlafen. Ich bin bereits gegen 19.00 zu Bett gegangen, habe danach max. 1-2h geschlafen als der Geräuschpegel immer lauter wurde. Ich witterte nun doch eine Neujahrsparty und ging raus. Zu meinen erstaunen musste ich feststellen, dass ausschließlich Kinder draußen ihr Unwesen trieben, und als sie mich sahen wurde ich natürlich gleich umzingelt. Dies hatte zur Folge dass ich gleich die "Flucht" ergriff, um wieder mein Zimmer aufzusuchen.

An schlafen war nicht mehr zu denken und so döste ich in das neue Jahr hinein. Ich musste an die letzte Silvesternacht im Elternhaus, an die Daheimgebliebenen, den Freunden, Arbeits- und Vereinskollegen denken und hierbei überkam mich doch ein wenig das Heimweh. Auf max. 3h schlaf werde ich es dann letztendlich gebracht haben. Schuld daran waren die Ratten in meinen Zimmer welche ständig hin und her huschten und sich auch nach einiger Zeit an das Licht meiner Taschenlampe gewöhnt hatten.

Relativ gerädert bin ich heute morgen dann gegen 7.00 losgefahren. Sehr erfreut hat mich die Tatsache, dass der Verkehr auf den Straßen doch merklich abgenommen hat. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass vermutlich die gesamte Strecke von Hanoi nach Saigon 4 spurig ausgebaut wird. Oftmals wurde auf dem heutigen Tagesabschnitt gerade eine neue Fahrbahn asphaltiert, über Brücken fuhr ich oft auf Schotter.

So ca. 25km nach Ky Anh ging es für ca. 3km den Deo Ngang Pass hinauf. Dieser Anstieg verdiente den Zusatz Pass eigentlich nicht und ich musste an die Namenlosen im Nordwesten des Landes denken. Die Sicht von "oben" war zwar schön, jedoch keineswegs spektakulär. Kurze Zeit später sah ich das erste mal das Meer, auch Golf von Tonkin genannt. Ich hatte zwar schon des Öfteren Blickkontakt zum Meer und an diesen Stellen waren meist ein Guesthouse oder gar Hotel. Kurzfristig überlegte ich mir an einen der Strände mein Zelt erstmalig zu nutzen, zog es dann doch vor nach Dong Hoi zu radeln.

Natürlich fuhr ich auch heute meistens wieder entlang Reisanbaugebiete, teilweise folgten jedoch auch kurze Waldabschnitte. Das fahren selbst ist nach wie vor sehr einfach und irgendwie fehlen mir die ups and downs des Nordwesten. Man kommt schnell voran, kann mühelos km bolzen doch hierauf kommt es mir ja nicht an.

3 Fahrtage werde ich auf alle Fälle noch entlang der Küste fahren, und zwar bis nach Danang (Hoi An). Danach bin ich mir derzeit am überlegen ob ich die Küste verlassen und über das Landesinnere, den Bergen, Richtung Saigon fahren soll.

In Dong Hoi bin ich abermals für 60`Dong untergekommen nachdem man im ersten Hotel stolze 15 US$ von mir wollte. Vermutlich gibt es jetzt in jeder Stadt auch eine billige Bleibe für Backpackers wie mich, das war gem. meines 95er LP noch anders.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler303. Tag, 95km (18.981km) Di. 02.01.2001

 
  
    #470
5
14.09.13 15:12
Der heutige Tag war wohl mit der schönste, seit ich Hanoi verlassen hatte. Der Tag selbst hatte gar nicht so gut begonnen. Obwohl ich gut geschlafen hatte bin ich erst gegen 7.15 startklar gewesen. Grund hierfür war zum einen meine erste Magenverstimmung seit ich in Vietnam bin, sprich ich hatte Dünnpfiff. Zum anderen hatte ich am Vorderrad einen platten, und dieser musste erst entsprechend geflickt werden.

Den Schlauch selbst hatte ich innerhalb von 25 Minuten geflickt, und so wie es ausschaut müsste dieser auch dicht sein. Anfangs hatte ich ja so meine Schwierigkeiten und ich glaube, dass der Kleber den ich zu Beginn meiner Tour verwendete eventuell zu alt war. Vielleicht lösten sich die Flicken im Iran bzw. Pakistan tatsächlich wegen der hohen Temperaturen auf dem Asphalt.

Bei wolkenlosen Himmel, das erste mal seit ich in Vietnam bin, ging es los, und auf den ersten 40km fuhr ich ausschließlich entlang von Reisfeldern. Dadurch, dass es heute nicht diesig war sahen die einzelnen Felder mit den hellgrünen Setzlingen besonders farbenträchtig aus, dieses hellgrün ist einfach nur schön. Hunderte, nein Tausende waren auf den Feldern mit dem Setzen bzw. deren Vorbereitung beschäftigt. Es ist schon eine Knochenarbeit im kniehohen Schlamm den ganzen Tag über zu arbeiten.

Auf der einen Seite waren die Reisfelder zu sehen, auf der anderen die Dünen. Obwohl ich heute den ganzen Tag über entlang der Küste gefahren bin habe ich das Meer kein einziges mal gesehen. Das einzige was ich ab und zu sehen konnte waren einzelne Bunker auf Sanddünen, welche aus der Zeit der Franzosen stammten.

Je näher ich mich dem Ben Hai River näherte, desto mehr durchfuhr ich kurze Waldstücke. Der Fluss selbst läuft fast parallel zum 17. Längengrad und bildete von 1954-1975 die Grenze zwischen der Republik of Vietnam (Südvietnam) und the Democrated Republic of Vietnam (Nordvietnam). Ein Denkmal nördlich des Flusses erinnert an die 2 Staaten während dieser Zeit.
http://farm5.staticflickr.com/4122/4806643187_ea20115b13_z.jpg
http://farm5.staticflickr.com/4141/4807264174_0d90fa3793_z.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/...ver%2C_Vietnam.jpg

Die Idee dieses Land zu spalten enstand bereits 1945 bei der Potsdamer Konferenz welche in Berlin stattfand. Aus politischen und logistischen Gründen entschieden die Alliierten (USA & UK) dass Japan südlich des 16. Breitengrades sowie die Briten das Land besetzten während es die Chinesen nördlich kontrollieren sollten.

Während der Genfer Konferenz im April 1954 entschied die Regierung Ho Chi Minhs sowie die der Franzosen sich für eine Entmilitarisierte Zone entlang des Ben Hai Rivers, jeweils 5 km nörd- und südlich des Flusses. Eine geplante Abstimmung für Juli 1956 fand nie statt und so entschieden sich die Vietnamesen für die Spaltung des Landes.

Einige km nach Überquerung des Flusses passierte ich Dong Ha, dem logistischen Zentrum der US Marines in den Jahren 1968-1969. Hier bin ich für 50`Dong in einem Khach Son untergekommen und bin mir derzeit am überlegen, ob ich morgen nicht doch die berühmten Vinh Moc Tunnels ansehen soll. Wenn ja, werde ich hier morgen einen Tag verbringen, ansonsten fahre ich weiter bis nach Hue und möchte dort 2-3 Tage relaxen.

Gruß Weltumradler

Wissenwertes Ben Hai River
http://en.wikipedia.org/wiki/Ben_Hai_River  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler304. Tag, 0km (18.981km) Mi. 03.01.2001

 
  
    #471
6
14.09.13 16:20
Bereits gestern Abend hatte ich mich dann doch für einen Ruhe- besser gesagt Besichtigungstag entschieden. Dies geschah nicht aus der Tatsache heraus, dass ich nach 6 Radlertagen etwa müde gewesen wäre, nein ich wollte die Vinh Moc Tunnel Anlagen besichtigen. Dass es sich hierbei um Überbleibsel des Vietnamkrieges handelt störte mich zwar ein wenig, doch wer Vietnam sehen vielleicht sogar verstehen möchte darf die Augen vor der Vergangenheit nicht verschließen.

Die Nacht selbst war recht schlaflos, da ich ständig an die Daheimgebliebenen denken musste, oder mich gar mit den zukünftigen Reiseplänen beschäftigte. Wieder einmal wurde mir bewusst, dass mein Entschluss loszuradeln der richtige war.

Heute morgen bin ich dann wie gestern Abend bereits vereinbart gegen 8.00 mit einem Motorradfahrer zu den Minh Moc Tunnels gefahren. Allein die Fahrt dorthin mit einem äußerst alten Motorrad war ein Abenteuer für sich. Aufgrund der Straßenverhältnisse benötigten wir für die 40km über eine Stunde....
http://4.bp.blogspot.com/-jGPdn6r0kTg/UGmDHpiaT6I/...-sur-Vietnam.jpg
Tags zuvor fuhr ich die Straße ja mit dem Rad und kam mir nicht wesentlich langsamer vor. Nachdem wir den Ben Hai River gequert hatten ging es noch einige km Richtung chin. See.

Die Vinh Mocs Tunnels sind ein Tunnellabyrinth, welche in 18 monatiger Bauzeit zwischen 1965-1966 während der heftigen Kriegszeit des Vietnamkrieges gebaut wurden. Das gesamte Tunnelsystem hat eine Länge von 2,8km, ist mit 13 Eingängen versehen, davon 7 zur Seeseite hin, sind bis zu 23m tief und wurden auf 3 Ebenen angelegt. Die Breite der Gänge beträgt gerade einmal zwischen 1,2 - 1,5m, die Höhe 1,6 - 1,8m.
http://4.bp.blogspot.com/-fx5dCOy3uYs/UGl7-wIpauI/...-Moc-Dong-Ha.jpg
http://4.bp.blogspot.com/-bNcyGrQmxf4/UGl5EMjsyDI/...les-Vinh-Moc.jpg
http://3.bp.blogspot.com/_q8MYBdOBSwc/S93u52BQ6AI/...+moc+tunnels.jpg

Im Jahre 1966 begannen die Amerikaner massive Luftangriffe auf das Dorf Minh Moc doch dank des Tunnelsystems mussten keine Dorfbewohner sterben. Insgesamt 6 Jahre lang lebten die Vietnamesen in diesen Tunnelsystem und 17 Erdenbürger erblickten das Licht. Immer wenn Gefahr von oben drohte flüchtete man in die Tunnelanlagen. Bei der Besichtigung selbst waren u.a. 2 Frischwasserreservoirs, eine Meeting hall für bis zu 50 Personen, Bad- und Familienräume. Der Einstieg selbst ist nichts für Leute welche unter Platzangst leiden....

Obwohl das Areal oberhalb der Tunnels eines der am heftigsten bombardierten Gebiete des Krieges war blieben die Eingänge bzw. Tunnels unbeschädigt. Neben dem Schutz der Bevölkerung hatte das Tunnellabyrinth natürlich auch eine andere Funktion. Die Vietcons (VC) wollten einen Stützpunkt nahe des Ben Hai Rivers haben. Über 11,5 Tonnen mitlitärisches Material erreichten durch die Minh Moc Tunnels die nahegelegte (23 km) Insel Con Co Island und später wurden 300 to Richtung Süden verschifft. Con Co Island war ein wichtiger Versorgungsstützpunkt während des Vietnamkrieges.

Danach fuhren wir zum Truong Son National Friedhof. Auf dem weg dorthin hätte ich nur Ja sagen müssen, und ich hätte eine 20 jährige Frau gehabt......, so einfach ist das hier in Vietnam. Von relativ vielen Frauen werde ich schier angehimmelt und sie alle meinten, dass ich doch "a very strong man" wäre doch vermutlich interessierten sie sich mehr für meinen Geldbeutel. Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man plötzlich als dermaßen attraktiv gilt. Bisher konnte ich jedoch noch allen Versuchungen widerstehen.

Mein Fahrer meinte dann unterwegs, ob ich denn nicht für 70`Dong zu einer Prostituierten wollte. Wir unterhielten uns ganz offen über dieses Thema und mit Sicherheit wird hiervon in Vietnam wesentlich mehr Gebrauch gemacht als bei uns in Deutschland. Überhaupt ist es interessant, dass das Thema der Prostitution in Asien wesentlich offener angegangen wird als bei uns im prüden Westen. Der Fahrer selbst machte auf mich einen ganz seriösen Eindruck, immerhin war er 5facher Familienvater. In keinem Land zuvor habe ich mehr Aufklärungsplakate zu Aids gesehen als hier in Vietnam.

Die Besichtigung des Truong Son Friedhof hat mich dann mal wieder äußerst nachdenklich gestimmt. Tausende von Einzelgräber in verschiedenen Anlagen verdeutlichten mir mal wieder die Brutalität von Kriegen. Hinter jedem einzelnen Grab steht ein Schicksal, ob Mann oder Frau, Junge oder Mädel, Soldat oder Soldatin...... Äußerst nachdenklich stimmt mich dann auch die Tatsache, dass mit dieser schlimmen Vergangenheit versucht wird Geld mit den Touristen zu machen. Überall, wo es vermeintliche Siege zu feiern gab versuchen die Vietnamesen dies in Bares umzumünzen. Ich selbst habe mich entschlossen, keinen dieser Kriegsschauplätze mehr zu besichtigen.
http://1.bp.blogspot.com/-QdFudC_bgU0/UGl-e3U6qvI/...g-Ha-Vietnam.jpg

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler56. Wissenswertes - V i e t n a m k r i e g

 
  
    #472
5
15.09.13 08:16
nach dem indochinakrieg und dem gegen die chinesen bereits der 3. krieg eines landes innerhalb weniger jahre, und abermals siegten die vietnamesen....

http://de.wikipedia.org/wiki/Vietnamkrieg

und hier noch ein paar schockierende bilder, die die grausamkeit eines krieges darstellen sollen.

http://cdn1.spiegel.de/images/image-350178-galleryV9-qtbu.jpg
http://data6.blog.de/media/576/4029576_ca6b0a0ad0_m.jpg
http://www.dw.de/image/0,,2212901_7,00.jpg
http://www.dw.de/image/0,,1569402_4,00.jpg

und zuletzt wohl das "berühmteste" bild des krieges mit traumatisiert flüchtenden kinder vor den soldaten...
http://www.asien-news.de/wp-content/uploads/Vietnam-krieg.jpg

gruss weltumradler  

6713 Postings, 5416 Tage weltumradler305. Tag, 72km (19.053km) Do. 04.01.2001

 
  
    #474
4
15.09.13 09:21
Kurz nach 16.00 gönne ich mir in Hue ein Huda Bier, sitze hierbei in einem Cafe und kann in diesem ausschließlich Touristen ausmachen. Die Stadt selbst gilt laut meines LP als schönste des Landes, und so habe ich gleich für 3 Nächte gebucht. Von 1802 bis 1945 war Hue die Hauptstadt Vietnams (Nguyen Dynasty), derzeit sollen 250.000 in ihr leben.

Bevor ich mir das Bier gönnte suchte ich noch schnell ein Internetcafe auf, konnte jedoch keine Neuigkeiten über den Verbleib meines Päckchen erfahren. Geschrieben haben mir u.a. Dietrich und Irina, leider nur bla bla und nichts persönliches. Die Mails sind an viele Personen gleichzeitig gerichtet und dies kann ich nicht leiden.

Heute Morgen haben habe ich mich nicht 100% fit gefühlt, der Dünnpfiff ist wohl hartnäckiger als zuletzt und schwächt womöglich meinen Körper. Beim Packen kam ich leicht ins Schwitzen, dies war zuletzt nicht der Fall. Noch gute 1.000 km trennen mich von Saigon und spätestens dort werde ich wieder 24h triefen.....

Nach gut einer Stunde Fahrzeit hatte ich meinen 19. tausendsten km absolviert und irgendwie gewöhnt man sich an das zählen. Dennoch war ich wie jedes mal auch heute ein wenig stolz auf bisher geleistetes, bzw. versuche ich auch immer gedanklich die letzten 1.000km nochmals durch den Kopf gehen zu lassen. Der nächste wird dann auf alle Fälle ein ganz besonderer...

Das auffallendste am heutigen Tag war eigentlich die Tatsache, dass ich so gut wie keine Reisfelder passierte. So ca. 2/3 des Weges war leicht hügeliger Natur und wenn ich landwirtschaftlich genutztes Land war wurde dies mit Gemüse bepflanzt, einzelne Wälder waren äußerst licht.

Was leider erneut zu sehen war waren zahlreiche Friedhöfe mit Massen- und Einzelgräber. Bei fast allen waren mehrere hunderte von Grabsteinen zu sehen. All zu gerne würde ich wissen wo Vietnam heute wirtschaftlich stehen würde, wenn all diese Kriege nicht gewesen wären. Mich selbst beeindruckt der Willen der Menschen sehr und sehe, dass die Arbeitsmoral eine ganz andere ist als die bei uns im satten Deutschland.

Ein satter Regenschauer von ca. 1/2h machte meinen Plan nach Hue durchzufahren zunichte. Ich gönnte mir so die übliche Nudelsuppe mit Schweinefleisch und erreichte die 250.000 Einwohner zählende Stadt bereits gegen 12.00. Morgen möchte ich diese besichtigen und vermutlich einige Mails schreiben.

Gruß Weltumradler  

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