AT&S - Wachstumsweg zu 80 Euro
Interessante Gedanken, die du hier aufwirfst.
Ich gebe schon zu, dass ein Preis von 35+ Euro bei einem Börsenpreis von 21,x Euro zunehmend unwahrscheinlich wird. Allerdings sehe ich es gleich wie Bargain, dass eine Due Diligence (Sorgfältige Prüfung) und eine gutachterliche Bewertung auf jeden Fall eingeholt werden müssen. Eine Wertbestimmung, die sich nur am Börsenkurs orientiert ist einfach nicht seriös/professionell, auf das werden sich Androsch und Co. nicht einlassen, vor allem wäre es zum Nachteil der Aktionäre. Hier hat der Vorstand einfach die Verantwortung, das umfassend zu machen, auch um Haftungsansprüchen der Aktionäre zu entgehen.
Sollte bei der Due Diligence allerdings ein Wert (Einschließlich der Sperrminorität) von 35+ heraus kommen, wird es spannend, ob die ÖBAG diesen Preis tatsächlich zahlen kann/wird. Dann wird plötzlich auch die politische Verantwortung (Superwahljahr) zum Tragen kommen. Am wahrscheinlichsten wird es dann, dass man sich in der Mitte einigt.
Es ist einfach eine ...blöde Situation entstanden.
Das was bei AMS gelaufen ist, dass man die KE letztlich völlig über die Börse spielen muss, ist für mich das absolut unwahrscheinlichste Szenario, gleichzusetzen mit einem Supergau. Dann müsste sich der Vorstand den Vorwurf gefallen lassen, die Verhandlungen mit der ÖBAG und mit dem Investor nicht auf die Reihe gebracht zu haben. Darüber hinaus, hätte er das noch günstigere (wegen der höheren Kurse) Zeitfenster (bis gestern) verstreichen lassen, um die KE über die Börse durchzubringen. Dann kann er im Grunde nur mehr seinen Hut nehmen.
In Bezug auf das Menschenbild haben wir wahrscheinlich wirklich etwas andere Erwartungshaltungen. Ich war fast zwei Jahrzehnte hinter der Wall (also im private Bereich). Man war hier immer sehr strikt und professionell. Ich habe nichtmal meiner Frau erzählt, woran ich arbeite. Ich habe heute noch die Worte meines erste Chefs beim ersten Gespräch im Ohr: "Regel Nummer eins heisst immer die Schnauze halten." Aber klar, Du findest immer auch kriminelle Energien und finden ihren Weg. Von daher würde ich für niemanden die Hand ins Feuer legen, ohne ein großes Pflaster auf Vorrat zu haben.
Zur aktuellen Situation kann man wenig sagen. Es sieht aber in der Tat so aus, wie Dividendius auch vermutet, dass die KE zu einer andere Zeit geplant war. Und dann ist vielleicht alles in die falsche Richtung gelaufen. Und irgendwann musste man die Planungen beginnen. Diese Entscheidung muss nichtmal ein Fehler gewesen sein. Das wissen wir nicht. Wir können nur sehr mit großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass die Kommunikation der letzten Wochen ein Desaster war.
Wenn die Annahme stimmen sollte, dass man gar nicht auf eine KE angewiesen sein sollte, wäre ein klares Statement notwendig. Ansonsten würde der Druck weiter steigen. Wenn die Reputation im Markt schlechter wird, hat das auch so Auswirkungen auf die Finanzierungskosten. Da hat man eine sich selbst erfüllende Prophezeiung heraufbeschworen. Ich bin gespannt, ob man das ohne großen Schaden wieder einfangen kann. Meine Erwartung ist hier eher, dass dem nicht so sein wird. Da das viele ähnlich sehen, könnte es an dem Punkt auch eine positive Überraschung geben. Das ist aber (leider) nicht mein Basisszenario.
Und tatsächlich: Es ist wirklich schwer vorstellbar, dass aus einem Paradeunternehmen mit bestem Ruf und nachweislich hervorragenden Produkten - und überdies in einer tatsächlichen Zukunftsbranche - in nur wenigen Monaten quasi ein Junk-Bond-Unternehmen geworden sein soll. Aber irgendwie hat es das Unternehmen nicht geschafft, aus einem sehr fragwürdigen, sehr traditionellen Kommunikationsmuster auszubrechen.
Was nun - was tun ?
Wenn es stimmt, dass AT&S noch genug Geld hat und die Kreditlinien ebenfalls zur Verfügung stehen, - und wenn es ferner stimmt, dass man technologisch keine Probleme hat und der Aufschwung im 2. Hj einsetzt (auch wenn sich das in der Kassa dann erst im Quartal darauf bemerkbar machen sollte) - wovon ich überall eigentlich schon ausgehe, dann wäre mein Vorschlag:
Öffentlich Mitteilung an die Welt, dass es uns gut geht, dass wir technologisch absolut auf der Höhe sind, dass Glassubstrate das neue AT&S Lieblingsthema sind (aber erst in ein paar Jahren auch wirklich benötigt werden) - und dass die KE aufgeschoben wird (!!!) bis man sie zu einem respektablen Preis verwirklichen kann, weil man noch nicht am Ende des Weges angekommen ist und weiter wachsen möchte - und die KE derzeit nicht braucht, weil die großen Kunden von AT&S bereit sind, auf die große Reise zu gehen. Und außerdem sei daran erinnert, dass künftig fast jedes neue Handy und jeder neue PC KI getrieben ist (Samsung hat sein diesbetügliches S24 vor kurzem vorgestellt, Aplle plant das ebenso). Auch daran wird oder will AT&S partizipieren.
Und dann freue ich mich über eine private Meldung an uns Aktionäre, dass Hr. Gerstenmayer auf Erholungsurlaub war oder geht und dann wieder mit klarem Kopf und neuer Energie den Stier bei den Hörnern packen kann. Dafür bekommt er Unterstützung in Form eines / einer neuen Kommunkationschef*in, damit er seine Energie in das Unternehmen einsetzen kann und die lästige Öffentlichkeitsarbeit von seinen Schultern genommen wird.
Insofern diese Strategie im Forum auf Freunde trifft - kennt jemand den Vorstand persönlich, zwecks Weiterleitung ??
Das einzige Haar in der Suppe ist: Kann man es sich in der jetzigen Situation tatsächlich NOCH erlauben, auf eine KE zu verzichten? Und was würde das bedeuten, wenn die wahrscheinlichen und tollen Szenarien doch nicht eintreten? Oder hat man uns etwas verschwiegen, was eine KE DOCH zwingend notwendig macht, womit man sich sehr erpressbar gemacht hat. Ich halte das zwar tatsächlich fürsehr unwahrscheinlich (und ich bin hier eher einer der pessimistischeren Sorte), aber ganz kann man es eben nicht wissen. Für mich ist ganz klar, dass die Firma ABSOLUT NICHT KURZ VOR DEM KONKURS steht, allerdings fällt es mir schwer, den noch vorhandenen Spielraum einzuschätzen, es wird halt schon von mehreren Seiten Druck geben, die Eigenkapitalquote usw. zu erhöhen.
Wenn es jetzt zu keiner KE kommt, gehen die Spekulationen erst recht los.
Dann werden viele denken, dass die ÖBAG bzw. der Investor jetzt nicht mehr einsteigen wollen oder, dass eine Verhandlungslösung gescheitert ist, mit unabsehbaren Folgen.
Für den Kurs wäre das wohl eher schlecht.
Ich halte einen Einstieg der ÖBAG und oder Investor noch immer für sehr wahrscheinlich. Mittel- und Langfristig hat sich ja nichts geändert, der Investor kann jeden Preis bezahlen den er will, auch 35 Euro aufwärts. Vielleicht hat der neuerliche Kursrückgang jetzt sogar, dieser Lösung mit dem Investor, zu besseren Chancen verholfen, weil die ÖBAG höhere Preise nicht mehr politisch verantworten kann.
Als Plan B gäbe es sicher noch andere Möglichkeiten zB Sale & Lease Back (hat nihaoma hier schon vor ein paar Wochen ins Spiel gebracht). AT&S hat sogar schon einmal gemacht, ich glaube, das war im Zeitraum der letzten KE.
Was man noch andenken kann, ist der Verkauf der Sparte Electronic Solution. Mir ist klar, dass das wohl niemand in Erwägung zieht, was spricht hier aber wirklich dagegen?
AT&S wird in 2-3 Jahren 2/3 bis 3/4 seines Umsatzes ohnehin im Bereich Microelectronic machen und dort auch die besseren Margen erwirtschaften. Darüber hinaus wird der Modulbereich stärker werden bzw. der Bereich Advanced Packaging weiter erschlossen.
Man bedient ohnehin schon ein sehr breites Feld, was spricht dagegen, dieses Feld zu verkleinern und sozusagen das Altgeschäft abzustoßen?
Wenn AT&S wirklich ein so spannender Player im Markt ist - wie wir glauben (wollen) - müsste es auch andere Interessenten geben. Meine Traumkonstellation wäre ein Bieter Battle, wo vielleicht sogar ein chinesisches Unternehmen auf der potentiellen Käuferseite steht. Wir sollten aber auch mit einem Szenario rechnen, dass uns aufzeigt, dass wir die Marktrrelevanz von AT&S völlig überschätzen. Dann könnte die ÖBAG wohl der einzige Interessent bleiben.
Möglicherweise hat das bei der jüngsten Kundengewinnung bereits eine Rolle gespielt.
Natürlich ist AT&S ersetzbar, wie 98% aller anderen Unternehmen weltweit.
Du schreibst:
Weiterhin müsste man hinterfragen, ob die Summe der einzelnen Teile dann tatsächlich höher bewertet wird.
Du meinst damit, dass es nichts bringt, wenn ein Teilverkauf erfolgt und daraus Cash generiert wird, wenn nicht gleichzeitig auch das EK damit verbessert wird, weil der Verkaufspreis, dem in der Bilanz stehenden Wert entsprochen hat?
Bei einem Teilverkauf meinte ich tendenziell, was Du beschreibst. Man muss sich genau anschauen wie die Bilanzpositionen und Relation danach aussehen. Operativ wird man sich fragen müssen, was man einerseits an Skaleneffekten verliert und andererseits aufgrund geringerer Komplexität gewinnt. Um ehrlich zu sein, könnte ich das als Außenstehender nicht so leicht einschätzen, geschweige denn bewerten.
Diese Option zu prüfen, hier teile ich Deine Auffassung voll und ganz, sollte das Management als wichtige Aufgabe durchdacht haben.
Was wurde hier schon alles erzählt, wenn die " Energie " in andere " Halbleiterwerte " investiert worden wäre, hätte man wahrscheinlich Geld verdient und nicht wie hier reichlich Geld verloren...!!!
Aber jedem, der den Glauben noch nicht verloren hat, weiterhin " Viel Glück "..
Ich bin jedenfalls seit geraumer Zeit nicht mehr dabei !
Blaupause KE 2013:
https://ats.net/en/news/...ncrease-and-offering-of-xxtreasury-shares/
https://ats.net/en/news/completion-of-pre-placement/
https://ats.net/en/news/...-all-15527412-offer-shares-with-investors/
Ist das schmerzhaft für die Altaktionäre? Ja natürlich
Ist die realisierbare Bewertung komplett absurd? Nein, definitiv nicht:
2013 wurden ~100 Mio aufgenommen für 50% der Anteile, dh. die damalige pre-Money Bewertung dürfte bei 200 Mio EUR gelegen haben. Der Umsatz im GJ 2013/2014 war bei 590 Mio EUR.
Aktuell steht die Bewertung bei ~800 Mio EUR bei einem Umsatz von 1600 Mio EUR, dazu ein Mühlstein an Schulden.
Es ist nur von mir spekuliert, ohne irgendwelche nähere Einblicke. Ich kann damit auch falsch liegen.
Die Begründung dafür liegt aber darin:
Man weiß nicht seit ein paar Tagen, dass die Abrufe der Kunden im Q3 schleppend verlaufen sind. Informell bekommt das das Unternehmen hoffentlich früher mit. Wenn der Vorstand das offiziell "feststellt", dann muss diese Info in Form einer adhoc raus. Das wird man rausgezögert haben, solange es rechtlich irgendwie zulässig ist, und die Zeit in der Zwischenzeit genützt um alles für die KE vorzubereiten. AT&S kann jetzt keine Zeit zwischen dieser adhoc Meldung und einer Kapitalmaßnahme verlieren, denn sonst werden sie vom Kapitalmarkt gnadenlos an die Wand gedrückt. Ams-osram lässt grüßen.
Vertrauen geht an der Börse relativ rasch verloren. Allerdings gibt es an der Börse ja auch viele Teilnehmer, die gerne Geld machen. Und wenn da die Ausgangslage so ist, dass man sogar richtig viel Geld machen kann, dann werden viele (nicht alle natürlich), letztlich doch an das Geld-Börserl denken.
Also: nehmen wir weiter an, dass sich die wirtschaftliche Lage im gesamten Segment in den kommenden 6 Monaten deutlich verbessert. Der Mitbewerb (und zwar sowohl Zulieferer als auch Abnehmer) gehen davon aus - und deren Kurse haben das schon gezeigt. Dann "kann" sich AT&S dem nicht entziehen - und zwar auch mit der traurig schlechten Kommunikation nicht. Steigt die Auslastung, steigt auch der Umsatz. Die Nettogewinne sicherlich nicht so gut, weil die Schulden gößer sind, als beim Mitbewerb - aber auch das wird sich verbessern.
Ein zweiter Faktor ist die bevorstehende Zinsentwicklung. Cicero hat das früher schon mal angesprochen. Aktuell liegen die Erwartungen so im Juni (USA, spekuliert man, schon etwas früher. Und bedenkt man, dass dort Wahlen anstehen - wie auch in der EU ... - dann sind sinkende Zinsen 2024 wohl durchaus ein Thema).
All das wird die finanzielle Lage von AT&S verbessern. Mit und ohne KE - mit und ohne Vertrauen - und auch ohne Kommunikationkompetenz der Verantwortlichen.
Vielleicht muss man von € 19 oder (hoffentlich nicht € 18) aus die kursmäßige Erholung starten. Schön wär's, wenn wir wenigstens in dern 20ern bleiben können. ABER: Wenn genug Fantasie am Markt ist und die Anleger zwischen Vertrauensverlust und Kurspotential wählen - dann könnte ich mir ganz gut vorstellen, dass viele lieber Spekulationsgewinne machen möchten. Ich denke, die Branche ist das größere Stück des Weges durch das Jammertal bereits gegangen. Also liegt der Aufstieg näher.
Und was ist ein guter Aspekt dabei ? Es kommt dabei gar nicht mal so sehr auf das Management von AT&S an, sondern auf jenes von INTEL und AMD und Kollegen. Und die haben gute Leute an Bord. AT&S muss dann "nur" noch darauf achten, qualitativ gut zu bleiben. Da haben wir derzeit keinen Grund zum Zweifel (Glassubstrate sind noch nicht "gleich" ein Thema - und dass AT&S sich nicht wirklich dazu äußert, muss nicht an den Fähigkeiten der Produktion liegen - sondern "nur" an der Unfähigkeit in der Kommunikation (was aber auch gefährlich ist, weil man dann der Spekulation ausgeliefert ist !!))
Ich denke, man wird mit der KE noch so lange zuwarten, bis der Kurs an der Börse mit dem Kurs einer KE (beiderseits) argumentierbar ist. Immerhin geht es da um enorm viel Geld. Und wenn wenigstens das noch stimmt, dann ist das Kapital, das derzeit (noch) NICHT UNBEDINGT gebraucht wird. Eine KE zu "Ausverkaufpreisen" wäre weder ein gutes Signal an die Investoren, noch ist das notwendig. Meine Hoffnung ruht auf Androsch, der ein vernünftiger Mann ist und der, gemeinsam mit Dörflinger, eine unnötig größere Verwässerung am meisten spüren wird. DAS wird sein Kriterium an den Preis sein.
Möge sein "nicht zu diesem Kurs" länger halten als sein "wir könnten x Mal so viel verkaufen"...... Wobei allen klar sein muss, dass auch Androschs Aussagen nicht für die Ewigkeit bestimmt sind. Aber ein, zwei Jahre, wär schon schön.
Es gab ja auch Gedanken zu einem allfälligen Bezugsrecht bei der KE für uns Altaktionäre. Ich glaub, die momentanen Kurse sind (für jene, die gegen die eigene Verwässeung ankämpfen wollen) sicherlich besser sein, als ein allfälliges Bezugsrecht. Das kann man ja auch positiv sehen - wie gesagt, wenn man im Falle einer KE aufstocken wollte.
Immerhin, eine Analystenhaus, das die Situation nicht ganz so negativ beurteilt und sich mit einer Kaufen-Empfehlung vorwagt...
na da bin ich mal gespannt ob das was ändert am Kurs, wahrscheinlich nicht weil es ja schon jeder erwartet hat!