AT&S - Wachstumsweg zu 80 Euro
Handbuch
Ich denke, es gibt da immer noch diesen Unterschied zwischen Österreichern und Deutschen.
Der gelernte Österreicher ist halt ein Stück weit weniger Gesetzestreu. Er würde es auch nicht auf dem silbernen Tablett präsentieren, wenn er es so machen würde.
Wenn hier immer die Vorteile einer Staatsbeteiligung verwiesen werden, dann sollte man allerdings auch immer die Nachteile immer mit im Blick haben. Ich stell mal einen Artikel von n-tv zu VW nachstehend auszugsweise hier rein.
https://www.n-tv.de/wirtschaft/...-zu-zerbrechen-article24570230.html
"Sichere Jobs in unsicheren Zeiten
Die wichtigste lautet: Der Konzern ist zu teuer und hat die Wende zur Elektromobilität zu lange verschlafen. Während in Wolfsburg über Weihnachtsgeld und Werksauslastungen gezankt wurde, sind in den USA mit Tesla und vor allem in China neue Konkurrenten entstanden, die dem Autoriesen bei Stromern längst das Wasser reichen können. Trotz des Umbruchs bot der Autobauer seiner Belegschaft weiter Vorzüge, die noch aus den 50er Jahren stammen: einen üppigen Haustarifvertrag, dessen Klauseln die Gewerkschaften mit Zähnen und Klauen verteidigten. Abgesichert durch die niedersächsischen Ministerpräsidenten, die dank VW-Gesetz von der Seitenlinie mitregierten.
Die Mitbestimmung durch die Arbeitnehmer, die bei VW durch jahrzehntelange Praxis an vielen Stellen schon fast zur grenzwertigen Zusammenarbeit von Management und Betriebsräten geriet (Stichwort: Bordellbesuche), war durch den Zwang zum Kompromiss zwar lange auch ein Stabilitätsgarant. Doch nun gerät das System an seine Grenzen.
IG Metall und VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo pochen eisern auf die Beschäftigungsgarantie, die sie dem Management einst vor Jahren abgerungen haben: keine betriebsbedingten Kündigungen bis 2029. Ganz so, als würde die Autowelt sich weiter nur um die Wunschlisten deutscher Gewerkschaftsfunktionäre drehen - und wären nicht schon Lichtjahre weiter. VW droht nun womöglich genau das, was das Wolfsburger System immer tunlichst zu vermeiden suchte: ein offener Konflikt zwischen Vorstand und Betriebsrat."
AT&S darf im Rahmen der KE 19,425 Mio Aktien neu ausgeben.
Damit die ÖBAG letztlich einen 25%-Anteil nach der KE hat, müssen sie 12,140 Mio Aktien bekommen.
So viel Cash würde bei den folgenden Kursen ins Unternehmen gespült:
25 Euro: 303,5 Mio
30 Euro: 364,2 Mio
35 Euro: 424,9 Mio
40 Euro: 485,6 Mio
Man darf sich jetzt natürlich fragen, wo der AT&S-Kurs stehen würde, wenn die KE-Pläne nicht durchgesickert wären.
Ich denke, einiges davon läßt sich am Verhalten von Marble Bar ablesen.
Marble hat am 29.09.2023 das überschreiten der 0,5% Hürde gemeldet. Ab diesem Zeitpunkt mussten sie melden. Um erst die 0,5% zu erreichen, haben sie wohl bereits seit etwa Mitte September AT&S-Aktien leer verkauft.
Am 19.September durchbrach AT&S die Marke von 30 Euro nach unten.
Man kann also durchaus davon ausgehen, dass AT&S die 30 Euro nicht unterschritten hätte, wenn die Gerüchte nicht aufgekommen wären.
Schaut man sich dazu noch an, wie sich der allgemeine Markt, bzw. die für AT&S maßgeblichen Techwerte wie Intel und AMD seit Mitte Dezember entwickelt haben - nimmt man dazu noch den Umstand, dass es im Oktober der letzten fünf Jahre immer einen schönen Anstieg gegeben hat bzw., dass die Zahlen ja im Grunde überraschend gut waren, dann kann man sich schnell ausmalen, wo der Kurs heute stehen würde.
Ich denke 35 Euro wären das mindeste, vielleicht sogar 40 Euro.
Ich sehe es auch wie handbuch - diese zumindest 35 oder auch 40 Euro sollten als Mindestpreis für die Durchführung der KE gesehen werden.
Dass es diese Gerüchte gab, das sind eben mal Fakten und, dass diese ausschlaggebend für den krassen Kursrückgang waren, das kann man auch nicht wegleugnen.
Die Frage ist, was kann man daraus machen.
Der Vorstand muss nun der ÖBAG gegenüber klar darlegen, dass AT&S mehr wert ist, als es der aktuelle Börsenkurs aussagt.
Man sollte jetzt tunlichst eine Agentur beauftragen, die eine Unternehmensbewertung vornimmt. Auf dieser Basis sollte man dann letztlich die OBAG mit 25% beteiligen!!!
Androsch hat recht "Nicht zu diesen Kursen"!!!
Klar war in der Aufschwungzeit der deutschen Automobilindustrie im letzten Jahrhundert viel Gewinn zum Verteilen da. Da haben die Gewerkschaften mit Rückdeckung der Politik (Landesbeteiligung + VW-Gesetz) ordentlich zugegriffen und sind dabei oft auch übers Ziel hinausgeschossen Es war ja teilweise interessanter, bei VW am Band zu stehen als als Professor an der Uni zu lehren. Aber die sehr hohen Gehälter sind noch nicht mal das Hauptproblem. Hier wurde mit dieser Machtposition selbst in strategische Entscheidungen reinregiert (und meist nicht zum Positiven, wie man u.U. am verschlafenen Umstieg auf die E-Mobilität sieht). VW wurde fett, träge und unfähig für Innovationen.
Auf der anderen Seite hat man als Politik auch gern weggesehen (Dieselbetrug). Man wollte ja die eigene Beteiligung nicht gefährden. Und bis heute diktieren Lobbyisten der Autoindustrie der deutschen Politik Ihre Wünsche ganz offen als Vorgaben ins Stammbuch (Deutschland war (und ist) in der EU über Jahrzehnte als Blockierer härter Umweltvorgaben im Bereich Kfz bekannt).
Das rächt sich nun alles und führte (und führt weiterhin) unterm Strich nicht nur zu massiver Produktionsverlagerung ins Ausland, sondern gefährdet inzwischen sogar die Existenz des Konzern als Ganzes. Statt Technologieführer zu sein, lebt man aktuell nur noch von seinem Ruf aus vergangenen Zeiten. Ohne Technologieführerschaft kann ich jedoch nicht auf Dauer die Premiumpreise nehmen, die ich für eine Produktion in einem Hochlohnland benötige. Unterm Strich hat der Einfluss des Staates (bzw. die enorme gegenseitige Verflechtung) dazu beigetragen die Schlüsselindustrie Deutschland an den Rand des Abgrunds zu führen.
Also nein - ich bin kein Fan von Staatsbeteiligungen.
Die Gehälter der Mitarbeiter sind (zumindest in der Regel) zwischen Gewerkschaft und Wirtschaftskammer im Kollektivvertrag ausverhandelt. Wünscht man "besonderes Personal", wird man als Arbeitgeber tunlichst noch etwas drauflegen - ich denke, das rechnet sich aber auch. Könnte mir schon vorstellen, dass das bei AT&S bereits der Fall ist und dass man dadurch aber auch besser ausgebildete Mitarbeiter halten kann. Ist ja schon schwierig genug überhaupt ausreichend viel und ausreichend gut ausgebildetes Personal zu bekommen. Vielleicht erhofft man sich bei AT&S (als "NEbeneffekT natürlich nur ...), dass Ausländer-Beschäftigungsbewilligung und Aufenthaltserlaubnis von aus Asien oder Indien kommenden Mitarbeitern bei einer Staatsbeteiligung leichter gehen ?? Wäre ja durchaus denkbar, das hier "Strukturen" nutzbar gemacht werden könnten. Jedenfalls regiert der Staaat bei Gehältern nicht rein.
Die Betriebsvereinbarungen und "wohlerworbenen Rechte" (...) werden hingegen auf betrieblicher Ebene zwischen Betriebsrat und Unternemensleitung ausverhandelt. Keine Frage, da ist es bei VW zu einer ziemlichen Schieflage gekommen. Allerdings muss das nicht zwangsläufig auch bei AT&S so sein - und abgesehen davon, können Betriebsvereinbarngen auch gekündigt werden - das was ins Geld geht, sind ja nicht die "erzwingbaren" Betriebsvereinbarungen. Jedoch: Auch hier regiert der Staat nicht hinein. Das bleibt auf gewerkschaftlicher Ebene.
Was bleibt, sind die von Dir angesprochenen "unternehmerischen" Entscheidungen. Die müsste der Staat als Miteigentümer mittragen. Die könnte er auch mitgestalten. Wobei der Staat mit 25% zwar eine Sperrminorität hätte, nicht aber die Gestaltungshoheit. Was dennoch nicht zu unterschätzen ist, aber noch nicht ganz so dramatisch sein muss.
Eine Staatsbeteiligung KÖNNTE auch den Vorteil haben, dass hier ein signifikanter Miteigentümer vorhanden ist, der nicht unbedingt auf (raschen) Gewinn gerichtete Entscheidungen treffen muss. Speziell dann, wenn es auch um Fragen der Arbeitsplatzsicherung geht (wie der Leobender Bürgermeister meint) oder auch nur um Standortsicherung. DAS könnte gegebenfalls auch von Vorteil sein, denn dann fallen allfällige Heuschreckenphilosophien von großen Fondsgesellschaften weg. Der Staat wird ja wohl auch keine Leerverkäufe tätigen.
Allerdings könnte der Staat allzu riskante Expansionsverschuldungen eindämmen, da man hier ja auch mit Steuergeld unterweg ist. DAS würde der bisherigen Entwicklungstendenz von AT&S - nämlich neue Werke zu bauen, wenn die "alten gerade erst zu produzieren BEGINNEN (oder noch früher) - zuwieder laufen. Soweit es mich betrifft, schwanke ich da etwas, weil ich das auch nicht ganz so schlecht sehe, wenn man mal den Verschuldungsgrad etwas reduziert. Ist aber natürlich in der so stark nach Neuerungen ausgerichteten Branche nicht ganz einfach.
Bisher war's in meiner Beurteilung für den Staat als Eigentümer eigentlich eher positiv - finde ich .... :o)
Allerdings kommt der Staat dann als Aktionär in Bedrängnis, wenn Entscheidungen zum Vorteil des Unternehmens aber zum Nachteil des Staates - oder noch "schlimmer" - der Wähler*innen zu treffen wären. Denken wir mal an Personalreduzierungen, Kündigung von Betriebsvereinbarungen, oder auch - selstam genug - Ausschüttung hoher Dividenden, während die Bevölkerung darunter stöhnt, dass die Abgabenqoute bei Steuern und öffentlichen Abgaben zu hoch ist.
Noch schwieriger wirds, wenn der Staat von einer Regierung gelenkt ist, die mit Vermögensaufbau nicht so ganz auf liebevollem Fuß steht. Die seit Jahren angedachte und versprochene aber nicht umgesetzte Abschaffung der KESt auf Investitionsgewinne (nach einer Haltedauer) z.B. Wie soll sich der Staat und seine im AR entsandten Vertreter denn verhalten, wenn zugleich eine gewisse gesellschaftliche Position des Kapitals sagen wir mal "kritisch beäugt" wird.
Und NICHT zuletzt, hier aber schon: WER wird in den Aufsichtsrat entsandt ? Welche Kompetenzen hat die Person, wem ist sie weisungsgebunden ? wird diese Person gar auch noch Aufsichtsratsvorsitzende(r), angesichts der "relativen" Aktienmehrheit ? Da wäre, ich glaub, Du hast das früher mal geschrieben, ein politischer Versorgungsposten ja schon wieder das kleinere Übel, wenn man davon ausgeht, dass sich diese Person dann auch "vornehm zurückhält". Aber was, wenn es sich um eine politisch überzeugte Person handelt, die das, was zuvor in allen möglichen Sonntags und sonstigen Reden geäußert wurde, nun auf einenmal in einem international agierenden großen Unternehmen umsetzen will ??
Da gefällt mir der Staat im Betrieb weniger.
Insoferne wäre es mir eigentlich am liebsten, es käme gar nicht zu einer KE - schon gar nicht, wenn man nicht wirklich gut verstehen kann, wozu die nötig ist. Aber da bin ich ja eh nicht alleine ....
Folge ich Cicero in einem seiner letzten Postings, dann sind 303 bis 485 Mio Euro eine Menge Geld. Wenn damit aber der Umsatz um JÄHRLICH eine Mrd. steigt, dann sehe ich diesen Betrag schon etwas "kleiner" (auch wenn ich dss gerne auf meinem Konto hätte ..... :o) Und ebenso verkleinert sich die Notwendigkeit zur KE. Allerdings rechnet Cicero auch mit 25 % für die ÖBAG - es könnte ja auch 50 % (insgesamt) werden. Dann hat man schon etwas mehr frisches Geld im Spiel. Wie schon so oft und von so vielen hier im Forum geäußert - es gehört endlich klargemacht, wofür das Geld gebraucht wird.
Für mich bleibt es dabei: Am liebsten ohne Staat und auch ohne sonst wem. Aber wenn schon wer, dann muss der Staat nicht per se die schlimmste Lösung sein.
Ein verbesserter Verschuldungsgrad würde unser Hauptbewertungsargument stützen, dass AT&S zu ihren Mitbewerbern aufschließen sollte, was durch eine mögliche Prämie, die von der ÖBAG für die strategische Beteiligung gezahlt wird, noch unterstützt wird."
Der Analyst von Raiffeisen sieht offenbar die theoretische Möglichkeit, dass die ÖBAG eine Prämie (ich nehme an, er meint, auf den aktuellen Börsenpreis) zahlt.
Gibt es hier eine Meinung dazu, ob die ÖBAG das so einfach kann?
Die ÖBAG wird sich ja an gesetzliche Vorgaben halten müssen.
Zwei Analystenhäuser haben inzwischen Kauf-Empfehlungen für die Aktie herausgegeben, die Shortseller - und das ist ein ganz wichtiger Aspekt - sind weiter nicht mehr in Erscheinung getreten. Es spricht auch vieles dafür, dass nach einer nachvollziehbaren kurzen Konsolidierungsphase (wo halt viele Fondsmanager vor Jahresschluss Cash machen) der Aktien-Höhenflug auf beiden Seiten des Atlantiks weitergeht. Mit weiteren Zinserhöhungen scheint man hier auch nicht mehr zu rechnen, eher im Gegenteil, was wiederum den Aktienmarkt beflügeln sollte.
Es schaut also wirklich sehr gut aus, dass wir die Tiefststände tatsächlich bei ca. 23,50 Euro für AT&S bereits gesehen haben, sofern die zukünftige Kommunikationspolitik des Unternehmens etwas intelligenter verläuft. Viele Kennzahlen sprechen ja inzwischen für eine Aufwärtsentwicklung.
Was ich mir auch vorstellen kann und was eventuell politisch besser vermarktbar wäre, ist den Kaufpreis anhand eines Durchschnittskurses über einen bestimmten Zeitraum festzulegen.
Um wieder etwas positive Dynamik hineinzubringen, wäre durchaus auch wieder ein guter Zeitpunkt für eine professionelle (!!) Unternehmensaussendung.
Was ich mir auch vorstellen kann und was eventuell politisch besser vermarktbar wäre, ist den Kaufpreis anhand eines Durchschnittskurses über einen bestimmten Zeitraum festzulegen.
Ja, das ist auch durchaus üblich, dass man das so macht.
Nur muss man dabei auch den Umstand mit einfließen lassen, dass der Kurs wesentlich höher stünde, wenn die Gerüchte über die KE nicht aufgekommen wären. Wie geht man also damit um.
Des weiteren muss man mit einfließen lassen, dass der Kaufinteressent (ÖBAG) diese hohe Anzahl an potentiell zu erwerbenden Aktien regulär (über die Börse) nur mit einem entsprechenden Aufschlag erwerben hätte können.
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass der Preis zwischen 35 und 40 Euro liegen muss. Sollte das nicht darstellbar sein, muss auch jemand die Verantwortung übernehmen.
Oder man kommt endlich mal mit den nötigen Vorarbeiten zu Potte und präsentiert dem Kapitalmarkt ein rundes Konzept, wofür die KE denn nun wirklich nötig ist. Vielleicht hat sich das Thema mit dem Kurs dann von allein erledigt oder andere Investoren steigen gern zum Zielkurs ein.
Bisher ist nichts an der vorgebrachten Notwendigkeit des Einstiegs der ÖBAG auch nur ansatzweise belastbar...
Sowohl in der zugehörigen Pressemeldung, als auch in sämtlichen Interviews wurde beteuert, dass man eigentlich kein zusätzliches Eigenkapital braucht.
Ganz offensichtlich verhandelt man derzeit mit der ÖBAG und eventuell mit weiteren Investoren.
Ich gehe davon aus, dass diese potentiellen Kapitalgeber darüber informiert werden, worum es eigentlich geht, wofür also das zusätzliche Kapital gebraucht wird.
Nur wir Altinvestoren werden im Regen stehen gelassen und erfahren nichts darüber. Das passt alles nicht mehr. Es gehört endlich eine Aussendung raus, worum es hier eigentlich geht!!!
Ich denke, die Unternehmensführung täte wirklich gut daran, man wieder an die Öffentlichkeit zu gehen....