"Der nächste Börsenmarkt wird furchtbar"
„Der nächste Bärenmarkt wird furchtbar sein“
Schwellenmarkt-Pionier: Mark Mobius
06. Oktober 2007
Mark Mobius, Fondsmanager bei Franklin-Templeton, war einer der ersten westlichen Investoren an den Börsen der Schwellenländer. Im Interview mit F.A.Z. spricht er über die jüngste Kurskorrektur, bemerkenswerte Fortschritte und so manche unentdeckte Perle in Baschkirien.
Während der sommerlichen Verunsicherung an den Aktienmärkten der Welt haben Sie an einen martialischen Börsenspruch erinnert: Wenn jeder da draußen laut schreit und Blut durch die Straßen fließt, ist die beste Zeit zum Kaufen.
Unglücklicherweise ist dieser Zeitpunkt an den Schwellenmärkten schon wieder vorüber. Erst hieß es, das Risiko wird neu bewertet und die Leute ziehen sich aus riskanten Anlagen zurück. Tatsächlich ist jedoch mehr Geld reingekommen. Viele dachten zunächst, dass im Zuge der amerikanischen Hypothekenkrise die Liquidität austrocknet. Das ist aber nicht der Fall. Die Kurse sind schon wieder oben.
War der Kursrutsch im Juli und August wirklich so undramatisch?
Es gab keinen Crash. Es ging 15 Prozent nach unten - und das ist längst wieder aufgeholt. Im vergangenen Jahr hatten wir einen richtigen Bärenmarkt - oder dieses Jahr kurzzeitig im Februar. Da haben sich einige Anleger auch zurückgezogen und die folgenden Aufwärtsbewegungen verpasst. Es heißt: Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.
Das hört sich nach einer unendlichen Erfolgsgeschichte an.
Ich sage den Leuten auch: Ihr müsst vorsichtig sein. Nehmt einen Teil des Vermögens und legt es in Schwellenländern an. Und wenn es aufwärtsgeht, dann verkauft auch mal. Nehmt zwischendurch immer wieder Gewinne mit. Wartet nicht, bis die Party vorbei ist und jeder zur gleichen Zeit durch die Tür nach draußen will. Man kann unmöglich vorhersagen, wann ein Bärenmarkt mit kräftigen Kursverlusten beginnt. Es wird wieder einen Bärenmarkt geben - und der nächste wird furchtbar sein. Aber in der Zwischenzeit ist eine Menge Geld zu verdienen.
Was könnte ein Auslöser für eine länger andauernde Marktkorrektur sein?
Eine Rezession in den Vereinigten Staaten könnte ein möglicher Auslöser sein. Dieses Szenario halte ich aber für unwahrscheinlich. Wenn Regierungen in den Schwellenländern ihre Haltung zur Marktwirtschaft ändern, das sehe ich als größte Gefahr an. Wenn sie plötzlich den Standpunkt vertreten: Marktwirtschaft ist nicht gut, das funktioniert nicht, wir stoppen die Veränderungen. Das wäre wirklich ein schlechtes Signal für die Märkte.
Sie sprechen damit aber von einem sehr grundsätzlichen Einschnitt. Gibt es auch Dinge, die man im Tagesgeschäft im Auge behalten sollte?
Gefahr würde auch von einem dramatischen Einbruch des Wirtschaftswachstums in Indien und China ausgehen. Das sind die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt - und die mit am schnellsten wachsenden. Gerade im Falle von China muss man berücksichtigen, dass inzwischen viele andere asiatische Länder vom dortigen Wirtschaftswachstum abhängig sind. Sie exportieren mehr Güter nach China als in die Vereinigten Staaten. Dadurch könnte sich eine Welle aufbauen, die der von 1997 ähnlich ist. Damals begann die Asien-Krise in Thailand und ging um die ganze Welt. Auch die potentiellen Auswirkungen von Naturkatastrophen wie einem großen Erdbeben sollten nicht unterschätzt werden.
Sie sind jetzt mehr als 30 Jahre auf den Kapitalmärkten der Schwellenländer unterwegs, vor genau 20 Jahren übernahmen Sie die Verantwortung für die Geldanlage auf den Schwellenmärkten bei der Investmentgesellschaft Franklin-Templeton. Was sind die bemerkenswertesten Veränderungen, die sie seither wahrgenommen haben?
Allein die Größenordnungen haben sich unglaublich verändert. Als wir begannen, gab es sechs Märkte, zu denen wir Zugang hatten - in Asien waren das Hongkong, Singapur, Malaysia, die Philippinen und Thailand; aus Lateinamerika kam noch Mexiko dazu. Jetzt sind es 40. Dann die Explosion der Marktkapitalisierung und der Anzahl der börsennotierten Unternehmen. 1987 waren wir noch die großen Jungs auf dem Platz, jetzt sind wir nur ein kleiner Teil eines großen Gebildes.
Vermissen Sie manchmal die frühen Tage?
Manchmal. Aber der Wettbewerb heutzutage mit den vielen anderen Akteuren auf dem Markt bringt auch große Vorteile mit sich. Es gibt jetzt mehr Liquidität. Wir können einfacher handeln. Der wichtigste Wandel ging jedoch in den Regierungen der Länder vor sich: weg von einer sozialistischen, kommunistischen, vom Staat oder von Oligarchen geprägten Wirtschaftsordnung, hin zur Marktwirtschaft. Wir haben nun ein neues Modell: Der Staat gibt zunächst die Kontrolle nicht aus der Hand, kann aber trotzdem eine Marktwirtschaft haben. China ist das beste Beispiel dafür. Dieses Modell ist sehr attraktiv für eine Menge Länder. Später beginnt dann in den Regierungen das Nachdenken: Warum sollen wir die Unternehmen besitzen, wir können sie ja besteuern; gebt sie dem Privatsektor und lasst sie machen, wir überwachen nur.
Sie sind dafür bekannt, permanent unterwegs zu sein auf der Suche nach unentdeckten Perlen, sprich Unternehmen. Das Flugzeug sei Ihr Zuhause, sagten Sie einmal. Wo auf der großen weiten Welt haben Sie denn zuletzt eine Perle entdeckt?
Das war in der russischen Republik Baschkortostan, dem früheren Baschkirien: ein erstaunlicher Ort. Dort findet man viele Maschinenbauer, die sich neu aufstellen müssen. Die müssen auf Jahre hinaus investieren. Da gibt es eine Menge Gelegenheiten für Investoren. Es gibt uns auch die Möglichkeit, mehr Wissen über verschiedenste Branchen zu erwerben und an anderer Stelle zu nutzen.
Gibt es dort eine Börse?
Noch nicht. Wir gehen über den Weg der Privatplazierung. Wir haben einen speziellen Fonds für solche nicht börsennotierten Beteiligungen. Das ist der Templeton Strategic Emerging Markets Fund. Der Fonds ist aber nur für Großinvestoren, die sechs Jahre lang keinen Zugriff auf ihr Geld haben.
Wandeln Sie sich vom klassischen Fondsmanager zum Private-Equity-Investor?
Das gehört zusammen. Von den Unternehmen, die wir suchen, sind manche börsennotiert und manche eben nicht. Bei den Ersteren ist es unser Job, sie auf dem Markt bekannter zu machen. Bei Letzteren, sie auf den Markt zu bringen.
Von welchen Schwellenländern halten Sie derzeit besonders viel?
Die Türkei und Südafrika haben wir derzeit am stärksten übergewichtet. In Südafrika sind die Unternehmen noch sehr günstig. Da gibt es viel Potential, vor allem in der Konsumentennachfrage. In der Türkei sind derzeit dramatische politische Veränderungen zu beobachten. Zum ersten Mal gibt es eine Regierung, die das Parlament kontrolliert. Damit können eine Menge Reformen auf den Weg gebracht werden. Die wichtigste Reform lautet: Privatisierung. Der EU-Beitritt ist dagegen zweitrangig.
Wenn die Türkei der EU beitritt, müssen Sie sich als Schwellenmarkt-Fondsmanager immerhin von türkischen Aktien verabschieden.
Sagen Sie das bloß nicht zu laut. Ich möchte sie nicht verlieren.
Viele Anleger verbinden eine Investition in Schwellenmärkte unmittelbar mit China. Wie gehen Sie mit der Kursblase um, die sich dort gebildet hat?
Die Blase betrifft nur die A-Aktien an den inländischen Börsen. Die Aktien der gleichen Unternehmen werden in Hongkong zu einem enormen Abschlag gehandelt. Dort ist keine Blase zu erkennen. Wir würden nicht in A-Aktien investieren. Trotzdem kann es mit ihnen weiter nach oben gehen. Wenn man das Geschehen mit der japanischen Kursblase in den achtziger und neunziger Jahren vergleicht - da sind die Chinesen erst auf der Hälfte des Weges angelangt. Irgendjemand hat mal gesagt, der chinesische Markt sei wie Schaum - viele kleine Blasen, aber noch keine große.
Drei Jahrzehnte lang beackern Sie nun schon die Schwellenmärkte dieser Welt. Wird das nicht irgendwann langweilig?
Keinesfalls. Das Geschäft ist spannend und wird immer spannender. Es sind noch so viele Dinge zu tun. Der Tag hat nicht genug Stunden. Über einen Rückzug denke ich überhaupt nicht nach.
Das Gespräch führte Steffen Uttich.
Text: F.A.Z., 06.10.2007, Nr. 232 / Seite 25
Bildmaterial: F.A.Z. Wolfgang Eilmes
Der chinesische Aktienmarkt ist derzeit der heißeste der Welt. Investoren konnten mit vielen chinesischen Aktien unglaubliche Gewinne erzielen. In China betätigen sich viele Millionen Kleinanleger selbst als bis dato sehr erfolgreiche Spekulanten. In einem Umfeld mit stetig steigenden Aktienkursen ist ein ordentlicher Profit dabei bislang mit jeder Kauforder faktisch vorprogrammiert gewesen. Nicht umsonst lautet ein alt bekanntes Sprichwort: Die Hausse nährt die Hausse. Der Nachteil jeder Spekulationsblase ist, dass sie irgendwann einmal platzen muss. Dies konnte schon bei der historisch wohl ersten Spekulationsblase in den Jahren 1634 bis 1637 in den Niederlanden beobachtet werden. Bei der sogeannten großen Tulpenmanie wurden für einzelne Zwiebelsorten mehrere Jahresgehälter gezahlt. Innerhalb von 3 Jahren wurden Preissteigerungen von mehreren tausend Prozent festgestellt. Doch der Tulpenrausch war nicht von langer Dauer. Im Februar 1637 vielen die Preise um über 95 Prozent.
Sicherlich ist es nicht möglich, die damaligen Verhältnisse eins zu eins auf den derzeitigen chinesischen Aktienmarkt zu übertragen. Allerdings deutet vieles auf ein kräftiges Kursgewitter hin. Daher dürfte der Zug für Neu-Engagements aufgrund der mittlerweile teilweise deutlich übertriebenen Bewertungen abgefahren sein. Wahrscheinlich besteht die Chance auf weitere spekulative Kursgewinne da man nie den genauen Zeitpunkt des Platzens einer Blase prognostizieren kann; das Chance/Risikoverhältnis ist aber nach dem jüngsten Börsenhype bei vielen chinesischen Aktien jetzt nicht mehr akzeptabel. Wir haben für Sie zwei chinesische Boomaktien unter die Lupe genommen und werden Ihnen im Folgenden aufzeigen, warum diese Aktien jetzt so riskant sind.
China Finance Online:
In Zeiten boomender Börsenmärkte erfreuen sich die Finanzportale einer großen Beliebtheit. Die China Finance Online Ltd. (Nasdaq: JRJC) zählt ohne Zweifel zu den führenden Unternehmen der rasant wachsenden Branche in China. Das Unternehmen betreibt die im Riesenreich sehr beliebten Finanzportale jrj.com und stockstar.com. Das Unternehmen verfügt über rund 7,3 Millionen registrierte Portalbenutzer, eine Zahl, von der deutsche Portalbetreiber nicht einmal träumen können. Das Management des Unternehmens versucht jetzt, die Nutzer auch in zahlende Kunden zu verwandeln. Derzeit verzeichnet das Unternehmen aber gerade einmal 37.400 Nutzer, welche die kostenpflichtigen Dienste in Anspruch nehmen. Hieraus konnte das Unternehmen im zweiten Quartal 81 Prozent der Gesamteinnahmen von 5,7 Mio. US$ generieren. Ferner wurden im Bereich der Online-Werbung dank chinesischer Aktienfonds starke Zuwächse verzeichnet.
Zweifelsfrei ist der Finanzportalsektor eine Wachstumsbranche mit einem gigantischen Potenzial. Die fundamentale Bewertung hat dieses aber mehr als vorweg genommen. Derzeit beträgt die Marktkapitalisierung von China Finance Online rund 750 Mio. US$. Demgegenüber steht ein 2006-er Jahresumsatz von 7,13 Mio. US$. Sicherlich wird dieser in diesem Jahr deutlich zulegen. Dennoch erinnert ein Kurs-Umsatzverhältnis von über 100 an die Verhältnisse, welche zu Hochzeiten des Neuen Marktes herrschten. Dazu passt auch, dass im letzten Geschäftsjahr ein Netto-Verlust von rund 0,60 Mio. US$ anfiel.
Investoren, welche vor einigen Monaten in das Papier eingestiegen sind, haben alles richtig gemacht. War die Aktien vor einem Jahr noch für rund 5 US$ zu haben, so müssen mittlerweile knapp 40 US$ für das Papier bezahlt werden. Von Neu-Engagements können wir allerdings nur dringend abraten. Derzeit gehen viele Analysten von einem weiteren Boom bei dem Unternehmen aus. Sollte sich jedoch der gesamte chinesische Aktienmarkt kräftig abkühlen, so ist es mit großer Wahrscheinlichkeit genau diese Aktie, welche zu den stärksten Verlierern gehören wird. Das Unternehmen ist stark von der Marktentwicklung abhängig. Bricht der chinesische Aktienmarkt ein, so impliziert dies gravierende Folgen für China Finance Online. Zum einen dürften dann weniger Leute bereit sein, für ein Finanzportal Geld zu bezahlen, zum anderen gehen bei schwieriger Marktlage auch die Werbeeinnahmen gravierend zurück. In Kombination mit einem schwachen Gesamtmarkt ein höchst riskantes Gemisch.
China Natural Resources
Eine noch spektakulärere Entwicklung gab es bei der Aktie von China Natural Resources (Nasdaq: CHNR). Mussten vor einer Woche noch rund 10 US$ für eine Aktie bezahlt werden, so sind es jetzt rund 40 US$. In der Spitze erreichte das Papier sogar Kurse von über 50 US$. Wir möchten hierbei noch einmal betonen, dass es sich um eine Aktie und nicht ein Hebelprodukt handelt.
Über diesen Anstieg dürfte sich besonders der 42 Jahre alte chinesische Unternehmer Li Feilie freuen; er hält 63 Prozent aller China Natural Resources Aktien. Li Feilie gilt als erfahrener Nasdaq-Anleger und Senkrechtstarter. Eine Erklärung für den Anstieg konnte sein Unternehmen aber nicht liefern. Es teilte am vergangen Donnerstag mit, dass es keine wesentlichen operativen Veränderungen gab, welche den Kursanstieg erklären könnten. Das Unternehmen wies im Geschäftsjahr 2006 einen Umsatz von rund 19 Mio. US$ Dollar aus, die Marktkapitalisierung beträgt derzeit hingegen knapp 460 Mio. US$.
Die Aktie ist ein Paradies für Daytrader. Allerdings halten wir ein Engagement für Anleger derzeit für höchst riskant. Die Aktie ist enorm volatil; ein prozentual zweistelliger Kurssturz kann sich bei dieser Aktie jederzeit binnen weniger Minuten vollziehen. Natürlich kann die Aktie in Rahmen dieser ungebrochenen Euphorie kurzfristig weiter anziehen; angesichts der fundamentalen Kennzahlen dürfte ein Crash aber hier mit großer Sicherheit vorprogrammiert sein.
Gruß DB
ABer besser sie, als die Kurse meiner Aktien :;)
... aber der Börsenmarkt ist immer furchtbar !!!
Bzgl. des Börsenmarktes werde ich mich jetzt ein bisschen im Guinness-Thread therapieren.
wird und muss China handeln!!
Der Staatsfonds wird hier regulierend eingreifen um aus dem Platzen der Blase ein Softlanding zu machen, doch China gibt im zweiten Halbjahr 2008 30-50% ab.
Aktienmarkt China
Die Börsen laufen heiß
04. Oktober 2007 Die Börsen im chinesischen Mutterland laufen heiß. Das Kursniveau dort ist allein im dritten Quartal um rund 40 Prozent gestiegen. Seit Jahresbeginn ergibt sich ein Gewinn von fast 70 Prozent. Die laufende Haussephase, die Mitte vergangenen Jahres begann, hat zum Jahresbeginn exponentielle Züge angenommen. Aus technischer Sicht bedeutet dies nach dem Urteil von Analysten ein unmissverständliches Warnsignal. Sie verweisen darauf, dass die Bewertungen der an den chinesischen Börsen gehandelten Aktien im Vergleich mit anderen Schwellenmärkten konkurrenzlos hoch seien.
Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis bewege sich inzwischen bei mehr als 30. Dabei geben kritische Strategen zu bedenken, dass die den Bewertungsschätzungen zugrunde liegenden Daten in vielen Fällen bei weitem nicht westlichen Standards genügten, also vieles offen ließen.
Keine Spur von Korrektur
Bemerkenswert erscheint Strategen, dass die jüngste Korrektur an den Aktienmärkten in der Welt an den chinesischen Börsen so gut wie spurlos vorübergegangen ist. Im Gegensatz dazu haben die in Hongkong notierten chinesischen Aktien (H-Aktien) kräftig reagiert, auch wenn sie sich seither kräftig erholen konnten.
Die Bewegungen sind Ausdruck der Erkenntnis, dass die als exzessiv geltende Hausse an den Börsen im chinesischen Mutterland im Wesentlichen hausgemacht ist. International orientierte Anleger, ob institutionelle oder private, meiden diese Märkte eher und engagieren sich über die Hongkonger H-Aktien in chinesischen Unternehmen. Die Börse in der ehemaligen britischen Kronkolonie führt traditionell eine strenge Aufsicht. Die von ihr geforderten Standards gelten selbst an etablierten westlichen Märkten als vorbildlich.
Werfen die Bären das Handtuch?
Viele Investmentbanken und unabhängige Fachleute haben die Hausse an den chinesischen Börsen über Jahre hinweg mit lautstarken Bedenken begleitet. Der Grund dafür war die Annahme, dass das aus den Nähten platzende Wachstum der Wirtschaft in China nicht von Dauer sein könne. Tatsächlich expandiert sie inzwischen seit sechs Jahren, und ein Ende ist nicht in Sicht.
Merrill Lynch glaubt jetzt Anzeichen dafür zu erkennen, dass die Skeptiker das Handtuch werfen werden. Ein konkreter Anlass dafür ist aus Sicht der Investmentbank, dass die Analysten nun erstmals seit zehn Jahren für den jeweils folgenden Zwölfmonatszeitraum ein zweistelliges prozentuales Wirtschaftswachstum ankündigten, und zwar 10,6 Prozent für 2008. Sie betrachtet dies als Kontraindikator, weil diese Vision inzwischen niemanden mehr überraschen könne.
Wenn nun auch noch die beharrlichen Zweifler und Zauderer ins Lager der Optimisten überwechselten, sei Vorsicht geboten. Merrill Lynch argwöhnt, dass an den chinesischen Börsen ein Stadium erreicht sein könnte, in dem unerwartet geringes Wachstum eine gewichtige negative Überraschung nicht nur für die Finanzmärkte dieses Landes darstellen würde. Jedenfalls könne man davon ausgehen, dass die Verhältnisse genau das Gegenteil von dem hervorbringen könnten, was die „herrschende Meinung“ ursprünglich erwartet habe. China stehe vor dem Punkt, an dem sich selbst gute Nachrichten als schlechte erweisen.
Jim Rogers
27. September 2007
Nach einem guten Lauf über mehrere Jahre kam es in den vergangenen Wochen sowohl an den Börsen als auch an den Kreditmärkten zu zum Teil deutlichen Korrekturen. Die Aktienbörsen zeigen sich volatil, der Dollar ist so schwach wie nie und so erreicht der Euro am Donnerstag einmal mehr ein neues Rekordhoch zur amerikanischen Währung. Das macht einige Anleger recht nervös.
Das gilt nur bedingt für Investorenlegende Jim Rogers. Der ehemalige Partner von George Soros äußert im FAZ.NET-Interview die Überzeugung von einem langfristigen Vertrauensverlust in den Dollar, einer bevorstehenden Rezession in den Vereinigten Staaten und einem Bärenmarkt an den Börsen. Längerfristig baut er aber auf einen anhaltenden Boom im Rohstoffbereich. Kein Wunder, dass er hier auch entsprechend investiert.
Die Finanzmärkte sind in den vergangenen Wochen etwas zittrig geworden. Wie beurteilen Sie die Lage?
Die Börsen sind überreif für einen Bärenmarkt - und ich fürchte, wir werden einen sehen. Dafür gibt es viele Gründe. Unter anderem befinden sich die Vereinigten Staaten auf dem besten Weg in eine Rezession. Zudem haben sich viele Anleger finanziell übernommen.
Einen Bärenmarkt - glauben Sie wirklich?
Ja, ich bin ziemlich sicher, dass wir uns schon in einem befinden.
Was halten Sie von den so genannten „Abkoppelungstheorien“, nach denen sich die europäischen oder auch die asiatischen Märkte von einer Schwäche abkoppeln könnten?
Wenn wir von Aktieninvestments reden, so stimmt das. Es ist intelligenter, an den asiatischen Märkten zu investieren. Die Staaten der Region befinden sich in einer wirtschaftlich besseren Verfassung und dürften aus diesem Grund interessantere Anlagemöglichkeiten bieten. Die Börsen der Region dürften zwar auch fallen, wenn es richtig nach unten gehen sollte. Es ist allerdings besser, „long“ in Asien zu gehen und „short“ im Westen als umgekehrt.
Die asiatischen Staaten exportieren einen großen Teil ihrer Produkte in den Westen, vor allem in die Vereinigten Staaten. Wenn nun die amerikanische Konjunktur schwach werden sollte - wird es keine negativen Auswirkungen auf Asien geben?
Keine Frage, letztlich werden sich die Effekte überall bemerkbar machen. Aber bedenken Sie: Es gibt in Asien drei Milliarden Menschen, die riesige Beträge sparen und investieren. Sie schaffen auf diese Weise eine innere Wirtschaftsdynamik und sind aus diesem Grund nicht mehr so stark wie in der Vergangenheit von den externen Wirtschaftsbeziehungen abhängig. Wir befinden uns nicht mehr im Jahre 1977, sondern im Jahr 2007.
Das klingt gut. Nehmen wir jedoch China: Ist dort die Konjunktur inzwischen nicht längst deutlich überhitzt, hat das Land nicht ein ausgeprägtes Inflationsproblem und sollte es aus diesem Grund nicht endlich seine Währung deutlicher als bisher vom Dollar abkoppeln?
Nicht nur China hat ein Inflationsproblem. Alle haben Inflationsprobleme, im Westen lügen wir uns lediglich in die Tasche. China versucht die überhitzte Wirtschaft mit aggressiven Zinserhöhungen zu dämpfen - und ich hoffe sie geht zurück. Denn ich rede nicht darüber, jetzt chinesische Aktien zu kaufen, sondern dann, wenn deren Kurse gefallen sind. Dann stellen sie eine gute Kaufgelegenheit dar.
Wenn man jetzt investieren möchte, so sollte man Rohstoffe und internationale Währungen kaufen. Das werden gute Märkte sein, was immer auch in den kommenden fünf bis zehn Jahren passieren mag.
Sind die Rohstoffmärkte inzwischen nicht ebenso überhitzt wie die chinesische Börse?
Kommt darauf an: Der Zuckerpreis befindet sich 85 Prozent unter seinem Allzeithoch, der Silberpreis 75 Prozent, der Preis für Baumwolle 60 Prozent unter dem höchsten jemals erreichten Stand - soll das überhitzt sein?
Nun, ich dachte in erster Linie an jene Märkte, die in den vergangenen Jahren zum Teil sehr gut gelaufen sind.
Ja, manche Rohstoffe sind aus verschiedenen Gründen sehr gut gelaufen. Sehr wahrscheinlich wird es zwischenzeitlich Korrekturen geben. Aber betrachten wir den Ölpreis: Der Preis für einen Barrel in Dollar liegt zwar nahe am Allzeithoch, berücksichtigt man jedoch die Inflation oder bewertet man es mit Gold, so müsste der Preis eigentlich über 100 Dollar liegen.
Ist das Ihre Positionierung?
Ja, ich setze auf Rohstoffe und internationale Währungen, dagegen bin ich bei Finanzwerten im Westen „short“ gegangen.
Haben Sie kein Vertrauen in die Bilanzen der Investmentbanken und Broker?
Nein, natürlich nicht. Sie sind voller schlechter Papiere, die in den kommenden Jahre sehr wahrscheinlich „sauer“ werden. Wenn wir von Exzessen reden, so fanden sie in den vergangenen Jahren im Finanzbereich der westlichen Welt statt. Sie haben dort 29 Jahre alte Kinder, die zehn bis 15 Millionen Euro pro Jahr verdienen. So etwas nenne ich einen Exzess. Das ist nicht normal, das muss sich ändern und das wird sich ändern.
Lassen Sie uns über die amerikanische Zentralbank reden. Werden die Zinssenkungen eine Rezession in den Vereinigten Staaten verhindern können?
Nein, sie werden die Rezession sogar noch verschlimmern. Da alle wissen, dass Zinssenkungen die Inflation beschleunigen werden, dürften und müssen die langfristigen Zinsen steigen. Gleichzeitig wird der Dollar fallen und die Rohstoffpreise weiter nach oben treiben.
Wird der Yen auch aufwerten?
Der Yen ist ein gutes Investment. Im Rahmen der sogenannten Carry Trades verkauften in der Vergangenheit viele den Yen und den Schweizer Franken. Sollten sie ihre Positionen auflösen, kann das zu einer Aufwertungsbewegung wie im Jahr 1998 führen. Generell stellen der chinesische Yuan und der Yen gegenwärtig sehr gute Investitionsmöglichkeiten dar.
Gehen sie davon aus, dass China den Wechselkurs des Yuan weiter lockern wird?
In den kommenden ein bis zwei Jahren werden wir den „free float“ der chinesischen Währung sehen. In diesem Rahmen wird sie gegen den Dollar deutlich aufwerten.
Es gibt jedoch Stimmen, die mit einem massiven Kapitalabfluss aus China rechnen, sofern das Land Kapitalkonten freigeben sollte. Könnte es nicht sein, dass aus diesem Grund der Yuan eher ab- statt aufwerten könnte?
Sicherlich würde es zu deutlichen Kapitalabflüssen kommen, da sich in China gegenwärtig Unmengen „heißen Gelder“ befinden. Sollte der Kurs des Yuan jedoch unter Druck geraten, wäre das gut. Denn ich könnte günstig mehr davon kaufen.
Sie sind „bärisch“ für den Dollar. Wo wird der Kurs ihrer Meinung nach hingehen?
Die amerikanische Währung wertet längst ab, wird jedoch noch deutlich weiter fallen. Als das britische Pfund seinen Status als Weltreservewährung verlor, ging es um 80 Prozent nach unten. Ähnliches dürfte auch dem Dollar blühen. Letztlich werden in den kommenden Jahren aufgrund der amerikanischen Geldpolitik viele das Vertrauen in den Dollar verlieren.
Das Gespräch führte Christof Leisinger
Text: @cri
Bildmaterial: Bloomberg, F.A.Z.-Bertram Solcher, FAZ.NET
Wall Street ignoriert abnehmende Gewinnerwartungen
10. Oktober 2007
Die Fachleute in Amerika rechnen nach den jüngsten Verwerfungen an den Finanzmärkten für das dritte Quartal mit dem schwächsten Wachstum der Unternehmensgewinne seit fünf Jahren.
Nach Angaben des Informationsdienstes Thomson Financial prognostizieren Analysten für die im Aktienmarktindex S&P 500 abgebildeten Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr nur noch Nullwachstum. Unternehmensgewinne sind neben der Entwicklung der Zinsen langfristig die wichtigste Triebfeder für die Aktienkurse.
Abnehmende Gewinnerwartungen
Belastend wirkte im jüngsten Quartal die Schwäche der Finanztitel und der konjunkturabhängigen Konsumwerte. Die Enttäuschungen sind allerdings nicht darauf beschränkt. Am Dienstag hatte der große Aluminiumhersteller Alcoa mit einer verfehlten Prognose die Berichtssaison für das Quartal eröffnet. Aktuell rechnen Analysten für die im S&P 500 vertretenden Standardwerte nur mit einem Wachstum von 0,2 Prozent. Am Ende des Quartals hatten die durchschnittlichen Wachstumsprognosen noch bei knapp 4 Prozent gelegen. Für das vierte Quartal sind die Prognosen dagegen nur vergleichsweise leicht gesenkt worden. Aktuell avisieren die Auguren für diesen Zeitraum ein Gewinnwachstum von 10,8 Prozent. Am Ende des dritten Quartals hatten sie noch mit 11,5 Prozent gerechnet.
Die Aktienkurse sind in den vergangenen Wochen dennoch gestiegen. "Aktienanleger scheinen sich auf das kommende Jahr zu konzentrieren, für das mit zweistelligen Gewinnzuwächsen gerechnet wird", meint Jack Ablin, der bei der Harris Private Bank für Aktienanlage zuständig ist. Es habe seit der jüngsten Leitzinssenkung der Notenbank eine verblüffende Umkehr in der Einstellung von Anlegern gegeben.
Gewinnrückgang von sieben Prozent bei zyklischen Konsumwerten erwartet
Die Gewinnprognosen für das dritte Quartal waren in den vergangenen Wochen kontinuierlich zurückgegangen, weil zahlreiche Konzerne Anleger vorab auf enttäuschende Resultate vorbereitet haben. So hatte der größte amerikanische Finanzdienstleister Citigroup wegen hoher Kreditabschreibungen einen Gewinnrückgang um 60 Prozent avisiert. Das sind direkte Folgen der Turbulenzen im Hypothekenmarkt während des Sommers. Analysten hatten die Auswirkungen der Krise unterschätzt. Am Ende des Quartals hatten die Fachleute für die im S&P 500 stark gewichtete Finanzbranche ein Gewinnwachstum um 4 Prozent vorhergesagt. Mittlerweile kalkulieren sie mit einem Gewinnrückgang von 8 Prozent.
Am zweitschlechtesten dürften mit einem Gewinnrückgang von 7 Prozent die zyklischen Konsumwerte abschneiden. Das liegt an den Hausbau-Unternehmen, die direkt unter der Schwäche des Häusermarktes leiden. Der private Konsum litt aber auch indirekt unter der Verunsicherung der Verbraucher, die von der Hypothekenkrise, aber auch durch steigende Benzinpreise verstärkt wurde. Für das vierte Quartal unterstellen Analysten den Konsumtiteln jedoch ein starkes Gewinnwachstum von 21 Prozent. Hintergrund ist die jüngste Leitzinssenkung, mit der die Notenbank auf die Turbulenzen reagiert hat. Das stärkste Gewinnwachstum im dritten Quartal prognostizieren die Auguren Unternehmen im Gesundheitswesen sowie Technologiewerten. Große international tätige Konzerne dürften nach Ansicht von Analysten zudem vom niedrigen Dollarkurs profitieren.
Text: F.A.Z., 11.10.2007, Nr. 236 / Seite 25
Bildmaterial: F.A.Z., FAZ.NET
Die Bullen scharren schon wieder so laut, dass man sein eigenes Wort nicht verstehen kann.
Moody’s warnt vor neuen Kreditrisiken
SIVs unter Beobachtung» Die amerikanische Ratingagentur Moody’s hat angekündigt, die so genannten „Structured Investment Vehicles“ (SIVs) verstärkt unter die Lupe zu nehmen. Unter den insgesamt 16 SIVs, die Moody’s unter Beobachtung gestellt oder in ihrer Bonität herabgestuft hat, stehen auch drei der angeschlagenen Citigroup.
NEW YORK/FRANKFURT. Der Druck, eine schnelle Lösung für in Not geratene Investmentvehikel der Banken zu finden, wächst. Die amerikanische Ratingagentur Moody’s hat jetzt angekündigt, die so genannten „Structured Investment Vehicles“ (SIVs) verstärkt unter die Lupe zu nehmen. „Die andauernde Liquiditätskrise für die SIVs hat sich seit September unvermindert fortgesetzt“, schreiben die Kreditwächter. Die Refinanzierungsprobleme der Zweckgesellschaften hätten dazu geführt, dass der Wert der von ihnen gehaltenen Schuldtitel weiter gesunken sei. Insgesamt 28 Programme von 16 SIVs wurden von Moody’s unter Beobachtung gestellt oder in ihrer Bonität herabgestuft.
„Darunter befinden sich auch drei SIVs der Citigroup“, sagte Moody’s Sprecher Thomas Lemmon in New York. Die Citigroup steht unter besonders großem Druck, da die US-Bank mit sieben Zweckgesellschaften und einem Portfolio von 80 Mrd. Dollar am stärksten auf diesem Markt aktiv ist. Citi hatte deshalb zusammen mit JP Morgan Chase und Bank of Amerika einen Rettungsfonds für die Investmentvehikel ins Leben gerufen. Banker an der Wall Street sind jedoch skeptisch, dass der Super-SIV überhaupt zustande kommt.
Analysten vermuten deshalb, dass Citi einen Teil der Risiken in ihre Bücher nehmen muss. „Eine weitere Abschreibung von 30 Mrd. Dollar erscheint nicht unmöglich angesichts eines Subprime-Portfolios von 55 Mrd. Dollar und der Möglichkeit, dass weitere Schuldtitel in die Bilanz genommen werden müssen", schreibt Howard Mason, Bankanalyst beim Investmenthaus Sanford Bernstein. Citigroup ist seinen sieben Zweck-gesellschaften bis Ende Oktober mit einer Liquiditätsspritze von 7,6 Mrd. Dollar zur Hilfe geeilt. Für weitere 3,3 Mrd. Dollar hat die Bank kurzfristige Schuldverschreibungen der SIVs übernommen.
Lesen Sie weiter auf Seite 2: Neue Bilanzrichtlinie sorgt für zusätzlichen Druck
Die Investmentvehikel refinanzieren sich auf dem kurzfristigen Markt für Commercial Paper und investieren in länger laufende Schuldtitel, die oft mit Forderungen aus Hypothekendarlehen unterlegt sind. Obwohl die Citi-SIVs nach Angaben des Instituts nahezu keine Subprime-Anleihen halten, sind ihre Papiere betroffen. Citi hat zwar betont, sie sei rechtlich nicht verpflichtet, ihre SIVs mit Liquidität zu versorgen. Um ihren Ruf zu schützen, steht die Bank jedoch unter Handlungsdruck.
Ratingagenturen hatten zuletzt zahlreiche Kreditderivate, in die die SIVs investieren, heruntergestuft. Die Vertrauenskrise im Markt für Kreditderivate wirkt sich auch auf das Neugeschäft aus. Nach einer gestern veröffentlichten Studie von Morgan Stanley lagen die Neuemissionen für forderungsunterlegte Wertpapiere (Collateralized Debt Obligations, CDOs) weltweit im Oktober mit 12,7 Mrd. Dollar so tief wie seit fast zwei Jahren nicht mehr.
Zusätzlich unter Druck werden die US-Banken durch eine neue Bilanzrichtlinie (FASB 157) kommen. Ab dem 15. November wird es wesentlich schwerer, riskante Schuldtitel als illiquide Vermögensteile (Level 3) zu deklarieren und durch eigene Schätzungen in der Bilanz zu bewerten. Nach einer Prognose der Royal Bank of Scotland könnte eine marktgerechte Bewertung der Schuldtitel zu weiteren Abschreibungen in Höhe von bis zu 100 Mrd. Dollar führen.
[07.11.2007] Von Torsten Riecke und Nicole Bastian
Alle Rechte vorbehalten.
hab ein ganz ungutes Gefühl dass es einen schwarzen Donnerstag gibt.
Wenn die EZB dann noch den Zins erhöht am besten gar nicht dran denken.
Trichet ist die Börse wurscht er ist anderst wie Bernanke,
Wäre ich nur flat geblieben und aus meinen Long Positionen gestern noch mit Plus
ausgestiegen, morgen vermutlich Totalverlust weil SL Geschichte wenn Asien Crash
vorführt.
Machts gut und wer wie ich noch LONG ist einfach Schwamm drüber ist nur Geld.
Gruss
Tommi
Jetzt scheint das Kartenhaus langsam einzustürzen.
Morgen schwarzer Freitag an den Weltbörsen ?
Asien legt heute Nacht vor !
Es wird nächste WOche bestimmt eine spannende Börsenwoche.
Oder was meinst Du GST ?
Gibt es einen schwarzen oder vielleicht roten Montag ?!?! :;)))
http://www.faz.net/s/...EB9B7FA99D4C21ED6D~ATpl~Ecommon~Sspezial.html
Interview
§
Die amerikanische Zentralbank bewertet die Lage falsch
08. November 2007 Sieht es an den internationalen Börsen trotz einer überraschenden und einer überraschend starken Leitzinssenkungen in den Vereinigten Staaten weiterhin fragil aus, so gilt das erst recht für den Devisenmarkt.
Denn der Dollar setzt seinen Abwertungstrend fort und markiert gegen den Euro neue Rekordtiefs. Am Mittwoch erreichte er im Tagesverlauf Kurse von bis zu 1,4731 Dollar je Euro. So schwach war die amerikanische Währung noch nie.
Ein Gespräch mit dem Währungsstrategen Hans Redeker von BNP Paribas in London gibt einen Einblick in die Verhältnisse an den Märkten und die weiteren Entwicklungen.
Das Thema des Tages ist der Dollar. Er hat gegen den Euro ein Allzeittief erreicht und die Abwertungsbewegung scheint in den vergangenen Tagen dynamischer geworden zu sein. Wieso?
Ich denke, dass die amerikanische Zentralbank am vergangenen Mittwoch einen markanten Fehler gemacht hat, indem sie ihre Zinssätze „auf neutral“ gestellt hat. Nicht die Zinssenkung um einen Viertelprozentpunkt hat die Krise ausgelöst. Sondern die Märkte realisieren, dass die Zentralbank die Lage falsch bewertet.
Was heißt das konkret?
In ihrem Statement geht sie davon aus, dass sich die amerikanische Konjunktur nach einem so genannten „Dip“ wieder erholen wird. Aus diesem Grund möchte sie weitere Daten abwarten und entsprechend handeln. Gleichzeitig schwächt sich der amerikanische Finanzsektor jedoch drastisch ab, was Wirkungen in anderen Teilen der Volkswirtschaft hat.
Welche?
Sie zeigen sich in Form von restriktiveren Kreditbedingungen, die die amerikanische Konjunktur mit großer Wahrscheinlichkeit an den Rand einer Rezession treiben werden, wenn die Zentralbank (FED) nicht beherzt eingreift. Kaum hatte die FED ihr Statement ausgegeben, so „versteilte“ sich die amerikanische Zinsstrukturkurve. Das ist ein Zeichen dafür, dass der Markt der FED kein Wort glaubt.
Und - liegt der damit richtig?
Ja. Denn das, was wir in den vergangenen Tagen aus der amerikanischen Finanzindustrie gehört haben, ist schlimm. Nehmen wir nur das Beispiel der Citigroup. Unser Credit Research geht davon aus, dass das Unternehmen alleine in den SIVs, also den außerbilanziellen Anlagevehikeln, eine Schieflage zwischen 16 und 24 Milliarden Dollar hat. Im Vergleich damit sehen die bisherigen Kapitalspritzen recht bescheiden aus. Der Asset Backed Commercial Paper Market ist in sich zusammengebrochen. Das heißt, diese Refinanzierungsart steht nicht mehr zur Verfügung. Aus diesem Grund sind SIVs an sich mit Risiko behaftet.
Mit welchen Folgen?
Ich könnte mir vorstellen, dass diese SIVs ihre Vermögenswerte im Markt werden verkaufen müssen. Genau das wollte man noch vor vier Wochen mit der Einrichtung eines „Superfonds“ verhindern. Diesen Fonds hat jedoch mittlerweile den plötzlichen Tod ereilt, weil die Banken, die die 75 Milliarden Dollar stellen wollten, mittlerweile mit den Aufräumarbeiten beschäftigt sind und die Mittel möglicherweise überhaupt nicht mehr zusammen bringen. Außerdem hat sich keiner außerhalb Amerikas dazu bereit erklärt, in diesen Superfonds einzusteigen. Damit ist die Idee tot.
Was bedeutet das für die Banken?
Sie müssen ihre Geschäftsmodelle ändern. Damit wird generell weniger Liquidität als bisher bereitgestellt, was die Volkswirtschaft in Richtung Rezession treiben kann.
… und für die Anleger?
Aus diesem Grund werden sich viele in den Vereinigten Staaten engagierte Anleger überlegen, ob sie ihre Vermögenswerte halten sollen oder nicht. In der Vergangenheit wurde das amerikanische Leistungsbilanzdefizit stark über den Rentenmarkt finanziert. Vor allem über Unternehmensanleihen und in den vergangenen Jahren vermehrt über strukturierte Produkte wie die CDOs. In jüngster Zeit ging jedoch genau in diesem Bereich das Interesse deutlich zurück. Das heißt die Finanzierung des Leistungsbilanzdefizit läuft nun vermehrt über die Geldmärkte und damit hängt der amerikanische Dollar am Tropf der Zinsdifferentiale. Da der amerikanische Dollar künftig wohl keinen Renditevorteil mehr erbringen wird, dürfte die amerikanische Währung abwerten, bis er günstig genug geworden ist, für ein kurzes Zwischenengagement.
Was unterscheidet die gegenwärtige Lage von jener Ende des Jahres 2004, als viele dachten, der Euro werde in einem Zug weiter nach oben laufen. Dabei kam es danach zu einer deutlichen Zwischenkorrektur.
Damals wurde die amerikanische Währung zu einem größeren Anteil von Wertpapierkäufen „offizieller Konten“ gestützt, die Dollar langfristig absorbiert haben. Diesmal ist der Anteil privater Anleger wesentlich höher. Sie jedoch müssen immer auf die Gewinn- und Verlustsituation achten und könnten zu Verkäufen gezwungen werden, wenn die Renditen ausbleiben oder die Risiken - wie etwa bei den CDOs - zunehmen. Die Struktur der Zu- und Abflüsse in den Dollar hat sich seit Februar deutlich verändert. Die so genannten TIC-Data zeigen, dass die amerikanische Währung inzwischen abhängig ist von kurzfristigen Zuflüssen, weil langfristige Investitionen nicht mehr stattfinden.
Wie weit kann der Dollar noch nach unten laufen?
Das ist abhängig davon, wie sich die amerikanische Zentralbank verhält. Sollte sie den Leitzins nicht so schnell senken, wie der Markt das erwartet, wäre das kontraproduktiv für die amerikanische Währung.
Wieso?
Das ist wie bei einer Party. Wenn am frühen Morgen die Musik leise gestellt wird, ist das das Zeichen dafür, zu gehen. Nun haben die Amerikaner in den vergangenen Jahren die internationalen Anleger eingeladen zu einem Engagement an ihren Kapitalmärkten. Etwa 80 Prozent der gesamten globalen Ersparnisse sind in diese Richtung gegangen. Das heißt, viele haben amerikanische Dollars in Form von Wertpapieren in ihren Depots. Sollte die FED sich nun hinter die „Kurve stellen“ und die amerikanische Konjunktur in eine Rezession treiben, so werden sie nicht nur nicht mehr kaufen, sondern möglicherweise sogar verkaufen. Das würde zu einer Dollarkrise führen. Es geht im Kern darum, dass die amerikanische Zentralbank „die Musik laut“ und die langfristigen Investoren bei Stange hält.
Der Markt erwartet also, dass die amerikanische Reflationierungspolitik fortgesetzt wird?
Ja, denn langfristig kommt sie sowieso nicht daran vorbei. Im Moment geht der Markt jedoch davon aus, dass die FED zu langsam agiert und „preist“ aus diesem Grund eine Rezession ein. Wenn ich mit unseren Leuten am Interbanken-Desk rede, so bauen die Kunden keine Europositionen auf, sondern sie verkaufen Dollars, weil sie dazu gezwungen sind. Wir sind nicht in der Euphorie, wie im Jahr 2004.
Das heißt, der Euro kann noch weiter laufen?
Ich bin bisher davon ausgegangen, dass Euro-Dollar im laufenden Quartal eine Spitze bildet und danach konsolidiert. Nun kippe ich die Erwartung und gehe davon aus, dass das gegenwärtige Szenario bis ins erste Quartal des kommenden Jahres andauern kann. Und dann wird es sich nur ändern, wenn die amerikanischen Zinsen gesenkt werden. Die FED scheint noch nicht wahrgenommen zu haben, dass bei amerikanischen Banken die Vorstände Reihenweise über die Klinge springen, weil sie ein zu riskantes Portfolio „gefahren“ haben, dass die Finanzinstitute ihre Geschäftsgebaren ändern müssen, dass das die Kreditvergabe einschränken wird und dass sie genau diesen Effekt durch Zentralbankliquidität ausgleichen muss.
Welche Rollen spielen Äußerungen aus China, nach welchen sich die Allokation der Währungsreserven ändern werde?
Der Mann, der zitiert wird, hat eigentlich nichts zu sagen und entsprechende Meldungen sind völlig irrelevant. Sie zeigen allerdings eines: Die Welt ist „long“ Dollar.
Ist der Euro inzwischen nicht längst deutlich überbewertet?
Die Kaufkraftparität liegt nach unserer Schätzung bei 1,16 Dollar je Euro. Sollte die amerikanische Zentralbank flexibler werden und das konjunkturelle Wachstum in den Vordergrund ihrer Überlegungen stellen, dann könnte der Euro bis ins erste Quartal des kommenden Jahres auf 1,52 Dollar und laufen und dann zurückdrehen auf 1,40 Dollar oder gar etwas tiefer. Sollte sich die amerikanische Zentralbank dagegen hinter die Kurve stellen und hereinkommende Daten möglicherweise auch noch falsch interpretieren, so könnte der Euro im Extrem bis auf 1,65 Dollar laufen.
So eine Entwicklung würde sicherlich die globale Konjunktur abwürgen!
Ja, die FED hat auch eine globale Verantwortung. Das gilt auch für die Europäische Zentralbank (EZB) . Sie hat ein Inflationsziel. Allerdings sollte sie das dynamisch interpretieren. Denn wir alle wissen, dass im Januar ein Basiseffekt kommt, der die Inflationsraten wieder nach unten bringen wird. Zudem wirkt der hohe Eurokurs an sich schon restriktiv. Ein Interpretationswechsel der EZB im ersten Quartal des kommenden Jahres könnte dazu beitragen, die Entwicklung des Euro zu beruhigen.
Welchen Einfluss hat Asien?
Wenn man sich die realen, effektiven Wechselkurse anschaut, so sind die asiatischen Währungen unterbewertet. Hier gibt es Bewegungsspielraum. Die Staaten der Region werden alleine schon aufgrund der inflationären Entwicklung gezwungen sein, ihre Zinsen hoch zu nehmen und ihre Währungen aufwerten zu lassen. Auch das wird den globalen Finanzmärkten Liquidität entziehen.
Fazit?
Ich bin skeptisch für den mittel- und langfristigen Ausblick für die Kapitalmärkte. Denn wir laufen von verschiedenen Seiten ins Messer. Das erste ist die asiatische Liquidität, die geringer ausfallen wird. Das zweite ist eine amerikanische Zentralbank, die Fehlinterpretationen betreibt und der dritte Aspekt ist Erwartung, dass künftig bei gegebenem Wachstum die Inflationsraten höher ausfallen werden als bisher. Das kann nicht positiv sein für die Kapitalmärkte.
Das Gespräch führte Christof Leisinger
Text: @cri
Bildmaterial: BNP Paribas, Reuters EcoWin Pro, F.A.Z., FAZ.NET, Hans Redeker
Dieser Abstieg wurde vor allem durch das Fehlverhalten der Fond-Manager ausgelöst, die noch nie mit Problemen umgehen konnten, nur fit sind, wenn es aufwärts geht.
Die nächsten Schuldigen sind Banker deren Verdienst im Tragen einer Krawatte besteht; Volkswirtschaft = Fehlanzeige.