Der Aufstand wird zum Flächenbrand !
Zeitpunkt: 05.11.05 13:29
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Kommentar: Regelverstoß
Will nicht mal einer `ne komplette Ignorliste von unsern Jungnazis erstellen, würde ich glatt übernehmen.
ein kleiner Kommentar muss aber sein.
Ich wusste gar nicht das wir hier so viele Frankreich "Experten" haben?!
Lauter Sozial, Verwaltungs, Migrations, Einwanderungs und Polzeiexperten
tummeln sich ja hier.
Und wie manche ID's über das Leben in französischen Vorstätten bescheid wissen ist
grandios. Ich bin tief beeindruckt!
Dieser Thread ist ein echtes Paradies wer auf billigsten rechten Populismus steht.
Teilweise sehr erheiternd!
Generell gilt: Wer Gewalt und Haß sät braucht nicht damit zu rechnen, dass er etwas besseres erntet. Und auf jede Aktion erfolgt früher oder später auch eine Reaktion. Manche nennen das auch Balance. Diese goldene Regel gilt für fast alles im Leben. Und ihr kennt das sicherlich auch von der Börse.
Da fehlen aber noch ein paar Protagonisten: checkerlarsen, bilanz, IDTE, Eichi, Ewing etc.
Absoluter Neuling
Eine | geschichtsunterricht ist das eine, |
Bitte nicht.....
In Frankreich sind es die Schwarzen die emigrierten und in den Vorstädten von Paris und anderen Städten sich selbst überlassen wurden. Die Perspektiven wurden mit der zunehmenden Arbeitslosigkeit immer schlechter und wie aus einigen Berichten hervor ging wurden von französischen Rechten Brandanschläge in Wohngebäuden verübt. Da braucht man sich nicht wundern, dass unterschwellig bei den Emigranten einiges am brodeln ist und irgendwann das Fass überläuft.
...Hautfarbe. Was stimmt denn jetzt? Bin ganz verwirrt...
Absoluter Neuling
Eine | geschichtsunterricht ist das eine, |
Die Vorstadt-Intifada
Mehrfach in der Geschichte war Frankreich ein Seismograf für gesellschaftliche Erschütterungen, die sich erst später auch anderswo einstellten. Doch was jetzt in den Vorstädten geschieht, ist etwas Neues.
Von Rudolph Chimelli
Frankreich hat ein langes Gewöhnungstraining an Gesetzlosigkeit hinter sich. Seit Jahrzehnten kippen zornige Bauern Lebensmittelimporte auf den Asphalt, ohne dass dafür jemand zur Rechenschaft gezogen wird. Streikende Arbeiter setzen ihre Chefs fest, und keiner klagt wegen Freiheitsberaubung.
Fischer blockieren Häfen und erhalten höhere Fangquoten. „Sensenmänner“ (faucheurs) verteidigen durch Kahlschlag auf genmanipulierten Versuchsfeldern die Nationalkultur. Und über allen kleinen Ausbrüchen handfester Interessen leuchtet der späte Abglanz großer Revolutionen gegen etablierte Ordnungen. An Lastwagensperren sind schon Regierungen gescheitert. Noch in der Résistance und im Beinahe-Bürgerkrieg um die Algérie française festigte sich die Idee, dass es eine höhere Legitimität geben kann als die der bestehenden Verhältnisse.
Die Randalierer in den brennenden Vorstädten wissen davon nichts. Aber ein Substrat solcher kollektiver Erfahrungen ist doch in ihr Bewusstsein eingedrungen: Es passiert einem nicht viel, wenn man Steine und Benzinflaschen auf die Flics wirft, Autos anzündet oder Verkehrseinrichtungen demoliert. Zwei Monate mit oder ohne Bewährung steckt ein Bandenmitglied leicht weg, dessen Biografie aus Versagen in der Schule, Berufs- und Arbeitslosigkeit, Langeweile und Drogenkriminalität besteht. Ein solcher Aufrührer will nicht in die Gesellschaft integriert werden. Er hasst sie.
Sehnsucht nach Rebellion
Mehrfach in der Geschichte war Frankreich ein Seismograf für gesellschaftliche Erschütterungen, die sich erst später auch anderswo einstellten. Was jetzt in den Vorstädten geschieht, ist etwas Neues, schon durch das Ausmaß der Unruhen. Seit Jahresbeginn wurden im Land 30.000 Autos verbrannt und 9.000 Polizeiwagen angegriffen, nicht allein um Paris, sondern auch bei Lille und Marseille sowie im Elsass.
Nur Sicherheitsfachleute begriffen, was los war. Abgehärtet durch die rauen Sitten sozialer Konflikte, neigten politisch Verantwortliche und die Medien lange Zeit dazu, die Vorfälle als hässliche Routine abzutun, als Erregung, die von selbst wieder abklingen werde. Spät merkten sie, dass Henry Millers „Stille Tage in Clichy“ Vergangenheit sind.
Oft wird dabei die entscheidende Veränderung übersehen, welche die neuen Techniken bringen. Frustrierte Jugendliche sind keine isolierten Eigenbrötler mehr, denen als Ausdrucksmittel noch vor zehn Jahren fast nur die Sprühdose blieb. Sie finden sich jetzt im Internet, wo Geschicktere als sie ihre amorphen Sehnsüchte nach Rebellion artikulieren. Hasstiraden auf dem Bildschirm tragen den Surfer weiter zu radikalen Organisationen und zu virtuellen Glaubenskriegen. Sogar die Gebrauchsanweisung zum Basteln von Waffen wird geliefert. Das Mobiltelefon wiederum macht eine taktische Steuerung der Krawalle möglich, wie sie früher weder für Polizei noch für Rädelsführer vorstellbar war.
Geändert hat sich vor allem das internationale Umfeld. Die Intifada der Palästinenser war Anstoß und Vorbild für die jungen Aufrührer, die mit jedem geworfenen Stein arabische oder islamische Solidarität oder beides entwickelten. Der Feind ist immer der Westen und seine Zivilisation, dort Israel, ein westliches Implantat in der muslimischen Welt, hier ein Staat, von dem sie sich diskriminiert fühlen, und eine Gesellschaft, die ihnen zu wenig Entfaltungsmöglichkeiten bietet. Täglich liefern die Kriege im Irak und in Afghanistan sowie die Unterdrückung in den israelisch besetzten Gebieten solchen Gefühlen neue Nahrung.
"Wir, die Muslime"
Vom Koran und den Lehren des Islam haben die Banden kaum eine Ahnung. Unmittelbar politische Ziele hat die Vorstadt-Intifada nicht. Durch Konzessionen – welche? - ist sie deshalb schwer zu beenden. Sie genießt in diesen Vierteln auch nicht die Sympathien der muslimischen Mehrheit, die unter der Gewalt am meisten leidet, genau wie die Terror-Anschläge in London oder Madrid bei ihr überwiegend Abscheu weckten. Dennoch verstärken die Feuernächte das Empfinden für verschiedene Kategorien: „Wir, die Muslime“ auf der einen Seite, „die anderen“ jenseits eines Grabens, der tiefer wird. Nach dem Horror des 11. September und den Anschlägen in der Londoner U-Bahn hatte sich auch unter Gemäßigten bereits das ambivalente Gefühl abgezeichnet: Verdient haben es die Amerikaner, oder die Briten, doch.
Sprengstoffmischungen, Atombomben und soziale Spannungen haben ihre kritischen Mengen. Es wäre das Schlimmste, wenn sich der Zerfall einer Gesellschaft in ethnische, religiöse, nationale, reiche und arme Splitter fortsetzte. Wieder steht Frankreich mit seinen mindestens fünf Millionen Muslimen an der Spitze. Hier sind die Grenzen des guten Funktionierens multikultureller Nachbarschaft vielfach erreicht. In Vorstädten wie Vénissieux nahe Lyon macht der Anteil der Einwanderer und ihrer Nachkommen 50 Prozent aus. Der Konformitätsdruck der Zugewanderten untereinander ist hier stärker als der Assimilationsdruck des laizistischen Frankreich.
England erlebte jüngst den blutigen Zusammenstoß zwischen Schwarzen aus der Karibik und Muslimen vom indischen Subkontinent. Andere Länder Europas sind von Explosionen verschont geblieben, obwohl sich das Potenzial gelegentlich in kleinen Zwischenfällen entlädt. Die Niederlande haben eine Million Muslime. In der Schweiz lebte zeitweise ein Zehntel der Bevölkerung des Kosovo. Auch Deutschland kennt das Problem der Parallel-Gesellschaften. In den Großstädten existieren kompakte türkische Gemeinden, deren Angehörige Türken in Deutschland sein wollen, nicht Deutsche. Ein Pass ändert daran nichts, so wenig wie die französische Staatsangehörigkeit durch Geburt die Meuterer von Clichy daran hindert, im nahen Stade de France die Marseillaise auszupfeifen.
Gespräch unter Gehörlosen
Was können die Europäer gegen die französische Krankheit tun? Unter allen Umständen müssen sie verhindern, dass ganze Stadtviertel wie Clichy-sous-Bois zu Enklaven werden, welche die Polizei nicht mehr betreten kann. Streifen zu Fuß und bei Tage, auf denen die Polizisten die Einwohner kennen lernen, wurden längst als „provokant“ eingestellt. Die Identifizierung von Bandenführern blieb aus. Jetzt muss beim Flammenschein nach Unbekannten gesucht werden. Noch wichtiger ist, dass die Meinungsführer aufhören, sich selber und den Bürgern in die Tasche zu lügen. Die Risikogruppen rekrutieren unter Muslimen, nicht bei Hindus oder Buddhisten.
Das heißt auf keinen Fall, dass die Gläubigen des Islam asozialer oder krimineller wären als andere Gruppen. Sie müssen mit Respekt behandelt werden, vor allem mit Verständnis. Denn unter Gehörlosen ist kein Gespräch möglich, schon gar nicht der viel gerühmte Dialog der Zivilisationen. Er kann nur Erfolg haben, wenn jeder die Denk-Kategorien des anderen und seine eigenen versteht. Beide Seiten haben eine Bringschuld. Die der Zuwanderer ist zwangsläufig größer. Sie müssen nicht nur die Sprache der neuen Heimat lernen, sondern an erster Stelle deren kulturelle Grammatik.
Aber überall, wo absolute Perspektivlosigkeit herrscht, unabhängig der Hautfarbe, machen sich die Betroffenen auf irgend eine Weise Luft, wenn dann noch mehrere Vorfälle zusammen kommen kann so ein Pulverfass auch explodieren.
Soll jetzt nichts gegen die neuen Bundesländer sein, aber dort werden, wurden auch genug den Rechten mangels Perspektive zugetrieben, die Mitte, Ende der 90iger mit Anschlägen gegen die Asylanten auf sich aufmerksam machten.
Für mich stellt das zwar keine Lösung dar und treibt die Gewaltspirale nur nach oben.
http://www.zeit.de/online/2005/45/paris
Gruß
Talisker
diese gettos (vororte mit überwiegendem sozialen wohnungsbau) sind unter der hilfe von riesigen summen an steuergeldern entstanden. man hat die probleme mit großem aufwand konzentriert und ist anschließend mit allen methoden der modernen sozialpädagogik gescheitert. über jahrzehte haben sich dann slums entwickelt, in denen keine lehrer oder sozialarbeiter mehr arbeiten wollen. partiell ist auch die polizei verdrängt. diese viertel sind nicht "heilbar". man kann sie nur abreissen. wenn doch jemand weiss, wie das ohne abriss funktionieren soll, werden seine vorschläge weltweit sehnsüchtig erwartet.
mfg 54reab
Cohn-Bendit über Frankreich- Krawalle
"Ghettos, wie man sie in Deutschland gar nicht kennt"
Auch heute Nacht brannten die Pariser Vorstädte. "Innenminister Sarkozy hat versagt", sagt der grüne Europa-Politiker Daniel Cohn-Bendit. Im Interview mit SPIEGEL ONLINE spricht der Ex-Straßenkämpfer über nutzlose Aktionspläne, eine notwendige Schulreform und das Gewaltpotenzial in Deutschland.
SPIEGEL ONLINE: Herr Cohn-Bendit, die Ausschreitungen in den Pariser Vororten halten schon die achte Nacht in Folge an und weiten sich nun sogar auf andere Landesteile aus. Was halten Sie von Innenminister Sarkozys Einschätzung, die Krawalle sei inzwischen "perfekt organisiert"?
AP
Daniel Cohn-Bendit: "Ein Ereignis reicht, um einen Flächenbrand auszulösen"
Daniel Cohn-Bendit: Quatsch, Unsinn, Blödsinn. Das zeigt, dass er nicht nur als Innenminister versagt hat, sondern jetzt auch noch versucht, sein Versagen zu kaschieren, indem er einer Verschwörungstheorie hinterherläuft.
SPIEGEL ONLINE: Auslöser der Krawalle war der Tod zweier Jungen, sie kamen durch einen Stromschlag an einer Trafostation um. Zeugen sagen, die Polizei habe sie in den Tod gehetzt. Der Bericht der Polizei sagt etwas anderes. Wie muss man sich Polizeieinsätze in diesen Problemvierteln vorstellen?
Cohn-Bendit: In diesen Stadtvierteln finden tagtäglich Polizeirazzien statt. Dabei werden überwiegend junge Nordafrikaner kontrolliert, sie werden schikaniert, sie müssen vier Stunden auf dem Revier bleiben und dann werden sie wieder freigelassen. Auch die Jungen gerieten in eine Kontrolle. An diesem Tag, um 16 Uhr, war Ramadan und sie wollten bei Einbruch der Dunkelheit essen und nicht vier Stunden in Polizeigewahrsam verbringen. Deswegen sind sie geflohen.
SPIEGEL ONLINE: Sie misstrauen dem Bericht der Polizei, dass die Jungen nicht verfolgt wurden?
Cohn-Bendit: Was heißt verfolgen? Es war eine Kontrolle. Die Jungen wollten der Kontrolle ausweichen, deswegen sind sie weggelaufen, und die Polizisten hinterher.
SPIEGEL ONLINE:Sie halten die Polizeieinsätze in diesen Stadtvierteln also für ein grundsätzliches Problem?
Cohn-Bendit: Seit Nicolas Sarkozy die Strategie beendet hat, Polizisten einzusetzen, die im Stadtteil verankert sind. Sarkozy schickt nur noch Spezialeinheiten in diese Gegenden, die jeden kontrollieren. Dadurch gibt es hier schon seit Jahren eine Stimmung des Misstrauens und der Kontrolle. Diese vermischt sich mit der ohnehin in Form von hoher Arbeitslosigkeit oder Rassismus in der Polizei vorhandenen sozialen Sprengkraft.
BRENNENDE VORSTÄDTE: PARIS IM ALARMZUSTAND
§
Klicken Sie auf ein Bild, um die Fotostrecke zu starten (8 Bilder).
SPIEGEL ONLINE: Sie sind eine Symbolfigur der Pariser Mai-Unruhen von 1968. Können sie nachvollziehen, dass sich die Unzufriedenheit der Jugendlichen auf den Straßen in Gewalt entlädt?
Cohn-Bendit: Wir haben es in den Vorstädten jeden Tag mit einer sehr gewalttätigen Situation zu tun. Vor diesem Hintergrund tritt dann der Innenminister auf und sagt: Ich räum' da auf und wer sich mir entgegenstellt, der wird weggepustet. Oder hat jemand Mumm? Natürlich gibt es genügend Jugendliche, die ohnehin in einer gewalttätigen Situation leben und sagen: Ja, natürlich haben wir Mumm und wir werden es dir zeigen, du Schwätzer.
SPIEGEL ONLINE: Sie sprechen Sarkozys Null-Toleranz-Strategie an. Andererseits sagt die Regierung, sie suche auch den Dialog...
Cohn-Bendit: ... danach, danach! Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, ist es erstmal nass. Dann kann ich zwar Handtücher benutzen, aber erstmal ist das Kind nass. In den Vorstädten herrscht seit Jahren eine sehr aufgeladene Situation. Ein Ereignis reicht, um plötzlich einen Flächenbrand auszulösen. Dann propagieren die Medien die Gewaltausbrüche, andere Jugendliche sehen das und sagen sich: Das machen wir auch. Das gab es in den sechziger Jahren genauso. Wenn in Hamburg und in Berlin eine Demonstration war, wollten sie in Frankfurt auch demonstrieren. Das sind bekannte Phänomene.
SPIEGEL ONLINE: Soziologen befürchten, die Gewalt könne sich noch radikalisieren. Beteiligte Jugendliche werden mit Sätzen zitiert wie: "Das ist erst der Anfang." Glauben Sie, dass sich die Lage noch weiter verschärfen kann?
Cohn-Bendit: So unmittelbar, wie sich solche Dinge sich ereignen, so schnell enden sie auch wieder. Niemand kann voraussehen, wann es dazu kommt, und niemand kann voraussehen, wie und wann es endet.
SPIEGEL ONLINE: Präsident Jacques Chirac und Regierungschef Dominique de Villepin haben für Ende des Monats einen Aktionsplan zur Beschäftigung arbeitsloser Jugendliche angekündigt. Was erwarten Sie sich davon?
Cohn-Bendit: Das ist der 1783. Aktionsplan. Das Problem ist nicht mehr so einfach mit einem Aktionsplan zu lösen. Sie müssen die Frage der Ghettos lösen. Das sind Ghettos, wie man sie in Deutschland gar nicht kennt. Sie müssen die Frage der Jugendarbeitslosigkeit lösen, die viel, viel größer ist als in Deutschland. So etwas wie ein duales Ausbildungssystem gibt es in Frankreich gar nicht. Sie haben in den Migrantenfamilien eine extrem hohe Arbeitslosigkeit. Es gibt Familien, die seit zwei Generationen nichts anderes als Arbeitslosigkeit kennen. Außerdem haben sich in diesen Stadtvierteln über Jahre hinweg Banden und Drogenringe gebildet. Ich finde es ja niedlich, dass Chirac und de Villepin sich jetzt zusammensetzen wollen, aber, was auch immer sie machen, es wird so schnell nicht greifen.
SPIEGEL ONLINE: Was könnte schnell greifen?
Cohn-Bendit: Schnell greifen könnte eine ganz andere Polizeistrategie. Einige Städte haben etwa Mediatoren, die versuchen, die Atmosphäre langsam zu entspannen. Aber das würde eine starke Bereitschaft der Polizei zur Selbstkritik voraussetzen. Wenn man aber glaubt, dass sich der Gewalt nur mit einem härteren Auftreten begegnen lässt, muss ich warnen: Das ist ein Vabanquespiel. Die Polizei kann hart auftreten und die Krawalle unterbinden, aber die Gewalt kann morgen in Montpellier, Lyon oder Marseille ausbrechen.
SPIEGEL ONLINE: Wenn ein Aktionsplan keinen Sinn hat, wie könnte eine langfristige politische Strategie aussehen?
Cohn-Bendit: Die ist natürlich schneller erzählt als umgesetzt. Es braucht eine Strategie, die nicht nur Arbeitslosigkeit abbaut, sondern auch Maßnahmen umfasst, mit denen diese Jugendlichen in eine Situation gebracht werden, die ihnen auch eine materielle Integration in die Gesellschaft ermöglicht.
SPIEGEL ONLINE: Welche Rolle spielen dabei die Schulen?
Cohn-Bendit: Die Schulen in diesen Stadtvierteln sind restlos überfordert. Die Lehrer fliehen, die ganze Strategie der Schulen in den problematischen Stadtteilen ist gescheitert. Diese Schulen konnten nie wirklich auf die Krise der Einwanderung eingehen, weil sie glaubten, man müsste die Einwanderer nur im traditionellen Sinne besser erziehen. Man müsste aber ein System entwickeln, dass den Schulen mehr Autonomie gibt, auch für den Einsatz von Reformpädagogen. Das erfordert natürlich hohe Investitionen, pädagogisch wie finanziell.
SPIEGEL ONLINE: Was kann Europa zur Lösung dieses Problems beitragen, etwa mit einer Weiterentwicklung des Europäischen Sozialmodells?
Cohn-Bendit: Kurzfristig nichts. Langfristig aber muss Europa die verschiedenen Integrationsstrategien der einzelnen Mitgliedstaaten vergleichen. Dann wird man feststellen, dass alle europäischen Bildungssysteme dort gescheitert sind, wo die Einwanderungsquote hoch ist. Ob Sie nach England schauen, in die Niederlande, nach Frankreich, nach Belgien, nach Deutschland - überall dort finden wir Schulsysteme, die Kinder von Einwanderern ausschließen. Hier müsste Europa ansetzen.
SPIEGEL ONLINE: Sie haben die Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland genannt. Auch in Deutschland wird über Ghettoisierung und Parallelgesellschaften geklagt. Wäre ein ähnlicher Gewaltausbruch auch hierzulande möglich?
Cohn-Bendit: Ich glaube, sollte es in Deutschland zu solchen Auseinandersetzungen kommen, fänden sie nicht auf diesem Gewaltniveau statt. Es sähe vermutlich sehr eruptiv und sehr gewalttätig aus, allerdings ist der Sprengsatz in Deutschland geringer. Ich sage immer: Berlin-Kreuzberg ist ein Insel der Glückseligkeit im Vergleich zu dem, was in Frankreich existiert.
Das Interview führte Philipp Wittrock
wer die geistigen ergüsse dieses ehemaligen oberrandelbruders, bei den 68er pariser mai-demos, liest kann es kaum fassen. das solche typen in der brüsseler diktatur-zentrale, mit ja sagen dürfen.
als krawallbruder der linksextremisten kann man selbstverständlich nichts anderes von ihm erwarten, wahrscheinlich habe auch noch die ehemaligen deutschen besatzer schuld, oder die engländer weil sie den hundertjährigen krieg nicht gewannen.
so kaputt sind eben nur "grüne"......
Zeitpunkt: 05.11.05 15:13
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Kommentar: Regelverstoß - persona non grata
"man hat die Probleme mit großem Aufwand konzentriert und ist
anschließend mit allen Methoden der modernen Sozialpädagogik gescheitert."
Wann, wie lange und mit welchen "methoden der modernen sozialpädagogik" ist
man denn in Frankreich gescheitert? Was wurde denn konkret unternommen?
Aber um lustigsten finde ich die Abriss Idee!!!
Also man soll komplette Viertel abreißen?! Was soll dann dort wieder
aufgebaut werden? Wie werden die Eigentümer der Häuser und Grundstücke
entschädigt? Oder sollen die einfach enteignet werden? Und wer soll
das bezahlen? Was denkst du wird/soll mit dem umgesiedelten geschehen?
In große Lager einsperren? Werden die sich nicht einfach in anderen Viertel
niederlassen mit noch mehr Hass und Gewaltbereitschaft? Soll man dann
diese Viertel wieder Abreißen?
Und so weiter und sofort...
Schade muss mich leider hier aus diesem lustigen Thread verabschieden.
Hätte man in der BRD eigene Wohngebiete für Asylanten geschaffen und die dort "konzentriert" angesiedelt und nicht in kleine Wohnanlagen, Wohncontainern untergebracht, würden dort auch die Probleme überhand nehmen und wären nicht mehr kontrollierbar und es würde sich ein Eigenleben entwickeln.
Wenn man diese "Weisheiten" auf die Linken übertragen würde, müßte man fragen:
"so, so, spielt man heute wieder auf der Stalin-Orgel".
Im übrigen, wenn ich mich in dem Land nicht wohlfühle, in dem ich staatlich alimentiert werde, dann gehe ich wieder zurück. Vielleicht dahin, wo ich hergekommen bin.
Dort mal jeden Tag wieder 10 km laufen um 5 Liter Frischwasser zu besorgen. So ein "Heimatland" hat doch auch was.
mit sozialarbeiter, streetworker, intensiver jugendbetreuung, sonderschulen usw. hat man es schon vor jahrzehnten probiert. die situation hat sich trotzdem nicht gebessert, sie hat sich verschlimmert. ein grund liegt sicherlich auch an den für frankreich riesigen geburtenrate in den gettos. heute ist ein großteil der lehrerstellen nicht mehr besetzt und man kriegt sie trotz sonderprämien auch nicht besetzt.
natürlich liegt auch im abreissen eine gewisse illusion. wer soll das zahlen. ist auf jeden fall für den großraum paris kaum vorstellbar. in bordeaux geht man allerdings schon diesen weg. recht erfolgreich. man nennt es nur "umbauen", faktisch findet ein abriss statt. in münchen hat man z.b. meistens darauf geachtet, dass der soziale wohnungsbau nicht konzentriert stattgefunden hat. man stebte bevorzugt mischstrukturen, bestehend aus eigentums-, normalen miet- und sozialwohnungen an. dies ist auch sehr gut, bis auf kleine bereiche in milbertshofen und neuperlach, gelungen. hätte man in münchen den sozialen wohnungsbau in einem stadtteil konzentriert, wären dort heute die probleme ähnlich wie in paris. gettos kann man eben auch künstlich schaffen!
mfg 54reab
Mal wieder ein rechter Standard-Spruch....
(Wird zudem ein bisschen schwierig in der Praxis bei in Frankreich Geborenen...)
"Wir machen jede Nacht Bagdad"
Es brennt nicht mehr nur in Paris, sondern auch in Straßburg, Lille, Rennes, Toulouse und anderswo in Frankreich. Die neunte Nacht des Feuers war die bisher schlimmste: 900 Fahrzeuge wurden abgefackelt, unzählige Gebäude angezündet. Eine gehbehinderte Frau verlor fast das Leben.
Brennendes Warenhaus im Großraum Paris
Über Blogs im Internet prahlen jugendliche Brandstifter mit ihrer Erfolgsquote. Randale wird fast schon zum „Trendsport“.
Auch in fernen Provinzstädten nehmen Pubertierende und junge Männer aus den Einwanderermilieus die Herausforderung aus Paris an. Politische Parolen skandieren sie nicht. Aber Hass auf Innenminister Nicolas Sarkozy wird spürbar, der mit dem „Hochdruckreiniger“ das „Pack“ vertreiben wollte. „Jetzt vertreiben wir Dich mit dem Kärcher“ (Hochdruckreiniger), heißt es.
Taktik wie bei der Stadtguerilla
Aus anfänglichen Straßenschlachten mit der Polizei ist ein allnächtliches Katz-und-Maus-Spiel geworden. Bewaffnet mit Handy, Brechstange und Brandsatz ziehen jeweils zwei, drei Leute los. Ein schneller Schlag mit dem „Kuhfuß“ in die Windschutzscheibe, ein Molotow Cocktail fliegt in den Wagen - und schon ist der Trupp verschwunden.
Seit die Polizei mit Greiftrupps unterwegs ist, werden auch Motorräder eingesetzt. Damit sind die Kommandos der Zündler noch mobiler. Über Handys werden die Bewegungen der Polizei gemeldet. Es ist eine Taktik wie bei der Stadtguerilla.
„Wir machen hier jede Nacht Bagdad“, sagt ein Vermummter in Sevran bei Paris. Doch wie eine politische Aussage wirkt das nicht. Eher wie eine Orientierung an Fernsehbildern. „Es wäre besser, nach Paris zu ziehen, als hier bei uns alles kaputt zu machen“, bemerkt ein Kumpel noch. Denn die Opfer, das sind vor allem die eigenen Nachbarn und Freunde.
Die eigenen Jungs
„Warum habt ihr mein Auto angezündet, warum gerade meins?“, ruft ein junger Mann verzweifelt. Hilflos muss er zusehen, wie sein Wagen in Flammen aufgeht. Er kenne die Täter, sagt er. Es sind Nachbarn. Aber nennen will er sie nicht.
„Das sind unsere eigenen Jungs“, sagt Mohamed Rezzoug. Jede Nacht ist der Vizepräsident des Fußballclubs von Blanc-Mesnil auf der Straße, um zu verhindern, dass seine Sporthalle in Flammen aufgeht. Jede Nacht redet er beruhigend auf die Jugendlichen ein. „Sie antworten mir: Momo, wir werden alle f...“, sagt er.
Beim Starren auf die Hitparade der brennenden Autos gerät in den Hintergrund, dass es bei der Randale auch um Leben und Tod gehen kann. Nur einem mutigen Busfahrer verdankt eine gehbehinderte Frau in Bobigny bei Paris ihr Leben. Jugendliche hatten ihren Bus mit brennenden Straßensperren zum Halten gezwungen und einen Brandsatz in das Fahrzeug geworfen. Alle Passagiere retteten sich, doch die 56-
Jährige kam nicht aus dem Bus heraus.
Ein Jugendlicher bespritzte die Frau mit Benzin und ein anderer warf noch einen brennenden Lappen in den Wagen. Der Busfahrer zog die Frau schließlich an den Füßen aus den Wagen. Sie überlebte mit Verbrennungen zweiten und dritten Grades auf einem Fünftel der Haut. Doch für die jugendlichen Randalierer ist der Vorfall kein Thema.
(dpa/Hans-Hermann Nikolei)
http://www.sueddeutsche.de/,tt1m3/ausland/artikel/758/63695/
den abriss besorgen sie schon selbst - wird so werden wie in spanish harlem.
mfg 54reab
PARISER VORSTÄDTE
Mit dem großen Bruder aus dem Ghetto
"Du holst dein Arbeitslosengeld, das war's". In den Satellitenstädten um Paris, seit Tagen von Krawallen erschüttert, haben Jugendliche kaum Perspektiven. "Große Brüder" wie Skarj, 30, versuchen als Vermittler zu helfen - sie kennen die tristen Vororte genau.
AP
Autowrack (in Clichy-sous-Bois): Für immer im Hochhaus-Ghetto?
Clichy-sous-Bois - Sie sind Sportlehrer, Sozialarbeiter, Musiker oder Unternehmer, und sie wollen den jungen Menschen im Ghetto einen Weg nach draußen zeigen. "Große Brüder" nennen sich die Vermittler, die einst selbst ohne Perspektive in den Vorstädten herumlungerten. Sie versuchen seit Beginn der Krawalle in den Pariser Vorstädten, beruhigend auf Jugendliche und Polizisten einzuwirken.
Der 30-jährige Skarj ist einer von ihnen. Der Sohn einer Einwandererfamilie aus dem Kongo weiß um die Hoffnungslosigkeit und Wut der jungen Vorstädter, denn er war einmal genau wie sie. "Wir sind hier eingeschlossen, in einem geschlossenen Kreislauf: das Postamt, das Zigarettengeschäft, du holst dein Arbeitslosengeld - und das war's."
Vor 29 Jahren flüchtete seine Familie mit fünf Kindern aus dem damaligen Zaire unter Diktator Mobutu nach Frankreich. Seither lebt Skarj in Clichy-sous-Bois - und die Geschichte seiner Kindheit könnten Tausende andere genauso erzählen: "Jeden Tag der Misserfolg in der Schule, bis du schließlich abgehst. Meine Mutter verdiente 6000 Franc (915 Euro) im Monat mit Putzen, wir waren fünf Kinder, zu essen gab es Reis, der Kühlschrank war immer leer." Auf die Generation von Skarj folgen stetig weitere, denen es nicht besser geht: 28.000 Einwohner hat die Satellitenstadt Clichy-sous-Bois heute. Fast die Hälfte sind jünger als 25 Jahre, die Arbeitslosigkeit liegt bei mehr als 20 Prozent.
"Damals gab es Kakerlaken, heute sind es Ratten", sagt Skarj, um zu beschreiben, dass die Lage in den Vorstädten sich noch verschlechtert hat. "Mit dem Euro ist doch alles noch schwieriger, mit 1000 Euro kannst du nicht durchkommen", erzählt der hochgewachsene Mann im Schutz eines Treppenhauses von Clichy-sous-Bois, wo der Tod zweier Jugendlicher in der vergangenen Woche die Unruhen ausgelöst hatte.
Und so hilft nur "sich durchschlagen", wie Skarj es als Jugendlicher gemacht hat, um zu überleben. Genaueres mag er dazu nicht sagen. Doch meist machte er "nichts, nichts, nichts". Das ist 15 Jahre her. Aber Skarj hatte eine Chance, er war ein guter Fußballspieler und ergatterte Praktika in Bordeaux, Mont-de-Marsan und Saint-Etienne.
Den Sprung ins Profigeschäft hat er nicht geschafft, aber es reichte schon, die "Cité" einmal hinter sich gelassen zu haben, um wieder Interesse am Leben zu finden. Sein Onkel half ihm, beim Bau zu arbeiten. Mit 25 gründete er sogar seine eigene Firma mit zwei Angestellten, drei Jahre danach ging sie pleite.
Heute produziert er Rap-Musik mit der Unterstützung eines Vereins. Ein Dutzend "kleiner Brüder" sind daran beteiligt. Diese jungen Leute "könnten es schaffen, wenn ihnen jemand hilft", hofft Skarj. Diese Rolle will er als "großer Bruder" spielen. Die Jugendlichen "haben die Nase voll, sie haben keine Arbeit, und die Politiker sind unglaubliche Rassisten".
Skarj hat zwei Kinder von drei Monaten und sechs Jahren, deren Erinnerungen er sich anders wünscht als die seinen: "Meine Jugend war der schlechteste Teil meiner Existenz."
Von Michaëla Cancela-Kieffer, AFP
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,383517,00.html
wenn ich sowas lese fühle ich kalte wut......
Waldy
Ps.
Eigentlich fehlt jetzt nur noch meine lieblings ID die ein paar
witzige Witze macht.
*stirnbatsh*
....geht ja gar nicht,die sind ja noch rausgekommen und nicht wie in London total verbrannt.
Und jetzt kommt nicht mit den Argument London wäre was anderes.
TERROR BLEIBT TERROR
...Verletzungen einer Frau selbstgefällig einen runterholt, fühle ich auch kalte Wut.
(...)
Es gibt niemand der besser am Boden kriecht,
niemand der so beweglich ist
es gibt nichts, was dich je zerbricht
weil du ohne Rückgrat bist.
(...)
Absoluter Neuling
Eine | geschichtsunterricht ist das eine, |
sag mal herr no taxe, denkst du eigentlich , bevor bei dir die finger zur tastatur greifen, oder ist das so eine art krankheit. sollte es zweiteres sein, dann würd ich dir unbedingt ärtzliche hilfe raten, denn hier sein maul von wegen JUNGNAZIS aufzureissen....da muss man schon sehr krank im hirn sein.
bestimmt sind hier einige aussagen über das ziel geschossen, aber von dir, du kleine leuchte, lass ich mich nicht JUNGNAZI nennen.
wenn du weltverbesserer schon so sozial eingestellt bist, dann schwing dich auf dein vom staat bezahltes fahrrad und bewege die ARMEN jugenlichen zur einstellung ihrer straftaten. und wenn du schon mal vor ort bist, kannst du auch gleich die frau, die sie angezündet haben, im der hautklinik besuchen und dich um ihre kinder kümmern.
solche hetzer wie du es bist sind früher wegen hochverrat aufgehängt worden.
solche gewaltaten noch gut zu heissen und andere, die hier seine meinung geben nazi zu nennen......????? liegt vielleicht am mariuhana, sollte ja von einer gewissen partei legalisiert werden.
schönes we in der komune
gruss
310367a