Culture Club
Was Du da alles anführst, ist z.B. mal wieder gar nicht mein eigentlicher Punkt.
Für äußerst destruktiv halte ich diese Philosophie dann zwar tatsächlich, aber meine Kritik geht ja noch deutlich weiter.
Neben dieser Vernachlässigung, wird es dann an einigen Stellen aber auch einfach falsch:
"...die den hochkulturellen wie popkulturellen Überbau und dessen historische Genese aus dem Dissens 'ablehnt', weil lebensunpraktisch und für Tatmenschen nur Zeitverschwendung..."
Was ich ablehne, ist ja nicht der Dissens, sondern seine Überhöhung und Ideologisierung.
(Dissens oder Konsens sind doch Kategorien, die für sich genommen keinerlei weitergehende qualitative Auskunft geben können.)
Dass es lebensunpraktisch wäre, war ebenfalls nicht das Argument, sondern, dass es teilweise zu verheerenden tatsächlichen Ergebnissen führte, wenn manche Ideen tatsächlich umgesetzt würden - das ist mehr als nur lebensunpraktisch.
Bedeutungslosigkeit an sich ist übrigens auch für mich noch kein echtes Argument gegen irgend etwas. Ich stöbere da sogar mit einer gewissen Vorliebe.
Bedeutungslosigkeit ist da aber wirklich ein Nebenschauplatz.
"Du bist bedeutungslos" waren dann auch nicht meine Worte...
aber gut.
Zum Dissens hatte ich mich dann auch bereits oben durchaus differenziert und keineswegs grundsätzlich ablehnend geäußert.
Wenn Du mit alldem tatsächlich so wenig anfangen kannst, ist es schade.
Fällt dieser Vergleich negativ aus, folgt zu seiner Begründung die Konstruktion einer Legende a'la 'Hass auf den Westen, weil kaputtes Leben'. Die Besonderheit dieses Vergleiches ist dabei, dass hier der negativ adressierte Gegenstand selbst überhaupt nur als inverse Projektion der eigenen Vorlieben und Vorurteile existiert, die seinem tatsächlichen Gehalt instumentell übergestülpt wird...
Du täuscht Dich da allerdings in meiner Kritik. Ich meine das völlig ernst, und halte das auch für nachweisbar. Nicht absolut, aber doch in einem mehr als plausiblen Rahmen. Eindeutig nachweisen lassen sich zum Beispiel diverse Fehlschlüsse und Verzerrungen. Bei den Motiven kommt man hingegen natürlich um ein gewisses Maß an Interpretation nicht herum. Das liegt in der Natur der Sache.
Die in vielen Bereichen m.M. nach äußerst treffliche und berechtigte 70-seitige Kritik an der MMT, die man auf der pragcap-seite findet, hatte ich Dir ja mal gepostet.
Mit Diffamierung gibt man immer mehr Auskunft über sich selbst - In der Tat. Deswegen wundert es mich auch ein wenig, dass Du Daiphongs Diffamierung als Putinist wiederum mit einer Gegendiffamierung beantwortest.
Du stehst da am Ende nicht besser da.
Wenn man grundsätzlich über Diffamierung nachdenkt muss man allerdings natürlich auch gelten lassen, dass der Umstand, dass sich etwas nicht völlig lückenlos nachweisen lässt, noch nicht notwendiger Weise bedeuten muss, dass man damit nun falsch liegt. Nicht alles steht überhaupt einer absoluten Beweisführung offen.
Zur Diffamierung wird es erst dort, wo es gezielt falsch wird, und sich dabei dann auch gegen ein ebenfalls ins Ziel genommenes Subjekt richtet.
Auch dies steht natürlich häufig keiner lückenlosen Beweisführung offen.
Auffällige und rational kaum mehr nachvollziehbare Missverständnisse und Fehlinterpretationen oder Verdrehungen, die nur noch unter der Annahme einer bewußten Absicht erklärbar sind, wären dafür allerdings zumindest ein erstes schwereres Indiz. Eindeutige Programmatik und systematische Fehlschlüsse wären dann ein weiteres Indiz, dass jemand unredliche Absichten verfolgt etc.
Solche Bertachtungen unterliegen am Ende einer recht komplexen Einzelfallbeurteilung, die nur auf einer individuellen und damit auch notwendiger Weise immer auch in gewissem Maße subjektiven Ebene erbracht werden kann.
Von mir aus kannst Du das alles dann auch gerne als subjektiven Standpunkt meinerseits betrachten. Es ist allerdings ein aufrichtiger Standpunkt, der dann auch keinesfalls einem Vorurteil, sondern der Beschäftigung mit jenen Dingen entspringt.
"Hass" ist zudem dann auch keine besonders trennscharfe Kategorie, er lässt sich zudem auch immer behaupten und immer bestreiten.
Vielen Theorien und Ideengbäuden, die Du hier so referierst, kann ich wenn man im Bereich von Kunst, Musik, Design, Archtiketur und Literatur verbleibt, kurz, im Bereich des schöpferisch Kreativen, durchaus sogar eine ganze Menge abgewinnen.
Da entwickelt jenes assoziative und induktive ästhetische Denken dann auch seine ganzen Stärken. Im Bereich der Wissenschaft kann man damit m.M. nach jedoch nicht allzu viel anfangen.
Schaut man sich die politische Dimension dieser Theorien an, man nehme nur mal Deine Futuristen, dann tun sich da dann allerdings doch einige Abgründe auf, ebenso bei Baudrillard.
Du gebrauchst deinen eigenen Kopf, reflektierst und repräsentierst deine eigenen Wahrnehmungen, entwickelst vor diesem Hintergrund deinen eigenen Zugang zur Welt der Ideen und der Ästhetik und das ist völlig in Ordnung so. Uns beide trennen Welten, wobei Du zwar Anleihen aus 'meiner Welt' aufnimmst, ohne jedoch ihren Kontext nachvollziehen zu können. Es erinnert an die Schule a'la 'heute schreiben wir einen Aufsatz über Poststrukturalismus'. Aber auch das ist völlig in Ordnung so...