Culture Club
Seite 377 von 2435 Neuester Beitrag: 01.11.24 11:42 | ||||
Eröffnet am: | 22.09.12 21:13 | von: Fillorkill | Anzahl Beiträge: | 61.855 |
Neuester Beitrag: | 01.11.24 11:42 | von: Fillorkill | Leser gesamt: | 6.424.880 |
Forum: | Talk | Leser heute: | 1.797 | |
Bewertet mit: | ||||
Seite: < 1 | ... | 375 | 376 | | 378 | 379 | ... 2435 > |
...Mit Camus könnte man sagen, dass da der konservative Deutsche in die Revolte eintrete. Und zwar in die metaphysische Revolte, in einen Aufstand gegen das Gemachte und Finale. Wir müssen uns vielleicht Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen. Den Meier oder Müller hingegen als traurige und unglückliche Gestalt, die Felsen händisch wälzt, wo der Lastenaufzug schon längst erfunden wurde. Er findet sich mit den Entwicklungen, die die moderne Welt generiert, nicht ab, erklärt für gescheitert, was gar nicht mehr zur Bewertung taugt, weil es hinzunehmen ist.
Richard David Precht sagte kürzlich, dass die Globalisierung eben nicht abgeschottet zu haben sei und uns die Flüchtlinge »Willkommen im Leben« entgegenrufen. Dem kann man nur zustimmen. Multikulturalität ist kein Gesprächsgegenstand, über den man noch in dem Sinne befinden könnte, ob wir das wollten oder eben nicht. Sie ist das Los dieser Erde, die Durchmischung von Völkern und Nationen ist die logische Folge einer Welt, die sich vernetzt und sich so zu einem größeren Dorf entwickelt hat.
...All die Stimmen, die Multikulti für gescheitert erklären oder die Straßen füllen mit ihren Parolen gegen Ausländer, tönen im antimodernistischen Blues. Sie glauben aus unerfindlichen Gründen, dass sie mit ihrer isolationistischen Haltung die Dynamiken dieser modernen Welt aufhalten können. Wenn man Mauern und Zäune errichtet, so denken sie, dann kann die Welt und das Land so bleiben, wie es immer war. Man konserviert sich die Erinnerung an eine Wirklichkeit, wie sie vor Jahrzehnten mal war, aber nicht mehr sein kann in unseren Tagen.
Es sind insofern wirklich ewiggestrige Stimmen, die sich gegen die multikulterelle Gesellschaft stellen. Wer metaphysisch revoltiert, fällt aus seiner Zeit, zieht eine Schnute und tut so, als würde das etwas nützen, als würde »der Weltgeist« diese infantile Haltung zur Kenntnis nehmen und einlenken, gleich darauf schuldig bekennen, dass alles so bleiben kann, wie es sich »sein unzufriedenes Publikum« wünscht. Plus die Vorzüge natürlich, die die vernetzte Welt für uns gezeitigt hat. Denn man will ja nur nicht multikulti sein, multikonsumistisch hingegen schon.
...Es braucht einen gesunden Fatalismus in gewissen Entwicklungen unserer Epoche der Menschheitsgeschichte. Der »ethnisch reine Gesellschaftsentwurf«, einer weitestgehend homogenen Bevölkerung, ist schon seit Jahren dahin. Völkerwanderungen gab es ja ohnehin schon immer. Die globalisierte Welt schafft diese menschliche Konstante nicht etwa ab, sondern forciert sie. Sie erzeugt Einwanderungsländer und -gesellschaften. Die Mobilität zwischen Ethnien und Kulturen ist unabänderbar in einer solchen Weltordnung.
Wer das nicht will, muss nationale Volkswirtschaften und Mangelökonomie in Kauf nehmen und darf nicht mit stolzer Brust von deutschen Waren in der Welt, von Exportweltmeisterschaft und Marktführerschaft schwelgen. Der sollte glücklich sein, ein provinzielles Landei zu sein, ohne Ansprüche auf exotische Früchte, Erdöl und Urlaub auf Bali....
So sehe ich das eben auch:
Die Diskussionen im ÖV: das wollen wir aber nicht - und das intensive Abtasten nach Lösungen, die Multikulturalität zu umgehen, werden nichts nützen.
...das "shifting" hat längst begonnen nach meiner Ansicht.
Es kommt jetzt eben besonders an auf das "WIE":
WIE gehe ich persönlich damit um? WIE in meiner Familie, WIE im Freundeskreis?
WIE kann die Politik weitestgehend im Einklang mit der aktuellen Bevölkerungsstruktur den unumgänglichen Veränderungen begegnen?
WIE organisiere ich bestmöglichst den aktuellen Ansturm?
usw.
Zitat Artikel Fil, #9401:
"....dass die Globalisierung eben nicht abgeschottet zu haben sei und uns die Flüchtlinge »Willkommen im Leben« entgegenrufen. Dem kann man nur zustimmen. Multikulturalität ist kein Gesprächsgegenstand, über den man noch in dem Sinne befinden könnte, ob wir das wollten oder eben nicht."
Die Entwicklungen zeigen genau dies.
Jedoch erwarte ich keinen stringent-linear ansteigenden Ansturm, sondern je nach politischer Gefechtslage ein an- und abschwellen, - jedoch im Mittel unabwendbare neue Völkerwanderung.
Changes, challenging times onward
Moderation
Zeitpunkt: 29.01.16 23:34
Aktion: Löschung des Beitrages
Kommentar: Moderation auf Wunsch des Verfassers
Zeitpunkt: 29.01.16 23:34
Aktion: Löschung des Beitrages
Kommentar: Moderation auf Wunsch des Verfassers
von der Thematik vielleicht etwas weniger begeisternd für zartbesaitete Ladies , dennoch beeindruckend gespielt.
Wie ein wilder Stier ist ein Beispiel für die dunkle Seite des Boxerfilms.
Der Film ist hauptsächlich in Schwarz-Weiß gedreht, die Boxkämpfe sind kurz, sie sind weder heldenhaft noch unterhaltsam oder gar äußerst brutal in Szene gesetzt.
"Raging Bull", - "Wie ein wilder Stier" ist ein Beispiel für die dunkle Seite des Boxerfilms. In ihnen zeigt sich der Kampf Jakes / (gespielt von Robert der Niro,) gegen die Welt, aber auch sein Leiden und der Wunsch nach Bestrafung oder Erlösung.
Martin Scorsese erklärte später, dieser Film habe sein Leben gerettet: Der Regisseur landete durch lange Kokainsucht schwer angeschlagen im Krankenhaus, wo ihn De Niro besuchte. Dieser überredete ihn Wie ein wilder Stier zu drehen, wodurch Scorsese seine Sucht schließlich überwand.
Siehe zudem:
https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Scorsese
Der Befund hinsichtlich der Multikulturalität und dem unauflösbaren Zusammenhang mit der Globalisierung ist sicher richtig, soweit kann ich das alles unterschreiben.
Wo es dann jedoch (leider!) in Polemik übergeht, ist der Punkt an dem daraus eine umfassende, bedingungslose und generalisierte Unabwendbarkeit abgeleitet werden soll.
Multikulti ist in vielen Variationen denkbar. Es gibt nicht "das" Multikulti. Genau so wie auch "Demokratie" in allen westlichen Ländern im konkreten überall unterschiedlich ausgestaltet und organisiert ist, lässt sich selbstverständlich auch Multikulti durchaus unterschiedlich ausgestalten und wird es mit Sicherheit in den einzelnen westlichen Ländern (wie sich ja auch ganz deutlich abzeichnet) auch werden. Und es wird dabei auch nicht die "eine" richtige Lösung geben.
Zudem kommt es dann bei Veränderungen ja auch noch ein wenig auf die Geschwindigkeit an.
Auch unterm Strich äußerst positive Veränderungen können eine Gesellschaft z.B. überfordern, wenn sie zu schnell und zu heftig erfolgen.
Es ist z.B. auch durchaus ein Unterschied, ob man die Flüchtlinge aus dem letzten Jahr über einen Zeitraum von 10+ Jahren aufnähme oder eben auf einen Schlag!
An solchen Stellschrauben kann Politik durchaus drehen, wenn sie denn möchte. Und es gäbe sicher noch viele weitere solcher Aspekte, bei denen Politik unabhängig von der ja im Grundsatz durchaus zutreffenden Ausgangsdiagnose des Artikels oben gestalten kann.
An der Stelle wo dann mal wieder unsere Exportstärke angeführt wird, driftet es dann leider ganz in unanständige Polemik ab.
Man kann das ja finden wie man möchte, emotional mag man das auch verbinden. Sachlich hat das eine (unser Export) mit dem anderen (der Flüchtlingskrise) jedoch nicht das Geringste zu tun.
Natürlich nicht mit Hinblick auf die ins Auge gefaßten Geschäfte.
Precht mag man kontrovers diskutieren, sicherlich, dennoch zielt die gemachte Aussage im Kern nach anderem:
Zentral wird hier die Unabwenbarkeit der beschriebenen Vorgänge erläutert. Und diese Entwicklung sehe ich seit mehreren Jahren unabwendbar auf uns zukommen, bzw. wir sind bereits aktuell mitten drin.
Max Frisch
PS. Theoretisch sitzt das, faktisch handelt man wie n Alzheimer
In Teilen stimme ich dem wie gesagt nebenbei auch durchaus zu.
Dass nun der ganze Text von Precht stammt hatte ich überlesen.
Der Precht ist mir übrigens durchaus sympathisch.