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Seite 373 von 2435 Neuester Beitrag: 01.11.24 11:42 | ||||
Eröffnet am: | 22.09.12 21:13 | von: Fillorkill | Anzahl Beiträge: | 61.855 |
Neuester Beitrag: | 01.11.24 11:42 | von: Fillorkill | Leser gesamt: | 6.424.457 |
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Die Kehrseite des 'eigenen Glückes Schmied' ist nicht nur der Übergang ins Wahnhafte, zB wenn der Krebs mit positivem Denken besiegt werden soll, sondern die Verantwortungsübernahme für jedwedes Resultat, welches in einer entfesselten Konkurrenzgesellschaft notwendig in der Breite Losing bedeutet. Das 'selbst gemacht' gilt eben nicht nur für den potentiellen Erfolg, sondern auch für die Niederlage. Nicht zufällig erreicht der Verbrauch an Psychopharmaka bei den Anhängern dieser Lebensphilosophie astronomische Volumina.
Roundabout eine Lebensphilosophie, die um begrenzt Wirksamkeit entfalten können, ein gewisses Minimum an Naivität bedarf, sprich die Fähigkeit, wie ein Kind zu glauben. Und die ihre Legitimation aus jenen magisch erscheinenden Momenten der realen Lebenskausalität zieht, in denen alle Prognosen, alle Wahrscheinlichkeiten 'against all odds' geschlagen werden. Im Kern also die Heldengeschichte, die das amerikanische Kino in unzähligen Versionen endlos wiederholt.
Die Psychologie des "Law of Attraction" sehe ich eher als ein außerordentlich nützliches Werkzeug an. Genau so, wie auch ein Schraubenzieher ein ausserordentlich nützliches Werkzeug ist, gilt dies aber nur für bestimmte Anwendungen. Wenn man damit etwa versuchte, einen Nagel in die Wand zu schlagen würde es auch hier etwas merkwürdig werden. Und selbst dann, wenn man ihn an den richtigen Stellen einsetzt, reicht er in der Regel alleine noch nicht aus, um ein positives Ergebnis zu erzielen.
Der Witz dabei ist u.A. die Selbstmobilisierung, das siehst Du völlig richtig, aber nicht ausschließlich. Es geht hier auch um Selbstoptimierung in einem viel weiteren Sinne. "What you think, has the tendency to become what you'll get with an enhanced probability" ist dann auch nur einer der Bausteine des "Law of Attraction"
Es geht dabei, wie oben im Clip ja auch angesprochen, nicht nur um den Bereich der positiven Visualisierung und des bewußten Denkens, sondern gerade eben auch um den Bereich von unterbewußten systematischen Selbstsabotageprogrammen, die es zu identifizieren und zu verändern gilt!
Es geht eben auch um Selbsterkenntnis und die Wichtigkeit, sich aus der eigenen Komfortzone heraus zu bewegen, wenn man gewisse Dinge verändern möchte!
Dass diese Dinge für den Erfolg, auf welchem Gebiet auch immer, keineswegs aureichen und noch einige andere wichtige Dinge hinzukommen müssen, neben einem gewissen Minimum an persönlicher Begabung vor allem auch ein erheblicher persönlicher Einsatz und nicht zuletzt eben auch das kleine Quentchen Glück, das man immer braucht, sollte dabei jedem klar sein.
Genauso wie der Umstand, dass sich durch positives Denken Schicksalsschläge nicht vermeiden lassen (für keinen von uns) Der Umgang damit ließe sich allerdings gestalten.
Nur ein falsch verstandenes bzw. ein im kindlichen Stadium stehengebliebenes positives Denken überschritte dabei die Grenze zum Wahn, wobei das natürlich immer wieder vorkommt.
Das unreife positive Denken redet sich ein, nur positiv denken zu müssen und alles würde gut.
Das reifere positive Denken, weiß hingegen dass es dem Unvermeidlichen machtlos gegenüber steht, zieht es aber vor, zu hoffen und den guten Ausgang zu visualisieren und sorgfältig alles zu tun, was hingegen in seiner Macht steht. Den Rest legt es mit dem Bewußtsein der Stoiker in die Hände des Schicksals.
"sachlich unhaltbaren Begriff des Denkens wie von Kausalität"
Nur dann, wenn der Glaube an das Law of Attraction zu einer Art magischen Denken würde. Äußerliche von dem eigenen Selbst völlig unabhängige Geschehnisse lassen sich durch welche Selbstmotivierungs-oder Selbstoptimierungsprozesse auch immer selbstverständlich nicht verändern.
Wer dieses Prinzip so verstehen möchte, hätte m.E. nicht ganz verstanden, worum es dabei tatsächlich geht.
Was sich damit tatsächlich und wirklich klar verbessern lässt, ist hingegen die eigene performance im weitesten Sinne - Motivation, Skill, Abläufe und Routinen, Vertrauen, beherztes Zugreifen und richtiges Erkennen von Chancen und Gelegenheiten, das Bewußtsein für den Bereich des grundsätzlich Möglichen und nicht zuletzt auch die eigene Überzeugungskraft, die eigene Stimmung und aufgrund all dieser Dinge letztlich auch die Außenwirkung.
"Nicht zufällig erreicht der Verbrauch an Psychopharmaka bei den Anhängern dieser Lebensphilosophie astronomische Volumina."
Ja, ist das so? Wie machst Du denn da die Rechnung auf?
Werden alle U.S.amerikanische Bürger da etwa einfach als Anhänger des law of attraction eingetütet? Das wäre mir etwas zu voreilig XD
Allerdings kann ich mir schon vorstellen, dass Personen, die von Haus aus an einer bipolaren Störung leiden, in ihren hypomanischen und manischen Phasen zu einem magisch gefärbten übersteigerten positiv thinking neigen.
Für diese Leute wäre dieses nützliche Werkzeug in diesen Phasen sicher eher kontraproduktiv.
Diese Philosophie hat in seiner energetischen Qualität tatsächlich schon einen kleinen Zug ins Manische, für die meisten m.E. allerdings durchaus in einem äußerst positiven Sinne.
".....sprich die Fähigkeit, wie ein Kind zu glauben."
Vielleicht... vor allem bedarf es m.E. aber der Fähigkeit, sich die Begeisterungsfähigkeit eines Kindes und den staunenden Blick durchs Leben zu erhalten.
"in denen alle Prognosen, alle Wahrscheinlichkeiten 'against all odds' geschlagen werden."
Es geht eben nicht darum, an das Unwahrscheinliche zu glauben und "against all odds" einen anderen zu schlagen, sondern es geht darum "sich selbst" zu schlagen!
Darum, sich von unbewußten Selbstsabotageprogrammen frei zu machen.
Eine Garantie ist das natürlich für gar nichts, aber eine Verbesserung der eigenen Voraussetzungen, und was will man mehr?
Diese Philosophie findet übrigens nicht nur in Amerika seine Wurzeln sondern auch bei uns.
Die Diskussion des pro und contra von solchen Konzepten positiven Denkens erinnert mich z.B. an den alten Disput zwischen Ernst Cassirer und Martin Heidegger über die Angst. Letzlich ist es dieselbe Frage, um die es dabei doch im Kern zu gehen scheint. Auch hier würde ich übrigens darauf tippen, dass wir beiden mal wieder in unterschiedlichen Lagern stehen.
https://books.google.de/...q=cassirer%20heidegger%20angst&f=false
Mithin also die richtige Überlebensstrategie in einer Gesellschaft mit totalitärer Tendenz, die jedoch in fortgeschrittenen Demokratien durch den Gestus des folgenlosen Maulens und Nörgelns ergänzt bzw ersetzt wird. Dieses folgenlose Maulen und Nörgeln erscheint in der Form als kritische Haltung, kennzeichnet aber praktisch die Weise, in der das nun als souverän und gefragt adressierte Individuum seine Affirmation vollzieht.
Eine realistische Psychologie hingegen bestreitet zwar nicht 'magische Ereignisse', stellt aber die Kausalität kognitiver oder mentaler Prozesse vom Kopf auf die Füsse, was eine gewisse Bescheidenheit in Erwartung und Prognose Einzug halten lässt - deshalb sind ihr Erfolgsversprechen wie jene der Esoterikindustrie auch unbekannt. Vom Kopf auf die Füsse bedeutet dabei grobgesagt, dass Erfahrungen Empfindungen konstruieren und Empfindungen Gedanken.
Die vom positiven Denken verkaufte Option, quasi nach Gutdünken Gedanken programmieren und auch wieder reprogrammieren zu können existiert in einer realistischen Psychologie nicht, weil eben deren emotionale Voraussetzungen weder kontrollierbar noch beeinflussbar sind. Die Möglichkeiten der 'Selbstoptimierung' sind hier also äusserst begrenzt und können nur dann relative Wirksamkeit entfalten, wenn sie aus hinreichend starken realen Erfahrungen / Empfindungen hervorgehen. Widersprechen sie diesen jedoch, werden jene inneren Konflikte erzeugt, die die Anhänger esoterischer Lehren scharenweise in die psychiatrischen Praxen treiben.
Positives Denken ist Vorsatzdenken. Wenn ich etwas wirklich will, weil mich ein starkes Gefühl dazu treibt, kürzt sich der Vorsatz dazu als tautologisch raus. Wenn ich etwas nicht wirklich will, weil mir das starke Gefühl dafür fehlt, fehlt es dem Vorsatz an praktischer Konsequenz. Wenn starkes Gefühl und damit praktische Konsequenz fehlen, reproduziere ich das Motiv, endlos an meiner Selbstoptimierung arbeiten zu können.
Jeder etwas bessere Trader weiß natürlich, dass es so etwas wie ein narrensicheres System nicht gibt. Es geht um das kalkulierte Risiko, und darum, dies in vertretbarer Weise zu begrenzen. Auch hier ist die Erfahrung selbtsverständlich ein wichtiger Faktor.
"Vom Kopf auf die Füsse bedeutet dabei grobgesagt, dass Erfahrungen Empfindungen konstruieren und Empfindungen Gedanken."
Diese Betrachtung ist einerseits nicht falsch, die Erkenntnis, dass diese Wirkungskette in beiden Richtungen funktioniert wird heute jedoch mehr und mehr von den Neurowissenschaften belegt.
Was wir denken beeinflusst u.A. unsere biochemische Prozesse im Körper, die wiederum unsere Empfindungen beeinflussen. Das lässt sich alles nachmessen.
Unsere Empfindungen beeinflussen wiederum, wie wir auf die Welt zugehen, was wiederum mittelbar natürlich auch unsere Erfahrungen beeinflusst, die wir mit dieser Welt machen werden. Dies ist z.B. im Endeffekt ja auch der Ansatzpunkt von Psychopharmaka. Über eine Veränderung der eigenen biochemischen Prozesse soll letztlich auch eine Änderung praktischer Lebensumstände bewirkt werden.
Es gibt nun wirklich unzählige Studien, bei denen untersucht wurde, ob und was für biochemische Reaktionen im Körper ausgelöst werden, wenn die Probanden mit negativen oder positiven Themen konfrontiert wurden.
Die von Dir modelierte Wirkungskette ist tatsächlich keine Einbahnstraße. Die äußeren Erlebnisse lassen sich dabei, wie Du ja berechtigter Weise einwendest, oftmals nicht ohne weiteres auf direktem Wege verändern.
Bei sich selber kann man jedoch immer ansetzen, das ist ja das Tolle.
#317 Ein Steve Jobs...
Darum geht es mir nicht, ich habe den Eindruck wir reden da vielleicht etwas aneinander vorbei.