Ökonomen streiten über Verteilungsfrage
Seite 623 von 7892 Neuester Beitrag: 06.03.25 19:13 | ||||
Eröffnet am: | 04.11.12 14:16 | von: permanent | Anzahl Beiträge: | 198.29 |
Neuester Beitrag: | 06.03.25 19:13 | von: Katzenpirat | Leser gesamt: | 37.825.012 |
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reißt wie die zusammengeflickten Lumpen eines Bettelmannes,
steigt das Tier als geheimnisvolles Ungeheuer vom Grunde der
Seele auf. Da schießt es hoch als verzehrende Flamme, als
unwiderstehlicher Taumel, der die Massen berauscht, eine
Gottheit über den Heeren thronend. Wo alles Denken und alle
Tat sich auf eine Formel zurückführt, müssen auch die Gefühle
zurückschmelzen und sich anpassen der fürchterlichen
Einfachheit des Zieles, der Vernichtung des Gegners. Das wird
bleiben, solange Menschen Kriege führen, und Kriege werden
geführt, solange es noch Menschen gibt.
Da spielt die äußere Form keine Rolle. Ob im Augenblick der
Begegnung die Krallen gespreizt und die Zähne entblößt, ob roh
gekantete Beile geschwungen, hölzerne Bogen gespannt werden,
oder ob sehr feine Technik die Vernichtung zu höchster Kunst
erhebt, stets kommt der Punkt, wo aus dem Weißen im Auge des
Feindes der Rausch des roten Blutes flammt. Immer löst der
keuchende Ansprung, der letzte, verzweifelte Gang dieselbe
Summe der Gefühle aus, ob nun die Faust die geschnitzte Keule
oder die sprengstoffgefüllte Handgranate schwingt. Und immer
auf den Gefilden, wo die Menschheit ihre Sache zur blutigen
Entscheidung stellt,...kann alles Grausige, alle Häufung
raffiniertester Schrecken nicht so den Menschen mit Grauen
durchtränken wie die sekundenlange Erscheinung seines
Ebenbildes, das vor ihm auftaucht, alle Feuer der Vorzeit im
verzerrten Gesicht.
Denn alle Technik ist Maschine, ist Zufall,
das Geschoß blind und willenlos, den Menschen aber treibt der
Wille zu töten durch die Gewitter aus Sprengstoff, Eisen und
Stahl, und wenn zwei Menschen im Taumel des Kampfes
aufeinanderprallen, so treffen sich zwei Wesen, von denen nur
eins bestehen kann. Den diese zwei Wesen haben sich
zueinander in ein Urverhältnis gesetzt, in den Kampf ums
Dasein in seiner nacktesten Form. In diesem Kampfe muß der
Schwächere am Boden bleiben, während der Sieger, die Waffe
fester in der Faust, über den Erschlagenen hinwegtritt, tiefer ins
Leben, tiefer in den Kampf. So ist der Aufschrei, den solcher
Anprall mit dem des Feindes vermischt, ein Schrei, der sich
Herzen entringt, vor denen die Grenzen der Ewigkeit
schimmern. Es ist ein Schrei, im Flusse der Kultur längst
vergessen, ein Schrei aus Erkennen, Grauen und Blutdurst.
Auch aus Blutdurst. Das ist neben dem Grauen das Zweite,
was den Kämpfer mit einer Sturzflut roter Wellen überbrandet:
der Rausch, der Durst nach Blut, wenn das zuckende Gewölk
der Vernichtung über den Feldern des Zornes lastet. So seltsam
es manchem klingen mag, der nie um Dasein gerungen: Der
Anblick des Gegners bringt neben letztem Grauen auch
Erlösung von schwerem, unerträglichem Druck. Das ist die
Wollust des Blutes, die über dem Kriege hängt wie ein rotes
Sturmsegel über schwarzer Galeere, an grenzenlosem Schwunge
nur der Liebe verwandt....
Sie schwelt in den Massen, die sie umrasen mit Jubelruf und
schrillen Schreien, ist ein Teil der Gefühle, die auf die zum Tode
Schreitenden Hektatomben niederschauern. Gespeichert in den
Tagen vor der Schlacht, in der schmerzhaftem Spannung des
Vorabends, auf dem Marsche der Brandung zu, in der Zone der
Schrecknisse vorm Kampfe aufs Messer, lodert sie auf zu
knirschender Wut, wenn der Schauer der Geschosse die Reihen
zerschlägt. Sie ballt alles Streben um einen Wunsch: Sich auf
den Gegner stürzen, ihn packen, wie es das Blut verlangt, ohne
Waffe, im Taumel, mit wildem Griff der Faust. So ist es von je
gewesen.
Aus:
Ernst Jünger
"Der Kampf als inneres Erlebnis"
1926, E. S. Mittler & Sohn Berlin
ratlos,
dein zap
Das führt zu den seltsamsten Verrenkungen, ungekannten Koalitionen und Gegnerschaften, im wirklichen Leben und hier im Forum.
wiewohl sie Laien arm,
bricht Gicht in dichtem Richten,
des töricht Narren Arm.
wiewohl sie Laien arm,
bricht Gicht in nicht'gem Richten,
des töricht Narren Arm.
sieht man Geld statt güld'ner Sterne,
Statt rechts und links Uneinheitsbrei.
Die Schubladen übernimmt 'ne Tischlerei
So zitiert fleißig Schopenhauer, Kant,
schreibt Eure Zeichen an die Wand.
Mögt Ihr uneins sein in Eurem Zwist,
der and're auch ein Mensch nur ist.
Das Zitat aus Matthäus 5,3 ist sicher eines der vielen missverstandenen Bibelzitate. Es meint nicht: selig sind die Dummen – sondern bezieht sich auf die bereits im Alten Testament angelegte Armutstheologie. Gemeint ist vielmehr: die Armen und Bescheidenen sind diejenigen, die Gottes Segen haben.
Wir wandeln die Bedeutung des Zitats leicht ab und meinen ganz wörtlich: selig sind die Dummen! Denn die sind “all-in” auf der Longseite, und kapieren nicht, welche Dimension der Konflikt mit Russland hat – was die heutige Marktreaktion einmal mehr offenbart.
http://finanzmarktwelt.de/selig-sind-die-armen-im-geiste-950/
solange es dir nicht fehlt am Geld
Lässt den finstren Putin sein Imperium bauen,
denn interessieren tun dich nur die Frauen
Und der Schampus, das Glück und manch schöne Melodie
auf solch Weise verrätst du unsre Demokratie
Der besorgte Mahner wird von Dir verspottet,
sein ernstes Argument conträr eingemottet
So ziehst du hin, dem Morgenrot entgegen,
der homo homini lupus bleibt links liegen
Kam mir vor wie in ner Diktatur. Unglaublich, dass sowas Sendezeit im Fernsehen bekommt.
der Bohème. "Alle Bohèmebewegungen weisen ein hohes Maß an Selbstbezug auf. Ihr beliebtestes Motiv sind sie selbst. Die eigene Identität wird in Abgrenzung zum Bürgervorurteil entwickelt. Bürgerstereotyp Die Bohème schafft sich zur Legitimation ihrer Abkehr von der bürgerlichen Gesellschaft und ihres permanenten Angriffs gegen sie ein Stereotyp des Bürgers, das aus einer Anhäufung verachtens- bzw. hassenswerter Eigenschaften besteht. Diesem negativen Bürgerstereotyp steht das positive Autostereotyp der Bohème gegenüber. Die verbreitetsten Bürgerstereotype sind Kunstfeindlichkeit, Dummheit, Gewinnsucht, Borniertheit, scheinheilige Moralität, Untertanengeist. Individualismus Allen bohèmetypischen Einstellungen liegt ein programmatischer Individualismus zugrunde, der sich mit dem Willen zur Abweichung als solcher und ohne Scheu vor provokatorischer Wirkung (oft mit Lust an ihr) von Konventionen der Lebensführung und des ästhetischen, moralischen oder politischen Urteilens emanzipiert. Symbolische Aggression
Der stereotypisierte Bürger wird zum Ziel vielfältiger symbolischer Aggressionen. Äußere Erscheinung, Wohnung und Stilisierung im Auftreten sind dabei die augenfälligsten, wenn auch nicht die einzigen, symbolischen Kampfmittel. Auch mit offener Libertinage, die als Angriff auf die bürgerliche Ehe und die damit verbundenen Wertvorstellungen von Liebe und Treue verstanden werden, versucht die Bohème zu provozieren. Café
Im Café findet die Bohème zum einen Öffentlichkeit, die sie braucht, um ihre symbolischen Aggressionen wirksam werden lassen zu können – auch Bürger verkehren, größtenteils aus Neugier, in den Bohèmelokalen –, zum anderen die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten auf der Basis von Philisterhass und bohemischem Lebensgenuss zusammenzutun. Noch andere Motive spielen eine Rolle: zum Beispiel triste, unbeheizte Wohnverhältnisse, die Notwendigkeit, um der äußeren Existenzerhaltung und inneren Selbstbestätigung willen Anschluss an Freunde, Gönner, Bewunderer, Nachahmer zu finden, die Suche nach Ruhm oder ein Sprungbrett zum Erfolg... Kabarett Das Kabarett ist zum einen Treffpunkt und erfüllt damit dieselbe Funktion wie das Bohème-Café, zum zweiten ist es ein Wirkungsfeld, das Sprungbrett zum Erfolg sein kann, zum dritten eine Verdienstquelle, der nicht der Geruch bürgerlicher Arbeit anhaftet und die somit auch von einem eingefleischten Bohemien wahrgenommen werden kann. Bohème-Kreis Die Mehrzahl der Bohemiens gehört einem Bohèmekreis an, dessen Mitglieder sich persönlich kennen, in dem sie sich (teilweise regelmäßig) treffen und dem sie sich zugehörig fühlen. Der Zweck der Zusammenkünfte reicht von der intellektuellen Auseinandersetzung über Trinkgelage zu Lesungen, etc. Häufig steht im Mittelpunkt eines Bohèmekreises ein Führer bzw. Meister. Seine Macht über Anhänger und Freunde kann de facto sehr groß sein, doch dokumentiert sie sich aufgrund des programmatischen Individualismus und Nonkonformismus der Bohème nie als offener Befehlsanspruch. Wird Gehorsam gefordert, ist das Bohèmetum aufgehoben. Großstadt Das Verhältnis der Bohème zur Großstadt ist von Faszination und Abstoßung zugleich geprägt. Einerseits braucht der Bohemien die vielfältigen Chancen (Kontakt zu Gleichgesinnten, reiches künstlerisches und intellektuelles Leben, Möglichkeiten zum Geldverdienen), die die Großstadt bietet, andererseits wird er mit der ganzen Härte des wirtschaftlichen Existenzkampfes konfrontiert. Es werden Städte und Stadtviertel bevorzugt, die ökonomisch günstig sind, eine geeignete Infrastruktur bieten (Ateliers, Akademien, Lokale, etc.) und eine passende Bevölkerungsstruktur besitzen (andere Künstler, Studenten)...Viele Bohèmiens wechseln zwischen Großstadt und Rückzug auf dem Land. Kunst- und Literaturmarkt Kennzeichnend ist für den Bohemien in dieser Beziehung der Zwiespalt zwischen der programmatischen Erfolgsverachtung – jede Art von Erfolg in der bürgerlichen Gesellschaft wird als Zeichen eines Unwertes denunziert – und dem Wirkungs- und Durchsetzungsverlangen des Künstlers. Der idealisierten Hochschätzung der Kunst als etwas "Göttlichem" steht der Zwang gegenüber, dieses "Göttliche" dem Mechanismus des Marktes preisgeben zu müssen. Viele Bohemiens versuchen, diesem Dilemma zu entkommen, indem sie neben ihrer künstlerischen Tätigkeit einem "Brotberuf" nachgehen oder ein "literarisches Doppelleben" führen. Bürgerliche Arbeit Ist der Bohémien gezwungen, einem bürgerlichen Beruf nachzugehen, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, empfindet er dies meist als unerträgliche Sklaverei. Mit der Bejahung der Kunst geht die Verneinung entfremdeter Arbeit Hand in Hand. Der Erwerbsgedanke ist dem Bürgerstereotyp zugeordnet. Armut Die angestrebte Autonomie und damit die Ablehnung von bürgerlicher Arbeit setzt zwei Dinge voraus: ökonomisches Kapital (zum Beispiel geerbt) oder eine Bereitschaft zum Verzicht. Doch letzteres reicht nur bis zu einer gewissen Grenze, dann droht dem Bohémien Armut. In vielen Fällen lässt sich dieser nicht entgehen, so dass Armut zu einem charakteristischen Merkmal der Bohème wurde und vielfach in ihren Werken idealisiert und romantisiert wurde. Finanzieller Coup Trotz der Ablehnung bürgerlicher Arbeit wird der Traum vom großen Geld auch, und zwar besonders häufig, in der Bohème geträumt. Da reguläre Arbeit aus vorgenannten Gründen nicht in Frage kommt, soll der finanzielle Coup mit einem Schlage allen Geldnöten ein Ende bereiten. Politik Wendet sich der Bohemien der Politik zu, bevorzugt er radikal-revolutionäre Bewegungen, wobei er jedoch meist individualistische Abweichungen von den organisierten Parteien und Massenbewegungen vertritt. Die stärkste Affinität besteht dabei zum Anarchismus, teils zu einer regressiven Ausprägung, die sich an der Idee der Zerstörung berauscht, cäsaristische Übermenschen, Verbrecher, Terroristen und Barbaren zu literarischen Idolen erhebt, teils zu einem spiritualistisch-utopistischen Anarchokommunismus mit humanistisch-pazifistischen, rousseauistischen und antiindustrialistischen Tendenzen. Sobald Bohémiens jedoch politisch aktiv werden, verlassen sie die Bohème. "Bohème" und "Avantgarde" werden häufig fälschlicherweise synonym verwendet: Die Bohème provoziert durch Normverstöße in ihrer Lebensführung, eine Avantgarde dagegen provoziert durch Normverstöße in ihrer Kunst.