Ökonomen streiten über Verteilungsfrage
Seite 406 von 7851 Neuester Beitrag: 06.02.25 22:47 | ||||
Eröffnet am: | 05.11.12 08:09 | von: permanent | Anzahl Beiträge: | 197.263 |
Neuester Beitrag: | 06.02.25 22:47 | von: fws | Leser gesamt: | 37.238.792 |
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Was das mit #105 zu tun haben soll habe ich mich übrigens auch gefragt.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/...oegensverwalter-1856871.html
"Honneth contra Sloterdijk
Philosophischer Klassenkampf von unten und oben: Peter Sloterdijk geißelt den Sozialstaat als institutionalisierte Kleptokratie, Axel Honneth schießt mit moralischer Munition zurück. Der eine betreibt Theorie auf eigene Rechnung, der andere Kritik mit ungedeckter Währung"
"Kritik als Phrase
Doch eben weil es Ideen sind und nicht Tatsachen, ja nicht einmal Theorien, sondern nur Werteindrücke, die man sich hier gegenseitig vorhält, wird der Streit zu nichts führen. Woran sich erkennen ließe, dass soziale Chancengleichheit vorliegt, vermag Honneth nicht anzugeben. Die Bedingung dafür, diese Phrase vollständig zu realisieren, nämlich den Einfluss der Familien auf die Kinder zu unterbinden, dürfte er wohl scheuen. Was ein gerechter Steuersatz wäre, kann der Philosoph genau so wenig wissen wie sein Kontrahent, welche Lohn- oder Abgabenstruktur als ressentimentfrei gelten dürfte. Sloterdijk meinte damals, eine Handvoll Leistungsträger bestritten inzwischen mehr als die Hälfte des nationalen Einkommensteuerbudgets. Honneth setzt auf diese einfallsreiche Behauptung mit der Unterscheidung von produktiver Arbeit und unproduktivem Zinseinkommen anderthalb.
Zwei Philosophen stellen sich Wirtschaft und Gesellschaft vor. Von der Klugheit des John Maynard Keynes und der nachfolgenden Makroökonomik, die Umverteilung unter funktionalen Aspekten zu betrachten, also nicht zu fragen, ob sie moralisch ist, sondern, wozu sie führt und ob sie funktioniert, sind beide weit entfernt. Von einer politischen Soziologie des Wohlfahrtsstaates auch. Sie sind wie die Lilien auf dem Felde: Sie forschen nicht, sie bilden sich nicht weiter, doch das Gerücht, man komme auch so zu sinnvoller Kritik, ernährt sie doch. Man könnte, im riskanten Vokabular Honneths, fast von einem Fall unproduktiven geistigen Eigentums sprechen."
(Eigene Anmerkung: Nur, das Keynes die Folgen von Umverteilungsmaßnahmen sehr selektiv betrachtet, indem er negative Effekte von Umverteilung systematisch unberücksichtigt lässt, aber das ist ein anderes Thema)
"Theorie auf eigene Rechnung
An dieser Stelle ist allerdings ein Unterschied zwischen Honneth und Sloterdijk festzuhalten. Letzterer denkt auf eigene Rechnung, was leicht schiefgehen kann und auch die Vorteile von Spezialisierung unterschätzt. Und die Nachteile einer Sprache, die man nur selber spricht. Honneth hingegen, der ihm vorwirft, er koche nur längst Widerlegtes wieder auf und kenne auch die neuere Forschungsliteratur zu seinen Themen nicht, muss sich einen etwas anderen Maßstab gefallen lassen. Der führt zur Frage, was die Kritische Theorie denn im Angebot hat, um die gegenwärtige Gesellschaft nicht nur zu bewerten, sondern erst einmal zu begreifen?
Im Zentrum ihrer Theorie des gesellschaftlichen Missstands (früher: Unheils) steht seit je der Kapitalismus. Er ist die große Ungleichheitsmaschine: ungleicher Tausch, ungleicher Lohn, ungleiche Chancen. Aber dieselbe Theorie war auch seit je und bis heute eine Theorie ohne Ökonomen. Das Gleiche gilt für den zentralen gesellschaftliche Konflikt zwischen der „bürgerlichen Klasse“ und den Schlechtergestellten. Was für eine bürgerliche Klasse denn? Die Angestellten in „allen erdenklichen Machtpositionen“ in Banken und Werbeagenturen, die Honneth als Milieu von Sloterdijk-Lesern anspricht? Um eine Soziologie der sozialen Schichtung hat sich die Kritische Theorie noch nie gekümmert. Also muss sie sich solche Schichten ausdenken. Wenn Sloterdijk über die Gesellschaft phantasiert, ist das die Sache eines Autors. Wenn Honneth die Gesellschaft umgeht, um sich nur bei Moralfragen und allen erdenklichen Normen aufzuhalten, ist das ein Konkursantrag."
Die tendenzielle Ineinssetzung von Sozialismus und Faschismus - auch als "Totalitarismus"-These bekannt - prägt seit 1945 das Geschichtsverständnis hiesiger Historiker und Rechtsintellektueller inkl. Sloterdijk. Honneth erhebt im "Zeit"-Artikel (der insofern, Daiphong, sehr wohl mit # 105 zu tun hat) dagegen pointiert Widerspruch:
Nach Sloterdijk sind diese moralischen Werte und Normen diejenigen, die sich die Gleichheitsfanatiker der unterschiedlichsten Couleur auf die Fahnen geschrieben haben, um mit deren Hilfe die Massen zur Attacke auf die bestehenden Verhältnisse zu bewegen. Was hier unter solchen Gleichheitsforderungen verstanden werden soll, bleibt im Ganzen ziemlich unklar, gemeint sind im historischen Prozess aber alle »nationalistischen« und »internationalistischen« Bewegungen, nur dass die ersten soziale Gleichheit ausschließlich für die jeweils nationale Bevölkerung eingeklagt haben, während sie die zweiten für alle Erdenbürger und -bürgerinnen zu reklamieren versuchten. Von hier aus ist es nicht weit zu der Behauptung, dass die weltgeschichtlichen Katastrophen des 20. Jahrhunderts durch den Aufstand von zwei »Zornkollektiven« angezettelt wurden, in denen Intellektuelle, die neuen »Weltgeistlichen des Hasses«, den aus Beschämung und Geringschätzung entstandenen Zorn der
Massen durch moralisch-humanistische Parolen gegen die Eliten zu organisieren
wussten. Irgendwie meint man das alles schon zu kennen, glaubt, ein Amalgam aus
Gehlen und Ernst Nolte vor sich zu haben, nur dass die Gleichsetzung von
Faschismus und Sozialismus und deren gemeinsame Rückführung auf Motive der
Gier und des Ressentiments hier hemdsärmeliger, ja protziger daherkommt.
Fill weiter: "Tatsächlich handelt es sich jedoch um kollektive Systeme, die einer historischen Mission zum Durchbruch verhelfen wollen und genau dafür das Individuum nicht nur negieren, sondern ohne jeden Skrupel verheizen..."
Spiegelt wiederum Sloterdijks elitär-individualistischen "Ehr-" und "Stolz"-Begriff. Das wohlsituierte, vermögende Individuum ist - verdientermaßen - die erhabene Krone der Schöpfung, und der dagegen revoltierende Mob (ob von links oder rechts) ist ein von Komplexen und Ressentiments zerfressenes Konglomerat aus Neider-Psychopathen.
Kein Wunder, dass die "postmoderne" Gesellschaft nur unter intellektueller Führung solch erhabener Denker wie Sloterdijk (und Fill) wirklich "produktiv" sein kann. Wobei die Drecksarbeit gefälligst dankbar von den Minderbemittelten aus den "Zornkollektiven" zu erledigen sei, die es beizeiten "von oben" zu zähmen und beschämen gilt, damit sie nicht unbotmäßig ihrer missgünstigen "Triebnatur" frönen.
Moderation
Zeitpunkt: 31.07.13 10:35
Aktion: Löschung des Beitrages
Kommentar: Löschung auf Wunsch des Verfassers
Zeitpunkt: 31.07.13 10:35
Aktion: Löschung des Beitrages
Kommentar: Löschung auf Wunsch des Verfassers
Marktwirtschaft ist durch das Streben nach Gewinn in der Lage einen ständigen Wohlstandsgewinn zu produzieren.
Die Deutung von Fill ist in diesem Zusammenhang weltklasse (#119).
Eine dauerhafte Analyse der menschlichen Beziehungsgepflechte ist interessant und führt stets zu erheiternden Erkenntnissen kann aber auch in die Einsamkeit führen das viele Beziehungen zu analytisch betrachtet werden und immer mit dem Erkenntnisgewinn enden: Jede Beziehung wird nur durch den Egoismus zusammen gehalten.
ave
Negative Dialektik hat wieder keiner verstanden, Minima Moralia nur die Mädchen, Sloterdijk macht den Heidegger, Krakauer schmeckt zum Bier, bei Marx zum 14. Mal im 1. Kapiel steckengeblieben - und seither nüscht mehr dazu gelernt.
Ääähem--- dabei bin ich als Börsenverrückter und Investor ja selber einer.
Kapitalismus ist jenens funktionierende Durcheinander, das sich ergibt, wenn man die Herde wurschteln lässt. Mit wenig Aufsicht vom Staat.
Und Krisen gehören dazu wie Blähungen nachm Galadiner.
Dann wird dann immer gejammert-- aber nur in Krisen kann Gammelfleisch (Lehman etc) in die Tonne geklopft werden.
Kapitalismus funktioniert nun mal real.
Sozialismus nur in den Köpfen von Ideologen, Predigern und selbsternannten Weltverbesserern...
#139 Und-- AL-- lass diese Anmache-- sonst gibts nen Schwarzen von nem Schwarzen...
ave...
Wie soll ich ab jetzt unterschreiben, kreuze an
o Salve
o Gott zum Gruße
0 Mast- und Schotbruch
@zap, stimmt darum ja auch der Chart mit dem Hinweis: selbsterklärend. So kann jeder schön sehen wie es tatsächlich um die Änderungen der Preise bestellt ist.
Damit erhältst Du auch einen Grund für die zuletzt robuste Marktpsychologie trotz Tapering: Weil das 'Gepumpe' an den Märkten nahezu komplett vorbei lief, kratzt es sie auch nicht gross, wenn es demnächst restriktiver gehandhabt wird. Ein alternatives bullishes Narrativ ('es brummt') ist zudem bereit, zu übernehmen...
ave
Insofern ist davon auszugegen, dass der Markt mit einer Ankündigung des Pumpenstopps/drosselung gehörig abschmieren wird. Rein aus Angst. Der Turnaround wird dann erfolgen, wenn bzw kurz nachdem die Pumpen tatsächlich stillstehen . So die beiden letzten Male passiert (fait accomplait).
Was Bennies Rede in Kürze betrifft liegt damit das Überraschungsmoment auf der Downseite. Wenn alle Welt von weiterm Gepumpe ausgeht kann er das entweder bestätigen (=marktneutral) oder eben nicht (=bärisch). Bullische Inpulse sind seitens der FED zum jetzigen Zitpunkt kaum noch zu erwarten.