Culture Club
Seite 541 von 2530 Neuester Beitrag: 21.08.25 16:47 | ||||
Eröffnet am: | 22.09.12 21:13 | von: Fillorkill | Anzahl Beiträge: | 64.246 |
Neuester Beitrag: | 21.08.25 16:47 | von: Fillorkill | Leser gesamt: | 7.817.986 |
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Zu "Erec und Enite":
Zitat: "(...) um sich bei nächstbester Gelegenheit dafür zu rächen. "
Meine Gedanken, hier zum Thema "Rache üben" und "sich rächen".:
"Rache läßt uns leer zurück, sie bringt uns nicht wieder, was wir verloren haben, - sie gibt uns nicht, was wir suchen..."
Ich weiß nicht mehr, wo ich das aufgeschnappt habe - die Formulierung ist nicht von mir - spiegelt jedoch meine eigene Lebenserfahrung wider.
Der hilflose Knabe
Herr K. sprach über die Unart, erlittenes Unrecht stillschweigend in sich hineinzufressen, und erzählte folgende Geschichte: "Einen vor sich hin weinenden Jungen fragte ein Vorübergehender nach dem Grund seines Kummers. "Ich hatte zwei Groschen für das Kino beisammen", sagte der Knabe, "da kam ein Junge und riß mir einen aus der Hand", und er zeigte auf einen Jungen, der in einiger Entfernung zu sehen war. "Hast du denn nicht um Hilfe geschrien?" fragte der Mann.
"Doch", sagte der Junge und schluchzte ein wenig stärker. "Hat dich niemand gehört?" fragte ihn der Mann weiter, ihn liebevoll streichelnd. "Nein", schluchzte der Junge. "Kannst du denn nicht lauter schreien?" fragte der Mann. "Nein", sagte der Junge und blickte ihn mit neuer Hoffnung an. Denn der Mann lächelte. "Dann gib auch den her", sagte er, nahm ihm den letzten Groschen aus der Hand und ging unbekümmert weiter."
Die alte Frage also: WIE OFT !
Die These von der Normendiskussion, die
als Lösung nur einen Kompromiß anbieten kann, verwässert die
erotische Problematik des Romans zu einer Art narrativem
Konsensdiskurs. Das Ergebnis sind Trivialitäten, die dann im
akademischen Unterricht billig reproduziert werden konnten:
Sex ja, aber bitte mit Maßen!
http://ler.letras.up.pt/uploads/ficheiros/artigo6381.pdf
"Wer sie [Enite] entgegen Hartmanns ausdrücklicher Versicherung (6775),
[ http://www.ariva.de/forum/...h=Hinterlegungssache%20EREC%20boersalino ]
auch nur einer Mitschuld zeiht, der versündigt sich an einer der reinsten Frauengestalten in Mittelalter und Neuzeit. Denn sie weiß von Anfang bis Ende nichts anderes als demütige Liebe: eine Liebe, die ihr Geschick ganz und in jedem Augenblick dem opfert, von dem sie es empfing - ihrem Freund und Mann Erec.
[Hugo Kuhn (1959 !): EREC (legendär)
Tcha, sicher ist dann eigentlich nur, dass Kuhn so einer Frau nie begegnen durfte - vielleicht sogar keiner. Über Enite sagt das NIX !
V 6775: 'mit ir âne sache phlac' wird stets mit "ohne Grund" übersetzt.
Daher die Hinterlegungssache ...
Durch das vorgegebene körperliche Ungleichgewicht der Kräfte, befindet sich das Kind - auch in seiner mangelnden Lebenserfahrung - gegenüber dem Erwachsenen von vornherein in der eindeutig unterlegenen Position. Selbst wenn der Junge wie ein kleiner Tiger in erster Wehr dem Erwachsenen ins Gesicht gesprungen wäre, seine Wangen zu zerkratzt hätte, um sein Geldstück zurück zu erobern, wäre er wohl chancenlos geblieben....
Genau dies passiert heute mit gemobbten Mitschülern und generell sogenannten Mobbingopfern: Sie sind chancenlos als Einzelner gegenüber einer formierten übermächtigen Gang, die zu viert oder fünft einem einzigen Klassenkameraden sein Taschengeld abknöpfen.
Passiert dies einem Schüler konsequent und häufig, bleiben Gefühle der Demütigung, Frustration, Lebensangst nicht aus, wenn Hilfe nicht zuteil wird:
Zitat eines Mobbingopfers, net:
http://www.bpb.de/lernen/grafstat/mobbing/46559/m-02-05
"Ich fürchtete mich vor dem Tag beim Aufstehen. Ich fürchtete mich vor dem nächsten Tag schon am späten Abend. Ich wünschte mir immer wieder, nicht mehr zu leben. Nicht mehr leben zu müssen. Wünschte sehnlich, dass mein Leben nicht existierte...."
Es kommt auf das Quantum an gegnerischer Macht an, ob ein Kampf erfolgreich geführt werden kann, ob Rache sinnbringend ist, - oder eben auch nicht...
Selbst wenn dieser Junge, über Jahrzehnte auf Rache sinnend, als Erwachsener auf dem Höhepunkt seiner Kräfte, an dem dann alten, wahrscheinlich zu diesem Zeitpunkt schwächeren Mann (Greis) Revanche verübt hätte, bliebe ein Gefühl der Leere: Einem (dann) schwach gewordenem Greis den vermeintlich "verdienten Arschtritt" zu geben, frei nach dem biblischen Motto: Auge um Auge, Zahn um zahn, - lässt erlittene frühe Schmach nicht vergessen und es bliebe nur Bitterkeit.
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Auch ich kenne ein Stück über Herrn Keuner/ B. Brecht, vor Jahrzehnten gelesen, Herr K. als Dienender(?)
Ich fand diesen Text leider nicht im Net - vielleicht findet ihn jemand anderer?
"Herr Keuner wurde von seinem Herrn gefragt, ob er Ihm dienen wollte: Herr Keuner antwortete nicht auf diese Frage, fing jedoch zügig an, die von ihm verlangten Arbeiten auszuführen (....)
....
So diente er sieben Jahre lang.
Als sein Herr starb, sprach Herr Keuner zum ersten Mal und sagte : "Nein"."
Nicht jeder besitzt die Kraft dieses Dienenden......
Sehr komplex das Ganze!
Hier: eins zu Null für Dich -
gut geantwortet!
Zu:
ler.letras.up.pt/uploads/ficheiros/artigo6381.pdf ...
aus dem Du zitiert hattest, bräuchte ich mehr Zeit: Mit ein paar wenigen Minuten drüberlesen wäre es hier nicht getan.
Jedoch interessanter Diskurs!
Herr Keuner und die gewalt:
Maßnahmen gegen die Gewalt
Als Herr Keuner, der Denkende, sich in einem Saale vor vielen gegen die Gewalt aussprach, merkte er, wie die Leute vor ihm zurückwichen und weggingen. Er blickte sich um und sah hinter sich stehen - die Gewalt. "Was sagtest du?" fragte ihn die Gewalt. "Ich sprach mich für die Gewalt aus", antwortete Herr Keuner.
Als Herr Keuner weggegangen war, fragten ihn seine Schüler nach seinem Rückgrat. Herr Keuner antwortete: "Ich habe kein Rückgrat zum Zerschlagen. Gerade ich muß länger leben als die Gewalt." Und Herr Keuner erzählte folgende Geschichte:
In die Wohnung des Herrn Egge, der gelernt hatte, nein zu sagen, kam eines Tages in der Zeit der Illegalität ein Agent, der zeigte einen Schein vor, welcher ausgestellt war im Namen derer, die die Stadt beherrschten, und auf dem Stand, daß ihm gehören soll jede Wohnung, in die er seinen Fuß setzte, ebenso sollte ihm auch jedes Essen gehören, das er verlange; ebenso sollte ihm auch jeder Mann dienen, den er sähe.
Der Agent setzte sich in einen Stuhl, verlangte Essen, wusch sich, legte sich nieder und fragte mit dem Gesicht zur Wand vor dem Einschlafen: "Wirst du mir dienen?"
Herr Egge deckte ihn mit einer Decke zu, vertrieb die Fliegen, bewachte seinen Schlaf, und wie an diesem Tage gehorchte er ihm sieben Jahre lang. Aber was immer er für ihn tat, eines zu tun hütete er sich wohl: das war, ein Wort zu sagen.
Als nun die sieben Jahre herum waren und der Agent dick geworden war vom vielen Essen, Schlafen und Befehlen, starb der Agent.
Da wickelte ihn Herr Egge in die verdorbene Decke, schleifte ihn aus dem Haus, wusch das Lager, tünchte die Wände ,atmete auf und antwortete: "Nein."
Nicht Herr Keuner war der Dienende , sondern Herr Egge!
Dies gilt dann auch für den romantisch aufgelegten Boersalino, der möglicherweise draussen oder auch in seinem Leben den Typus der schönen, reinen, demütigen Jungfrau (in der Reihenfolge) vermisst, für die er sich sehr gerne in irgendein ritterlich anmutendes Gemetzel stürzen würde - denn solch Minne will schliesslich verdient sein. Kompensatorisch, so meine These, rekonstruiert er dieses Szenario dann in seiner Textexegese und eben deshalb wird er nörgelig, wenn auch hier, in 'seiner' Welt, Widerspruch aufzukommen droht, insbesondere weiblicher.
Ich jedenfalls bin kein Pygmalion und habe daher ein wenig Umgang mit Damen erlernen müssen - grad genug, um zu überleben.
Aber bei aller "Liebe": Selbst einer Penelope kann ich nicht mehr attestieren als die Fähigkeit, 20 Jahre ohne Lover auszukommen, Teppiche zu weben und am Ende noch den Gatten zu prüfen.
Aber ich habe durchaus die Qualität femininer Diskurse in etlichen Seminaren schätzen gelernt.
Ziehe den Zweihänder vor :-)
Gerne Sekundant, empfehle das Rapier oder Katana, je nach Weltanschauung
https://youtu.be/V-PpZR_nHg4?list=PLV7664bxkwLbn6vE3Caczigo3ntRTOqyf
Actus non facit reum nisi mens sit rea -
- viele berühmte Persönlichkeiten - vom Dichterfürsten Alexander Puschkin bis zum Arbeiterführer Ferdinand Lassalle - starben beim Duell.
Und
More, ore, re
iunguntur amicitiae.
Accidit in puncto, quod non speratur in anno.....
Lady O
Der Ort ist gut
Der Narr kommt mit Klinge, nur für den Fall, das die Statuten nicht eingehalten werden.
https://youtu.be/msRy4vcSX4k