Culture Club
Fill:
"Tatsächlich dienen Reserves als Verrechnungseinheit im Interbankensystem"
- das ist ja nicht falsch, diese Aussage kann man technisch durchaus so stehen lassen.
"...sie können weder verliehen werden noch können damit Güter oder sonstwas erworben werden, sprich sie tauchen in den Märkten überhaupt nicht auf."
- das ist nun allerdings ein Fehlschluss, die erste Aussage, die Funktion als Verrechnungseinheit wird da nicht ganz richtig interpretiert.
Aber ich kenne diese Ansicht von Dir ja. Weiter oben ging es mir dann u.A. gerade darum, die Art und Weise und den Ablauf solcher Verrechnungsvorgänge etwas näher zu erklären.
Das Zentralbankgeld verläßt die Sphäre der Zentralbank in physischer Art und Weise tatsächlich nur, wenn die Geschäftsbanken Transaktionen mit ausländischen Geschäftsbanken durchführen, ansonsten bleiben diese Transaktionen auf der technischen Ebene immer zentralbankinterne Verrechnungen auf den ZB-Konten der Geschäftsbanken. Soweit ist das richtig.
(Im Falle Europas wird das noch etwas komplizierter, wenn man Transaktionen ausländischer GB betrachtet, die gleichsam im EZB-System angeschlossen sind. Hier kämen dann z.B. auch die Targetsalden ins Spiel, aber das nur am Rande. Für unser Thema kann man die glücklicherweise vernachlässigen)
Wenn die Zentralbank nun Zentralbankgeld schöpft (anderes Geld kann sie nicht schöpfen) dann findet sich dieses Geld auf den Zentralbankkonten der Geschäftsbanken wieder. Die Geldbasis wird dadurch entsprechend erhöht.
Dass diese Erhöhung nur im Bankensektor stattfindet und zunächst keinerlei Auswirkungen auf die Sichteinlagen der Nichtbanken bei den Geschäftsbanken und auch nicht auf den Bargeldumlauf hat, ist ebenfalls richtig!
Das ändert allerdings nichts daran, dass die Geldbasis im Bankensektor tatsächlich erhöht wird. Dabei können die Geschäftsbanken mit diesem Geld (im Rahmen einer ordnungsgemäßen Verfolgung ihrer Geschäftstätigkeit) machen, was sie wollen.
Sie können damit Assets kaufen, sie können es als Mindestreserve verwenden, um ihre Giralgeldschöpfung über Kredit an Nichtbanken auszuweiten. Sie können es als Risikorückstellung parken. Und sie können damit natürlich auch Außenstände begleichen, Geld in den Ausbau ihrer Infrastruktur stecken, oder was immer ihnen auch im Rahmen eine ordnungsgemäßen Ausführung ihrer Geschäftstätigkeit einfallen mag. Dem Ankauf von Assets kommt bei all diesen Möglichkeiten praktisch sicher die u.A. größte Bedeutung zu.
Es können damit selbstvertändlich alle möglich Transaktionen an den unterschiedlichsten Märkten getätigt werden. Dass das Zentralbankgeld die Ebene der Zentralbanken tatsächlich nicht verlässt, steht dem dabei in keiner Weise entgegen, da der hinter diesen Transaktionen liegende Zahlungsverkehr immer(!) als bankeninterne Verrechnung auf den Zentralbankkonten der Geschäftsbanken stattfindet.
Dabei sind die Banken neben den großen Fondsgesellschaften an den Finanzmärkten die größten player.
Der Begriff Assets ist zudem durchaus weit gefächert. Rentenpapiere, Aktien ..klar - bei den Fondsgesellschaften bei denen sich natürlich auch Banken als institutionelle Anleger beteiligen gibt es die unterschiedlichsten Konstrukte denen dann auch die unterschiedlichsten Werte zu Grunde liegen können, Immobilien, Rohstoffe, Private Equity etc. Von solchen Unternehmungen können dabei die unterschiedlichsten Preiseffekte ausgehen.
Wenn die ZB nun die Kapitalbasis erhöhen ist es schwer vorherzusehen, was die GB nun im einzelnen mit diesem Geld anfangen, bzw. ob und in welcher Weise sie es investieren und zu welchen Preiseffekten diese Investitionen dann führen.
Was aber richtig ist, und darauf kommt es Dir dann vielleicht an, ist der Umstand, dass sich durch solche Vorgänge nicht etwa automatisch die Sichteinlagen bzw. die Giralgeldmenge der Nichtbanken erhöhen.
Diese Art von Geldschöpfung kann sich im wesentlichen* nur über die Geschäftbanken bzw. durch ihre Kreditvergabe an Nichtbanken vollziehen, wobei eine aureichende Geldbasis dafür im Hinblick auf die von den GB vorzuhaltenden Mindestreserven die notwendigen Voraussetzungen schafft und die Höhe der Mindestreserveanforderungen dabei ihren theoretischen Spielraum bestimmt.
*im wesentlichen, da Geschäftsbanken natürlich auch Assets von Nichtbanken (Nicht alle Fondsgesellschaften verfügen über eine eigene Banklizenz) erwerben können. Solch eine Transaktion würde technisch betrachtet wiederum über die Geschäftsbanken, also der als Assetkäufer auftretenden Geschäftsbank und derjenigen Geschäftsbank, bei der der Verkäufer sein Konto hat, verrechnet werden, sofern es sich um eine inländische Transaktion handelte. Bei Inlandstransaktionen ist es immer so, dass das Geld den Bankenmarkt technisch nicht verläßt. Barzahlungen wären zwar theoretisch möglich, aber ab einem gewissen Transaktionsvolumen völlig unüblich um nicht zu sagen dubios.
Ist das nun etwas klarer geworden, worauf ich gestern hinaus wollte. So richtig glücklich bin ich dann mit meiner Erklärung übrigens selber nicht geworden.
Lady, den armen Leser, der Dir die BM geschrieben hat kann ich durchaus verstehen
XD
Fill und ich haben über diesen Themenkomplex ja dann und wann immer mal wieder diskutiert und uns dabei im Hinblick auf das gegenseitige Verständnis zumindest in Teilen so etwas wie eine gewisse gemeinsame begriffliche Grundlage geschaffen. Manche Argumente, die dann nur kurz angerissen wurden erklären sich dann vielleicht auch nur sinnvoll im Hinblick auf die Historie bereits vorangegangener Gespräche. Dazu ist das überhaupt ein äußerst komplexes Thema, das sich kaum in ein paar Seiten pressen läßt und an vielen Stellen gewisse Vorkenntnisse vorausetzt.
heisst eine Erzählung von Mark Twain, die in den 50-er Jahren auch verfilmt wurde.
Auch eine Art Erklärung, wie das Finanzwesen funktionniert....
vor Nachahmung kann gewarnt werden
:--)))
https://en.wikipedia.org/wiki/The_Million_Pound_Note
Was allerdings wieder eine aus einem gewissen Blickwinkel zwar technisch nicht ganz falsche Aussage wäre, die praktisch allerdings dennoch völlständig in die Irre führte.
Jeder Buchung steht eine Gegenbuchung gegenüber, dass ist zumindest in unserem derzeitigen globalen Finanzsystem das Wesen jeder Bilanz. Dabei ist es praktisch alles andere als gleichgültig in welcher Weise sich eine Bilanz verändert. Buchung und Gegenbuchung ergeben am Ende dennoch immer 0.
Ich stelle mir gerade einen CEO vor, der verkündet, dass sich die Bilanz gerade im Vergleich zum Vorjahr halbiert habe, und dann auf die bilanzielle Neutralität der dieser Bilanzverkleinerung zu Grunde liegenden Transaktionen verweisen möchte und damit vertröstet, dass wenn man Buchung und Gegenbuchung berücksichtigt im Vergleich zum Vorjahr sich ja im Grunde nichts verändert habe, da sich am Ende immer noch beide Seiten auf 0 neutralisieren. XD
Das ist zwar technisch nicht falsch aber doch keine seriöse Argumentation.
Jeder Kredit, jede Transaktion ja im Grunde jedes Rechtsgeschäft ist am Ende aus bilanzieller Sicht neutral, ansonsten stimmt die Bilanz nicht ;)
Deswegen ist es allerdings nicht egal, ob der Kredit, die Transaktion oder das Rechtsgeschäft stattfindet und am Ende hinsichtlich der praktischen Wirkungen auch sicher nicht neutral.
Wer so argumentiert, hat entweder tatsächlich das Wesen einer Bilanz nicht ganz verstanden, oder er möchte bewußt in die Irre führen, was dann allerdings für den Gesprächspartner bedeutete sich mit ärgerlichen Hütchenspielertricks beschäftigen zu müssen.
Den armen CEO in meinem Beispiel hätte man nach solch einem Vortrag jedenfalls sicher rausgeschmissen. Die Welt ist eben nicht immer fair, dabei war er doch nur der Bote reiner saldenmechanischer Zusammenhänge ...Mathematik kann doch nicht lügen.
The central bank's balance sheet, on the other hand, grows substantially. On the asset side it gains 40 bonds and on the liability side, reserves increase by the same amount. Note though that there is no change in cash in the hands of the public—what we know as money.
The whole operation leaves the Treasury's balance sheet unchanged. No new bonds are issued, no revenues received.
So we can see that while the central bank's balance sheet does expand, the only impact in the private sector is to change the composition of the banks' balance sheets, exchanging bonds for reserves. The total assets of the private sector don't change. Hence no money is being created any more than, say, if someone sold their stocks and put the money into bonds.
Now, some people will argue that reserves are money.
What is money? Money has three functions: a medium of exchange, a store of value and a unit of account. Bank reserves are a store of value; they may be a unit of account; but they are definitely not a medium of exchange.
Only financial institutions can hold reserves at the central bank. You can't go into a store and buy a loaf of bread with bank reserves, as you can with, say, a dollar bill or a checking account at a your local bank. Reserves just sit there. Although they do earn interest, that doesn't mean they are money. You can rent out your house and get an income stream from that, too, but that doesn't make your house money.
Die Schöpfung von Zentralbankgeld entspricht damit in seinem Wesen einer Art Kredit, der den Geschäftsbanken von den Notenbanken gewährt wird.
Der Umstand, dass dafür Sicherheiten und (in der Regel) auch ein Zins verlangt wird, ändert dabei nichts am Prozess der Geldschöpfung an sich.
Es ist zudem eben auch nicht zutreffend, dass sich die Bilanz der NB dabei nur in ihrer Zusammensetzung änderte, sie ändert sich vor allem in ihrem Volumen!
Es ist ja nicht so, dass hier etwa das eine Sachgut gegen ein anderes eingetauscht würde, z.B. Briefmarken gegen Hosenknöpfe geswappt werden.
Als Kreditsicherheit wird hier ja kein Sachwert herangezogen, sondern in der Regel eine Schuldverschreibung also eine andere seinerseits offene Kreditforderung.
Man bekommt den Umstand der Geldmengenausweitung da nicht heraus
Hund oder Katze wären für Dich auch viel zu konventionell!
Schöner Clip :)))))