menschenrecht religionshetze, blasphemie
Die schlaganfallverhindernde Gelassenheit geht bei immer mehr Leuten verloren.
Darf man den Islam kritisieren oder über den Islam Witze machen? Diese Fragen werden in regelmäßigen Abständen virulent; ; waren es 2005 ein paar Karikaturen in Dänemark, so sind der aktuelle Auslöser ein paar “böse” Bemerkungen des Kabarettist Dieter Nuhr. Die Frage, ob eine Religion kritisiert und verspottet werden darf, wird ausschließlich im Zusammenhang mit dem Islam gestellt. Niemand fragt, ob das Christentum kritisiert werden darf.
Kritik an der christlichen Religion und ihren Kirchen, bis hin zu vehementer Ablehnung wird von den Allermeisten vielmehr als selbstverständlich angesehen. Ohne die scharfe Religionskritik von Denis Diderot und Paul Henri Thiry d’Holbach bis zu Karlheinz Deschners Kriminalgeschichte des Christentums wäre Europa heute ein anderes.
Wer seine Religion auslebt, muss Konfrontationen in Kauf nehmen
Ein religiöses Bekenntnis ist zunächst nichts anderes als eine Meinungsäußerung im Sinne von „mein Glaube ist gut und richtig“. In einer pluralistischen Gesellschaft ist diese allerdings nicht höher zu bewerten und kann kein höheres Recht auf Öffentlichkeit beanspruchen als ihr Gegenteil. Wenn ein Muslim oder eine Muslimin in Gegenwart eines Atheisten vom Propheten des Islam schwärmt, wird er/sie damit leben müssen, dass der Atheist die Existenz von Propheten prinzipiell abstreitet: Wo kein Gott, da auch kein Prophet. Davon mögen sich Muslimin und Muslim beleidigt fühlen; aber manche ihrer Glaubensinhalte könnten die Anhänger anderer Religionen ebenfalls empören.
So etwa, dass Jesus nur Prophet, also nicht Gottes Sohn und noch dazu nicht am Kreuz gestorben sei. Wir leben nicht mehr in monoreligiösen Gesellschaften und der Versuch, die eigene Religion unter Schutz zu stellen, könnte letztlich nur totalitär durchgesetzt werden, was in allen mehrheitlich islamischen Staaten der Fall ist. In einer pluralistischen, multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft ist Schutz vor Kritik nicht zu haben.
Religionen, Weltanschauungen, wissenschaftliche Theorien – kurz: jegliche Denk- und Vorstellungskomplexe sind nicht wertfrei. Sie rufen naturgemäß entweder Anerkennung/Zustimmung oder Kritik/Ablehnung hervor und sind somit von vornherein Auslöser von Diskussion und Wertung. In der pluralistischen Gesellschaft stehen weder Tradition noch Religion außerhalb von Beobachtung und Kritik. Traditions- und Religionskritik sind vielmehr Ausdruck demokratischer Gesellschaften, ja mehr noch, sie sind konstitutive Merkmale der Moderne schlechthin.
Religionen und Weltanschauungen dürfen nicht nur kritisiert werden, sie können rundheraus abgelehnt werden und ihre Anhänger müssen sich gefallen lassen, dass diese Ablehnung genauso Teil des öffentlichen Diskurses ist, wie die religiöse Verehrung selbst. Wer seine Religion öffentlich auslebt, muss die daraus resultierenden Konfrontationen aushalten können, muss ertragen können, dass die eigene Religion mit kritischen und gegebenenfalls auch mit spöttischen Augen betrachtet wird. Wer sich von diesem Blick beleidigt fühlt, fühlt sich letztlich von der Existenz des Anderen beleidigt.
Kritik am Islam als moderne Fassung von „Ausländer raus“.
Die Grenze der Religionskritik wird dort überschritten, wo es nicht mehr um Kritik an einem religiösen System geht, um Glaubensinhalte und Rituale, sondern um die Diffamierung von Menschen, die einem Glauben anhängen. Wo unterstellt wird, ALLE Muslime würden zur Gewalt neigen oder Taqiyya begehen (Andersgläubige gezielt belügen), weil ihnen das der Koran vorschreibe, geht es nicht mehr um Kritik an der Religion, sondern um Ressentiment gegenüber Menschen. Die Grenze zwischen Kritik an einem Denkgebäude und Ressentiment wird in der rechten Islamkritik nicht nur überschritten, sie ist inexistent, beides schwimmt gewollt ineinander. Die Kritik am Islam dient dann letztlich nur als moderne Fassung des altbekannten „Ausländer raus“.
Ähnliches gilt auf der anderen Seite aber auch für jene, die jegliche Islamkritik mit dem Vorwurf der Islamophobie kontern. Auch sie unterscheiden nicht zwischen Kritik an einer Religion und Feindschaft gegenüber Menschen, sondern setzen im Begriff der Islamophobie beides in eins; jede Kritik am Islam wird zur Ausländerfeindschaft umgedeutet.
Den Islam und seine Anhänger/innen vor Kritik schützen zu wollen, ist nicht Zeichen von Toleranz, sondern dafür, dass der Blick sich nicht grundsätzlich von jenem der Rechten unterscheidet: Muslime werden als Gruppe wahrgenommen, die aufgrund ihres „Andersseins“ nicht kritisiert werden darf, sondern beständig in Schutz genommen werden muss – ein paternalistischer und zudem exklusiver Ansatz. Er schließt die Anderen aus, stellt sie unter Sonderstatus und leistet damit dem rechten Diskurs Vorschub. Inklusion muss sich von diesem kollektivistischen Blick lösen, der die Gesellschaft in kulturelle Gruppen fragmentiert. Den verschiedenen Menschen der Gesellschaft, unabhängig von Herkunft, Religion und Weltanschauung als gleichwertigen Mitgliedern der Gesellschaft auf Augenhöhe zu begegnen, bedeutet, sie und ihre Ansichten ernst zu nehmen.
Nicht diejenigen, die den Islam aus einer aufgeklärten Position heraus kritisieren oder sich über ihn lustig machen, stützen die rechte Propaganda, sondern diejenigen, die jede Kritik am Islam in die rechte Ecke stellen und selbst Islamkritikerinnen und -kritiker mit islamischem Familienhintergrund als „Zeugen der Anklage“ diffamieren. Das Problem ist nicht die offene Kritik am Islam, sondern der Versuch, diese Kritik zu unterbinden, denn er zementiert Kollektive und lässt, wenn er erfolgreich ist, die Rechten als einzige Akteure auf diesem Feld zurück.
USA. (hpd) Neben der Krise im Nahen Osten und der Ukraine bestimmt kein Thema in den letzten Monaten die internationalen Schlagzeilen so sehr wie die Ebola-Seuche in Westafrika. Mittlerweile sind über 5000 Menschen am Virus gestorben (die Dunkelziffer dürfte noch höher liegen), mit einem weiteren Anstieg wird in den nächsten Monaten gerechnet. Auch in den USA wurden in den letzten Wochen mehrere Krankheitsfälle und der erste Todesfall gemeldet. Die Christliche Rechte, die das Thema Ebola in der Vergangenheit nur am Rande streifte, ist nun alarmiert und wittert die große Verschwörung.
Phyllis Schlafly glaubt, dass Präsident Obama absichtlich den Ebola-Erreger ins Land gelassen habe. Er wolle damit erreichen, dass Amerika ein bisschen mehr wie Afrika werde. Bryan Fischer meinte, dass es den Anschein habe, dass Obama die Krankheit in die USA gebracht habe, um das Land für seine rassistische Vergangenheit zu bestrafen. Larry Klayman forderte ein Amtsenthebungsverfahren gegen Obama. Er diskriminiere Weiße sowie Nicht-Muslime und bevorzuge Afrikaner, gegen die er trotz der Ebola-Krise kein Einreiseverbot verhängen wolle. Obama lasse Muslime, die sich absichtlich mit Ebola infiziert hätten, ins Land, um die Krankheit weiter zu verbreiten. Er sei ein “umgekehrter Rassist” und verhalte sich wie ein umgekehrter George Wallace (Politiker aus der Zeit der Rassentrennung.) Der Abgeordnete Louie Gohmert beklagte, dass Obama keine Einreisesperren verhänge, da er wünsche, dass sich niemand ausgeschlossen fühle.
(Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3), (Quelle 4), (Quelle 5)
Erik Rush beschuldigte eine amerikanische Krankenschwester, die in Liberia freiwillig Ebola-Patienten behandelt hatte, Teil des Plans zu sein. Sie sei Kommunistin und habe nach ihrer Rückkehr in die USA die Quarantänebestimmungen bewusst unterlaufen, um in Auftrag Obamas das Virus zu verbreiten. Auch die Kongressabgeordneten Paul Broun und Steve Stockman vermuteten eine finstere Absicht des US-Präsidenten. Käme es zum Notstand im gesamten Land, könne Obama alle Bereich des öffentlichen Lebens kontrollieren. Mychal Massie stellte die Frage, ob der US-Präsident womöglich eine Pandemie plane, um die Wahlen 2016, bei denen er eigentlich abtreten müsste, ausfallen zu lassen.
(Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3), (Quelle 4)
Lauri Roth behauptete, Obama und der Islamische Staat hätten einen Plan ersonnen, Ebola-Patienten in die USA zu bringen. Nachdem sich der Erreger verbreitet hätte, könne man die Amerikaner zwangsimpfen und mit einem Ortungschip versehen. Rick Wiles schloss sich diesen Verschwörungstheorien an. Er nannte den US-Präsidenten “Ebola Berry” und “Dschihad Obama”. Angeblich plane er, die Infizierten in Veteranen-Krankenhäusern unterzubringen und Umerziehungslager zu errichten. Tony Perkins schloss sich indirekt diesen Verschwörungstheorien an. Die US-Regierung gebe Anlass zu solchen Interpretationen.
(Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3), (Quelle 4)
Tom DeLay, der ehemalige Fraktionsvorsitzende der Republikaner beklagte, dass die US-Regierung nicht die nötigen Schritte zur Eindämmung der Seuche treffe und man ihr nicht mehr Glauben schenken könne. Rick Santorum, gescheiterter Präsidentschaftskandidat der Republikaner, verkündete, dass die derzeitige Krise zeige, warum man der Regierung nicht trauen könne. Obama sei mehr daran gelegen, der Welt, statt den Amerikanern, zu helfen. Glenn Beck fühlte sich zum Lebensretter berufen. Er wies seine Zuschauer an, immer das genaue Gegenteil von dem zu tun, was die Regierung empfehle. Anderenfalls werde es hunderttausende Tote durch Ebola geben.
(Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3)
Der Abgeordnete Steve King beklagte, dass die USA zu einem Dritte-Welt-Land würden, da die US-Regierung die Grenze zu Mexiko nicht kontrolliere. Dadurch würden IS-Terroristen, Ebola, Drogen und Kriminelle in die USA geraten. Kings Parteifreund Louie Gohmert argumentierte genau entgegengesetzt. Da sich Ebola in den USA ausbreite, würden Latinos aus Angst nicht mehr einwandern wollen.
(Quelle 1), (Quelle 2)
Alan Keyes vermutete ebenfalls eine Verschwörung der Regierung. Obamas beschlossene Gesundheitsreform finde nur wenig Anklang beim Volk. Eine Krankheit wie Ebola könne dies ändern. So hoffe Obama bei den anstehenden Wahlen zu punkten. Dinesh D’Souza warf dem Präsidenten vor, sich als Herrscher der gesamten Welt aufzuführen, er solle sich darauf besinnen, dass er nach wie vor nur der Präsident aller US-Amerikaner sei.
(Quelle 1), (Quelle 2)
Präsident Obama hat inzwischen beschlossen, 3000 Soldaten nach Westafrika zu entsenden, die dort bei humanitären Maßnahmen gegen Ebola helfen sollen. Rick Wiles warf dem US-Präsidenten vor, die Soldaten bewusst dem Erreger auszusetzen. Bei ihrer Rückkehr würden sie Ebola in die USA tragen, ähnlich den amerikanischen Soldaten, die sich nach dem Ersten Weltkrieg mit der Spanischen Grippe infizierten. Louie Gohmert warf Obama vor, die Soldaten wie Opferlämmer in das Gefahrengebiet zu schicken, außerdem nehme so die Gefahr von terroristischen Attacken zu. Der Abgeordnete Blake Farenthold kritisierte Obama dafür, dass er Soldaten und keine Entwicklungshelfer schicke. Generell dürfe man der US-Regierung nicht vertrauen.
(Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3)
Peter LaBarbera meinte, dass man der US-Regierung nicht vertrauen könne. Schließlich habe sie nichts gegen Analsex oder Schwulen-Treffpunkte unternommen. Wenn die US-Regierung somit unfähig sei, HIV einzudämmen, werde sie vermutlich auch im Falle Ebola nicht kompetenter handeln. Pastor James David Manning warnte, dass Schwule zu den Stammkunden des Unternehmens Starbucks gehörten, wo sie Körperflüssigkeiten austauschten. Daher sei dort vermehrt mit Ebola-Infektionen zu rechnen. Ron Baity bezeichnete Ebola als Strafe Gottes für die Schwulen, ähnlich wie die Zerstörung der Städte Sodom und Gomorra in der Bibel.
(Quelle 1), (Quelle 2), (Quelle 3)
Todd Kiddcannon, führender Republikaner aus South Carolina, startete einen regelrechten Amoklauf auf Twitter. Dort erklärte er, wie er das Problem zu lösen gedenke. Da Ebola-Patienten meist das behandelnde Personal infizierten, solle man sie besser “human” per Euthanasie ausschalten. Mitleid sei in dieser Situation tödlich. Betroffene Dörfer solle man mit Napalm bombardieren. An der ganzen “Scheiße” seien die Afrikaner schuld, die Kannibalen seien.
(Quelle)
Die Anti-Abtreibungsgruppe Children of God for Life protestierte dagegen, dass die US-Regierung derzeit versucht, einen Impfstoff gegen Ebola zu entwickeln. Grund: Dabei würden embryonale Stammzellen verwendet.
(Quelle)
Pastor John Hagee erklärte, dass der Ebola-Ausbruch eine göttliche Strafe dafür sei, dass die US-Regierung auf einen Stopp des israelischen Wohnungsbaus in Ostjerusalem gedrängt hatte. Sein Sohn Matthew Hagee, erklärte, dass die Bibel das Heraufziehen von Seuchen, wie z.B. Ebola, kurz vor dem Ende der Welt, prophezeie.
(Quelle 1), (Quelle 2)
Jahrgang 1973, seit 2007 bei der taz. Besonderer Redakteur für Aufgaben (Autor, Sonderprojekte, Seite Eins). Träger des Kurt-Tucholsky-Preises für literarische Publizistik 2011. Autor des Buches „Taksim ist überall – Die Gezi-Bewegung und die Zukunft der Türkei“ (Edition Nautilus, 2014).
hier noch paar andere artikel von ihm
Kardinal Müller: Homosexualität "nicht akzeptabel"
http://www.queer.de/detail.php?article_id=22607
http://www.huffingtonpost.de/david-berger/...id=fcbklnkushpmg00000071
http://www.welt.de/vermischtes/article129220133/...s-schon-immer.html
---------------------
Homosexuelle Muslime – "Uns gab es schon immer"
Islam und Homosexualität – das klingt nach einem Widerspruch. Die Fotografin Samra Habib porträtiert Männer und Frauen, die sich offen zur gleichgeschlechtlichen Liebe und ihrer Religion bekennen.
04.11.2014, 19:48 Uhr | dpa
Ein christliches Ehepaar ist in der ostpakistanischen Provinz Punjab von einem Mob gefoltert und anschließend bei lebendigem Leibe verbrannt worden. Die Täter, darunter einige Kleriker, hätten dem Paar Entweihung des Korans vorgeworfen, teilte die Polizei mit. Die Opfer hätten in einer Ziegelbrennerei im Distrikt Kasur, etwa 50 km nördlich der Provinzhauptstadt Lahore, gearbeitet.
http://www.t-online.de/nachrichten/ausland/krisen/...g-verbrannt.html
ich hab das heut bei missio gelesen..
“Wir werden das Eingreifen der Vereinten Nationen fordern, damit es zu einer Prüfung des Blasphemieparagraphen und dessen Instrumentalisierung kommt. Dafür ist eine sorgfältige und neutrale Analyse notwendig. Wir wünschen uns dass eine UN-Sonderkommission nach Pakistan kommt. Wollte dieses Gesetz nicht gestoppt und korrigiert werden, dann wird es weitere Zwischenfälle und Tragödien wie diese geben“.
da gäbe es bei mir auch eins mit dem säbel
hpd/rdf) Aufgrund eines Artikels, der in der Zeitung “The Afghanistan Express” Mitte Oktober erschien, hat die neue afghanische Regierung Ermittlungen wegen des Vorwurfs der Blasphemie gegen leitende Mitarbeiter der Zeitung eingeleitet. Bisher kam es zu keinen Verhaftungen. Der Artikel stellte die Frage, inwiefern es sich bei dem Gott, den die IS-Terrormilizen und die Taliban anbeten, um denselben Gott handelt, den die restlichen Muslime weltweit verehren.
“Pakistanische Christen stellen sich heute die Frage: in was für einem Land leben wir?” (fides), berichtete Pater James Channan (OP) am vergangenen Mittwoch, einen Tag nach dem Mord an einem christlichen Ehepaar. Christen in ganz Pakistan protestieren seitdem in vielen Städten und fordern Gerechtigkeit. Die Erwartungen an die Regierung sind hoch. Erneut stellt sich die Frage nach dem Missbrauch der Blasphemiegesetze in Pakistan. Shahbaz Sharif, Regierungschef der Provinz Punjab, leitete eine Untersuchungskommission ein. Pater James Channan, unser WMS-Gast vergangenen Oktober, besuchte die Familie der Opfer und teilt hier seine Bilder und Gedanken:
WIEN. (hpd) Einer der Anführer der Sekte OPPT hat in Österreich Asyl beantragt. Er war verhaftet worden, nachdem er mit Dutzenden Mitstreitern versucht hatte, ein Femegericht über eine österreichische Anwältin abzuhalten. In seine Heimat USA, wo er polizeilich gesucht wird, will er keineswegs zurückkehren.
Wäre OPPT (One People Public Trust) nicht eine Sekte mit gewalttätigen Tendenzen und mehr als nur einer Neigung zur Selbstjustiz, man könnte den Asylantrag von “Sovereign” Terrance O’Connor getrost als jüngste Wende in einer Posse beschreiben.
Der Mann wird in den USA in Zusammenhang mit einem Polizistenmord polizeilich gesucht. Die USA haben von der Republik Österreich seine Auslieferung verlangt, nachdem er bei einem versuchten Selbstjustiz-Tribunal in Hollersbach im Waldviertel an der tschechischen Grenze festgenommen worden war....
Der Allah-Wahn
von Kacem El Ghazzali posted on November 07, 2014 01:13PM GMT
Auf dem Denkfest, welches im September 2014 in Zürich stattfand, hatte der marokkanische säkulare Aktivist Kacem El Ghazzali die Gelegenheit sich mit Richard Dawkins zu unterhalten. Dabei erfuhr Prof. Dawkins zu seinem Erstaunen, dass es eine inoffizielle arabische Übersetzung von "Der Gotteswahn" gibt, die im arabischen Raum eine hohe Resonanz erfahren hat...
Hasnain Kazim ist Korrespondent von SPIEGEL ONLINE mit Sitz in Istanbul.
Wenn Pakistans Premierminister Nawaz Sharif an diesem Dienstag in Berlin mit Kanzlerin Angela Merkel zusammentrifft, wird es um wirtschaftliche Beziehungen gehen, wahrscheinlich auch um Terror und Taliban - für den Regierungschef eher unangenehme Themen. Was das Land aber am meisten erschüttert, wird seit Jahren lieber verschwiegen. Es dürfte auch nun eher nicht zur Sprache kommen: Fälle von angeblicher Blasphemie.
Denn der Vorwurf, Gott, den Propheten Mohammed oder den Koran beleidigt zu haben, endet in Pakistan oft tödlich. Er trifft Muslime wie Minderheiten, aber in den seltensten Fällen stimmen die Behauptungen. Meistens dient der Vorwurf dazu, Streitigkeiten zu rächen oder einen Mob dazu zu animieren, einen persönlichen Feind zu erledigen. Manchmal ist die Verleumdung auch ein politisches Mittel, um den Gegner zu diskreditieren.
In den vergangenen Tagen gab es einige extreme Fälle, mehrere Menschen kamen wegen Blasphemievorwürfen ums Leben. Andere müssen mit der allgegenwärtigen Furcht leben, von einer wütenden Menschenmenge oder einem einzelnen Extremisten getötet zu werden.
In dem Ort Kot Radha Kishan, am Stadtrand der Millionenmetropole Lahore, töteten mehrere Menschen ein Paar, das angeblich den Koran geschändet haben soll. Ein Geistlicher hatte dieses Gerücht verbreitet, daraufhin drangen Dutzende Menschen in die Unterkunft der beiden und schlugen mit Stöcken auf sie ein. Die Christen Shama und Shahzad Masih lebten mit ihrem sechsjährigen Sohn und ihrer vierjährigen Tochter in einer winzigen Hütte. Sie waren Arbeiter in einer Ziegelbrennerei. Die wütenden Nachbarn banden die Verletzten anschließend an einen Traktor und schleiften sie durch den Ort. Dann fuhren sie zu der Ziegelfabrik und warfen die leblosen Körper in den Brennofen. Angehörige der Ermordeten berichten, die Frau sei schwanger gewesen.
In der ostpakistanischen Stadt Gujrat wurde nur einen Tag später ein Mann festgenommen, der angeblich abfällige Bemerkungen über den Propheten Mohammed gemacht hatte. In Polizeigewahrsam setzte der 50-jährige Tufail Haider seine Flüche und Beschimpfungen fort. Er galt als psychisch krank, dennoch ließ sich ein Polizist provozieren. Er griff zu einer Axt und köpfte den Mann.
Der pakistanische Oppositionsführer Khurshid Shah erklärte vor Journalisten, man solle endlich aufhören, abfällig von "Mohajirs", "Flüchtlingen", zu sprechen, wenn es um jene Menschen gehe, die 1947, nach der Teilung des Subkontinents, von Indien in den neugegründeten Staat Pakistan gekommen seien. Das seien Pakistaner wie alle anderen, sie und ihre Nachfahren hätten das Land mitaufgebaut. Daraufhin fühlten sich mehrere politische Gegner beleidigt: Der Begriff "Mohajir" tauche mehrfach im Koran auf, und der Prophet Mohammed sei selbst ein "Mohajir" gewesen, als er von Mekka nach Medina habe flüchten müssen. Sie warfen Shah Blasphemie vor und zeigten ihn an. Jetzt ist nicht nur ein Gerichtsprozess gegen ihn anhängig. Er muss auch damit rechnen, Opfer von Selbstjustiz zu werden.
Die im November 2009 wegen Blasphemie zum Tode verurteilte Christin Asia Bibi hat kürzlich in einer höheren Instanz verloren. Das Todesurteil wurde im Oktober bestätigt, während mehrere konservative Geistliche im Gerichtssaal saßen und jubelten, darunter auch der Dorf-Imam, der einst auf ihre Verurteilung gedrängt und sie zur Polizei gebracht hatte. Zwei Politiker, die sich für Asia Bibi eingesetzt hatten, kamen ums Leben: Im Januar 2011 wurde Salman Taseer, Gouverneur der Provinz Punjab, von seinem eigenen Leibwächter in der Hauptstadt Islamabad erschossen; zwei Monate später töteten bislang flüchtige Täter den Minderheitenminister Shahbaz Bhatti.
Im September wurde der Religionsgelehrte Muhammad Shakil Auj in der Hafenmetropole Karatschi erschossen. Er galt als liberaler Muslim und leitete an der Universität von Karatschi den Fachbereich Islamische Studien. Auj hatte kurz vor seiner Ermordung Anzeige gegen vier Kollegen erstattet, weil er von ihnen Drohungen wegen einer angeblich blasphemischen Rede erhielt, die er 2012 in den USA gehalten hatte. Eine Woche vor der Tat war ein anderer Dozent aus demselben Fachbereich erschossen worden.
Zwei Paragrafen im pakistanischen Strafgesetzbuch befassen sich mit dem Thema Blasphemie. Dafür wird lebenslange Haft verhängt, bei einer Beleidigung des Propheten ist sogar die Todesstrafe vorgesehen. Auch wenn der Staat bislang auf Grundlage dieser Gesetze noch kein Todesurteil vollzogen hat, sind mittlerweile rund tausend Pakistaner auf dieser rechtlichen Grundlage angeklagt und Hunderte von Menschen infolge von Selbstjustiz getötet worden.
Pakistan hat das Blasphemiegesetz von Britisch-Indien übernommen. Die Kolonialherren hatten es 1860 formuliert, um Streitereien zwischen Hindus und Muslimen zu unterbinden. So wurden die Schändung heiliger Stätten, die Störung religiöser Versammlungen, die Entweihung von Friedhöfen und die absichtliche Verletzung religiöser Empfindungen unter Strafe gestellt.
In den Achtzigerjahren verschärfte der islamistische Militärdiktator Zia ul-Haq diese Paragrafen. Er stellte die Missachtung des Korans und jede Beleidigung des Propheten unter Strafe. Seither wird dieses Recht bei Streitigkeiten jeglicher Art missbraucht. Seit der Ermordung der Politiker Taseer und Bhatti im Frühjahr 2011 traut sich kein Politiker mehr, eine Änderung oder gar Abschaffung des Blasphemiegesetzes zu fordern.
Premierminister Sharif antwortete auf die Frage der "Welt", ob es nicht endlich an der Zeit sei, dieses Gesetz zu ändern: "Wir glauben, dass es keinen Anlass zur Sorge gibt, wenn das Gesetz nicht missbraucht wird."
st es Ihrer Ansicht nach möglich, eine säkulare Grundordnung in der muslimischen Welt ohne religiöse Reformen zu etablieren?
Hassan Hanafi: Nein, in der arabischen Welt ist das praktisch nicht möglich. Denn der Begriff "Säkularismus" stößt auf allgemeine Ablehnung bei der Bevölkerungsmehrheit innerhalb der arabischen Welt. Das liegt historisch betrachtet darin begründet, dass das säkulare Denken seine Legitimationsgrundlage bereits nach der Niederschlagung der sogenannten Urabi-Revolte von 1881/82 verloren hatte. Damals vertrat Ahmad Urabi Pascha als Früher der nationalen Volksbewegung modernistische, ja durchaus weltliche Ideen seines Lehrers Gamal al-Din al-Afghani.
Nach dem Siegeszug des militanten Kemalismus in der Türkei und der Abschaffung des Kalifats 1923 hatten es einflussreiche, reformorientierte Vordenker wie Raschid Ridda sehr schwer, für ihre weltlichen, europäisch-geprägten Ideen einzutreten. Endgültig wurde der Säkularismus-Begriff diskreditiert als nationalistisch-säkulare Regime islamische Aktivisten und Vordenker brutal verfolgten.....