die Menschheit zerstört sich gerade selbst...
Seite 8 von 9 Neuester Beitrag: 06.11.06 15:34 | ||||
Eröffnet am: | 09.12.05 09:01 | von: börsenfüxlein | Anzahl Beiträge: | 210 |
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Auch Spanien und Frankreich macht die Hitze zu schaffen.Von Spanien bis Großbritannien stöhnen weite Teile Europas unter extremer Sommerhitze. London war mit 33 Grad am Dienstag wärmer als selbst Rom und Lissabon.
Unter dem ungewöhnlich drückenden Wetter hatten vor allem Pendler und Touristen zu leiden.
Bis zu 52 Grad in Bussen
In der U-Bahn der britischen Hauptstadt wurden Presseberichten zufolge bis zu 47 Grad gemessen, in den Bussen sogar 52 Grad.
Die Londoner Nahverkehrsgesellschaft TFL strich einige Busdächer weiß, ohne damit die Hitze deutlich senken zu können.
23 Grad Durchschnitt normal
Auf dem Flughafen Heathrow stieg das Thermometer schon am Montag höher als an der Cote d'Azur und auf Mallorca. Normal sind in Großbritannien im Juli Durchschnittswerte von 23 Grad.
Toter in Spanien
In Spanien starb ein weiterer Arbeiter an Hitzschlag. Der 44-Jährige hatte in Ourense in der Region Galicien in der prallen Sonne Außenarbeiten ausgeführt, während das Thermometer gut 41,5 Grad im Schatten zeigte.
Stromverbrauch schnellte in die Höhe
In Spanien ließ der massive Einsatz von Klimaanlagen den Stromverbrauch auf einen neuen Sommerrekord schnellen.
Nach Angaben der nationalen Netzbetreibergesellschaft REE kletterte der Verbrauch am Montagnachmittag um genau 13.26 Uhr auf 40.730 Megawatt; das waren nochmals 4,5 Prozent mehr als beim erst am 11. Juli aufgestellten Rekord.
Mehr als 40 Grad
Im Sommer 2005 hatten die Spanier selbst in Spitzenzeiten höchstens 38.980 Megawatt verbraucht. Sowohl im Norden als auch im Süden und im Zentrum Spaniens werden derzeit teils mehr als 40 Grad Celsius gemessen.
Paris im Griff der Hitze
In Frankreich hatte die Hitze nach dem Westen und dem Süden auch die Hauptstadt Paris im Griff. Bis Donnerstag wurden je nach Region Höchstwerte von 36, teils auch 37 bis 39 Grad erwartet.
Auswirkung des Klimawandels
Experten sehen die Gluthitze als Teil des Klimawandels durch die allgemeine Erderwärmung.
"Der Klimawandel hat begonnen - es gibt keinen Zweifel, wir stehen am Anfang des Prozesses", sagte der Chef des Labors für dynamische Meteorologie beim Wissenschaftszentrum CNRS, Herve Le Treut, in Paris der Nachrichtenagentur AFP.
15.000 starben in Gluthitze 2003
Francoise Benichou vom Wetterdienst Meteo France betonte, von den Höchsttemperaturen der tödlichen Gluthitze des Augusts 2003 sei das Land aber noch weit entfernt. Damals waren allein in Frankreich 15.000 meist ältere Menschen gestorben.
Miesmuschel: Der Verzehr von Muscheln am Mittelmeer ist recht riskant.
Berlin - Der Verzehr von Muscheln ist bei einem Mittelmeer-Urlaub laut Experten riskanter als bislang angenommen. So seien Hepatitis-A-Viren auch nach neun Minuten im Kochtopf noch nachweisbar, teilte das Tropeninstitut in Berlin mit.
Das Institut beruft sich dabei auf eine Studie des italienischen Gesundheitsministeriums in Rom. "Gleiches gilt für eine andere Art der Zubereitung, bei der die absichtlich infizierten Muscheln bei 250 Grad für fünf Minuten im Backofen gegrillt wurden", sagte Christian Schönfeld, Leiter der Reisemedizinischen Ambulanz an dem Institut. Dieser überraschende Befund könne auch ungeklärte Gelbsuchtfälle der Vergangenheit erklären.
Bislang galten vor allem rohe Meeresfrüchte als Infektionsrisiko. Nach der neuen Studie müssten auch die meisten klassischen Muschelgerichte mit Vorsicht genossen werden. "Wer in den Sommerferien nach Süd- oder Osteuropa reist und gerne Meeresfrüchte oder Muscheln verzehrt, sollte sich unbedingt durch eine rechtzeitige Impfung zu Reisebeginn vor einer Infektion durch Hepatitis schützen", sagte Schönfeld. Weitere Studien zeigten, dass mindestens 20 Prozent aller Meerestiere aus dem Mittelmeer mit Hepatitis-A-Viren verseucht seien. Belastet seien vor allem Venus-, aber auch Miesmuscheln.
In der Studie waren nach Angaben des Tropeninstituts traditionelle Muschelgerichte des Mittelmeerraums untersucht worden. Darunter waren gratinierte Muscheln aus dem Backofen, "Spaghetti Vongole", bei denen verschiedene Muschelsorten in der Pastasoße mitgekocht werden, und Miesmuscheln in Weißwein- oder Tomatensoße. "Nur bei der Zubereitungsform, bei der die Muscheln direkt und für längere Zeit im Sud mitkochen, waren im Muschelfleisch keine Virusbestandteile mehr feststellbar", so Schönfeld.
Typisch für eine Infektion mit Hepatitis A sind den Angaben zufolge neben einer Gelbfärbung von Haut und der Augen auch Fieber, Übelkeit, allgemeine Abgeschlagenheit und Oberbauchbeschwerden. Die Krankheit verlaufe häufig mild. Menschen mit vorgeschädigter Leber jedoch können auch schwer erkranken.
www.fit-for-travel.de
Q: http://portale.web.de/Reise/msg/6211259/
ich mag die sowieso nicht.
Gr.
Südeuropa könnte bald auf dem Trockenen sitzen.Während die Touristen auch in diesem Sommer wieder an der Mittelmeerküste in der Sonne braten, gemütlich ihre Bahnen im Swimmingpool ziehen oder auf gepflegten Rasenanlagen Golf spielen, dürften die Bauern im Süden Europas wenig Spaß an der sengenden Sonne finden.
Nicht nur die Arbeit bei hohen Temperaturen treibt den Landwirten Schweißperlen auf die Stirn: Es ist vor allem der ausbleibende Regen, der ihre Erträge wieder dramatisch schrumpfen lässt.
Ernste Wasserknappheit droht
Das dritte Jahr in Folge sind weite Teile Europas einer Hitze- und dadurch hervorgerufenen Dürreperiode ausgesetzt.
Einem halben Dutzend Ländern droht nach Angaben von Experten eine ernste Wasserknappheit.
"Ideale Bedingungen für Dürre"
Mehrere Jahre überdurchschnittlich hohe Temperaturen, unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen und der hohe Wasserbedarf für Landwirtschaft, Ferienhäuser und dicht besiedelte Gebiete bildeten die "idealen Bedingungen für eine Dürre", sagt Carlo Lavalle, Experte für Risikoanalysen an der gemeinsamen Forschungsstelle der EU in der italienischen Stadt Ispra.
Von Spanien bis Griechenland
Betroffen sei ein Gebiet, das sich von der Iberischen Halbinsel über Südfrankreich und Italien bis zu den griechischen Inseln erstrecke.
Noch nicht von Dürre 2003 erholt
Viele der betroffenen Länder haben sich noch nicht einmal von der Hitze- und Dürreperiode erholt, die im Juli und August 2003 einen Großteil Zentral- und Westeuropas lähmte.
Tausende vor allem alte und kranke Menschen erlagen dem heißen, trockenen Wetter. Die Wirtschaft erlitt nach Angaben der EU-Kommission Einbußen in Höhe von mehr als zwölf Milliarden Euro.
Katastrophen häufen sich
Seitdem verging kein Sommer ohne Katastrophenmeldungen über Dürre, Hitze und Waldbrände. Experten lesen anhand der Daten aus den vergangenen zehn Jahren einen Trend.
"Die Sommer werden heißer, die Nachfrage nach Wasser wird größer und gleichzeitig gehen die Regenmengen zurück", sagt Ronan Uhel von der Europäischen Umweltagentur (EAA) in Kopenhagen.
Auch England droht Wasserengpass
"Besonders besorgniserregend ist die Lage in Ländern wie Spanien und Griechenland, in denen es immer weniger regnet, während die Temperaturen immer weiter steigen", so Uhel. Sogar im knochentrockenen Südosten Englands drohen Wasserengpässe.
Geringe Reserven in Spanien
In Südspanien, das sich seit den 80er Jahren zu einem riesigen Obst- und Gemüseanbaugebiet entwickelt hatte und zugleich immer mehr Touristen anzieht, sind die Wasserreserven in diesem Sommer so gering wie seit zehn Jahren nicht mehr.
Rekorddürre in Portugal
Nach der Dürre des vergangenen Jahres konnten sich die Reservoirs und das Grundwasser noch nicht erholen - 2005 herrschte in der Region die schwerste Dürre seit dem Beginn von verlässlichen Klimaaufzeichnungen 1947. Auch in Portugal gilt die Rekorddürre 2005 als die schlimmste seit 60 Jahren.
Zu viel Verbrauch in Italien
Italien leidet noch immer unter der Trockenperiode von 2003. Der Norden muss sich außerdem von der Dürre des Jahres 2005 erholen.
Auf der Apenninenhalbinsel wird derzeit ein Fünftel mehr Wasser verbraucht, als die Reservoirs nachliefern.
Frankreich will Wasser überwachen
In Frankreich versuchen die Behörden seit Monaten, die Menschen für drohende Wasserengpässe am Atlantik und am Mittelmeer zu sensibilisieren.
Anfang Juni ließ Landwirtschaftsminister Dominique Busserau das nationale Dürrekomitee wieder aufleben, das die Wasserverfügbarkeit für Bauern überwachen soll.
In den ländlichen Gegenden der westlichen Departements Charente-Maritime und Deux-Sevres gelten bereits jetzt Nutzungsbeschränkungen.
Dauerregen im Osten
Einige Regionen Nord-, Zentral- und Osteuropas waren bis April ebenfalls eine nahezu regenfreie Zone - bis dann vier Wochen lang vor allem in Polen und in den Baltenrepubliken Estland, Lettland und Litauen Dauerregen einsetzte. Im Norden Großbritanniens gab es in diesem Jahr ebenfalls besonders ergiebige Niederschläge.
Vor allem die alltägliche Verschmutzung setzt dem Mittelmeer zu.Die Havarie eines Öltankers macht schnell Schlagzeilen und löst Umweltaktionen aus. Die alles in allem 100.000 Tonnen Rohöl, die jährlich beim illegalen Säubern von Schiffstanks ins Mittelmeer gespült werden, erregen dagegen meist nur dann Aufsehen, wenn die feinen Strände etwa an der Cote d'Azur verunreinigt werden könnten.
Alltägliche Verschmutzung dramatisch
Noch heimtückischer, weil unbemerkt ist noch die alltägliche Verschmutzung durch Millionen Plastiksackerl, Überreste von Ölwechseln, Chemie aus der Landwirtschaft und Zigarettenstummel.
All das ist allerdings nicht so spektakulär wie das Bild von leidenden Vögeln mit verklebtem Gefieder nach einer Ölpest.
"Ökologisches Siechtum" geht weiter
"Das Mittelmeer ist unser Mülleimer, es kann aber nicht alles aufnehmen", sagt die französische Umweltschützerin Isabelle Poitou.
Sie kämpfte in Marseille mit ihrer Organisation Mer-Terre dafür, ein ökologisches Siechtum des Urlaubsparadieses Mittelmeer zu verhindern. "Das Meer erbricht all das auf den Strand, was es nicht verdaut hat."
Von der Küste ins Meer
Und weil vier Fünftel der Verschmutzung von den Küsten in das Meer gelangen, gibt es für Poitou nur eine Lösung: "Wir müssen Abfälle 100-prozentig an Land recyceln und die Behörden müssen uns dabei helfen."
Studie lässt aufhorchen
Allein die spanisch-französische Nordwestregion des Mittelmeeres hat nach einer Studie des Forschungsinstituts Ifremer 175 Millionen Stück Überreste der Wegwerfgesellschaft "schlucken" müssen.
"Jahrhunderte, um wieder sauber zu werden"
Tag für Tag wirft das Meer pro Kilometer Küste zwei Kubikmeter auf die Strände und Felsen als "unverdaubar" zurück. "Wo Leute baden, wird das Wasser streng kontrolliert, die Segelhäfen werden sauberer gehalten und auch immer mehr Kläranlagen nach Umweltkriterien gebaut", erklärt Poitou.
"Doch erst seit höchstens zehn Jahren wird uns klar, wie gefährlich etwa Plastiksackerl sind." Auch wenn die Verunreinigung und Verseuchung "mit diesem Kleinvieh, das viel Mist macht" sofort gestoppt würde, bräuchte der Meeresgrund Jahrhunderte, um wieder sauber zu werden.
Wassertest durch Muscheln
Seit sechs Jahren setzen die Ifremer-Forscher im westlichen Mittelmeer Muscheln in Unterwasserkäfigen ein, um das Ausmaß und die Art der Umweltverschmutzung ermessen zu können. Die Muscheln sind bekannt dafür, dass ihr Fleisch das Wasser "filtert".
Genaue Untersuchung im Labor
Alle zwei bis drei Monate werden die lebenden "Bio-Indikatoren" an die Oberfläche geholt und in Labors untersucht.
"Dieses Verfahren ist sehr gründlich und soll bald auch im östlichen Mittelmeer eingesetzt werden", zeigen sich die Meeresbiologen äußerst zufrieden mit diesem Muscheleinsatz.
"Das Schlimmste könnte noch kommen"
Zwar ist es selten, dass Tanker im Mittelmeer Schiffbruch erleiden. Allerdings machen die Ölrückstände aus all den heimlich während der Fahrt gesäuberten Tanks aus Tausenden Schiffen zusammen genommen jährlich mehrere Umweltkatastrophen dieser Art aus.
"Es ist zu befürchten, dass das Schlimmste für das Mittelmeer noch kommt", meint die französische Vogelschutzliga LPO.
Sie zieht immer öfter als Zivilpartei gegen die Reeder vor Gericht, deren Tanker sich ins Meer "erleichtert" haben. Das kostet inzwischen empfindliche Geldbußen. Es bleibt einer der Wege, das Mittelmeer ein wenig in Schutz zu nehmen.
Hitzetote, Brände, schwere Gewitter.Mörderische Hitze in Kalifornien, historischer Hitzemonat in Warschau, Verwüstungen durch einen reißenden Gebirgsbach in der Schweiz: Das Wetter macht weltweit Schlagzeilen. Eine anhaltende Hitzwelle in Kalifornien hat nach Medienberichten mehr als 50 Menschen das Leben gekostet.
Wie die "Los Angeles Times" in ihrer Mittwoch-Ausgabe berichtete, gab es die meisten Opfer im küstenfernen Central Valley, wo seit zehn Tagen Temperaturen von mehr als 41 Grad Celsius gemessen werden.
"Historische Hitzewelle"
"Dies ist eine historische Hitzewelle" mit "extremen" Temperaturen, warnte Joe Desmond, Staatssekretär für Energiefragen.
Zum ersten Mal in 57 Jahren werden in dem gewöhnlich kühleren Nordkalifornien und im Süden des Westküstenstaates gleichzeitig Rekordtemperaturen gemessen. In Fresno, im Central Valley, kletterte das Thermometer am Dienstag auf knapp 45 Grad.
Busch- und Waldbrände lodern
Hitze und Trockenheit machen auch der Feuerwehr bei der Bekämpfung von gleich mehreren Busch- und Waldbränden zu schaffen. So mussten Besitzer von Luxusvillen in den Hügeln von Hollywood am Dienstag (Ortszeit) um ihre Domizile zittern.
Dichte Rauchwolken von einem Buschfeuer im Benedict Canyon bei Los Angeles hüllten ihre Häuser ein. Aber am Ende konnte durch den Großeinsatz von 250 Feuerwehrleuten ein Übergreifen der Flammen verhindert und der Brand schließlich eingedämmt werden.
Wärmster Juli seit 227 Jahren
In der polnischen Hauptstadt Warschau war es seit Beginn der Temperaturmessung durchschnittlich noch nie so heiß wie in diesem Sommer. Der Juli war der wärmste Sommermonat seit 227 Jahren, berichtete die "Gazeta Wyborcza" (Mittwoch-Ausgabe).
Bei einer Recherche in den kühlen Archiven des Instituts für Meteorologie hatten Zeitungsmitarbeiter die Temperaturen seit 1779 verglichen. Der polnische Hitzerekord des 20. Jahrhunderts ist jedoch noch ungebrochen: Am 29. Juli 1921 betrug die Temperatur im oberschlesischen Proszkow 40,2 Grad Celsius.
"Beunruhigende Trockenheit"
In Frankreich hat die anhaltende Hitzeperiode nach Angaben von Umweltministerin Nelly Olin zu einer "äußerst beunruhigenden" Trockenheit geführt.
Den durch die trockenen Jahre 2003 und 2005 bereits massiv abgesunkenen Grundwasserspiegel könnten auch starke Regenfälle nicht mehr ausgleichen, erläuterte die Ministerin.
Akuter Wassermangel
Und auf der kroatischen Urlaubsinsel Pag gibt es wegen der Hitze akuten Wassermangel. Tausende Touristen hätten deshalb in den vergangenen Tagen die Adria-Insel verlassen, berichtete der kroatische Internetdienst Business.hr.
Die kroatische Kriegsmarine hat die Entsendung von Tankschiffen mit Trinkwasser angekündigt.
Schwere Verwüstungen in der Schweiz
Ganz anders die Lage im Schweizer Kanton Wallis. Dort hat ein reißender Gebirgsbach nach einem heftigen Gewitter schwere Verwüstungen angerichtet. 3.000 Bewohner der Stadt Martiny mussten in der Nacht zum Mittwoch wegen Überflutungsgefahr für mehrere Stunden ihre Häuser verlassen, berichtete die Schweizer Nachrichtenagentur SDA am Mittwoch.
Der Bach, der durch die Wassermassen zu einem reißenden Strom wurde, hatte zuvor einen Zug aus den Schienen geworfen und die St.-Bernhard-Passstraße verschüttet. Verletzt wurde niemand. Den Schaden schätzen die Behörden auf mehrere Millionen Euro.
Überflutungen in China
In China hat der Tropensturm "Kaemi" Überflutungen und Erdrutsche verursacht. Mindestens neun Menschen starben, 19 sind vermisst.
Unterdessen hält die außergewöhnliche Hitze große Teile Europas weiter fest im Griff. In Deutschland und Österreich dauert die brütende Hitze nach Angaben der Meteorologen noch mindestens bis zu diesem Wochenende an.
Dieser Monat ist in Deutschland der heißeste Juli seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor rund 100 Jahren.
Die verbleibenden vier Julitage seien dabei bereits als gesicherte Wettervorhersage schon mit einbezogen, meldete die „Sähcische Zeitung“ am Donnerstag unter Berufung auf Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach.
„Wir haben die höchsten Julitemperaturen aller Zeiten“, sagt DWD-Klimaforscher Gerhard Müller-Westermeier. Er fügte hinzu: „Und soweit es Vergleichswerte gibt, haben wir überall auch neue Rekorde bei den Sonnenstunden.“
Schweiz warnt vor Flutwellen in den Alpen
Die anhaltende Hitzewelle hat gravierende Auswirkungen auf die Natur. Die Schweizer Polizei hat jetzt vor regelrechten Flutwellen in den Bergen gewarnt: Weil Gletscher schmelzen, verwandeln sich Rinnsale binnen kurzem in reißende Ströme. Im Wallis gab es bereits zwei Tote.
Genf - Die Polizei in der Schweiz warnte Urlauber wegen möglicher Flutwellen vor Wanderungen entlang von Bergflüssen und -bächen in den Alpen. Unter der großen Sommerhitze abschmelzende Gletscher hätten in den vergangenen Wochen immer wieder zu schlagartigen Überflutungen geführt, berichtete die Polizei im Kanton Wallis im Südwesten des Landes. Mindestens zwei Menschen kamen demnach in den vergangenen Tagen ums Leben, andere mussten mit Hubschraubern gerettet werden.
Bäche und Flüsse in den Alpen können sich laut den Angaben zur Zeit binnen weniger Stunden von Rinnsalen in reißende Ströme verwandeln. Besonders groß ist die Gefahr nach längerer Sonneneinstrahlung auf die Gletscher am späten Nachmittag.
Starke Gewitter haben das Problem noch verschärft und ihrerseits zu Überflutungen auch in Dörfern geführt. In der letzten Zeit hat die Polizei deshalb laut eigenen Angaben bis zu 900 Anrufe erhalten.
Die Schweizer Tourismusbehörden verzeichnen seit Beginn der Hitzewelle einen starken Anstieg der Nachfrage nach Bergwanderungen, weil sich die Urlauber von den Touren im Gebirge offenbar Abkühlung versprechen.
In den vergangenen Tagen hatte der Österreichische Alpenverein bereits vor erhöhter Steinschlaggefahr in den Alpen gewarnt.
In Teilen Deutschlands gab es unterdessen eine Abkühlung von der Hitze durch zum Teil heftige Gewitter.
Arnold Schwarzenegger wagt erneut den klimapolitischen Alleingang: Statt mit anderen US-Bundesstaaten über Emissionen zu verhandeln, hat er sich in Europa einen Verbündeten im Kampf gegen die globale Erwärmung gesucht: den britischen Premier Tony Blair.
Long Beach/USA - Arnold Schwarzenegger und Tony Blair haben ehrgeizige Ziele im Kampf gegen die Klimaerwärmung. Vor der Kulisse eines Öltankers verkündeten der kalifornische Gouverneur und der britische Premierminister die Eckpunkte ihrer Zusammenarbeit.
AP
Schwarzenegger und Blair: Gemeinsam gegen die Klimaerwärmung
Blair sprach von Zusammenarbeit und gemeinsamer Forschung nach umweltfreundlicheren Brennstoffen und Technologien. Schwarzenegger betonte, dass Kalifornien nicht auf die Regierung seines Parteifreunds George W. Bush warten werde, "um entschiedene Maßnahmen gegen die globale Erwärmung zu unternehmen". Hörte man genauer hin, stellte sich jedoch heraus: Die Zusammenarbeit sei "vereinbart" worden. "Es ist kein Vertrag. Zurzeit sprechen wir darüber, Ideen auszutauschen", betonte Schwarzeneggers Berater Adam Mendelssohn.
Mit der Initiative stellt sich Schwarzenegger erneut gegen die Klimapolitik von US-Präsident Bush. Die USA gehören zu den Ländern, die das Kyoto-Protokoll von 1997 nicht unterzeichnet haben. Großbritannien und Kalifornien würden Konzepte für einen sogenannten Emissionshandel mit Treibhausgasen entwickeln, sagte Blair.
Geht es um Politik oder um die Umwelt?
Nach Angaben des britischen Premierministers wolle man gemeinsam auch nach umweltfreundlicheren Brennstoffen und Technologien suchen. Immerhin sei der Klimawandel das langfristig wichtigste Problem, dass gelöst werden müsse, so Blair.
Da gibt es jedoch ein Problem: In Kalifornien ist der Straßenverkehr für 41 Prozent des gesamten Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich. Damit ist der US-Staat der weltweit zwölftgrößte Produzent von Treibhausgasen. Schwarzenegger und Blair wollen mit ihrem Vorstoß nun die Verkehrsemissionen eindämmen - nicht nur in Kalifornien, sondern auch in Großbritannien.
Einen Emissionshandel, wie die beiden ihn nun angekündigt haben, gibt es bereits in Europa. Stromversorger und Industrieunternehmen dürfen nur dann das bei Verbrennung fossiler Rohstoffe entstehende Kohlendioxid (CO2) emittieren, wenn sie die dafür erforderlichen Zertifikate besitzen. Stößt eine Anlage mehr CO2 aus, müssen Verschmutzungsrechte zugekauft werden. Wird weniger in die Luft geblasen, können Zertifikate verkauft werden.
Ähnliche Programme regionalen Ausmaßes planen zurzeit Kanada und einige Staaten im Osten der USA. Schwarzenegger aber suchte sich seinen Verbündeten auf der anderen Seite des Atlantiks.
Erstmals in der Geschichte der Stadt hat New York den Notstand wegen einer Hitzewelle ausgerufen. Die hohen Temperaturen seien "ernsthaft lebensgefährlich", sagte Bürgermeister Michael Bloomberg gestern. Das Bürgermeisteramt rief alle Bewohner zum Stromsparen auf. Wer "absichtlich" diese Anweisung missachte und zum Beispiel die Klimaanlage auch bei Abwesenheit laufen lasse, müsse mit einer Anzeige rechnen.
Die Stadt richtete 338 klimatisierte Zentren für alte Menschen ein. Die Schwimmbäder mussten ihre Öffnungszeiten verlängern, um auch nach Feierabend Abkühlung bieten zu können. Die Maßnahmen sollen bis Freitag in Kraft bleiben. Die Wetterdienste hatten für New York Temperaturen um die 38 Grad vorhergesagt.
136 Hitzetote in Kalifornien
Im westlichen Bundesstaat Kalifornien waren in den vergangenen Wochen 136 Menschen an den Folgen einer Rekordhitzewelle gestorben. In Chicago mussten am Montag mehrere Hundert alte Menschen aus ihren Häusern evakuiert werden, weil das Elektrizitätsnetz teilweise zusammengebrochen war.
Etwa 20.000 Menschen waren von der Stromversorgung abgeschnitten. Im vergangenen Monat war auch in New York im Stadtteil Queens mehr als eine Woche lang der Strom wegen Überlastung des Netzes ausgefallen.
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Der Klimawandel ist bereits in vollem Gang. Auch Deutschland hat unter der globalen Erwärmung zu leiden. Wie sie sich kommenden 50 Jahren in den Regionen des Landes auswirkt, zeigen neue Prognosen, die FOCUS in seiner neuesten Ausgabe veröffentlich. Vor allem in den Wintermonaten wird es in ganz Deutschland wärmer. Regional steigen die Temperaturen um bis zu vier Grad, in den Alpen sogar bis fünf Grad. Überproportionale Hitze droht im Südwesten und Süden, Oberrhein und Breisgau, Allgäu sowie die Oberpfalz werden die neuen Wärmepole der Republik.
Trockenheit bringt Landwirtschaft in Not
Insgesamt werden die Sommer trockener, sodass die Landwirtschaft zunehmend unter Druck gerät. In Süd-, Südwest und Nordostdeutschland sinken die Regenmengen um ein Drittel, was Dürren verschärft und die Waldbrandgefahr erhöht. An Nord- und Ostseeküste dürfte davon der Tourismus profitieren.
Aus für Schifffahrt und Wintersport
Die Schifffahrt wird durch häufiges Niedrigwasser in den Flüssen beeinträchtigt. Dafür werden die Winter regenreicher, wodurch Überschwemmungen drohen. Heute fällt noch ein Drittel der Niederschläge als Schnee. Dies wird sich auf ein Sechstel verringern. Der Wintersport insbesondere in den Alpen wird dadurch in seiner Existenz bedroht.
Deutschlands erneute Teilung
Als weitere Folge des Treibhauseffekts wird Deutschland wieder zweigeteilt – allerdings nur durch das Klima. Die Grenze verläuft recht genau entlang der früheren Grenze zur DDR. Sie teilt Deutschland in zwei Klimatypen: gemäßigt maritim im Westen und gemäßigt kontinental im Osten. Dies bedeutet, dass der Westen tendenziell feuchter wird, der Osten trockener. Laut dieser Prognose wird es im Lee der Mittelgebirge weniger Niederschläge geben, nur die Kammlagen von Erzgebirge, Thüringer Wald und Harz werden feuchter.
Dürren und Überschwemmungen
Insbesondere aber nehmen die extremen Wetterereignisse zu. Die Hitzewellen vom vergangenen Juli und vom Rekord-Hitzejahr 2003 gelten den Klimaforschern als Vorboten dieser Klima-Zukunft. Künftig könnte es alle zwei Jahre tropische Sommer geben, weiter zählen heftige Stürme, Hagelschlag, Überflutungen, und Dürre zu den bald regelmäßigen Heimsuchungen. Paradoxerweise wird es dazwischen immer wieder eiskalte, schneereiche Winter geben, so wie in diesem Jahr in Ostbayern.
Die Ursache sind Luftdruckschwankungen zwischen dem Island-Tief und dem Azorenhoch, die so genannte Nordatlantische Oszillation. Es gibt Anzeichen, dass sie in eine schwächere Phase übergeht. Das bedeutet, dass wir häufiger wärmere Luft aus den Subtropen bekommen können, aber auch verstärkt Kaltluftausbrüche aus der Arktis.
Wüsten wachsen
Auch weltweit weltweit verändert die globale Erwärmung die Klimatypen; 32 davon gibt es, vom arktischen über das mediterrane bis zum Wüstenklima. Nach neuen Messungen von Klimaforschern ging fast jeder Klimatyp in einen anderen über. Die Wüsten nahmen um eine Million Quadratkilometer zu. Die Tundra dagegen schwindet bis heute rasant – pro Tag über 300 Quadratkilometer, eine Fläche so groß wie München. „Solche Veränderungen prognostizierten unsere Klimamodelle für 2050“, sagt der an den Analysen beteiligte Klimatiologe Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.“ Sie traten aber 50 Jahre früher ein, das ist erschreckend.“
Sie maßen die vom Wasser ausgehende Infrarotstrahlung. Experten des Meeresüberwachungsprogramms „Medspiration“ der europäischen Raumfahrtagentur ESA komponierten daraus Falschfarbenbilder, die den Temperaturanstieg sichtbar machen. Seine Ursache war die Hitzewelle, die im Juli Europa und Nordamerika überzog.
Die Folgen bekamen Touristen wie Einheimische unmittelbar zu spüren. Das nun um sechs Grad wärmere Wasser bot ideale Vermehrungsbedingungen für Quallen. Die Zahl der Nesseltiere nahm explosionsartig zu, bald waberten Heerscharen von ihnen vor den Küsten. Vor allem die Leuchtqualle Pelagia noctiluca tauchte in Massen auf, mancherorts zählte man bis zu 100 der Glibbertiere pro Quadratmeter Wasseroberfläche. In Spanien, Italien und Kroatien mussten zahlreiche Strände gesperrt werden.
Quallen- und Algenpest
Begünstigt wird die Massenvermehrung durch das Fehlen von Fressfeinden der Quallen, wie Schildkröten, Meeresschnecken und größeren Fischen, die in den geplünderten Ozeanen immer seltener werden. Im Nordatlantik vor Großbritanniens Küsten entwickelte sich ebenfalls eine Quallenpest. Ebenso in Gewässern vor Japan, wo sie das Kühlsystem eines Kernkraftwerks blockierten. Auch in der Ostsee mussten Urlauber vielerorts auf Badefreuden verzichten. Dort führten wuchernde Bestände von Blau- und Fadenalgen zu Badeverboten. Wiederum löste die sommerliche Tropenhitze die Massenvermehrung aus.
Schweinedrückerfisch und Barracuda vor Italien
Quallen- und Algenpest sind indes nur sichtbare Zeichen der Veränderung. Eher dramatischer noch ist der Wandel, der sich – angetrieben von der globalen Erwärmung — unter Wasser vollzieht. So staunen Taucher vor Sizilien oder im Golf von Ligurien immer wieder: In diesen Gewässern tummeln sich Arten wie Hammer- und Tigerhaie, schwarze Marline und Kugelfische, die vielfach aus tropischen Meeresgebieten stammen.
„Wir kennen das Phänomen schon seit rund zehn Jahren“, sagt Franco Andaloro vom italienischen Meeresforschungsinstitut ICRAM. „Grund für die Ausbreitung der Exoten in den heimischen Gewässern sind die steigenden Wassertemperaturen des Mittelmeeres.“ Die meisten der neuen Arten wurden vermutlich im Ballastwasser von Schiffen aus dem Pazifik und der Karibik eingeschleppt. Aufgrund der höheren Wassertemperatur konnten sie sich in der neuen Umgebung aber halten.
Weitere eingewanderte Exoten sind Schweinedrückerfische aus der Karibik, Riffbarsche aus dem Indopazifik, Große Barracudas aus dem Roten Meer, tropische Riesenkrebse oder Zackenbarsche aus der Andamanensee. Leidtragende der Invasion sind einheimische Fische wie Doraden, Sardinen und Tunfische: Die neuen Arten machen ihnen die Ressourcen streitig. „Hier fanden sie einen perfekten Lebensraum vor“, erklärt der ICRAM-Geologe Sergio Silenzi. „Außerdem überfischen wir unsere Meere und schwächen damit die heimischen Arten. Dies begünstigt die Verbreitung eingewanderter Spezies zusätzlich.“
Der weiße Hai erobert neue Jagdgründe
Seit kurzem verursacht ein spezieller Zuwanderer an Mittelmeer-Gestaden besonderes Aufsehen: der Weiße Hai. Zwar tauchten der Meeresräuber schon früher hin und wieder im Mittelmeer auf. In dem nun wärmeren Gewässer findet er jetzt offenbar die zur Fortpflanzung geeigneten Bedingungen. Nach Erkenntnissen von Meeresbiologen entsteht um die zwischen Italien und Nordafrika gelegenen Pelagischen Inseln eine Brutpopulation Weißer Haie. Erst vor wenigen Wochen haben Biologen bei einer Kontrollfahrt vor Lampedusa ein 1,50 Meter langes Jungtier gesichtet.
Ähnliches ereignet sich nach Beobachtungen von Fischern auch vor Großbritanniens Küsten. Zwar glauben nicht alle Meeresbiologen, dass Carcharodon carcharias so weit nördlich überleben kann. Doch Funde verstümmelter Seehund-Kadaver – der hauptsächlichen Beute der Weißen Haie – an walisischen Stränden nähren den Verdacht, dass der gefürchtete Räuber nun auch im Nordatlantik heimisch wird. Ende Juli sichteten britische Meeresforscher überdies vor der Küste Cornwalls einen Schwarm tropischer Mondfische. Sie waren durch das außergewöhnlich warme Wasser in den nördlichen Atlantik gelockt worden – und von den Heeren von Quallen, durch die sie sich dort fraßen.
Ein immergrüner Regenwald, gern apostrophiert als die „grüne Lunge der Welt“ – so kennen wir die Amazonas-Region in Südamerika. Von diesem Bild müssen wir uns wohl verabschieden. Erst im vergangenen Herbst fiel der wasserreichste Strom der Welt streckenweise trocken, die Bäume verdorrten großflächig. Jetzt zeichnet sich im größten Regenwald unseres Planeten erneut eine Dürre ab. Wiederholt sich die Trockenheit in drei oder vier Jahren nacheinander, wird der Wald irreparabel geschädigt – Amazonien droht zu versteppen.
Trockenheit bedroht Mensch und Tier
Im Normalfall fällt der Pegel des Amazonas und seiner größeren Nebenflüsse während der Trockenzeit um neun bis zwölf Meter, doch 2005 waren es vielerorts vier oder fünf Meter mehr. Millionen Fische starben in den zu Rinnsalen verkümmerten Gewässern. Betroffen waren auch im Wasser lebende große Säuger wie Flussdelfine, Seekühe und Wasserschweine. Von den ohnehin schon bedrohten Seekühen starben 120, wie lokale Umweltverbände berichteten.
Dem Wald setzten die zahlreichen Brände zu, die zugleich aufflammten; Satelliten registrierten 73 000 Brandstellen. Viele nur mit Booten erreichbare Dörfer waren von der Außenwelt abgeschnitten, was die Versorgung der dort lebenden Menschen erschwerte. Die rund 20 Millionen Ureinwohner, die vom Wald, vom Fluss und von seinen Fischen leben, waren existenziell bedroht.
Ökologen schlagen Alarm
Vor wenigen Wochen begann die Trockenzeit, die bis Dezember anhält, erneut. Doch schon jetzt kündigt sich eine Wiederholung des Desasters an. Einem Bericht der britischen Zeitung „Independent“ zufolge, die sich auf brasilianische Ökologen beruft, sinkt der Wasserspiegel der Amazonas-Ströme viel schneller als üblich. In Brasiliens Bundesstaat Acre, der im Westen des Riesenlandes an der Grenze zu Peru und Bolivien liegt, habe es schon seit Mitte Juni nicht mehr geregnet.
Während des Winters und Frühlings auf der Nordhalbkugel steigt warme Luft über dem Amazonasbecken auf und zieht feuchte Luftmassen aus dem tropischen Nordatlantik an – die Passatwinde entstehen. Beim Aufsteigen kühlt sich die feuchte Luft ab. Mächtige Wolken bilden sich, die ihre Regenfracht
über den Wäldern abladen. Weiter nördlich über dem Atlantik, sinkt die Luft hingegen ab. Erwärmt sich die Meeresoberfläche zum Sommer hin, kehrt sich der Prozess um: Die Luft steigt nun über dem warmen Meer auf, dafür sinken trockene Luftmassen über dem Amazonasbecken ab. Von Juni bis November herrschen dort überwiegend Hochdruckgebiete, in denen keine Wolken entstehen können.
Tropenmeere schon 0,5 Grad wärmer
Je mehr sich der tropische Nordatlantik erwärmt, desto stärker verläuft dieser Prozess. Die Trockenperiode beginnt früher und hält länger an. Genau dies beobachten die Meteorologen schon seit längerem. Seit 1970 hat sich die Oberflächentemperatur der Tropenmeere um durchschnittlich 0,5 Grad erhöht. Im tropischen Atlantik stiegen die Sommertemperaturen
seit 2004 sogar auf 28 bis 30 Grad. Damit ist klar: Der letztendliche Auslöser der Dürre am Amazonas ist die globale Erwärmung, die der Mensch durch den Ausstoß riesiger Mengen an Treibhausgasen verursacht.
Urwald fällt Schweinefutter zum Opfer
Meist fehlen große, alte Bäume, die den Boden vor dem Austrocknen schützen. Der Urwald fällt, um Platz für den Anbau von Soja für Europas Hühner und Schweine zu schaffen. Künftig dürften in gleichem Maß noch Plantagen für Energiepflanzen angelegt werden, aus deren Biomasse Sprit für unsere Autos erzeugt wird.
Insgesamt verloren so fast 50 Prozent der Wälder ihre Funktion. Viele Forscher halten dies für einen Schwellenwert. Schrumpft der Wald weiter, beginnt ein Teufelskreis: Die atlantische Zirkulation wird schwächer, weniger Regen fällt. Dadurch verdorrt der Wald, was die Zirkulation weiter abschwächt. Am Ende wird Amazonien zur Steppe oder Wüste.
Dies zeigte eine neue Studie des Geografie-Professors James Elsner von der Florida State University in Tallahassee. Damit beendet er einen alten Streit unter den Klimatologen. Manche glaubten, die Badewannen-Temperaturen in diesem Meeresgebiet entstünden durch einen natürlichen Klimazyklus, nämlich die „Nordatlantische Multidekadische Oszillation“ (NMO). Sie beruht auf Veränderungen tiefer Meeresströmungen und führt dazu, dass sich der Ozean innerhalb einiger Jahrzehnte periodisch erwärmt und wieder abkühlt. Ein Maximum der NMO sei für die derzeitige Warmphase verantwortlich, die in der Karibik Monsterstürme wie „Rita“ und „Katrina“ hervorbrachte.
Erwärmung mit fatalen Folgen
Diese Theorie konnte Elsner nun eindrucksvoll widerlegen. Wäre die NMO Ursache der Erwärmung, müsste zuerst die Temperatur des Oberflächenwassers steigen und dann die der darüber liegenden Luft. Anhand der Analyse von Klimadaten der vergangenen 135 Jahre konnte der US-Forscher nun zeigen, dass es sich genau umgekehrt verhält: Die Wassertemperatur folgt der Erwärmung der Atmosphäre. „Das ist der erste
direkte Beleg für den Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und der Hurrikan-Aktivität “, schreibt er in seinem in der Fachzeitschrift „Geophysical Research Letters“ veröffentlichten Report. „Die globale Erwärmung kann die Zerstörungskraft der Stürme noch steigern.“
Neue Katastrophen vorprogrammiert
Entsprechend müssen sich die Menschen in der Karibik und an der US-Ostküste auf neue Katastrophen einstellen: Die Hurrikane könnten künftig noch häufiger und stärker werden, weil der wärmere Ozean und höhere Verdunstungsraten mehr Energie in die Sturmsysteme pumpen. Eine weitere Studie des National Center for Atmospheric Research (NCAR) in
Boulder kommt zu ähnlichen Ergebnissen.
Klimaflüchtlinge kehren nicht zurück
Eine der Folgen der mörderischen Stürme erscheint wie eine Ironie des Schicksals. Ausgerechnet in den USA, die ein Viertel der weltweit erzeugten Treibhausgase emittieren und damit als die ärgsten Klimasünder gelten, kam es zum ersten massenhaften Exodus von
Klimaflüchtlingen. Laut einem Bericht des in Washington ansässigen „Earth Policy Institute“ (EPI) kehrten mindestens 250 000 Menschen, die 2005 vor dem Hurrikan „Katrina“ geflohen waren, nicht in ihre Heimat zurück.
Klimaforscher prophezeien solche Flüchtlingsströme schon lange, erwarteten sie aber eher in Tropenländern oder als Auswanderungswelle von überfluteten Südseeinseln. „Es ist interessant“, kommentiert EPI-Direktor Lester Brown, „dass nun dasjenige Land die größte Hurrikan-Zerstörung erlitten hat, das in erster Linie für die Erderwärmung verantwortlich ist.“
Auch die Titelgeschichte der aktuellen FOCUS-Ausgabe rief einige Skeptiker auf den Plan. Darin wurden die neusten Erkenntnisse der Klimaforscher vorgestellt, die unter anderem noch heißere Sommer prognostizieren. Dies aber, argumentierten manche der Zweifler, liege angesichts des kühlen Augusts doch völlig daneben. „Wahrscheinlich hat sich FOCUS auf die Vorhersagen des japanischen ,Earth Simulators´ verlassen. Dessen Betreiber verkündete Anfang August (es wurde gerade kälter) noch: ´Die Hitzewelle in Europa wird bis weit in den August hinein andauern´, schrieb etwa der Journalist Dirk Maxeiner im Internetportal „Die Achse des Guten“ (http://www.achgut.de).
Zwischen Wetter und Klima unterscheiden
Nein, liebe Öko-Optimisten, das haben wir nicht. Wir können nämlich zwischen Wetter und Klima unterscheiden und wissen, dass es auch in einer Treibhauswelt noch Kälteperioden geben wird, und kühle, regnerische Sommer. So erklärt es auch unser FOCUS-Beitrag. Maxeiner (früher war er einmal Chefredakteur der Umweltzeitschrift „natur“) vergleicht also, indem er ein vorübergehendes Wetterereignis gegen die langfristige Klimaentwicklung ins Feld führte, Äpfel mit Birnen. Unter Klimaskeptikern hat das Methode: Weil es an wissenschaftlich fundierten Einwänden gegen den anthropogenen Treibhauseffekt fehlt, konstruieren sie sich eben welche.
Fieberkurve der Erde steigt
So jubelten sie auch, als im Frühjahr der australische Forscher Bob Carter in einem Zeitungsartikel (nicht etwa in einer begutachteten Studie) feststellte, die Welt sei nach dem Hitze-Rekordjahr 1998 wieder kühler geworden. Carter ist Geologe. Als Klimatologe hätte er vielleicht nicht zur Feder gegriffen. 1998 wurde so heiß, weil im Pazifik zusätzlich zur fortschreitenden globalen Erwärmung ein „El Nino“ herrschte. Das Wetterphänomen führt zu einer Erwärmung der oberflächennahen Wasserschichten im äquatorialen Pazifik. Als es endete, kühlte sich die Erde zunächst wieder ab. Der allein durch den Treibhauseffekt bedingte Temperaturanstieg setzte sich jedoch fort, bis 2005. Dieses Jahr wurde noch wärmer als 1998, und zwar ohne El Nino. Ohne den Ausreißer von 1998 wäre die Fieberkurve der Erde bis heute glatt nach oben verlaufen.
Im Juni schließlich fiel eine weitere Bastion der Skeptiker. Sie hatten sich auf die wegen ihrer Form so genannte Hockeyschläger-Kurve eingeschossen. Erstellt hat sie der US-Klimaforscher Michael Mann, sie zeigt den Temperaturverlauf der vergangenen 1000 Jahre. Zunächst verläuft sie relativ gleichmäßig waagerecht (der Stock des Schlägers), in den letzten Jahrzehnten jedoch steigt sie steil an (das Blatt). Vor einiger Zeit forderten kanadische Forscher, die Kurve zu korrigieren, denn sie beruhe auf unzulänglichen Daten und sei statistisch fehlerhaft. Deshalb gebe sie den Temperaturverlauf nicht korrekt wieder, in Wahrheit habe es größere natürliche Schwankungen gegeben, welche Manns Diagramm nicht wiedergebe. Dann aber rehabilitierte ein Gremium des nationalen Forschungsrats der USA den Angegriffenen und seine Kurve. „Seine Analysen sowie neuere Erkenntnisse machen es plausibel, dass die Nordhalbkugel während der letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts wärmer war als während jeder vergleichbaren Periode in den letzten 1000 Jahren“, bescheinigte ihm das Komitee.
Globale Erwärmung ein ernstes Problem
Kurz danach verloren die Zweifler noch ihren mächtigsten Verbündeten: den US-Präsidenten George W. Bush. Eine Ende Juni veröffentlichter Bericht der National Academy of Sciences an den US-Kongreß kam zu dem Schluss, die jüngste Erwärmung sei beispiellos für die letzten 400 Jahre und womöglich gar für die letzten Jahrtausende. Entscheidend dafür seien die Eingriffe des Menschen in die Natur. Das brachte Bush in Zugzwang: Er habe „immer wieder gesagt, dass die globale Erwärmung ein ernstes Problem ist“, erklärte er vor Journalisten. Diese Aussagen muss er aber zuverlässig geheim gehalten haben, denn zuvor tat er sich als hartnäckiger Leugner des Treibhauseffekts hervor. Allerdings ließ Bush weiterhin offen, ob es sich um ein vom Menschen verursachtes oder natürliches Phänomen handle.
Darauf könnte ihm das Internationale Gremium für Klimawandel (IPCC) antworten. In seinem neuesten Bericht, der im Februar 2007 veröffentlicht werden soll, heißt es, es könne keinen begründeten Zweifel mehr daran geben, dass der Mensch den Klimawandel verursache. Vor allem den beliebten Einwand, nur eine erhöhte Sonnenaktivität treibe die Fieberkurve in die Höhe, zerpflückt es: Die vom Menschen in die Atmosphäre geblasenen Treibhausgase, so der Report, beeinflussen das Klima 13-mal bis 16-mal stärker als die Sonne.
Zweifler wechseln das Lager
Für viele Klimazweifler sind solche Forschungsergebnisse lächerlich. Ihnen gilt das IPCC als interessengeleitete Kungelrunde, der es nur um Forschungsgelder geht. Sie übersehen, dass sich Tausende unabhängiger Wissenschaftler der Verschwörung anschließen müssten – ein Ding der Unmöglichkeit. Dabei manövrieren sie sich zunehmend selbst ins Abseits. Hinzu kommt, dass in jüngerer Zeit einige der letzten in ihren Reihen verbliebenen Experten das Lager wechselten. So sagte sich jüngst der Physiker Armin Bunde von der Universität Gießen von den Zweiflern los – ausgerechnet mit einer Studie, die seine zuvor gepflegte Meinung widerlegte. Zuvor hatte er geglaubt, die Welt erwärme sich im Rahmen eines Klimazyklus, den die in den Ozeanen gespeicherte Wärme steuere. Demnach sollte sich unser Planet nach der gegenwärtigen Phase zügiger Erwärmung von selbst wieder abkühlen. Seine neue Analyse historischer Klimadaten brachte ihn aber zu der Überzeugung, dass nur die vom Menschen in die Luft geblasenen Treibhausgase den Temperaturverlauf erklären können. „Mitte der 80er-Jahre erreichten die Temperaturen ein Niveau, das sich kaum mit einer natürlichen Schwankung erklären lässt“, erklärte Bunde gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“.
Verschmutzung oder Leben?
Hartgesottene Skeptiker ficht dies alles nicht an. Sie sind insbesondere in den USA zu Hause und vielfach angehörige der Energielobby. Diese versuchte kürzlich in einer Werbekampagne im Fernsehen, die Treibhausgas-Emissionen zu bagatellisieren. Die Streifen, die das Hohelied des CO2 singen, richten sich gegen den neuen Film „Eine unbequeme Wahrheit“ des Ex-Vizepräsidenten der USA, Al Gore. „Die nennen es Verschmutzung, wir nennen es Leben“, heißt es darin. Dies grenzt an Volksverdummung. Offenbar bedarf es noch einiger heißer Sommer, die sich ganz ohne Supercomputer einstellen, heftiger Hurrikane und weiterer Extremereignisse, wie sie sich schon seit Jahren häufen, um auch noch den letzten Skeptiker von der Realität des Klimawandels zu überzeugen.
Die USA entdecken ihr grünes Gewissen
Von Markus Becker
Der Wirbelsturm "Katrina" hat New Orleans versinken lassen, Hunderte von Menschen getötet - und tiefe Spuren im Umweltbewusstsein der US-Bürger hinterlassen. Grün ist plötzlich in - sogar bei konservativen Politikern und der religiösen Rechten.
Vier Worte sind nicht viel in der Klimadebatte in den USA, aber sie illustrieren den aktuellen Wandel wie kaum ein anderer Satz. "What would Jesus drive?" - was würde der Heiland fahren, wollte er heute auf Erden fahren statt wandeln? Die Kampagne ist eine Idee des Evangelical Environmental Network, das sich selbst als "Umweltorganisation biblisch-orthodoxer Christen" bezeichnet. Das Ziel: "Neue Wege finden, seinen Nachbarn zu lieben, während wir gemeinsam danach streben, den Spritverbrauch und die Umweltverschmutzung durch unsere Autos, Lkw und Geländewagen zu reduzieren".
Das mag putzig klingen, doch die US-Regierung dürfte solche Kampagnen mit wachsender Sorge registrieren. Denn der plötzliche Öko-Eifer der christlichen Rechten, der im Februar in der öffentlichen Forderung nach schärferen Umweltgesetzen gipfelte, ist nur eine der vielen Anzeichen für das erwachende grüne Bewusstsein der USA.
Beobachter machen in erster Line die katastrophale Hurrikan-Saison des vergangenen Jahres verantwortlich, die in Gestalt der Wirbelstürme "Katrina" und "Rita" Tod und Zerstörung über New Orleans und die US-Ostküste brachte. Der Westen der USA hatte derweil mit Dürren und einem dramatischen Anstieg der Waldbrände zu kämpfen.
Medien suchen Schuld beim Klimawandel
Die diversen Naturkatastrophen wurden, anders als früher, von den großen US-Medien schnell mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht. Nach anfänglicher Skepsis sind inzwischen auch immer mehr Wissenschaftler davon überzeugt, dass es den Zusammenhang tatsächlich gibt.
In den USA hat offenbar ein Bewusstseinswandel eingesetzt, was die lange geleugnete Verantwortung des Menschen für die globale Erwärmung betrifft. "Die Art, wie man inzwischen über Wetterereignisse redet, ist von einer grundsätzlichen Akzeptanz des Klimawandels gefärbt", sagt Deborah Blum, Professorin für Journalismus und Massenkommunikation an der University of Wisconsin-Madison.
Der bemerkenswerteste Wandel habe sich in den Medien vollzogen, meint die Journalistin, die 1992 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet wurde. Noch vor kurzem hätten Zeitungen und TV-Sender im Bemühen um Objektivität auch Klimaskeptiker ausführlich zu Wort kommen lassen - obwohl sie inzwischen eine kleine Minderheit unter den Wissenschaftlern stellten. Jetzt nicht mehr: "Die Medien haben in der Berichterstattung über Katrina bewusst die globale Erwärmung als Faktor genannt, ohne sich lange mit der Suche nach Gegenstimmen aufzuhalten", sagt Blum im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE.
Ähnlich äußert sich der selbsternannte Profi-Skeptiker Michael Shermer, Herausgeber der Zeitschrift "Skeptic" und Gründer der "Skeptic Society". "Artikel, Essays, Kommentare, Bücher, TV-Sendungen und Dokumentationen haben die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Klimaproblem gelenkt", sagte Shermer zu SPIEGEL ONLINE. Dazu habe nicht zuletzt "Katrina" beigetragen: "Der Sturm hat nicht nur die Welt auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam gemacht, sondern auch den Ort, der das am meisten gebraucht hat: Amerika."
"Dramatischer Wandel"
Shermer spricht inzwischen von einem "dramatischen Wandel", der kurioserweise vor allem die politische Rechte erfasst habe: Konservative und Religiöse überträfen sich gegenseitig in ihren Beteuerungen, sie hätten die Bedrohung durch den Klimawandel erkannt. Insbesondere die Christen argumentierten plötzlich, "dass Gottes Schöpfung angebetet und gepflegt werden sollte". Und das beinhalte nun einmal die Umwelt.
Shermer, der den Warnungen vor der Klimakatastrophe zunächst skeptisch gegenüberstand, hat jüngst öffentlich seinen Zweifeln abgeschworen. "Wegen der Komplexität des Problems war der Umwelt-Skeptizismus einst haltbar", schrieb der Wissenschaftshistoriker im US-Magazin "Scientific American". Das aber sei nicht länger möglich. "Es ist Zeit, vom Skeptizismus zum Aktivismus überzugehen."
Umfragen scheinen zu belegen, dass die Mehrheit der Amerikaner ähnlich denkt. Bei einer Erhebung des Gallup-Instituts im Frühjahr antworteten 77 Prozent der Befragten, sich machten sich "große" oder "ziemlich große" Sorgen um den Zustand der Umwelt - ein Anstieg von 15 Prozentpunkten innerhalb von zwei Jahren.
Al Gores fulminantes Comeback
Neue Katastrophen könnten den Trend weiter verstärken. Das nicht eben für Klima-Alarmismus bekannte Wirtschaftsblatt "The Economist" barmt bereits den Hurrikans der kommenden Wochen entgegen. US-Politiker redeten bisher zwar vor allem aus Gründen der Wirtschaftsförderung über die Gefahren der Umweltverschmutzung, schrieb das Blatt jüngst. "Doch einige schwere Hurrikane könnten diese Gleichgültigkeit verändern. Eine weitere 'Katrina' könnte den Leuten den Rest geben."
Der Klimawandel dürfte so zu einem der Top-Themen des kommenden Präsidentschaftswahlkampfs 2008 werden. Die aussichtsreichen Kandidaten Senator John McCain von den Republikanern und die Demokratin Hillary Clinton haben sich bereits mit eindeutigen Aussagen in der Riege der Klimaschützer positioniert. Mehrere Republikaner haben sich in Sachen Umweltschutz von ihrem Parteifreund George W. Bush abgesetzt - darunter Bürgermeister und Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger, der mit immer schärferen Öko-Gesetzen auf sich aufmerksam macht.
Al Gore, Ex-Vizepräsident und gescheiterter Präsidentschaftskandidat der Demokraten, feierte mit seinem Film "An Inconvenient Truth" ("Eine unbequeme Wahrheit") ein fulminantes Comeback auf die politische Bühne. Der 95-Minuten-Streifen schaffte es zur völligen Überraschung der Kritiker auf Anhieb in die Top Ten der amerikanischen Kinocharts.
Umdenken bei der Industrie
Zwar dementierte Gore vehement, sein Klimawandel-Film sei eine Bewerbung für eine erneute Präsidentschaftskandidatur. Dennoch wird er von Parteifreunden und liberalen Medien auf den Schild gehoben. "Der Film ist ein kraftvolles Argument dafür, dass Gore die Art von Person ist, die dieses Land führen sollte", schrieb etwa "New York Times"-Kommentator Paul Krugman.
Auch die Industrie scheint die Zeichen der Zeit erkannt zu haben - und schwenkt vorsichtig auf die Linie der Naturfreunde um. Der Riesenkonzern General Electric (GE) etwa, der außer Haushaltsgeräten auch Atomkraftwerksteile und Kampfjets herstellt, stellt für Entwicklungen im Bereich der umweltfreundlichen Technologien inzwischen 1,5 Milliarden Dollar jährlich bereit - doppelt so viel wie zuvor.
Das Motto von GE-Geschäftsführer Jeffrey Immelt lautet: "Grün ist grün" - eine Anspielung auf die Farbe der Dollarscheine, denn mit Umweltschutz ist mittlerweile viel Geld zu verdienen. Risikokapitalgesellschaften investieren Milliarden in Öko-Technologien, und die Produkte finden besten Absatz. Mit allen möglichen PR-Tricks versuchen Unternehmen, sich einen umweltfreundlichen Anstrich zu geben - wohl mit dem Hintergedanken, dass ein schlechtes Öko-Image Umsatzeinbußen nach sich ziehen könnte.
"Bis New York, Boston und Florida unter Wasser stehen"
Die US-Ölindustrie macht zwar hin und wieder immer noch mit Desinformationskampagnen wie der des Lobbyverbands Competitive Enterprise Institute auf sich aufmerksam. Auf der anderen Seite aber führt sie zunehmend freiwillige Programme zur Senkung der CO2-Emissionen ein. Die "New York Times" sieht bereits einen "fundamentalen Wandel in der Ölindustrie", der ein "Hoffnungsschimmer für die Zukunft" sei. "Die Debatte über Kohlendioxid verändert sich", sagte Shell-Geschäftsführer Jeroen van der Veer der Zeitung. "Man kann das entweder bekämpfen - was sinnlos ist - oder es als geschäftliche Chance begreifen."
Auch Profi-Skeptiker Shermer glaubt, dass der Markt die Klimakatastrophe am ehesten verhindern könnte. Denn der sei bei weitem wendiger als die Politik. "Beim Gesetzgeber geht der Wandel fast immer sehr langsam voran", meint Shermer. Die Politik werde sich nicht rühren, "bis New York, Boston und Florida unter Wasser stehen".
Der Markt dagegen löse die Probleme "fast immer besser, schneller und effizienter". "Wenn man den Leuten zeigt, wie sie mit der Reinigung der Umwelt Geld verdienen können, verändern sich die Dinge viel schneller, als wenn man mit gesetzlichen Strafen droht." Zuckerbrot statt Peitsche laute die Devise.
"Zum Glück haben wir noch genug Zeit, um dem Markt zu erlauben, zu funktionieren", sagt der Wissenschaftshistoriker. Dem allerdings dürften manche Klimaexperten widersprechen.
Ein Drittel des Landes von saurem Regen betroffen
Ein Drittel der Fläche Chinas ist nach einem offiziellen Bericht von saurem Regen betroffen. Die Fabriken des Landes stießen im vergangenen Jahr 25,5 Millionen Tonnen Schwefeldioxid aus, erklärte Sheng Huaren, der stellvertretende Vorsitzende eines Parlamentsausschusses, nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Das sei ein Anstieg von 27Prozent gegenüber dem Jahr 2000 und stelle eine ernste Bedrohung für die Böden und die Lebensmittelsicherheit dar, hieß es. Nicht nur der Schwefeldioxid-Ausstoß der Fabriken ist ein Problem, in China gelangen auch immer wieder Chemikalien in Flüsse, Kanäle und Seen. Im vergangenen November war nach einem Chemieunfall am Fluss Songhua die Wasserversorgung von mehreren Millionen Menschen in China und Russland gefährdet.
1000 Eiszeiten für die Präzision
Von Franziska Badenschier
Ein Grad, neun Grad? Wie stark wird sich die Atmosphäre wirklich erwärmen, wenn der Kohlendioxidgehalt verdoppelt wird? Für eine Antwort haben deutsche Forscher tausend Varianten der letzten Eiszeiten simuliert. Das Ergebnis: Auf bis zu vier Grad plus muss die Menschheit sich einstellen.
Kohlendioxid gilt als der Übeltäter schlechthin, wenn über die Klimaerwärmung diskutiert wird - denn je mehr von dem Treibhausgas CO2 sich in der Atmosphäre ansammelt, desto höher steigt die globale Durchschnittstemperatur. Uneinig sind sich Klimaforscher jedoch darüber, in welchem Maß das geschieht. Setzt man eine Verdopplung des Kohlendioxid-Gehalts voraus, so reichen die Prognosen von 1,2 bis neun Grad.
Eisschmelze in Grönland: Uneinheitliche Prognosen präzisiert, erwartetes Mittel bestätigt
Das war Thomas Schneider von Deimling und seinen Kollegen vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) zu ungenau. "Wir wollten Unsicherheiten einschränken und so präzisere Prognosen möglich machen", sagt Schneider. Also haben er und sein Team einen neuen Ansatz entwickelt - mit dem Ergebnis, dass die Verdoppelung des CO2-Gehalts einen globalen Temperaturanstieg um 1,2 bis 4,3 Grad bewirkt, wie die Forscher in der Fachzeitschrift "Climate Dynamics" berichten.
Möglich machte das ein einzigartiger Eiszeit-Test, bei dem die Forscher zwei Herangehensweisen kombinierten. In einem ersten Schritt errechneten sie auf Basis eines PIK-Klimamodells den Verlauf des Eiszeit-Klimas in 1000 verschiedenen Variationen. Dazu veränderten sie jeweils Parameter wie Wolken- und Eisbildung sowie Ozeanströmungen leicht.
Für jede Version sei dann durchgespielt worden, wie sich bei Verdoppelung des Kohlendioxidgehalts das Klima erwärme; Experten nennen diesen Wert die Klimasensitivität. Die Erwärmungsszenarien sind unterschiedlich ausgefallen - das war zu erwarten, denn verschiedene Klimamodelle anderer Forschergruppen kommen ebenfalls auf uneinheitliche Ergebnisse.
"Realistische Szenarien von unrealistischen trennen"
"Deswegen haben wir in einem zweiten Schritt den Satz mit den realistischen Daten herausgefiltert", sagte Studienleiter Schneider zu SPIEGEL ONLINE. "Wenn eine Version zum Beispiel zu empfindlich auf die veränderte CO2-Konzentration reagierte, dann fiel das simulierte Eiszeit-Klima kälter aus als es nach bekannten Daten war", erläuterte der Klimaforscher.
Die Potsdamer Klimaexperten stellten bei ihrem Massentest fest: Bei weniger als 1,2 Grad und bei mehr als 4,3 Grad ließ sich die Klimasensitivität nicht mit den vorhandenen Daten der letzten großen Eiszeit vereinen. Eisbohrkerne verraten den Wissenschaftlern die Kohlendioxid-Konzentration, andere Logbücher der Natur die Temperaturen, die damals herrschten.
"Eine extrem hohe Klimasensitivität von sechs, sieben Grad oder sogar noch mehr können wir so gut wie ausschließen - Zahlenwerte, die andere Wissenschaftler als durchaus plausibel einstufen", sagte Schneider. Die Forscher geben somit eine kleinere Spannweite für die Klimasensitivität an (in der Abbildung: dunkel- und hellblau) als andere Studien.
Thomas Schneider von Deimling/PIK
Klimasensitivität: Verschiedene Studien prophezeien ein Plus zwischen 1,2 und rund neun Grad - am wahrscheinlichsten ist bei allen drei Grad (blau: die PIK-Studie)
Was die Abbildung aus ihrer Publikation indes nicht zeigt: Wie bisherige Studien ergibt auch der neue Massentest als wahrscheinlichsten Wert für eine Temperaturerhöhung etwa drei Grad Celsius. Damit konnten die Potsdamer Klimaexperten bisherige Schätzungen bestätigen und konkretisieren. Ihre Arbeit verringert indes die Bandbreite der Prophezeiungen.
Die Klimaforscher wollten zudem sichergehen, dass ihre Berechnungen nicht durch jüngste Ereignisse verfälscht werden. "Mit Beginn der Industrialisierung Ende des 18. Jahrhunderts hat der Mensch die Entwicklung des Kohlenstoff-Gehalts in der Luft beeinflusst", erklärt Schneider. Bisherige Studien, in denen die Klimasensitivität untersucht wurde, hätten sich nur auf die letzten 100 Jahre bezogen - weswegen in ihren Modellen viele Unsicherheiten und Unwägbarkeiten vorhanden seien. Beispielsweise wüssten Experten noch nicht genau, inwieweit die Klimaerwärmung der letzten Jahrzehnte den CO2-Abbau in der Atmosphäre behindere.
Die Potsdamer haben daher den geringsten Kohlendioxid-Gehalt während der letzten großen Eiszeit, also vor 21.000 Jahren, mit dem vorindustriellen Niveau an Kohlendioxid von der Mitte des vorletzten Jahrhunderts verglichen.
"Klimaerwärmung hängt nicht nur vom CO2 ab"
Wie sich das Klima in den nächsten Jahren entwickeln wird, können die PIK-Wissenschaftler aber auch nicht genau vorhersagen. "Die Klimasensitivität ist unabhängig von der Zeit und gibt die zu erwartende Klimaerwärmung ja nur für den Fall an, dass sich das CO2 in der Atmosphäre verdoppelt", warnt Schneider vor voreiligen Schlüssen. "Die globale Klimaerwärmung hängt aber noch von vielen anderen Faktoren ab, zum Beispiel davon, wie viel CO2 weiterhin ausgestoßen wird und wie sich der Emissionshandel entwickelt."
Vor der Industrialisierung waren in der Atmosphäre 280 von einer Million Teilchen (280 parts per million, kurz ppm) Kohlendioxid. Heute sind es 380 ppm. Die Frage ist also: Wann haben wir 560 ppm CO2 in der Atmosphäre? "Wenn es so weitergeht wie bisher: in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts. Bei drastischem Umweltschutz erst im nächsten Jahrhundert", schätzt der Klimaforscher.
Allerdings: Selbst dann wäre das prophezeite Temperatur-Plus von etwa drei Grad in der Luft nicht gänzlich messbar. "Ein Großteil der Wärme geht in die Ozeane", sagt Schneider.
Klimawandel erreicht Nordsee
Der Klimawandel hat die Nordsee erreicht: Mit 1,7Grad über den Durchschnittswerten sei die Nordsee rekordverdächtig aufgeheizt, erklärte Gerd Becker vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie nach Rückkehr von einer Forschungsfahrt in Hamburg. Der Beginn des Klimawandels sei nicht mehr von der Hand zu weisen, hieß es. Entlang der Küsten in der Deutschen Bucht lägen die Temperaturen derzeit sogar drei Grad über den für diese für Jahreszeit üblichen Durchschnittswerten von 17 Grad.
Historisches Abkommen"
Schwarzenegger begrenzt Ausstoß von Treibhausgasen.Kalifornien wird als erster US-Staat den Ausstoß schädlicher Treibhausgase begrenzen.
Gouverneur Arnold Schwarzenegger hat sich am Mittwoch mit den Abgeordneten in der Landeshauptstadt Sacramento darauf geeinigt, eine Reduzierung der Treibhausemission gesetzlich festzulegen.
Minus 25 Prozent bis 2020
Demnach soll der Ausstoß der Schadstoffe bis 2020 um 25 Prozent gesenkt und damit auf das Niveau von 1990 zurückgefahren werden.
Um das zu erreichen, sollen in den kommenden Jahren konkrete Grenzwerte festgelegt und Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasen eingeführt werden.
Weltweite Führungsrolle angestrebt
Kalifornien strebt laut Schwarzenegger beim Klimaschutz eine weltweite Führungsrolle an und will die strengsten Gesetze des Landes zur Reduzierung von Treibhausgasen auf den Weg bringen.
Die in der nächsten Woche anstehende Verabschiedung des entsprechenden Gesetzes im Parlament gilt dabei bereits als sicher.
Bei Verstößen drohen Strafen
Bei Verstößen drohen betroffenen Firmen Strafen. Ab 2008 soll ein Gremium zudem über die größten Luftverschmutzer Bericht erstatten.
Um die Auswirkungen für die Wirtschaft gering zu halten, soll den Firmen unter anderem der Handel mit Emissionszertifikaten ermöglicht werden. In der EU wird ein solcher Emissionshandel bereits betrieben.
Wochenlange Verhandlungen
"Der Erfolg unseres Systems wird anderen Staaten und Nationen ein Beispiel zum Nachahmen sein und zeigen, dass der Kampf gegen den Klimawandel weitergeht", erklärte Schwarzenegger.
Der von Schwarzenegger als "historisches Abkommen" zwischen Republikanern und Demokraten bezeichneten Einigung vom Mittwoch gingen wochenlange Verhandlungen voraus.
Kritik von Republikanern
Von den Republikanern wurde vor allem kritisiert, dass derartige Fragen der Umweltpolitik auf nationaler Ebene und nicht in einem einzelnen Staat geregelt werden sollen. Zudem verabschiedet sich Kalifornien mit diesem Schritt nun auch von der Politik von US-Präsident George W. Bush, der gesetzliche Beschränkungen ablehnt.
Auch bei der Wirtschaft traf das Abkommen bereits auf heftigen Widerstand.
Umweltschützer hoffen dagegen, dass der kalifornische Vorstoß im ganzen Land Schule machen könnte. "Dadurch wird es wahrscheinlicher, dass Washington handelt", sagte Fred Krupp, Vorsitzender der Umweltschutzgruppe Environmental Defense.
USA weltgrößter Verursacher von Treibhausgasen
Kalifornien ist weltweit die achtgrößte Volkswirtschaft und der zwölftgrößte Produzent von Treibhausgasen. Diese sind Wissenschaftlern zufolge für die globale Erwärmung und extreme Wetterphänomene verantwortlich.
Der weltweit größte Verursacher von Treibhausgasen sind die USA.
Trotzdem verweigert Bush - ein Parteifreund Schwarzeneggers - die Annahme des Kyoto-Protokolls, eines von 160 Ländern beschlossenen Abkommens zur Reduzierung von Treibhausgasen. Bush begründete das unter anderem mit negativen Folgen für die Wirtschaft.
zurückEin Leck in einem Abwasserbecken eines Chemiewerkes in Zentralchina hat das Trinkwasser für mindestens 80 000 Menschen mit Arsen vergiftet.
Die Bevölkerung von Yueyang in der Provinz Hunan wurde nachdrücklich davor gewarnt, Leitungswasser zu trinken, wie die staatliche Umweltbehörde EPA nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua heute berichtete. Feuerwehrwagen wurden entsandt, um die Menschen mit Wasser zu versorgen.
Notfallplan umgesetzt
Bei routinemäßigen Untersuchungen des Wassers im Xinqiang Fluss seien am Freitag Arsenwerte entdeckt worden, die um ein Zehnfaches über dem zulässigen Wert gelägen hätten.
Die Behörden hätten Alarm geschlagen und einen Notfallplan umgesetzt. Das Tieshan Reservoir weiter flussaufwärts lasse seit Samstag mehr Wasser ab, um das Gift zu verdünnen und die Fließgeschwindigkeit des Flusses zu erhöhen. Die Behörden hätten auch die zusätzliche Nutzung von Grundwasser erlaubt.
Serie von Chemieunfällen
Verursacher der schweren Wasserverschmutzung sei 50 Kilometer flussaufwärts ein Chemiewerk in Linxiang gewesen, das nach dem Leck geschlossen wurde. Die Staatsagentur warnte die Bevölkerung, Arsen sei hochgiftig, löse Umwohlsein, Erbrechen, Magenschmerzen sowie Muskelkrämpfe aus und könne bei schlimmen Vergiftungen zum Koma oder Tod führen.
Die langfristige Aufnahme von Arsen führe zu Leberschäden, Nieren-, Lungen- oder Hautkrebs.Das Chemieleck setzt die Serie von Chemieunfällen in China fort, die immer wieder Flüsse und die Trinkwasserversorgung großer Städte bedrohen.
Seit der zunächst vertuschten Katastrophe auf dem Songhua-Strom in Nordostchina im vergangenen Herbst, als fast vier Millionen Einwohner der Metropole Harbin vier Tage ohne Wasser waren, machen chinesische Umweltbehörden solche Unfälle heute eher bekannt, weil ihnen sonst auch Konsequenzen drohen.
Wieder verseuchen Chemiewerke in China das Trinkwasser von Zehntausenden.Die Serie von Chemieunfällen in China, die die Trinkwasserversorgung großer Städte bedrohen, nimmt kein Ende. Sowohl im äußersten Nordosten des Landes als auch in Zentralchina sind die Flüsse erneut schwer belastet.
Bilanz am Songhua-Fluss
Alleine entlang des Flusses Songhua in der Provinz Heliongjiang haben sich in den vergangenen elf Monaten mehr als 130 Chemieunfälle ereignet. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete vergangene Woche unter Berufung auf die Umweltbehörde, zu solchen Unfällen komme es alle paar Tage.
Der stellvertretende Leiter der Behörden, Pan Yue, erklärte, in der Umgebung des Flusses seien zahlreiche industrielle Anlagen angesiedelt. Insgesamt seien 20.000 Chemiefabriken entlang der großen Flüsse zu finden.
Die Katastrophe im November
Im vergangenen November verschmutzten nach einem Chemieunfall mehrere Tonnen Gift den Songhua und kontaminierten so die Wasserversorgung für Millionen Menschen in China und Russland.
Arsen im Trinkwasser in Hunan
In der zentralchinesischen Provinz Hunan wiederum wurde - wegen eines Lecks, hieß es zunächst - in einem Abwasserbecken eines Chemiewerkes das Trinkwasser für mindestens 80.000 Menschen mit Arsen vergiftet.
Die Bevölkerung von Yueyang in der Provinz Hunan wurde nachdrücklich davor gewarnt, Leitungswasser zu trinken. Feuerwehrwagen wurden entsandt, um die Menschen mit Wasser zu versorgen.
"Systematisches Ablassen von Chemikalien"
Auf Grund der Verunreinigungen wurden die Manager von zwei Chemiewerken festgenommen. Die Betriebe wurden stillgelegt. Nicht ein Leck in einem Abwasserbecken habe die Arsenverschmutzung des Xinqiang in der Provinz Hunan ausgelöst, sondern das systematische Ablassen giftiger Chemikalien, korrigierte die Umweltbehörde SEPA laut amtlicher Nachrichtenagentur Xinhua vom Dienstag frühere Angaben.
Es habe nicht einmal Anlagen zur Abwasserreinigung gegeben. "Über lange Zeit" hätten beide Werke in Linxiang große Mengen Abwasser mit Arsenwerten abgelassen, die tausendfach über den zulässigen Grenzwerten lagen, schrieb Xinhua.
Minister kündigt strenge Strafen an
Vizeumweltminister Pan Yue sagte, die Unternehmen würden streng bestraft und die Manager vor Gericht gestellt. Das Haoyuan-Chemiewerk habe monatlich 50.000 Tonnen Abwasser unbehandelt in den Fluss gelassen.
Die Gefahr für den zweitgrößten Frischwassersee Chinas, in den der Fluss mündet, scheint aber gebannt. Die Arsenwerte an der Mündung in den Dongting-See lägen unter den zulässigen Standards. Flussaufwärts am Wasserwerk des Xinqiang-Flusses seien sie aber noch zwei bis vier Mal höher.
Warnung der Staatsagentur
Die Staatsagentur warnte die Bevölkerung, Arsen sei hochgiftig, löse Unwohlsein, Erbrechen, Magenschmerzen sowie Muskelkrämpfe aus und könne bei schlimmen Vergiftungen zum Koma oder Tod führen. Die langfristige Aufnahme von Arsen führe zu Leberschäden, Nieren-, Lungen- und Hautkrebs.
Seit der zunächst vertuschten Katastrophe auf dem Songhua machen chinesische Umweltbehörden solche Unfälle heute eher bekannt, weil ihnen sonst auch Konsequenzen drohen.
Sauberes Trinkwasser ist für Hunderte Millionen Menschen in China ein ferner Traum.In China mangelt es 340 Millionen Menschen an Zugang zu sauberem Trinkwasser. China erlebt "alle zwei bis drei Tage" die nachhaltige Verschmutzung eines Flusses. Das wurde beim Internationalen Weltwasserkongress (IWA), der gerade in Peking stattfindet, eingestanden.
Minister berichtet von Umweltkatastrophen
Während sich in Peking rund 3.000 Teilnehmer zum Weltwasserkongress versammelten, berichtete Vizeumweltminister Pan Yue auf einem Unternehmerforum, in den elf Monaten seit der Umweltkatastrophe auf dem Songhua-Fluss in Nordostchina habe es 130 Wasserverschmutzungen gegeben. Umweltgefährliche Industriebetriebe seien "irrational" im Lande verteilt.
Zur Eröffnung des Weltwasserkongresses versprach Vizepremier Zeng Peiyan einen besseren Schutz der geringen Wasserressourcen Chinas. Er hieß ausländische Investitionen willkommen.
Die 3.000 Wissenschaftler, Beamten und Unternehmensvertreter berieten bis Donnerstag voriger Woche über die Herausforderungen durch den globalen Wasserbedarf und beschäftigten sich dabei besonders mit dem Gastgeberland.