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Seite 57 von 60 Neuester Beitrag: 24.03.24 22:41 | ||||
Eröffnet am: | 10.08.20 19:13 | von: Fritz Pomme. | Anzahl Beiträge: | 2.493 |
Neuester Beitrag: | 24.03.24 22:41 | von: Philipp Robe. | Leser gesamt: | 340.026 |
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Es spricht landeskulturhistorische Bände, dass die Rhenania mit der ausdauernden Pflege der Beredsamkeit die Ehre der Bundesstadtregion rettet, die sich als zeitweiliger Hauptstadtstandort auch dadurch empfohlen hatte, dass am Rhein seit jeher neben der Rebe die Rede gedeiht und das heitere Klima auch dem verstocktesten Staatsgeheimnisträger die Zunge löst.
Große Rhetoren standen an der Wiege der Bonner Universität, Barthold Georg Niebuhr und Ernst Moritz Arndt, die mit quellenkritischem Zerstörungseifer und patriotischen Aufbauappellen für ordentlichen öffentlichen Lärm sorgten. Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn könnte sich ein Beispiel an ihrer jüngeren Cousine in Münster nehmen und eine Namensreform in Erwägung ziehen. Im Bonner Fall ist es der die Region markierende Namensbestandteil, der nicht mehr zu dem Leitbild korporativer Identität passt, das man dem Agieren der Universitätsleitung abliest. Als Bonn den Titel einer Exzellenzuniversität erhielt, haben die Gutachter offenbar nicht geprüft, ob auch die Kommunikationsfähigkeit des Rektorats das Prädikat verdient.
Würde das Amt des Rektors in Bonn wie an den alten schottischen Universitäten durch Studentenvolkswahl besetzt, hätte sich womöglich Fritz Litzmann (alias Rainer Pause), der Alters- und Ehrenpräsident der Rhenanen, den Posten gesichert - dafür hätten, blickt man im Jahr des vierzigsten Vereinsgeburtstags auf die Altersstruktur des Sitzungspublikums, nur die Seniorenstudenten auch in der studentischen Selbstverwaltung einmal die Macht ausspielen müssen, die sie in den Seminaren als rhetorische und an den staatlichen Wahlurnen als numerische ausüben.
Magnifizenz Litzmann hätte den Dekan der Juristischen Fakultät vielleicht auch nicht angewiesen, den Wunschkandidaten der Fakultät zu ernennen, den der Petitionsausschuss und die lateinamerikanischen Rechtshegelianer (im disziplinären Sinne) unterstützen. Aber Rektor Fritz hätte, wie er alle Begriffe umschöpferisch verschleift, seine Magnifizenz in Munifizenz übersetzt und der Spektabilität und dem Rest der Universität wie Papst Franz Stadt und Welt bei seinen gefürchteten improvisierten Pressekonferenzen auf alle Fälle etwas gesagt. Und wenn es nur "Hi, hi, hi!" gewesen wäre. Dann könnte der Wille zur Umgehung der Regeln immerhin protokolliert werden, und die in der halben Welt berühmte Lehrkanzel täte letzten Dienst als Beispiel für die geplante Enttäuschung von Erwartungen: ein Witz aus dem Lehrbuch.
Wer's nicht glaubt, gehe in eine beliebige Buchhandlung. Was fehlt dort stapelweise? Das Buch "Benedikt XVI. – Unser allerletztes Gespräch" von Fritz Litzmann und Hermann Schwaderlappen. Die beiden Vereinsoberen, in mystischer Personalunion Papst und Gegenpapst ihrer deutschen Sonderkirche ohne synodale Sperenzchen, kannten ihren verstorbenen vatikanischen Widerpart, den emeritierten Brückenabbrecher, ebenso gut wie Markus Lanz und Manfred Lütz, der mit ihnen die Bonner Heimat und die Überqualifikation des Rednernaturtalents teilt, wahrscheinlich sogar besser, jedenfalls länger.
Ihr allerletztes Gespräch mit Benedikt fiel in die Epoche, als dieser noch nicht Benedikt war, noch nicht einmal Kardinal oder auch nur Erzbischof, sondern als Professor Ratzinger die theologische Redekunst an der Bonner Universität in letzte subtile Höhen führte. Durstig mit von der Partie: die Studiosi Litzmann und Schwaderlappen, denen Ratzinger, wo sein Rivale Lehmann hungrige Jünger mit Autogrammen abgespeist haben soll, eines heiligen Tages aus dem Kofferraum seines Non-Papamobils eine Flasche Mineralwasser spendierte.
Da der Stifter "Gott sei Dank als Benedikt und nicht als Ratzinger gestorben ist", kann jetzt über dem Kühlschrank mit der einsamen Flasche ein Wallfahrtsort wachsen wie in Assisi die Basilika über der Zelle des Nicht-Papstes Franziskus. Umwandlung des Pantheon in eine Kirche? Auch keine ganz frische Pointe. Die Weihe wurde ins nächste Kirchenjahr verschoben, denn das Präsidium muss sie in Konzelebration vornehmen, und Hermann Schwaderlappen (alias Norbert Alich) war wegen Unpässlichkeit entschuldigt – offiziell wegen geschlossener Schranke: kenne ich, habe ich in der Schule auch gesagt.
Die Ampelregierung will die kirchenpolitische Zeitenwende: Die auf das Jahr 1803 zurückgehenden Staatsleistungen sollen endlich abgelöst werden. Die Reformer verkennen, dass die geltende Regelung einen Zustand der Säkularisierung konserviert, wie Litzmann zu bedenken gibt: "Wir bezahlen die Bischöfe auch, wenn sie nicht beten" Im Rhetoriker steckt ein Dialektiker. Der abwesende Vorsitzende Schwaderlappen ist auf unser Gebet nicht angewiesen.
Er wird seine Sitzungsgelder bekommen.
Allerdings ist die Lesedauer 2 Stunden und 13 Minuten.....
Albert Camus schrieb zu seinen Lebzeiten:
An diesem Werk ist im wahrsten Sinne des Wortes alles wesentlich.
F.P.
Ferdinand Pessoa war portugiesischer Literat (geboren 13.06.1888, gestorben 30.11.1935) und gilt als einer der berühmtesten Literaten des portugiesischen Sprachraums.
Verschiedene seiner Gedichte wurden vertont und gehören zu Fado-Interpretationen diverser Künstler in Portugal.
F.P.
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* https://images.booklooker.de/s/9783596103065/...istischer-Bankier.jpg
** https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Angebote/isbn=9783596291335
Für den Fall einer Bezahlschranke sei aus einer Zeitung zitiert - ob es dieselbe wie die in #1397 erwähnte ist, sei dahingestellt.
Ein "Urteil über Goethe, wonach die "Geringschätzung, mit der er den Verhältnissen und Menschen entgegentrat", immer wieder" schwer erträglich sei, hätte man durchaus den Lesern überlassen können."
Aber was soll´s, wenn den LeserInnen damit aus der Seele gesprochen wird.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2022, ISBN 9783518430712
https://www.perlentaucher.de/buch/...achtwey/gekraenkte-freiheit.html
und
https://www.deutschlandfunk.de/...uf-kosten-der-gemeinschaft-100.html
Ich warte noch drauf
# 1398: Habermas? Habermas wird das Buch sicher nicht gefallen, auch wenn er mMn seinen Senf dazu sicher schon irgendwo dazugegeben hat:
„…Das Buch wurde viel gelobt und gekauft. Dass es von der FAZ auf der Frankfurter Buchmesse wie im linken Jacobin beworben wurde, indiziert die Breite des ihm offenstehenden Zustimmungspotenzials…“
Quelle: https://www.soziopolis.de/selbstgewisse-kritik.html
Meine Freiheit: ja! Deine Freiheit: nein!
„Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey untersuchen das Milieu der Querdenker: Ihre Studie Gekränkte Freiheit zeigt, wie sich ein Gemisch aus Wut und Egoismus zum „libertären Autoritarismus“ verdichtet (meine Anmerkung: Rezension von Ronald Düker)
Im Grunde ähnelt es dem Virus, dem es sein Dauerhoch verdankt: Das Querdenken hat sich als ebenso hartnäckig und ansteckend erwiesen wie der epochale Coronaerreger selbst. Aber natürlich sind die Ursachen seiner Entstehung nicht erst seit drei Jahren in der Welt. Die Soziologen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey haben ein ganzes Milieu auf die Couch beordert und das Abdriften oder „Driften“ der Querdenker untersucht, jenen Rutsch über das seifige Brett sich auflösender Vertrauensverhältnisse und Zugehörigkeiten. In der Pandemie hat diese Drift rasch an Fahrt aufgenommen, auch wenn man rückwirkend feststellen kann: Die AfD, die allem Anschein nach das politisch institutionalisierte Hafenbecken des heiligen Querdenker-Zorns sein müsste, hat einen eher bescheidenen Profit aus der Entwicklung geschlagen.
Gekränkte Freiheit. Aspekte des libertären Autoritarismus nennen Amlinger und Nachtwey ihre Studie, die all jenen gewidmet ist, denen man so etwas vorgestern noch nicht zugetraut hätte: Freunde, Familienangehörige, Arbeitskollegen, die zuvor kaum durch entschiedene politische Artikulationen aufgefallen waren und eher auf dem linksliberalen Feld vermutet wurden, schickten auf einmal befremdliche YouTube-Videos herum. Von deren Protagonisten, zum Beispiel Alternativmedizinern, haben sie sich die selbstbewusste Schärfe abgeschaut, mit der die Herrschaft einer vermeintlichen Meinungsdiktatur angeprangert wird. Man unterstellt ein mächtiges Komplott des Establishments, der Medien, der Wissenschaft und stets auch globaler Unternehmen: Um der guten Geschäfte willen werde die Angst in der Gesellschaft forciert. Die bessere Welt, die dem entgegenzusetzen sei, hat es natürlich nie gegeben, das ist der Witz solcher Nostalgie. Sie bleibt eine reine „Retrotopie“ – den Begriff haben die Autoren vom polnischen Philosophen Zygmunt Bauman geborgt. An diesem Driften jedenfalls sind Freundschaften zerbrochen und sogar Familien.
„DIE FREIHEIT DER ZUKUNFT BRAUCHT SOLIDARITÄT“
Zur Analyse des Phänomens ziehen Amlinger und Nachtwey Theodor W. Adornos Studien zum autoritären Charakter von 1950 heran. „Binäres Machtdenken“, „Überlegenheitsfantasien“ und „allgemeine Feindseligkeit“ kennzeichnen die Querdenker in ihrer radikalen Freiheitsbehauptung, so die Soziologen. Anders aber als beim „klassischen“ autoritären Charakter, bei dem noch Reste protestantischer Ethik der Max Weber’schen Prägung nachweisbar waren, fehlen nun unter anderem: Bescheidenheit und Selbstbeschränkung. Der Querdenker erweist sich als neue Spielart des autoritären Charakters – als egoistisch-hedonistische Gestalt auf dem Trip der spätkapitalistischen Wohlstandsverwahrlosung.
Vor allem aber brauche diese „libertärautoritäre Charakterstruktur“ keine Führerfigur mehr – es ist das eigene Ich, mit dem sich die Menschen identifizieren. Libertäre Autoritäre fühlen sich nicht an soziale Normen gebunden und rebellieren gegen externe Autoritäten. Mit dem Philosophen Peter Sloterdijk halten Amlinger und Nachtwey fest, dass die Forderung, eigene Bedürfnisse zurückzustellen, im Handumdrehen „Wut und Erbitterung“ auslöst. Und tatsächlich: In den Interviews, die Amlinger und Nachtwey mit (zunächst durchaus zutraulich wirkenden) Querdenkern verschiedenster Couleur geführt haben, stülpen sich Wut und Erbitterung stets schnell nach außen. Empathische Impulse verblassen; das Gemeinwohl scheint den Erzürnten unwiederbringlich aus dem Blickfeld entschwunden.
Die Coronapolitik der letzten Jahre ist dabei nur die eine Leinwand, auf die sich tief sitzende Frustrationserfahrungen projizieren lassen, die pazifistisch verbrämte Putin-Liebe ist ein noch frischerer Auswuchs des autoritären Denkens. Zu dem sich dann Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus gesellen wie notorische Mitglieder derselben buckligen Ideenverwandtschaft. Es heißt, es sei ein Freiheitsversprechen, mit dem hier operiert wird, doch welche Freiheit ist es eigentlich, die man so selbstgewiss beschwört? Amlinger und Nachtwey setzen dem Egoismus eine alte Einsicht entgegen: „Die Freiheit der Zukunft braucht Solidarität.“ Eigentlich eine Binse. Dass sie am Ende dieser luziden Untersuchung so angebracht erscheint, setzt die herrschenden Verhältnisse in kein gutes Licht.“
Quelle: https://www.philomag.de/artikel/meine-freiheit-ja-deine-freiheit-nein
denn: die Freiheit der Zukunft braucht Solidarität.
In diesem Sinne
eine gute Woche wünscht
F.P.
Zu sagen
Hier herrscht Freiheit
Ist Immer ein Irrtum
Oder auch eine Lüge
Fraiheit herrscht nicht.
abgeschrieben aus "vorübungen für Wunder"
(Verlag Wagenbach)
F.P.
Darauf einen richtig Roten.
(Ein Schwarzriesling,z.B. ein Haberschlachter Heuchelberg, käme eher weniger in Frage.)
Ansonsten muss freilich gelten: Nichts gegen Trollinger! (siehe #1398)
von Beatrice Heuser. Erschienen bei F. Schöningh
Heuser hat auch sehr umfangreich und kundig über Clausewitz geschrieben
Aktueller Anlass: https://www.ariva.de/forum/...ls%C3%A4sser&page=2047#jumppos51187
Im Spiegel (Nr.9 vom 25.2.2023) liest man dazu auf S.24:
"Jetzt stellt sich die Frage nach Wagenknechts fragwürdigen Allianzen erneut. Tatsächlich tauchen hinter Wagenknecht dieselben Akteure auf wie schon beim Friedenswinter 2014: Jürgen Elsässer etwa, Chefredakteur des rechtsextremen Magazins "Compact", das für die Teilnahme an Wagenknechts Protest wirbt. Wagenknecht und er kennen sich seit Langem. 1996, als sich Elsässer noch zum linken Spektrum zählte, verfassten die beiden gemeinsam ein Buch."
Na sowas !