Cegedim (WKN:895036)
Cegedim hat die Umsatzzahlen für das erste Halbjahr veröffentlicht und dabei auch einige interessante Informationen zum Geschäftsverlauf bekannt gegeben. Der Umsatz ist in allen Geschäftsbereichen gewachsen - in Summe um 6,1% auf vergleichbarer Basis. Das Ergebnis des ersten HJ wird aber schwächer sein als im Vorjahr, insbesondere da Kostensteigerungen (Personal) erst mit Verzögerung an die Kunden weitergegeben werden können. Zusätzlich belasten weiter die hohe Investitionskosten in R&D. Nach den Aussagen im Call wird aber das 2. HJ vom Ergebnis wieder spürbar besser sein und sollte über Vorjahr liegen, so dass im Gesamtjahr ein nur leicht unter dem Vorjahr liegendes Ergebnis erzielt werden sollte. Die Gründe für ein besseres zweites Halbjahr sind - neben der Preisanpassung an die Inflation - das Auslaufen von Sondereffekten aus Covid und eine bessere Performance in UK (Zulassungsverfahren). Wichtig für die Interpretation der Ergebnisse sind jedenfalls die hohen Investitionen insb. im Bereich Santé. Der aus meiner Sicht sehr attraktive Deal mit den Versicherungsgesellschaften, die um 65 Mio. eine Kapitalerhöhung für 18% von Santé gezeichnet haben, ist im Mai abgeschlossen worden. (Die verbleibenden 82% an Santé - die 12% des Umsatzes und 5% des Gewinnes der Gruppe repräsentieren - haben eine höhere Bewertung als Cegedim als Ganzes!). Wie ist vor dem Hintergrund der aktuellen Informationen die operative Entwicklung in Summe zu bewerten? Cegedim ist nach meiner Einschätzung immer noch relativ träge unterwegs, kommuniziert unvorteilhaft und die Corporate Governance wirft einige Fragen auf. Das Geschäftssystem stimmt aber - der Markt ist konjunkturunabhängig und die Lösungen von Cegedim sind gefragt. Es sieht ganz so aus, als ob sich die hohen Investitionen über Zeit auszahlen werden. Kritisch ist die hohe Lohninflation, da man die höheren Lohnkosten auf Basis der Indexklauseln in den Verträgen immer erst im Folgejahr an die Kunden weitergeben kann. Und der in den Verträgen verwendete Synec-Index ist (leider für Cegedim) sehr moderat und dürfte die echten Lohnsteigerungen nicht vollumfänglich abdecken. So beträgt der Index-Anstieg über die letzten 12 Monate bis Juni 2022 nur 1,6% (vgl. hier).
Trotzdem kann man für 2023 eine deutliche Verbesserung des Umfeldes mit weiterem Wachstum und einem Abflachen der Lohninflation erwarten. In Kombination mit den verstärkten Vertriebsanstrengungen sollten Gewinne je Aktie von über 2 Euro nicht mehr in weiter Ferne liegen (für 2022 werden es wohl eher so 1,7 bis 1,8 Euro sein). Bis sich die Skalierungsvorteile in den Zahlen zeigen, wird man aber vermutlich die 2024 oder 2025er Zahlen abwarten müssen. Ausgehend von einem Kurs von nur knapp über 20 Euro (MK 280 Mio. Euro) ist die Bewertung jedenfalls sehr moderat. Wenn man es schafft, über die nächsten 5 Jahre mit 6-7% zu wachsen, die EBIT-Marge auf 10% zu steigern und nur 6% Nettomarge schafft, dann wäre man im Jahr 2027 bei einem Umsatz von über 750 Mio. und einem Gewinn je Aktie von 3,4. Mit der Historie wäre dann vermutlich auch eine Bewertung im Form eines P/S von 1 und von 15 KGV das untere Limit - das würde einem Aktienkurs von 50 bis 60 entsprechen. Bei freundlichen Märkten und weiterhin positivem Ausblick bis dahin wäre eine Bewertung mit dem Doppelten aber genauso möglich.
Geht ja darum, ob in Zukunft die bislang "Uninformierten" zu höheren Kursen kaufen wollen. Und davon gibt es gewöhnlch um ein Vielfaches mehr als Informierte, was nicht heißt, dass sie in Zukunft besser informiert sein werden und kaufen wollen.
Ich sehe das schon bei Cegedim verstärkt, da man eine starke unternehmerische Entwicklung die letzten Jahre hatte bei gleichzeitigem Kursverfall aufs 10 Jahrestief. Dies ist ja grundsätzlich widersprüchlich. Man leistet gute Arbeit und bekommt eine Gehaltskürzung oder man schießt jedes Spiel ein Tor und wird vom Trainer auf die Bank verbannt. Bei Cegedim wird die unternehmerische Entwicklung halt verdeckt durch Umstände, die die Gewinne eindämmen, aber gleichzeitig steigt das Potential auf längere Sicht stark an und der Markt schaut halt nur oberflächlich auf den Gewinn.
Sind immer große Chancen. Wenn der Markt dies aber auf längere Zeit ignoriert, dann kommen bei den Investierten halt Zweifel und Frust auf und der Kurs wird dann als die unumstößliche Wahrheit gesehen.
Bei allen anderen Aktien kann das den Informierten und daher investierten genauso passieren, dass sich die Psychologie der Investierten ändert. Dann gibt es halt neue Investierte.
Wenn ich jetzt beispielsweise aus FRust verkaufe, kauft sie halt jemand anderes, der vielleicht 5 Jahre Zeit mitbringt und nicht verkauft. Vielleicht bereinigt sich durch Frustverkäufe also sogar eine Aktie und steigt dann. Wäre ja der Klassiker, wenn der Kurs steigt, nachdem lang investierte User (wie in diesem Fall Scansoft oder meine Wenigkeit) verkauft haben.
Ich glaub nur nicht, dass es eine Rolle spielt, ob hier informierte User (womit er vermutlich auch uns hier im Thread meinte) investiert sind oder nicht.
Das würde nur dann eine Rolle spielen, wenn wir jetzt unsere Aktien rücksichtslos auf den Markt werfen, ohne das andere mehr oder weniger gut informierte Anleger kaufen. Selbst dann müssten wir aber ohne Limit verkaufen. Wieso sollten das aber ausgerechnet gut informierte Leute tun?
Von der Psychologie aus betrachtet, müsste es ja eher umgekehrt sein. Die bisher schlecht oder garnicht informierten User müssten ja eher sukzessive auf die Aktie aufmerksam werden. Es sei denn wir pübersehen irgendetwas Fundamentales völlig. Das würde bedeuten, wir sind doch nicht so gut informiert. :)
Zumal Cedegim diese 10% Marge auch 2025 schaffen sollte. Wäre jedenfalls aus meiner Sicht eine Enttäuschung, wenn das nicht gelingt.
Mal 4,5% Wachstum p.a. bis 2025 vorausgesetzt, lägen wir dann bei 630 Mio Umsatz und 63 Mio Ebit. Unterm Strich wären das 40-42 Mio Überschuss. Das sollte auch für 60 € Kursziel reichen, wenn das Börsenumfeld dann halbwegs normal ist. Wenn man überlegt, dass man 2005 mal bei 95 € stand, sieht man erst wie schlecht man danach gewirtschaft hat oder sagen wir besser 1-2 schlechte Entscheidungen traf, die sich psychologisch am Finanzmarkt bis heute im Hinterstübchen festgesetzt haben.
Kurse werden durch einen Kaufüberhang gemacht. Welche Aktie gut ist wird insoweit auch stark von Börsenbriefen bestimmt bzw. von finanzstarken Adressen die kaufen. Und wenn da einige Cegedim plötzlich aus besagten Gründen gut finden, dann sind auch aktuell ganz andere Kurse möglich. Heißt man muss nicht warten bis der Gipfel unternehmerisch erklommen ist und alles schwarz auf weiß für jeden Idioten nachvollziehbar ist.
Was hier fehlt sind Investoren, die den aktuell klar erkennbaren Weg jetzt schon kaufen. Ob der Aktie die Gunst erwiesen wird hängt von auflagestarken Börsenbriefen und zahlungskräftigen Investoren ab, die auf die Aktie aufmerksam werden.
Heißt die Aktie hat die Mischung jederzeit deutlich steigen zu können. Wie gesagt können, kann natürlich weiter vor sich hindümpeln oder gar unter das 10 Jahrestief rutschen.
Markus Koch meinte heute,
dass heut so ein Tag an der Börse war wo selbst jeder Mistkübel im Wert gestiegen ist,
mein Depot schloss heut 0,3% im Minus ausschließlich mit Substanzwerten mit KGV von 5-10 ,
keine Ahnung ob Value irgendwann mal wieder in Mode kommt,
ja nee, is klar
ich werd langsam noch zum paranoiden Verschwrungstheoretiker bei dieser Aktie. Fragt sich nur, wer ein Interesse daran haben soll, den Kurs immer mit so leichten Mitteln zu torpedieren.
Ach, sorry, bin ja bei Cegedim- bei denen sind Begriffe wie "Erholung" oder "Rallye" sowieso Fremdwörter.
Hat jemand persönliche Verbindungen in die elitären Kreise Frankreichs? Bitte gern mal aus dem Nähkästchen plaudern. Danke
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