Lebenstraum Weltumradlung


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Neuester Beitrag: 21.09.16 23:03
Eröffnet am:07.04.13 21:19von: weltumradlerAnzahl Beiträge:2.406
Neuester Beitrag:21.09.16 23:03von: CatalinaLeser gesamt:374.493
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6713 Postings, 5415 Tage weltumradler130. Tag, 130km (9.669km), Do. 13.07.2000

 
  
    #226
3
20.05.13 21:00
Es ist jetzt 13.00 und seit gut 2 Stunden befinde ich mich auf pakistanischem Boden. die Fahrt von Zahedan zum iranischen Grenzort Mirjawa war absolut easy.

Die ersten 20km ging es noch leicht bergauf doch danach folgte Gefälle, außerdem hatte ich starken Rückenwind. Bis zu km 50 folgte ich abermals der Gebirgskette, und bei Tempo 35 mußte man schon ein wenig aufpassen, nicht in einen Rausch zu verfallen. In Mirjawa selbst verhökerte ich meine letzten Rials indem ich mir 3 Cokes gönnte sowie 2 süße Stückchen verdrückte.

Von Mirjawa aus ging es dann für ca. 10km durch Niemandsland, und mit Taftan erreichte ich den pakistanischen Grenzort. Die Ausreise aus dem Iran verlief absolut problemlos, es wurde lediglich mit Datum im Reisepaß entsprechend dokumentiert. Beim pakistanischen Zoll gab es auch keinerlei Probleme und nach exakt 9.666km betrat ich pakistanischen Boden. Im Iran war ich somit 2.712km gefahren, und das in gerade einmal 24!!! Fahrtagen.

Nach verlassen des Grenzhäuschen wo die Paßformalitäten erledigt wurden war ich Freiwild für die Balutchen. Beluchistan selbst liegt im südwesten Pakistans und beherbergt 43% der pakistanischen Fläche, es leben dort jedoch lediglich 6 Mio. Leute. Die Leute sprechen hier ihr Urda und man unterscheidet 3 Volksgruppen und zwar Baltuch, Brahui sowie Pashtuns. Jede dieser Gruppe hat ihre eigene Sprache, doch werden diese fast von allen gesprochen. Ich wurde nun also von Busfahrern und Geldwechslern umlagert.

Die Fahrer wollten unbedingt, daß ich mit ihnen nach Quetta fahren sollte. Einer meinte, daß es zu dieser Stadt ca. 600km wären und dies doch viel zu weit ist. Ich antwortete ihm, daß ich bisher fast 10.000km gefahren bin und dies hatte ihn dann sichtlich überzeugt. Vielleicht hätte ich ja doch annehmen sollen, denn derzeit stürmt es doch mächtig und Sandwolken verfinstern den Himmel.

Die Schwarzmarkthändler ließen sich jedoch nicht so schnell abschütteln und ein Polizist meinte, daß wir doch außerhalb seiner Sichtweite tauschen sollten. Ich selbst wollte jedoch ganz offiziell bei der einzigen ortsansässigen Bank tauschen. Dort angekommen teilte mir der anwesende Mitarbeiter mit, daß er keinen aktuellen Kurs hätte. Ich bat ihm bei einer größeren Bank anzurufen wobei er mir antwortete, daß das Telefon kaputt sei. Er meinte nur, ob ich denn keine Geldwechsler gesehen hätte......

Ich ging zu diesen wieder zurück und mittlerweile war der Kurs gefallen. 1.250 Rupies wollte ich für 50 DM, 1.200 war man bereit mir zu geben. Als ich dann mit 2x20 DM und einem 10 DM Schein wechseln wollte sank der Kurs auf 1.150 Rupies, Geschäftsleute eben ging es mir durch den Kopf.

Ich willigte ein und gönnte mir erst einmal eine kühle Limo.

Bei keinem meiner bisherigen Grenzübergänge war der Unterschied zwischen den beiden Länder so krass, wie hier zwischen dem Iran und Pakistan. Die Straßen hier in Taftan sind nicht mehr asphaltiert, Menschen und Tiere leben auf engstem Raum zusammen. Alles wirkt wesentlich schmutziger als im Iran, die Leute hingegen sind ebenfalls freundlich. Natürlich wollte man mich gleich wieder zum Cay trinken einladen, doch zog ich es vor erst einmal das einzig ansässige Hotel (Pakistan Tourism Development Cooperation) aufzusuchen. Für ein Einzelzimmer wollte man hier stolze 400 Rupie und so buchte ich für die Hälfte ein Mehrbettzimmer. So wie es derzeit ausschaut bin ich jedoch der einzigste Gast.

Der Zeitunterschied zum Iran beträgt 1/2 Stunde und bin somit der deutschen Sommerzeit 3h voraus.

Mit 2 Minuten Verspätung hat Taftan nun Strom....., und das Leben scheint mir äußerst hart zu sein. Hiervon konnte ich mich beim Stadtbummel heute Nachmittag überzeugen. Bei diesem hatte ich mich mit einigen Leuten unterhalten und so erfahren, daß das Wasser z.B. per Tanklastzug von Quetta hierher transportiert wird. Die Stromversorgung wird um 15.00 und 20.00 für eine bestimmte Zeit gewährleistet. Außerdem erfuhr ich, daß hier schon lange kein Regen mehr gefallen sei, und es auch schon Tote gegeben hat, da die Leute kein Wasser zum trinken hatten. Zum Glück hatte ich schon geduscht, denn sonst wäre ich mit dem Naß wohl sorgsamer umgegangen. Das was ich heute bei meinem Stadtbummel gesehen und gehört hatte stimmte mich dann doch sehr nachdenklich.

Ich selber denke, daß ich bis Quetta versuchen werde jeweils in einem Hotel unterzukommen. Aufgrund der unsicheren Lage werde ich ein Übernachten in der Wüste vermeiden, falls möglich.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler25. Wissenswertes - B e l u c h i s t a n

 
  
    #227
4
20.05.13 21:11
ist die größte provinz pakistans mit der gleichzeitig geringsten siedlungsdichte.....

http://de.wikipedia.org/wiki/Belutschistan_(Pakistan)

gruss weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler131. Tag, 127km (9.796km), FR. 14.07.2000

 
  
    #228
6
21.05.13 17:50
Der heutige Tag hatte mal wieder einiges zu bieten, leider nicht nur positives....

Angefangen hat es damit, daß ich heute Nacht nicht sonderlich gut geschlafen habe. Zum einem habe ich in meinem Gemeinschaftszimmer noch 5 pakistanische Kollegen zugeteilt bekommen, außerdem hat sich in der Nacht eine englische Touristin 2 mal lauthals über nicht vorhandenen Strom beschwert. Der Grund war das nicht funktionieren der Ventilatoren und ich hatte mich über die englische Dame derart aufgeregt, daß ich sagte, sie sollte doch endlich ihren Mund halten. Schlimm ist doch in sog. Drittländer zu reisen, und dann noch evtl. westlichen Standard zu verlangen.... - diese Leute haben überhaupt nichts kapiert und wollen nur tolle adventure Bilder zu Hause zeigen.

So bin ich auf max. 3 Stunden Schlaf gekommen und war entsprechend gerädert am Morgen.

Gestern Abend hatte ich übrigens noch Torsten einen Heidelberger kennengelernt, und er ist auf dem Heimweg nach Deutschland. Er bot mir an überflüssigen Ballast mit heimzunehmen, was ich dankend annahm. So gab ich ihm die Irankarte, den Reiseführer sowie 4 Filme mit in der Hoffnung, so eine sichere und gleichzeitig billigere Variante für den Heimtransport zu haben. Die Idee mit dem Rad bis Quetta zu radeln fand er mehr als verrückt und war später dann jedoch mehr als begeistert, als ich ihm von meinen "Abenteuer" erzählte. Wir unterhielten uns bis kurz nach Mitternacht und es tat mir sichtlich gut, sich auch mal wieder auf Deutsch unterhalten zu können.

Zu Beginn des heutigen Tages hatte ich zuerst mächtigen Rückenwind, später blies er von der Seite.

Auf dem Weg nach Nok Kundi mußte ich insgesamt 3 Checkpoints passieren, wober der erste und dritte wohl offiziell waren. Beim ersten wollte man einige Rupies von mir doch sagte ich no....., man ließ mich eigentlich ohne weitere Probleme weiterfahren. Der 2. war evtl. ein Belutsche, der irgendeine Art Wegzoll verlangte, der Schlagbaum war zwar unten doch als ich kam ließ er mich ohne weiteres passieren. Den dritten konnte ich auch ohne weiteres passieren.

Diese Situationen haben mir mal wieder klar gemacht, daß ich eigentlich nichts aus dem Weg gehen kann. Auf der ganzen Teilstrecke haben mich heute höchstens 15 Autos überholt und so hätte man mich ohne weiteres ausrauben können.... Die Strecke war wesentlich eintöniger als im Iran und aufgrund des Windes wurde der Sand einige cm hoch über den Asphalt geweht. es war schon ein äußerst merkwürdiges Gefühl denn der Sand fühlte sich so an, wie wenn kleine Nadelstiche das Bein zwicken würden. Übrigens war es heute wieder ein besonders tolles Gefühl in kurzen Hosen radeln zu dürfen. Im Iran fuhr ich ja ständig mit meiner Trainingshose, die ich danach entsorgte.

Unterwegs hat dann leider die Kamera ihren Geist aufgegeben. Die über Monate andauernde Schüttlerei hat ihren Tribut, und das Objektiv ist aus der Kamera herausgerissen. Ich selbst kann dies nicht mehr reparieren und hoffe in Quetta einigermaßen etwas kaufen zu können. ärgerlich ist dies schon aber was soll ich machen? Bin ja nicht hier unterwegs um "schöne" Fotos zu schießen sondern will neue Länder, Kulturen kennenlernen.

Die Ankunft hier in Nok Kundi war für mich persönlich mal wieder absolut positiv. Mehrere Leute verschiedener Herkunft begrüßten mich hier im "Hotel" und sogleich wurde mir ein Einzelzimmer, in Form von Schuppen/Stall/Garage angeboten - das tolle war, ich durfte zum Nulltarif nächtigen. Gegessen habe ich dann auch noch Fleisch mit Reis, und habe mir als Vorrat 5!!! 1,5l Flaschen Wasser gekauft.

Das Leben hier in Pakistan wird für mich wohl wesentlich teurer werden als das im Iran, weil ich mir hier jeden Liter trinken wohl kaufen werde. Im Iran konnte das Wasser für die Bewässerung der Felder ungefiltert getrunken werden, hier bin ich vorsichtig. 1 1/2l Wasser kosten 20/25 Rupies, ne Coke 30/35 wobei die gekühlte die teurere ist.

Übrigens, das Wasser für die Dusche wurde aus einem Brunnen geholt, welches selbst für die Beltuchen nicht trinkbar ist.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler132. Tag, 167km (9.963km), Sa. 15.07.2000

 
  
    #229
5
21.05.13 19:53
Vor der heutigen Etappe stellte ich mir die Frage, wie ich dem Dehydrieren vorbeugen könnte. Ich wußte von Berichten, daß man gar nicht bewußt wahrnimmt wenn man dehydriert, und so entschloß ich mich für folgende Vorgehensweise. Alle 25 km SOLLTE ich einen Stopp eingelegt, und bei diesem mindestens 0,75l trinken.

Erstmals seit Tourbeginn war ich heute vor Sonnenaufgang startklar, sodaß ich mich noch einige Minuten  am Straßenrand aufhielt. Ich hatte ja kein Rücklicht und wollte somit auch nicht im Dunkeln biken. Ich hatte einen kurzen small talk mit einem Einheimischen am Straßenrand und dieser machte mir groß keine Hoffnungen, daß ich in Quetta ein geeignetes Fotogeschäft finden würde.

Bei ganz schwachem Sonnenlicht fuhr ich los, und beinahe wäre es zu einer Kollision mit einem Hund gekommen. Wir beide waren über diesen beinah Crash wohl gleichermaßen erschrocken - doch ging alles gut.

Die Strecke von Nok Kundi nach Dalmandin beträgt 167km, und genau diese km-Zahl hat mir heute auch mein Tacho angezeigt. Dies hat mich doch ein wenig gefreut, da ich ja doch nicht "geschummelt" hatte und die Angaben im Iran wohl falsch waren.

Meine heutige Wüstenrallaye war doch recht eintönig, da die Landschaft gleich blieb. Es ging größtenteils leicht bergauf, doch Berge waren am Horizont so gut wie nicht zu sehen, ansonsten Wüste so weit das Auge reichte. So ca. 2/3 des Weges hatte ich Rückenwind, sodaß ich heute auf einen Schnitt von 22,5 km/h kam. Hätte ich den Wind als "Feind" gegen mich gehabt, so wäre ein Radeln nach Quetta in diesem Tempo nicht möglich, zumindest nicht in diesem Tempo.

Ich hatte diese Etappenlänge ja auch gewählt, da ich wußte, daß am Ende "Hotel" auf mich wartete. Unterwegs hatte ich etliche Dromedare gesehen und ob diese "wild" sind weiß ich nicht. Der Autoverkehr wird auch stärker, sodaß mich derzeit ca. 10 Autos pro Stunde überholen.

Hier in Dalbandin habe ich mich gleich für 2 Nächte einquartiert, um meinem Körper ein Päuschen zu gönnen. Für ein Einzelzimmer MIT Toilette, natürlich jedoch OHNE Dusche zahle ich 120 Rupien....

Heute Abend werde ich mir seit lange Zeit mal wieder Spaghetti zubereiten, um meinen Kohlehydrat Haushalt aufzufüllen.

Gruß weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler132. Tag, 0km (9.963km), So. 16.07.2000

 
  
    #230
3
21.05.13 21:18
Kurz nach 16.00 habe ich mein 3 stündiges!! Mittagsschläfchen beendet, und möchte mich nun meiner weiteren Tourenplanung widmen. draußen tobt der Wind, und die nächsten 350km bis Quetta werden es wohl in sich haben. Am liebsten würde ich diesen "Husarenritt" in 2 Tagen hinter mich bringen, aber das ist wohl Illusion bzw. Wunschdenken.

Nach 84km kommt der Ort!? Padog und weitere 99km später das "Städtchen" Nushkin, in dem es auf alle Fälle ein Hotel geben soll. Das Wissen, 183km fahren zu müssen, und das bei diesen unberechenbaren Windverhältnisse ist für die Psycho gar nicht so einfach. Auch sollen ab jetzt die Straßenverhältnisse schlechter, und die Landschaft hügeliger werden. Quetta selbst liegt auf angenehmen 1.700Hm und bis dorthin müssen bestimmt noch einige Höhenmeter erklommen werden.

Vielleicht finde ich in Padag ja auch eine Bleibe und werde dann eben diese erste Etappe splitten... Von Nushki nach Quetta sind es 160km und diese werde ich wohl versuchen non stop zu meistern.

alles nur reine Spekulation und morgen werde ich on the road sehen, wie gut oder schlecht ich vorankomme. planen kann ich viel - bestimmen tut nur einer.......

Hier in Dalbandin bin ich heute morgen ein wenig "spazieren" gegangen und der "augenscheinliche bzw. soziale" Unterschied zum Iran ist doch enorm. Die Leute scheinen hier doch wesentlich weniger zu besitzen, sie erscheinen mir jedoch nicht unzufriedener zu sein. Als Fremder werde ich zwar ständig angesprochen, empfinde dieses jedoch nicht so aufdringlich wie im Iran. Gibt man den Leuten zu verstehen, daß an seine Ruhe haben möchte so wird dies auch entsprechend akzeptiert.

Entlang der Hauptstraße ist eigentlich der "iranische" Bazar und es gibt alles mögliche zu kaufen - nur fehlen die schützenden Gemäuer. Erheiternd war u.a. die Tatsache, daß ich gleich 2 riesige Werbeplaktate von Zahnärzten ausmachen konnte, die für ihre Praxis mit strahlend weißen Zähnen warben.

Die Lebensmittel, zumindest hier in Beluchistan sind doch wesentlich teurer als im Iran. Viele Produkte werden aus diesem Land importiert und erklärt somit auch die Preisunterschiede.  Gestern z.B. hatte ich stolze 13l Flüssigkeit zu mir genommen und bisher habe ich jeden Tropfen davon bezahlt.... Ich komme so auf 6-8 DM pro tag nur für das Trinken.....

Das einzig bisher negative ist die pakistanische Unsitte, überflüssigen Speichel einfach auszuspucken, egal wo man sich gerade befindet. Diese Verhalten kenne ich ja bereits aus dem Iran oder der Türkei doch hat man dort zumindest ein Waschbecken bzw. einen Spucknapf aufgesucht. verursacht wird es übrigens meistens durch Kautabak, der teures essen ersetzen soll....., evtl. benebelt er auch ein wenig.

Auf der einzig ansässigen Bank wollte ich dann noch ein wenig Geld tauschen, doch hatte diese leider geschlossen. Ich hoffe nur, daß ich in Quetta etwas tauschen kann, denn sonst sehe ich wirklich alt aus.

Nachdenklich haben mich am Nachmittag dann noch 2 Tatsachen gestimmt. Zum einem lief ich an eine Denk-/Mahnmal vorbei, welches an den ersten Atombombenversuche in Pakistan erinnerte. 1998 soll der erste erfolgreiche Test in den Chagai Hills stattgefunden haben.. - nicht allzu weit entfernt von Dalbandin und die wenigsten hier können sich wohl vorstellen, welche Auswirkungen ein solcher Test haben kann.

Das 2. war ein evtl. tollwütiger Hund, welcher einen Esel attackierte, und ein Stückchen Fleisch aus dem hinteren Becken riß. Der Hund war äußerst aggressiv, keinen störte es...., und sichtlich hungrig.....

Gruß weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler26. Wissenswertes - nuclear tests..

 
  
    #231
2
21.05.13 21:36
.... W A H N S I N N

Chagai Hills are often confused as being the location of Pakistan's nuclear tests of 28 May 1998, which were not carried out in the Chagai Hills but in the Ras Koh Hills, which is an entirely different range of hills to the south of Chagai Hills and separated from the Chagai Hills by a large valley. The confusion may arise from the fact that both the Chagai Hills and the Ras Koh Hills are situated in the Chagai District with the same name.[1][2]

http://en.wikipedia.org/wiki/The_Chagai_Hills

gruss weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler134. Tag, 101km (10.064km), Mo. 17.07.2000

 
  
    #232
4
22.05.13 17:36
Heute, an meinem 134. Tourtag habe ich dann doch schon ein etwas größeres Jubiläum zu feiern. Mit dem 10.000ten km hatte ich etwas erreicht, was ich zwar erwartet hatte, doch nicht garantieren konnte. Wie viele km noch folgen werden weiß nur Gott. Es ist einfach ein komisches Gefühl, am km-Zähler diese 5 stellige Zahl zu sehen. Ich hielt an, ließ einige Stationen meines bisher Erlebten Revue passieren, und dankte abermals Gott, daß ich so weit kommen konnte.

Die Fahrt heute war trotz schlechter werdender Straßenverhältnisse recht einfach, immerhin fuhr ich nen Schnitt von 23,4km/h. Die Ursache hierfür war abermals der starke Rückenwind. Sollte der Rückenwind bleiben, so müßte ich Quetta (ca. 260km) trotz anstehender "Bergetappen" in 2 Tagen erreichen können. Ich kann es nicht oft genug betonen, daß ein Radeln in umgekehrter Richtung, also von Quetta nach Taftan in diesem Tempo unmöglich wäre.

Auch heute wurde feiner sand über den Asphalt "gepeitscht", teilweise gab es Verwehungen, sodaß das Rad geschoben werden mußte. Zum Glück waren diese nur wenige Meter lang den sonst hätte ich wahrlich Probleme bekommen. Die Straße ist ab Dalbandin eigentlich nur noch einspurig und bei Gegenverkehr muß man schon auf der Hut sein. Sobald ich einen LKW sah zog ich es vor am Straßenrand zu halten.

Das beste an diesen Sandstürmen ist eigentlich die Tatsache, das das Tageslicht "neblig/staubig" ist wie im Herbst, und somit die Sonne nicht ihre wahre Kraft entfalten kann, die Temperaturen halten sich dadurch auch in Grenzen.

Heute bin ich dann am 3.009m hohen Ras Kah vorbeigefahren, doch konnte ich aufgrund des Sandes so gut wie nichts erkennen. die km Angaben meiner Nelles Karte scheinen auch nicht zu stimmen, denn lt. Karte hätten es 84km sein sollen, geradlet bin ich jedoch 101km... - zum Glück bin ich nicht zu Fuß unterwegs, bis Nushki sollen es ebenso viele sein.

In Padag bin ich in einem Resthouse untergebracht und zahle im großen Gemeinschaftsraum wahrscheinlich 50 Rupies.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler135. Tag, 101km (10.165km), Di. 18.07.2000

 
  
    #233
3
22.05.13 18:50
Ob ich heute morgen erstmalig in meinem Leben die Zeche geprellt habe kann ich nicht sagen, doch habe ich für die Nacht letztendlich nichts gezahlt. Gestern Abend sagte man mir noch, ich wollte ja früh aufbrechen, daß wenn der Mann zum Abkassieren nicht käme könne ich ruhig losfahren. Ich lies mich nicht 2mal bitten, und bin heute morgen wieder recht früh losgefahren.

Das Fahren selbst war heute dann doch anstrengender als in den letzten Tagen zuvor, und dies lag hauptsächlich am schlechter werdenden Straßenbelag. selbst als Radler mußte man vor den zahlreichen Schlaglöcher auf der Hut sein, denn sie waren nicht immer gut zu erkennen. Eine Unachtsamkeit und eine der Felgen hätte hinüber sein können. Erneut war es sandig/trüb, sodaß man keine klare Sicht hatte.

Die fahrt selbst folgte fast den ganzen Tag über entlang eines Gebirges, für ca. 30km konnte man an geschützten Stellen gar Landwirtschaft erkennen. Angebaut wurde Mais, Sonnenblumen und vor allem Melonen. Die grünen Farbtupfer sorgten für schöne Abwechslung in der sonst steinig/sandigen Landschaft.

Was auch auffiel war die Tatsache, daß ich heute gleich an mehreren Nomadensiedlungen vorbeigefahren bin. Ihre Häuser/Zelte bestanden aus Stroh bzw. Häuten. Mit diesen Siedlungen waren auch mehrere Dromedare bzw. Ziegen zu sehen.

So langsam aber sicher bekomme ich auch einen Vorgeschmack darauf, was mich an Rummel erwartet, wenn ich Städte ansteuere. Sobald mich die Kinder erspäht haben, kommen sie an die Straße gerannt und "schreien" nach einem pen. Gibt man ihnen nichts, dann wird auch schon einmal mit der Steinschleuder nach mir geschossen. Meine Devise lautet jedoch nichts zu geben, da ein solches Verhalten das Reisen der nächsten Touristengeneration nur erschwert.

Mit Nashki selbst hatte ich meine wohl größte Stadt in Pakistan erreicht, vielleicht 10.000 Leute, und bin dort für 50 Rupies in einem "Einzelzimmer" untergekommen. Das Zimmer ähnelt mehr einem "Stall" bzw. Garage doch habe ich einen Raum für mich alleine. Das "Hotel" mitten im Bazar und die hygienischen Bedingungen stellen das bisher erlebte in den Schatten. Alles ist staubig, es gibt ein einziges Klo, geduscht wird mit der Schöpfkelle, ist ja o.k., wobei das Wasser nicht unbedingt frisch ist - es ist halt naß u.s.w. Mir selbst machen diese Bedingungen ja recht wenig aus, da ich mich peau a peau langsam dran gewöhnt habe. Was aber muß es für einen Schock sin, wenn ein Touris in einen Flieger steigt, und dann in einem Drittland wieder aussteigt - dieser Touris kann ja nur geschockt sein und diesen Rummel, Gestank als ablehnend empfinden.

Hier in Noshki hatte ich dann auch wieder jede menge interessanter Gespräche, sodaß ich mir ernsthaft überlegte, eine weitere Nacht zu bleiben. Auf dem Bazar z.b. sah ich keine einzige Frau, diese muß es jedoch geben, da auch Kinder zu sehen waren. Vermutlich spielt sich ihr Leben größtenteils im Hause bzw. den eigenen 4 Wänden ab. Immer wieder werde ich gefragt, ob ich gläubig bin und genauso oft bekenne ich mich zum Christentum. Bei der Religionsfrage gab es bisher nie ein Problem, weder in der Türkei, dem Iran noch hier in Pakistan. Mir erscheint fast, das es den Muslimen wichtig ist, das man überhaupt glaubt, egal an was.

Überall scheint es auch die gleichen Probleme zu geben. Jeder schimpft über den Staat, die Kurden ebenso wie die Belutchen und am liebsten möchte man doch einen eigenen Staat. Hier wäre es das Belutschistan (incl. Teile vom Iran bzw. Afghanistan), in der Türkei Kurdistan.

Gruß Weltumradler  

80430 Postings, 5584 Tage Lou2009hat er sich jetzt verfahren ??

 
  
    #234
4
28.05.13 20:41

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler@lou2009

 
  
    #235
3
30.05.13 17:37
keine angst.... - weltumradler verradeln sich nicht!, doch werde ich zukünftige auszeiten ankündigen. war für 6 tage bei meinen Kaulquappen und habe die angelsession aufgrund des "herrlich" nassen wetters 2 tage früher als geplant abgebrochen.

möchte mich mit dem tagebuchschreiben ja nicht unter druck setzen, und das schreiben nimmt doch ein wenig mehr zeit in anspruch als ich ursprünglich gedacht hatte. weiß ehrlich gesagt gar nicht, wo ich all die zeit während der tour hergenommen habe. natürlich könnte man als einiges weglassen, vieles wiederholt sich halt wie im normalen alltag auch, doch dann wäre es auch kein tagebuch mehr.

gruss weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler136. Tag, 148km (10.313km), Mi. 19.07.2000

 
  
    #236
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30.05.13 18:31
Eine Woche lang bin ich nun bereits in Pakistan, und habe mit dem Erreichen von Quetta meine erste Wüstenrallaye vorerst beendet. Seit Esfahan bin ich größtenteils der Wüste Lut gefolgt, und habe dabei immerhin ca. 1.900km zurückgelegt. Die Temperaturen hier in Pakistan sind aufgrund des aufgewirbelten Sand jedoch erträglich, es ist schon komisch wie "nebelig" trüb der Himmel ausschaut.

Die Fahrt heute ging größtenteils durch das Gebirge und insgesamt mußten 3 Hügel erklommen werden. Vom Streckenprofil her war es mit Sicherheit das Anspruchvollste seit langem, auch war der Tagesabschnitt recht lang. Am ersten Anstieg überholte ich 2 mit Steinen vollbeladenen LKW`s und lieferte mir mit denen ein Rennen bis Quetta - welches ich natürlich gewann. Die Fahrer staunten nicht schlecht als der grazy german sie stehen ließ...., vermutlich konnte beim Anstieg lediglich der erste Gang benutzt werden.

Obwohl ich heute fast 9 Stunden reine Fahrzeit hatte, hat das Radeln viel spaß gemacht. Vielleicht hat ja auch der bevorstehende, mehrtägige Aufenthalt in Quetta beflügelt. Je mehr ich mich der Hauptstadt Beluchistans näherte, desto mehr kleinere Oasen befanden sich am Wegesrand. In diesen luftigen Höhen wächst auch wildes Grünzeug, und diese Pflanzen werden von den umherstreunenden Ziegen und Dromedare gefressen. Diese Fruchtbarkeit ist wohl auch der Grund dafür, daß sich hier jede Menge Nomaden aufhalten. Eine Ansiedlung von mehreren hundert Zelten hatte ich dann auch bei meinem letzten Anstieg kurz vor Quetta angetroffen. Es war schon ein tolles Bild fressende Dromedare vor den Zelten der Wanderhirten anzutreffen.

Ich hatte mir dann kurzfristig ernsthaft überlegt, einfach mal die Straße zu verlassen, um eines der Zelte aufzusuchen, um dann evtl. 1 oder 2 Nächte bei einer solchen Familie zu übernachten. Dann jedoch ließ ich es sein, denn was sollte ein solcher Besuch denen schon bringen? Vielleicht ein wenig Abwechslung im Alltagsleben und sonst?! Ich jedenfalls zog es dann doch vor weiterzuradeln, um nicht in ihren Lebensraum einzudringen. Für mich wäre es bestimmt etwas abenteuerliches gewesen, bei den Nomaden hätte ich evtl. Sehnsüchte geweckt. Unterhalten hätten wir uns wohl eh nicht können und deren Wasservorräte wollte ich auch nicht aufbrauchen.

Mit dem Erreichen von Quetta machte ich dann erst einmal Bekanntschaft mit einem Steinewerfer. Zum Glück traf das faustgroße Wurfgeschoß jedoch nur meinen Rucksack. Außer mir vor Wut stieg ich in die Bremsen, wollte auf den Mann zugehen, doch der Feigling flüchtete. Ich war recht müde und dadurch wohl auch ein wenig gereizt. Die anderen Pakistani schauten emotionslos zu, doch glaube ich nicht, daß sie diesen Steinwurf für gut empfunden hatten.

Hier in Quetta habe ich mich erst einmal für 3 Nächte in dem Hotel Bloom Star einquartiert, 65 Rupie pro Nacht, campe jedoch aus Kostengründen mit meinem Zelt auf dem Rasenplatz der Hotelanlage.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler137. Tag, 0km (10.313km), Do. 20.07.2000

 
  
    #237
4
30.05.13 19:15
Heute Nacht habe ich äußerst schlecht geschlafen, und bin bereits gegen 6.30 aufgestanden. Grund hierfür war ein laut eingeschalteter Fernseher, der bis 2.30 lief.

Mein aufgeschlagenes Zelt stand natürlich im Blickpunkt der Hotelgäste, doch hatte ich vor denen meine Ruhe.

Als erstes machte ich mich dann auf die Suche nach einer Bank, um Geld abzuheben. Bei der Bank of Pakistan hatte ich kein Glück und der hilfsbereite Mitarbeiter meinte, daß ich dies nur in Karachi könne. Karachi?!, dachte ich mir, das darf doch nicht wahr sein. Laut meines Lonely Planet müßte das Wechseln jedoch bei der Bank of Australia (ANZ) möglich sein und siehe da, es klappte. Das Abheben ging ohne Probleme vonstatten, doch war die Gebühr von 350 Rupies (ca. 14 DM) für die abgehobenen 17.500 Rupies dann doch recht viel (2%). Das Campen im Hotel kostete z.B. lediglich 65 Rupies pro Nacht. 723 DM sind eine Menge Holz, doch wollte ich mir hier in Quetta ja noch eine Kamera kaufen.

Nach ca. 3 Stunden suchen auf den Basaren von Quetta wurde ich fündig, und für stolze 13.000 Rupies kaufte ich mir eine Yashika 108. Dies ist zwar eine Menge Geld doch für eine gebrauchte Canon mußte man in etwa das gleiche bezahlen. Das Objektiv reicht von 35-70mm, sodaß ich mir irgendwo wohl noch ein Zoom besorgen werde. Früheste Möglichkeit hierzu wird evtl. Islamabad sein. Einen Skylight Filter konnte ich leider auch nicht auftreiben.

Die Kamera selbst macht auf mich einen soliden Eindruck, und ich bin echt gespannt, wie die ersten Bilder/Dias werden. Probeaufnahmen werde ich keine machen in der Hoffnung, daß das ganze auch funktioniert. Immerhin ist es ja eine neue Kamera.

Zuletzt bin ich dann noch auf die Post gegangen um den Iranbericht nach Hause zu schicken. Ein Päckchen bis 1kg kostet 600, jedes weitere kg 130 Rupies.

Relativ müde bin ich dann ins Bloom Star Hotel angekommen und habe reichlich Tomaten zu Abend gegessen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler138. Tag, 0km (10.313km), Fr. 21.07.2000

 
  
    #239
3
30.05.13 20:00
Vom heutigen Tag gibt es eigentlich nichts besonderes zu berichten, es sei denn, daß ich bis 8.00!!!! geschlafen habe. Danach ging es erst einmal wieder in die Stadt um einfach mal die Leute zu beobachten.

So hat der "Bäcker" z.b. seinen Backofen in die Erde versenkt, klatscht den Teig gegen die erhitze Wand und schwups die wups hält man ein frisches, warmes Fladenbrot zum Verzehr. Die Auto-, Esel-, Fahrradfahrer halten sich die Wage, Fußgänger sind noch in Überzahl. Die übervoll beladenen Busse, LKW`s, Sammeltaxen machen einem schnell klar, daß man sich in einer anderen, unbekannten Welt befindet. Ich liebe es einfach dem treiben zuzuschauen und kann dies stundenlang tun.

Zum Frühstück gab`s dann erst einmal 2 Eier mit 2 Broten sowie 4 Tassen Tee. Das Nichtstun gefällt mir so gut, vielleicht ist es ja auch nur der Respekt vor der Weiterfahrt, daß ich mich kurzerhand entschlossen habe, eine weitere Nacht hier im Hotel zu bleiben. Die Temperaturen sind einfach angenehm, sodaß ich mich gut von den Strapazen der letzten Tage/Wochen erholen kann.

Bei so viel Aktionismus darf der Mittagsschlaf natürlich nicht fehlen, auf schlappe 3 Stunden habe ich es heute Mittag gebracht.

Morgen werde ich mich hauptsächlich Black Beauty, sowie meiner weiteren Tourenplanung widmen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler139. Tag, 0km (10.313km), Sa. 22.07.2000

 
  
    #240
3
30.05.13 20:34
Heute Morgen bin ich bereits gegen 4.30 wach geworden, und fühlte mich nicht sonderlich wohl. Ich ging daraufhin auf die Toilette und mußte leicht erbrechen. Leicht wohl nur deshalb, weil ich gestern nicht viel gegessen hatte. Mit der Verpflegung hier in Pakistan muß ich schon aufpassen. An was es lag kann ich nicht genau sagen, hatte gestern jedoch 2 Mango-Fruchtsäfte mit Milch zu mir genommen. Die Fruchtbar selbst machte auf mich einen sauberen Eindruck.

Danach machte ich mich auf den Weg ANZ Grindlays Bank und wollte abermals 12.000 Rupies abheben. Nach langem warten teilte mir der Banker mit, daß dies nicht ginge. Ich war doch ein wenig überrascht und teilte ihm mit, daß ich doch erst gestern einen höheren Betrag abgehoben hätte. Der Grund für das Scheitern lag jedoch wohl in meinem 1.000DM Limit pro Tag und der Vorgang von gestern war wohl noch nicht vollends bearbeitet. Bei einem weiteren Versuch über "nur" noch 6.500 Rupies klappte es dann einwandfrei. Dieses Geld müßte auf alle Fälle bis Islamabad reichen.

Danach habe ich bei den Eltern angerufen und ihnen mein "Wohlbefinden" mitgeteilt. Für die Gespräche habe ich insgesamt 30DM bezahlt, und für mich ist es immer ein blödes Gefühl, in einem Schwellenland wie Pakistan, einen solch hohen Betrag am Schalter zu bezahlen. Die Einheimischen telefonieren vielleicht für 1DM und dann kommt ein so reicher Weißer und verhökert locker einen Wochenlohn.

Allen geht es gut und sie freuen sich nach wie vor über jedes Lebenszeichen von mir. Papa meinte nur, ob ich denn wirklich durch das wilde Beluchistan gefahren wäre........ Er hat sich den Ort Quetta notiert und wird mit Sicherheit gleich schauen wo dies liegt. Als nächstes werde ich aus Islamabad anrufen und von dort aus wohl auch ein E-Mail mit den neuesten Hausaufgaben an meine Mangerin schreiben.

Danach stärkte ich mich mit chicken und chapatti und zuvor gab es einen Chickenburger.

Bei Black Beauty reinigte ich die Kette mit Benzin und jetzt funkelt sie wieder wie neu. Meine alte Kamera + Objektiv habe ich dem Hotelpersonal geschenkt in der Hoffnung, daß sie noch einen anständigen Preis erzielen können. Das Gewinde von Objektiv war zwar ausgerissen, doch vielleicht kann es ja noch irgendwie repariert werden.

Heute Abend werde ich wohl noch den Banker von der Bank of Pakistan treffen, und gemeinsam wollen wir die Stadt unsicher machen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler140. Tag, 95km (10.408km), So. 23.07.2000

 
  
    #241
2
30.05.13 21:53
Nach 4 Tagen Quetta Aufenthalt hat mich die Straße wieder. Danach hat es heute Nacht eigentlich nicht ausgeschaut. Der Dünnpfiff ist stärker geworden und heute morgen hatte ich mir ernsthaft überlegt, evtl. eine weitere Nacht hier im Hotel zu verbringen. Insgesamt 3mal habe ich die Toilette aufgesucht, um "Wasser" zu lassen.

Gegen 6.30 habe ich mich dann doch entschlossen aufzubrechen. Meinen Magen hielt ich leer und somit hatte ich auch tagsüber keine Probleme.....

Da ich wußte, daß heute wenig km anstanden, und die Temperaturen zudem angenehm waren, war ein Aufbrechen gegen 7.30 auch nicht zu spät. Das Tagesziel lautete Kach, und dieses wollte ich auf einer Nebenstraße erreichen. Ich fuhr aus Quetta heraus, jedoch auf einer Hauptstraße. Da die Beschilderung ausschließlich in Urdu geschrieben war hatte ich keine Chance......

Nach ca. 35km erreichte ich Kuchlagh und dort habe ich mich dann das 2. mal während meiner Tour verfahren. Im Gewühle der Menschen verpaßte ich die Abfahrt nach Kanai, und folgte der Straße auf der ich mich befand. Ich war auf dem besten Weg nach Afghanistan und zum Glück erreichte ich einen Checkpoint nach ca. 8km, der mich auf den Fehler aufmerksam machte. Das Verfahren hielt sich somit in Grenzen, doch mußten die 8km natürlich wieder zurück geradelt werden. Ich selbst stärkte mich dort erst einmal wieder mit einer Cola, gegessen wurde sicherheitshalber nichts. Bei diesem Stop lernte ich einen 105 jährigen Mann kennen, der mir seinen Platz anbot....... Er sah recht rüstig aus und war sichtlich erleichtert als ich mich als Deutscher zu erkennen gab. Überhaupt sind die Leute erleichtert, wenn sie erfahren, daß ich kein Amerikaner bin.

Der Weg führte nun entlang eines Gebirges und entlang der Straße passierte ich einige Siedlungen und sah zahlreiche Nomaden. In der Gegend hier hat es angeblich seit Jahren nicht mehr geregnet und dies hatte zur Folge, daß neben zahlreichen Vieh auch Menschen verdurstet sind. Der Monsun bringt die Wolken nur bis Ziarat, das gerade einmal 40km Luftlinie entfernt liegt. Auch heute war der Himmel in dieser Richtung bewölkt, ob es jedoch geregnet hat weiß ich nicht.

In Kanai habe ich dann die Hauptstraße Richtung Kach verlassen, und hatte diese so gut wie für mich alleine. Für die nächsten 18km ging es dann fast ständig leicht bergauf, und der Ort selbst besteht eigentlich nur aus mehreren Guesthouse mit Essensmöglichkeiten. In einem von diesen übernachte ich auf einer Britsche zum Nulltarif.

Auf die Frage, wo denn hier die Toilette wäre deutete er mit den Finger auf die umliegende Landschaft, schaute in den Himmel und meinte "open air"......

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler141. Tag, 66km (10.464km), Mo. 24.07.2000

 
  
    #242
3
30.05.13 22:30
Nach der seit langem schlafreichsten Nacht bin ich heute gegen 6.45 aufgestanden, um erst einmal ein stilles Örtchen außerhalb des Ortes aufzusuchen. Beim Stuhlgang hatte sich leider nichts verbessert, und sollte dies morgen auch noch so sein, werde ich wohl Tabletten zu mir nehmen müssen. Dadurch, daß ich derzeit tagsüber so gut wie nichts esse, habe ich aber auch genügend Bewegungsfreiheit.

Kurz vor 8.00 bin ich dann losgefahren und nach 8km ging es für weitere 5km steil bergauf, welche im 1. bzw. 2. Gang getreten werden mußten. Oben angekommen wurden die Straßenverhältnisse zunehmend schwieriger. Die Abfahrt konnte leider nicht genossen werden, da sich schlechter Asphalt mit Schottereinlagen abwechselten. Die Landschaft wurde zunehmend grüner, es wurde reichlich Obst angebaut. Die Berge entlang der Straße waren aufgrund des diesigen Wetter leider nicht gut zu erkennen.

In einem kleinen Ort kurz vor Ziarat wurde ich dann abermals mit Gegenständen beworfen, dieses mal waren es Steine und Äpfel. Beim ersten mal war es ein Junge und beim zweiten mal ein Erwachsener, dem ich den talk/stop verweigerte. Beide flüchteten und diese Feigheit erzürnte mich so sehr, daß ich einen am Wegesrand liegenden, großen Stein vor Wut auf der Straße zertrümmerte. Die Leute um mich herum wußten gar nicht weshalb ich so wütend war, und versuchten mich zu beruhigen. Ich lehnte jede Hilfe ab und fuhr kommentarlos weiter.

Im ca. 2.400m hoch gelegenen Ziarat suchte ich sage und 3 Stunden lang nach einer bezahlbaren Bleibe. Jene, welche ich gegen 13.30 hätte haben können erschienen mir zu teuer, 200 - 1.500 Rupies/Nacht, später waren die günstigen dann vergeben. Zuletzt versuchte ich dann mit meinem Zelt unterzukommen und beim 2. Versuch klappte es beim PTDC, welches für ein Einzelzimmer stolze 1.500 Rupies verlangt. Dem Chef muß ich es wohl angetan haben, denn zuerst wollte er nicht, dass ich Zelte, später durfte ich dann zum Nulltarif. Das Finden eines geeigneten Schlafplatzes war anstrengender als die heutige Bergetappe. Selbst 2 in Civil verkleidete Polizisten konnten mir bei der Zimmersuche nicht helfen.

Völlig genervt stand ich dann wieder etlichen Pakistani Rede und Antwort. Nach einem ausgiebigen Abendessen, natürlich gab es wieder Hühnchen mit Reis und Chapatti, fuhr ich dann mit einem von Ihnen und seiner Familiy (Frau und Sohn) zu einem schönen Aussichtspunkt. Diese kleine Spritztour sowie die Unterhaltung tat mir dann doch sichtlich gut, sodaß ich ihn morgen wohl nochmals aufsuchen werde.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler142. Tag, 0km (10.464km), Di. 25.07.2000

 
  
    #243
2
30.05.13 23:04
Erneut habe ich gut geschlafen, und die frische Luft auf gut 2.000m tut mir sichtlich gut. Das erfreulichste vom heutigen Tag ist jedoch mit Sicherheit die Tatsache, daß mein Stuhlgang wieder in Ordnung ist. Für die Zukunft muß ich vielleicht doch ein wenig mehr aufpassen.

Heute Morgen gab es dann erst einmal 3 äußerst winzige Eier zum Frühstück mit gesüßten Tee. Die Gegend selbst habe ich mir nicht angeschaut, sondern bin ausschließlich im Ort spazieren gegangen. Der Mittagsschlaf durfte an einem Ruhetag natürlich nicht fehlen, und danach wollte ich mich der weiteren Tourenplanung widmen.

Irgendwann am Mittag erschien dann fast die komplette Familie des Hotelmanagers im Garten, wo ich mein Zelt aufgeschlagen hatte. Ich wußte nicht so recht, wie ich mich denn gegenüber so vielen Frauen hätte verhalten sollen. Die Familie bestand aus 10 Kindern wobei immerhin 7 Töchter waren. "Zum Glück" erschien wenig später auch noch die Mutter, sodaß ich mich dann hauptsächlich mit ihr unterhielt. Anscheinend ist es entgegen meiner bisherigen Vermutung kein Problem sich mit Frauen in der Öffentlichkeit zu unterhalten. Zumindest war dies hier der Fall. Aufgrund meiner weißen Hautfarbe bin ich für die Frauen vermutlich interessant, evtl. ist es auch die komische Art mit dem Rad unterwegs zu sein, auf alle Fälle wurde oft nach mir umgedreht...... "Neidische" Blicke pakistanischer Männer konnte ich jedoch auch ausmachen.

Bei meiner Planung bin ich dann nur bis zum morgigen Ziel, dem der Loralai gekommen. Sollte ich dort ein schönes Plätzchen finden werde ich evtl. einen weiteren Ruhetag einlegen.

Es ist jetzt 16.30 und der Hunger treibt mich ein weiteres mal in den Ort. Später werde ich noch versuchen den Mann von gestern aufzusuchen.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler143. Tag, 96km (10.560km), Mi. 26.07.2000

 
  
    #244
3
31.05.13 09:00
Die heutige Etappe von Ziarat nach Loralai war doch anstrengender als ich gedacht hatte. Dies lag jedoch nicht am Streckenprofil sondern vielmehr an der Tatsache, daß die Straßenverhältnisse evtl. die schlechtesten seit dem Start waren.

Die ersten 8km ging es noch auf geschätzte 2.800hm bergauf, und hierbei machte sich der schlechte Belag nicht so bemerkbar. Auf der Paßhöhe angekommen hatte ich immerhin noch einen Schnitt von 9,9km/h. Die Fahrt dorthin führte laut einem pakistanischen Prospekt durch den ältesten Wald auf unserer Welt. Die ältesten Bäume sollen bis zu 5.000 Jahre alt sein. Aufgrund des spärlichen Niederschlages haben die Bäume ein langsames Wachstum und werden max. 20m hoch. Man darf sich auch nicht vorstellen, daß der Wald dicht sei, man könnte sich in ihm kaum verstecken.

Am Wegesrand sah ich vereinzelte Hütten, die größtenteils verlassen aussahen, einige Nomaden und ab und zu gar Landwirtschaft. Großen Bammel hatte ich vor evtl. frei herumlaufende Hunde, doch konnte ich zum Glück keine sichten. In den letzten beiden Nächte konnte ich mehrere Rudel ausmachen, doch betraten sie den Campingplatz nicht.

Auf den nächsten 40km Abfahrt konnte diese leider nicht genossen werden, da der Schotter teilweise wirklich übel war. Mich wunderte auf alle Fälle, daß das Hinterrad gehalten hatte. Die Landschaft selbst war an dieser "Hanglage" dank intensivsten Obstanbau und herrlicher Berglandschaft wirklich super, doch mußte ich mich leider zu sehr auf die Straße konzentrieren. Die Plantagen werden dabei teilweise mit Hilfe von Tanklastwägen bewässert.

Zuletzt war die Straße neu, sodaß ich immerhin noch auf einen Tagesschnitt von 14km/h kam.

Loralai selbst erreichte ich relativ müde und bin hier in einem Hotel für 75 Rupies untergekommen, ich buchte abermals für 2 Nächte. Wie niedrig der Ort liegt weiß ich nicht, doch auf den letzten 80km ging es ja fast ständig bergab. Das kühle Wetter der letzten Tage scheint jedoch erst einmal vorbei zu sein. Aufgrund meiner Müdigkeit werde ich wohl erst morgen den Stadtbummel machen. Jetzt erst scheine ich das milde Klima in Ziarat so richtig wahr zunehmen und mir ist klar, weshalb dies einer der beliebtesten Urlaubsorte in Pakistan ist.

Hute Abend hatte ich dann mal wieder einen jener Erlebnisse, welche mich immer so vorantreiben. Beim Abendessen kam ein kleiner Junge zu mir und meinte:" are you christian?" Yes, antwortete ich ihm und daraufhin zeigte er mir ein Kreuz, welches an seiner Halskette hing. Kurze Zeit später mußte ich 2 weiteren Jungen einfach nur die Hände schütteln und ein älterer Herr wollte gar, daß ich ihm seinen 100 Rupien Schein mit meiner Unterschrift "verzierte". Dies sind kurze, kleine Augenblicke, die mir immer wieder verdeutlichen, daß ich mich halt doch in einer anderen Welt befinde.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler28. Wissenswertes - P a k i s t a n

 
  
    #245
2
31.05.13 09:20
für alle, die etwas genaueres über das Land erfahren möchten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Pakistan

sowie Interesse am Streckenverlauf haben.
http://www.weltkarte.com/uploads/pics/reliefkarte-pakistan.jpg

gruss weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler144. Tag, 0km (10.560km), Do. 27.07.2000

 
  
    #246
2
31.05.13 10:07
Den heutigen Tag habe ich hauptsächlich mit meiner weiteren Tourenplanung sowie der Pakistan Zusammenfassung verbracht. Immerhin befinde ich mich jetzt schon wieder 2 Wochen in diesem wilden, rauen Land.

Nach längerem Hin und Her habe ich mich nun für folgende Weiterfahrt entschlossen. Zunächst geht es erst einmal nach Dera Ghazi Khan, ca. 280km. Ob ich diesen Ort jedoch tatsächlich erreichen werde, hängt u.a. von den Straßenverhältnisse ab. Ich möchte nun nämlich definitiv nicht direkt nach Laore radeln, sondern werde die Stadt wohl erst auf dem Rückweg nach Indien besuchen. Der KKH (Karakorum Highway) ist mein großes Ziel, und sollte eine Weiterfahrt durch Tibet aufgrund der behördlichen Schwierigkeiten mit der Einreise scheitern, wird eben in Indien "geschwitzt".

Geplant ist jetzt erst einmal die direkte Fahrt in den Norden Pakistans und zwar als erstes nach Dera Ismail Khan. Sollten die Straßenverhältnisse der 50er in Ordnung sein, so werde ich dieser folgen. Dies hätte zum einen den Vorteil, daß ich noch längere Zeit in höheren, angenehmeren Gefilden biken, und zum anderen den sicherlich zahlreichen Schnaken im Indusgebiet ausweichen könnte. Den weiteren Verlauf mache ich dann von den Sicherheitsverhältnisse abhängig, und werde dem Rat der Einheimischen folgen, evtl. aber auch Polizisten fragen.

Die beste Route wäre wohl direkt nach Peshawar zu fahren, doch hiervor haben mir die Einheimischen abgeraten, der Streckenverlauf läge zu nah an der Afghanischen Grenze. Ich würde Orte passieren, die laut meinem lonely planet Führer als äußerst unsicher gelten (Bammu Kohat). Ob ich mir für diese Tour dann auch noch ein Permit besorgen müßte, weiß ich auch nicht.

Bei meinem heutigen Stadtbummel habe ich dann einen Mann kenngelernt, der für Röntgenaufnahmen zuständig war. Er lud mich in seine Praxis ein, wir aßen zusammen Chapatti und während des Essens kamen Patienten vorbei, bei denen diverse Röntgenaufnahmen gemacht werden mußten. Diese ließen sich von meiner Anwesenheit nicht stören, und so schaute ich interessant zu. Die Leute werden von den Ärzten zu ihm geschickt, und mit der Aufnahme in der Hand werden diese wieder aufgesucht. Eine Röntgenaufnahme der Lendenwirbel kostet so z.B. 300 Rupies, also umgerechnete 12DM. Nur Bares ist wahres und vermutlich gibt es für den Normalbürger keinerlei Versicherungsschutz. Wer kein Geld hat muß es sich entweder leihen oder auf die Aufnahme verzichten.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler145. Tag, 132km (10.692km), Fr. 28.07.2000

 
  
    #247
2
31.05.13 11:02
Nach meiner heutigen Hinterradinspektion werde ich meine gestrigen Planungen wohl ad acta legen müssen. Ziel muß es jetzt sein so schnell wie möglich, d.h. auf dem kürzesten Weg nach Islamabad zu geraten. Der Grund hierfür liegt an den deutlich größer gewordenen Risse an der hinteren Felge. Diese Vergrößerung stammt vermutlich nicht von der heutigen Tagesetappe, sondern von der vorherigen. Zudem muß ich darauf achten, daß die Straßenverhältnisse so gut wie möglich sind, leider weiß man dies immer nur im Nachhinein.

Heute morgen bin ich dann wieder relativ früh losgefahren, d.h. ich habe gegen 6.30 der Loralai Lebewohl gesagt. Bereits kurz hinter dem Ort wurde es einspurig und so blieb es auch den ganzen Tag über. Der Verkehr hielt sich jedoch in Grenzen, sodaß ich fast immer Ideallinie radeln konnte.

Auf den ersten 40km ging es leicht bergab und die Gegend wurde größtenteils für die Landwirtschaft genutzt. Die Strecke war äußerst kurvenreich, sodaß man nicht vorrausschauend fahren konnte, auf alle Fälle war es nicht langweilig. Diese kleine, grüne Landschaft war wohl ein kleiner Vorgeschmack darauf, was mich am Indus wohl erwarten wird.

Etwas Bammel hatte ich dann doch vor evtl. versteckten "Steinewerfer". Es waren recht viele Leute entlang der Straße anzutreffen und sicherlich war ich nicht allen willkommen. Vielleicht hätte ich ja doch mit dem Deutschlandfähnchen losradeln sollen, um amerikanischen Verwechslungen vorzubeugen.... Heute war es diesbezüglich jedoch ruhig und eigentlich kann ja auch nichts passieren, da die Feiglinge ja erst dann werfen, wenn man sie bereits passiert hat. Anders soll dies allerdings auf manchen Teilstrecken entlang des KKH`s sein, wenn die Werfer oben am Hang stehen oder gezielt mit einer Steinschleuder geschossen wird.

Heute ist mir dann seit langer Zeit mal wieder ein Hund hinterher gerannt, und nach diesem Adrenalinstoß hatte ich für einige Zeit wacklige Knien. In Mekthar dann, nach immerhin 80km habe ich mich erst einmal mit 3 Cokes gestärkt. Eigentlich wollte ich auch etwas zu Mittag essen, doch erschien mir 10.30 hierfür zu früh. Nach ca. 30 minütiger Pause ging es weiter und von dort an lief es nicht mehr ganz so flüssig wie zuvor. Es wurde zunehmend hügeliger und außerdem frischte der Wind doch merklich auf.

Nach guten 6h reiner Fahrzeit, zuletzt ging es fast ausschließlich durch unbewohntes Gebiet, erreichte ich meinen Nächtigungsort Kingri. Was mir als erstes auffiel war die Tatsache, daß einige "bärtige" Männer hier auf offener Straße mit vermutlichen Kalaschnikovs herumliefen. Ich fragte einem dieser ob es eine wäre, und sichtlich stolz präsentierte er mir sein Gewehr. Vermutlich befinde ich mich hier ebenfalls in einem vom Staat unkontrolliertem Gebiet, dies soll im Norden Pakistan jedenfalls der Fall sein. Einheimische teilten mir zudem mit, daß die Gegend von Ziarat bis nach Rakhni äußerst unsicher sei. Nachdem mir nun etliche Leute abgeraten haben nach Dera Ismail Khan zu fahren, werde ich dies nun auch sein lassen.

Morgen geht es nun also nochmals ins Gebirge und zwar nach Fort Munro,  es soll dort äußerst schön und angenehm kühl sein. Die Strecke bis dort sind ca. 60km und bis Dera Gahzi Kahn sind es ca. 140km. Ich möchte auf keinen Fall durchfahren.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler146. Tag, 67km (10.759km), Sa. 29.07.2000

 
  
    #248
2
31.05.13 11:53
Obwohl wir gerade erst 15.00 haben schreibe ich bereits Tagebuch, da ich heute Abend vermutlich keine Zeit mehr hierzu haben werde. Grund hierfür sind 2 äußerst hilfsbereite Männer aus DG Kahn, die mir heute Mittag noch die Gegend zeigen möchten.

Derzeit befinde ich mich in Fort Munro, und der insgesamt 16km lange Anstieg von Rakhni hierauf hatte es doch ganz schön in sich. Auf alle Fälle war dies der anstrengendste seit langem, und geschätzte 800-900 Hm galt es zu überwinden. Hier oben ist es jedoch angenehm kühl und dies entschädigt für die Strapazen. Morgen geht es nun wieder hinab ins Tal, und in DG Kahn soll es tagsüber derzeit über 40 Grad haben.

Kurz nach Rakhni hatte ich übrigens die Provinz Beluchistan verlassen, und befinde mich nun im Punjab, der mit Abstand bevölkerungsreichsten Provinz des Landes. Punjab bedeutet 5 Flüsse und diese sind Sutlej, Ravi, Beas, Jhelum und Chenab. Diese münden in den Indus und machen das Gebiet so fruchtbar. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung Pakistans lebt in dieser Region. Angebaut wird hauptsächlich Baumwolle, Reis, Obst, Zucker und andere Lebensmittel, auch hat sich die heimische Industrie (u.a. Stahl, Chemie, Textil) hier niedergelassen.

Die Fahrt heute morgen von Kingri nach Raghni hat mir dann eindrucksvoll gezeigt, wozu der Monsun fähig ist. Aufgrund des Regens vor ein paar Tagen beginnt das Gras sowie andere Pflanzen zart zu wachsen. es war ein äußerst emotionales Gefühl entlang dieser frischen, grünen Vegetation zu radlen. Einige Wasserbüffel konnte ich auch schon ausmachen und auf den meist noch braunen Feldern, wird fleißig gearbeitet. Ich bin wirklich gespannt, wie ich auf die grünen, meist zur Landwirtschaft genutzten Flußtäler reagieren werde, trotz Moskitos und Verkehr.

Na ja, aus dem die Gegend anschauen ist leider nichts geworden, denn heute Mittag hatte ich keinen der beiden Männer mehr angetroffen. Dafür habe ich einen anderen Pakistani kennengelernt, welcher insgesamt 4 jahre lang in Deutschland gearbeitet hat. Immerhin ist er Besitzer 2er Hotels in diesem kleinen Ort. Seit gut 3 Monaten hat er jedoch ein Problem mit seinem rechten Auge und dieses tränt seitdem. Grund hierfür war ein kleines "Steinchen", welches während des Motorradfahren in sein Auge gelangte. Die Ärzte können ihm jedoch nicht helfen und so wartet er auf Besserung. Er teilte mir ebenfalls mit, daß er Vater von 7 Kinder sei und 3 davon taubstumm wären.....

Er hat mich dann für 20.00 zum Essen eingeladen. Er selbst lobte Deutschland in höchsten Töne und hatte während seiner Zeit von 1979-1983 keinerlei Probleme.

Gruß Weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler29. Wissenswertes - Provinz P u n j a b

 
  
    #249
31.05.13 12:00
".....Der Punjab war die Bezeichnung für eine ehemalige Provinz in Britisch-Indien von 1849 bis 1947. 1947 wurde das Gebiet zwischen den nun unabhängig gewordenen Staaten Pakistan (Provinz Punjab) und Indischer Union (Bundesstaat Punjab) aufgeteilt......"

http://de.wikipedia.org/wiki/Punjab

gruss weltumradler  

6713 Postings, 5415 Tage weltumradler147. Tag, 82km (10.841km), So. 30.07.2000

 
  
    #250
31.05.13 13:11
Der gestrige Abend verlief dann doch mal wieder anders, als ursprünglich geplant. Zuerst traf ich dann doch noch die Männer vom Vormittag, und gemeinsam besichtigten wir das fast 2.000 Meter hoch gelegene Fort Munro. Hierbei handelt es sich nicht im eigentlichen Sinne ausschließlich um ein Fort, sondern um ein touristisch erschlossenes Gebiet, welches mir äußerst gut gefiel. Neben zahlreichen Hotels, im Vergleich zu Ziarat waren diese "billig", hat man künstliche Seen angelegt, auch gibt es verschiedene Wandermöglichkeiten. Für mich jedenfalls einer der schönsten Flecken Pakistans, welche ich bisher gesehen habe.

Punkt 20.00 war ich dann wie vereinbart im tiefer gelegenen Ort, um wie vereinbart mit dem Hotelmanager gemeinsam zu Abend zu essen, ich wartete, wartete und wartete..... Er kam zwar kurz vorbei teilte mir jedoch mit, daß er im anderen Hotel arbeiten müsse. So gesehen hatte ich mir dann doch ein wenig mehr vom Abend versprochen.

Heute Morgen ging es dann erneut gegen 6.00 los und was folgte war eine rasante Abfahrt, sofern dies die Straßenverhältnisse bzw. der Verkehr zuließen. Außer meinen Steuerkünsten war nichts gefordert, doch mit jedem km näherte ich mich dem Glutofen Pakistans. Das Sulaiman Gebirge sorgte für herrliche Panoramablicke, die Straße schlängelte sich entlang des Gebirges. Immer wieder hielt ich an, um einen Blick zurück zu werfen. Die Schluchten waren teilweise 200-300m tief.

Mit dem Erreichen der Ebene war es aber dann auch vorbei mit der Schönheit der Landschaft. Zuerst durchfuhr ich für ca. 20km ein Gebiet, wo zahlreiche Pakistani damit beschäftigt waren, Steine in bestimmte Größen zu klopfen. Die Leute saßen am Straßenrand und bekamen ihr Klopfmaterial per LKW angefahren. Die Steine werden wohl größtenteils für den Straßenbau verwendet.

Danach wurde es wieder wüstenähnlicher und sogleich sah man wieder Dromedare entlang der Straße.

Bereits gegen 10.30 erreichte ich DG Kahn und so ca. 5km zuvor begann man die Fläche wieder landwirtschaftlich zu nutzen. Was mir am meisten auffiel waren die "bärenstarken" Büffel, die ab und zu vor dem Karren gespannt waren. Solche Bilder kannte ich bisher nur aus dem Fernsehen, und hatte sie eigentlich erst für Indien erwartet.

Das Hotel sagt mir zu, und so habe ich mich abermals für 2 Nächte einquartiert. Ich möchte ja nicht so hetzen wie im Iran, und vielleicht kann ich mich ja so ein wenig besser an das Klima anpassen. Mittelfristig geht es ja bald in den kühlen Norden Pakistans, doch für die nächsten 10 Tage erwarte ich Temperaturen zwischen 35 - 43 Grad. Islamabad z.B. soll im August als Tageshöchsttemperatur 35 im Schnitt haben.

Gruss Weltumradler

http://img.xcitefun.net/users/2011/06/254097,xcitefun-fort-munro-2.jpg
http://cdn.fotocommunity.com/photos/1604221.jpg  

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