Lebenstraum Weltumradlung
Gestern habe ich so 2 mal Reis mit Hühnchen und Lamm gegessen, vielleicht liegt die Ursache jedoch auch im Trinken von Fruchtsäften. Natürlich sind diese eisgekühlt, doch soll ich wirklich auf die wenigen Dinge, welche meinem Gaumen erfreuen verzichten? Da nehme ich doch lieber einige Gänge mehr auf die Toilette in kauf, solange es nichts ernsthaftes ist. Vielleich ist jedoch auch nur der alte Infekt erneut ausgebrochen.
Knappe 3 Wochen, 19 Tage, befinde ich mich nun in Pakistan und bereits zwei mal hat es mich erwischt. Es ist ja nicht so, daß mich Magenkrämpfe schütteln, auch werde ich tagsüber in meinem Entdeckungsdrang kaum eingeschränkt und dennoch könnte ich auf dies verzichten.
Den heutigen Tag habe ich dann auch fast ausschließlich auf dem Zimmer verbracht und sehr viel geschlafen. Dieses Faulenzen tut mir äußerst gut, und auf dem Zimmer habe ich fast meine Ruhe. Der Aufenthalt draußen bei ca. 40 Grad ist doch recht anstrengend, auch das ständig angesprochen werden. Eigentlich hatte ich mir dies gar schlimmer vorgestellt, doch wird sich dies wohl leider auch noch steigern, spätestens in Indien falls es mit der Tibetquerung nichts werden sollte.
Nichts desto trotz werde ich mich jetzt nochmals Richtung Bazar aufmachen, um den Gestank, den Müll, das Hektische und dem allgemeinen Treiben aufzusaugen bzw. zuzusehen. Irgendwie hat dies alles zusammen dann doch etwas faszinierendes an sich.
Gruß Weltumradler
Heute Morgen war es bereits gegen 6.00 schwülwarm, sodaß ich trotz ebener Strecke sofort ins Schwitzen kam. Dies ist wohl ein kleiner Vorgeschmack, was mich in einigen Monaten in Südostasien erwarten wird. Auf alle Fälle hatte ich heute recht starken Seitenwind, und sollte die Windrichtung bleiben müßte ich in den nächsten Tagen "angeschoben" werden.
Das mit Abstand am interessanteste am heutigen Tag war das Queren des Indus, dem ich jetzt gute 1.000km folgen werde, sowie dessen Überschwemmungsgebiet. Es tut einem schon gut, nach soviel Trockenheit der letzten Wochen und Monate endlich mal wieder größere zusammenhängende Grünflächen zu sehen. Auf so ca. 40km Breite schätze ich das Anbaugebiet, hier in Muzaffagarh wird es jetzt doch schon wieder trockener.
Nach der grünen Landschaft haben mir vor allem die vielen Wasserbüffel entlang der Straße gefallen. Welch ein Kontrast zu den Ziegen bzw. Dromedare der letzten Wochen. An manchen Wasserstellen hatten sie ihr morgendliches Bad genommen. Schon beeindruckend was für Lasten diese Kraftpakete ziehen können.
Zur Mittagszeit war ich dann auf einer Bank, um einen 1.000 Rupie Schein wechseln zu können, und wurde gleich dem Manager vorgestellt. Eine Einladung zu einem Mittagsessen hatte ich jedoch dankend abgelehnt, da ich mich bereits heute Abend mit einem anderen Mann treffen werde. Die Gastfreundschaft hier ist abermals enorm, und manchmal rege ich mich über mich selbst auf, wenn ich dann den Pakistani gegenüber "pampig" reagiere. Nach 3 Monaten im Mittelpunkt stehen sehne ich mich ab und zu schon ein wenig mehr nach Anonymität. Zu Beginn fand ich es vielleicht ja noch toll im Mittelpunkt des Interesses zu stehen, jetzt nervt es aber doch schon hin und wieder.
Gruß Weltumradler
Auch wenn es zuletzt ein wenig holprig war, befinden sich die Straßen in einem guten Zustand, glücklicherweise hat der Verkehr auch abgenommen. Sollten die Bedingungen so bleiben, müßte ich bis Islamabad schönstes Radlerareal haben.
Die Strecke war heute größtenteils flach, und die Reisfelder sowie die Arbeitstiere sorgten für einen wahren Augenschmaus. Die Leute hier entlang der Nebenstraße sind Touristen sichtlich kaum gewöhnt, und so wird jeder Schritt aufmerksam beobachtet. Manchmal komme ich mir vor wie ein Ausstellungsstück oder Außerirdischer.
Ich werde nun doch nicht versuchen Islamabad bereits am Samstag zu erreichen, denn hierzu hätte ich heute doch noch einige km mehr radeln müssen. Dies wäre wohl ohne weiteres möglich gewesen, doch hatte ich hierzu einfach keine Lust.
Meinen heutigen Nächtigungsort Ahmadpur Sial erreichte ich bereits gegen 11.00 und machte ca. 30km zuvor mein einzigsten Päuschen. In den letzten Tagen, Wochen bin ich eigentlich fast immer ohne große Nahrungsaufnahme bis zu meinem Tagesziel durchgefahren.
Gruß Weltumradler
Bei einem Stopp zählte ich heute schlappe 53 Personen, und es grenzt schon schier an ein Wunder, daß ich hierbei noch überhaupt Luft bekomme. Selbst beim Radfahren hat man ständig Begleiter, egal ob mit dem Moped oder dem Rad. Hat man dann mal einen Radler abgehängt hängt einem der nächste am Hinterrad. Was am meisten nervt sind die nicht enden wollenden Standardfragen wie: Country?, married?, Family, where are you going.... u.s.w. Ich hatte im Vorfeld schon von diesen psychischen Belastungen gelesen, daß sie mich aber dann so belasten würden hätte ich nicht gedacht. Noch habe ich mich ja einigermaßen im Griff und es kam noch zu keinen Handgreiflichkeiten, geschrien hatte ich jedoch schon öfters.
Das eigentlich schlimme an diesen Situationen ist wohl eher die Tatsache, daß ich mich mehr über mich selbst aufrege als über die pakistanische Neugier. Keiner hat mich schließlich zu diesem Trip gezwungen, und was muß ich mir auch einspurige "Hauptstraßen" aussuchen, auf denen so gut wie keine Touristen unterwegs sind. Die Pakistani verhalten sich ja nur gemäß ihrem Glauben, und dieser "befielt" ihnen eben Gäste bzw. Fremde gegenüber einzuladen. Vielleich muß ich mich Ihnen gegenüber ja auch nur mehr öffnen, doch dann komme ich ja überhaupt nicht mehr vom Fleck. Außerdem sollte ich diesen Leute die gleiche Aufmerksamkeit entgegenbringen, wie ich sie den Menschen vor Wochen entgegengebracht hatte. Bei Temperauren um die 40 Grad fällt dies jedoch nicht leicht.....
Landschaftlich war das Streckenprofil allerdings erneut sehenswert. So ca. 2/3 des heutigen Tages radelte ich entlang von Reisfeldern, welche im Einzugsgebiet des Flusses Jhelum angebaut wurden. Auf dieser Teilstrecke gab es selbstverständlich jede Menge kleinerer Ortschaften. Zuletzt ging es dann wieder entlang der Thal Wüste doch der Grünstreifen der Anbaufelder war immer sichtbar.
Aufbauend ist auch die Tatsache, daß ich in voraussichtlich 3 Fahrtagen Islamabad erreicht habe, und mir dann eine längere Auszeit können werde. Sollte ich in Kushab oder Chakwal ein wirklich schönes Hotel finden werde ich evtl. noch einen weiteren Ruhetag einlegen.
Mein Stuhlgang ist mittlerweile wieder in Ordnung, allerdings habe ich jetzt ein wenig Blut im Urin. Sollte dies nicht besser werden, werde ich mich wohl in Islamabad untersuchen lassen. Beim Wasser lassen schmerzt die Harnröhre ein wenig und ich hoffe, daß ich mir nichts ernsthaftes eingefangen habe.
So, jetzt hoffe ich erst einmal auf eine ruhige Nacht. Das zelt habe ich übrigens neben einem Resthouse aufgeschlagen.
Gruß Weltumradler
So, doch nun zum Tagesgeschäft. Nachdem gestern noch 3 Männer vorbeikamen und meinten, ich sollte doch lieber im Raum schlafen, habe ich mein Zelt sicherheitshalber unter das Vordach des Guesthouse gestellt. Gegen 20.00 machte sich dann der Monsun mit einem kurzen, heftigen Gewitter und einigen Sturmböen bemerkbar, doch danach konnte ich ruhig schlafen. Falls möglich übernachte ich lieber im Zelt, der Moskito wegen.
Bereits gegen 5.00 bin ich aufgestanden, und auf gutem Asphalt ging es dann vorerst wieder durch die Wüste. Der beste Asphalt nützt jedoch nichts, wenn Treibsand die Fahrbahn bedeckt. Zum Glück waren diese Passagen selten länger als 30 Meter, denn das Schieben durch den Sand war doch äußerst anstrengend.
In Bullo hatte ich dann heute wieder die erste Gelegenheit mich über die pakistanische Mentalität ein wenig aufzuregen. Ich wollte dort frühstücken und bekam zur Antwort, daß dies in 5 Minuten fertig wäre. Nach ca. 1/4 Stunde harkte ich nach, und abermals hieß es five minutes. Als ich nach einer knappen Stunde immer noch nichts zu beißen hatte, fuhr ich sichtlich genervt und hungrig weiter um anderweitig das Frühstück einzunehmen.
Kurze Zeit später wurde ich dann von einem Polizisten in Zivil angehalten. Ich selbst verlangte seinen Ausweis und dieser schien mir in Ordnung zu sein. Danach mußte ich mit ihm auf die Polizeistation und der Mann gab mir zu verstehen, daß nur der zuständige Officer meinen Ausweis prüfen könne. Dieser wäre jedoch derzeit nicht da aber in five minutes...... Schon wieder platzte mir innerlich der Kragen und ich setzte mich demonstrativ auf die Straße. Die Herren boten mir einen Stuhl an, doch ließ ich diesen verwaist stehen, ebenso zog ich es vor mein lauwarmes Wasser aus der Trinkflasche zu trinken und zog dies dem angebotenen kühlen Naß vor. Aufgrund meines desaströsen Auftrittes hatte sich mittlerweile eine Menschentraube an der Straße gebildet.
Nach ca. 45 min. kam dann endlich der zuständige Officer und dieser verlangte nach meinem Ausweis. Er fragte nach meiner Nationalität und ich nach seinem Vorgesetzten, natürlich ließ ich mir auch seinen Ausweis zeigen. Für mich war es einfach unverständlich, daß lediglich eine Person kontrollberechtigt war und ich auf diese fast 1h warten mußte. Obwohl ich wußte, daß die Staatsmänner am längeren Hebel sitzen machte ich keinerlei Bücklinge. Natürlich wurde jetzt auch mein Gepäck durchsucht, jedoch nur pro forma. die ganze Prozedur dauerte nicht einmal 2 Minuten und danach ließ man mich ziehen.
Man sagte mir auch, daß dies Sicherheitsgebiet wäre, und ich in den nächsten 15km keinerlei Stopp einlegen dürfte. Ich radelte murrisch drauf los und bemerkte wenig später, daß mir einige hundert Meter hinter mir 2 Männer auf einem Moped "unauffällig" folgten. Unterwegs habe ich ihnen dann doch des öfteren zugewunken.....
In diesem Bereich war dann auch ein riesiger Kühlturm zu sehen, und vielleicht handelte es sich hier ja auch um ein Kernkraftwerk, welches für die Anreicherung Uran benötigt wird.
Nach Titri wurde die Landschaft wieder grüner und teilweise radelte ich sogar durch Wälder.
In Kushab selber zeigten mir dann erneut 2 Polizisten in Zivil ein äußerst einfaches Hotel. Es kostete lediglich 50 Rupies pro Nacht und hierfür darf man die Ansprüche auch nicht zu hoch stellen.
Gruß Weltumradler
Bilder vom möglichen Reaktor
http://www.globalsecurity.org/wmd/world/pakistan/...actor_closeup.jpg
http://defense-update.com/analysis/sat_images/khushab_reactor_04.jpg
Zwischen dem Aufstehen und dem Mittagsschlaf war ich gute 2h in der Stadt bummeln, bin jedoch recht schnell wieder vor der Hitze ins Hotelzimmer geflüchtet. Hier, unter ständig laufenden Ventilatoren ist es halt doch am gemütlichsten. Vielleicht war es heute aber auch nur besonders heiß, denn vielen Pakistani stand der Schweiß auf der Stirn, bei mir floß er natürlich wieder in strömen.
Das minimale Blut im Urin ist nicht mehr sichtbar, lediglich ein leichtes Stechen ist beim Wasser lassen noch zu spüren.
Heute Mittag habe ich mich dann ausführlich mit der Pakistanlektüre beschäftigt und mußte feststellen, daß ich mich bei einem längeren Aufenthalt als 30 Tage nochmals registrieren lassen muß, trotz 6 Monatsvisa. Dies werde ich entweder in Islamabad oder Rawalpindi erledigen.
Mit dem heutigen Tag bin ich exakt 5 Monate unterwegs, und wie viele noch folgen werden weiß ich nicht. Erstmals seit Tourbeginn frage ich mich ernsthaft ob mein ganzes Vorhaben überhaupt Sinn macht. Vermutlich hängt diese Ziellosigkeit einfach auch mit dem Rummel um meine Person zusammen, und ich einfach mehr die Ruhe und Natur liebe als die Menschenmassen hier in Pakistan. Für mich ist es halt einfach nur nervtötend immer "Rede und Antwort" stehen zu müssen, egal wo man sich befindet. Zum Glück kommen jetzt ja bald die Berge und diese werden mir sicher den nächsten Motivationsschub verleihen. Ich hoffe nur sehnlichst, daß dies mit der Tibetgenehmigung klappt, ansonsten müßte ich ja durch Indien. Derzeit bin ich sogar bereit, für diese Genehmigung ein recht teures für einen längeren Aufenthalt zu bezahlen, um Indien zu umgehen.
Jetzt warten wir doch erst einmal ab wie`s kommt und fahren nach Islamabad, denn dort werde ich Klarheit über meinen weiteren Tourverlauf bekommen. Die Strecke morgen nach Chakwal soll recht hügelig sein.
Gruß Weltumradler
Angefangen hat es damit, daß die heutige Nacht alles andere wie schlafreich war. Zuerst hatten wir einen Stromausfall worauf der Ventilator seinen Dienst versagte, und ich dementsprechend schweißgebadet mich im Bett umherwälzte. Danach wurde es im Flur recht laut, doch zum Glück hatte ich tags zuvor ja reichlich geschlafen.
Als ich mich dann kurz nach 6.00 auf Black Beauty schwang, konnte ich kaum auf dem Sattel sitzen. Grund hierfür war ein äußerst schmerzhafter Furunkel auf der rechten Beckenseite. Es kostete ganz schön Überwindung auf dem Sattel zu sitzen aber irgendwie ging es. Bisher hatte ich mit meinem Hintern keinerlei Probleme, diese Infektion führe ich wohl auf mangelnde Hygiene zurück.
Ich fuhr nun Richtung Salt Range und beim insgesamt 17km langen Anstieg nach Pait, meistens mußte im 2. Gang getreten werden, wurde ich erstmals körperlich angegriffen bzw. geschlagen. Zu Beginn des Anstieges sah ich einen Pakistani am Wegesrand sitzen, der mir irgendetwas von water, god und hundret Rupien zurief. Da ich mich im schweißtreibenden Anstieg befand fuhr ich ohne anzuhalten weiter, auch dachte ich mir, daß er doch jederzeit ein Auto hätte anhalten können. Das kostbare Naß benötigte ich doch selbst, egoistisch gedacht. Einige Zeit später sah ich ihn abermals am Straßenrand und das "Spiel" wiederholte sich noch einige male. Der Mann überholte mich wohl per Anhalter um kurze Zeit später auszusteigen und auf mich zu warten. Irgendwann nervte mich der Mann so sehr, daß ich ihm eine halbvolle Wasserflasche hinwarf. Als ich ihn danach wieder am Straßenrand stehen sah gab ich Gas, fuhr auf den Mann zu und hätte ihn am liebsten wohl gerammt.... Ich zeigte ihm den Stinkefinger und fluchte, daß Allah ihm doch helfen solle.
Eine halbe Stunde lang passierte nichts, und dann überholte mich ein vollbeladener Toyota Bus mit reichlich Tempo. Das Fahrzeug fuhr äußerst nah an mir vorbei, und entweder bekam ich einen Schlag mit einem Gegenstand oder einer Hand auf meinen Kopf. Zum Glück touchierte mich das Fahrzeug nicht, auch hatte ich einen Helm auf. Das Gefährlichere war wohl der Überholvorgang, vielleicht hatten sie ja auch nur nicht richtig getroffen......
In Pait stärkte ich mich dann erst einmal mit einer Cola sowie Fruchtsäften, und berichtete außer mir vor Wut den Einheimischen von dem Vorgang im Anstieg. Diese waren sichtlich schockiert und wollten mich gleich ins Resthouse einladen. Ich lehnte dankend ab und hatte nur noch ein Ziel vor Augen und das hieß Islamabad bzw. Chakwal. Vermutlich hatte ich durch mein aggressives Verhalten ja auch zumindest eine Teilschuld an diesem Geschehen.
Von Pait aus fuhr ich dann auf einer Art Hochplateau entlang der Salt Range. Fahrerisch war dies erneut vom Allerfeinsten. Zwar war es nicht so grün wie in den Flußtälern, dafür jedoch angenehm kühl. In meinem heutigen Zielort Chakwal stieg das Thermometer immerhin auf stolze 43 Grad....!!!!
24h Schweiß auf meiner Haut gehen natürlich nicht spurlos an ihr vorüber. Heute habe ich einen riesen Ausschlag auf meiner Haut festgestellt, und es juckt und beißt gewaltig. Ich vermutete schon Flöhe oder Bisse von Bettwanzen, doch ein äußerst hilfsbereiter Mann meinte, daß es sich um einen Hitzeausschlag handelte. Er besorgte mir ein kühlendes Puder und meinte leicht lächelnd "it comes and it goes....". Bin echt gespannt ob das Puder ein wenig Linderung verschafft.
Sollte ich morgen fahren können (Hintern!!!!), werde ich versuchen das 100km entfernte Islamabad erreichen zu können, um mir dort eine längere Pause zu gönnen.
Gruss Weltumradlung
Zum Glück ging es heute größtenteils leicht bergab, sodaß nicht kräftig getreten werden mußte. Auf den letzten 40km befand ich mich dann auf der Hauptstraße von Lahore nach Islamabad, und der Verkehr auf dieser war ein absolutes Greuel. Vorbei war es mit dem überschaubaren Verkehr, ebenso erschien mir die Landschaft bei weitem nicht mehr so sehenswert als die Tage zuvor, auch sah ich erstmalig Zäune aus Stacheldraht.
Mit der ländlichen Idylle scheint es vorbei zu sein, und irgendwie hatte ich den Eindruck, daß die Leute teilweise apathisch am Straßenrand saßen. Selbst dem Vieh gewährte man nicht mehr seine Freiheit, und die Tiere waren meistens an Bäume festgebunden, vielleicht geschah dies ja auch alles zum Schutze der Autofahrer.
Als ich dann "freudestrahlend" Islamabad erreichte entschied ich mich für das Übernachten auf einem Campingplatz nahe des Zentrums. Es waren nicht die billigeren (50 Rupien/Nacht)Übernachtungsmöglichkeiten, die mich zu diesem Entschluß kommen ließen sondern vielmehr die Tatsache, daß ich hoffte einen anderen Biker, der ebenfalls den KKH fahren wollte, anzutreffen.
Tatsächlich war dann auch ein Französischer anwesend, doch hat es ihn bös erwischt. Er leidet unter Fieber, Schüttelfrost und starkem Durchfall. Er vermutete, daß die Krankheit durch das Trinken von "heimischen" Wassers zustande kam, ich hatte ja immer Wasser teuer gekauft. Auf alle Fälle muß er die Krankheit erst einmal auskurieren, möchte dann ebenfalls den KKH fahren, wird jedoch vermutlich früher aufbrechen.
Morgen hat das chin. Konsulat geschlossen, sodaß ich dies wohl erst übermorgen aufsuchen werde. Der Franzose gab mir den Ratschlag, auf keinen Fall mein Bike bzw. die Tibetquerung zu erwähnen, da dies Probleme bei der Visaerteilung mit sich bringen könne.
Gruß Weltumradler
http://de.wikipedia.org/wiki/Islamabad
gruss weltumradler
Schlaflos deshalb, weil herumstreunende Hunde Nachts mehrfach mein Zelt aufspürten, und Krähen zudem einen Höllenlärm verursachten. Grund hierfür war ein aus dem Nest gefallenes Junge, welches von den Elterntieren verteidigt und von den anderen attackiert wurde. Dieses Junge hatte sich heute Nacht dann in mein Zelt verirrt, ich wickelte es in ein Handtuch um es anderweitig wieder auszusetzen. Seitdem meinen es die Elterntieren gar nicht gut mit mir, und ich wurde bereits mehrfach in Alfred Hitchcock Manier am Kopf attackiert, wage es dennoch ohne Helm auf dem Campingplatz umherzulaufen....
Heute Morgen wollte ich mich dann eigentlich nur ein wenig in der Stadt umsehen, blieb dann jedoch bereits sehr bald für mehrere Stunden an einer Shell Tankstelle hängen. Ich traute meinen Augen nicht was ich dort alles zu sehen bekam. Ein Auswahl an Süßigkeiten, Pizzastückchen, süßen Stückchen sowie verschiedene Eissorten ließen mir mein Radlerherz höher schlagen. Der Raum war selbstverständlich voll klimatisiert, und nach Wochen des Entbehrens ließ ich es mir so richtig gut gehen.
Bei den intensiven Gesprächen mit den Betreibern konnte ich erfahren, daß gute Bikeshops ausschließlich in Rawalpindi anzutreffen seien, außerdem auch Fotogeschäfte wo ich mir ja einen Skylite Filter sowie evtl. Zoom für meine neue Kamera besorgen wollte. In 2 oder evtl. 3 Tagen werde ich dann versuchen, alles entsprechend zu erledigen.
Danach ging ich zur Union Bank of Amerika um mit meiner Visa Card cash Money zu besorgen, hierzu war es jedoch schon zu spät.
Wieder auf dem Campingplatz angekommen unterhielt ich mich dann mit dem Franzosen über den weiteren Tourverlauf. Morgen werden wir wohl gemeinsam auf das chinesische Konsulat gehen.
Am späten Nachmittag ging ich dann nochmals in die City um mir 3 Paar Socken, 2 neue T-Shirts sowie ein Handtuch zu kaufen, die alten Sachen wurden entsprechend entsorgt.....
Gruß Weltumradler
Sehr schön geschrieben und absolut lesenswert!
Weiter so!
hatte ursprünglich ja schon darauf gehofft, daß hier auch ein wenig ein Erfahrungsaustausch über die gerade beradelten länder stattfindet - sind wohl zu exotisch.....
es tut schon mal gut ein wenig rsonanz über die beiträge zu erhalten. aufgrund des regentages werde ich heute wohl noch ein wenig tippen, um mir am abend dann das dfb finale in einer kneipe reinzuziehen.
investiere aufgrund des tagebuches wenig zeit in meinem "aktienthread", die boianer mögen mir hoffentlich verzeihen.....
gruss weltumradleer
Dazwischen habe ich abermals die Union Bank aufgesucht, um gegen eine Gebühr von 3% insgesamt 15.000 Rupien abzuheben. Das Reisen mit Traveller Checks wäre vielleicht doch die billigere Alternative gewesen, evtl. lasse ich mir durch meine Managerin welche besorgen und zuschicken.
Danach ging ich zur indischen Botschaft um mir ein Visa Antragsformular zu besorgen. Angeblich soll das Ausstellen des Visas innerhalb eines Tages vonstatten gehen.
Bei der chinesischen Botschaft hatte ich kein so Glück, denn der Mann an der Rezeption wollte sichtlich seine Ruhe und vertröstete mich auf morgen.
Beide Embassies nehmen Anträge nur zwischen 9.00 - 12.00 entgegen.
Der Plan ist nun morgen auf der chin. Botschaft mit offenen Karten zu spielen in der Hoffnung, daß ich doch mein 3 Monatsvisa sowie die Genehmigung für die Tibetquerung erhalten werde. Einer meiner größten Träume vor Beginn meiner Radtour war ja die Querung Tibets auf dem sogenannten Himalaya Highway. Das Visa dürfte kein Problem sein, die Genehmigung hingegen schon.
Eine Alternative hatte ich mir gedanklich auch schon zurechtgelegt, und zwar den Kashmir/Laddakh circle. Frederic, der Franzose ist diese Strecke gefahren und meinte, daß dies trotz kriegerischer Zustände zwischen Pakistan und Indien kein Problem wäre. Immerhin gäbe es dort auch einige Pässe über 5.000m.... Frederic ist im wahrsten Sinne ein Radverrückter und hat in seinem Leben bei mehreren Touren bereits ca. 400.000km zurückgelegt.......
Ich hoffe doch sehr, daß ich all meine Sachen bis Montag erledigen kann, damit wir gemeinsam den KKH in Angriff nehmen können. Die geplanten Wanderungen würden dann zwar ins Wasser fallen, ebenso die Besichtigung Peshawar und des Swat Valleys. Sollte das mit Tibet nicht klappen komme ich ja eh wieder zurück und kann evtl. versäumtes ja nachholen.
Gruß Weltumradler
Nach erneut schlafloser Nacht, bedingt durch kurze, heftige Gewitter und Schauereinlagen in der Nacht, ging es als erstes zur foreigner registration station um mich hier in Islamabad registrieren zu lassen. Dies ist dann nötig, wenn man beabsichtigt länger als 30 Tage in Pakistan zu bleiben, unabhängig von der Dauer des Visas. Laut meines lonely planet kann es sonst bei der Ausreise zu Problemen kommen. Dies wußte ich nicht, und man hätte mir dies ruhig auch auf dem pakistanischen Konsulat in Ankara mitteilen können.
Aufgeregt habe ich mich dann mal wieder über die Schnelligkeit des Beamten, der bei der Arbeit schier einzuschlafen drohte. Im Gegensatz zu diesem hier arbeiten unsere zu Hause wohl im Akkord....
Danach fuhr ich direkt zur indischen Botschaft und hier wurde man als Ausländer, sprich Deutscher bevorzugt behandelt. Einerseits fand ich dies nicht i.O., nahm dann dies jedoch gerne in Anspruch, da ich mich sonst in die endlose Pakistanischlange hätte einreihen müssen. Ermöglicht wird diese Bevorzugung durch einen separaten foreigner entree. Abzugeben waren die 2 ausgefüllten Antragsformulare sowie 2 Paßbilder. Die Bearbeitungsdauer beträgt nun doch ca. 1 Woche. Da ich keine Lust habe eine weitere hier zu warten, werde ich Islamabad mit Sicherheit noch einmal aufsuchen um die Papiere abzuholen.
Danach eilte ich zur chinesischen Botschaft und diese teilte mir nur das mit, was ich eigentlich schon wußte bzw. erwartet hatte. Die Einreise nach Tibet ist nur in Form einer gebuchten Gruppenreise möglich und der Kostenbeitrag läge so bei 1.000DM. Die einzigste Möglichkeit bestände nun darin eine solche zu buchen, diese jedoch nicht wahrnehmen und per Black Beauty die Querung Tibets auf eigene Faust zu probieren. Frederic meinte später, daß dies schon gehen würde und man die Checkpoints nur schmieren müßte um weiterzuradeln, oder sich eben auf einem LKW entsprechend verstecken.... Mir war dies jedoch alles zu heiß, und somit hatte sich mein großer Traum einer Tibetquerung erledigt. Als Ersatz geisterte in mir dann eben der Kashmir Ladakh circle herum, der mich ebenfalls über 5.000m hieven sollte.
Als letztes fuhr ich dann zum Shifa International Hospital um mir die 3. Twinrix Impfung zukommen zu lassen. Aus Zeitgründen war dies von zu Hause aus nicht mehr möglich, und ich mußte sie unterwegs zu mir nehmen. Hierbei handelt es sich um eine Hepatitis A + B Impfung. Da Twinrix selbst in Pakistan nicht zu bekommen ist haben mir die äußerst freundlichen Ärzte jeweils 1ml Havrix (Hepatitis A) und Engerix (Hepatitis B) gespritzt. Ich bestand auf eine neue Spritze, hätte diese vermutlich auch so bekommen. Laut Aussage der Ärzte sollte dies so gut sein wie Twinrix. Die Impfung kostete mich dann doch stolze 40 US$ - für viele Einheimische in den Bergen sicherlich ein Monatslohn.....
Voll gedopt fuhr ich zurück zum Campingplatz und hatte somit meinen Bürokratentag fast erfolgreich beendet. Morgen werde ich mich dann um Black Beauty bzw. dem Hinterrad kümmern.
Gruß Weltumradler
Alle Achtung !!! Du hast wirklich viel gesehen und erlebt.
Ich wollte in den 90er Jahren auch auf Weltreise gehen...hab dann aber
meine Frau kennengelernt...Danach war nach Kanada Auswandern auch mal n Thema.
Auch diese Pläne blieben leider in der Schublade...Ende der 90er ging ich ja zu Fuss
auf dem JakobsWeg quer durch Spanien...1999 und 2000 wäre dann noch ein Fussmarsch
nach Assisi und Rom geplant gewesen. Als 1999 meine Frau schwanger wurde, war
keine Zeit mehr, sowas durchzuziehen...In ein paar Jahren, so Gott will, werde ich
auch wieder etwas tippeln gehen...unsere bunte Kugel, die Erde, ist wahrlich wunderschön...
Vielleicht hast Du mir dann auch ein paar Tips.. :-)
Auf alle Fälle, finde ich Dein Leben wunderbar...Alles Gute und Liebe auch weiterhin auf
deinen Wegen.....Gruss von bigbäng/Glücksschwein oder treffender von "Alexander" ;-)
Punkt 9.00 ging ich auf die Suche nach einem bike store Geschäft, fand jedoch keine besseren als in den Städten zuvor. Nachdem ich nach einem "qualifizierten bike shop" gefragt hatte, wurde ich an eine Reparaturwerkstatt verwiesen, die meiner Meinung nach doch mehr an einen Schrottplatz erinnerte. Meine Hoffnung, etwas Gescheites zu finden schwand rapide. Der Vater von 3 Söhnen, die allesamt Mechaniker waren, überredete mich jedoch zu bleiben. Er meinte, daß hier die beste Werkstatt weit und breit sei, doch konnte mich dies nicht wirklich überzeugen. Ich erzählte ihm vom Mechaniker aus Esfahan, den danach beginnenden Problemen, und dort sah es auch nicht besser aus. Letztgenanntes dachte ich natürlich....
Um mich zu "beruhigen" zeigte mir sein jüngster Sohn reparierte Kundenfahrräder in einem anderen Raum. So konnte ich erst erfahren, daß nicht alles im eigentlichen Geschäft aufbewahrt wird, da nach und nach die Polizei kommt, den dort liegenden Wert schätzt, und darauf dann eine Steuer erhoben wird....
Der Anblick dieses 2. Geschäftes riß mich jedoch auch nicht vom Hocker.. - es glich für meine Verhältnisse eher einer Sperrmüllsammlung.
Gegen 12.00 erschien dann endlich ein Mechaniker, da wir aber Freitag hatten wurde erst einmal gebetet um danach Mittag zu essen. Mittlerweile hatten wir 13.30 und ich ging auf die Suche nach einem Zoom bzw. Skylight Filter. Letztgenanntes konnte ich für 400 Rupies ergattern, aufgrund des Freitags waren die Fotogeschäfte jedoch am Nachmittag geschlossen.
Gegen 16.00 erschien ich erneut im bike Geschäft, und das Hinterrad war immer noch nicht repariert. Nun wurde ich aber ein wenig "pampig" und machte meinem Unmut ein wenig Luft, daß immer noch nichts gemacht wurde. Gemeinsam entschlossen wir uns nun, daß wir die intakte Mavic Vorderradfelge für das Hinterrad nehmen würden, und für die weniger belastete Vordere eine Asiatische. Als Speichen hatten wir die alten verwendet.
Gegen 20.00 konnte ich Black Beauty wieder an mich nehmen und per Taxi ging es dann retour nach Islamabad. Gespannt bin ich echt, wie lange das Duo hält.
Gruß Weltumradler
zuvor gab es jedoch ein typisch englisches Frühstück mit 4 Eiern, danach hatte ich kurz für stolze 23DM bei den Eltern angerufen. Bei diesem Gespräch habe fast nur ich gesprochen, die Eltern waren wohl zu neugierig wie es dem grazy son so geht. weitere 2h habe ich mit E-Mail schreiben verbracht, dies kostete gerade einmal 2 DM.
Danach wurden noch einige Karten geschrieben, natürlich im klimatisierten Shell Shop bei gewissen Annehmlichkeiten.......
Zurück am Campingplatz dann der Schreck, der mich "klein" werden ließ. Eine Zeltstange war gebrochen und hatte sich durch den Überwurf des Innenzelt gebohrt. Sofort suchte ich mit diesem defekten Regenschutz einen "Schneider" auf, und dieser reparierte ihn kurzfristig. Ob dieser auch weiterhin dicht ist werden die nächsten "Monsun" Regenschauer zeigen. Die gebrochene Stange war kein Problem, da ich ja 2 Ersatzstangen seit Tourbeginn mit mir herumschleppte.
Es wird jetzt doch langsam Zeit, daß ich wieder on the road bin, und so freue ich mich schon auf den morgigen Tag, wo ich Islamabad verlassen werde.
Gruß Weltumradler
jeder, der nur annährend eine solche "strapaze" auf sich nimmt sollte sich im klaren sein, daß er in grenzbereiche des psychisch vertretbaren vordringen wird. in diesen grenzsituationen sollte er auch immer sich selber in frage stellen, nicht andere personen, andersdenkenden oder gar andere kulturen oder religionen.
im nachhinein betrachtet habe ich in pakistan mit sicherheit oftmals überreagiert. zum einen aus einer "über"anstregung heraus, andererseits aber auch aufgrund einer anderer erziehung.
jeder, der die letzten 4 wochen meines tagebuches AUFMERKSAM gelesen hat wird feststellen, wie schnell ich vom himmel hoch jauchzen wieder zum tode betrübt heruntergeholt wurde, oder umgekehrt. gemeint ist eigentlich das leben allgemein und wir sollten beide richtungen zu schätzen wissen. nach jedem hoch kommt ein tief und umgekehrt genauso.
was will uns weltumradler mit diesem post mitteilen.... - findet es doch bitte selbst heraus.
gruss weltumradler
Kurz nach 6.00 bin ich losgefahren, und der Abschied von Frederic fiel mir dann doch ein wenig schwer. Wir hatten uns gut verstanden, die gleichen Interessen und hätten uns trotzdem spätestens am dritten Fahrtag getrennt. Ich persönlich wollte ja den berühmten Karakorum Highway Richtung Chilas fahren, er eine "Abkürzung" durch das Kaghan Valley mit dem 4.500m hohen Babusar Pass. Seine Tour ist vielleicht die schönere, vermutlich jedoch auch die gefährlichere. Er selbst wird "nur" noch 2 Monate biken und so habe ich ihm versprochen, eine Karte aus Südostasien zu schreiben.
Auf den ersten km nach Islamabad war es so gut wie eben, doch danach begann ein kontinuierlicher Anstieg. Schnell gewann ich an Höhe und mit jedem km wurde die Luft angenehmer. Ziel des heutigen Tages war der beliebte Touristenort Murree, der auf 2.200m Höhe liegt. Aufgrund der Tatsache, daß morgen ein Feiertag ist waren heute extrem viele Ausflügler unterwegs, und die Straßen entsprechend voll. Viele Pakistani verbringen in diesen Erholungsgebiet auch ihren Urlaub.
Die Landschaft selbst hat mir außerordentlich gut gefallen. Größtenteils fuhr ich durch Wälder passierte jedoch auch viele Ortschaften entlang der Straße. Wären die vielen Autos heute nicht gewesen, hätte ich wohl einen meiner schönsten Fahrtage gehabt.
Kurz vor Murree wollte ich dann in einem Resthouse schlafen, doch gab es dort nur family rooms. Murree selbst bzw. der Abzweig dorthin war der absolute Horror. Die Autos stauten sich km lang, sodaß ich den Ort erst gar nicht aufsuchte. Ich erinnerte mich an den Touristenort Ziarat, und hätte hier wohl die gleichen Probleme gehabt, ein bezahlbares Zimmer zu finden.
Nachdem ich dann Richtung Abbottabad abgebogen bin wurde die Straße für ca. 10km schlechter. Zum einen wurde an ihr gebaut, zum anderen hatten die heftigen Regenfälle der vergangenen Tage etliche Erdrutsche verursacht. An einer Stelle ging dann gar nichts mehr, und nur meine Person mit Black Beauty konnten diese passieren. Nach einer kurzen Abfahrt ging es erneut steil bergauf, und bei diesem Anstieg merkte ich die Anstrengungen des heutigen Tages doch sehr. Gute 2.000 Hm werde ich heute wohl bewältigt haben, und befinde mich derzeit auf ca. 2.500m Höhe, dem wohl höchsten Punkt.
Im einzigsten Hotel wollte man sage und schreibe 3.500 Rupie für die Nacht, vielleicht hat sich der Mann ja auch nur versprochen. Kurz dahinter war eine topfebene Stelle und nach Rücksprache mit dem Hotelbesitzer durfte ich mein Zelt dort aufschlagen. Da ständig Nebelschwaden vom Tal heraufzogen habe ich es dann doch unter das Vordach eines leerstehenden Hauses aufgebaut.
Welch angenehm frische Luft, kein Vergleich zum schwülwarmen Islamabad.....
Die "Operation" bei Black Beauty ging auch nicht spurlos an ihr vorüber und das neue, asiatische Vorderrad stottert beim Bremsen doch gewaltig. Bin echt gespannt ob es den kommenden Strapazen standhält. Dieses Stottern ist bei Abfahrten gar nicht so ungefährlich, auch hoffe ich, daß es keine Auswirkungen auf die Gabel hat.
Gruß Weltumradler
diese straße gilt als eine der schönsten bergstraßen, welche es auf unserem globus zu beradeln gibt. der khunjerab-pass ist immerhin gute 4.700m hoch.
hier in aller kürze der entsprechende streckenverlauf
http://www.karakorum-highway.de/Tourkarte.jpg
und hier einiges über die Entstehungsgeschichte
http://de.wikipedia.org/wiki/Karakorum_Highway
gruss weltumradler
Heute Morgen habe ich es dann etwas lockerer angehen lassen, da ich dachte einen easy ride vor mir zu haben. Ganz so einfach war der Streckenverlauf dann doch nicht, denn bis Nathia Gali ging es ständig für jeweils einige km bergauf bzw. bergab. In diesem äußerst schön gelegenen Touristenort gönnte ich mir dann das typisch englische Frühstück Eiern, Toast and tea.
Trotz des heutigen Feiertages hielt sich der Verkehr in Grenzen. Vielleicht lag dies ja auch an den Bauarbeiten entlang der Straße, welche ich gestern als Radler passieren konnte, auf alle Fälle machte das Fahren in "schwarzwaldähnlichem" Areal sehr viel spaß. Man merkt auch, daß mir der 6 tägige Islamabad Aufenthalt gut getan hat, denn derzeit verspüre ich keinerlei körperliche Wehwehchen. Am meisten freut mich, daß ich wieder richtig im Sattel sitzen kann.
Die Abfahrt nach Abbottabad konnte dann wieder genossen werden.
Ab Abbottabad befinde ich mich nun auf dem legendären KKH, der von Havelian aus bis nach Kashgar (China) verläuft. Der Bau dieser insgesamt 1.200km langen Strecke dauerte auf der pakistanische Seite 20 und auf der chinesischen gar 30 Jahre. Bei dem Bau der teilweise in die Felsen gesprengten Straße kamen mehrere hundert Menschen ums leben. Während früher Yaks und Camele das Straßenbild prägten sind es heute vollbeladene LKW`s und ein paar verrückte Radler. Bis zur chinesischen Grenze, dem 4.722 m hohen Khunjerab Paß werde ich dieser Straße folgen, also ca. 900km ab Islamabad.
Weiter wird es dann leider nicht gehen, denn "chinesischen" Boden hätte ich nur bei der Tibetquerung betreten wollen. Ein Radeln nach Peking hatte ich zwar auch mal kurz in Erwägung gezogen, doch hatte ich mir ja als Ersatz für die Tibet Querung den Kashmir Laddakh circle ausgesucht.
Auf den nächsten 26km nach Mansehra ging es dann ständig bergauf/bergab, jedoch jeweils nur für wenige hundert Meter. Hier im Ort habe ich nach 7 Nächten zelten mal wieder ein Hotel aufgesucht, die Übernachtung kostet 100 Rupie.
In der Gegend hier soll es übrigens Wildkatzen und Schwarzbären geben, ein paar zahme Wildaffen konnte ich schon sichten.
Gruss Weltumradler
Die Leute sind Fremden gegenüber auch noch recht freundlich, doch soll sich dies zwischen Besham und Chitral ändern. Gemäß meinen Informationen soll es in diesem Gebiet des (Indus) Kohistan die meisten Steinewerfer geben.
Nach insgesamt 5 Stunden Fahrt entschloß ich mich in Batgram zu übernachten, und nicht wie ursprünglich geplant in Thakot. Zwar hätte ich versuchen können wild zu campen, aber ganz alleine ist mir das Risiko dann doch zu groß. Vermutlich hätte ich Thakot auch noch heute erreichen können, doch wollte ich mich nicht mehr so stressen wie in all den Wochen zuvor.
Nach kurzem Mittagsschlaf habe ich mich mal wieder dem Pakistan lonely planet gewidmet, und zwar hauptsächlich dem trekking chapter. Ich stehe nämlich nun vor der Wahl der Qual weiterhin ausschließlich zu biken, oder ab und an eine Wandereinlage einzubauen.
Entlang des KKH bis zum Khunjerab-Paß möchte ich auf alle Fälle biken, außerdem noch den Kashmir-Laddakh circle. Beides zusammen beansprucht so ca. 5-6 Wochen, wobei der Circle in höheren Gefilden abläuft. Ich denke, daß man dort bis mitte Oktober unterwegs sein kann, danach ist wohl immer mit Wintereinbruch zu rechnen. So ca. 2 Wochen Puffer verbleiben mir somit, und diese werde ich entweder für`s biken oder wandern nutzen. Sollte ich mich für das Wandern entscheiden, werde ich wohl eine mehrtägige Tour am Nanga Parbat unternehmen und später von Sost aus zurück nach Islamabad mit dem Bus fahren. Eine 900km lange Einbahnstraße muß ja auch nicht sein..... Ansonsten würde ich wohl von Gilgit aus offroad nach Chitral, Peshawer und Islamabad radeln. Mal sehen, für was ich mich entscheide.
Gruß Weltumradler
Ich wollte deshalb auch nicht weiterfahren, da ab hier der gefährlichste Teil des KKH beginnen soll. Morgen, in aller Früh werden die "Steinewerfer" des wilden Indus Kohistan vielleicht ja noch nicht wach sein, und ich somit ungeschoren hindurchkommen. Übersetzt heißt Indus Kohistan "Land der Berge", früher hieß es jedoch Yaghistan, was gleichzusetzten ist mit "Land der Unregierbarkeit"...... Auf dem morgigen Teilstück nach Dasu soll es am schlimmsten sein.
Einen "kleinen" Vorgeschmack hatte ich bereits heute mitbekommen, denn bei diversen Ortsdurchfahrten rannten mir Kinder hinterher und "natürlich" wurde ich auch wieder mit Steinen empfangen. Solang diese Steine noch geworfen werden, bzw. es sich bei den Übeltätern um Kindern handelt, kann ja eigentlich nicht viel passieren. Während meiner Kindheit hatten wir mit Steinschleudern ja auch auf uns gezielt.... - eben Kinder"spiele". Bisher, im Gegensatz zur glutheißen Tiefebene hatte ich mich über diese Situationen noch nicht einmal aufgeregt, so ändern sich eben die Zeiten.
Wie im Süden des Landes fragen die Kinder auch hier nach einem pen, jeder der früher mal einen gegeben hat macht es für die nachfolgende Generation der Touristen nur noch schwerer, ab und zu wird auch nach Rupie verlangt. Mit diesen Wünschen werden die Kinder sicherlich nicht geboren - dies sind halt die Schattenseiten des modernen Tourismus.
Im ersten Teilabschnitt von Batgram nach Thakot ging es fast ausschließlich bergab. Man sah bei weitem nicht mehr so viele Maisfelder wie tags zuvor, auch keine einzige Hühnerfarm. Hühnerfleisch ist das am billigsten zu produzierende Fleisch, und somit gibt es in den Schwellen- bzw. Drittländer meistens chicken mit XYZ ........
In Thakot selbst stieß ich dann das 2. mal auf den Indus, und dessen Verlauf werde ich nun bis Jaglot folgen. Während die Wassermassen in DG Khan aus einer braunen Brühe bestanden sind sie hier aufgrund der Schneeschmelze von den Gletscher milchig grau. Sollte alles planmäßig verlaufen, so wird sich unser Weg ein Drittes mal und zwar im Kashmir gebiet kreuzen.
Unterwegs habe ich dann noch ein Denkmal für die Erbauer des KKH`s gesehen, welches vor allem an die Todesopfer des Straßenbaus erinnern soll.
Gruss Weltumradler
Und dann ist ja noch diese Straße, ein von Menschenhand geschaffenes Wunder. Zwar läßt der Belag für europäische Verhältnisse zu wünschen übrig, doch stören tut mich dies keineswegs. Mühsam windet sich die teilweise in Granit geschlagene Straße entlang der Steilhänge, des öfteren von Erdrutschen blockiert und wieder freigeschaufelt dem Indus folgend. Teilweise "schlängelt" sich die Straße bis zu 300Hm senkrecht oberhalb des Wasserlaufes, um kurze Zeit späten diesem relativ nahe zu kommen. Der Bau dieses Teilabschnittes kostete die meisten Menschenleben.
Nach genau 38km erreichte ich den Ort Pattan, welcher 1974 durch ein verheerendes Erdbeben zestört wurde. Ingesamt 7.000 Leute verloren damals ihr Leben. Die Erde selbst ist hier sehr aktiv, und so "wächst" der nicht weit entfernte 8.126m hohe Nanga Parbat jährlich um stolze 0,7mm. In Pattan selbst gab`s dann schon das gewöhnliche Frühstück in Form von 4 Eiern, Brot und black tea.
Eine knappe Stunde Pause gönnte ich mir in dem Ort und fuhr dann weiter nach Dasu & Komila. Dieser Abschnitt war dann auch nicht mehr so anstrengend, und in Komila habe ich mich einquartiert. Die 2 Städte sind eigentlich nur eine und durch die Brücke über den Indus getrennt.
Der morgige Tag soll es ganz schön in sich haben, sodaß ich die 120km bis Chilas wohl nicht durchradeln werde. habe wirklich keinerlei Ahnung, wo ich morgen schlafen werde.
Am heutigen tag hatte ich übrigens keinerlei Probleme mit Steinewerfern oder sonstigem.
Gruß Weltumradler