Culture Club

Hamlets vorgetäuschte Wahnsinn

Hamlets Ausbrüche von Wahnsinn sind im weiteren Dramenverlauf folglich kalkuliert, damit er unentdeckt die Wahrheit über den Tod seines Vaters herausfinden kann. Vor allen Mitgliedern der Hofgesellschaft, ausgenommen Horatio und Marcellus, setzt Hamlet seine Pläne, einen Wahnsinnigen zu spielen, sogleich in die Tat um.

Hamlet präsentiert sich Ophelia in verwahrlost aussehender Kleidung (vgl. S.45) und tut so, als habe er sie nie geliebt (vgl. S.76), er beleidigt Polonius mit unzusammenhängenden Aussagen und antwortet ihm nur kryptisch auf seine Fragen (vgl. S.54ff.) und er bedenkt auch Claudius und Gertrude nur mit scheinbar verrückten Äußerungen.

https://lektuerehilfe.de/william-shakespeare/...nsinn-und-melancholie  

 

http://theaterpur.net/theater/schauspiel/2016/09/koeln-hamlet.html  

also Hoch- und Tiefstapler zugleich?
;-)

...wobei Du da m.E. ein etwas unglückliches Motiv gewählt hast. Bei seinem bekannten Ausspruch handelt es sich ja nur um eine subjektive Selbstauskunft seinerseit.
So mag es ihm vorkommen, und so wird es auch in Teilen sein, letztlich ist sein Wahnsinn jedoch echt, auch wenn er anders beschaffen ist, als er ihn nach außen hin methodisch zu vermitteln sucht.

Bei der Hamletintrepretation ein m.E. durchaus wichtiger Punkt, den sicher auch jemand wie Lee Straßberg unterstreichen würde.
https://de.wikipedia.org/wiki/Lee_Strasberg

Der Mensch neigt dazu, mit seinen Rollen zu verschmelzen, wenn er intensiv genug darin lebt.
Anders herum muss man sich auch fragen, ob nicht andersherum in gut gespielten Rollen nicht  immer auch bereits ein Teil von uns selbst enthalten ist, ...alter Knabe
(um den großen Gatsby zu zitieren)

...und wenn man sich zu sehr darin verliert, fliegen sie einem am Ende womöglich noch um die Ohren


 

 

 

none

Evidenzbasiert könnte man sagen, du bist das genau was du über die ganzen 24 Std am Tag tust. Treten dabei kumulativ Mangelzustände auf oder werden zementiert, kann jedoch das Bedürfnis aufkommen, sein Ideal-Ich auszulagern, in die Freizeit, Zukunft, Vergangenheit, ins Phantasialand usw: 'Ich verbringe zwar nur 24 Std im Forum, in meiner Ehe, im Racket, auf Arbeit oder auf der Bühne, aber das sind alles nur 'Rollen'. Mein eigentliches Ich ist in Wirklichkeit ganz anders. Oder woanders'.

 

etwas anderes zu fassen bekommen. Als Schema der klassischen Ich-Struktur ist das sicher richtig.
Wobei diese "Ich-Struktur" z.B. im Buddhismus noch vom eigentlichen "selbst" unterschieden wird, das sich dann eben, nicht nur innerhalb sondern auch ausserhalb von uns, in allem wiederfinden soll.

auf diesem Wege übrigens 2 x interessant (Sternchen sind mal wieder verbraucht)
 

Die Figur der Rolle resp der Rollenerwartung (kritisch 'Habitus'), sprich die Abhängigkeit des Icherlebens von der Response und seine Zuflucht im Ideal-Ich, die keineswegs kostenlos ist, ist wie ihre Umkehrung, die mögliche Reversibilität erworbener Ichprozesse, mein Paradethema.  

Hatte Dich mit der lax formulierten Frage zudem ja auch ein bisschen dazu eingeladen
XD

Aber Dein Schema ist dann ja auch vom Grundsatz gar nicht so verkehrt