Culture Club
https://journal-fuer-psychologie.de/article/view/22/94
Es gibt da so viele Erklärungsansätze, die alle nebeneinander laufen, alle ihre Berechtigung haben, dabei jedoch alle im Grunde ganz andere Dinge behandeln, die man dann auch entsprechend voneinander abgrenzen, und dann auch den Verhältniszusammenhang aufschlüsseln müsste, in dem sie dann tatsächlich zueinander stehen...
... vom social constructionism eines Pierre Bourdieu, der Unterschiede hinsichtlich eines angelernten Verhaltens erklärt und problematisiert, dabei jedoch nicht die Persönlichkeit als solche erfasst - und auch nicht erfassen kann - über das Ich-Modell eines Sigmund Freud, der innere Handlungsmotive, Konflikte sowie dessen Moderation über ein Ich beschreibt, dabei jedoch kulturelle und soziale Kontingenzen auslässt, und ebenfalls nicht die Persönlichkeit als solche erfassen und ebenso wenig erklären kann, was dieses vermittelnde Ich sein soll, wo es herkommt und was dessen Natur, ihr Grund, sein sollte, über das weithin anerkannte Big 5- Modell, das wiederum Persönlichkeitsunterschiede an sich erfassen kann - nicht weniger, aber eben auch nicht mehr - über Archetypen, die zwar als solche ausagiert werden, jenes selbst, das sie ausagiert, dabei jedoch ebenfalls unbekannt bleibt...
...bis hin zu einer spirituellen Selbstkonzeption, die alleine danach fragt, was dieses ICH eigentlich sein soll, das sich in soziokulturell interdependenter Weise Verhaltensweisen anlernt, Einflüssen von Triebkräften, Über-Ich und Persönlichkeitsmerkmalen unterworfen ist und Archetypen ausagiert.
Denn all dies ist eben keinesfalls mit unserem ureigentlichen Selbst zu verwechseln, obgleich wir über all diese Dinge gerne unsere Identität definieren. Jenes selbst wäre das, was noch vor alldem steht. Das was übrig bleibt, wenn wir erkennen, dass all das andere eben noch nicht unser selbst an sich konstituieren kann.
Alles davon hat seine Berechtigung, und bietet sowohl wertvolle Erkenntnisse als auch nützliche Tools, je nachdem welche Aspekte in sinnvoller Weise adressiert werden sollen.
Wichtig ist allerdings, dass man dann aber auch die Unterschiedlichkeit all dieser Ebenen beachtet, sowie die Erklärungsgrenzen, die sich jeweils daraus ergeben.
Wenn man nach dem Motto "one tool fits all" vorginge würde man sich indessen verheddern und neben Sinnvollem auch viel Unsinn produzieren.
Wobei mir insbesondere der social contstructionism in seinem ideologischen Absolutheitsanspruch "Alles wäre ein soziales Konstrukt" trotz vieler sinnvoller, richtiger und auch nützlicher Erklärungsansätze, seine eigene systematische Begrenztheit verkennend, oftmals zugleich auch als etwas problematisch erscheint.
Der Raum für alle möglichen Missverständnisse ist zudem vermutlich nahezu endlos,
da gäbe es sicher griffigere Themen, aber irgendwie kommen wir immer ausgerechnet auf sowas...
XD
Guter Clip btw.
...hatte den Satz doch schon über mehrere Absätze aufgeteilt
XD