AT&S - Wachstumsweg zu 80 Euro
"Das ist eine deutliche Reaktion des Managements, finde ich."
Ernst jetzt? Investitionen, weil man operativ net performt ist jetzt wirklich die Minimumanforderung. Also jetzt mal ernsthaft in letzter Zeit kommt mir ein wenig vor du redest dir die derzeitige Situation schön.
Allein das Schreiben:
Der redet von einer Kundendiversifikation von der man ausgehen hätte können bevor man 3,5 Milliarden anpeilt. Und jetzt 1 Jahr danach hat man es geschafft? Wobei hier in keinem Wort Größenordnung genannt werden.
Vor 1 Woche musste man die 3,5 Milliarden um 1 Jahr verschieben ABER jetzt ist man sich aber ganz sicher und muss unbedingt per Pressemitteilung diese unglaublich wichtige Botschaft verbreiten?
Die schaffen es net mal die Homepage aktuell zu halten. Dies wird heute noch fett auf der Homepage kommuniziert:
Ein Blick in die Zukunft
GJ 25/26 Positive Effekte durch die Projekte in China and Malaysia
Wachstum
Umsatz von rund 3,5 Mrd. (CAGR +24%)
Profitabilität
EBITDA Marge von 27 32 %
ROCE von >12 % ab Start der Produktion
Sonstiges
Nettoverschuldung/EBITDA: <3 (kann vorübergehend überschritten werden)
Eigenkapitalquote: >30 % (kann vorübergehend unterschritten werden)
Ich hab vor einem Monat an die IR-Abteilung kommuniziert sie mögen ihre Analystenempfehlungen endlich aktualisieren, da ich glaub 5 Kursziele komplett veraltet waren.
Unglaublich was für eine unprofessionelle Bude. Und dann lese ich noch so einen Käse.
Einsparungen:
Ja, nice. " Bereits im Februar hatte AT&S nachhaltige Kostenoptimierungen , vorrangig durch Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität und des Materialeinsatzes sowie Optimierungen im Einkauf, angekündigt." Super, 440 Mio einfach so eingespart.
Hatte mal einen ehemaligen Vorstandsvorsitzende und McKinsey-Mann als Chef, der als Restrukturierer agierte. Daher sind mir Strategie und Panspiele wirklich nicht fremd. Aber was die in der Pressemitteilung da zum Besten geben ist komplett unverbindlich und absolut nicht konkret. Auch eine 10%-ige Einsparung aufgrund von Kostenoptimierung und Einkauf würde eine Firma weit nach vorne hauen. Aber im Februar damit zu starten und zu glauben in den nächsten Jahren auf KOSTENSEITE jeweils 220 Mio einzusparen bei einem Umsatz von ungefähr 2,2 Milliarden klingt eher so, als würde man den Mund wieder sehr voll nehmen.
Ich pack es nicht und der Kurs spring aufgrund dieses blablablas um 6% an.
UNPACKBAR
https://www.intel.com/content/www/us/en/newsroom/...-into-market.html
Aber die Presseaussendung war um 14:40 und ab den Zeitpunkt ist jetzt der AT&S Kurs von 26,40 auf 28,20 marschiert.
https://www.google.com/...oECAQQAg&biw=2060&bih=855&dpr=1
Luftschloss wie die Presseaussendung
Ich rede mir die Situation nicht schön. Ich bin einfach seit 20 Jahren durchgehend in AT&S investiert und weiß daher, was das Management (und die Vorgänger) zu leisten imstande sind. Außerdem bin ich in der Regel sehr zurückhaltend in der Verurteilung anderer, wenn es dafür keine Beweise gibt. Niemand hat mir bisher bewiesen (auch Du, Socki, nicht), dass dem Management zu einem früheren Zeitpunkt bekannt war, dass Auftragsrückgänge in einem Ausmaß anstehen, die eine frühere adhoc Meldung erforderlich gemacht hätte. Beides wohl ein Grund, warum ich an die Sache in der Momentanen Situation ruhiger herangehe.
Ich hab da noch eine weitere persönliche Grundhaltung: Wenn jemand 10 Jahre und mehr, seriös arbeitet und Erfolge liefert und dann einmal daneben haut (nehmen wir das mal an ....), dann entziehe ich so einer Person nicht das Vertrauen. Weder privat, noch beruflich - u.a. auch, weil ich ansonsten nämlich bald alleine auf der Welt lebte - und mir wohl auch selbst das Vertrauen entzogen hätte....
Du sprichst weiters die Mehrheitseigentümer an. Absolut richtig, den Mehrheitseigentümern wird es NICHT egal sein, wie sich der Kurs entwickelt, und die haben auch ein Vermögen eingebüßt - allerdings nur auf dem Papier. Und im Gegensatz zu Dir, stehen die zum Management !! Das sollte eigentlich zu denken geben, wenn jemand ein paar Millionen einbüßt, und dennoch der Ansicht ist, dass die Leute hier sehr gut arbeiten. Schätze, Dr. Androsch hat genügend Einblick (und sicher mehr als wir beide). Die beiden Hauptaktionäre sind nämlich auch schon "einige Zeit" bei AT&S investiert und wissen, dass das AT&S am richtigen Kurs ist.
WEITERS: Einsparungen und Investitionsaufschübe sind die richtige Reaktion des Managements. Das erfolgt nicht einfach so, sondern ist Ergebnis der aktuellen Lage. Zudem halte ich die Einschätzung des CEO zu künftiger Digitalisierung, Elektrifizierung, IT Erfordernissen usw. für absolut RICHTIG. Bist du etwa anderr Meinung ? Klar kann niemand sagen, wann GENAU das bei AT&S wieder zu entsprechenden Produktionsanstiegen führt. Aber für mich steht fest, DASS es dazu kommen wird. Für mich der Grund, warum ich hier investiert bin. Der Aktienkurs war schon mal besser - richtig. Aber auch schon schlechter.
Allerdings führt mich das für heute zum letzten Punkt: Du bist mir noch eine Antwort schuldig. Und zwar zur Frage, ob Du es besser fändest, wenn der CEO keine Guidance mehr herausgibt (weil er ja nicht wissen kann, wie die Lage in 6 Monaten oder in 2 Jahren konkret aussieht, die Verhandlungen mit den Hauptkunden werden ja leider nicht notariell beglaubigt....). Und wenn er dann schwiege - denkst du, das würde dem Kurs helfen ??
Die Stelle zum Ausbau von Kulim interpretiere ich so:
Für den Werksbereich der AMD vorbehalten ist, scheint alles unverändert zu sein. Hier wird weiter gebaut, bzw. bereits die ersten Maschinen angeliefert und nächstes Jahr bereits produziert.
Der andere Werksbereich der Intel vorbehalten ist, wird zwar (was die Gebäudehülle betrifft) fertig gebaut, die Maschinen allerdings werden erst dann installiert, wenn Intel das OK dafür gibt.
Intel hält also grundsätzlich am Bedarf fest, allerdings ist man sich unsicher, wann es es soweit sein wird. Das ist doch alles nachvollziehbar, vor allem für all jene, die hier seit längerem regelmäßig mitlesen. Intel hat einen massiven Einbruch hinter sich und spart an allen Ecken und Enden. Da kann man doch gar nicht anders, als auch Projekte seiner Zulieferer vorerst auf Eis zu legen.
Aktuell scheint sich die Lage allerdings wieder zu verbessern wie McFarlane in seinen Beiträgen bzw. der Aktienkurs gezeigt hat.
Aus einem weiteren Teil der Pressemeldung geht hervor, dass AT&S im Bereich der Substrate bei Servern, mittelfristig vom Technologiewandel - hin zu "Heterogeneous Integration" - ausgeht.
Hier ist in Artikel über die Bedeutung dieses Fachausdruckes: https://silicon-austria-labs.com/forschung-alt/...ation-technologies/
Vereinfacht kann man sagen, dass die Substrate aufwändiger gebaut werden, mehr Lagen aufweisen, aktive Bauteile bereits integriert haben. Für AT&S heißt, Wertschöpfung wandert in Richtung der Substrathersteller.
Hinsichtlich der neu gewonnenen Kunden finde ich interessant, dass auch diese Beiträge zur Finanzierung des Equipments in Leoben leisten. Dass das in Zeiten von extremer Nachfrage und eines Unterangebots an Substraten passiert, verstehe ich noch, aber das scheint ja jetzt nicht mehr der Fall zu sein. Möglicherweise werden diese neuen Maschinen stark auf die Kunden zugeschnitten. Die Sache ist auch insofern bemerkenswert, weil sich der Kunde damit auch stark an AT&S bindet. Wenn es sich nun tatsächlich um jene Kunden handelt, die hier namentlich genannt wurden (Cisco und Marvell) dann kann man schon davon ausgehen, dass da letztlich noch mehr an Aufträgen reinkommt. Cisco ist einer der größten Netzwerk- bzw. Telekomausrüster weltweit, mit einem Marktwert von 200 Mrd USD. Marvell stellt Speicher und Chips für die Telekombranche her.
Erwähnenswert ist sicher auch, dass an der mittelfristigen Margenerwartung von 27-32 % festgehalten wird.
Fazit:
Es scheint sich also tatsächlich nur um Verzögerungen (ausgelöst durch Intel) zu handeln. Die Stückpreise die AT&S gegenüber den Kunden verlangen kann, wurden nicht angepasst.
Ich bin zuversichtlich, dass die neu gewonnenen Kunden mit AT&S gut kooperieren werden und sich damit möglicherweise auch großvolumige Aufträge generieren lassen. Auf jeden Fall sind das gute erste Schritte um das Kundenportfolio weiter zu diversifizieren.
Substraten keinen Einfluß hat, aber sehr wohl auf das Managing dieser herausfordernden Situation.
Das Ergebnis sieht man in den verkündeten Tatsachen: AT&S ist eine gewandelte, bessere Firma geworden, die "gestärkt und mit einem breiteren Kundenportfolio die Strategie fortsetzt":
-Diversifikation: Neue Großkunden im Substratbereich; wer 2 oder 3 gewinnt, kann auch 5 oder 6 gewinnen: Spricht für die Qualität der Produkte und den Standortvorteil Europa
- Bei PCBs ebenfalls große Neukunden bei "deutlich gesteigerter Profitabiltät"
- Steigerung der Produktivität durch Einsparungen von 440 Mio
- Die Verschuldungssituation wird durch geringere Investitionen günstig beeinflußt
Hinzu kommt das für AT&S so wichtige Sapphire Rapids, was nach Aussagen von Intel sehr gut angenommen wird.
Auch noch ein positiver Aspekt des Einbruchs bei der Nachfrage: Man wird daraus gelernt haben und nicht so blauäugig in die Zukunft schauen (das gilt natürlich auch für Intel und z.B. auch für die sehr seriöse Siltronic, die ähnliche "plötzliche" Probleme bei der Nachfrage bekam: verzögerter Fabrikhochlauf in Singapur möglich; Umsatz und Ergebnis fallen deutlich in 23.
Wenn nichts Einschneidendes passiert, dürfte die Nachfrage nach dem Abbau der Lagerbestände besser prognostizierbar und geglättet sein.
https://www.meinbezirk.at/suedoststeiermark/...eibt-bestehen_a5690500
Und weil es weiter oben gefallen ist man könne solche Dinge net abschätzen. Es gibt BRANCHEN die können dies schon, weil man bereits die Projekte am Beginn des Jahres verkauft hat.
Aber für mich hat diese Presseaussendung leider gar nix verändert. Und ja, bei meinem Gespräch mit der IR Abteilung vor gut einem Monat und dem Vorwurf sich auf lediglich einen Kunden zu stützen wurde mir auch vermittelt, dass man daran arbeitet. Aber hat soweit aus der Kommunikation hervor geht frühestens Auswirkung ab 2024. Außerdem geht man scheinbar auch bei AT&S mal davon aus, dass erst Ende des Jahres wieder bergauf geht.
In Bezug auf Intel scheint man für Q4 bezgl. Sales sowieso mit nichts mehr zu rechnen.
Somit aus Sicht der Zahlen ein Jahr des Stillstandes wo es für potentielle Kunden keine wirkliche Kaufsignale gibt. Aber ja, für manche reicht auch eine Pressemitteilung mit Ankündigungen.
Verändert hat sich aber unglaublich viel, indem die Weichen neu gestellt wurden!
https://webhost.fma.gv.at/ShortSelling/pub/www/...ShortPositions.aspx
Schaut man sich den Kursverlauf der letzten 10 Jahre an, sieht man die recht starke Schwankungsbreite. Das Tief aus dem Jahr 2013 liegt bei 6 Euro - danach gabs einen Anstieg bis 15 Euro. Im Jahr 2017 ging die Aktie wieder auf 9 Euro zurück - nur um 1 Jahr später die 24 zu erreichen. Der Anstieg des letzten Jahres erfolgte von etwa 17 bis 56 Euro.
Die Aktie hat sich also von jedem Wellental bis zum Wellenberg etwa verdreifacht.
Wenn man davon ausgeht, dass wir uns jetzt wieder im Wellental befinden, müssten wir beim nächsten Wellenberg die 80 erreichen. Ich halte es durchaus für möglich, dass wir dieses Niveau in den nächsten 2 Jahren noch erreichen können.
Entscheidend ist natürlich, wie sich die Geschäfte entwickeln. Hier bin ich aber sehr zuversichtlich, dass wir schon bald wieder auf den Wachstumspfad zurück kehren.
Wichtig war für mich auch, dass man die Margenprognosen nicht zurück genommen hat. 27-32%-EBITDA-Marge werden hier weiter vorgegeben.
In den letzten 10 Jahren lag die EBITDA-Marge in einer Range zwischen 16 und 25% - das macht einen Durchschnitt von 21%.
Dass diese hohen Margen keine leeren Versprechen sind, hat sich bereits im 1. Halbjahr des laufenden GJ ablesen lassen.
Es bleibt also dabei, AT&S geht weiter diesen zweigeteilten Wachstumspfad - Wachstum durch Geschäftsausweitung und damit Umsatz und Wachstum hin zu höherwertigen Produkten und damit Marge.
Auch auf der Finanzierungsseite der neuen Projekte sehe ich einen gravierende Änderung. Diese Hälfte-Finanzierung von Kulim durch die Kunden Intel und AMD und nun offenbar auch von den neuen Kunden für Leoben (Fehring?) ist schon sehr interessant.
AT&S ist mittlerweile ein völlig anderes Unternehmen als noch vor drei Jahren - Wachstumsdelle hin oder her.
Ja, die Schwankungsbreite ist aber trotzdem enorm.
Raymond hat im Parallelthread einen interessanten Artikel zum Thema verlinkt.
https://www.institutional-money.com/news/...?tx_fizend_pi2%5Bref%5D=2
Die Aussagen zum Ende des Tiefs schwanken je nach Quelle zwischen 2. HJ 2023 und 2. HJ 2024. Es wird wohl wie so oft die Mitte werden - also höchstwahrscheinlich Ende 2023.
Ich persönlich gehe davon aus, dass der Servermarkt als erstes wieder anziehen wird, da hier die Megatrends cloud und KI den Zyklus überlagern dürften.
Geht man weiterhin davon aus, dass die Börse die Entwicklungen der Realwirtschaft immer so um die 6 Monate vorweg nimmt, so sollten wir uns wohl in der Nähe der Börsentiefs befinden bzw. kurz davor sein.
Betrachtet man darüber hinaus die von AT&S eingeleiteten Kostensenkungsmaßnahmen bzw. Investitionsverschiebungen sowie die Neukunden sowohl im Bereich Substrate als auch im Bereich Leitenplatten, so halte ich persönlich das Chance-/Risikoverhätlnis auf diesem Kursniveau für sehr interessant und habe deshalb gestern aufgestockt. Dass sich in dieser Marktphase die neuen Substratkunden an den Investitionen in Leoben beteiligen, hat mich bei meiner Entscheidung bestärkt.
Ähnlich wie cicero halte ich Kurse von 80 Euro für nicht utopisch, wenngleich ich dafür den Zeitraum von 2 Jahren aktuell für sportlich (aber nicht unmöglich) halte. Ich könnte auch mit 3 - 5 Jahren gut leben. Bis dahin tröstet mich die Dividende.