Griechenland - Haircut/Default/CDS
Das zu tun war eine Mehrheitsentscheidung des EZB-Rats. Dem Vernehmen nach haben sich manche Notenbanken, darunter die Bundesbank, dagegen ausgesprochen. Sie sorgen sich, dass der Beschluss negative Rückwirkungen auf Portugal und Irland mit sich bringen könnte. Denn wenn die EZB einen bevorzugten Status anstrebt, steigt das Risiko für Gläubiger im Privatsektor, im Ernstfall eines Schuldenschnitts deutlicher zur Kasse gebeten zu werden.
Portugal und Irland sollen im nächsten Jahr wieder an den Kapitalmarkt zurückkehren. Auch das könnte unter diesen Bedingungen noch schwerer werden. Denn die zu zahlenden Zinsen könnten höher liegen, wenn Anleger eine Schlechterstellung im Vergleich zur EZB im Falle eines Schuldenschnitts hinnehmen müssen. Ob der jetzt angestrebte Anleihetausch genügt, Privatinvestoren davon abzuhalten, gegen die Bevorzugung der EZB zu klagen, ist offen.
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Die Anleihen könnten morgen sicher abschmieren, denn nun werden die Bandagen härter.
Fundamental hat sich m.E. seit längerem nichts geändert, nur das von verschiedenen Seiten mehr oder weniger glaubwürdig verschiedene Drohszenarien aufgebaut werden.
Also bleibt nur einfach abwarten...
Das war sogar notwendig da sonst die CAC Drohkullise nicht wirken konnte. Die EZB erhöht nun den Anreiz am PSI teilzunehmen. Denn jetzt könnte GR auch jederzeit die Zahlung ganz einstellen. Der Schritt ist gut für den PSI und daher auch gut für uns.
aber ich glaube auch nicht, daß die amis sich davon beeindrucken lassen, diese bevorzugung der ezb ist ganz klar ein eingriff in das eigentumsrecht der anderen anleihenbesitzer. alle anleihenscheine sind nach ihrer jetztigen ausgestaltung her gleich für ihre besitzer, jetzt wird aber die ezb ganz klar bevorteilt behandelt. wie das gerichtsfest durchgebracht werden soll, falls der schnitt nicht freiwillig wird: keine ahnung.
insofern glaube ich auch nicht, daß morgen das ganz große gemetzel los geht. neben der drohung cac steht jetzt aber auch ganz klar im raum: es wird mit sicherheit am montag eine positive entscheidung geben. wobei die drohung natürlich auch gut gemacht ist: keiner hat gesagt, mindestens x %..., keiner weiß, mit wieviel % die gläubiger zustimmen müssen, auch weiß keiner, ob die überhaupt 50% in der märz anleihe zustimmung bekommen.
ich habe das doch richtig verstanden: die zustimmungsklausel gilt je anleihe einzeln?
entsetzt bin ich, daß eine institution ezb, die dringend seriosität und vertrauen und rechtssicherheit braucht hier bei diesem taschenspielertrick mitmacht. ein verkauf an den efsf hätte ich noch eher verstanden, vermutlich wäre der aber nicht so schnell zu machen gewesen.
spannend wird sein, ob man gegen diese aktion auch kurzfristige juristische mittel nutzen kann, zum beispiel eine einstweilige verfügung, die diesen schritt untersagt. da werden jetzt schon jede menge teure juristen grübeln.
www.ariva.de/forum/Der-USA-Baeren-Thread-283343?page=3742#jumppos93552
Wieso Sonderrechte für die EZB gut für die Privaten sein soll, erschließt sich mir nicht. Jetzt können doch erst recht die Messer gewetzt werden. Wenn Griechenland die CAC-Klauseln passend hindreht, können nun auch 70 % Schuldenschnitt "mehrheitlich" durchgedrückt werden. Als die EZB noch mit im Boot war, wäre es mit den Mehrheiten nicht so einfach gewesen.
Damit sollte jetzt schon klar werden (und nicht erst nach dem Tausch), daß ein CAC Einbau nach dieser Bevorzugung der EZB für alle hoch riskant und nicht statthaft ist - und damit auch nicht kommen wird.
Die Medien werden hoffentlich mindestens drei international angesehene Edeljuristen interviewen und dafür sorgen, daß das weit oben landet.
Wenn also alle überzeugt, dass die CAC nicht kommen (dürfen), den bluff ignorieren, wird es auch kein Gemetzel geben.
Irgendwie hätte ich große Lust, bei EZB und EU und deutschem Finanzministerium höchst formal zubeantragen, daß bitte auch meine Anleihen so umzustellen sind.
Ohne die EZB steigt das Verlustrisiko für Private. Das fördert die Teilnahme am PSI und erhöht die Wahrscheinlichkeit dass PSI auf freiwilliger Basis funktioniert
"It's not an investment portfolio but a portfolio constituted within the monetary policy framework. For this reason, it's out of the question that it is used within the parameters of the private sector.» [Reuters]
Wie interpretiert ihr das?
"...within the parameters of the private sector"
Tuen sie es nicht, sind die Privaten aus dem Schneider, denn dann werden ca. 50% aller Anleihen definitiv keinen Cut haben. Somit ist die 95%-Hürde unerreichbar.
Natürlich könnte man jetzt argumentieren: 95% vom Rest sind erreichbar. Da seh ich das aber wie die anderen hier und auch die Medienartikel, die ich zum Thema gelesen habe: Die Bevorzugung eines Gläubigers vor den andern ist nicht statthaft. DieRestgläubiger hätten dann sogar Pfandrecht gegenüber der EZB bzw. dann Bundesbank.
Jetzt ergeben sich hier aber neue Aspekte, die eher für die Hedgefonds sprechen. Die Sache wird immer eindeutiger, MM, dass die Gläubiber nicht mehr enteignet werden können.
Aber wie gesagt, Bondhalter müssen nun damit rechnen, das Geld einklagen zu müssen. Ist aber sicher weniger das Problem, den jetzt mit 30% zu verkaufen oder in ein paar Jahren 100% zu bekommen (Prozesskosten zahlt GR), da fällt die Wahl nicht schwer.
In der Praxis denke ich aber nicht, dass GR bei den Kurzläufern auf 95% kommt. Dazu sind die Tauschanreize einfach viel zu gering. Sonst gäbe es dieses Forum auch nicht ;)
Bei den Langläufern mag das vielleicht funktionieren. Aber wen interessierts? Wenn >95% teilnehmen muss man sich ja nicht mehr groß darüber Gedanken machen ob man die übrigen <5% auch noch zwingt. Also ich zumindest würde so eine Annahmequote als Mega-Erfolg feiern und das ganze auf freiwilliger Basis durchziehen.
Ob Griechenland erst eine Einigung mit dem IIF erziehlt, dann CACs einführt und alle zwingt, oder basierend auf dem anvisierten IIF-Deal Parameter sofort alle zum Tausch zwingt (per öffentlich erklärter Insolvenz) ist doch völlig gleichwertig. Letzteres wäre technisch viel einfacher gewesen. 100Mrd. wären locker zusammengekommen, die komplizierte Abstimmung mit der Troika wäre nicht nötig gewesen, usw.
Gemein haben beide Wege nur, dass sie CDS triggern und die Ratingagenturen beide Fälle als Default werten.
Für mich deutet daher weiterhin alles darauf hin, dass man bei der Freiwilligkeit bleibt und nicht den CAC Joker ausspielt.
ich kann mich noch erinnern wie stark und weber aus der ezb raus sind bzw. gar nicht erst rein sind das gibt jetzt langsam ein bild.
es gibt keine zufälle und ich weiß gerade überhaupt nicht mehr was sache ist, heute morgen wurde einem ja die märzanleihe förmlich aus den händen gerissen obwohl jeder mit 33 % gerechnet hätte. ich warte mal ab und wage keine prognosen mehr hier läuft ziemlich viel verdeckt.
ich erinnere nur an die posse wie die griechen ewig mit dem ilf kurz vor einer einigung standen :-)
1.) Wer am Anleihetausch teilnimmt bekommt die aufgelaufenen Stückzinsen bezahlt (es werden 5.5 Mrd für die Zinszahlungen genannt). Mir war das nicht bewusst. Das reduziert die Fallhöhe deutlich (zumindest nach meiner vorher fehlerhaften Berechnung).
2.) Die Tatsache, dass sich die EU so intensiv wegen dieser Timing-Details beraten lässt untermauert mein Posting #543. Denn dieses Timing-Dilemma hat man ja nur weil man eben den Deal auf freiwilliger Basis durchziehen will. Griechenland kann den Deal jederzeit spontan per offizieller Insolvenzerklärung erfolgreich durchziehen. Die EU könnte ihre Versprechen dann nachträglich immer noch einlösen, oder eben auch nicht. Wen interessiert sowas dann überhaupt noch? Wenn die EU ihre Versprechen nicht halten kann/will, dann wäre Griechenland eh offiziell Pleite, Jacke wie Hose.
Jedem muss aber klar sein, dass die Auswirkungen einer Zwangsumschuldung auf das Zinsniveau viel stärker sind als das EZB-Streben nach einem Sonderstatus.
Hätte man also schon eine Zwangsumschuldung per CAC geplant, bzw. kommen sehen, dann hätte die Bundesbank dies auch deutlich als Ablehnungsgrund genannt. Den Hr. Weidmann halte ich in dieser Hinsicht für seriös. Sowas würde man nicht verschweigen.
Aus Sicht der EZB war der Nacht-und-Nebel Tausch ja recht sinnvoll. Denke die EZBler waren es leid ständig öffentlich von IWF/EU zur Beteiligung aufgefordert zu werden. Mit dem Tausch hat die EZB das Thema nun ruckzuck geklärt und Handlungsfähigkeit demonstriert. Überschüsse werden wie bisher auch an die nationalen Parlamente ausgeschüttet, die dann machen können was sie wollen.
Aber klar, etwas fies gegenüber den anderen Gläubigern ist es schon. Aber so funktioniert griechisches Recht nunmal ;)