Gelingt der Bundesregierung eine durchgreifende Gesundheitsreform?
Seite 4 von 4 Neuester Beitrag: 03.03.05 19:06 | ||||
Eröffnet am: | 24.02.03 18:11 | von: SchwarzerLo. | Anzahl Beiträge: | 94 |
Neuester Beitrag: | 03.03.05 19:06 | von: SchwarzerLo. | Leser gesamt: | 2.172 |
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will man das bürokratiewachstum vermeiden, müsste gleichzeitig eine radikale vereinfachung des steuerrecht mit aufhebung des bankgeheimnisses geschaffen werden. alle einkünfte müssten maschinell - nicht nur wie heute die einkünfte aus abhängiger beschäftigung - gemeldet werden.
wer kann glauben, dass die cdu derartige radikale umstülpungen - zum teil gegen die eigene clientel - vornehmen wird? die csu glaubt es jedenfalls nicht!
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gruß
proxi
Ansonsten halte ich es deswegen für das bessere System, weil ich prinzipiell die Sozialsystem nicht für geeignet halte, Einkommensunterschiede auszugleichen. Dafür sollen nur die Steuern gedacht sein.
wie soll denn jetzt der soziale ausgleich funktionieren. wenn man für die "kopfpauschale" ist, sollte man schon grob erklären können, wie das ganze abgewickelt werden soll. sonst verharrt man auf dem niveau der cdu.
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wenn als "einkommen" alle einkunftsarten vor steuer gemeint sind, wird es noch lustiger.
bin also immer noch nicht schlauer. bitte etwas genauer.
Rainer Balcerowiak
Zehn Milliarden
Organisierte Kriminalität im Gesundheitswesen
Das Gesundheitswesen ist in Deutschland einer der wichtigsten Wirtschaftszweige, der sich zudem stetigen Wachstums erfreuen kann. 2003 lag sein Anteil am Bruttoinlandsprodukt bei 233 Milliarden Euro oder elf Prozent. Wo Geld zu verdienen ist, sind betrügerische Abzocker und korrupte Bedienstete nicht weit, und es gab noch nie einen Grund, anzunehmen, daß das im Gesundheitswesen anders ist. Meldungen über die kassenärztliche Abrechnung von Leistungen an bereits Verstorbenen haben schon längst keinen Seltenheitswert mehr. Egal, ob Falschdeklarierung von gebrauchten Herzklappen, Billigzahnersatz zu Luxuspreisen oder Phantasieverordnungen von teuren Medikamenten – in der Gesundheitsbranche scheint es besonders einfach und dabei besonders lukrativ zu sein, sich aus dem großen Topf der Krankenversicherungsbeiträge eine Extraportion zu gönnen.
Längst haben betrügerische Machenschaften, an denen auch Ärzte, Verbandsfunktionäre, Apotheker, Krankenhäuser und andere Profiteure dieses Krankheitssystems beteiligt sind, Formen organisierter Kriminalität angenommen. Die unabhängige Antikorruptionsorganisation Transpareny International schätzt nach Angaben des Westfalen-Blattes, daß jährlich bis zu zehn Milliarden Euro im Gesundheitswesen auf kriminelle Art und Weise erwirtschaftet werden und die Branche damit inzwischen Platz zwei in der Korruptionsrangliste gleich hinter der Bauwirtschaft erobert hat. Auch das Bundeskriminalamt bestätigte dem Blatt zufolge knapp 10 000 aktenkundige Betrugsfälle im Gesundheitswesen im vergangenen Jahr, geht aber von einer ungleich höheren Dunkelziffer aus.
Daß die Vizepräsidentin der Bundesärztekammer, Ursula Auerswald, derartige Veröffentlichungen als »Unterstellungen« zurückweist und höchstens »systembedingte Unsicherheiten« bei den Abrechnungsmodi als Ursache gewisser Unregelmäßigkeiten gelten lassen will, verwundert zwar nicht, läßt aber eine gewisse Dreistigkeit erkennen. Schließlich sind es gerade die Ärzteverbände und dabei besonders die Kassenärztlichen Vereinigungen, die auf Abrechnungssystemen bestehen, die geradezu zum Betrug einladen. Aufhorchen lassen sollte die Summe von zehn Milliarden allerdings alle Menschen, die seit dem 1. Januar mit Praxisgebühren, erhöhten Zuzahlungen und eingeschränkten Leistungen »beglückt« werden. Das angestrebte »Sparvolumen« der Gesundheitsreform beträgt für das laufende Jahr exakt zehn Milliarden Euro, wovon der Löwenanteil von den gesetzlich Versicherten aufzubringen ist.
Ungeachtet der massiven Eingriffe der Gesundheitsreform liegen die Arzneimittelausgaben im ersten Quartal 2004 in einem rasanten Aufwärtstrend. Der Abstand zum Vorjahr ist im März 2004 bereits auf minus 1,6% geschrumpft. Für eine Entwarnung gebe es im Arzneimittelbereich somit keinen Anlass, so die Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen (GKV). Es wiederhole sich das Schicksal des Beitragssatzsicherungsgesetzes.
Nach einem Ansturm auf die Arztpraxen im Dezember 2003 mit einem Ausgabenplus von bundesweit rund 34% waren die Arzneimittelausgaben im Januar 2004 um minus 30% und im Februar um minus 18% eingebrochen. Im März 2004 (minus 1,6%) ist der Vorzieheffekt des GKV-Modernisierungsgesetzes im Bundesdurchschnitt jedoch bereits abgeklungen. Bei einigen Kassenärztlichen Vereinigungen sind Zuwächse bis zu plus 6% zu verzeichnen.
Der Trend ist besorgniserregend, wenn man die gesetzlichen Sparmaßnahmen betrachtet: Begrenzung der Versorgung auf verschreibungspflichtige Arzneimittel, erhöhte Zuzahlung und Umstellung der Arzneimittelpreise. Zusammen mit weiteren Neuregelungen unter anderem beim Herstellerabschlag sollten die Krankenkassen um rd. 12% dauerhaft entlastet werden.
Die Apothekerschaft bemüht das um den Vorzieheffekt entlastete erste Quartal 2004 (minus 16,8%) für eine optimistische und völlig unrealistische Jahresprognose mit minus 15%. Klammert man den Vorzieheffekt jedoch aus, beträgt der Ausgabenrückgang im ersten Quartal 2004 nur rund fünf Prozent und verfehlt damit deutlich die gesetzlich angestrebte Kostendämpfung von rund zwölf Prozent. Erklärungsversuche, wie z.B. Vorratsverordnungen seien mittlerweile aufgebraucht oder Patienten würden nun vermehrt von der Zuzahlung befreit, verschleiern nur die tatsächlichen Ursachen. Erste Analysen belegen einen erheblichen Anstieg des Zuzahlungsvolumens.
Die gesetzlichen Einschnitte sind größtenteils direkt finanzwirksam, da sie seit dem 1. Januar 2004 unmittelbar beim Leistungskatalog, auf der Ebene der Abrechnungspreise und bei der Zuzahlung ansetzen. Diese Entlastungen werden offensichtlich durch die ärztliche Verschreibungsweise konterkariert.
Die Arzneimittelpreise sind nach dem GKV-Arzneimittelindex bis März 2004 mit minus 1,2% tatsächlich rückläufig. Ebenso bedingen die Verordnungseinschränkungen bei rezeptfreien Arzneimitteln einen Verordnungs- und Umsatzrückgang im I. Quartal regional um bis zu 60%. In zunehmendem Maße werden teurere Produkte verschrieben, ohne das dies einen zusätzlichen Nutzen für die Patienten hätte ("Struktureffekt"). Dieser Struktureffekt schlägt regional in zweistelliger Höhe zu Buche. Die Krankenkassen fordern daher die Vertragsärzte auf, endlich wirtschaftlich zu verordnen.
Anmerkung der Redaktion: Leider ist uns nicht bekannt, auf welcher Zahlengrundlage diese Angaben beruhen. Beispielsweise sind die gesetzlich verordneten Zwangsrabatte bereits abgerechnet, sind die Beträge inkl. oder exkl. 16% MwSt. etc. Die Krankenkassen weigern sich hartnäckig derartige Berechnungsgrundlagen zu veröffentlichen. Somit sind die hier genannten Zahlen mit Vorsicht zu genießen!
Quelle: http://www.journalmed.de/newsview.php?id=4309
http://www.reuters.de/...pe=economicsNews&storyID=682987§ion=news
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Fischer sagt, er habe in den Jahren 2000 bis 2002, "nicht schnell, nicht entschlossen und nicht umfassend genug als verantwortlicher Minister gehandelt". Fischer sagt: "Das sind meine Fehler! Das ist meine Verantwortung!"