GESCO AG - Ungebremstes Wachstum ?
Wichtiger als die Zahlen für das abgelaufene Jahr scheinen mir die Aussichten für das kommende Jahr zu sein - und die sind weiterhin gut (der ein oder andere wird vielleicht bemängeln, dass das Konzernergebnis nach Abteilen Dritter trotz steigendem Umsatz eher leicht schwächer werden soll - das dürfte aber wesentlich an der sich normalisierenden Steuerquote liegen - in 2022 lag die Steuerquote bei 26,7% und für 2023 rechnet man in der Prognose mit einer Quote von 30%).
Das bedeutet unterm Strich, dass Gesco das Rekordjahr 2022 in 2023 so in etwa wird wiederholen können - und das wiederum bedeutet, dass man auch ohne weitere Übernahmen derzeit mit einem KGV von etwa 9 und nur knapp über dem EK je Aktie (das bei 25,34 Euro liegt) notiert. Wenn man mal davon ausgeht, dass der zu erwartende Gewinn 2023 das EK weiter erhöhen wird, dürfte man sogar auf oder leicht unter dem EK je Aktie notieren.
Die Aktie ist also, gemessen an diesen Kennzahlen sehr günstig, da es sich ja um ein wachsendes Unternehmen handelt, das auch Dividenden ausschüttet. Das erste Quartal des laufenden Jahres zeigt dann auch die leicht rückläufigen Ergebnisse - aber gleichzeitig liegt auch in Q1 2023 der Auftragseingang über dem Umsatz und die book-to-bill-ratio demnach auch bei über 1.
Es bleibt die Frage, wie man das wieder bestätigte Ziel (1 Mrd Euro Umsatz bei 10% Marge) erreichen will. Gesco hat nun heute angekündigt, in 2023 Übernahmen tätigen zu wollen, soweit diese strategisch ins Unternehmen passen. Insofern darf man als Aktionär auf entsprechende Neuigkeiten gespannt sein.
Als Ergänzung kurz noch ein paar Eindrücke aus der Bilanz-PK
1.) Der leichte Margenrückgang 2022 zu 2021 ist vor allem auf den "verwässernden Effekt" der Weitergabe von Preiserhöhungen auf der Eingangsseite an die Kunden zu begründen (Beispiel: Wenn man 100 Umsatz hat und 50 Kosten liegt die Marge bei 50%, wenn man dann aber 10 mehr kosten hat und die 10 auch im Umsatz weitergibt, hat man 110 Umsatz und 60 Kosten - es bleibt bei 50 Gewinn - aber die Marge sinkt auf 45%).
2.) Man hätte gerne auch schon in 2022 weitere Beteiligungen zugekauft (mit einer war man auch schon recht weit) aber letztendlich hat wohl der Preis nicht gestimmt. In 2023 will man sich auf den Zukauf von "Add-On-Beteiligungen" und "Basisbeteiligungen" konzentrieren. Man glaubt, dass die gestiegenen Zinsen die Preise etwas drücken könnten. Die noch fehlende Ankerbeteiligung soll in 2024 angegangen werden.
3.) Generell will man Zukäufe vorrangig über Eigenmittel finanzieren. Reichen die nicht aus, sollen Bankdarlehen und möglicherweise auch eine Anleihe genutzt werden. Man sieht in jedem Fall genügend "finanzielle Feuerkraft" um die erwünschten Beteiligungen zu finanzieren.
4.) Es gibt auch Beteiligungen, die nicht so laufen, wie man sich das gewünscht hat bzw. die in schwierigen Märkten unterwegs sind. Das wären dann Astroplast und Funke. Herr Rumberg hat auf Nachfrage nicht ausgeschlossen, dass Beteiligungen, "die sich unter dem Dach der Gesco nicht so optimal entwickeln können" auch veräußert werden.
Zudem hat die UMT die beim Kauf in sie gesetzte Erwartungen nicht wirklich erfüllt. Aus meiner Sicht war aber schon im Erwerbszeitpunkt erkennbar, dass man diese kurz nach einem extremen Umsatzhoch erworben hat (in der Koronakrise wurde ja viel in Krankenhäuser investiert und man konnte/musste damit rechnen, dass die Umsätze sich erst einmal normalisieren würden). Weil wir hier ja auch schonmal über "höhere Firmenwertansätze nun auch bei Gesco und nicht mehr nur bei Indus" diskutiert haben: Bei der UMT wurde bei einem Kaufpreis von 30,7 Mio Euro ein Firmenwert von 15,3 Mio Euro in die Bilanz genommen.
5.) Wenn man Sondereffekte herausrechnet (ein einmaliger Finanzertrag von 1 Mio plus niedrige Steuerquote) wird 2023 genauso gut wie 2022 - oder wenn ich mir die Zahlen so anschaue sogar leicht besser.
Und meine persönliche Anmerkung: Ich denke, dass es jetzt auch für den Kurs der Aktie darauf ankommt, die Wachstumsstrategie durch Übernahmen in die Tat umzusetzen. Dabei würde ich nach dem Eindruck der BPK nicht ausschließen, dass Unternehmen aus dem bestehenden Portfolio mit einem eher geringen Wachstum oder einer eher geringen Profitabilität auch auf dem Prüfstand stehen. Herr Rumberg hat deutlich betont, dass man ein Portfolio von "Hidden Champions" haben möchte, die in ihrer jeweiligen Nische Weltmarktführer sind oder realistisch in absehbarer Zeit werden können (ist aber nur mein Eindruck und daher ohne Gewähr).
Einen schönen Tag noch
Mein Beileid gilt den Hinterbliebenen des viel zu früh Verstorbenen.
Ich glaube ich frage da mal besser Wahrsager, bevor ich Aktien kaufe. Jüngstes Beispiel ist die Software AG, wo die Kleinanlegen in Kürze mit 1 Euro durch Squezeout herausgedrängt werden. Die Prognosen dieser sog. Analysten werden immer mehr für den Schredder.
Am besten ist es eigene Einschätzungen zu machen.
Am 17.10 fand ein Roundtable via AlsterResearch statt. Darin hat der Head of IR die Aktie/den Wert sowie Aussichten und die Potentiale der Hidden Champions in rosaroter Prosa geschildert und zumindest eher positive Nachrichten in Aussicht gestellt.
Selbstverständlich gehört klappern zum Handwerk. Aber die Aktion geht gar nicht! Das kann ich bei bestem Willen nicht mehr als unglücklich bezeichnen, das ist m.E. schlichtweg ungenügend.
Ungefähr 14 Tage nach der vorgenannten Show mit einer derart drastischen Anpassung (Umsatz ca. minus 10% und Konzernergebnis ca. minus 30%) um die Ecke zu kommen, ist eine absolute Frechheit und konterkariert jegliche IR-Arbeit.
Die Reaktion des Aktienkurses spricht Bände, die bereits mehrfach getestete Haltelinie (Widerstand) bei 20 Euro ist nach unten durchbrochen. Wenn man die Lows (unter 12 Euro) von 2020 nicht wieder sehen möchte, sollten derartige Botschaften die Ausnahme bleiben. Mal sehen, wo der/ein Boden gefunden wird….
https://www.finanznachrichten.de/...lich-kein-hidden-champion-486.htm
https://www.gesco.de/news-presse/pressemitteilungen/
Es ist ja schon bezeichnend, dass die Aktie an einem Tag, an dem bekanntgegeben wird, dass der CEO von Bord geht, um knapp 2% zugelegt hat.
Ich denke, dass es eine gute Idee von Herrn Rumberg war, sich von den Beteiligungen aus dem Bereich Automobil zu trennen. Weiter war es sicher auch nicht falsch, die Beteiligungen mittels Effizienzprogrammen auf Herz und Nieren zu prüfen und entsprechende Änderungen umzusetzen. Sicher gibt es im Beteiligungsportfolio der GESCO einige Beteiligungen, die durch diese Programme noch besser gemacht worden sind.
ABER mMn hat Herr Rumberg dann mit der Verkündung der Zielzahlen für 2025 einen schlimmen strategischen Fehler gemacht. Ich habe weiß Gott nichts gegen Vorstände, die ihre Ziele für die nächsten Jahre konkret benennen - im Gegenteil, ich finde das ausgesprochen positiv.
Aber man muss sich dann auch an seinen Prognosen messen lassen. Und da sieht es mMn derart mau aus, dass mir die Demission von Herrn Rumberg zwingend nötig erscheint. Man ist von der angestrebten Beteiligungsstruktur mit den drei Ankerbeteiligungen und den Basisbeteiligungen meilenweit entfernt. Die vorhandenen Basisbeteiligungen sind von der angestrebten Größe auch teilweise noch weit weg. Und das ausgelobte Zahlenziel (1 Mrd Euro Umsatz und 100 Mio Euro Ebit in 2025) scheint höchst utopisch.
Der Zukauf der UMT scheint mir persönlich auch nicht wirklich ausgegoren (der Erwerb erfolgte ja nach dem für die Medizintechnik sehr förderlichen Coronainvestitionshoch - wahrscheinlich zu einem eher hohen Preis und scheint mir der Tatsache geschuldet, dass man ja irgendwie und irgendwann mal damit anfangen wollte, die nötigen Gesellschaften und Umsätze zuzukaufen).
Dieses Dilemma der GESCO ist aber eben untrennbar mit dem Namen Rumberg verbunden. Deshalb KANN die Nachricht von heute eine gute für die GESCO sein, falls der neue Vorstand dann auch den Mut hat, die unrealistischen Erwartungen, die Herr Rumberg geweckt hat, einkassiert und wieder realistische Zielvorgaben zu machen. MMn hat GESCO heute den ersten Schritt zurück zu einer seriösen und im besten Sinne konservatives Beteiligungsholding gemacht (ich hoffe auch sehr, dass man mit dem unrealistischen Ausbauplänen dann auch die "atmende" Dividendenpolitik beerdigt und GESCO wieder zu einer festen, berechenbaren Dividendenausschüttung zurückkehrt).
Ich denke, dass die aktuelle Kursentwicklung immer noch die Folge der Gewinnwarnung ist, die Gesco mit Vorlage der Neunmonatszahlen veröffentlichen musste. Immerhin ist das EBIT nach 9 Monaten um über 20% eingebrochen und die Prognose für das Gesamtjahr wurde was Umsatz und EBIT angeht ebenfalls einkassiert und die ursprünglichen Planzahlen werden sehr deutlich verfehlt.
Zudem ist die Zielerreichung des Strategieprogramms "Next Level 25" wohl unmöglich, was dann ja konsequenterweise dem CEO Herrn Rumberg den Job kosten wird. Derzeit weiß wohl niemand so recht, wohin es mit der Gesco geht. Mit Herrn Rumberg dürften dann ja auch die Ziele für 2025 verschwinden - aber was sind denn dann die neuen Ziele? Wie sieht es mit Astroplast und Funke aus (auf beide Gesellschaften muss man wohl Abschreibungen vornehmen laut PM)? Wo soll es mit der Gesco denn nun hingehen? Wer wird der neue CEO?
Da stecken halt derzeit sehr viele Unsicherheiten in dem Unternehmen - und das wirkt sich mMn auf den Kurs aus.
Ist aber nur meine Meinung und ohneGewähr :-).
Nachdem die Aussichten auf Leitzinssenkung nicht gut sind wird das wohl noch Schwierigkeiten aufwerfen. Hmmmmm.....
Und natürlich verteuern die höheren Zinsen auch die vollmundig verkündeten Zukäufe. Ich denke, man wird die entsprechenden Planungen zurücknehmen (müssen) - aber was kommt dann?
selbst wenn der Gewinn auf 15 Mio einbricht, wird er sich doch auch wieder deutlich erholen. Der Auftragbestand so war es zu vernehmen habe sich bereits stabilisiert. Umsatz > 200 Mio und der Gewinn dürfte auch bald wieder bei 25 Mio + sein. Wer nicht zugreift ist selber Schuld. :-)
Aus meiner Sicht sind die 40 Cent schon ziemlich mickrig. Ich weiß nicht, womit man es begründen will, dass man lediglich für 20% vom EpS an die Aktionäre, die ja durch die Kursentwicklung schon genug gebeutelt sind, ausschütten möchte.
Ein neues Unternehmen hat man jedenfalls in 2023 nicht erworben (nur ein paar Arondierungsübernahmen). Und dass Herr Rumberg in seinen letzten Wochen als CEO nun noch die Prokura hat, größere Übernahmen vorzunehmen, glaube ich eigentlich auch nicht. Der neue Vorstand wird strategische und finanzielle Beinfteiheit haben wollen.
Überhaupt ist die Hängepartie auf dem CEO Posten für die Gesco mMn Gift. Es weiß doch niemand, wie es weitergehen soll. Welche strategischen Entscheidungen mit welchen Konsequenzen der neue CEO trifft. Was wird aus Astroplast und Funke? Werden die wieder auf Kurs gebracht oder verkauft? Viele Unsicherheiten bei Gesco aktuell.
Und da ist eine Dividende von nur 40 Cent jetzt kein Vertrauensbeweis. Wenn man hätte signalisieren wollen, dass man durch das Tal durch ist und es wieder bergauf geht, hätte man den Aktionären doch z.B. 80 Cent vorschlagen können. Für mich sieht das Ganze so aus als ob da vielleicht noch weitere schlechte Zeiten kommen könnten...
Ich habe mich dazu entschieden, nicht alle meine Gescoaktien zu veräußern - aber ich glaube nicht an eine kurzfristige Trendumkehr sondern glaube, dass man schon etwa zwei Jahre mindestens Zeit mitbringen muss, um Gesco wieder nachhaltig steigen zu sehen.
Wenn man die SMC Studie betrachtet, muss man ja feststellen, dass selbst SMC, die ja grundsätzlich eher positiv für Gesco gestimmt sind, 2024 als (weiteres) Übergangsjahr sieht. Man glaubt, dass der Umsatz im Grunde flat bleibt und beim EBIT (wenn man das um Firmenwertabschreibungen bereinigte nimmt) soll es sogar einen leichten Rückgang geben. Zudem glaubt SMC nun auch nicht mehr daran, dass die Gesco im laufenden Jahr irgendwelche größeren Übernahmen tätigen kann.
Das liegt mMn (auch) daran, dass der alte CEO als "lame duck" wohl besser kein Geld mehr ausgibt, um dem neuen nicht ins Handwerk zu pfuschen und der neue CEO wohl erst einmal einen Eindruck von den Beteiligungen bekommen muss, um zu wissen, wo man besser verkauft und wo man strategisch sinnvoll zukauft.
Und das bedauerlicherweise in einem Jahr, in dem laut Mitbewerber Indus die Multipel für Unternehmenskäufe derzeit auf einem vernünftigen Niveau sind.
Ich würde persönlich (aber nur meine Meinung) daher eher davon ausgehen, dass es bei Gesco erst wieder ab 2025 aufwärts gehen könnte und auch der Kurs erst dann wieder signifikant anspringen könnte...