Fannie Mae - Chance auf Verdreifachung bis Juli
Rechnet man den US-Kurs in Euro um (EUR/USD = 1,19), kommt man man auf 4,82 €.
Ist aber nur die Meinung eines wenn auch Insiders. Allerdings ist ihm bewußt, dass alles andr Collins-Klage hängt. Das ist der springende Punkt der Spekulation. Dass Biden als "linker" FnF aus der Verstaatlichung lassen will - mehr als der "Rechte/marktliberale" Trump - halte ich für ein Gerücht. Das ergibt keinen Sinn.
Sinn ergibt das nur, wenn man wie von AL oben angesprochen via KE wieder Privatkohle zum Verbrennten in der nächsten Hypokrise reinholen will. Auch im aktuellen Marktumfeld sicher sinnvoll. Aber ob es so kommt?
Da ich beruflich seit vielen Jahren ständig mit englischen Texten arbeite, verstehe ich auch alles, nur einige juristische Fachausdrücke musste ich im Wörterbuch nachschlagen.
Interessant sind bei Howard u. a. die Kommentar von "rules of the law guy", der offenbar Jurist mit verfassungsrechtlichem Fachwissen ist. Dieser Mensch hat auch mal einen Artikel bei Seeking-Alpha verfasst, in dem er angab (ist dort Pflicht), dass er long in JPS ist.
Tim Howard (übersetzt mit DeepL + edit):
"Ich habe Positionen sowohl in Fannie Mae Stammaktien als auch in Vorzugsaktien (JPS). Wie ich bereits in der Vergangenheit angemerkt habe, sind beide Bestände ein Vermächtnis aus meiner Zeit als Fannie Mae-Führungskraft.
Bis August 2009 hielt ich nur Stammaktien. Dann verkaufte ich die Hälfte meiner Stammaktien zu einem Preis von $1,93 pro Aktie und verwendete den Erlös, um Vorzugsaktien (JPS) der Serie N zu erstehen - zu einem Preis von $3,40 pro Aktie. Diese JPS-Serie hatte ich ausgewählt, weil es die letzte war, die ich als CFO von Fannie herausgegeben hatte.
Seitdem habe ich weder mit Stamm- noch mit Vorzugsaktien von Fannie gehandelt (und ich besitze keine Aktien von Freddie und habe sie auch nie besessen).
Ich habe nie den Dollarwert meiner Fannie-Beteiligungen offengelegt - und ich habe auch jetzt nicht die Absicht, dies zu tun. Aber ich habe gesagt, dass sie nur einen sehr kleinen Prozentsatz meines Nettovermögens ausmachten. Das ist immer noch so.
Die Kehrseite davon ist allerdings, dass ich sehr hohe unrealisierte Verluste in meinen Fannie-Aktien habe. Und für mich ist einer der Nachteile - der daraus resultiert, dass sich die Zwangsverwaltungen von Fannie und Freddie so lange hingezogen haben -, dass mein selbst auferlegtes Verbot, mit Fannie-Aktien zu handeln, mich daran gehindert hat, meine Kapitalverluste in Fannie-Aktien zu nutzen, um Kapitalgewinne anderswo auszugleichen. (A.L. = die Verluste steuerlich geltend zu machen).
Dies scheint mir jetzt ein guter Zeitpunkt zu sein, um mir öffentlich die Erlaubnis zu geben, einige Fannie-Aktien zu Steuerzwecken zu verkaufen... Mein "no net sales" der Fannie-Disziplin begann mit der Herausgabe des "Report of the Findings to Date" der "Special Examination of Fannie Mae" durch OFHEO (FHFA's Vorgängerbehörde) am 17. September 2004. Eine sechzehnjährige Sperrfrist für Nettoverkäufe scheint mir lang genug zu sein, um meine diesbezügliche Disziplin als gewahrt zu erachten. Ich würde aber immer noch keinen kurzfristigen Handel mit der Stammaktie oder der Vorzugsaktie betreiben."
1. Es gibt bei FnF keine Verstaatlichung (sonst wären die Alt-Aktien längst wertlos), sondern FnF stehen unter Zwangsverwaltung.
2. Fannie und Freddie sind beide halbstaatlich (siehe # 139). Das war vor der Zwangsverwaltung so, es läuft in der Zwangsverwaltung weiter und wird auch nach der Zwangsverwaltung noch so sein.
3. Dass Trump Privatisierung im Prinzip bevorzugt, ist eigentlich einleuchtend, er ist schließlich Republikaner. Bei Fannie/Freddie ist der Fall aber komplizierter.
a) Trump hatte Freddie "missbraucht", um seinem Schwiegersohn Jared Kushner günstige Immo-Kredite zu verschaffen, obwohl Kushners Immo-Firma häufig defizitär gearbeitet hat - und damit die Steuerzahler gefährdet, die Kushner bei einer Pleite ausbailen müssten. Bei einer Privatisierung wäre dieser "Deal" womöglich noch weiter Wellen geschlagen - siehe (# 24): https://www.ariva.de/forum/...achung-bis-juli-574209?page=0#jumppos24
b) Trump, Mark Calabria und andere rechte Reps sind politisch eng vernetzt mit den US-Privat-Bankiers. Privatbanken geben in USA ebenfalls Hypoverträge heraus (ca. 50 % des Gesamtvolumens). Sie müssen jedoch höhere Zinsen verlangen, weil sie kein implizite Staatsunterstützung (via MBS-Garantie bei FnF) erhalten. Die Privatbanker betrachten FnF deshalb als ärgerliche, staatlich subventionierte Konkurrenz. Reps mögen so etwas nicht. Wohl deshalb hat Trump auch 2019 Mark Calabria als FHFA-Direktor ernannt. Calabria bemüht sich seitdem nach Kräften, Fannie und Freddie klein zu halten und an die Kette zu legen (drastisch übertriebenen EK-Anforderungen), damit seine favorisierten Privatbanken mehr vom Hypo-Kuchen erhalten. Calabria betreibt ein intrigantes Doppelspiel. Offiziell gibt er vor, FnF "befreien" zu wollen. Inoffiziell bremst er sie, wo er nur kann. Das steht auch im Detail so im Howard-Blog.
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Für Biden sieht die Sache umgekehrt aus. Er will, dass sich auch die weniger Betuchten in USA inkl. Schwarze und Latinos (seine Dem-Klientel) einen Hauskauf leisten können, und dazu braucht er FnF, weil die GSE die günstigsten 30-Jahres-Hypotheken in USA rausgeben.
Es geht dem Finalen Ende zu habe ich das Gefühl.
Commons und prefs. Ziehen langsam an...
Guats nächtle...
Oben hatte ich geschrieben, dass Fannies und Freddies MBS (Mortage Backed Securties = Pfandbriefe) vom US-Staat gegen Ausfall garantiert sind. Der US-Staat sorgt also dafür, dass die MBS bei einer Pleite von FnF nicht wertlos werden, indem er notfalls selbst als Zahlmeister einspringt.
Diese Staatsgarantie führt dazu, dass z. B. Zentralbanken aus Fernost die MBS von Fannie und Freddie wie US-Staatsanleihen (UST) - allerdings mit leicht höhere Rendite - in ihren Bilanzen halten können. MBS gelten als sichere Wertanlage und haben deshalb auch Bestnoten der Rating-Agenturen.
Andererseits sind Fannie und Freddie private, börsennotierte Unternehmen, die Rendite für die Aktionäre generieren sollen.
Wie ist beides miteinander vereinbar?
Die halbstaatliche Konstruktion beinhaltet bzw. bedeutet, dass bei faul werdenden Hypothekenkrediten in den verbrieften MBS zunächst die FnF-Aktionäre haften. Das Aktionärs-Kapital bildet somit eine vorrangige Schutzpuffer-Schicht für Zahlungsausfälle. Erst wenn dieses Kapital verbraucht ist - FnF also pro forma pleite sind - springt der Staat ein und trägt etwaige weitere Verluste. In dem Fall verlieren die Aktionäre und Vorzugsaktionäre ihren gesamten Einsatz.
Es besteht daher nur eine implizite Haftung der US-Regierung für den Ausfall von Fannies und Freddies MBS.
Ein großes Problem in der 2008-Krise war, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen dieser impliziten Haftung nie klar formuliert worden waren, sondern bewusst schwammig gehalten wurden. Liest man die FnF-Webseite, auf die Zanoni in # 142 verwiesen hatte, dann entsteht auch heute noch der Eindruck, dass allein FnF für die MBS haften.
Die Formulierungen sind gewollt bzw. bewusst so formuliert, weil eben der Hauptzweck der halbstaatlichen Konstruktion Bilanzkosmetik war: In der Phase von 1938 bis 1968, als Fannie noch vollstaatlich war, mussten die Hyposchulden von Fannie Mae der US-Staatsverschuldung zugerechnet werden. Der ab 1968 eingeführte halbstaatliche Status hatte für die US-Regierung den Vorteil, dass Fannies Hyposchulden - ein Betrag von heute 6 Billionen Dollar - aus der US-Staatsverschuldung verschwanden.
Es wäre schlichtweg widersprüchlich und unglaubwürdig, wenn der Staat im gleichen Atemzug erklären würde, dass er VOLL (und nicht nur implizit) für die MBS haftet.
In der Zwangsverwaltung konnten die Subprime-Zockerbanken - darunter Goldman, wo Paulson zuvor 30 Jahre CEO war - ihren Subprime-Schrott bequem zu Fannie und Freddie verschieben, die somit praktisch als Bad Bank für die Zockerbanken dienten. Der mit der Zwangsverwaltung beauftragte FHFA-Direktor ließ sich bereitwillig Dreck unterjubeln, was den Eindruck erweckte, dass er als Vasall im Interesse der Zockerbanken tätig war.
Gemäß dem Satz, den ich im letzten Posting (# 162) unterstrichen habe, schien 2008 ff. somit der Ernstfall eingetreten zu sein, dass das Pufferkapital der Aktionäre komplett aufgebraucht war und der Staat via SPS mit hunderten Milliarden Hilfskredit einspringen musste, um FnF auszubailen. Demnach hätten auch die Aktien bereits 2008 wertlos werden müssen.
Im folgenden die Gründe, warum dies trotzdem nicht geschehen ist.
Auf die "Ur-Lüge", FnF seien 2008 pleite gewesen, beruft sich die US-Regierung noch heute. Sie wurde so oft wiederholt, bis sie zur "Wahrheit" wurde. Die Obama-Administration verstieg sich um 2012 sogar in die Behauptung, dass Fannie und Freddie die Auslöser und Hauptverursacher der 2008-Bankenkrise gewesen seien. Dreister konnte man die damaligen Tatsachen gar nicht auf den Kopf stellen!
Das war übrigens auch der Grund, warum FnF 2012 "abgewickelt" und durch "besser funktionierende Institutionen" ersetzt werden sollten. Und in dieser Gemengelage wurde auch der Net Worth Sweep (NWS) verabschiedet - der "Raub" sämtlicher Gewinn von FnF von 2012 bis 2019 durch die US-Regierung.
Allerdings hat die US-Regierung von 2012 bis 2019 auf diesem Wege satte 310 Mrd. einkassiert. Diese geraubten Riesensummen waren schwerlich mit der 2012-Behauptung in Einklang zu bringen, FnF hätten ein "nicht-funktionierendes "Geschäftsmodell.
Infolgedessen ruderte die US-Regierung zurück. Nach neuesten Erklärungen vom Dez. 2020 gelten FnF als nunmehr "alternativlos" und sollen nach Beilegung der Rechtsstreitigkeiten mit frischem Aktionärskapital aus der Zwangsverwaltung entlassen werden.
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Interessanterweise hatte Hank Paulson trotz der Lüge, FnF seien pleite, die Aktien 2008 nicht wertlos werden lassen, was ja in dem Fall eigentlich das vorgesehene Procedere gewesen wäre (EK verbraucht, Patient tot).
Dies geschah u. a. durch Druck des damaligen US-Präsidenten George Bush. Bush wollte in der 2008-Finanzkrise, als reihenweise US-Banken zusammenbrachen, auf Teufel komm heraus verhindern, dass nun auch noch die Hypothekenschulden von FnF wieder in die US-Staatsverschuldung zurückfließen und diese damit um weitere Billionen vergrößert worden wäre. Genau dies wäre nämlich damals bei ein Verstaatlichung geschehen.
Nur diesem Umstand ist zu verdanken, dass die Stammaktien und JPS bis heute OTC überlebten.
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Die Zwangsverwaltung bot somit einen faulen Kompromiss:
- Hank Paulsons Zockerbanken konnten ihren Subprime-Dreck bei Fannie/Freddie, die fortan als deren Bad Banks fungierten, abladen
- zugleich aber blieb pro forma deren "Privat-Status" erhalten. Dadurch blieb G. Bush erspart, dass die US-Staatsverschuldung, die 2008 ohnehin wegen zig Banken-Bailouts ausuferte, noch zusätzlich um etliche Billionen Hyposchulden von Fannie/Freddie aufgebläht wurde.
Die Argumentation dieser Juristen geht grob etwa so:
Fannie und Freddie waren 2008 definitiv pleite, weil sämtliches Eingekapital aufgebraucht war. Die Pleite durfte die US-Regierung aber aus taktischen Gründen nicht zugeben, weil FnF sonst hätten verstaatlicht werden müssen, und dann wäre die US-Staatsverschuldung um mehrere Billionen Dollar gestiegen - eben weil die Hyposchulden von FnF dann den Staatsschulden hätten zugeschlagen werden müssen.
Die US-Regierung habe daher "notgedrungen" Schadensbegrenzung in der Finanzkrise betrieben, und gleichsam als Notlüge zur Rettung Amerikas, des US-Dollars und der US-Bonität Fannie und Freddie offiziell nicht pleite gehen lassen können. Dies ändere aber nichts an der Tatsache, dass die Pleite damals faktisch dennoch eingetreten war, und deshalb müssten sämtliche Altaktien und JPS nun nachträglich als wertlos ausgebucht werden.
Die Faktenverdreherei dieser Winkeladvokaten erfolgt offenbar strategisch im Vorfeld der SCOTUS--Entscheidung, um die Kläger (Altaktionäre, JPS) rechtlich schlechter zu stellen und sie womöglich bei internen Vergleichsverhandlungen einzuschüchtern.
Mein Kommentar: Pfui Deibel!
https://www.jurist.org/commentary/2020/10/...ren-collins-v-mnunchin/#
...Paulson indicated that President Bush told him that he did not want to nationalize the GSEs. The FRBNY Staff Report also referenced the notion that “[A]s Paulson (2010) describes in his book, the Bush administration was opposed to nationalization or anything that looked like open-ended government involvement.” This material fact is omitted from the Agencies pleadings. If Treasury had elected to go the receivership route it would have nationalized the GSEs resulting in ownership of one hundred percent of their equity. Under this scenario, it would be unlikely that the ratings agencies would not factor the GSEs consolidated results into their projections for the U.S. Government.
It is time for SCOTUS to call a halt to the federal government’s pleading practices that appear designed to mislead the federal courts.
Das ist schon völlig korrekt so, wie das auf ihrer Seite steht. Es gibt dabei weder eine explizite noch eine implizite, sondern überhaupt keine Haftung des Staates.
Zu der persönlichen Einschätzung, dass der Staat in einem worst case szenario zu einem bailout neigen und einspringen würde tendiere ich zwar auch, es gibt da allerdings keinen Automatismus.
Das wäre eine politische Entscheidung, die so getroffen werden könnte, aber keineswegs müsste, und darauf zu setzen ist eine Spekulation.
Fannie Mae wurde 1968 vollständig privatisiert. Sie genießen lediglich den Status eines "Government-sponsored enterprise" ...ein rechtlicher Sonderstatus für private US-Finanzinstitute, die Geschäftszwecke verfolgen, die im öffentlichen Interesse liegen. Die bekanntesten Beispiele sind die Fannie Mae, Freddie Mac und die FHL-Banken. Trotz ihres staatlichen Auftrags befinden sich die GSE nicht im Staatsbesitz. Sie unterliegen speziellen Aufsichtsbehörden. GSE sind von den Bundes-, Staats- und Gemeindesteuern befreit.
de.wikipedia.org/wiki/Government-sponsored_enterprise
Fannie Mae (eigentlich Federal National Mortgage Association, FNMA) ist ein staatlich gefördertes US-Unternehmen, welches 1938 im Rahmen des New Deal als staatseigene Bank gegründet und 1968 privatisiert wurde. Bei der Privatisierung wurde das ursprünglich aus einer Verballhornung des Kürzels FNMA entstandene Fannie Mae als Name übernommen, unter dem das Unternehmen auftritt. Die Firma lautet aber weiterhin Federal National Mortgage Association.
Sie ist eine reine Hypothekenbank und das weltweit größte Institut in dieser Sparte. Die Hypotheken werden durch den US-amerikanischen Staat weder garantiert noch refinanziert. Als staatsnahes Unternehmen erhält Fannie Mae allerdings erstklassige Bonitätsbewertungen von den Ratingagenturen und kann sich so zu einem günstigeren Zins refinanzieren als andere Banken.
de.wikipedia.org/wiki/Fannie_Mae
Wenn man in solche Problemfälle investiert, oder damit zockt, kann die Rendite natürlich außerordentlich sein, wenn man mit seinen Einschätzungen glücklicherweise richtig liegt. Die Renditeaussichten korrelieren dann allerdings auch hier mit dem Risiko, dass man dabei eingeht, darüber sollte man sich klar sein.
m.A. nach ist das allles nicht wirklich ideal, weder der allgemeine Geschäftsausblick, noch die gigantische KE, noch die Unwägbarkeiten des Prozessausganges, und ebensowenig ihre technische Handelbarkeit.
Kann man alles machen, ich sehe da jetzt allerdings nichts, was mich da nun in große Begeisterung oder Verzückung ausbrechen ließe.
Der Bailout hat ja schon längst stattgefunden, nämlich 2008, und niemand wettet hier sozusagen "rückwirkend" darauf. Der Bailout ist ein Fakt, und ein weiterer Fakt ist und bleibt, dass Bush/Paulson aus politischen und taktischen Gründen (# 163/164) FnF 2008 nicht in die Pleite schicken wollten.
Die Wette hier besteht vielmehr darin, dass - wenn es die Pleite faktisch nicht gegeben hat - auch die daraus später abgeleiteten Rechtsfolgen (Zwangsverwaltung, NWS) nun wieder rückabgewickelt werden müssen. Genau darauf zielt die Collins-Klage vor SCOTUS.
Allein schon die Tatsache, dass die Regierung von 2012 bis 2019 volle 310 Mrd. $ an Gewinnen geraubt hat, zeigt, dass FnF faktisch quicklebendig sind und das Pleitegeschwafel für die Tonne.
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Der Grund für den 2008-Bailout war, das FnF "too big to fail" waren. Für FnF trifft diese Bezeichnung sogar mustergültig zu, mehr noch als für alle anderen US-Großbanken.
Im Grunde wurden damals ohnehin fast alle US-Großbanken (außer Lehman) vom Staat bwz. der Fed ausgebailt. Viele hatten 2008 negatives Eigenkapital - waren also faktisch pleite. Aber der US-Staat hat im April 2009 "freundlicherweise" die FASB-Bilanzregeln geändert: US-Banken konnten ihre faulen Subprime-Pakete, die teils auf 10 % des Nennwerts gefallen waren, nun wieder mit dem Einstandspreis - sprich: zu 100 % - in ihren Bilanzen bewerten. Dadurch wurden deren Eigenkapital wie durch ein Wunder wieder positiv. Auf dieses "mark to fantasy" hatte ich auch im April 2009 im USA-Bärenthread hingewiesen:
https://www.ariva.de/forum/...en-thread-283343?page=1674#jumppos41861
Und weil das EK nun wieder positiv war, konnten auch die Risiko-Rückstellungen rückgäng gemacht werden, so dass die US-Banken schon im Sommer 2009 wieder "überraschend" riesige Gewinne vermeldeten. (In D. hieß es damals törichterweise, dass die Amis "viel besser aus der Subprime-Krise kommen"...)
Die Rekapitalisierung der Großbanken erfolgt mit TARP: Die Regierung vergab langlaufende Gratiskredite an die Banken (angeblich, damit sie wieder mehr Kredite vergeben konnten, LOL). Tatsächlich haben die Banken mit dem Geld jedoch gehebelt US-Staatsanleihen gekauft, die damals z. B. noch 4 % Rendite hatten. Macht man das mit Hebel 10, verdient man "aus dem Nichts" 40 % pro Jahr - auf Geld, das einem gar nicht gehört.
Bei FnF ist der Fall ähnlich gelagert. Der Staat vergab als Finanzhilfe 2008 den SPS-Kredit. Diesen haben FnF im Zuge des NWS ab 2012 komplett abgezahlt - und sogar aus eigener Kraft (ohne TARP) - und dazu auch noch die Zinsen auf diesen Kredit.
Unter diesen Prämissen zu argumentieren, FnF wären pleite und die Aktien und JPS wären wertlos, wie es besagte Winkeladvokaten im Autrag der Regierung jetzt versuchen (# 164), ist geradezu zynisch. Dann könnte man im selben Sinne auch argumentieren, dass alle anderen Großbanken in USA 2008 faktisch pleite waren und deren Aktien daher heute ebenfalls als wertlos gelten müssten. Das passiert freilich nicht, weil die Großbanken und die US-Regierung auf Engste vernetzt sind.
Dass bezgl. FnF "Kleinmut" herrscht, liegt u. a. daran, dass die Großbanken, die ja ebenfalls Hypokredite vergeben, FnF als lästige staatlich subventionierte Konkurrenz sehen. Daher sind viele Rep-Politiker - darunter der jetzige Zwangsverwalter Mark Calabria - bestrebt, FnF (sowie den Altaktionären) zu schaden und deren Geschäftsvolumen klein zu halten.
Dies erklärt das zweierlei Maß.
Was mir bei der ganzen Geschichte fehlt, ist z.B. ein wirklich positiver Ausblick, und zwar selbst dann, wenn die Zwangsverwaltung nun tatsächlich durch das Gerichtsurteil aufgehoben werden sollte. (Was hinsichtlich der Durchführung im übrigen vermutlich mehrere Jahre in Anspruch nehmen dürfte)
Denn wenn Collins vor Scotus im Mai/Juni verlieren (sehr unwahrscheinlich in der NWS-Klage), dann werden die Aktien und JPS ja nicht wertlos. Es gibt dann einen größeren Rücksetzer, mehr nicht.
Schon bald darauf folgen die Fairholmes-Prozesse (siehe # 72), und in denen sind die Aussichten für die JPS (hinsichtlich Zinsnachzahlung ab 2012) sogar noch wesentlich höher als jetzt im Collins-Fall.
Wenn der ehemalige Finanzdirektor von Fannie Mae, Tim Howard, die Analyse von Gary Hindes (# 72) zu den anstehenden Prozessausgängen als treffend lobt (# 148 - "überzeugende Argumente"), dann will das etwas heißen.
Das Problem, das Zanoni hat, scheint mir zu sein, dass er sich mit dem konkreten Fall bislang nur oberflächlich beschäftigt hat und daher nur zu den üblichen Pauschalurteilen kommt. Das ist andererseit aber auch gut so, denn sonst wäre der Trade zu "crowded". Je mehr "Bedenkenträger", desto besser die Aussichten ;-)
bei einer neuen vergleichbaren Situation bedürfte es daher dann auch einen erneuten Bailouts.
Die To-Big-To-Fail-Ratio griffe dann wohl wieder. Ein BAilout müsste jedoch völlig neu verhandelt und beschlossen werden. Es gibt da keinen Automatismus, der sich aus der bisherigen Struktur ergäbe.
Was Fannie Mae zur Staatshaftung auf ihre Seite geschrieben hat ist dann auch keine Nebelgranate, sondern dies enstpricht schon der tatsächlichen Konstruktion.
Dass in einem Ernstfall (wie 2008 dann auch geschehen) höchstwahrscheinlich mit einem staatlichen Bailout zu rechnen ist, ist zwar sicherlich richtig, berührt dabei jedoch eine ganz andere Frage.
Allerdings klagen insbesondere Fairholmes (# 72) darauf, dass die JPS-Dividenden rückwirkend ab 2012 wieder gezahlt werden sollen.
Klappt dies, gibt es pro JPS allein rund 10 bis 12 Dollar Dividenden-NACHZAHLUNG. Außerdem steigt der Kurs der JPS dann wieder auf mindestens 25 Dollar (von jetzt 4 bis 6 Dollar).
Die Aussichten sind daher sehr gut, die aktuelle Lage hingegen nicht.