"Der nächste Börsenmarkt wird furchtbar"
„Der nächste Bärenmarkt wird furchtbar sein“
Schwellenmarkt-Pionier: Mark Mobius
06. Oktober 2007
Mark Mobius, Fondsmanager bei Franklin-Templeton, war einer der ersten westlichen Investoren an den Börsen der Schwellenländer. Im Interview mit F.A.Z. spricht er über die jüngste Kurskorrektur, bemerkenswerte Fortschritte und so manche unentdeckte Perle in Baschkirien.
Während der sommerlichen Verunsicherung an den Aktienmärkten der Welt haben Sie an einen martialischen Börsenspruch erinnert: Wenn jeder da draußen laut schreit und Blut durch die Straßen fließt, ist die beste Zeit zum Kaufen.
Unglücklicherweise ist dieser Zeitpunkt an den Schwellenmärkten schon wieder vorüber. Erst hieß es, das Risiko wird neu bewertet und die Leute ziehen sich aus riskanten Anlagen zurück. Tatsächlich ist jedoch mehr Geld reingekommen. Viele dachten zunächst, dass im Zuge der amerikanischen Hypothekenkrise die Liquidität austrocknet. Das ist aber nicht der Fall. Die Kurse sind schon wieder oben.
War der Kursrutsch im Juli und August wirklich so undramatisch?
Es gab keinen Crash. Es ging 15 Prozent nach unten - und das ist längst wieder aufgeholt. Im vergangenen Jahr hatten wir einen richtigen Bärenmarkt - oder dieses Jahr kurzzeitig im Februar. Da haben sich einige Anleger auch zurückgezogen und die folgenden Aufwärtsbewegungen verpasst. Es heißt: Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.
Das hört sich nach einer unendlichen Erfolgsgeschichte an.
Ich sage den Leuten auch: Ihr müsst vorsichtig sein. Nehmt einen Teil des Vermögens und legt es in Schwellenländern an. Und wenn es aufwärtsgeht, dann verkauft auch mal. Nehmt zwischendurch immer wieder Gewinne mit. Wartet nicht, bis die Party vorbei ist und jeder zur gleichen Zeit durch die Tür nach draußen will. Man kann unmöglich vorhersagen, wann ein Bärenmarkt mit kräftigen Kursverlusten beginnt. Es wird wieder einen Bärenmarkt geben - und der nächste wird furchtbar sein. Aber in der Zwischenzeit ist eine Menge Geld zu verdienen.
Was könnte ein Auslöser für eine länger andauernde Marktkorrektur sein?
Eine Rezession in den Vereinigten Staaten könnte ein möglicher Auslöser sein. Dieses Szenario halte ich aber für unwahrscheinlich. Wenn Regierungen in den Schwellenländern ihre Haltung zur Marktwirtschaft ändern, das sehe ich als größte Gefahr an. Wenn sie plötzlich den Standpunkt vertreten: Marktwirtschaft ist nicht gut, das funktioniert nicht, wir stoppen die Veränderungen. Das wäre wirklich ein schlechtes Signal für die Märkte.
Sie sprechen damit aber von einem sehr grundsätzlichen Einschnitt. Gibt es auch Dinge, die man im Tagesgeschäft im Auge behalten sollte?
Gefahr würde auch von einem dramatischen Einbruch des Wirtschaftswachstums in Indien und China ausgehen. Das sind die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt - und die mit am schnellsten wachsenden. Gerade im Falle von China muss man berücksichtigen, dass inzwischen viele andere asiatische Länder vom dortigen Wirtschaftswachstum abhängig sind. Sie exportieren mehr Güter nach China als in die Vereinigten Staaten. Dadurch könnte sich eine Welle aufbauen, die der von 1997 ähnlich ist. Damals begann die Asien-Krise in Thailand und ging um die ganze Welt. Auch die potentiellen Auswirkungen von Naturkatastrophen wie einem großen Erdbeben sollten nicht unterschätzt werden.
Sie sind jetzt mehr als 30 Jahre auf den Kapitalmärkten der Schwellenländer unterwegs, vor genau 20 Jahren übernahmen Sie die Verantwortung für die Geldanlage auf den Schwellenmärkten bei der Investmentgesellschaft Franklin-Templeton. Was sind die bemerkenswertesten Veränderungen, die sie seither wahrgenommen haben?
Allein die Größenordnungen haben sich unglaublich verändert. Als wir begannen, gab es sechs Märkte, zu denen wir Zugang hatten - in Asien waren das Hongkong, Singapur, Malaysia, die Philippinen und Thailand; aus Lateinamerika kam noch Mexiko dazu. Jetzt sind es 40. Dann die Explosion der Marktkapitalisierung und der Anzahl der börsennotierten Unternehmen. 1987 waren wir noch die großen Jungs auf dem Platz, jetzt sind wir nur ein kleiner Teil eines großen Gebildes.
Vermissen Sie manchmal die frühen Tage?
Manchmal. Aber der Wettbewerb heutzutage mit den vielen anderen Akteuren auf dem Markt bringt auch große Vorteile mit sich. Es gibt jetzt mehr Liquidität. Wir können einfacher handeln. Der wichtigste Wandel ging jedoch in den Regierungen der Länder vor sich: weg von einer sozialistischen, kommunistischen, vom Staat oder von Oligarchen geprägten Wirtschaftsordnung, hin zur Marktwirtschaft. Wir haben nun ein neues Modell: Der Staat gibt zunächst die Kontrolle nicht aus der Hand, kann aber trotzdem eine Marktwirtschaft haben. China ist das beste Beispiel dafür. Dieses Modell ist sehr attraktiv für eine Menge Länder. Später beginnt dann in den Regierungen das Nachdenken: Warum sollen wir die Unternehmen besitzen, wir können sie ja besteuern; gebt sie dem Privatsektor und lasst sie machen, wir überwachen nur.
Sie sind dafür bekannt, permanent unterwegs zu sein auf der Suche nach unentdeckten Perlen, sprich Unternehmen. Das Flugzeug sei Ihr Zuhause, sagten Sie einmal. Wo auf der großen weiten Welt haben Sie denn zuletzt eine Perle entdeckt?
Das war in der russischen Republik Baschkortostan, dem früheren Baschkirien: ein erstaunlicher Ort. Dort findet man viele Maschinenbauer, die sich neu aufstellen müssen. Die müssen auf Jahre hinaus investieren. Da gibt es eine Menge Gelegenheiten für Investoren. Es gibt uns auch die Möglichkeit, mehr Wissen über verschiedenste Branchen zu erwerben und an anderer Stelle zu nutzen.
Gibt es dort eine Börse?
Noch nicht. Wir gehen über den Weg der Privatplazierung. Wir haben einen speziellen Fonds für solche nicht börsennotierten Beteiligungen. Das ist der Templeton Strategic Emerging Markets Fund. Der Fonds ist aber nur für Großinvestoren, die sechs Jahre lang keinen Zugriff auf ihr Geld haben.
Wandeln Sie sich vom klassischen Fondsmanager zum Private-Equity-Investor?
Das gehört zusammen. Von den Unternehmen, die wir suchen, sind manche börsennotiert und manche eben nicht. Bei den Ersteren ist es unser Job, sie auf dem Markt bekannter zu machen. Bei Letzteren, sie auf den Markt zu bringen.
Von welchen Schwellenländern halten Sie derzeit besonders viel?
Die Türkei und Südafrika haben wir derzeit am stärksten übergewichtet. In Südafrika sind die Unternehmen noch sehr günstig. Da gibt es viel Potential, vor allem in der Konsumentennachfrage. In der Türkei sind derzeit dramatische politische Veränderungen zu beobachten. Zum ersten Mal gibt es eine Regierung, die das Parlament kontrolliert. Damit können eine Menge Reformen auf den Weg gebracht werden. Die wichtigste Reform lautet: Privatisierung. Der EU-Beitritt ist dagegen zweitrangig.
Wenn die Türkei der EU beitritt, müssen Sie sich als Schwellenmarkt-Fondsmanager immerhin von türkischen Aktien verabschieden.
Sagen Sie das bloß nicht zu laut. Ich möchte sie nicht verlieren.
Viele Anleger verbinden eine Investition in Schwellenmärkte unmittelbar mit China. Wie gehen Sie mit der Kursblase um, die sich dort gebildet hat?
Die Blase betrifft nur die A-Aktien an den inländischen Börsen. Die Aktien der gleichen Unternehmen werden in Hongkong zu einem enormen Abschlag gehandelt. Dort ist keine Blase zu erkennen. Wir würden nicht in A-Aktien investieren. Trotzdem kann es mit ihnen weiter nach oben gehen. Wenn man das Geschehen mit der japanischen Kursblase in den achtziger und neunziger Jahren vergleicht - da sind die Chinesen erst auf der Hälfte des Weges angelangt. Irgendjemand hat mal gesagt, der chinesische Markt sei wie Schaum - viele kleine Blasen, aber noch keine große.
Drei Jahrzehnte lang beackern Sie nun schon die Schwellenmärkte dieser Welt. Wird das nicht irgendwann langweilig?
Keinesfalls. Das Geschäft ist spannend und wird immer spannender. Es sind noch so viele Dinge zu tun. Der Tag hat nicht genug Stunden. Über einen Rückzug denke ich überhaupt nicht nach.
Das Gespräch führte Steffen Uttich.
Text: F.A.Z., 06.10.2007, Nr. 232 / Seite 25
Bildmaterial: F.A.Z. Wolfgang Eilmes
http://www.investopedia.com/articles/...y/08/contrarian-investing.asp
...aber man soll den tag nicht vor dem abend loben.
bin mal auf die lezte viertelstunde gespannt !
hat da wieder ein banker alleine mit billionen jongliert.... ?:;)))
Medienbericht möglicherweise auf menschliches Versagen zurückzuführen. Wie der
US-Fernsehsender 'CNBC' am Donnerstag berichtete, werde für die Vorfälle, die
beim Dow Jones zu einem Verlust von 800 Punkten in einer halben Stunde geführt
hatten, eine fehlerhaften Transaktion bei einem bedeutenden Marktteilnehmer
verantwortlich gemacht./RX/he/la
original:
SAN FRANCISCO (MarketWatch) -- Shares of Procter & Gamble Co. /quotes/comstock/13*!pg/quotes/nls/pg (PG 60.98, -1.18, -1.90%) briefly plunged 23% Thursday before just as suddenly cutting its losses to 2% for the session. The Dow Jones Industrial Average /quotes/comstock/10w!i:dji/delayed (INDU 10,578, -290.59, -2.67%) component was last trading at $61. P&G shares were trading above $62 a share for most of the day until a sharp afternoon sell off sent the Dow down more than 900 points. The Dow was down 363 points with about 18 minutes left in the trading day. A P&G spokesperson said the household products giant was looking into the sudden drop in its stock price. Shares hit an intraday low of $39.37
Falls wir noch einen weltweiten Crash erleben ist eine Deflation wohl nicht mehr zu verhindern. Die Ländern haben keine Mittel mehr sich finanziell dagegen zu stemmen. Das Pulver ist verschossen.
Am besten man verschuldet sich......................
von Christoph Huber
Montag 10.05.2010, 18:19 Uhr New York (BoerseGo.de) - Die Bemühungen der Europäer eine Verbreitung der von Griechenland ausgehenden schweren Staatsschuldenkrise abzuwenden wird vermutlich nicht ausreichen, um in einigen bereits infizierten Ländern erhebliche Rezessionen zu vermeiden. Dies erklärte gemäß einem Bericht von Bloomberg der Chairman von Morgan Stanley Asia Ltd. Stephen Roach. Jede Klemme im Bereich des Finanzsektors fließe in die reale Wirtschaft ein. In dieser Hinsicht gebe es Erfahrungen aus Asien in den späten 90er-Jahren und aus den USA von den Jahren 2008 und 2009. Dasselbe erwartet er mit Gewissheit für europäische Länder. Dabei sei von schweren mehrjährigen Rezessionen auszugehen. Dieser signifikante Abschwung dürfte auf die großen europäischen Länder übergreifen. Die Auswirkung der europäischen Staatsschuldenkrise erhöhe das Risiko für einen Rückfall der Weltwirtschaft in die Rezession bzw. einen sogenannten “double dip”. In diesem Falls gebe es den größten wirtschaftlichen Abschwung seit der Beendigung des zweiten Weltkriegs. Die Erholung aus der letzten Rezession sei in Gefahr und der globale Geschäftszyklus sehe sich mit einem beträchtlichen Risiko konfrontiert. Die Vorstellung eines von niemanden diskutierten “double dip” sei sehr lebendig, führte Roach im Rahmen eines Interviews weiter aus.
...besonders auch die Leserkommentare !
Die Finanzmärkte werden zusammenbrechen, die Europäische Währungsunion zerbrechen und die Welt in eine große Depression schlittern. Ein düsteres Untergangsszenario? Ganz und gar nicht, sagt Gerald Celente, Gründer des Trends Research Institute in Kingston (USA). Im Interview mit dem Handelsblatt erklärt der Querdenker, warum er mit dem Schlimmsten rechnet.
Handelsblatt: Wie sehen Sie die Lage in den USA?
Celente: Regierungen und Notenbanken haben rund um die Welt gewaltige Stimulierungsprogramme lanciert. Mit einem Ziel, die Zinsen tief zu halten. Die Arbeitslosenrate wird trotz allem hoch bleiben. Wir schaffen hier in den USA nur niedrig bezahlte Stellen, in der Zeitarbeit und im Gesundheitssektor. Der Abstand zwischen Arm und Reich ist so groß wie in keinem anderen Industrieland. Im Jahr 1950 verdienten die Firmenchefs 20 Mal mehr als der Durchschnittsarbeiter, im Jahr 2010 ist 550 Mal mehr. Politisch sind wir weit vom früheren Unternehmergeist entfernt. Wenige Banken kontrollieren das ganze Land. Es sind Personen aus dem Finanzsektor und die von Goldman Sachs, die in der Regierung das Sagen haben.
Werden die Ankurbelungsmaßnahmen nicht fruchten?
Wenn die Stimulierungsprogramme auslaufen, wird der Immobilienmarkt zusammenbrechen und mit ihm die Finanzmärkte. Ich sehe die Welt in eine große Depression hinein laufen. Wenn die Konjunkturen abwärts driften, werden wir mehr und mehr Handelsbarrieren sehen.
Große Depression ist ein Schreckensszenario. Was wird aus Europa?
Die Europäische Währungsunion wird zerbrechen. Einige werden heraus gedrängt werden, andere das System freiwillig verlassen, um den drakonischen Zwangssparprogrammen im Gegenzug für Hilfen zu entgehen. Insgesamt werden die Europäer den Sturm aber besser überstehen als die Amerikaner.
Celente: Regierungen und Notenbanken haben rund um die Welt gewaltige Stimulierungsprogramme lanciert. Mit einem Ziel, die Zinsen tief zu halten. Die Arbeitslosenrate wird trotz allem hoch bleiben. Wir schaffen hier in den USA nur niedrig bezahlte Stellen, in der Zeitarbeit und im Gesundheitssektor. Der Abstand zwischen Arm und Reich ist so groß wie in keinem anderen Industrieland. Im Jahr 1950 verdienten die Firmenchefs 20 Mal mehr als der Durchschnittsarbeiter, im Jahr 2010 ist 550 Mal mehr. Politisch sind wir weit vom früheren Unternehmergeist entfernt. Wenige Banken kontrollieren das ganze Land. Es sind Personen aus dem Finanzsektor und die von Goldman Sachs, die in der Regierung das Sagen haben.
Werden die Ankurbelungsmaßnahmen nicht fruchten?
Wenn die Stimulierungsprogramme auslaufen, wird der Immobilienmarkt zusammenbrechen und mit ihm die Finanzmärkte. Ich sehe die Welt in eine große Depression hinein laufen. Wenn die Konjunkturen abwärts driften, werden wir mehr und mehr Handelsbarrieren sehen.
Große Depression ist ein Schreckensszenario. Was wird aus Europa?
Die Europäische Währungsunion wird zerbrechen. Einige werden heraus gedrängt werden, andere das System freiwillig verlassen, um den drakonischen Zwangssparprogrammen im Gegenzug für Hilfen zu entgehen. Insgesamt werden die Europäer den Sturm aber besser überstehen als die Amerikaner. Alleine die Haushalte haben 13 Bill. Dollar Schulden, und sie haben keine Ersparnisse. Bei den Europäern sieht die Lage ganz anders aus.
Was ist mit dem Euro?
Der Euro fällt jetzt wegen der Griechenland-Krise. Aber deshalb vom Euro in den US-Dollar zu tauschen hieße: Von der Titanic auf die Lusitania zu wechseln, und die wurde bekanntlich auch versenkt. Das Rettungsprogramm für Griechenland vom Wochenende ändert gar nichts. Das ganze System funktioniert nur noch mit niedrigen Zinsen und damit billigem Geld.
Dreh- und Angelpunkt sind die explodierenden Schulden?
Die USA haben jetzt 13 Bill. Dollar an Staatsschulden aufgehäuft. Darüber hinaus haben wir Verpflichtungen aus dem Sozialsystem, dem Gesundheitssektor und den Pensionen in Höhe von 108 Bill. Dollar. Es werden insgesamt drei Bill. Dollar gebraucht, um die Südländer der Eurozone zu retten. Der kleine Mann wird die Zeche zahlen müssen. Die Großinvestoren kommen dagegen davon, die Banken werden mit Staatsgeldern gerettet. JP Morgan beispielsweise hat hohe Verbindlichkeiten in Griechenland, Spanien, Portugal. US-Präsident Obama sprach vor einigen Tagen von den Herrschern an der Wall Street als "Titanen der Industrie", aber sie produzieren nichts Reales, nur CDS, synthetische CDOs und Derivate. Das ist ein Casino.
Es bleibt die Frage: Was wird aus den Währungen?
Ich bin sehr bullish für Gold, weil die anderen Währungen nicht das Papier der Geldscheine wert sind, auf denen sie gedruckt sind. Meiner Meinung nach kann der Preis bis auf 2000 Dollar je Unze steigen. Von den meisten Anleihen würde ich die Finger lassen. Mein Bargeld habe ich aufgeteilt zwischen US-Dollar und dem kanadischen Dollar. Gut sehen die norwegische Krone wegen des Ölreichtums des Landes und der Schweizer Franken aus, weil beide Länder nicht so stark in die Krise verwickelt sind. Ansonsten besitze ich noch Immobilien. Am besten stehen relativ autarke und rohstoffreiche Länder mit überschaubarer Verschuldung und guten Handelsbilanzen da. Grundsätzlich würde ich keine großen Risiken eingehen. Das Gebot der Stunde ist: Kapital erhalten.
Sie beobachten sehr genau die geopolitische Lage. Wo liegen hier die größten Risiken?
Politisch prognostizieren wir einen Terrorakt wie im September 2001. Dann wird es ein Problem geben, an das eigene Geld zu kommen. Dann wird es wieder Bankfeiertage geben, an denen nichts mehr geht. Ein Bank Run und eine Flucht ins Gold soll schließlich verhindert werden. Meine größte Sorge aber ist die Eskalation des Krieges unter der neuen US-Regierung. Ich spreche von Afghanistan und Pakistan. Hier kann es schnell zu einer globalen Katastrophe kommen. Auch in der Israel-Iran-Konfrontation kann es schnell zu einer Eskalation kommen.
Momentan wimmelt es auch von schlechten Prognosen aber so richtig dran glauben will man nicht. Bis dann die Panik ausbricht.
Bin zwar grundsätzlich Optimist, werde aber Richtung Sommer mal meine Cashquote erhöhen, falls es die Märkte noch zulassen :;)))
11.10.2010
Finanzkrise
Amerikas kurzes Gedächtnis
Von Marc Pitzke, New York
Haben die USA aus der Finanzkrise gelernt? Das Gegenteil ist wahr, sagt Filmemacher Charles Ferguson. Seine brillante Dokumentation "Inside Job" zeigt, wie Wall Street und Regierung schon wieder gemeinsame Sache machen. Das Fatale: Niemand protestiert dagegen.
Es ist eine fast intime Soiree. Gerade mal neun Zuschauer verlieren sich im Saal des Angelika Film Centers, eines Programmkinos im New Yorker Greenwich Village. Dabei ist der Film, der hier seine Publikumspremiere hat, wichtig, erschütternd und zutiefst empörend. Jeder Amerikaner, der wirklich wissen will, wer die Finanzkrise verschuldet hat (und zweifellos die nächste verschulden wird), sollte ihn sehen.
Doch Amerika will davon offenbar nichts wissen. Finanzkrise? Rezession? Old news!
In "Inside Job", seiner brillant-beklemmenden Dokumentation über den globalen Crash, weist Charles Ferguson genau das Gegenteil nach: Diese Geschichte ist längst nicht zu Ende - und hat sogar bereits begonnen, sich zu wiederholen. Was soll's, sagt Scott Talbott, ein Top-Lobbyist der Bankenbranche, auf Nachfragen von Ferguson mit nonchalantem Schulterzucken: "Jeder macht mal Fehler."
Von wegen Fehler. "Diese Krise war kein Unfall", sagt Ferguson. Sondern ein weltweiter, wortwörtlicher Bankraub, der Billionenverluste verursachte und Abermillionen Menschen die Existenz kostete, von Chicago bis China - für den aber, wie "Inside Job" in kühler Wut erinnert, bis heute kein einziger Schuldiger strafrechtlich belangt wurde. Statt dessen ziehen die gleichen Leute wieder die Strippen, an der Wall Street wie in Washington, und kassieren neue Bonusprämien ab.
108 Minuten Tour de Force durchs Finanzlabyrinth
Man könnte meinen, es gäbe zu dem Thema nichts mehr zu sagen. Doch keiner fängt die Chuzpe der Täter so eiskalt ein, demaskiert die Verantwortlichen so höflich, leuchtet die moralischen Abgründe so grell aus wie Ferguson, ein Politologe mit Reportertalent. Anders als der Polemiker Michael Moore ("Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte"), der seine Thesen zurechtschneidet, oder Hollywood-Nörgler Oliver Stone ("Wall Street: Geld schläft nicht"), der sich in stilisierter Dramaturgie verliert, wahrt Ferguson den Blick fürs Wesentliche.
Seine 108-minütige Tour de Force durch das Labyrinth aus Deregulierung und Derivativen, Ratings und Ramschhypotheken, CDO und CDS führt einem die zynische Manipulation des Systems besser vor Augen als alle bisherigen Traktate. Eine ernüchternde Lehre, die gerade jetzt nötig scheint, da viele Amerikaner die wahren Hintergründe der Krise schon wieder verdrängt haben - und, so warnt Ferguson, fröhlich in den nächste Wahn schlittern.
In der Tat machen in Umfragen immer mehr US-Bürger ihren Präsidenten Barack Obama für die Rezession verantwortlich - obwohl der zu Beginn der Finanzkrise noch überhaupt nicht im Amt war. Den Republikanern dagegen, die viel Geld von der Wall Street erhalten und die an der fatalen Deregulierungspolitik festhalten, messen die Wähler in Finanzfragen neuerdings größere Kompetenz zu als den Demokraten. Bei den Kongresswahlen in drei Wochen könnten die Republikaner die Macht im Kongress zurückerobern.
Amerikas hat ein kurzes Gedächtnis. So lief Fergusons aufwendig produziertes, von Matt Damon erzähltes Lehrstück am Wochenende denn zunächst auch nur in zwei New Yorker Programmkinos an, denen schrittweise weitere, kleine Häuser folgen sollen. Gleichzeitig sind die Megaplexes von eskapistischer Massenware belegt, darunter einer auffallenden Anzahl von Horrorfilmen für das bevorstehende Halloweenfest.
Gruselige Schurken, tragische Helden
Dabei ist "Inside Job" der ultimative Horrorfilm, voller gruseliger Schurken und tragischer Helden. Wie "Freitag der 13." beginnt auch diese Höllenfahrt in trügerischer Idylle - in diesem Fall in Island, dessen Finanzsystem Ende 2008 spektakulär kollabierte. Gier, Dummheit, Bankenzockerei: Die Ursachen klingen haarsträubend provinziell und so weit weg - bis der Zuschauer merkt, dass es die gleichen waren, die die USA ins Unheil rissen.
Die Schurken - Banker, Rating-Agenturchefs, Lobbyisten - sahnten ab und belohnten sich selbst mit Villen, Yachten, Privatjets, Strippern, Nutten und Koks, ohne je echte Konsequenzen fürchten zu müssen. Exzesse, die sich Ferguson anschaulich vom Wall-Street-Psychologen Jonathan Alpert und der VIP-Puffmutter Kristin Davis schildern lässt und mit dem Oldie "Takin' Care of Business" untermalt.
Politiker, Ökonomen und der langjährige gaben dem abgekarteten Spiel Flankenschutz. Der Einzige, der die Halunken zur Rechenschaft zog, war der New Yorker Generalstaatsanwalt und kurzzeitige Gouverneur . Als der selbst über einen Hurenskandal stürzte, knallten an der Wall Street - deren Sittenlosigkeit ungesühnt blieb - die Sektkorken, derweil Ms. Davis heute als Bannerträgerin der Anti-Prohibitionspartei für das Amt des Gouverneurs kandidiert.
Aus der Distanz sind die Mechanismen so vorhersehbar, dass es unfassbar ist, wie niemand etwas gemerkt haben will. Fast niemand: Ferguson lässt vor allem auch die wenigen Propheten zu Wort kommen, die das Chaos kommen sahen, doch verlacht wurden, Jahr für Jahr. 2005 warnte Raghuram Rajan, damals Chefökonom des Internationalen Währungsfonds (IWF), vor einem "globalen Meltdown". 2006 orakelte Wirtschaftsprofessor Nouriel Roubini: "Die Blase platzt." Und 2007 kritisierte der Finanzjournalist Allan Sloan die Tricks der Banken als "absolut wahnsinnig".
Kritiker wurden verhöhnt
Doch selbst die "New York Times" tat Roubini als "Dr. Doom" ab, und Larry Summers, seinerzeit Präsident der Harvard University, verhöhnte Rajan als "Technikfeind". Kein Wunder: Als US-Finanzminister unter dem Demokraten Bill Clinton forcierte Summers die Deregulierung der Wall Street. Später wurde er durch lukrative Consulting-Jobs für selbige Branche, die er schützte, zum Multimillionär.
Summers Name taucht immer wieder auf in "Inside Job": Unter seiner Obhut hob die US-Regierung 1999 die Trennung zwischen Investment- und Geschäftsbanken auf, was deren Konsolidierung zu Molochen à la Citigroup erst ermöglichte. Er schaltete Brooksley Born aus, die als Chefin der Aufsichtsbehörde CFTC schon früh auf die Gefahr von Derivativen hinwies. Er steuerte den Commodity Futures Modernization Act, der 2000 jenen Finanzspekulationen freie Bahn gab, die acht Jahre später das ganze Kartenhaus zum Einsturz bringen würden.
Summers personifiziert, wie Ferguson aufzeigt, die Drehtür zwischen akademischer Welt, Wall Street und Politik, die auch nach der Krise weiter schnurrt. Obama, der im Wahlkampf noch eine "neue Kultur an der Wall Street" gefordert hatte, berief Summers 2009 zum Chef-Wirtschaftsberater - ausgerechnet diesen Mann, der einer der frühen Mitverursacher der Krise war. Ende des Jahres will Summers nun nach Harvard zurückkehren, um die nächste Generation von Wirtschaftsgurus auszubilden. Ferguson seufzt: "Nichts hat sich geändert."
Eine deprimierende Erkennntis. Die Lumpen kamen ungestraft davon, sackten sogar noch neunstellige "Abfindungen" ein. Allein Stan O'Neal, der als Vorstandsvorsitzender Merrill Lynch verheizte, kassierte 162 Millionen Dollar. Anschließend wechselte er ins Board des größten US-Aluminiumkonzerns Alcoa, dessen damaliger Vorstandschef die "strategische Vision" des Opportunisten lobte.
Die Wall Street spekuliert sich der nächsten Blase entgegen
Andere sitzen ungestört auf ihrem Thron. Etwa Glenn Hubbard, der Wirtschaftsdekan der Columbia University, der George W. Bushs Steuergeschenke für die Millionärsklasse mitformulierte, nun die Obama-Regierung "berät" und sich von der Wall Street sponsern lässt. Ob das kein Interessenkonflikt sei, fragt Ferguson. Hubbard reagiert beleidigt ("Das bezweifle ich") und bricht das Interview ab.
Und so spekuliert sich eine konsolidierte Wall Street der nächsten Blase entgegen. Kein Krisenprotagonist wurde verurteilt, Obamas Finanzreform ist dank eines Lobbyistenheers auf Minimalmaß geschrumpft, Goldman Sachs kassiert mehr denn je, JP Morgan Chase ist die neue Citigroup.
Unterdessen hat die Armutsquote in den USA historische Rekorde erreicht. Die US-Wirtschaft verlor im September 95.000 Arbeitsplätze. Die Einkommensschere klafft so weit auseinander wie nie zuvor, Schul- und Fortbildung ist für immer mehr Amerikaner unerschwinglich.
"Eine Wall-Street-Regierung", urteilt Ferguson denn auch über Obamas Team. Interviewanfragen verweigerten sämtliche Berater des Präsidenten. Ebenso wie Notenbankchef Ben Bernanke. Der hat seit 2006 tatenlos mitangesehen, wie die Wirtschaft ungebremst in die Krise stürzte. Geschadet hat es ihm nicht: Seine Amtszeit ist gerade erst verlängert worden.