Der Antizykliker-Thread
Warum ich "witzig" bewertet habe? Nun, seit wann wird Obama ernst genommen? Ok, er ist US-Präsident. Aber es ist offensichtlich, dass seine Macht immer weiter schwindet, was ja oft genug im BT zu lesen war.
Vom Heilbringer zur "lame duck"... Soweit ist es noch nicht, allerdings ist natürlich logisch, warum EU-Politiker in dieselbe Kerbe hauen: Sie haben sich durch die Banken in ihren Optionen beschränkt gesehen und wollen das für die Zukunft verhindern, denn nichts hasst ein Politiker mehr als zu etwas gezwungen zu werden. Doch in diesem Fall gilt: Hunde die bellen, beißen nicht. Es sprechen nämlich gewichtige Gründe gegen den Vorschlag: Zum einen ist es ja egal, ob eine Bank zu mächtig ist oder 10 Banken zusammen. Der Bankensektor ist insgesamt systemrelevant, dh nur eine Trennung des Geschäfts hätte nichts gebracht, die Bailout wären trotzdem notwendig gewesen. Zum anderen führte eine Aufspaltung der Geschäfte evtl. zu mehr als weniger Risiken, weil keine Diversifikation mehr erfolgt. Und zum dritten würden die Bankgewinne geschmälert und da haben sowohl die Bankenlobby als auch die US-Reps was gegen.
Fazit: Ein politischer verspäteter Sylvesterböller mit viel Knalleffekt um Führungsstärke zu heucheln. Das war's dann aber auch als willkommene Gelegenheit für die EU-Politiker, was vom Glanz abzubekommen. Nicht umsonst hat noch niemand was von dem Vorschlag gehört, bevor er gestern auf einer recht unbedeutenden Bürgermeisterversammlung geäußert wurde. Schätze, Obama will eine Diskussion anregen, an dessen Ende ein paar kosmetische Änderungen stehen, vor allem aber eine Ausweitung der Kreditvergabe als Geste der Unterwürfigkeit der Banken (um schlimmeres zu verhindern). Mehr nicht und vor allem: Eigentlich recht bullish für den Markt.
Fakt ist, die wichtigsten Indizes in den USA und Europa haben gestern charttechnische Aufwärtstrends gebrochen. Im Nasdaq100 zwar nur leicht angekratzt, aber ich glaub nicht, dass der noch lange hält. Gegenbewegung im Dax bis 5750-5770 halte ich für möglich, aber grundsätzlich dürfte es die nächsten 2-3 Wochen erstmal abwärts gehen. Umso stärker und kürzer die Korrektur, umso besser. Weitere 5-6% abwärts wär doch kein Problem, weder für die Psychologie an der Börse noch für die US-Konsumenten. 5300 im Dax und 97xx im Dow bleiben mein Korrekturziel. Ob das schon im 1.Quartal oder erst im 2.Quartal erreicht wird, ist egal.
Die Mainstreet möchte den Kopf der Banker haben - keine Bankrun - eher eine Bankerrun, wenn der Whitetrash im hinteren mittleren Westen mit der Mistgabel und dem Dreschflegel Jagd auf Bänkster macht...
Gleichzeitig ist Timmy (Geithner) irgendwie dick mit diesen Brüdern...
An die Mainstreet gerichtet macht Obama auf Polemik und Geithner im Hintergrund beschwichtigt die Banken „So schlimm wird es nicht, ihr mäßigt Euch einfach ein bisserl, sonst…“ Und die Banken werden sich mäßigen, denn die Demokraten haben nicht mehr die Mehrheit in beiden Häusern und die Drohung an die Banken gerichtet können gar nicht umgesetzt werden – aber dann hat Obama einen Schuldigen: Die republikanischen Bremser. Oder es geht weiter, dass es einen Kuhhandel geben kann, dass die Banken (weitest) unreguliert bleiben und dafür die Gesundheitsreform durchgeht.
Und Obama hat die Chance die Republikaner, die „[…] in Wirklichkeit eine geistige Haltung sind, […] die auf Hass aufbaut – religiösen und rassistischen Hass“ in das von ihnen zumindest mit verursachte Dilemma einzubinden…
Vielleicht sein großer Befreiungsschlag.
[Das Zitat stammt von Gore Vidal, im Interview „Obama schlägt sich furchtbar“, Cicero 12/2009, Seite 18]
Gegen einen Ausverkauf ist also nichts einzuwenden, es wäre nur eine gute Kaufgelegenheit. Sollte es runtergehen sind Kursziele aber vermutlich genauso obsolet wie die Januarziele 6300+ im Dax.
Warten wir es also ab, ab wo die Dip-Buyer (zu denen ich auch gehören werde, Stichwort "Rente") wieder zugreifen werden. Positiv ist jedenfalls, dass die Berichtssaison der Frühzykliker wie Hightechs ziemlich gut verlaufen ist. Allzu tief dürfte es also nicht runtergehen. Das Bankenproblem betrifft nämlich nur die Banken und Hedgefonds, aber nicht die Realwirtschaft. Wenn die deswegen Panikverkaufen weil sie um ihre Boni fürchten, bitteschön.
Spätzykliker: Nein
Problem: Das Kursniveau war insgesamt zu hoch, um die Nieten aufzufangen. Zudem wurden die Good News größtenteils verkauft.
Folgerung: Es knarzt im Gebälk, der Trend ist extrem gefährdet.
Ich denke, auf dem Niveau 5000-5500 kann man auf Sicht von 20 Jahren nichts falsch machen. 6000 wär auch ok, aber etwas Ehrgeiz hat man ja.
Das die Börsen 60 Jahre gestiegen sind heisst nicht das sie weiter steigen. Sie dir mal den Nikkei an.
Einsteigen bei 30000 und in 20 Jahren hast du dann ne tolle Rente wenn er bei 10500 ist.
Zudem seh ich eher eine Assetinflation, was eindeutig pro Aktien spricht. Und ausserdem kann man ja später in einen Rentenfonds tauschen. Soweit ich weiß stieg der Nikkei malzwischendurch auf 18k. Langfristiges "Traden" sollte also erlaubt sein.
;-))
Aber sind die ausser der Abrackprämie überhaupt richtig zum laufen gekommen?
Selbst wenn der Staat letztes Jahr (was sehr schnell gewsen wäre) beauftragt hätte, läuft der Auftrag derzeit wohl noch oder erst an.
Konjunkturpakete stellen sich viele vor, wie frisches Gas im löchrigen Zeppelin:
Gasflasche auf - Zeppelin steigt - Gasflasche zu - Zeppelin sinkt wieder...
Der gesamtwirtschaftliche Klapperatismus dauert viele länger incl. der ganzen Multiplikatoreffekte.
Aber meinste nicht, dass die Kavallerie vielleicht noch kommt heute und dann sieht die Welt ganz anders aus?
Das würde glaube ich das meiste Chaos anrichten...
Meine unwissende Antwort:
Wenn sich kurz vor Schluß nix tut, dann ja!
Sehr interessant fand ich ein Interview auf CNN in dem von Gewinnen aus dem Häusermarkt gesprochen wurde und das die getätigten Rückstellungen jetzt ausreichen für die Long-Therms. Weitere Rückstellungen scheinen die anscheinend nicht mehr einzuplanen, wenn man den Worten gehör schenken darf.
Dagegen wird die Deutsche Bank in den USA stark angegriffen. Sie soll als Treuhändler Zwangsversteigerungen angemeldet haben, die mehrfach von den US-Gerichten abgelehnt worden sind, weil nicht eindeutig geklärt werden konnte wem welche Immobilien als Eigentümer inne hat. So ist es halt wenn man immer alles mehrfach bündelt und weiterverkauft.
Deutsche Bank hat Probleme auf US-Immobilienmarkt
würden die US-Gerichte Zwangsversteigerungen zurückweisen.
Wie das Magazin weiter schreibt, werden einige Fälle bereits von der Börsenaufsicht SEC untersucht. Die Deutsche Bank ist als Treuhänder einer der größten Akteure auf dem US Markt.Sie vertritt Investoren, die verbriefte Kreditpakete besitzen. Bankangaben zufolge liegt die Zahl der unterlegten Hypotheken bei mehr als einer Million. Weiteren Angaben zufolge unterliegt die Bank oftmals vor Gericht, da sie nicht den Nachweis erbringen kann, dass bestimmte Hypotheken Teil der Verbriefungen sind.
http://www.aktien-meldungen.de/Nachrichten/...Immobilienmarkt-6564182
Gruß Marlboromann
Die ausländische Nachfrage nach Maschinen, Fahrzeugen und anderen Investitionsgütern zog demnach um 4,7 (bisher -0,1) Prozent an. Die gesamten Auslandsaufträge erhöhten sich um 3,6 (bisher: +1,0) Prozent im Vergleich zum Vormonat.
„Die weltwirtschaftliche Dynamik erweist sich als sehr robust, was sich in der höheren Nachfrage nach Investitionsgütern niederschlägt. Das ist für die exportabhängige deutsche Industrie eine gute Nachricht.“
http://www.faz.net/s/...3C913ECF01716D24FC~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Also um das mal einzuordnen: Meine "Anlage" wird nicht "meine zukünftige Rente" sein, sondern ein Spargroschen, den ich für einen bestimmten Zweck zurücklege. Sollte sich das auf 20 Jahre nicht rechnen, dann hab ich/wir im Alter eh andere Probleme, z.b ob die Suppenküche morgen wieder aufmacht und wo ich Holz zum Heizen "organisieren" kann.
Und musiscus: Seit wann sind Aktien für die Rente "typisch deutsch"? Eher "typisch amerikanisch". Der typische Deutsche hat einen Bausparvertrag bei der Schwäbisch Hall und einen Sparbrief bei der Spasskasse Castop-Rauxel.
Gold: Short
Öl: Short, aber hier habe ich auch + - bis jetzt ein Nullsummenspiel. Öl sollte man aber shorten, da die Amerikaner 1,4% mehr gefahren sind als im Vorjahr, der Verbauch aber an Benzin im Vergleich zum Vorjahr aber um 3,4% abgenommen hat. Die Lager in den USA für Destillate wachsen an, was den Preis drücken wird. DAher lege ich Öl-Short nach.
Finanztitel: neutral
Maschienenbau: Long
Solar: neutral
Windkraft: Long
Automobilbau: neutral
Bauindustrie: In den USA auf long
Transport: Long Sogar die Preise in der Schifffahrt nehmen wieder zu. Immer etwas rauf, dann fallen sie weniger und mehr rauf. Also im Tingel-Tangel nach oben: Preise für Containerfracht sind gemeint.
Pharmacie: Long
Chemie: Long
Stahl: neutral
Lebensmittel: neutral
Versorger: short
Gruß Marlboromann