BVB
BVB-Trainer Jürgen Klopp (41) ist vor dem Uefa-Cup-Kracher gegen Udinese Calcio in Sorge um seinen Sturm: Nelson Valdez (24/Adduktoren) wackelt. Mohamed Zidan (26/Grippe) liegt flach. Und auch Derby-Held Alexander Frei (29) ist leicht angeschlagen...
BILD: Herr Frei, ist Ihr Einsatz gegen Udinese in Gefahr?
Frei: „Nein. Mein Körper braucht nur noch ein bisschen mehr Pause, wenn ich alle drei bis vier Tage spiele. Aber keine Angst, ich bin dabei!“
BILD: Und ballern jetzt auch die Italiener weg?
Frei (lachend): „Klar, will ich es auch gegen Udinese wieder krachen lassen. Aber ohne Schalke nahe treten zu wollen: Gegen Italiener dürfen wir den Start nicht so verpennen. Das geht dann nicht mehr so gut aus...“
BILD: Ist Udinese das schwerste Los?
Frei: „Tottenham oder Ajax wären auch nicht leichter gewesen. Ich will Donnerstag nicht mehr auf der Couch sitzen, sondern international spielen. Dafür bin ich zum BVB gewechselt. Und dann müssen wir auch gegen einen solch starken Gegner gewinnen.“
BILD: Was nehmen Sie persönlich aus dem Derby gegen Schalke mit?
Frei: „Dass ich das Parade-Beispiel dafür bin, wie schnell man im Fußball Held, Depp oder tragische Person sein kann.“
BILD: Das müssen Sie erklären?
Frei: „Erst mein bitteres EM-Aus mit der langen Pause. Danach die vielleicht größte Schmach der Schweizer Geschichte mit der Nationalmannschaft gegen Luxemburg (1:2, d. Red.). Und dann drei Tage später die zwei Treffer gegen Schalke plus eine Tor-Vorbereitung. Das ist einfach nur verrückt...“
BILD: Ihre Taktik gegen Udinese?
Frei: „Im Uefa-Cup zählt immer noch die alte Regel: Möglichst hinten zu Null - und falls nicht, dann möglichst 6:1 gewinnen...“
(0:2) gegen Udinese Calcio. In der von ihm als «Spiel des Jahrzehnts» angekündigten Partie blieb sein Team den Nachweis internationaler Reife schuldig: «Wir haben dem Gegner so in die Karten gespielt, das wird Udinese international so schnell nicht wieder antreffen.»
Da trifft es sich gut, dass vor dem Auswärtsspiel am Sonntag in Mannheim gegen die TSG 1899 Hoffenheim zumindest die Statistik für den BVB spricht. Ralf Rangnick, Trainer des bemerkenswert starken Neulings, hat alle seine vier Heimspiele gegen Borussia Dortmund verloren: je einmal mit Schalke und Hannover, sogar zwei Mal mit Stuttgart.
Gegen Hoffenheim, das zu Hause noch ohne Gegentor ist, will der BVB seine Auswärtsserie fortsetzen und im dritten Gastspiel den dritten Dreier einfahren. Interessant: Mitte April verlor der BVB sein letztes Auswärtsspiel, am gleichen Wochenende die TSG ihr bislang letztes Heimspiel.
"Wir haben einen ordentlichen Start in die Saison gehabt. Jetzt geht es darum, das Ding durchzuziehen", sagt Klopp, der Respekt äußert vor einem Gegner, der "richtig guten Fußball spielt", aber auf die eigenen Stärken setzt: "Wir werden vernünftig verteidigen."
guinness5: 1:4 gegen Hoffenheim - Borussias Höhenflug auch in der Liga jäh gebremst
21.09.08 21:39
Der Tag nach dem 1:4-Debakel von Hoffenheim.
Gestern Morgen um zehn Uhr im Besprechungsraum am Dortmunder Trainingsgelände. Borussias Chefcoach Jürgen Klopp (41) hat seine Versager um sich geschart, extra auch die Dolmetscher der ausländischen Spieler zur Aussprache geholt.
Und dann rappelt´s richtig im Karton... Eine Stunde Krisen-Sitzung! Herr Klopp, verspielt der BVB morgen alles?
Die Sorge ist durchaus berechtigt. Nach dem bitteren Fast-Aus im Uefa-Cup gegen Udinese (0:2) sowie der Klatsche bei Aufsteiger Hoffenheim (1:4) mit Liga-Absturz auf Rang zehn, droht morgen gegen Hertha (19 Uhr) auch noch das Scheitern im DFB-Pokal.
Die Truppe völlig verunsichert, Klopp selbst erstmals unter Druck. Eine gefährliche Situation. Hinter verschlossenen Türen wird deshalb Tacheles geredet.
Was genau er seiner Mannschaft vorhielt, wollte Klopp nicht verraten. Stattdessen bittet er um Verständnis: „Lasst die Jungs in Ruhe. Damit wir werden können, was wir werden wollen – eine besondere Mannschaft!“
Schon gegen Hertha erwartet Klopp die Wende: „Wir werden uns in die nächste Runde beissen!“
Glaubt auch Hans-Joachim Watzke (49). Der BVB-Boss stärkt seinem Trainer den Rücken, versichert: „Wir haben uns vor der Saison für eine radikale Änderung der Mannschaft entschieden und einkalkuliert, dass das schwierige Phasen mit sich bringt. Doch wir lassen uns dadurch nicht vom Weg abbringen.“
guinness5: 2:1 - Der Joker schlägt wieder zu: In der Verlängerung trifft Klimowicz für den BVB
24.09.08 21:28
Dortmund. Zu später Stunde, als der kühle Wind fortgeworfene Servietten über die leeren Tribünen jagte, war die menschliche Wärme zu spüren. Die Lehre der Bundestrainer hat bei Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund neue Jünger gefunden.
Es ist die Lehre der Harmonie. Die ist wichtig. Deshalb hatte schon Sepp Herberger bei der WM 1954 gefordert: „Elf Freunde müsst ihr sein.” Nicht so legendär, dafür aber inhaltlich ähnlich das Berti-Vogts-Mantra bei der EM 1996: „Die Mannschaft ist der Star.” Soll heißen: Keiner ist mehr wert als der andere. Und: Erfolg ist ein Gemeinschaftsprodukt.
Nun hatte das Dortmunder Kollektiv in zwei Besorgnis erregenden Spielen gegen Udine (0:2) und Hoffenheim (1:4) aufgehört zu funktionieren, was dem als neu ausgerufenen BVB den ersten Gegenwind der Trainer-Ära Jürgen Klopp bescherte. Umso wichtiger, fanden nun alle Beteiligten, war der 2:1-Sieg in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen Hertha BSC Berlin. Im Sinne des sportlichen Erfolgs, logo, für die Vereinskasse, klar, aber auch für die nötige Ruhe im Umfeld des Vereins.
Diese hatte man in den vergangenen Tagen nach den ersten Nackenschlägen der Saison schmerzlich vermisst und man nahm die Wiederauferstehung im Pokal, der keinesfalls der sportliche Exitus voranging, zum Anlass, näher zusammenzurücken. Das gemeinsame Ziel, nämlich den atmosphärischen Frieden im und um den Klub, im Blick.
Gleichgültig, wer da aus der Kabine schlenderte, er trug eine kleine Liebeserklärung an seine Sportskameraden vor. Der scheue Marcel Schmelzer richtete öffentlich ein „Kompliment an die Mannschaft” aus, Florian Kringe freute sich zwar, dass man „defensiv gut gestanden” hatte, viel wichtiger aber sei gewesen, „dass einer für den anderen gelaufen” sei und dass ein „Team auf dem Platz” gestanden habe: „So gewinnt man Spiele.” Und auch der fahrige Neven Subotic lobte die psychotherapeutischen Erste-Hilfe-Maßnahmen seiner Kollegen: „Die Mannschaft hat mir super geholfen.”
Damit war im speziellen eine Situation gemeint: Eben erst hatte der Verteidiger mit einem Fehler den Berliner Ausgleich ermöglicht („Ich verschätze mich und seh' halt aus wie ein Idiot”), da unterlief ihm der nächste Fauxpas, der nur mit Glück ohne Schaden blieb. Oliver Kahn hätte ihn wohl derart durchgeschüttelt, dass Subotic auf ewig ein Schleudertrauma geblieben wäre. Doch Torwart Roman Weidenfeller eilte zum Unglücksraben, klopfte ihm auf die Schulter, Kapitän Sebastian Kehl und Stürmer Nelson Valdez kamen von weit vorne angetrabt, um aus nächster Nähe aufmunternden Applaus zu spenden. „Die Mannschaft hat toll reagiert”, freute sich Klopp: „Wenn alles gut ist, ist es leicht, sich zu verstehen. Aber in der Situation…”
„Wenn alles gut ist, ist es leicht, sich zu verstehen.”
Es waren Szenen wie diese, die Jürgen Klopp zu seiner Einschätzung des Spiels kommen ließen: „Mit dem Ergebnis bin ich hochzufrieden.” Pause. „Mit dem Spiel auch.” Nun ist Klopp nicht parteiisch genug, um einen spielerisch begeisternden Auftritt seiner Mannschaft gesehen zu haben. Doch die Art, wie seine Elf die Vorgabe annahm, sich „nicht fußballerisch messen” zu wollen mit den Berlinern, sondern stattdessen „unglaublichen Einsatz” an den Tag zu legen, imponierte ihm: „Ich habe heute viele sehr leidenschaftlich kämpfende Spieler gesehen. Und das ist super wichtig im Fußball.”
Da ist es wieder, das neue schwarzgelbe „Einer für alle, alle für Einen”-Syndrom, das Bestand haben soll, schließlich werde man Stuttgart am Samstag nicht austanzen und „aus dem Stadion schießen”. Doch egal wie das Spiel endet, Florian Kringe bat pro forma um etwas mehr Realismus in Dortmund. „Man darf jetzt nicht alles in den Himmel loben. Aber man darf auch nicht nach der nächsten Niederlage wieder die Oberkrise heraufbeschwören.”
Auch diesmal sind drei Punkte das Ziel – aber Dortmunds Sorgen ungleich größer...
Neben den fünf Langzeit-Verletzten drohen auch Ausfälle von Valdez (24), Kovac (34) und Kuba (22). Das Trio beklagt muskuläre Probleme.
Trainer Jürgen Klopp (41): „Die Situation ist beschissen. Aber manchmal wächst eine Mannschaft gerade dadurch noch mehr zusammen...“
Über den Kampf will er trotzdem einen Sieg einfahren. „Wir müssen die gleiche Leidenschaft wie im Pokal gegen Hertha zeigen. Dann ist auch gegen Stuttgart alles drin“, sagt Klopp.
Seit Kindestagen ist er ein Fan des VfB. Der BVB-Coach wuchs in der Nähe von Stuttgart auf, absolvierte in der B-Jugend unter Ralf Rangnick sogar ein Probetraining beim VfB. Heute gehört der VfB für ihn zu den deutschen Topteams: „Der Verein hat eine großartige Entwicklung durchgemacht.“
Und ist dort angekommen, wo Klopp mit seiner Borussia noch hin will...
guinness5: 3:0 - Borussia schießt Stuttgart ab - Hajnal, Santana und Frei treffen
27.09.08 17:27
71.200 Zuschauer im SIGNAL IDUNA PARK sahen in der ersten Halbzeit den besten Fußball von Borussia Dortmund in der laufenden Saison. Hajnal (10.) und Santana (20.) brachten den BVB verdient in Führung. Das 2:0 zur Halbzeit war für die Gäste sogar schmeichelhaft. Auch im zweiten Durchgang war Borussia Dortmund das bessere Team. Der eingewechselte Frei brachte mit seinem Treffer zum 3:0 den Sieg endgültig unter Dach und Fach (73.).