Westwing -- Neuer Thread
Mal davon abgesehen gibt es ja auch gute Gründe wieso sich die Märkte trotz der Befürchtungen, die du angesprochen hast, so gut halten. Wenn man China, die Lieferengpässe und die teils daraus resultierende Inflation (aufgrund steigender Rohstoffpreise und mangelndem Angebot in mehreren Bereichen) als temproäres sieht, und das Zinsniveau sich nicht allzu stark steigert, sondern beispielsweise auf 1-2% geht (Anleihe-Rendite auf 2,5%), dann wird übergeordnet die Aktie weiterhin erste Wahl im Mix der Depots der Anleger bleiben. Es besteht ja kaum eine Alternative. Immos sind auch nicht mehr günstig. Kryptos haben hohe Risiken. Und Anleihen bieten immernoch zu niedrige Renditen, selbst wenn man fast mit Verdopplung der Rendite (beispielsweise bei 10jährigen US Staatsanleihen) rechnet. Insofern ist es kein Wunder, wenn die Gesamtmärkte zwar nachgeben, aber wir keine Korrektur von 15-20% oder gar mehr sehen. Wir haben jetzt Mitte Oktober. Meist ist Ende Oktober die Korrektur eh vorbei und es geht zum Jahresende wieder hoch.
Jedenfalls muss man sich schon wundern, wenn in den Threads zu den ECommercen wirklich jetzt jede Kleinigkeit hervorgeholt wird, die angeblich den Kursverfall erklären soll. Da muss man sich über den Kursverfall auch nicht wundern. Es wird langsam zur selbsterfüllende Prophezeiung, weil die Anleger einfach die Reißleine ziehen, entweder weil ihre Verluste zu groß werden, oder weil ihre Ängste immer größer werden, oder weil auch manche Instis einfach rausgehen müssen oder teils immernoch vorhandene Gewinne mitnehmen. Man mag es ja kaum glauben, aber es wird hier immernoch mehr Leute mit Gewinne in der Aktie geben als Verlierer, zumindest was die Aktienanzahl angeht.
Eigentlich unfassbar, dass die Aktie so tief fallen konnte, aber aktuell redet halt alles nur noch über die Risiken und das Marktumfeld.
Man muss halt nur aufpassen, diesen Trend nicht noch zu befeuern. Das ist allerdings die Schwierigkeit zu erkennen, was Trends noch befeuert. Da kann man ja auch unterschiedlicher Meinung sein, ob in der Phase eine stark negative Sichtweise und das Schüren von Ängsten sogar positiv wäre, weil das zum Ausverkauf führt und die Aktie dann bereinigt ist. Oder sollte man lieber weiter optimistisch bleiben und das auch kommunizieren, um Ängste nicht noch weiter zu schüren? Kann man schwer sagen.
Aktuell dürften jedenfalls jede Menge Leute per StopLoss rausfliegen, oder weil sie Ängste zum Gesamtmarkt oder den Margen der ECommercer haben, oder schlicht davor, dass andere Leute noch ängstlicher sind als sie selbst und demnächst verkaufen. Oder manche Leute schichten lieber von Westwing in was vermeintlich sichereres um. Oder Fonds (oder auch wikifolios) verlieren Kapital, was zu Verkäufen in den darin enthaltenen Aktien führt. Oder Banken verkaufen ihre Hedges auf Derivate. Da kommen manchmal Psychologie und handfeste Dinge am Finanzmarkt zusammen.
Wenn ich jetzt ein M&A geplant hätte, wäre jetzt die Zeit gekommen, stark aktiv zu werden.
Aber auch als Vorstand, muss man jetzt aktiv werden, ansonsten hat man das Thema Kapitalallokation nicht verstanden.
Hier bekommt man ein Unternehmen wirklich sehr günstig. Da kann man sich drehen und wenden wie man will mit seinen Argumenten.
Hier treffen wirklich harte Finanzkennzahlen (FAKTEN(!)) auf eine absurde Realität.
Das ist das was mich an der Argumentation von Vorständen oder IR-Chefs immer wundert, die mir manchmal erzählen, man würde noch Cash für schlechte Zeiten oder für M&S Aktivitäten bunkern.
Wenn man das eigene Unternehmen mal als M&A Aktivität betrachten würde, würde manchem Vorstand auffallen, dass M&A anderer Unternehmen deutlich weniger Sinn ergeben als die eigene Aktie zu kaufen.
Ich mein das garnicht aus Sicht eines Aktionärs, sondern wenn ich Vorstand wäre. Sobald ich als Vorstand von Westwing oder Home24 irgendwas übernehme, was ein deutlich höheres EV/Umsatz-Verhältnis beim Kauf hat als meine eigene Aktie, macht es kaum noch Sinn, es sei denn man erwartet starke Synergien oder denkt, man würde damit den Markt aktiv konsolidieren und so seine Marktstellung deutlich verbessern.
Der Kursverlauf lässt aber nachlesbar schon länger im Prinzip alle ratlos zurück.
Das Herunterbeten der fundamentalen Kennzahlen in Verbindung mit Aussagen, wie absurd die Bewertung sei, wenn man den oder den oder jenen Kurs erreicht oder den IPO Preis...
Das hat eben auch weder geholfen, noch geschadet. Die Aktie kennt eben seit geraumer Zeit nur eine Richtung, Kaufinteresse bleibt zu gering, egal was hier im Thread geschrieben wurde.
Teetrinken, jede Aktie auf der Suche nach dem Boden schlägt irgendwann auch auf.
Weitere Nachkäufe schließe ich für mich aber aus, egal wie absurd die Bewertung erscheinen mag und viel mehr fällt mir zu dem fall Westwing tatsächlich auch nicht mehr ein.
Grundsätzlich gilt: Für mich kommt auf die persönliche Zielsetzung des Entscheiders an (Wie immer!)
Mal angenommen er hat in die Vorlesungen, die ihn dazu befähigen finanzwirtschaftliche Entscheidungen zu treffen, aufgepasst. Dann müsste er sich beim Thema Kapitalallokation die Frage stellen: Welcher der mir zur Verfügung stehenden Alternativen bringt mir welchen Nutzen bzw. den besten ROI?
Grundsätzlich kann ich mir am Kapitalmarkt Geld leihen, das ist am besten, wenn der Kurs eine hohe MK hat und damit einhergehend einen hoch bewerteten Unternehmenswert abbildet (führt zu: Ausgabe von weniger Aktien, geringere Verwässerung, frisches Kapital, je nach Phase und Umfang ohne erhebliche Kursverluste).
Bei 150 Millionen Cash gibt es für mich folgende Überlegungen:
- Bin ich selbst Shareholder in großen Umfang, ist ein Rückkauf von Aktien (ARP) die einfachste Art, seinen eigenen Anteilen (wohlgemerkt Status Quo des Unternehmens verändert sich nicht oder zum positiven) eine höhere Bewertung zu verschaffen (weniger Aktien, Aktie "mehr Wert" , salopp), wohlgemerkt ich möchte vielleicht auch nicht mehr lange in dieser Position arbeiten
- M&A - strukturelle Risiken wie bspw. Hochzeit in eine Holding usw. je nachdem, was man vor hat. Und meistens "Cash" weg, Verbindlichkeiten hoch, Umsätze künstlich höher durch M&A, Synergieeffekte stellen sich erst nach 12-36 Monaten ein usw. Man kauf ja nicht nur Profit sondern auch Risiken ein (Bayer = Glyphosat)
- eigenes Wachstum, am schlechtesten zu steuern von den Alternativen und drückt auf die Stimmung bei den Margen. Gerade beim Thema Grenzkosten gehen gegen 0 beim Marketing, nicht einfach.
Wenn man sich alle Alternativen betrachtet, dann wird man unter jeder dieser Alternativen eine Zahl sehen mit einem Prozent dahinter.
Und die, die den höchsten ROI verspricht, wählt er dann. Wobei es in der Realität nicht so einfach ist. Da kommen ja noch Sachen dazu wie Leverage Effekt, psychologische Faktoren usw. Immer eine Frage, wo man sich in 10 Jahre sieht. Ich denke Jeff Bezos hatte hier eine ganz klare Vision
Ich will damit auch nicht sagen, dass irgendwer etwas in die ein oder andere Richtung befeuert. Deshalb habe ich ja geschrieben, dass es derzeit schwierig zu sagen ist, was unter psychologischen Überlegungen in welche Richtung wirkt.
Man weiß ja auch nicht, wer aktuell verkauft, aber es gibt halt diverse schon angesprochene Gründe, die völlig unabhängig von fundamentalen Dingen solche Trends verstärken.
Also Tschüss Internet, ich hol schon mal meinen Bollerwagen aus dem Keller
28 € unterschritten. Geht bloß aus dem KO-Zertis raus! Sonst wird das teuer.
(ohne das jetzt despektierlich zu meinen: Ich behaupte mal, die Westwing-Kernzielgruppe dürfte eher zu den Schichten zählen, die sich weitestgehend auch weiterhin nur bedingt Gedanken um Anschaffungen machen muss)
Der Oli bereitet mal wieder ein Delisting vor. Bei 16€ gibts dann das Übernahmeangebot zu 18€. Inzwischen weiß er ja wie das geht. ;-)
Ich glaub, wenn man überhaupt über sowas nachdenkt, dann geht man 1-2 weniger ins Kino oder Restaurant pro Jahr. Oder der Urlaub geht nicht ins 5 Sterne sondern in 4 Sterne Hotel. Aber ich glaub, selbst daran werden 95% der Westwing-Kunden nicht denken.
Aber wie gesagt sollten die 4€ kommen geh ich ALL IN