AT&S - Wachstumsweg zu 80 Euro
AT&S liegt bei etwas über 400 Mio $ (2021)
AT&S hat ein verschobenes Geschäftsjahr. Man kann also nicht genau sagen, wie Yole das Geschäftsjahr bei AT&S auf ihre Berechnungen umlegt. Nachdem mir aber schon vorher bekannt war, dass AT&S bei einem Umsatz von 1 Mrd ca. 300 Mio mit den Substraten umsetzte, denke ich, dass diese etwa 300 Mio die Yole hier anführt für das AT&S-Geschäftsjahr 2019/20 gelten.
Ein Jahr später dann knapp über 400 Mio - Umsatzanteil damit etwa 1/3.
Die weiteren Umsatzzuwächse erzielte man zu großen Teilen aus dem Substratgeschäft, aber auch zu einem kleinen Teil aus dem Modulgschäft.
AT&S weist die Substratumsätze nirgends extra aus. Man wird also immer nur Schätzungen machen können. Es lässt sich aber recht gut abschätzen, weil Chongqing I immer etwa für 300 Mio Substratumsatz stand und aus der Tabelle, die AT&S betreffend des Substratwachstums, puplizierte, die prozentuellen Zuwächse dargestellt wurden.
Unten, meine persönliche Schätzung für die weiteren Geschäftsjahre.
AT&S
Umsatz/Substratumsatz
2019/20: 1001 / 320
2020/21: 1188 / 415
2021/22: 1590 / 750
2022/23: 1800 / 900
Yole gibt für den ABF Substratmarkt einen Gesamtmarkt von 4.8 Mrd $ an.
AT&S ist aktuell eigenen Angaben nach (und auch von Yole) Nr 5, die beiden vor AT&S haben 2021 jeweils rund 0.6 Mrd $ Umsatz. Da ist also ganz stimmig, wenn AT&S 2021 0.4 Mrd $ Umsatz hatte.
Ich habe mir gerade auf Basis der neuen Prognosen ausgerechnet, dass der Gewinn/Aktie im laufenden Jahr auf etwa 2,72 Euro zu liegen kommen dürfte. Bei einem Gewinn/Aktie von 5,52 Euro, wird das 2. Halbjahr also tiefrot sein. Natürlich hängt das auch zum Teil mit den im 1. Halbjahr erzielten Währungsgewinnen, bzw. umgekehrt (im 2. Halbjahr) mit den Verlusten - zusammen. Andererseits muss das operative Geschäft alles andere als gut verlaufen sein.
Man kann hier derzeit einfach nichts schönreden, aktuell läuft das Geschäft miserabel, man kann nur hoffen, dass sich die Lage im neuen Geschäftsjahr wieder dreht.
Ich denke, ich habe das oben ganz gut aufgeschlüsselt, wie ich das herleite. Es deckt sich ja mit der von dir geposteten Tabelle. Ich sehe hier keine Ungereimtheiten - allerdings habe ich keine Umrechnung zwischen EURO/USD vorgenommen, womit hier etwas Unschärfe drinnen liegt.
Ich ergänze Deine Tabelle mit den Umsätzen davor
2015/16: 762,88
2016/17: 814,91
2017/18: 991,84
2018/19: 1 027,98
2019/20: 1001 / 320
2020/21: 1188 / 415
2021/22: 1590 / 750
2022/23: 1800 / 900
2015/16 hat man wohl keinen ernsthaften Substratumsatz gemacht, 2016/17 wohl auch nicht.
Deiner Tabelle nach wäre der non-IC Bereich 2019/20 680 Mio gewesen, da hätte man weniger als 2015/16. Daran hätte ich Zweifel
Bitte bedenke, in der Tabelle sind auch einige Unternehmen genannt, die nicht börsengelistet sind. Yole ist in der Regel sehr gut informiert.
Ich glaube auch, Deine Abschätzung für den Verlust im 2. HJ ist möglicherweise etwas zu negativ. In Q3 waren es 11 Mio € Verlust bei einem Umsatz von 419 Mio, dieser wird für Q4 auf 310 in Aussicht gestellt.
One will see.
Ich glaube, in diesem Bereich sehen wir ganz interessante Einstiegsmöglichkeiten.
Zunächst ist es auch für mich schade, dass die Gewinnwarnung so spät kam. Allerdings war es doch schon abzusehen, dass das zweite Halbjahr wahrscheinlich nicht mehr viel beitragen wird können. Dass es nun doch düsterer ausfällt als zunächst von mir angenommen, finde ich nicht so schlimm. Auf der einen Seite bricht die Nachfrage im Chipbereich komplett ein. Auch Intel verzeichnet im vergangenen Quartal Verluste. Nachdem die aktuellen Verluste hauptsächlich aus Währungsdifferenzen und Investitionen (sowohl die neuen Kapazitäten als auch F&E) resultieren, bin ich hier sehr entspannt. Aus meiner Sicht bleibt die langfristige Nachfrage weiterhin hoch. Die Märkte sind und bleiben da. Für mich ist es hier auch irrelevant wie viel Umsatz im Substratbereich verzeichnet wird. Aus meiner Sicht werden alle Produkte benötigt und eine breitere Produktpalette macht aus meiner Sicht auch ein Unternehmen flexibler. Auch stimmt mich folgender Absatz positiv (dass das Management nicht blind in eine Produktion ohne Nachfrage reinläuft).
Aus dem Quartalsbericht:
Zudem werden auch die Investitionsprogramme in Abhängig-
keit von der jeweiligen Nachfrageerwartung differenziert be-
trachtet. Bei den neuen Werken in Leoben und Kulim werden
in den kommenden Monaten aktuell die Baumaßnahmen ab-
geschlossen. Die kostenintensive Implementierung der Ma-
schinen kann im Anschluss flexibel im Einklang mit der jewei-
ligen Marktnachfrage erfolgen. Die mittelfristige Entwicklung
wird davon nicht beeinträchtigt.
Ich will damit nicht sagen, dass AT&S keine Risiken birgt und gebe auch keine Handlungsempfehlung. Allerdings wirkt AT&S zu diesem Preis top aufgestellt.
Offtopic:
Für mich ist aktuell der Markt lustig zu beobachten. Viele Werte werden am Markt gepusht (obwohl in fast allen Branchen Gewinneinbrüche zu erwarten sind). Von einem Tag auf den anderen verlieren viele dann über 10%, obwohl für mich die Ergebnisse mehr oder weniger zu erwarten waren (und für mich keine Substanz für die langfristige Prognose hat).
Beispiele: Intel, Software AG, AT&S
"Die Prognose für den Gewinn je Aktie 2022/23 lautet nun auf 4,85 Euro."
Was bedeutet nach 1 HJ mit ungefähr 220 Mio, dass im 2 HJ ein leichtes minus von ca. 20-30 Mio Konzernergebnis geben wird.
Die Erst hat dagegen mit viel schlechteren Zahlen gerechnet:
"Die Prognose für den Gewinn je Aktie 2022/23 lautet auf 3,01 Euro."
Also ein Verlust von ca. 100 Mio. Dafür in Zukunft total optimistisch mit: "Für die beiden Folgejahre rechnen die Experten der Erste Group mit einem Ertrag von 4,35 Euro und 8,18 Euro. "
Da frag ich mich auch welche Quellen Berenberg hat, dass der dies so gut abschätzen konnte und ich vertraue darauf, dass Q4 auch eher ein leichtes minus gibt. Was ja auch aus Managementsicht Sinn macht nicht HJ 1 fett im PLUS zu sein und Im HJ 2 fett im MINUS. Null oder leichtes minus ist ja vertretbar, aber auf Basis der Zahlen von der ERSTEN hatte ich mich in den letzten Tagen schon gewundert.
FAZIT:
- Berenberg hat hoffentlich recht mit Q4 und wird nur ein leichtes minus
- Berenberg hat hoffentlich unrecht mit der Einschätzung der nächsten 2 Jahre
- Welches Wissen da einzelne Analysten scheinbar haben macht mich schon ganz schön stutzig (so genau kann man es nur im Controlling u GF wissen und vl von Seiten des Umsatzens im Sale)
- Die AdHoc Politik finde ich recht fraglich.
- Zumindest versuchen sie in einem Geschäftsjahr wirklich das Ergebnis in den schwächeren Quartalen nicht abstürzen zu lassen (finde ich gut).
- Prognose für die Zukunft ist zwar NICE aber kommt mir aus heutiger Sicht wie ein IDEALSZENARIO vor und diese sollte man mit einer persönlichen Eintrittswahrscheinlichkeit verknüpfen.
Allerdings dürfte sich im laufenden Q4 die Situation massiv verschlechtert haben. Die Prognosen gehen dahin, dass das EBITDA nochmals stark einbricht, was letztlich auch bedeutet, dass es massive Nettoverluste geben dürfte.
Also schockt mich auch nicht vor allem, wenn man das ganze Jahre ansieht.
Es stinkt mir nur, dass die des mit der Umsatzreduktion 15 Stunden (!) vorher AdHoc melden. Vor einem Monat OK, aber so.
ABER jetzt ist mir ein Gedanken eingefallen, vl. haben sie es ja absichtlich AdHoc erst kurz vorher gemeldet, da sie mit den restlichen Zahlen ja nicht schlecht liegen und damit einen weiteren Absturz sogar bremsen wollen. Weil wäre dies vl. weiter auseinandergelegen und vor ein paar wochen wurden die unter 30 schon geküsst hätte die Info der Umsatz geht auf 1,8 runter, die Aktie noch weiter runter gelassen. So ganz scheint mir gerade der Gedanke nicht zu sein.
Im besten Fall beobachten diese den Markt und stricken sich eigene Modelle, die dann die Zukunft beschreiben sollen. Bei jeder kleinen Änderung in der Zukunft passen sie dann ihre Prognose an, sodass sie irgendwann mal beim "richtigen" Kurs liegen.
Was aus meiner Sicht die "Experten" versuchen einzupreisen sind, der starke Nachfragerückgang auf der einen Seite. Auf der anderen Seite die fallenden Energiepreise und fallenden Transportkosten. Nachdem ich selber keine zusätzlichen Währungseffekte erwarte, gehe ich von keinen hohen Verlusten in Q4 aus. Hier war die Gewinnwarnung schon aufschlussreich in welche Richtung es gehen wird und finde die Berenberg Schätzung realistisch.
Dein Gedanke hat was für sich, wäre aber doch auch ziemlich manipulativ und nicht unbedingt dem Ad-hoc-Gedanken entsprechend. Aber wahrscheinlich gibt es da doch einigen Spielraum.
Irgendwas müssen sie jedenfalls mit einer so kurzfristigen Ad-hoc-Nachricht bezweckt haben, glaubeda an keinen Zufall.
ABER alles in allem, war es sicher schlauer als hätten sie es vor einigen Wochen gemacht wo der Kurs knapp über 30 war und die Veröffentlichung mit den restlichen Zahlen (die ja nicht so schlecht sind) noch gedauert hätte.
Ich weiß einige sind keine Fans von der IR-Abteilung. Aber sicher keine schlechte Taktik aus der Sicht gewesen.
Wobei jetzt der Gedanke ist: Hätte man heute die Zahlen präsentiert ohne AdHoc ob der Absturz von Haus aus ein milderer gewesen wäre?
Ich vermute das Management hat es zuvor wirklich nicht gewusst, dass sie die Umsatzziele verfehlen. Die Struktur des Konzerns ist ja auch nicht mehr so simpel. Viele unterschiedliche Sparten tragen zu den Umsätzen bei. Jetzt gehe ich davon aus, dass von den Sparten immer die Umsatzziele bestätigt wurden (hier werden oft 10%-ige Einbrüche nicht kundgetan). Die finalen Zahlen für das Quartal hatte das Management wahrscheinlich erst gestern (vielleicht vorgestern vorliegen). Erst daraufhin wurde wahrscheinlich nachgeforscht, ob die Umsatzziele realistisch sind. Alle Sparten werden dann die Berichtigungen vorgenommen haben und eine Adhoc ging raus.
Bin ja auch der Meinung, dass die Umsatzziele nicht weit verfehlt sind (1,8 anstatt 2-2,2). Vor allem wenn man Q3 hochrechnet würde man auf 1,9 kommen. Hier sind dann die Konzerne immer weniger flexibel als man selber annimmt und korrigieren bei guter Führung immer auf ein Mindestniveau. Hier wird die Führung von mir auf alle Fälle in die Kritik genommen, sollten die Umsatzziele nochmal verfehlt werden.
Mich irritieren solche Aktionen jedenfalls nachhaltig, muss ich sagen. So etwas kann sich schon auf das Vertrauen der Anleger und in weiterer Folge auf den Börsenkurs niederschlagen.
Die Gegenbewegung ist - trotz recht gutem Marktumfeld - jetzt übrigens nicht berauschend, würde mich nicht wundern, wenn es noch einige Zeit weiter runtergeht, viele Unterstützungen gibt es bis 24 Euro sicher nicht.
ABER nicht beim Umsatz den melden die Unternehmen sogar monatlich gleich nach dem Ultimo. Also am 5.1. kennt man seinen Umsatz von Q3.
Ich genehmige mir jetzt mal ein Mittagsschnapserl. Bin nicht sicher, ob ich im meinen Alter noch so eine blutdrucktreibende Aktie wie die AT&S verkrafte...