Ökonomen streiten über Verteilungsfrage
Seite 7775 von 7775 Neuester Beitrag: 05.11.24 12:24 | ||||
Eröffnet am: | 04.11.12 14:16 | von: permanent | Anzahl Beiträge: | 195.354 |
Neuester Beitrag: | 05.11.24 12:24 | von: Tony Ford | Leser gesamt: | 35.868.848 |
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Ideologien und Utopien sind die driving force menschlicher Evolution. Ihre Träger unterliegen dabei einem dialektischen Doppelcharakter. Jene die sich lauthals dagegen sperren umerzogen zu werden sind dieselben, die genaue Vorstellung darüber haben, wie andere und die Gesellschaft auf Vordermann gebracht werden sollten. Dieser dialektischen Freiheitsbegriff lässt sich sehr schön der reaktionären Kulturrevolution entnehmen, die derzeit auf dem Globus tobt.
Aktion und Reaktion produzieren dabei Widersprüche und Konflikte, die fortlaufend Gründe für die Überschreitung des Status Quo bereitstellen. Eben deshalb ist es ausgeschlossen, dass eine Ideologie oder Utopie 'full', also total und für immer, implementiert werden kann. Sie produziert ihre eigene Aufhebung stets mit. Auf die Weise setzt sich (laut Hegel) die Vernunft in der Geschichte durch.
Und war Russland bzw. die Sowjetunion betrifft, dort habe ich auch als Linksextremist damals nie den Kommunismus verortet, es war eigentlich offensichtlich, dass das russische Modell schon in den Anfängen nichts zu tun hatte mit jedweder Vorstellung von Emanzipation und Freiheit. Da war das Auseinanderklaffen von Utopie und Wirklichkeit für niemanden zu übersehen, der einigermaßen klar bei Verstand war. Das dann dennoch einzelne Individuen in guter Absicht dem Bösen dienten und dieses beförderten, das ist eben Ausdruck ideologischer Verblendung.
Und ich würde aus Erfahrung utopische Gesellschaftsentwürfe mittlerweile mit Ideologie gleichsetzen.
Der Beitrag des Kommunismus und der Rätemacht (Lol) in der UDSSR, hat außerhalb Russlands auch keineswegs für langfristige soziale Entwicklungen gesorgt, ganz im Gegenteil hat der real funktionierende Sozialismus nicht weniger Opfer gefordert, als der Faschismus. Und dort, wo er in einer nachholenden Bewegung und in Abwesenheit einer bürgerlichen Gesellschaft, für eine Modernisierung des Landes verantwortlich war, hat er das in ungleich brutaler und totalitärer Art bewerkstelligt.
Said. Aber eben deshalb versuchen wir uns doch in Ideologiekritik. Lernen aus der Konsequenz, das kann man packen. Seinen eigenen Augen zu trauen ist dafür eine Voraussetzung.
Man sollte sich aber dessen bewusst sein, dass wir seit Beginn der Zielsetzung in 60% der Zeit ca. 40% unseres Ziels erreicht haben.
Wenn man von einem Sonderweg spricht, dann vom Sonderweg, viel zu wenig Klimaschutzmaßnahmen erreicht und durchgesetzt zu haben. Ein Sonderweg, dass man die Zielerfüllung den zukünftigen Generationen aufbürdet, weil man selbst zu bequem war und ist, das Notwendige zu tun und ggf. auch mal einen Gang zurückschalten zu müssen.
Wer nun die Lösung in einem Emissionsrechtehandel sieht, diesen propagiert, der sollte sich dessen bewusst sein, dass, ob wir wollen oder nicht, wir Jahr für Jahr sehr unpopuläre und weitreichende Entscheidungen treffen MÜSSEN.
D.h. wir jedes Jahr Kohlekraftwerke abschalten müssen, nicht weil wir genügend andere Quellen zur Verfügung haben, sondern weil wir es schlichtweg MÜSSEN.
D.h. wir z.B. zu Zeiten der Dunkelflaute die Industrie auf Sparflamme fahren MÜSSEN.
D.h. dass wir uns den Individualverkehr nicht mehr in dem gewohnten Ausmaß leisten werden können und ein Elektroauto unausweichlich sein wird, weil der Benzinpreis durch den Mangel an Emissionsrechten 10€ pro Liter erreicht.
D.h. wir würden eine gnadenlose Pleitewelle in der Wirtschaft und Industrie sehen, welche sich den hohen CO2 Preis nicht leisten können.
Diese Pleitewelle würde nicht erst 2040, sondern wahrscheinlich zeitnah bereits 2030 oder früher erfolgen, weil man nicht in der Lage sein wird, JEDES Jahr den CO2-Ausstoß um 5% senken zu können.
Und je näher man dem Ziel kommt, desto schwieriger wird es.
Es ist vergleichsweise einfach fossile Kraftwerke abzustellen, weil die Technologien existieren um ohne fossile Kraftwerke auskommen zu können.
Anders sieht es dann schon in der Landwirtschaft oder Chemieindustrie aus, bei denen es sich viel schwieriger gestaltet.
Deshalb ist es geradezu sträflich, dass man in 60% der Zeit nur 40% der notwendigen Einsparungen erreichen konnte.
Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Emissionsrechtehandel zu solch Konsequenzen führen wird?
Meiner Meinung nach sehr unwahrscheinlich. Man würde ein solches System den "Bedürfnissen" anpassen und dem Greenwashing ein weiteres Kapitel hinzufügen.
Unterdessen verliert man weitere wichtige Jahre und stellt zukünftige Generationen vor dann wirklich unlösbaren Aufgaben.
Das ist wie bei so manch fragwürdigem Autokredit, bei dem man mit niedrigen Raten von 99€ / Monat wirbt, den Anschein einer leichten Finanzierbarkeit erweckt und dieses Angebot mit einer Schlussrate von 10000€ abrundet.
Man kann es drehen und wenden wie man will, 99€ pro Monat sind eben nicht genug für den PKW.