Culture Club
Seite 2210 von 2440 Neuester Beitrag: 17.11.24 21:38 | ||||
Eröffnet am: | 22.09.12 21:13 | von: Fillorkill | Anzahl Beiträge: | 61.994 |
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Im Fall der Serie „Life in West America“ des finnischen Künstlers Roope Rainisto könnte die Antwort in etwa so lauten: „Two women standing next to each other holding drinks, colorized photo by Ed Ruscha, 70ies, America, societal despair, detailed, Leica, 35mm“. Oder „A car sitting in the dirt, in the style of William Eggleston, american realism, 1970s, velvia“. Oder: „Man in an office full of copy machines, colorized photo by Robert Frank, featured on tumblr, lowbrow, Kodacolor“. Rainistos fotorealistische Bilder erinnern an die Aufnahmen von berühmten amerikanischen Fotografen aus den Siebzigerjahren, am ehesten vielleicht an die stilprägenden Alltagsaufnahmen von Stephen Shore: Neonschilder an menschenleeren Kreuzungen, Motels und Tankstellen, Parkplätze und Pools, Vorgärten, Schaufenster, Cars and Girls.
Im Fall der Serie „Life in West America“ des finnischen Künstlers Roope Rainisto könnte die Antwort in etwa so lauten: „Two women standing next to each other holding drinks, colorized photo by Ed Ruscha, 70ies, America, societal despair, detailed, Leica, 35mm“. Oder „A car sitting in the dirt, in the style of William Eggleston, american realism, 1970s, velvia“. Oder: „Man in an office full of copy machines, colorized photo by Robert Frank, featured on tumblr, lowbrow, Kodacolor“. Rainistos fotorealistische Bilder erinnern an die Aufnahmen von berühmten amerikanischen Fotografen aus den Siebzigerjahren, am ehesten vielleicht an die stilprägenden Alltagsaufnahmen von Stephen Shore: Neonschilder an menschenleeren Kreuzungen, Motels und Tankstellen, Parkplätze und Pools, Vorgärten, Schaufenster, Cars and Girls.
Ob Rainisto nun ein lange übersehenes Genie ist oder nur ein Mann, der zum richtigen Zeitpunkt genug Zeit für Experimente am Computer hatte, wird sich zeigen. Er ist nicht der Einzige, der diese Form der Bildgestaltung für sich entdeckt hat, ein Genre, das manche „Post-Photography“ nennen, andere „AI Art“. Für die Onlinegalerie Fellowship hat er gerade eine Ausstellung von zehn Künstlern kuratiert, die wie er selbst die unendlichen kreativen Möglichkeiten der Bildgeneratoren erforschen. Rainisto ist es am liebsten, sich einfach als Künstler zu bezeichnen – was für viele seiner traditionell arbeitenden Kollegen womöglich die größte Provokation ist. Für manche sind künstliche Bilderfluten, wie sie der Finne produziert, gerade keine Kunst; sondern deren Ende.
In jedem Fall muss man Rainistos Arbeit eine gewisse historische Qualität zugestehen. Was seine KI-Fotos so interessant macht, ist, dass sie für einen ganz besonderen Moment eine sehr angemessene Bildsprache gefunden haben. „Life In West America“ bezeichnet er als „Zeitkapsel-Kollektion“, die eine flüchtige Phase in der Entwicklung solcher generativen Modelle festhält; einen Augenblick, in dem sie noch nicht perfekt genug funktionieren, um ihre Mechanik vollständig zu verbergen, und in dem – gerade noch – ein paar Glitches, ein paar Risse im System, auf bisher unentdeckte Konstruktionsprinzipien hindeuten.
In jedem Fall muss man Rainistos Arbeit eine gewisse historische Qualität zugestehen. Was seine KI-Fotos so interessant macht, ist, dass sie für einen ganz besonderen Moment eine sehr angemessene Bildsprache gefunden haben. „Life In West America“ bezeichnet er als „Zeitkapsel-Kollektion“, die eine flüchtige Phase in der Entwicklung solcher generativen Modelle festhält; einen Augenblick, in dem sie noch nicht perfekt genug funktionieren, um ihre Mechanik vollständig zu verbergen, und in dem – gerade noch – ein paar Glitches, ein paar Risse im System, auf bisher unentdeckte Konstruktionsprinzipien hindeuten.
50.000 Bilder hat Rainisto generiert, 499 davon für die Serie ausgewählt, die er auf der Plattform Open Sea als NFT verkauft. Das Kuratieren sei die eigentliche Arbeit, sagt er, der Großteil sei zwar technisch perfekt und entspreche visuell genau dem Stil der anderen. Aber nur eines von hundert Bildern sei eben offen genug für Interpretationen, habe die richtige Mischung von Zufall und Kontrolle: ein Geheimnis. Rainisto vergleicht das gerne mit dem japanischen Konzept des „Shoshin“, des „Geistes des Anfängers“, einer Unvoreingenommenheit bei der Erfahrung der Welt. „Eines Tages wird die KI gelernt haben, dass eine Hand fünf Finger hat. Dann wird es schwer sein, sie zu bitten, eine Hand mit zehn Fingern zu zeichnen“, sagt Rainisto.
Worin aber besteht das Geheimnis der Maschinenbilder? Womöglich ist es nur ein tradierter Reflex, der einer surrealen, unheimlichen Ästhetik grundsätzlich die besondere Fähigkeit unterstellt, verborgene Wahrheiten oder Empfindungen auszudrücken. Sicher kann man auch die bizarrsten der Automatenbilder technisch einfach auf Stochastik zurückführen und die Irritationen, die sie auslösen, als esoterische Verklärung abtun. Aber Stable Diffusion wurde mit einem Datensatz von fünf Milliarden Bildern trainiert. Wäre es nicht möglich, dass sich darin transzendentale Muster verbergen, von denen wir bisher nichts geahnt haben? Menschheitsmysterien, die sich, ähnlich, wie man es von behavioristischen Erkenntnissen durch Big Data kennt, nur auf dem Weg maschineller Auslesung und Neusortierung finden lassen?
Bestärkt wird diese Ahnung, dass die Schöpfung der KI-Bilder gewissermaßen von einem doppelten Schleier umgeben sei, durch den Umstand, dass nur die Entwickler, theoretisch, die genaue Programmierung der Modelle, die Daten, mit denen sie trainiert wurden, die Regeln des Finetunings kennen. Selbst dieses Wissen aber kann nie verhindern, dass in den neuen Anordnungen der Pixel etwas Unberechenbares zum Ausdruck kommt, eine Sehnsucht oder auch nur die Trauer über all die verpassten Möglichkeiten, die Kunstwerke, die nie geschaffen wurden, die Vergangenheit, die sich nie manifestierte. Rainistos KI-Bilder scheinen uns etwas sagen zu wollen, scheinen seinen Anweisungen nie ohne Widerstand zu gehorchen, als wollten sie sich ihren eigenen Reim auf seine Prompts machen.
Wie gesagt: Vielleicht sind derartige Interpretationen selbst nur eine weitere Verblendung, eine Aufladung banaler technischer Prozesse mit einer obsoleten ästhetischen Romantisierung. Aber wenn es jemand schafft, dass seine Bilder so viel zum Schwingen bringen: Ist das dann nicht doch so etwas wie Kunst?
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/...e-rainisto-18870582-p2.html
Ich beschäftigte mich in der Zwischenzeit, inspiriert durch #9:52 mit :
https://de.wikipedia.org/wiki/Koch_Industries
https://de.wikipedia.org/wiki/Pegasus_(Spyware)
Moin
https://www.arte.tv/de/videos/106169-001-A/...us-der-feind-liest-mit/