Culture Club
Seite 2193 von 2441 Neuester Beitrag: 18.11.24 18:55 | ||||
Eröffnet am: | 22.09.12 21:13 | von: Fillorkill | Anzahl Beiträge: | 62.005 |
Neuester Beitrag: | 18.11.24 18:55 | von: Fillorkill | Leser gesamt: | 6.491.891 |
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Ja, vor 30 Jahren war dieses Blümchen superniedlich. Damals hat sich vermutlich so mancher im Grabe nach ihm umgedreht. Ist ja auch ein Thema in meiner Reversibilitätstheorie, wie und weshalb sich Leute über die Zeitlinie in ihrer physischen Präsenz verändern, bekanntlich nicht immer zu ihren Gunsten. Eine Idee dabei ist, dass häufig sowas fehlt wie ein 'Entwurf' und der ursprüngliche positive Wille nur irgendwie abstrakt existiert, quasi als Bereitschaftspotential. Man macht einfach unbefangen drauf los und glückliche Umstände sorgen dafür, dass dieses Potential für einen lebensgeschichtlichen Moment als Blüte aufploppen kann. Doch dann ändern sich Umstände und man kann nichts davon festhalten, eben weil das Underlying fehlt und immer schon gefehlt hat.
Ich weiß nicht, ob es unbedingt eines übergeordneten Entwurfs bedarf. Das wäre in jedem Fall unter allen Lebewesen eine einmalige Besonderheit. Alle anderen Lebensformen kommen zumindest gänzlich ohne aus, um sich selber verwirklichen zu können. Sie scheinen ganz von selbst einem irgendwo im Unterbewusstsein verankerten Programm zu folgen.
Und ich glaube, dass wir Menschen das neben all den Effekten von Erziehung und Sozialisation etc. vom Grundsatz her irgendwo auch tun. Im Hinblick auf unser Bewusstsein, bzw. auf unser bewusstes Reflektionsvermögen, haben wir allerdings die Möglichkeit, uns auch von bewußten Konzeptionen und Entscheidungen leiten zu lassen, was wir dann ebenfalls tun.
Manchmal führt uns unser Unterbewusstsein dabei aber vielleicht besser als jeder bewusst konzeptionierte Entwurf dies jemals vermögen könnte, und manchmal mag ein bewusst konzeptionierter Entwurf auch erforderlich sein, z.B. um ein dysfunktionales unterbewusstes Programm korrigieren zu können.
Mit anderen Worten, ..ich glaube diese Thematik ist letztlich ziemlich individuell.
Wenn man aber das Gefühl hat, dass es tatsächlich eines bewussten übergeordneten Entwurfes bedarf, dann würde ich sagen: Nur zu.
Mein überwiegender Eindruck ist allerdings, dass wir in unseren modernen westlichen Gesellschaften was Lebensplanungen und -entwürfe angeht, tendenziell eher etwas zu Kopflastig als zu wenig unterwegs sind.
So hat jede Lebensphase ihre eigen Aufgaben, Themen und Herausforderungen.
Manche Verhaltensweisen können ideal zu einer bestimmten Lebensphase passen und dort eine richtige Blütephase ermöglichen, während dieselbe Verhaltensweise in einer anderen Lebensphase völlig dysfunktional sein kann.
Sowas passiert m. E. häufig aber weniger durch einen möglichen Mangel an fixen Entwürfen sondern im Gegenteilwohl häufig vielmehr durch das Festhalten wollen an einem liebegewonnenen vergangenen Entwurf.
Und der Schlüssel liegt dabei m.E. auch häufig weniger im Verändern wollen, als im Annehmen können.
Vom Bedarf habe ich oben allerdings gar nicht gesprochen, sondern von dem manifesten Risiko ohne Entwurf zur Variable von Umständen werden zu können was auch ins Auge gehen kann. Vom therapeutischen bzw rehabilitativen Standpunkt aus gesehen stellt sich die Frage, wie eine unglückliche Lebenswirklichkeit umgedreht werden könnte und dann kommt man fast automatisch auf den Entwurf, der ein positives Wozu repräsentiert während das Abwerfen von Unglück notwendig ein rein negatives beschreibt. Der Entwurf ist das, was nach Durchschreiten der 'Schmerzphase' am anderen Ufer wartet, ein lohnendes Ziel das die Anspannung der verfügbaren Ressourcen zu mobilisieren vermag. Für den der mit seinem Way of Life tatsächlich glücklich ist, stellt sich die Frage nach einem Entwurf hingegen nicht. 'Leben das Sinn hat fragte nicht danach' - wie schon die Alten wussten.
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Wir verwenden den Begriff "Entwurf" dann aber möglicherweise etwas anders.
Sartre sieht das umgekehrt: Ausnahmslos jeder verfolgt einen Entwurf qua Existenz, was aber gerne geleugnet wird weil man die damit verbundene Verantwortung nicht übernehmen will bzw kann. Die mannigfaltigen Ich-Probleme resultieren demzufolge letztlich aus einer Flucht vor der Freiheit.