Eine ware Geschichte !!! von P. Kabel
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 23.01.02 13:58 | ||||
Eröffnet am: | 23.01.02 13:55 | von: Sepp | Anzahl Beiträge: | 2 |
Neuester Beitrag: | 23.01.02 13:58 | von: ReWolf | Leser gesamt: | 3.809 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 3 | |
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> > für Tag suchten sie im Bergwerk nach Gold. Jeder der Zwerge war
> > rechtschaffen, fleissig und achtete den Anderen. Wenn einer von ihnen
> > müde wurde, so ruhte er sich aus, ohne das die Anderen erzürnten. Wenn
> > es einem von ihnen an etwas mangelte, so gaben die Anderen bereitwillig
> > und gerne. Abends, wenn das Tagewerk geschafft war, aßen sie
> einträchtig
> > ihr Brot und gingen zu Bett. Am siebten Tage jedoch ruhten sie.
> > Doch eines Tages meinte einer von ihnen, daß sie so recht nicht wüßten,
> > wieviel denn geschafft sei und begann, die Goldklumpen zu zählen, die
> > sie Tag für Tag aus dem Bergwerk schleppten. Und weil er so mit Zählen
> > beschäftigt war, schufteten die Anderen für ihn mit. Bald nahm ihn
> seine
> > neue Arbeit derart in Anspruch, daß er nur noch zählte und die Hacke
> für
> > immer beiseite legte. Nach einer Zeit hob ein Murren an unter den
> > Freunden, die mit Argwohn auf das Treiben des Siebten schauten. Dieser
> > erschrak und verteidigte sich, das Zählen sei unerläßlich, so sie denn
> > wissen wollten, welche Leistung sie vollbracht hatten und begann, den
> > Anderen in allen Einzelheiten davon zu erzählen. Und weil er nicht
> > erzählen konnte, während die Anderen hackten und hämmerten, so legten
> > sie alle ihre Schaufeln beiseite und saßen am Tisch zusammen. So
> > entstand das erste Meeting. Die anderen Zwerge sahen das feine Papier
> > und die Symbole, aber schüttelten die Köpfe, weil sie es nicht
> > verstanden.
> > Es dauerte nicht lange und der Controller (denn so nannte er sich
> > fortan!) forderte, die Zwerge, die da Tagein, Tagaus schufteten, mögen
> > ihm ihre Arbeit beweisen, in dem sie ihm Zeugnis auf Papier ablegten
> > über die Menge Goldes, die sie mit den Loren aus dem Berg holten. Und
> > weil er nicht verstehen konnte, warum die Menge schwankte, so berief er
> > einen unter ihnen, die Anderen zu führen, damit der Lohn recht
> > gleichmäßig ausfiele. Der Führer nannte sich Manager und legte seine
> > Schaufel nieder. Nach kurzer Zeit arbeiteten also nur noch Fünf von
> ihnen, allerdings mit
> > der Auflage, die Arbeit aller Sieben zu erbringen. Die Stimmung unter
> > den Zwergen sank, aber was sollten sie tun? Als der Manager von ihrem
> > Wehklagen hörte, dachte er lange und angestrengt nach und erfand die
> > Teamarbeit. So sollte jeder von ihnen gemäß seiner Talente nur einen
> > Teil der Arbeit erledigen und sich spezialisieren. Aber ach! Das
> > Tagewerk wurde nicht leichter und wenn einer von ihnen krank wurde,
> > wüßten die Anderen weder ein noch aus, weil sie die Arbeit ihres
> > Nächsten nicht kannten. So entstand der Taylorismus.
> > Als der Manager sah, daß es schlecht bestellt war um seine Kollegen,
> > bestellte er einen unter ihnen zum Gruppenführer, damit er die Anderen
> > ermutigte. So mußte der Manager nicht mehr sein warmes Kaminfeuer
> > verlassen. Leider legte auch der Gruppenführer, der nunmehr den Takt
> > angab, die Schaufel nieder und traf sich mit dem Manager öfter und
> öfter
> > zu Meetings. So arbeiteten nur noch Vier.
> >
> > Die Stimmung sank und damit alsbald die Fördermenge des Goldes. Als die
> > Zwerge wütend an seine Bürotür traten, versprach der Manager Abhilfe
> und
> > organisierte eine kleine Fahrt mit dem Karren, damit sich die Zwerge
> > zerstreuten. Damit aber die Menge Goldes nicht nachließ, fand die Fahrt
> > am Wochenende statt. Und damit die Fahrt als Geschäftsreise abgesetzt
> > werden konnte, hielt der Manager einen langen Vortrag, den er in
> > fremdartige Worte kleidete, die er von einem anderen Manager gehört
> > hatte, der andere Zwerge in einer anderen Mine befehligte. So wurden
> die
> > ersten Anglizismen verwendet.
> >
> > Eines Tages kam es zum offenen Streit. Die Zwerge warfen ihre kleinen
> > Schaufeln hin und stampften mit ihren kleinen Füßen und ballten ihre
> > kleinen Fäuste. Der Manager erschrak und versprach den Zwergen, neue
> > Kollegen anzuwerben, die ihnen helfen sollten. Der Manager nannte das
> > Outsourcing. Also kamen neue Zwerge, die fremd waren und nicht recht in
> > die kleine Gemeinde paßten. Und weil sie anders waren, mußte auch für
> > diese ein neuer Führer her, der an den Manager berichtete. So
> arbeiteten
> > nur noch Drei von ihnen.
> >
> > Weil jeder von ihnen auf eine andere Art andere Arbeit erledigte und
> > weil zwei verschiedene Gruppen von Arbeitern zwei verschiedene
> > Abteilungen nötig werden ließen, die sich untereinander nichts mehr
> > schenkten, begann, unter den strengen Augen des Controllers, bald ein
> > reger Handel unter ihnen. So wurden die Kostenstellen geboren. Jeder
> sah
> > voller Mißtrauen auf die Leistungen des Anderen und hielt fest, was er
> > besaß. So war ein Knurren unter ihnen, daß stärker und stärker wurde.
> >
> > Die zwei Zwerge, die noch arbeiteten, erbrachten ihr Tagewerk mehr
> > schlecht als recht. Als sich die Manager und der Controller ratlos
> > zeigten, beauftragten sie schließlich einen Unternehmensberater. Der
> > strich ohne die geringste Ahnung hochnäsig durch das Bergwerk und
> > erklärte den verdutzten Managern, die Gründe für die schlechte Leistung
> > sei darin zu suchen, das die letzten Beiden im Bergwerk verbliebenen
> > Zwerge ihre Schaufeln falsch hielten. Dann kassierte er eine ganze Lore
> > Gold und verschwand so schnell, wie er erschienen war.
> >
> > Während dessen stellte der Controller fest, daß die externen
> Mitarbeiter
> > mehr Kosten verursachten als Gewinn erbrachten und überdies die
> > Auslastung der internen Zwerge senkte. Schließlich entließ er sie. Der
> > Führer, der die externen Mitarbeiter geführt hatte, wurde zweiter
> > Controller.
> >
> > So arbeitete nur noch ein letzer Zwerg in den Minen. Tja, und der
> lernte
> > in seiner kargen Freizeit, die nur noch aus mühsam errungenen,
> > abgebummelten Überstunden bestand, Schneewittchen kennen, die ganz in
> > der Nähe der Mine ihre Dienste anbot. Dann holte er sich bei ihr den
> > Siff und verreckte elendig. Die Firma ging pleite, die Manager und
> > Gruppenführer und Controller aber fanden sich mit großzügigen Summen
> > gegenseitig ab und verpissten sich, um der Anklage wegen Untreue zu
> > entgehen, ins Ausland und diese deprimierende, aber wahrheitsgetreue
> Geschichte
> > ist aus.