Argumente, warum der DAX weiter fallen "muß"
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 11.09.01 12:57 | ||||
Eröffnet am: | 10.09.01 22:32 | von: Seth Gecko | Anzahl Beiträge: | 16 |
Neuester Beitrag: | 11.09.01 12:57 | von: Seth Gecko | Leser gesamt: | 1.742 |
Forum: | Börse | Leser heute: | 2 | |
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Aber jetzt zu den in der Headline versprochenen Argumenten:
1.)
Der Höchsstand des DAX lag bei über 8000 Punkten, glaube ich (bin jetzt zu faul nachzusehen). Bei einem momentanen Stand von 4670 Punkten, denkt sich jeder erstmal: Wir haben schon über 40% korrigiert, recht viel tiefer kann es eigentlich nicht runter gehen. Außerdem sind wir schon 20% unter der 200-Tages-Linie. Blödsinn. Schon der Ausgangspunkt ist falsch: Die 8000 Punkte waren nicht nur eine Übertreibung nach oben, sie waren die Übertreibung des Jahrhunderts. Diese begann Ende 1999 und gipfelte im März 2000. Denken wir uns diese "Superbubble" weg, ergibt sich ein Punktestand von ziemlich genau 5250 Punkten. Schon bei diesem Stand (Oktober 1999!!!) war die Übertreibung mehr als nur signifikant. Und von 5250 bis zum aktuellen Stand beträgt das Minus nicht einmal 15%. Und nach einer alten, simplen, aber bis dato unwiderlegten und seit der Eroberung der Neuen Welt gültigen Börsenregel, folgt auf jede Übertreibung nach oben, eine Übertreibung nach unten. Je größer die Übertreibung nach oben, desto größer ist anschließend die Übertreibung nach unten. Theoretisch ;-)
2.)
Apropos Übertreibung: Einer der Hauptursachen für Übertreibungen ist die Gier. Diese trieb die Kurse Anfang 2000 exzessiv nach oben. Aber natürlich kann man auch aus fallenden Kursen Profit schlagen: Und die Shortseller und Hedgefonds (welche momentan wohl verstärkt auf den Abwärtstrend setzen) verdienen momentan gut, und sind mindestens genauso gierig, wie es die Haussiers Ende des letzten Jahrtausends geworden sind. Natürlich geht man jetzt weiter short.
3.)
Die Fonds müssen verkaufen. Warum? Mittelabflüsse. Das Ganze ist ein Teufelskreis: Weil die Aktienkurse fallen, fallen auch die Kurse der Fonds. Deshalb verkaufen die Anleger ihre Fondsanteile. Weil zu viele Fonds - allen Gerüchten zum Trotz - eine viel zu geringe Cashquote aufweisen, müssen sie Aktien verkaufen, um ihre Ex-Kunden auszubezahlen. Daß führt wiederrum dazu, daß die Aktienkurse fallen. Ein Teufelskreis...
4.)
Kostolany's "Theorem": Die Baisse endet, wenn fast alle zittrigen Hände verkauft haben, und die starken Hände einzukaufen beginnen. OK, vermutlich hat der Großteil der zittrigen schon verkauft, aber die starken haben momentan gar kein "Motiv", zu kaufen: Denn den starken sind die Aktien momentan einfach viel zu teuer.
5.)
Börsenstimmung. OK, das Sentiment ist recht pessimistisch. Aber noch nicht pessimistisch genug. Beispiele Ariva-Postings: An einem Tag wie heute, möchte man davon ausgehen, daß man lauter "Bluuuutbad"-Threads vorfindet. Aber nein, ich gebe www.ariva.de ein, und was schlägt mir ins Gesicht: "Wer jetzt nicht einsteigt, verpaßt den Aufschwung! Das ist der finale Sell-Off!"
Beispiel Börsenfernsehen: Als letzte Woche fast jeder zweite N-TV/N24 Moderator angesichts der Kurse den Tränen nahe war, bedarf es nur einer Nachrcht - nämlich das der NAPM-Index überraschend über den Erwartungen lag - um eben diese Moderatoren in dämliche Jubel-Kaspars zu verwandeln, die uns von der Herbstrallye erzählten. Und so weiter...
6.)
Konjunturaussichten
Diese sind mehr als schlecht. Weltweit. Globalisierungseffekt? Klar, zum Teil. Wann beginnen die Zinssenkungen in USA zu wirken? Tun sie ja schon: M3 wächst. Die Chancen zum investieren sind auch da. Kredite sind billiger geworden, ABER KAUM EINER INVESTIERT. Man kann die Unternehmer ja auch schlecht dazu zwingen. Schließlich sind die USA im moment eher ein Land der unbegrenzten Schulden, denn der unbegrenzten Möglichkeiten. Außerdem hagelt es Entlassungen. Und in letzter Konsequenz, hängt der Erfolg der Weltwirtschaft (weil im "Sog" der mächtigen US-Wirtschaftspotenz) vom US-Verbraucher ab.
7.)
Das allg. Bewertungsniveau. Hierzu hab ich eigentlich schon viel zu viel bei Ariva gepostet ("Bis zum Erbrechen", wird sich der ein oder andere von euch jetzt wohl denken ;-). Deshalb im Telegrammstil.
Laut Wallstreet-Journal momentanes KGV des S&P 500 bei über deutlich über 35. Durchschnitt sind 14. Auch KCV, KBV und KUV liegen deutlich überm Durchschnitt. Das rächt sich mit Sicherheit.
8.)
Stagnationsgefahr
Diese scheint momentan gebannt. Doch die pure Möglichkeit und Aussicht lähmt und limitiert die Handlungsfähigleiten der Notenbanken. Seit Wochen wird öffentlich versucht zu beruhigen: "Der Ölpreis fällt doch", heißt es. Streng genommen steigt er seit einigen Wochen. Natürlich sind wir Gottseidank weit entfernt von den 38$ des letzten Jahres, aber richtig wohl kann man sich noch nicht fühlen.
Diese Liste ließe sich wohl noch recht lang fortsetzten (ständige Rücknahmen der Gewinnprognosen, Beginn der Gewinnwarnungssaison, zunehmend frostigeres Politklima, Abwertung des Dollar, die EU-Bevölkerung die der eigenen Währung skeptisch gegenübersteht), aber ich habe Angst, daß Euch dann beim Lesen Suizidgedanken kommen...
Um das Ganze mit einem versöhnlichen Schluß zu krönen, möchte ich an den guten André Kostolany erinnern, der sinngemäß sagte: Mit annähernd 100 Prozent Cashbestand auf niedrige Kurse zu warten, ist ein ähnliches Vergnügen, wie mit leerem Magen ein gutes Restaurant zu besuchen.
cu, bearish seth
Aber mal ehrlich: Es ist auch ein recht eindeutiges Indiz dafür, daß es sich hier nicht um einen "rational begründeten" Aufschwung, sondern lediglich um ein gemisch aus technischer und psychologischer Gegenreaktion handelt. Leider hab ich hier am Arbeitsplatz keinen TV, aber ich bin mir sicher, die Jungs und Mädels bei N-TV, N24, CNN-Europe und Euronews sehen aus wie glückliche Weihnachtsmänner und Osterhasen. :-) Womöglich erleben wir gerade den Anfang der oben genannten Bearmarketrallye (=Bullenfalle, deshalb mein Ratschlag: Skeptisch bleiben, emotionslos und rational trifft man immer noch die profitabelsten Investmententscheidungen)
@Kicky
Vielen Dank für den Kommentar. Du hast meine Intention, diesen Beitrag zu schreiben, genau richtig interpretiert. Am Bashen ist mir wahrlich nichts gelegen.
@Hagen
Kassandraaaaaa!!!!!!! ;-)
cu, seth
cu, seth
ich erwaret eine typische 3 tagesreaktion an der nasdaq, gestern war tag 1 mit stagnierenden kursen.
das problem ist derzeit der dow, der ist noch nicht ausgebrannt und könnte die nasdaq mit in die tiefe reißen. die sich verschärfenden downtrends sind unerbittlich.
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Die 400-jährige Geschichte der Börse ist eine Folge von Booms und Börsenkatastrophen. Die meisten hat man längst vergessen. Einige aber haben die Welt verändert und Einzug in die Geschichtsbücher gefunden.
Der Crash am Neuen Markt hat den Einzug in die Geschichtsbücher geschafft.
Hoffen wir, daß der Neue Markt nun zum letzten Mal negative Geschichte geschrieben hat und daß diesem Crash wieder der Boom folgt!
Inzwischen hat aber auch der Dow kräftig nachgegeben. 20 Prozent oder mehr, glaube ich (bin kein großer Kopfrechner :-). Und ich kann mir nicht vorstellen, daß der Dow auch nur annähernd so viel Prozent verliert, wie der DAX, WEIL:
Die letzte Übertreibung (von 5250 auf 8000) am DAX ist eigentlich nur der Allianz und den damals 4 Technologietiteln zu verdanken: Sündenbock ist hier vor allem die Dt. Telekom (aber auch Mannesmann und die anderen). Die Telekom hatte damals ein ungeschickt großes Indexgewicht (jetzt immer noch, aber nict mehr so dramatisch), und war als die Volksaktie der Deutschen natürlich das Spekulationsobjekt schlechthin. Solche überproportionalen "Ausreißer" gab es im DJIA eher nicht.
cu, seth
Aber irgendwann werden auch unsere Kinder denselben Fehler wie wir und unsere Ahnen machen.
cu, seth (der jetzt Ariva verläßt, um doch noch ein bißchen was zu arbeiten)
zu Deinem Statement, kann ich nur eines sagen: BRAVO.
Es entspricht exakt meiner Meinung zur aktuellen Börsenlage.
Ich möchte nur ergänzen, daß nicht nur der DAX fallen muß.
Der fällt erst, wenn DJ, NDX und NM fallen. Seit 1 Woche
bin ich 100%ig cash und werde bis Mitte nächster Woche warten.
Dann erst werde ich über weitere Investitionen entscheiden.
Diese Woche werden einige wichtige Wirtschaftindices aus den USA
bekanntgegeben und möglicherweise auch schon die ersten Gewinnwar-
nungen dieser Saison. Also abwarten!
Gruß
NC
p.S.
Seth Gecko, ein interessanter Name, was bedeutet er?
Seth: Jüdischer (jiddischer) Name. Bin zwar selbst Katholik und kein Fan der koscheren Küche, mag aber die jiddische Art mit Geld umzugehen, und auch die jiddische Grundregel der Konversation: "Wenn Dir jemand a Fragn stellt, worauf die Antwort Zeit zum Nachdenken braucht, dann stell erst a mal a Gegenfrage."
Gecko: Eine kleine Echse. Assoziazionen: Eklig, kalt, schnell, gemein. Diese 4 Attribute treffen manchmal auf meinen "PostingStil" bei Ariva zu, der oft sarkastisch, zynisch, aggresiv und provokativ ist (meine zweite, dunkle Persönlichkeit ;-)
Außerdem gefiel mir die erste Hälfte des Films "From Dusk Till Dawn" sehr gut. Die zweite Hälfte ist Blödsinn. In der ersten Hälfte spielen Quentin Tarantino und George Clooney zwei gewalttätige und ziemlich üble Bankräuber. Clooney's Name im Film: Seth Gecko. Und der ist ein richtiges Arschloch (und das machte die Rolle für mich irgendwie sympatisch).
cu, seth
Du kannst nicht den DOW mit dem DAX vergleichen, die Zusammensetzung
ist unterschiedlich. Der DOW spiegelt viel besser die US-Wirtschaft,
der DAX ist technologielastig. Grob gilt der DOW als Industrieindex,
der DAX eher als Performensindex.
Die Theorie, daß die Aktien im gleichen Maße der Übertreibung nach
oben, einer Übertreibung nach unten ausgesetzt werden ist nicht
haltbar. Den Faktor Wachstum fehlt bei dieser Betrachtung.
Sonst stimme ich Dir zu. Eine schnelle Erholung ist nicht in Sicht. Zu viele haben sich die Finger verbrannt.
Viktor
Gruß
NC
mein posting bezog sich auch eher auf kurzfristige aussichten. nach einigen sentimentdaten liegt der dow deutlich über dem april, so daß ein weiterer fall möglich ist.
fragt mich bitte nicht nch meinem synonym, mir viel nicht anderes ein. mit der bundeswehr habe ich nichts zu tun.
DJIA und DAX sind 30 Blue Chips aus USA/Deutschland.
Eben weil deren detaillierteZusammensetzung unterschiedlich ist, komme ich zur Auffassung, daß der Dow wohl nicht 50 Prozent abstürzt, wie es der DAX wohl tun wird. Allerdings habe ich da doch glatt Microsoft vergessen. Danke, sfor. Trotzdem bleibe ich dabei: Der DAX wird den Dow weiterhin underperformen. Einen DJIA unter 5000 Punkten kann selbst ich mir nicht vorstellen ;-)
cu, seth