Ich habe Doktor Plagiat gefunden- was tun?
Seite 1 von 2 Neuester Beitrag: 21.01.18 18:34 | ||||
Eröffnet am: | 16.05.11 10:04 | von: initialsprengs. | Anzahl Beiträge: | 31 |
Neuester Beitrag: | 21.01.18 18:34 | von: powerranger. | Leser gesamt: | 9.610 |
Forum: | Talk | Leser heute: | 3 | |
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ich werde hier keine Namen und keine Details nennen, doch die moralische Komponente würde ich gerne diskutieren.
Bei der Erstellung meiner Diplomarbeit habe ich eine Dissertation gefunden, die mein Thema wunderbar abdeckte. Einige Wochen später fand ich in den Untiefen unserer Unibibliothek ein weiteres Buch zur Thematik und als ich dieses durchlas dachte ich mir immer, dass ich den Text doch irgendwo her kenne...
Dann legte ich die beiden Bücher nebeneinander und siehe da: über 120 Seiten wurden vom einen Autor zu 100% übernommen. Sogar kursiv gedruckte Texte sind im Nachfolgerbuch ebenso kursiv gedruckt. Im Quellenverzeichnis ist keine Spur vom ursprünglichen Buch zu finden. So dreist abgeschrieben, dass man es sich gar nicht vorstellen kann.
Der Autor des Plagiats ist mittlerweile Professor an einer FH und schmückt sich auf der eigenen Homepage mit seiner Doktorarbeit... Das ist kaum begreifbar. Meine Frage war: ist der so blöd oder ist der einfach unwissend? Theoretisch könnte es auch sein, dass beide Autoren einen Ghostwriter hatten...
Naja, zurück zum Thema: jetzt weiss ich nicht was ich denn nun tun soll? Geht mich das etwas an und wende ich mich an ein öffentliches Forum, so dass ich den Menschen hinter der Doktorarbeit seiner Existenz beraube? Oder geht mich das zwar etwas an, aber ich habe nicht das Recht irgendwelche fremden Personen in Misskredit zu bringen?
Ich selbst werde die Person nicht direkt ansprechen- das einzige was ich im Moment überlege ist, dem Autor der ursprünglichen Arbeit einen Hinweis zu geben, dass seine Arbeit einige Jahre später erneut aufgetaucht ist- und zwar kopiert mit anderem Titel. Was der dann daraus macht ist seine Sache.
Ich habe die beiden Arbeiten Freunden von mir gezeigt, die an einer Universität selbst eine Doktorarbeit schreiben und die waren fassungslos und schockiert, wie dreist der Ideenklau war.
Jetzt in die Runde gefragt: was würdet ihr tun? Für mich ist das eine seltsame Konstellation!
Gruß
Im Laufe eines Habilverfahrens wird die bisherige wissenschaftliche Arbeit aufs genaueste geprüft und das nicht von gescheiterten Doktoranden sondern von den Grossmotzen des Metiers. Ausserdem muss er seine Leistungsfähigkeit auf dem Gebiet nachweisen, da es nicht um einen "Schmuckdoktortitel" wie bei Politikern und irgendwelchen Wirtschaftsfuzzis geht.
Kennst wohl offensichtlich die Verfahrensweisen nicht.
Also: Wer sagt dir das der Prof Prof ist wegen seiner wissenschaftlichen Leistung? Oder ist das nur ein gegenseitiges Gepusche durch abhängigkeiten und angedeutete Erkenntnisse über Plagiate und "das mache ndoch alle so"?
"Hey Prof, her mit der Auszeichnung in der mündlichen Prüfung, sonst plauere ich über ihre Doktorarbeit!"
Es gibt offensichtlich Leute, die meinen das sei zu 60 bis 70% normal. Ich finde es zum kotzen, wie koruppt und kaputt Teile der Gesellschaft sind und Ehre, Fleiß und echte eigene Arbeit nichts mehr zählen.
Also, mein Rat an Dich: wenn Du was unternehmen willst, schick dem Professor einen Hinweis und teile ihm mit, was Du entdeckt hast. Er wird sich daraufhin möglicherweise bei Dir melden und hierzu Stellung nehmen (im Moment der aktuellen Hetzjagden sowieso).
Ich würde nicht an "die Öffentlichkeit" gehen, warum auch? Was hättest Du persönlich davon, mal ganz ehrlich?
Du weißt nichts über diesen Menschen, Du kennst die Hintergründe nicht, also versuche -wenn es Dich drängt- diese herauszufinden.
Diese öffentlichen Pranger, die es mittlerweile im Netz gibt, haben mehr was vom Mittelalter als von einer fortschrittlichen Gesellschaft, hiervon würde ich Abstand nehmen...denn wenn Du mit einer Veröffentlichung dieses Sachverhalts unter Umständen Familienschicksale hervorrufst, dann musst Du auch persönlich mit diesem Gewissen leben können!
@ Jon Game: das ist genau die Frage! Du magst den Raub geitigen Eigentums nicht als schlimm erachten, aber was tust du wenn du jemanden dabei erwischst wenn er die Handtasche einer älteren Dame klaut? Sagst du auch: "... was habe ich davon, wenn ich einschreite...?" Sollte die Mehrheit der Gesellschaft dieser Einstellung folgen, wird es knapp für Deutschland.
Eigentlich geht es auch bei mir um die Frage, ob der Diebstahl geistigen Eigentums ein Kavaliersdelikt ist oder eben mehr? Wann schreitet man ein, wann sollten einem die Taten anderer egal sein? Ist das notwendige Zivilcourage?
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/liste/l/10
Meine persönliche Meinung:
Ich denke es geht um Zivilcourage und die solltest Du zeigen. Der Plagiator hat den Fehler gemacht, nicht Du und Du trägst jetzt etwas mit rum, für das Du keine Verantwortung hast.
Meld Dich bei der Uni (Promitionsausschuss, Vertrauens-Dozent) und berichte genau so, wie Du es hier getan hast. Wenn die Uni Interesse an sauberer Arbeit hat, wird und muss sie etwas unternehmen. Wenn sie es nicht weiterverfolgen, liegt es nicht an Dir.
Also: Was soll direkte Kommunikation? Frag dich zunächst was du dir davon versprichst? Wenn er dir eine gute Geschichte erzählt, dann ist es doch ok 120 Seiten komplett ohne Hinweis 1:1 abzuschreiben?
Und mit dem Wissen um seine Leiche im Keller hast du vielleicht einen persönlichen Vorteil?
Lass dich nicht in den Sumpf mit reinziehen.
Die Gewissensfrage
"Ich arbeite in einem Forschungslabor an der Universität und habe mitbekommen, dass ein Kollege Daten unsauber erhoben hat – und ich habe ihn auf den Fehler hingewiesen. Während meines Urlaubs wiederholte er das Experiment, und ich vermute, dass er wieder nicht korrekt gearbeitet hat. Hätte ich ihn noch einmal ansprechen sollen? Auch auf die Gefahr hin, ihn vor unserem Chef bloßzustellen?"
1946 veröffentlichte der Mediziner und Philosoph Karl Jaspers die Schrift Die Idee der Universität. Sie beginnt mit dem Satz: »Die Universität hat die Aufgabe, die Wahrheit in der Gemeinschaft von Forschern und Schülern zu suchen.«
Jaspers, der sich auch philosophisch mit dem Begriff der Wahrheit auseinandersetzte, meinte, dass diese Suche durch Wissenschaft zu erfolgen habe, und beschreibt die Wissenschaft als »methodische Erkenntnis, deren Inhalt zwingend gewiss und allgemeingültig« sei. Daraus folgt für ihn die Bedeutung der Methode. Wissenschaft könne es »nur zusammen mit dem methodischen Bewusstsein: ich weiß mit dem Wissen von dem Wege, der mich zu einem Ergebnis führt« geben.
Jaspers Schrift würde ich, ungeachtet aller Entwicklungen der Wissenschaftstheorie seither, gern jedem Studenten, Wissenschaftler, Hochschullehrer, -reformer und -politiker zur Pflichtlektüre aufgeben. Sie enthält neben Grundlegendem zur Universität aber auch die Lösung Ihrer Frage: Wenn die Ergebnisse methodisch fragwürdig gewonnen wurden, haben sie keinen Wert und dürfen so nicht stehen bleiben. Wenn sie deshalb falsch sind, erst recht nicht. Die Wissenschaft dient nicht der Profilierung der Wissenschaftler, sondern der Suche nach der Wahrheit; mag man sie nun finden oder nicht – man muss sie anstreben.
http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/31615
Die alte Dame kommt zu Schaden ich würde sofort eingreifen, dazu muss ich nicht nachdenken, da handle ich direkt. (ich weiss in diesem Moment ohne Nachzudenken was richtig/falsch ist und was ich dazu beitragen kann)
In diesem Bsp kommt jemand (schwaches) zu einem direkten Schaden.
Anders sieht es mM nach in Deinem Fall aus.
Ist jemand zu Schaden gekommen (ev ja, Diebstahl geistigen Eigentums)
Aber dieser Person (solle es sich tatsächlich um Diebstahl handel) ist kein direkter Schaden entstanden (finanzieller Verlust ect). Denke in den meisten Fällen wird diese Person in ihrem ganzen Leben nicht von diesem Diebstal erfahren. Mit den heutigen Möglichkeiten wohl immer öfter als noch vor 50 Jahren.
Aber wo genau ist der Schaden enstanden, bzw wie lässt er sich beziffern?
Denke höchstens in einer Art Ertragsausfall.... aber wohl nichteinmal das. In den meisten Fällen genügt es ja auf die Quelle zu verweisen.
Ein Schaden ist ev an der Uni entstanden die jemandem eine Auszeichnung verleiht die er so nicht verdient hätte.
Wie auch immer die Entscheidung bleibt bei Dir, überlege Dir alle möglichen Konsequenzen und frage Dich ob Du mit denen leben kannst.
Ich würde in diesem Fall auf mein Herz hören....wie im Fall der bestohlenen alten Dame