Eine Einschätzung - stimmt das so?
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 10.10.08 16:26 | ||||
Eröffnet am: | 10.10.08 16:26 | von: tztz | Anzahl Beiträge: | 1 |
Neuester Beitrag: | 10.10.08 16:26 | von: tztz | Leser gesamt: | 1.919 |
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Habe ich noch Aktien? - Seit der Dotcomblase keine mehr. Außer einer kleinen Summe in einem Aktienfonds (als Sparplan).
Lassen CDS die Kurse crashen? (http://www.zeit.de/2008/26/Finanzkrise)?
Meine Meinung dazu: DUMMGELABER!
Gut, ok. Wahrsheinlich könnte es sich bei den Derivaten, dazu zähle ich mal auch diese CDS, auch um Bubble-Ökonomie handeln. Aber die Derivate sind im Moment nicht das Problem, diese Bubble ist stabil.
Die Banken beutelt momentan eine heftige Refinanzierungskrise, ein kompliziertes Ding.
In Kurzform, ich gehe da mal einfach von mir aus:
Am Beispiel Beinahepleite der HRE, die ausgelöst durch Liquiditätsengpässe der Immobilientochter Depfa. Was war passiert? Geschäftsmodell der Depfa bestand in der Finanzierung großer Immobilienprojekte, wie Firmenpaläste, Fabrikhallen, Brücken und Autobahnabschnitte - alles Geschäfte, deren Laufzeiten sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken. Das ist ein kontinuierliches Geschäft, in der Folge hat die Depfa kurz-, mittel- und langfristige Forderungen gegen ihre Kreditnehmer. Nun wäre es nur seriös, und ich gehe davon aus, jeder Immobilienbanker lernt das in seiner Ausbildung, entsprechend der Altersstruktur der Forderungen auch die Laufzeiten der Refinanzierung aufzubauen (fällt mir Leverage-Effekt ein, oder war das was anderes? - egal). So dass im Falle eines GAU die Immobank halt keine neue Finanzierungen auf die Beine stellen kann, sondern die Altgeschäfte halt normal weiterlaufen lassen kann. Nun hatten die Depfa-Verantwortlichen, und wahrscheinlich auch andere Bankmanager (ich denke nur an Ackermann: 25% Rendite war Zielvorgabe), aber rotierende Dollarzeichen in den Augen und trimmten ihre Geschäfte auf Teufel komm raus auf Maximalrendite. In der Depfa erfolgte das, indem man so gut wie ausschließlich nur kurzfristige Refinanzierungen abschloss. Diese Kurzfristgelder (Interbankengeld - wenige Tage, bis hin zu kurzlaufenden Pfandbriefen - zwei bis 5 Jahre) waren natürlich deutlich zinsgünstiger als z.B. Refinanzierungen über 30 oder 50 Jahre. Und damit hebelte die Depfa ihre Unternehmensgewinne. Die Bankmanager hefteten sich ihre tollen Gewinne stolz ans Revers und zahlten sich dicke Gehaltsboni aus. Das Ganze war ein Superding, ein florierendes Geschäftsmodell, das über Jahre sehr gut funktionierte, weil es genug billiges Kurzfristgeld gab. So z.B. auch den hbe0ek, einen Pfandbrief den mir die CoBa letztes Jahr aufschwatzen konnte. Der Pfandbrief, ein angebliches Witwen-und Waisenpapier - guckst du selber, der Kurs redet Bände. Aber auch das war noch nicht das Problem.
Da gab es nun in den USA einen Megaboom bei Privatimmobilien, insbesondere auf dem Markt der schlechten Schuldner. Das war der blanke Wahnsinn, gibts genug Beiträge und Foren dazu - selber lesen fetzt mehr. Die US-Banken fuhren fette Renditen damit ein, erkannten aber auch das Risiko. Wobei die Überseebanken halt aber auch ein Stück vom Renditekuchen haben wollten, auf Teufel komm raus. Die Schrottkredite wurden also in schicke Kisten verpackt, evtl. wurde noch gehebelt indem ein Teil der Refinanzierung mit in die Kiste kam. Dann wurden Wirtschaftsprüfer dafür bezahlt, dass sie auf die schicken Kisten ihren Stempel "allerbeste Ware" draufhauten. Und die Kisten wurden nach Übersee verkauft, halt auch nach Deutschland. Dieses Geschäftsmodell funktionierte solange ganz prima, wie die Immopreise in den USA immer weiter stiegen und die eigentlich unzahlbaren Raten durch immer neue Kredite abgedeckt wurden.
Ich erinnere mich da an einen Beitrag im TV, da verstand eine Amerikanerin die Welt nicht mehr, jahrelang brauchte sie nur anzurufen, kam ein Typ von der Bank, kurz danach bekam sie frisches Kredit-Geld von ihrer Bank, damit zahlte sie ihre Raten und ihren Lebensstandart. Und nun mit einmal habe ihr die Bank kein Geld mehr geben wollen, ja sogar die Altkredite sofort fällig gestellt, das wären doch alles nur Gangster.
Und da es eine Art Naturgesetz zu sein scheint, dass Bubbles irgendwann platzen, tat die Immo-Kreditblase in den USA ebendas. In der Folge mussten viele Banken ihre Gewinnaussichten und damit halt auch ihre Zukunftsprognosen senken. Ein Riesenproblem war dabei die Salamitaktik der Bankmanager. Die Bankmanager kommunizierten nach außen, man habe die Risiken erkannt und wertberichtigt, es bestände keine Gefahr mehr. Doch dann kam die nächste Gewinnwarnung, gefolgt von der nächsten...
Und so begann die Vertrauenskrise. Vergleiche z.B. Lehmann Brothers, bis zuletzt beteuerte man, die Risiken erkannt und berichtigt zu haben, und dann kam aus heiterem Himmel die Pleite.
Die Vertrauenskrise führte dazu, dass die Geldgeber (institutionelle und private, und so auch ich) nicht mehr bereit waren, für Minizinsen ihr Geld an Schuldner zu geben, denen man nicht vertrauen kann. Ich werde die nächsten Jahre jedenfalls keine Pfandbriefe mehr kaufen. Der Markt für billiges Kurzfristgeld trocknete quasi aus. Satirischerweise waren es zuerst wiederum die Bankmanager, die ihre Taschen zunähten, die vertrauen sich nichtmal mehr gegenseitig. Erschwerend kommt hinzu, dass sicherheitsbewusste Geldanleger, so wie ich, ein Elephantengedächtnis haben, es wird Jahre dauern, bis sich die Immobilienfinanzierer das Vertrauen zurückverdient haben werden.
Und aus der Vertrauenskrise wurde so die Refinanzierungskrise. Und weil die Depfa mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht die einzige Bank war, die ihre Gewinne durch billiges Kurzfristgeld hebelte... tja.
Einfachste Lösung wäre eine Zinsanhebung, um durch den Risikoaufschlag die Geldbesitzer, so wie mich, wieder dazu zu animieren, ihr Geld zu verborgen. Wie hoch aber müsste dieser Aufschlag ausfallen, wenn der Totalverlust, die Insolvenz des Schuldners, ins Blickfeld gerät? Und was würde dann passieren?
Rückblende 1929. Auch wenn immer wieder betont wird, es gäbe keine Parallelen zur heutigen Situation, es war ja damals auch keine Immo-Kreditblase sondern eine simple Börsenkursblase, aber deren Platzen führte dazu, dass Besitzer von Buchgeld nicht mehr bereit waren, ihr Geld zu den alten Konditionen zu verleihen. Auch damals steuerten die Zentralbanken mit billigem Staatsgeld gegen. Dann kam man zu der Überlegung, die Prämien (Zinsen) zu erhöhen, damit der Geldmarkt wieder in Schwung kommt.
An dieser Stelle bringe ich mal die heutige Depfa ins Spiel. Wie funktioniert deren Kerngeschäft? Durch Vergabe langfristiger Kredite, besichert durch Hypotheken, berechnen sie ihren Schuldnern Zinsen und generieren damit ihre Einnahmen. Die Einnahmen hängen also direkt mit den vergebenen Zinssätzen zusammen und sind bezogen auf das jeweilige Engagement fest, d.h. man kann nicht mal einfach 5 Prozentpunkte draufschlagen, dem stehen langfristige Kreditverträge entgegen. Auch wenn ich die Höhe der durchschnittlichen Zinseinnahmen der Depfa nicht kenne, ich schätze mal so um die 7 bis 9 Prozent herum, da hast du vielleicht eher Ahnung (wie hoch ist der Zins für deine neue Fabrikhalle?), so wird doch aber deutlich, dass sich die Depfa eine Refinanzierung zu z.B. 10% schlicht nicht leisten kann. Abgesehen davon, dass die Protzpaläste und Mio-schweren Managergehälter ja auch bezahlt werden wollen. Die Depfa würde dann ganz simpel aufgrund Verluste im operativen Geschäft in die Insolvenz schlittern.
Zurück zu 1929. Die Zentralbanken zogen die Zinserhöhung durch. Dann ging es schnell. Erst stürzten die Banken, dann die Produktivunternehmen. Arbeitslose hatten kein Einkommen, die Güterproduktion brach ein, der Rest ist bekannt.
Das macht deutlich, warum heutzutage die Notenbanken die Märkte mit billigem Staatsgeld fluten. Man vermeidet den Fehler von 1929. Ob die Verantwortlichen aber wissen, wohin diese Geldmengenexplosion mittel- bis langfristig führt, wage ich zu bezweifeln. Ich für meinen Teil bin Anhänger der Geldmengentheorie, und kann mir in etwa vorstellen, was dem folgen kann.
Dazu kommt, dass die Refinanzierungskrise der Banken derzeit ihre Kreise zieht. Es besteht die Gefahr, dass allein schon die Kursrutsche zu einem Dominoeffekt führen könnten.
Der gordische Knoten besteht also darin, die Buchgeldbesitzer wieder dazu zu bringen, ihr Geld zu Minizinsen zu verborgen, obwohl die Schuldner suspekt sind. Da eine Zinserhöhung nicht funktionieren wird, habe ich da keine Idee. Vielleicht fällt Dir ja was ein. Dann mail mir das mal schnellstens!
Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, die Notenbanken und Politik spielen auf Zeit, koste es, was es wolle. Vermutlich arbeitet man an Lösungen. Vielleicht war Island ja ein Versuchsballon und vielleicht gibt es momentan irgendwo noch ein oder zwei kleinere Volkswirtschaften, in denen man Lösungen ausprobiert. Ich hoffe, dass sich rechtzeitig eine Lösung findet. Leider machen sich derzeit die Bankmanager in den Medien recht rar, da hoffe ich, dass auch sie an Lösungen arbeiten.
Zu heute halte ich es für möglich, dass die Shorties kurz vor Handelsschluss wieder glattstellen, um nicht übers Wochenende investiert zu sein. Vielleicht schließen wir sogar im Plus. Mal schauen.
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ohmann...
tztz