Die Geschichte vom Sinn des Lebens
Seite 1 von 1 Neuester Beitrag: 19.10.08 16:30 | ||||
Eröffnet am: | 07.10.08 04:49 | von: LGLion | Anzahl Beiträge: | 16 |
Neuester Beitrag: | 19.10.08 16:30 | von: 14051948Ki. | Leser gesamt: | 2.703 |
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am Pier und beobachtete, wie ein kleines Fischerboot mit einem Fischer
an Bord anlegte. Er hatte einige riesige Thunfische geladen.
Der Banker gratulierte dem Mexikaner zu seinem prächtigen Fang und
fragte, wie lange er dazu gebraucht hätte.
Der Mexikaner antwortete: "Ein paar Stunden nur. Nicht lange."
Daraufhin fragte der Banker, warum er denn nicht länger auf See
geblieben sei, um noch mehr zu fangen.
Der Mexikaner sagte, die Fische, reichten ihm, um seine Familie die
nächsten Tage zu versorgen.
Der Banker wiederum fragte: "Aber was tun Sie denn mit dem Rest des
Tages?"
Der mexikanische Fischer erklärte:
"Ich schlafe morgens aus, gehe ein bisschen fischen; spiele mit meinen
Kindern, mache mit meiner Frau Maria nach dem Mittagessen eine
Siesta, gehe ins Dorf spazieren, trinke dort ein Gläschen Wein und spiele
Gitarre mit meinen Freunden.
Sie sehen, ich habe ein ausgefülltes Leben."
Der Banker erklärte:
"Ich bin ein Harvard-Absolvent und könnte ihnen ein bisschen helfen. Sie
sollten mehr Zeit mit Fischen verbringen und von dem Erlös ein größeres
Boot kaufen.
Mit dem Erlös hiervon wiederum könnten sie mehrere Boote kaufen, bis
Sie eine ganze Flotte haben.
Statt den Fang an einen Händler zu verkaufen, könnten Sie direkt an
eine Fischfabrik verkaufen und schließlich eine eigene
Fischverarbeitungsfabrik eröffnen.
Sie könnten Produktion, Verarbeitung und Vertrieb selbst kontrollieren.
Sie könnten dann dieses kleine Fischerdorf verlassen und nach Mexiko
City oder Los Angeles und vielleicht sogar New York City umziehen, von
wo aus Sie dann ihr florierendes Unternehmen leiten."
Der Mexikaner fragte: "Und wie lange wird dies alles dauern?"
Der Banker antwortete: "So etwa 15 bis 20 Jahre."
Der Mexikaner fragte: "Und was dann?"
Der Banker lachte und sagte:
"Dann kommt das Beste. Wenn die Zeit reif ist, könnten sie mit ihrem
Unternehmen an die Börse gehen; ihre Unternehmensteile verkaufen
und sehr reich werden. Sie könnten Millionen verdienen."
Der Mexikaner sagte: "Millionen. Und dann?"
Der Banker sagte:
"Dann könnten Sie aufhören zu arbeiten. Sie könnten in ein kleines
Fischerdorf an der Küste ziehen, morgens lange ausschlafen, ein
bisschen fischen gehen, mit ihren Kindern spielen, eine Siesta mit ihrer
Frau machen, in das Dorf spazieren, am Abend ein Gläschen Wein
genießen und mit ihren Freunden Gitarre spielen."
Das spröde, fast feindselige Geräusch weckt den dösenden Fischer, der sich schläfrig aufrichtet, schläfrig nach einer Zigarettenschachtel angelt; aber bevor er das Gesuchte gefunden, hat ihm der eifrige Tourist schon eine Schachtel vor die Nase gehalten, ihm die Zigarette nicht gerade in den Mund gesteckt, aber in die Hand gelegt, und ein viertes Klick, das des Feuerzeuges, schließt die eilfertige Höflichkeit ab. Durch jenes kaum messbare, nie nachweisbare Zuviel an flinker Höflichkeit ist eine gereizte Verlegenheit entstanden, die der Tourist - der Landessprache mächtig - durch ein Gespräch zu überbrücken versucht.
"Sie werden heute einen guten Fang machen."
Kopfschütteln des Fischers.
"Aber man hat mir gesagt, dass das Wetter günstig ist."
Kopfnicken des Fischers.
"Sie werden also nicht ausfahren?"
Kopfschütteln des Fischers, steigende Nervosität des Touristen. Gewiss liegt ihm das Wohl des ärmlich gekleideten Menschen am Herzen, nagt an ihm die Trauer über die verpasste Gelegenheit.
"Oh, Sie fühlen sich nicht wohl?"
Endlich geht der Fischer von der Zeichensprache zum wahrhaft gesprochenen Wort über. "Ich fühle mich großartig", sagt er. "Ich habe mich nie besser gefühlt." Er steht auf, reckt sich, als wolle er demonstrieren, wie athletisch er gebaut ist. "Ich fühle mich phantastisch."
Der Gesichtsausdruck des Touristen wird immer unglücklicher, er kann die Frage nicht mehr unterdrücken, die ihm sozusagen das Herz zu sprengen droht: "Aber warum fahren Sie dann nicht aus?"
Die Antwort kommt prompt und knapp. "Weil ich heute morgen schon ausgefahren bin."
"War der Fang gut?"
"Er war so gut, dass ich nicht noch einmal auszufahren brauche, ich habe vier Hummer in meinen Körben gehabt, fast zwei Dutzend Makrelen gefangen..." Der Fischer, endlich erwacht, taut jetzt auf und klopft dem Touristen beruhigend auf die Schultern. Dessen besorgter Gesichtsausdruck erscheint ihm als ein Ausdruck zwar unangebrachter, doch rührender Kümmernis.
"Ich habe sogar für morgen und übermorgen genug", sagt er, um des Fremden Seele zu erleichtern. "Rauchen Sie eine von meinen?"
"Ja, danke."
Zigaretten werden in die Münder gesteckt, ein fünftes Klick, der Fremde setzt sich kopfschüttelnd auf den Bootsrand, legt die Kamera aus der Hand, denn er braucht jetzt beide Hände, um seiner Rede Nachdruck zu verleihen.
"Ich will mich ja nicht in Ihre persönlichen Angelegenheiten mischen", sagt er, "aber stellen Sie sich mal vor, Sie führen heute ein zweites, ein drittes, vielleicht sogar ein viertes Mal aus, und Sie würden drei, vier, fünf, vielleicht gar zehn Dutzend Makrelen fangen - stellen Sie sich das mal vor."
Der Fischer nickt.
"Sie würden", fährt der Tourist fort, "nicht nur heute, sondern morgen, übermorgen, ja, an jedem günstigen Tag zwei-, dreimal, vielleicht viermal ausfahren - wissen Sie, was geschehen würde?"
Der Fischer schüttelt den Kopf.
"Sie würden sich spätestens in einem Jahr einen Motor kaufen können, in zwei Jahren ein zweites Boot, in drei oder vier Jahren vielleicht einen kleinen Kutter haben, mit zwei Booten und dem Kutter würden Sie natürlich viel mehr fangen - eines Tages würden Sie zwei Kutter haben, Sie würden...", die Begeisterung verschlägt ihm für ein paar Augenblicke die Stimme, "Sie würden ein kleines Kühlhaus bauen, vielleicht eine Räucherei, später eine Marinadenfabrik, mit einem eigenen Hubschrauber rundfliegen, die Fischschwärme ausmachen und Ihren Kuttern per Funk Anweisungen geben. Sie könnten die Lachsrechte erwerben, er Fischrestaurant eröffnen, den Hummer ohne Zwischenhändler direkt nach Paris exportieren - und dann...", wieder verschlägt die Begeisterung dem Fremden die Sprache.
Kopfschüttelnd, im tiefsten Herzen betrübt, seiner Urlaubsfreude schon fast verlustig, blickt er auf die friedlich hereinrollende Flut, in der die ungefangenen Fische munter springen. "Und dann", sagt er, aber wieder verschlägt ihm die Erregung die Sprache.
Der Fischer klopft ihm auf den Rücken, wie einem Kind, das sich verschluckt hat.
"Was dann?" fragt er leise.
"Dann", sagt der Fremde mit stiller Begeisterung, "dann könnten Sie beruhigt hier im Hafen sitzen, in der Sonne dösen - und auf das herrliche Meer blicken."
"Aber das tu' ich ja schon jetzt", sagt der Fischer, "ich sitze beruhigt am Hafen und döse, nur Ihr Klicken hat mich dabei gestört."
Tatsächlich zog der solcherlei belehrte Tourist nachdenklich von dannen, denn früher hatte er auch einmal geglaubt, er arbeite, um eines Tages einmal nicht mehr arbeiten zu müssen, und es blieb keine Spur von Mitleid mit dem ärmlich gekleideten Fischer in ihm zurück, nur ein wenig Neid.
Heinrich Böll
Die Wahrheit ist übrigens, dass der Fischer nicht genug Fische fängt, um seine Familie zu ernähren, seine Frau schlägt und seine Tochter, die AIDS hat, auf den Strich schickt.
Morgens in Afrika, wenn die Sonne aufgeht,
steht eine Gazelle auf und fängt an zu rennen.
Und während sie läuft, weis sie, sie muss schneller
rennen als der Löwe, denn sonst wird sie gefreßen!
Morgens in Afrika, wenn die Sonne aufgeht,
steht ein Löwe auf und fängt an zu rennen.
Und während er läuft, weis er, er muss schneller
rennen als die Gazelle, denn sonst wird er verhungern!
Morgens in Afrika, wenn die Sonne aufgeht,
ist es egal ob du der Löwe oder die Gazelle bist,
hauptsache du fängst an zu rennen!
what is the difference between life and a prick ?
very simple:
a prick mostly is harder ....
cu
Moderation
Zeitpunkt: 19.10.08 22:32
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Kommentar: Doppel-ID - v.Pummelwurst
Zeitpunkt: 19.10.08 22:32
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Kommentar: Doppel-ID - v.Pummelwurst